| Titel: | Ueber die durch Hrn. A. Patera mit den Joachimsthaler Erzen durchgeführten Hüttenprocesse. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXVIII., S. 271 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die durch Hrn. A. Patera mit den Joachimsthaler Erzen
                           								durchgeführten Hüttenprocesse.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1855, Nr. 48 u. 49.
                        Uber Patera's Hüttenprocess für die Joachimsthaler
                           								Erze.
                        
                     
                        
                           Hr. Adolph Patera, k. k.
                              									Assistent an der Montanlehranstalt in Pribram, hat bereits vor einigen Jahren seine
                              									ersten Versuche über die Aufarbeitung der reichen Joachimsthaler Erze begonnen.Man s. die früheren Mittheilungen im polytechn. Journal Bd. CXXIV S. 57 und Bd. CXXXVII S. 57. Der Zweck dieser Versuche war anfänglich bloß die Gewinnung des Silbers, und
                              									es wurde von ihm hiezu das Extractionsverfahren in Anwendung gebracht. Später
                              									widmete derselbe sein Augenmerk auch der gleichzeitigen Gewinnung des nicht
                              									unbeträchtlichen Kobalt- und Nickelgehaltes dieser Erze. Diese Arbeiten,
                              									welche ihren ununterbrochenen Fortgang nahmen, sind nunmehr so weit gediehen, daß
                              									die erfolgreiche Anwendung des Extractionsverfahrens zur Gewinnung des Silbers im
                              									Großen durch Hrn. Patera für
                              									die Joachimsthaler Erze in jeder Beziehung festgestellt wurde. Von nicht minderem
                              									Erfolge waren aber auch die Versuche zur Ausbringung des Kobalts und Nickels
                              									begleitet. Es gelang Hrn. Patera namentlich durch zweckmäßige und sinnreiche Uebertragung
                              									einiger analytischer Methoden auf die Darstellung im Großen, die bisherigen
                              									ungenügenden Hüttenprocesse zur Gewinnung dieser drei Metalle
                                 										aus ihren Erzen zu vermeiden.
                           Bekanntlich wies Karsten bei der Amalgamation, wo die Erze
                              									mit Chlornatrium geröstet werden, nach, daß sich hierbei Chlorsilber bilde. In der
                              									Folge wurde von Gmelin und Rivero der Vorschlag gemacht zum Ausziehen des Chlorsilbers Ammoniak statt
                              									Quecksilber anzuwenden. Mit Ausnahme von Frankreich jedoch, wo einige Versuche nach
                              									diesem Verfahren ausgeführt wurden, erfreute sich die Methode keiner weiteren
                              									Anwendung. Im Anfange dieses Jahrhunderts entdeckte Wetzlar die Löslichkeit des Chlorsilbers in heißer Kochsalzlösung. Diese
                              									Thatsache wurde von Augustin im Mannsfeldischen zur
                              									Extraction im Großen benützt.
                           Da beim Rösten zur Amalgamation das Chlornatrium erst später zugegeben wird, und es
                              									sich darum handelt, zuerst die Schwefelmetalle in schwefelsaure Salze überzuführen,
                              									so vermied Ziervogl gänzlich den Zusatz von Chlornatrium,
                              									löste das gebildete schwefelsaure Silberoxyd in Wasser und fällte endlich daraus das
                              									Silber durch Kupfer.
                           Alle diese bis jetzt bekannten Methoden der Extraction waren jedoch für die reichen
                              									Joachimsthaler Erze, welche im Durchschnitt 5 Mark Silber und 5–10 Proc.
                              									Nickel und Kobalt enthalten, nicht anwendbar.
                           Das Augustin'sche Verfahren erschien nicht geeignet, weil
                              									beim Rösten mit Chlornatrium ein zu bedeutender Verlust an Silber sich ergab. Die
                              									Methode von Ziervogl aber konnte nicht angewendet werden,
                              									weil die Erze eine beträchtliche Menge Arsen enthalten; es bildete sich nämlich beim
                              									Rösten arsensaures Silberoxyd, welches von der Chlornatriumlösung nicht aufgenommen
                              									wird.
                           Die von Gmelin und Rivero
                              									vorgeschlagene Methode ist endlich eine in ihrer Ausführbarkeit noch nicht
                              									festgestellte, und es konnte daher auf dieselbe nicht weiter reflectirt werden.
                           Hr. Patera versuchte zuerst das
                              									Rothgültigerz, welches den Hauptreichthum der Joachimsthaler Vorkommen bildet, auf
                              									nassem Wege mit Schwefelnatrium zu behandeln. Es sollte hierdurch Schwefelarsen
                              									aufgelöst und das Silber als fein vertheiltes Schwefelmetall ausgeschieden werden,
                              									welches letztere durch eine Auflösung von Kupferchlorid in Chlorsilber verwandelt
                              									wurde; zur Extraction des Chlorsilbers diente endlich unterschwefligsaures Notron
                              									oder Chlornatrium.
                           
                           So schön dieser Versuch aber in theoretischer Beziehung war, so ergab sich dennoch
                              									bei der Durchführung des Verfahrens in größerem Maaßstabe, daß dasselbe zu
                              									umständlich sey. Auch konnten Kobalt und Nickel auf diese Art nicht gemeinschaftlich
                              									mit Silber gewonnen werden.
                           Hr. Patera führte demnach eine
                              									Versuchsreihe durch, wobei sämmtliche drei Metalle durch einen Proceß dargestellt werden konnten.
                           Die Resultate dieser Versuche, deren Erfolg ein gelungener war, setzten Hrn.
                              										Patera in den Stand, dem
                              									hohen k. k. Finanzministerium einen umfassenden Antrag für die Ausbeutung im Großen,
                              									mit einer bedeutenden Kostenersparung gegenüber der currenten Manipulation, zu
                              									unterlegen.
                           Im Folgenden ist eine gedrängte Uebersicht des von Hrn. Patera seiner Vollendung zugeführten Verfahrens
                              									der Zugutebringung zusammengestellt.
                           Die gesammte Aufarbeitung der reichen Joachimsthaler Erze zerfällt in folgende
                              									Operationen:
                               I. Rösten.
                              II. Auflösen.
                             III. Silberfällen.
                             IV. Silberreduciren.
                              V. Silber-Einschmelzen.
                             VI. Trennung des Nickels und Kobalts vom Arsen und
                              									Eisen.
                            VII. Trennung des Nickels vom Kobalt.
                           VIII. Fällen des Nickels.
                              IX. Reduciren des Nickels.
                           
                        
                           I. Rösten.
                           Das von der Grube in erbsengroßen Stücken gelieferte Erz wurde in Partien von einem
                              									halben Centner in einem kleinen Flammofen nach dem Verfahren von Regnault und Cumenge unter
                              									Darüberleiten von Wasserdämpfen geröstet. Der Röstofen war ein gewöhnlicher
                              									ungarischer Flammofen mit Vorwärmherd und Flugstaubkammern. Der Dampf wurde aus drei
                              									Düsen auf das glühende Erz strömen gelassen.
                           Die zum Rösten erzeugte Hitze war eine sehr mäßige und das Erz wurde nur selten
                              									umgekrählt. In 5 bis 6 Stunden dampfte es nicht mehr. Jede so behandelte Partie war
                              									demnach in 6 Stunden gut geröstet. Nickel und Kobalt waren im gerösteten Erze als
                              									gelbe, wasserfreie arsensaure Salze vorhanden, das Silber in metallischem Zustande.
                              									Flugstaub fiel nur wenig ab und derselbe war auch im Verhältnisse zu dem reichen Erze nicht
                              									beträchtlich silberhaltig. Er bestand aus mitgerissenen Erztheilchen, metallischem
                              									Arsen und Asche vom Röstholze.
                           Ein Verlust an Silber fand nach dem angeführten Verfahren des Röstens nicht statt,
                              									weil die chemische Veränderung des Erzes bei ziemlich niedriger Temperatur vor sich
                              									ging und weil die flüchtigen Röstproducte größtentheils mit den Wasserdämpfen
                              									condensirt wurden.
                           Die von der Grube, wie schon erwähnt, in erbsengroße Stücke gequetscht übernommenen
                              									Erze wurden ohne weitere Zerkleinerung geröstet. Dieselben waren zwar vollkommen
                              									durchgeröstet, weil sich aber beim nachherigen Auflösen einige Schwierigkeiten
                              									ergaben und auch die Rückstände noch verhältnißmäßig reich blieben, so ließ Hr.
                              										Patera, um beim weitern
                              									Zerkleinern keinen Metallverlust zu haben, dieselben nach dem Rösten naß mahlen. Es
                              									ging dieß sehr leicht von statten, da das Erz durch das Rösten mürbe geworden war.
                              									Endlich wurde auch diese zweite Methode des Zerkleinerns entbehrlich, da die Erze
                              									durch die Quetsche hinlänglich fein gebracht werden konnten.
                           
                        
                           II. Auflösen.
                           Das Auflösen geschah in hölzernen Gefäßen. Das geröstete Erz wurde in Partien von 37
                              									1/2 Pfund, entsprechend einem halben Centner ungeröstetem Erze, zuerst mit
                              									verdünnter Schwefelsäure bis gegen 40° C. erwärmt. Letzteres geschah durch
                              									Einleiten von Wasserdämpfen. Nach fünfstündiger Einwirkung wurde der Erzrückstand
                              									ausgewaschen. Diese vorläufige Behandlung mit Schwefelsäure hatte zum Zwecke, den
                              									größten Theil des Kobalts und Nickels aufzulösen. Silber hingegen konnte von der in
                              									verdünntem Zustande angewandten Schwefelsäure nicht angegriffen werden; dasselbe
                              									wurde aber hierdurch bloß gelegt und so der nachherigen Einwirkung der Salpetersäure
                              									leichter zugänglich gemacht. Nach Entfernung der schwefelsauren Nickel- und
                              									Kobaltlösung wurde verdünnte Salpetersäure auf das Erz gegeben und wieder mit
                              									Wasserdampf bis circa 40° C. erwärmt. Das Silber
                              									wurde hierdurch energisch angegriffen unter Entwickelung stark rother Dämpfe.
                           Nach 4 bis 5 Stunden hörte die Entwickelung der rothen Dämpfe auf, obwohl die Lösung
                              									noch stark sauer war; ein Beweis, daß sich bei dieser
                                 										Temperatur vom Silber nichts mehr löste. Es wurde hierauf mit heißem Wasser
                              									so lange ausgewaschen, bis die ablaufende Flüssigkeit weder Silber noch Nickel
                              									enthielt. Hatte die Einwirkung der Salpetersäure bei der Temperatur von 40°
                              									aufgehört und man erhitzte die Auflösung sammt dem Erzrückstande in einer
                              									Porzellanschale ohne weiteren Säurezusatz bis zum
                              									Kochen, so entwickelten sich wieder rothe Dämpfe, es wurde sonach wieder Silber und
                              									Nickel aufgelöst und es sank der Halt der Rückstände bis auf 11 Loth per Centner, während er bei einer nur bis 40°
                              									erhitzten Auflösung 2 Mark 14 Loth per Centner (15
                              									Procent von dem in Arbeit genommenen Silber) in den Rückständen betrug.
                           Durch solche wiederholte Versuche wurde festgestellt, daß bei höherer Temperatur ohne
                              									neuen Säurezusatz ärmere Rückstände erhalten werden. Es ist aber höchst
                              									wahrscheinlich, daß durch Anwendung höherer Temperatur außerdem in kürzerer Zeit und
                              									mit weniger Säure dasselbe günstige Resultat erzielt werden könne. Beim Auflösen des
                              									Silbers in hölzernen Gefäßen wird ein Theil der Silberlösung von diesen aufgesaugt.
                              									Hr. Patera untersuchte einen
                              									schadhaft gewordenen Bottich, welcher aus 14 Dauben bestand. Von diesen wurden 2
                              									Stück zu Asche verbrannt und es ergab sich in letzterer ein Inhalt von einem halben
                              									Loth Silber, daher in dem ganzen Gefäße mit sammt dem Boden gewiß gegen 4 Loth
                              									Silber enthalten sind. Dieses Silber kann aber leicht ohne Verlust wieder gewonnen
                              									werden, wenn man die schadhaften Holzgeräthe verbrennt und die erhaltene Asche mit
                              									Wasser auslaugt, wodurch ein sehr silberreiches Product zurückbleibt, welches wieder
                              									der Manipulation zugetheilt werden kann.
                           
                        
                           III. Silberfällen.
                           Die beim Auflösen mit Salpetersäure erhaltene Lauge enthielt Silber, Nickel, Kobalt,
                              									etwas Eisen und Arsensäure. Das Silber wurde daraus durch Chlornatrium als
                              									Chlorsilber präcipitirt. Der entstandene Niederschlag setzt sich sehr schnell zu
                              									Boden, wenn man die Flüssigkeit in Bewegung bringt. Es wurde dieß durch eine mit
                              									Löchern versehene hölzerne Scheibe bewerkstelligt, welche an einem Stiel befestigt
                              									war und welche einige Male in die Flüssigkeit gestoßen wird. Das Chlorsilber wurde
                              									von der Nickellösung durch Abziehen der letzteren mittelst gläserner Heber getrennt
                              									und kam zum Reduciren.
                           Die so getrennte Nickellösung erscheint noch trübe von fein zertheiltem Chlorsilber
                              									und zartem aufgeschlemmtem Erzpulver. Man läßt sie stehen, wo sich in beiläufig 12
                              									Stunden das wenige, mit etwas Erzpulver verunreinigte Chlorsilber vollständig
                              									absetzt. Das hier erhaltene Chlorsilber kommt ebenfalls zum Reductionsproceß. Die
                              									aber nun vollkommen silberfreie Kobalt-Nickellösung wurde zur Gewinnung
                              									dieser Metalle benützt.
                           
                        
                           
                           IV. Silberreduciren.
                           Das mit Chlornatrium gefällte, gut ausgewaschene Chlorsilber wird in einem Bottich
                              									mit Wasser, welches mit etwas Schwefelsäure sauer gemacht ist, übergossen und durch
                              									hineingelegtes Brucheisen reducirt. Das reducirte Silber wurde ausgewaschen, in
                              									leinenen Spitzbeuteln abfiltrirt, ausgepreßt und getrocknet.
                           Das Auswaschen muß hinreichend fortgesetzt werden, widrigenfalls man beim nachherigen
                              									Einschmelzen Speise (Arsen, Nickel, Kobalt) oder Lech (Schwefeleisen) bekommt, je
                              									nachdem die arsensaure Nickellösung oder das schwefelsaure Eisenoxydul nicht
                              									vollkommen entfernt sind. Diese Salze werden, wenn sie vorhanden sind, beim
                              									Einschmelzen durch die Kohle reducirt und bilden lästige silberhaltige
                              									Nebenproducte.
                           
                        
                           V. Silbereinschmelzen.
                           Das durch Eisen reducirte Silber wurde im Graphittiegel eingeschmolzen und in Barren
                              									gegossen. Da das gefällte Silber einige Procente Erzrückstand enthielt, so mußte
                              									eine entsprechende Menge Fluß zugegeben werden, um denselben zu verschlacken. Diese
                              									Beimengung des Rückstandes kann jedoch beim currenten Betriebe durch längeres
                              									Absetzenlassen der Lauge leicht vermieden werden.
                           
                        
                           VI. Trennung des Nickels und Kobalts vom
                                 										Arsen.
                           Die durch Chlornatrium vom Silber befreite Nickel-Kobaltlauge wurde, nachdem
                              									das Chlorsilber vollkommen davon getrennt war, zur Darstellung des Nickels und
                              									Kobalts benutzt. Die Lauge enthielt nebst den genannten Metallen noch Arsensäure.
                              									Hr. Patera wählte zur Trennung
                              									der letzteren vom Nickel und Kobalt die Methode, welche auch in Birmingham in
                              									Anwendung seyn soll. Man setzt nämlich zu der Lösung eine Auflösung von
                              									Eisenchlorid, welches aus calcinirtem Eisenvitriol und Salzsäure dargestellt wird.
                              									Das Eisensalz bildet, wenn es in hinreichender Menge zugesetzt wird, basisch
                              									arsensaures Eisenoxyd. Neutralisirt man nun die Auflösung mit fein gepulvertem
                              									kohlensaurem Kalk, so fällt das basisch arsensaure Eisenoxyd mit dem etwa
                              									überschüssig zugesetzten Eisenoxyd heraus, und die Lösung enthält nun weder Arsen
                              									noch Eisen. Enthält der zum Fällen benutzte gepulverte Kalkstein aber Eisenoxydul,
                              									so fällt dasselbe aus der neutralen Lösung nur langsam heraus. Man beschleunigt
                              									jedoch die Fällung desselben durch Kochen. Aus diesem Grunde und um die Lauge auf
                              									ein geringeres Volumen zu bringen, wurde sie in Bleipfannen eingedampft.
                           
                        
                           
                           VII. Trennung des Kobalts vom
                                 										Nickel.
                           Die arsen- und eisenfreie, abgedampfte, vollkommen neutrale Nickel- und
                              									Kobaltlauge wurde nun mit einer Auflösung von unterchlorigsaurem Kalk (Chlorkalk)
                              									versetzt, wodurch das in der Lösung enthaltene Kobaltoxydul in Kobaltoxyd verwandelt
                              									wird, welches in der neutralen Lauge nicht auflöslich ist und als schwarzer
                              									Niederschlag zu Boden fällt. Die Chlorkalklösung muß mit einiger Vorsicht zugesetzt
                              									werden, da durch einen Ueberschuß nebst dem Kobalt auch das Nickel (ebenfalls
                              									schwarz) gefällt wird.
                           Man läßt dann das Gefällte absetzen, trennt die über dem Niederschlage stehende
                              									Nickellösung durch einen gläsernen Heber von dem Niederschlage und bringt letzteren
                              									in einen Spitzbeutel. Das erhaltene Kobaltoxyd wird in den meisten Fällen so rein
                              									seyn, daß es unmittelbar in den Handel kommen kann. Sollte jedoch ein Raffiniren
                              									nöthig seyn, so macht dieß keine Schwierigkeit, da man es nicht mehr mit einem
                              									Rohproducte, sondern schon immer mit einem sehr wenig verunreinigten Educte zu thun
                              									hat. In Folge vielfacher Versuche ergab sich als am zweckmäßigsten, das Kobalt durch
                              									Chlorkalk nicht vollständig zu fällen und lieber eine geringe Menge beim Nickel zu
                              									lassen. Denn einige Procente Kobalt thun der Güte des Nickels keinen Eintrag,
                              									während umgekehrt geringe Mengen von Nickeloxyd das Kobaltoxyd bedeutend
                              									verschlechtern.
                           
                        
                           VIII. Nickelfällen.
                           Die neutrale Nickellauge wurde in großen hölzernen Gefäßen mit einer Auflösung von
                              									frisch gebranntem Kalk in Wasser versetzt. Hierdurch wird Nickel als Oxydulhydrat
                              									gefällt, welches in leinenen Spitzbeuteln abfiltrirt, hierauf ausgepreßt und
                              									getrocknet wurde.
                           
                        
                           IX. Reduction des
                                 									Nickeloxydes.
                           Das getrocknete Nickeloxydulhydrat wurde geglüht und fein gemahlen. Das gepulverte
                              									Oxydul wurde mit 5 Procent ordinärem Kornmehl und etwas Runkelrübensyrup und Wasser
                              									zu einem möglichst steifen Teig gemacht. Dieser wird in einem Rahmen fest
                              									eingestampft und dann in Würfel geschnitten. Die Würfel werden schnell getrocknet,
                              									damit sie durch Gähren des Mehls nicht die Form verlieren, dürfen jedoch nicht
                              									verkohlen, da sie sonst brüchig werden.
                           Die getrockneten Würfel wurden in Kohlenpulver verpackt und in einem Tiegel einer
                              									heftigen Weißgluth ausgesetzt. Das Nickel wird hierdurch reducirt und die poröse
                              									Masse schweißt zusammen und behält, wenn das Nickel rein war, die Würfelform bei. Sollte aber das
                              									Nickel noch unrein seyn, so genügt es, früher das Oxydulhydrat mit 10–15
                              									Procent Soda zu rösten, wodurch die letzten Antheile Arsen und Schwefel entfernt
                              									werde. Die erhaltenen Würfel sind rauh, sie werden daher in ein um seine Achse
                              									bewegliches Faß gegeben, mit Wasser abgerollt und so polirt.
                           Die Erze, welche von Hrn. Patera nach der hier angeführten Methode verarbeitet wurden, hatten
                              									einen Durchschnittshalt von 6 Mark Silber, 2 Procent Kobalt und 8 Procent Nickel,
                              									und es wurden im Ganzen 41 Centner Erz auf diese Art zerlegt. Den wirklichen Abgang
                              									an Silber in dieser Manipulation berechnete Hr. Patera mit 155/1000, jenen des Kobalts und
                              									Nickels aber, wiewohl derselbe vorläufig ziffermäßig noch nicht nachweisbar ist, als
                              									ebenfalls sehr unbedeutend. Was die ökonomische Seite der Manipulation anbelangt, so
                              									stellte sich im Vergleiche mit den bisherigen Verfahren eine sehr günstige Bilance
                              									heraus.
                           Da die in Rede stehende Manipulation den speciellen Zweck verfolgte, die reichen
                              									Joachimsthaler Erze mit Vortheil aufzuarbeiten, so glaubt Hr. Patera nach dem jetzigen Standpunkte seiner
                              									Versuche, dieselbe nur für reichere Erze als besonders zweckmäßig und vortheilhaft
                              									anführen zu sollen.
                           Spätere Versuche werden lehren, unter welchen Modificationen dieselbe auch für ärmere
                              									Erze ihre geeignete Anwendbarkeit finden könne.
                           Was die Reinheit der von Hrn. Patera dargestellten Metalle betrifft, so ist bezüglich des Silbers
                              									zu erwähnen, daß dasselbe fast chemisch rein ist. Es ergibt sich dieß schon als eine
                              									nothwendige Bedingung der Darstellungsart. Ein Gleiches gilt von dem Kobaltoxyde,
                              									wie im Obigen bereits angeführt wurde.
                           Was die äußere Form des Nickelmetalls anbelangt, so bleibt das Joachimsthaler Product
                              									nicht hinter dem sächsischen zurück.
                           Bezüglich der inneren Reinheit fügen wir hier eine Analyse bei, welche im
                              									Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanstalt ausgeführt wurde. Das Eisen wurde
                              									von Nickel und Kobalt durch Ammoniak getrennt, die ersteren beiden Metalle in der
                              									salzsauren Lösung, welche freie Säure enthielt, durch Einleiten von Chlor und Fällen
                              									des gebildeten Kobaltoxydes mit kohlensaurem Baryt.
                           
                           Es wurden in 100 Theilen gefunden:
                           
                              
                                 Nickel
                                   86,40
                                 
                              
                                 Kobalt
                                   12,00
                                 
                              
                                 Kupfer
                                    Spur
                                 
                              
                                 Eisen
                                     0,22
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     0,10
                                 
                              
                                 Kieselerde    
                                     1,40
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,12.
                                 
                              
                           Nach einer anderen Analyse, welche Hr. E.
                                 										Wysoky zu Joachimsthal ausführte, enthält es 98,44 Proc. Kobalt und
                              									Nickel, Spuren von Kupfer und Schwefel, 0,56 Proc. Eisen und 1,0 Proc.
                              									Kieselerde.
                           Im Folgenden sind zum Vergleiche einige Analysen von Nickelsorten angeführt, aus
                              									welchen hervorgeht, daß das von Hrn. Patera dargestellte Nickel den im Handel vorkommenden besten Sorten
                              									nicht nur gleichsteht, sondern sie auch häufig noch an Reinheit übertrifft.
                               I. Von Henkel in Kassel aus Speise nach
                              										Schnabel.
                              II. und III. Deutsches Nickel von Laurent.
                             IV. Englisches Nickel nach Lassaigne.
                              V. Dillenburger Nickel nach Heusler.
                             VI. und VII. dto. nach Rolke und Soutzos.
                           VIII. Sogenanntes Gersdorff'sches Nickel von Thalhof nach Pohl.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 139, S. 279
                              Nummer; Nickel; Kobalt; Kupfer;
                                 										Eisen; Arsen; Antimon; Schwefel; Kohle; Rückstand; Kieselerde.
                              
                           So weit sind wir dem Berichte über diese interessanten hüttenmännischen Arbeiten
                              									gefolgt, welche einen Beweis liefern, daß beharrliches wissenschaftliches Streben
                              									auch praktisch zu günstigen Resultaten führen muß, wenn die erforderliche
                              									Aufmerksamkeit bei der Ausführung herrschend bleibt.
                           
                           Wir halten die durch Hrn. Patera's Arbeiten gewonnenen Resultate für eine bleibende
                              									Bereicherung der Hüttenkunde.
                           Die verdiente Anerkennung wissenschaftlicher Fachmänner hat bereits den früheren
                              									Leistungen Patera's einen
                              									ehrenvollen Platz in der Literatur des Hüttenwesens gesichert und seinen Namen auch
                              									außerhalb der Gränzen unseres Vaterlandes rühmlich bekannt gemacht. Die durch ihn
                              									eingeleitete Urangelb-Erzeugung wurde bei der Münchener
                              									Industrie-Ausstellung durch eine dem Joachimsthaler Bergoberamte – bei
                              									welchem Patera's Arbeiten
                              									vollbracht wurden – zuerkannte Medaille verdientermaßen ausgezeichnet. Wir
                              									erfüllen nur eine angenehme Pflicht, indem wir den mehrjährigen Bestrebungen eines
                              									so ausdauernden Hüttenmannes einen etwas umständlicheren Artikel widmeten. Wir
                              									wünschen, daß es nicht beim Versuche bleibe, sondern was sich als richtig bewährt
                              									hat, auch in die currente Manipulation eingeführt werde.