| Titel: | Ueber das Entsanden und Entschmutzen der für die Papierfabrication bestimmten Hadern; von A. Silbermann in Breslau. | 
| Autor: | A. Silbermann | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. LXXXIII., S. 354 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber das Entsanden und Entschmutzen der für die
                           								Papierfabrication bestimmten Hadern; von A. Silbermann in
                           								Breslau.
                        Silbermann, über das Entsanden und Entschmutzen der
                           								Hadern.
                        
                     
                        
                           Die gröberen Lumpensorten, insbesondere die halbweißen, blauen und grauen
                              									(Sackhadern), enthalten meistens so viel Sand- und Schmutztheile, daß deren
                              									Entfernung vor dem Eintragen in die Halbzeugholländer wünschenswerth erscheinen muß.
                              									Man hat zu dem Behufe mehrfache Vorkehrungen getroffen, unter anderen sie vor dem
                              									Kochen in großen cylindrischen, zur Hälfte in einem geschlossenen Troge hängenden
                              									Trommeln, deren Umfänge aus hölzernen Latten mit schmalen Zwischenräumen zum Abfluß der
                              									Schmutz- und Sandtheile gebildet waren, zu waschen versucht, allein diese mit
                              									Stoffverlust verbundene, den Zweck nur theilweise erfüllende Manipulation meistens
                              									aufgegeben, ohne dafür eine bessere Einrichtung zu substituiren.
                           Durch einen gut geleiteten Kochproceß wird zwar nächst der Entfettung auch eine
                              									Reinigung der Hadern erreicht, ein großer Theil der Schmutztheilchen bleibt aber in
                              									einem leicht ablöslichen Zustande zwischen den einzelnen Haderläppchen gelagert,
                              									während die Sandkörner durch das dichte Uebereinanderliegen der Hadern zu Boden zu
                              									sinken verhindert sind.
                           Offenbar wird es aber weit leichter seyn, den oben gedachten Zweck nach dem Kochen der Hadern zu erreichen, da die
                              									Sand- und Schmutztheile denselben in einem leicht ablöslichen Zustande nur
                              									adhäriren.
                           Folgende einfache Vorrichtung, welche bereits mit dem günstigsten Erfolge in
                              									einzelnen Papierfabriken zur Ausführung gelangt ist, dürfte vor allen übrigen die
                              									empfehlenswertheste seyn. Der Boden eines auf einem etwa 3 Fuß hohen Bockgerüst in
                              									der unmittelbaren Nähe der Kochbottiche aufgestellten Holländerkastens wird derartig
                              									mit einem starken Messinggewebe von 1/16–1/18 Zoll lichten Maschen bekleidet,
                              									daß einzelne etwa 2 Fuß lange genau zwischen die mittlere Scheidewand und der
                              									Umfangswandung des Troges hineinpassende, mit dem Gewebe bespannte Holzrahmen von 1
                              									1/2zölliger Stärke und Breite eingelegt werden, so daß sich dieselben dem Kropfe
                              									nach vorn und hinten durch Einlassen der Holzdicke genau anschließen. Da das
                              									Messinggewebe oberhalb der Rahmen befindlich ist, so bildet sich zwischen demselben
                              									und dem Boden des Holländerkastens ein 1 1/2 Zoll hoher für die Ablagerung der
                              									Sandtheilchen bestimmter Zwischenraum. Die hölzerne Walze eines solchen
                              									Waschholländers ist nur mit radial gestellten, über kein Grundwerk streichenden
                              									hölzernen Messern versehen, und braucht höchstens halb so viel Umgänge, als behufs
                              									des Mahlens zu machen; eben so sind in der Haube keine Waschscheiben erforderlich.
                              									Nachdem der Holländer durch Oeffnen des Wasserhahnes zur Hälfte mit Wasser erfüllt
                              									ist, erfolgt unter Belassung des ferneren bis zur gänzlichen Füllung erforderlichen
                              									Wasserzuflusses das Uebertragen der gekochten Hadern aus dem Kochbottich, aber nur
                              									bis zu einer solchen Menge, daß dieselben frei schwimmend verbleiben und durch die
                              									Walze passiren können. Durch die von den Messern der Walze auf die Hadern ausgeübte
                              									Reibung werden die Sandkörnchen und Schmutztheile frei; erstere fallen nieder und
                              									gelangen durch die Maschen des Gewebes unterhalb desselben auf den Boden; letztere
                              									trüben das Wasser und bleiben in demselben suspendirt. Nach 10–12 Minuten
                              									dauernder Arbeit des Waschholländers ist der beabsichtigte Zweck vollkommen erreicht; man zieht
                              									eine in Falzen gehende bis auf das Gewebe herabreichende Schütze auf, um die Masse
                              									durch eine etwa 7 Zoll im Quadrat weite Oeffnung der Seitenwandung in einen
                              									unterhalb seitwärts aufgestellten Kasten abzulassen. Die auf dem Drahtgeflecht
                              									liegenbleibenden Hadern werden vermittelst einer leichten Holzkrücke von dem
                              									Arbeiter durch das Loch herausgeschoben, worauf aufs Neue die Füllung des Holländers
                              									beginnt. Der unterhalb stehende Ablaßkasten, welcher wenigstens 2/3 der Füllung des
                              									Holländers fassen muß, hat einen zweiten durchlöcherten, mit unbrauchbar gewordenem
                              									Metalltuch der Papiermaschine bekleideten Boden, durch welchen das Wasser abfließt;
                              									die auf demselben liegenbleibenden Hadern werden in einen in der Nähe aufgestellten
                              									Kasten übertragen, in welchem sie ihr Abtropfwasser vollends abgeben können, das
                              									durch einige kleine Löcher des Bodens abläuft. Die in solcher Weise behandelten
                              									Hadern bedürfen einer weit kürzeren Waschzeit in dem Halbzeugholländer und nutzen
                              									die Messer der Walze nicht so bald ab. Von Zeit zu Zeit (etwa alle 14 Tage) müssen
                              									die Drahthorden des Waschholländers aufgehoben und der unterhalb befindliche Sand
                              									und Schlamm unter Wasserzufluß durch das Ablaßventil des Bodens entfernt werden.
                           In neuester Zeit erreicht man den obigen Zweck zum Theil schon während des Kochens
                              									der Hadern in den Kochbottichen dadurch, daß dieselben durch Rührvorrichtungen in
                              									Bewegung erhalten werden. Derartige ursprünglich zum Behufe eines gleichmäßigen
                              									Kochprocesses construirte Apparate sind aber einerseits ziemlich kostspielig und
                              									Betriebskraft raubend, andererseits vermögen sie den Eingangs gedachten Zweck wegen
                              									der zu dichten Uebereinanderlage der Hadern nur unvollkommen zu erreichen, während
                              									einfache flache Kochbottiche von 6 Fuß Durchmesser und darüber bei weit geringerem
                              									Anlagecapital und Ersparniß der Triebkraft, eben so gut und gleichförmig durchkochte
                              									Hadern liefern.