| Titel: | Verbesserte Bohrwerkzeuge. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. XCIV., S. 407 | 
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                        XCIV.
                        Verbesserte Bohrwerkzeuge.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, Novbr. 1855, Nr.
                              									1683.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Ueber verbesserte Bohrwerkzeuge.
                        
                     
                        
                           Neuerlich wurden in Amerika und in England Verbesserungen der Bohrwerkzeuge, von dem
                              									Amerikaner Ramson Cook gemacht, patentirt. Diese
                              									Verbesserungen sind sehr wichtig und erleichtern das Bohren wesentlich, woraus
                              									besonders die Schiffszimmerleute Vortheil ziehen werden. Der Erfinder wurde durch
                              									die mikroskopische Untersuchung eines Insects auf diese Form der Bohrer geführt.
                           Die Verbesserungen bestehen darin, daß den schneidenden Kanten der Bohrer an ihren
                              									Enden eine gekrümmte Form ertheilt wird, wie Fig. 25 und 27 zeigen, und
                              									eben so der untern. Schneide oder der hintern Abschrägung dieser Kanten, wie Fig. 26
                              									zwischen A und B zeigt,
                              									damit dieselben beim Schneiden eine gleitende oder ziehende Bewegung erhalten. Der
                              									Erfinder beschreibt die Anfertigung der verbesserten Bohrer wie folgt:
                              										„Der Körper des Bohrwerkzeugs kann auf dieselbe Weise geschmiedet
                                 										werden, wie jedes andere jetzt im Gebrauche stehende, aber in der Mitte der
                                 										schneidenden Kante ist ein Schrauben- oder Nagelbohrer angebracht. Um den
                                 										letztern ausschmieden zu können, mußte die Kante am untern Ende stärker bleiben,
                                 										als dieß gewöhnlich der Fall ist. Nachdem die ganze Bohrschneide gehörig
                                 										ausgeschmiedet worden ist, wird sie so gewunden, wie 
                                 										Fig. 25
                                 										zeigt, in welchem Fall die Bohrarbeit besonders leicht ausgeführt werden kann.
                                 										Wenn aber eine größere Glätte und Sauberkeit der Arbeit erforderlich ist, so hat
                                 										die Form von Fig. 27 den Vorzug, während, wenn das Loch in die Hirnseite des
                                 										Holzes gebohrt werden soll, das Werkzeug am zweckmäßigsten die in Fig. 28
                                 										angegebene Einrichtung bekommt.
                              								
                           
                              Nachdem das Werkzeug mit dem Hammer bearbeitet worden ist, wird die Bohrschneide
                                 										mit der Feile vollendet, wobei die Kante von A bis
                                 											B
                                 										Fig. 26,
                                 										am zweckmäßigsten einen Winkel von etwa 45 Grad mit dem Bohrer erhält. Darauf
                                 										werden die Werkzeuge gehärtet und geschliffen, wie dieß gewöhnlich geschieht.
                                 										Die Arbeit mit diesen Bohrern ist weit leichter als mit den gewöhnlichen und sie
                                 										bedürfen daher gar keiner starken Hefte und Leiern.“
                              
                           Der Morning Chronicle vom 20. October 1855 enthält
                              									nachstehende Bemerkungen über diese Erfindung:
                           
                              „Wir haben kürzlich Versuchen mit amerikanischen Bohrwerkzeugen von ganz
                                 										eigentümlicher Einrichtung beigewohnt, und uns überzeugt daß das wahre Princip,
                                 										wornach diese Instrumente verfertigt werden müssen, erfunden worden ist. Das
                                 										Uebergewicht derselben über die gewöhnlichen Bohrer, soweit sie bis jetzt
                                 										bekannt sind, besteht zuvörderst in der außerordentlichen Leichtigkeit, mit
                                 										welcher in die härtesten Hölzer, mit den breitesten Bohrern und unter jedem
                                 										Winkel zu den Fasern, vollkommen cylindrische Löcher eingebohrt werden, wobei
                                 										das Holz weder gedrückt noch zerrissen, sondern rein geschnitten wird. Die mit
                                 										feinen Gewinden versehene Schraubenspitze am Ende des Bohrers trägt wesentlich
                                 										zu den guten Resultaten bei, welche man mit diesem Bohrer erlangt.
                              
                           
                              „Ein zweiter sehr wesentlicher Punkt ist, daß diese Bohrer gar keinen
                                 										hervorragenden Theil haben, der abgebrochen werden könnte, wenn er in Berührung
                                 										mit Metall tritt, welches manchmal in alten Hölzern vorkommt, da das
                                 										Vorhandenseyn eines Nagels, Bolzens oder dergleichen, bei der geringen
                                 										Anstrengung welche das Bohren erheischt, leicht erkannt werden kann. Die
                                 										Wirksamkeit der Werkzeuge ist daher nur wenig behindert, und nie können sie
                                 										wesentlich und so beschädigt werden, daß sie unbrauchbar werden; selbst wenn
                                 										eine Schneide am Ende und die Schraube abgebrochen sind, kann das Werkzeug noch
                                 										wirken, natürlich langsamer. Ein fernerer großer Vortheil dieser Bohrer besteht
                                 										darin, daß das damit, selbst ganz in der Nähe seiner Kante bearbeitete Holz,
                                 										nicht splittert.“
                              
                           Der erste Versuch, welchem der Referent im Morning
                                 										Chronicle beiwohnte, wurde mit 5/6zölligen tannenen Bretern und mit einem 1
                              									Zoll breiten Bohrer angestellt. Eben so starke Bohrer von älterer Einrichtung zersplitterten das Bret
                              									fortwährend, sobald sie ansingen zu schneiden. Mit dem neuen Werkzeug wurde dagegen
                              									ein halbes Dutzend Löcher so dicht an der Kante gebohrt, daß die an derselben stehen
                              									gebliebene Holzstärke nicht dicker als Pappe und durchscheinend war.
                           Es wurden dann in demselben Brete, mit einem 1/2zölligen Bohrer der neuen Art und
                              									1/16 Zoll von der Kante entfernt, Löcher mit gleich gutem Erfolg eingebohrt. Darauf
                              									wurden 2zöllige Bohrer von alter und neuer Construction mit einem Stück hartem und
                              									ästigem Eschenholz versucht. Der Zimmermann, welcher die Versuche anstellte,
                              									bemerkte darüber: „Die Arbeit mit dem 2zölligen alten Bohrer ist so
                                 										schwer, daß ein Mann nicht täglich damit beschäftigt werden kann, während die
                                 										Anstrengung mit dem neuen Bohrer nicht bedeutender als die gewöhnliche des
                                 										Zimmermannes ist.“ – In jenes Stück Eschenholz wurden 2zöllige
                              									Löcher nach jeder Richtung und unter sehr verschiedenen Winkeln mit den Holzfasern
                              									gebohrt, ohne daß dazu eine besondere Anstrengung nöthig gewesen wäre; auch waren
                              									die Löcher vollkommen rund und glatt. In ein gesundes Stück Weißtannenholz wurde
                              									alsdann ein 2zölliges Loch mit einer Hand gebohrt und zwar mit anscheinend großer
                              									Leichtigkeit gegen das Bohren mit dem alten Werkzeuge. – Obgleich diese
                              									verbesserten Bohrer erst seit 15 oder 16 Monaten in den Vereinigten Staaten
                              									gebraucht werden, so haben sie doch schon eine große Verbreitung erlangt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
