| Titel: | Ueber ein Verfahren, galvanische Kupferabdrücke auf Gypsformen hervorzubringen; von Prof. G. Osann. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXVII., S. 270 | 
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                        LXVII.
                        Ueber ein Verfahren, galvanische Kupferabdrücke
                           								auf Gypsformen hervorzubringen; von Prof. G. Osann.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1855 Nr.
                              									20.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Osann, über ein Verfahren, galvanische Kupferabdrücke auf
                           								Gypsformen hervorzubringen.
                        
                     
                        
                           Es ist eine in der Galvanoplastik hinlänglich bekannte Aufgabe, Abdrücke auf Körper
                              									hervorzubringen, welche keine Leiter der Elektricität sind: – In dieser
                              									Beziehung sind mir drei Verfahren bekannt, welche zu diesem Zweck angewendet worden
                              									sind: – 1) die Masse, von der ein Abdruck genommen werden soll, wird vorher
                              									mit einer leitenden Substanz, z.B. fein geschlämmten Graphit, gemengt und hiervon eine
                              									Form gebildet; 2) man überzieht die Form, welche aus einer nicht leitenden Substanz
                              									besteht, mit fein geschlämmtem Graphit, den man mit einem Pinsel aufträgt; 3) man
                              									taucht die Form in eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd, läßt sie trocken
                              									werden und setzt sie dann der Einwirkung von Dämpfen einer Auflösung von Phosphor in
                              									Terpenthinöl aus. – Die beiden ersten Verfahren habe ich geprüft und für
                              									Abdrücke von feinen Formen nicht brauchbar gefunden. Auch habe ich noch keinen
                              									Abdruck gesehen, der nach diesem Verfahren erhalten worden wäre – dagegen
                              									habe ich ein Verfahren aufgefunden, welches billiger als das unter 3. angegebene ist
                              									und allen Anforderungen entspricht. – Ich habe meine Versuche mit
                              									Gypsabdrücken von Münzen angestellt. Man nimmt einen solchen Gypsabdruck, taucht ihn
                              									in eine concentrirte Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd, läßt ihn trocknen und
                              									wiederholt dieß Verfahren einigemal, damit der Gypsabdruck so viel als möglich von
                              									der Kupfervitriollösung aufnimmt. Man trocknet ihn jetzt und hängt ihn nachher an
                              									einem Faden, den man um den Rand zieht, an den Stöpsel des Glases b, Fig. 13, auf, so daß er
                              									ungefähr in zwei Drittel der Höhe vom Boden sich befindet. In das Glas b bringt man zwei Stückchen Phosphor, ungefähr von der
                              									Größe einer Erbse, und gießt Kalilauge so darauf, daß die Oberfläche der
                              									Phosphorstückchen vollkommen davon bedeckt ist. Hierauf wird der Stöpsel auf das
                              									Glas b gefügt und mit einer geschmolzenen Mischung von
                              									gleichen Theilen Colophonium und Wachs überzogen, um ihn luftdicht zu machen. Die in
                              									der Figur angegebenen Glasröhren werden nun durch Oeffnungen gesteckt, welche vorher
                              									in dem Stöpsel angebracht worden waren und dann mit obiger Mischung luftdicht
                              									verkittet. In die Flasche a kommen zwei Stückchen Zink,
                              									etwa von der Größe einer Haselnuß, worauf dann durch den Glastrichter verdünnte
                              									Schwefelsäure gegossen wird. Es entwickelt sich jetzt Wasserstoffgas, welches die
                              									Luft in dem Glasgefäß b mit sich nimmt. Man läßt die
                              									Gasentwickelung ungefähr eine Viertelstunde vor sich gehen, dann stellt man eine
                              									einfache Spirituslampe unter das Gefäß b und erwärmt so
                              									lange, bis sich auf der Oberfläche der Lauge Gasblasen entwickeln. Bei der durch das
                              									durchgeleitete Wasserstoffgas stattgefundenen Verdünnung der atmosphärischen Luft
                              									verbrennt das Phosphorwasserstoffgas nicht, sondern bewirkt eine Zersetzung des
                              									Kupfervitriols, womit der Abdruck durchdrungen ist. Der Abdruck wird bald schwarz.
                              									Hat man die Entwickelung des Phosphorwasserstoffgases in Gang gebracht, so entfernt
                              									man die Lampe und läßt das Glas sich wieder abkühlen. Würde man die Erhitzung
                              									fortsetzen, so würde der Nachtheil entstehen, daß sich Wasser an der Oberfläche des Gypsabdruckes
                              									niederschlüge, was man vermeiden muß. Nachdem die Entwickelung von Gas aufgehört
                              									hat, was man daran erkennt, daß auf der Oberfläche der Kalilauge keine Blasen sich
                              									mehr entwickeln, kann man von Neuem das Gefäß durch die Lampe erwärmen, bis die
                              									Phosphorwasserstoffgas-Entwickelung wieder beginnt. Eine dreimalige
                              									Wiederholung dieser Operation hat mir genügt, um den Abdruck vollkommen mit
                              									Phosphorkupfer zu durchziehen.
                           Man bringt nun den Abdruck, der jetzt auf allen Seiten schwarz aussieht, in einen
                              									galvanoplastischen Apparat und verfährt gerade so damit, als wenn es eine beliebige
                              									Münze von Metall wäre. – Die Niederschlagung des galvanisch ausgeschiedenen
                              									Kupfers geschieht schneller als auf Münzen, weil hier kein Ueberzug von Oel oder
                              									Stearin nöthig ist. Bei der Abnahme des Abdrucks findet man, daß etwas Gyps in den
                              									Fugen hängen geblieben ist, welcher aber leicht durch Waschen mit einer Auflösung
                              									von kohlensaurem Kali daraus entfernt werden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
