| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die oberschaligen Schalwaagen
                           sind in Preußen verboten worden, weil das ihrer Anordnung zum
                              									Grunde liegende Princip insofern fehlerhaft ist, als bei ihnen der Schwerpunkt des
                              									Gewichts und des zu wägenden Körpers oberhalb des Unterstützungspunktes liegt, die
                              									Construction derselben auch sonst nicht geeignet ist die Gewähr einer fortdauernden
                              									Richtigkeit zu geben. Es ist deßhalb die Stempelung der sogenannten oberschaligen
                              									Tafelwaagen, und daher auch deren Anwendung im Verkehre für unstatthaft erklärt.
                              									(Preußischer Staatsanzeiger, 1855, Nr. 143.)
                           
                        
                           Uebersicht von Großbritanniens Eisenproduction und des
                              									verbrauchten Schmelzguts im J. 1854.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 139, S. 154
                              Districte; Thoneisenstein;
                                 										Kohleneisenstein; aus der Kohlenformation; Ton; Rotheisenstein aus dem
                                 										Kohlenkalk. Tonnen; Kieselige Erze aus der Juraform. Tonnen;
                                 										Zuschlags-Kalkstein. Tonnen; Steinkohle Tonnen; Hohöfen im Betrieb;
                                 										Wochenproduction von 1 Ofen, Tonnen; Ganze Jahresproduction. Tonnen; Südwales;
                                 										Dean-Forest, Nordwales, Lancashire; Süd-Staffordshire;
                                 										Nord-Staffordshire; Derbyshire; Shropshire; Yorkshire; Northumberland;
                                 										Schottland; Summe
                              
                           (Nach Truran's Werk „The iron manufacture
                                    											of Great Britain“ aus der Zeitschrift für das Berg-,
                              									Hütten- und Salinenwesen in Preußen, 1855, Bd. III Lieferung 3.)
                           
                        
                           Das vermeintliche Ueberziehen des Kupfers und Messings mit
                              									Silicium, Wolframmetall oder Molybdän, als Surrogat der galvanischen
                              									Versilberung.
                           Im Jahr 1852 übergab Chaudron-Junot der
                              									französischen Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung, wornach es ihm gelungen
                              									wäre, kupferne und messingene Gegenstände auf galvanischem Wege mit Silicium,
                              									Wolframmetall oder Molybdän zu überziehen und ihnen durch diese wohlfeileren Metalle
                              									die weiße Farbe und die Unveränderlichkeit der Versilberung zu ertheilen. Die mit
                              									der Berichterstattung über diese angebliche Entdeckung beauftragten Chemiker begaben sich in die Anstalt
                              									des Hrn. Chaudron-Junot
                              									zu Paris und beobachteten daß in den Bädern, in welche man anscheinend nur
                              									kieselsaure, wolframsaure und molybdänsaure Salze gebracht hatte, Tafelbestecke in
                              									einigen Stunden eine ziemlich rein weiße Farbe annahmen. Als sie jedoch diese Stücke
                              									analysirten, fanden sie in dem Ueberzug derselben keine Spur von Silicium, Wolfram
                              									oder Molybdän, sondern bloß Silber. In einem zarten metallischen Pulver, welches
                              									sich in demselben Bad abgesetzt hatte, ohne einem andern Metall anzuhaften, fanden
                              									sie Silber, mit beiläufig 5 Procent fremdartiger Metalle, Kupfer, Eisen etc.
                              									vermengt, aber weder Silicium noch Wolframmetall, hingegen Spuren von Cerium,
                              									welches in kleiner Menge in dem Wolfram von Saint-Yrieix, bei Limoges,
                              									enthalten zu seyn scheint, womit Chaudron die
                              									wolframsauren Salze für seine Bäder bereitet hatte. Es gelang letzterm auch niemals,
                              									im Laboratorium der Sorbonne mit Bädern, welche unter den Augen der Chemiker
                              									bereitet worden waren, die weißen Ueberzüge auf Metallen zu erhalten, und er war
                              									genöthigt seine Abhandlung mit dem Geständniß, daß sie einen großen Irrthum
                              									enthalte, zurückzuziehen.
                           In der letzten Zeit hat Chaudron dessenungeachtet
                              									Tafelbestecke, deren weißer Ueberzug angeblich aus Silicium oder Wolframmetall
                              									besteht, unter der Benennung Argyrolithe den Handel
                              									gebracht. Auch die chemische Untersuchung solcher Bestecke ergab, daß ihr Ueberzug
                              									bloß durch eine dünne Silberschicht gebildet wird, was zur Aufklärung des Publicums
                              									in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. (Aus Balard's Bericht in den Comptes rendus, December 1855, Nr. 25.)
                           
                        
                           Verfahren, aus natürlich vorkommendem borsaurem Kalk Borax zu
                              									bereiten; von Th. Bell und H. Scholefields in London.
                           Das Material für diese Boraxbereitung ist der natürlich vorkommende borsaure Kalk,
                              									welcher aus Südamerika gegenwärtig nach Europa gebracht wird. Die Patentirten nehmen
                              									davon 500 Pfd. in gepulvertem Zustande, kochen ihn mit so viel Wasser, als zur
                              									Bedeckung nöthig ist, setzen nach und nach 145 Pfd. concentrirte Schwefelsäure
                              									hinzu, und unterhalten das Kochen ungefähr eine Stunde lang. Die gewonnene
                              									Flüssigkeit bleibt dann stehen, um sich zu setzen; das Klare wird abgezogen oder
                              									abfiltrirt, der Bodensatz ausgewaschen und das Waschwasser der vorigen Flüssigkeit
                              									beigemischt. Ferner setzt man eine gesättigte Auflösung von 500 Pfund
                              									krystallisirten schwefelsauren Natrons zu, kocht eine Stunde lang, klärt durch
                              									Absetzen oder Filtriren, dampft zum Salzhäutchen ab, und läßt endlich den Borax
                              									auskrystallisiren – Patentirt für das Königreich Hannover am 1. Mai 1855.
                              									(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1855, S. 309.)
                           
                        
                           Ueber das Stroh- und Holzpapier von Heinrich Völter's Söhne in Heidenheim.
                           Hr. Wilhelm Oechelhäuser theilt
                              									darüber in dem „Bericht der Beurtheilungscommission bei der allgemeinen
                                 										deutschen Industrieausstellung zu München im Jahre 1854“ (Heft 11 S.
                              									21) Folgendes mit:
                           
                              „Mit der Besprechung der Ausstellung von Heinrich Völter's Söhne in Heidenheim gelangen wir zu der wichtigen Frage von
                                 										den Surrogaten für die leinenen Lumpen – eine Frage, deren praktische
                                 										Lösung schon seit vielen Jahrzehnten vergebens erstrebt wird und deren Bedeutung
                                 										bei dem täglich fühlbarer hervortretenden Lumpenmangel in stetem Steigen
                                 										begriffen ist. Die Ausstellung der genannten Fabrikanten umfaßte nämlich bloß
                                 										solche Papiere, welche aus Holz oder Stroh, mit oder ohne Lumpenzusatz,
                                 										gefertigt worden sind. Amtliche Zeugnisse wie privative Erkundigungen bestätigen
                                 										die über die Mischungsverhältnisse und den Betriebsumfang gemachten
                                 										Mittheilungen der Aussteller.
                              
                           
                           
                              Von dem Holzpapier erwähnen wir zunächst eines
                                 										Packpapiers, zur Hälfte aus Tannenholz, zur Hälfte aus Packlumpen, dann eines
                                 										ordinären Druckpapiers, ebenfalls zur Hälfte aus Tannenholz und zur Hälfte aus
                                 										bunten baumwollenen Lumpen gefertigt. Das Packpapier war außerordentlich fest
                                 										und kernhaft, und das Druckpapier entsprach in Reinheit, Festigkeit und Angriff
                                 										vollkommen den Anforderungen, die an derartige Sorten gemacht werden können;
                                 										mehrere württembergische Zeitungen, unter andern der Staatsanzeiger und der
                                 										Schwäbische Merkur, werden seit Jahren zum großen Theil auf ein Papier gedruckt,
                                 										dessen Holzzusatz wenig geringer ist. Demnächst ein mittelfeines weißes
                                 										Schreibpapier, aus 33 Proc. Aspenholz (Zitterpappel, Populus tremula), 17 Proc. baumwollenen und 50 Proc. Sacklumpen
                                 										bestehend, sehr gut und gleichmäßig gearbeitet, außerordentlich fest und gut
                                 										geleimt. Ferner ein sehr dünnes und festes Seidenpapier, zur Hälfte aus
                                 										Aspenholz, zur Hälfte aus Sacklumpen. Endlich ein recht schönes, kräftiges,
                                 										reines, gut gearbeitetes und geleimtes Postpapier, zu 20 Proc aus Aspenholz, 20
                                 										Proc. aus baumwollenen und 60 Proc. aus Leinenlumpen. Eine Untersuchung der
                                 										Qualität dieser Holzpapiere stellte das günstigste Resultat heraus. Von dem
                                 										verwendeten Holz waren Flecken, Knoten und Theilchen in der Durchsicht oder
                                 										Aufsicht des Papiers durchaus nicht zu entdecken, und mit Hülfe des Zusatzes von
                                 										Lumpen war ein vollkommen marktgängiges, an Ansehen und Festigkeit (namentlich
                                 										auch im Widerstande gegen Zerreißen) den aus reinen Lumpen gefertigten
                                 										Papiersorten durchaus gleichkommendes Fabricat erzielt worden. Nur die genaueste
                                 										Untersuchung ließ erkennen, daß hier die Anwendung eines Surrogats stattgefunden
                                 										hatte. Wir erwähnen hier auch noch eines schönen englisch glasirten Packpapiers
                                 										aus 4/5 festen Packlumpen und 1/5 Tannenholz; dasselbe ist matrisirt und nachher
                                 										feucht satinirt, wodurch Angriff, Festigkeit und Glätte außerordentlich gehoben
                                 										worden sind.
                              
                           
                              Die Strohpapiere waren gleich bemerkenswerth.
                                 										Abgesehen von dem gewöhnlichen Packpapier, wie man es längst im Norden des
                                 										Zollvereins, insbesondere in der Provinz Westphalen, in großen Mengen aus Stroh
                                 										erzeugt, war unter anderm ein feines weißes Druckpapier aus bloßem Stroh
                                 										ausgestellt, von sogar größerer Festigkeit und kernhafterem, eher etwas zu
                                 										sprödem Angriff, als die entsprechenden Sorten aus Lumpen. In der Aufsicht war
                                 										die Weiße und Reinheit selbst für Druck vollkommen genügend; nur in der
                                 										Durchsicht zeigten sich, von den Knoten im Stroh herrührend, manche nicht
                                 										vollkommen verkleinerte Theilchen, die indeß nicht so bemerkbar waren, um die
                                 										Verkäuflichkeit des Fabricats zu beeinträchtigen. Bei einem feineren Druckpapier
                                 										aus 2/3 Stroh und 1/3 Lumpen, waren diese Knötchen schon schwieriger
                                 										aufzufinden, und bei einem feinen Schreibpapier gleicher Mischung, sowie einem
                                 										Postpapier aus halb Stroh und halb Lumpen, zeigten sie sich fast gar nicht mehr.
                                 										Leimung, Festigkeit und Reinheit dieser Papiere ließen kaum etwas zu wünschen
                                 										übrig. Dagegen erschienen sämmtliche Strohpapiere etwas transparenter, als das
                                 										aus reinen Lumpen oder mit Holzzusatz gefertigte Papier; wo das Stroh nur als
                                 										Zusatz auftrat, fand dagegen das Durchscheinen auch nur in verhältnißmäßig
                                 										geringerem Grade statt.
                              
                           
                              Interessant waren die Resultate einer mikroskopischen Untersuchung der aus purem
                                 										Stroh gefertigten gebleichten Papiere. Es ergab sich nämlich, daß die Fasern,
                                 										wenn auch nicht ganz so lang, doch viel feiner und somit viel inniger verfilzt
                                 										erschienen, als selbst beim feinsten Postpapier aus Lumpen. Der den frischen
                                 										vegetabilischen Substanzen eigenthümliche Klebstoff, welcher bei alten
                                 										abgetragenen Lumpen gar nicht mehr vorhanden ist, mag außerdem beim Strohpapier
                                 										auf den innigen Zusammenhang der Theilchen und auf den Klang und Angriff des
                                 										Fabricats immer noch einigen Einfluß üben, wenn auch allerdings die Bleiche
                                 										diesen Stoff zum großen Theil zerstört.
                              
                           
                              H. Völter's Söhne haben schon vor 9 Jahren begonnen
                                 										Papier mit Holzzusatz zu verarbeiten, und diese Fabrication allmählich zu einer
                                 										vollkommenen Regelmäßigkeit und ansehnlichem Umfang ausgebildet, so daß sie
                                 										gegenwärtig gegen 3000 Centner Holz im Jahre zu Papier verarbeiten, und zwar zur
                                 										einen Hälfte Tannenholz für die ordinären, zur andern Hälfte Aspenholz für die
                                 										besseren Sorten.
                              
                           
                              In diesen Holzpapieren haben wir es also nicht mit den Resultaten vereinzelter
                                 										Experimente zu thun, sondern mit den normalen Erzeugnissen einer ausgedehnteren
                                 										Fabrication. Die Anwendung des Strohes für feinere gebleichte Sorten ist dagegen
                                 										von Völter's Söhnen erst in neuerer Zeit begonnen
                                 										worden; jedoch findet bereits seit einigen Monaten ein regelmäßiger Verbrauch von
                                 											circa 8 Centner Stroh per Tag, meistens für mittelfeine Druckpapiere statt; die Fabrication
                                 										in noch größerem Maaßstabe wird vorbereitet.
                              
                           
                              In England fabricirt man bekanntlich auch schon seit längerer Zeit mittelfeine
                                 										Papiere aus Stroh; jedoch ist uns bis jetzt noch kein Fabricat zu Gesicht
                                 										gekommen, welches das Völter'sche überträfe.
                              
                           
                              Vergleichen wir die beiden Surrogate, Holz und Stroh, zunächst mit den Lumpen und
                                 										dann unter einander, so ergibt sich Folgendes: Vorerst tritt das Holz nicht, wie
                                 										das Stroh, als ein absolutes Ersatzmittel der Lumpen
                                 										auf, sondern nur als ein Zusatz, indem das aus purem
                                 										Holz gefertigte Papier zwar Klang und Angriff, aber viel zu wenig absolute
                                 										Festigkeit hat, um für bessere Papiere je verwendet werden zu können, während
                                 										das Papier aus reinem gebleichten Stroh nicht bloß im
                                 										Angriff, sondern auch in der eigentlichen Festigkeit dem Lumpenpapier ungefähr
                                 										gleichkommt. Bei Stroh liegt also die Möglichkeit
                                 										vor, bis zu einer bestimmten Gränze die Lumpen vollständig zu ersetzen, wenn es auch in der Praxis immer nur als
                                 										Zusatz verwendet werden dürfte. Auch eignet sich dasselbe, indem es sich sehr
                                 										weiß bleichen läßt, besser für feinere Sorten, als das Holzpapier, bei dem das
                                 										Bleichen größere Schwierigkeiten zu haben scheint. Wollte man sich bei der
                                 										Beurtheilung der Völter'schen Proben auf einen
                                 										abstracten Standpunkt stellen, so würde man überhaupt von beiden Surrogaten dem
                                 										Stroh unbedingt den Vorrang vor dem Holz zuerkennen müssen. Auch in ökonomischer
                                 										Beziehung stellt sich noch ein großer Vorzug des Strohes dahin heraus, daß
                                 										dessen Verkleinerung bedeutend weniger Triebkraft erfordert, während aus der
                                 										Verkleinerung des Holzes eine Kraftersparniß nicht resultirt. Allein auf der
                                 										anderen Seite treten auch wieder wichtige Vorzüge des Holzes im Vergleich zum
                                 										Stroh hervor. Zunächst wird erst die Erfahrung darüber entscheiden, ob der
                                 										Fehler des zu starken Durchscheinens (Transparenz) dem Strohpapier unbedingt
                                 										anhaftet, oder ob derselbe leichter zu beseitigen ist; bis dahin darf dieser
                                 										Mangel, der dem Holzpapier nicht beiwohnt, keineswegs
                                 										als ein ganz geringfügiger betrachtet werden, indem er schon bei vielen anderen
                                 										Lumpensurrogaten (z.B. der Banane) als ein kaum zu beseitigender und die
                                 										Verwendung für feinere Papiere hindernder Uebelstand hervorgetreten ist. Bei
                                 										bloßem Zusatz von Stroh ist die Transparenz
                                 										allerdings nicht mehr so auffallend.
                              
                           
                              Demnächst zu der gleich wichtigen und in letzter Instanz den Werth eines
                                 										Surrogats entscheidenden Frage von den Fabricationskosten übergehend, zeigt das
                                 										Holz manche entschiedene Vorzüge. Wenn auch viel mehr Kraftaufwand zur
                                 										Verkleinerung bedürfend als das Stroh, kostet dagegen das Holz im Einkauf ganz
                                 										bedeutend weniger; es bedarf ferner selbst für die Verwendung zu mittelfeinen
                                 										Sorten keines Kochens und keiner Bleiche, während das
                                 										Stroh schon für die Verwendung zu dem ordinärsten Pack- und
                                 										Umschlagpapier einmal, für die besseren Sorten dagegen zweimal stark gekocht und
                                 										alsbald gebleicht werden muß. Endlich ergibt sich bei der Verwendung des Holzes
                                 										ein Abgang von nur etwa 10 Proc., während beim Stroh bei der Verwendung für ganz
                                 										ordinäre Papiere schon 30–40 Proc, für feine Papiere dagegen 60–70
                                 										Proc. verloren gehen. Aus diesen Erörterungen läßt sich indeß keineswegs eine
                                 										absolute Superiorität des einen oder des andern Surrogats herleiten. Wo
                                 										überflüssige Wasserkraft ist, wo das Brennmaterial, vielleicht auch das Stroh,
                                 										hoch im Preise stehen, da wird die Anwendung des Holzes vortheilhafter seyn,
                                 										während für Fabriken mit geringer Wasserkraft, denen billiges Brennmaterial und
                                 										billiges Stroh zu Gebote stehen, die Verwendung von Stroh günstigere ökonomische
                                 										Resultate geben wird. Auch das locale Verhältniß der Stroh- oder
                                 										Holzpreise zu den Lumpenpreisen entscheidet wesentlich mit.
                              
                           
                              Im allgemeinen läßt sich jedoch sagen, daß, vom ökonomischen Standpunkte
                                 										betrachtet, die Verwendung von Holz als Zusatz zu den Lumpen sich an allen Orten als vortheilhaft zeigen wird, während die
                                 										Verwendung des Strohes für feinere Sorten nur an solchen Punkten bedeutenden
                                 										Nutzen gewähren dürfte, wo die Lumpen theuer, Stroh und Brennmaterial aber
                                 										billig sind.
                              
                           
                              Schließlich erwähnen wir noch der von Völter's Söhnen
                                 										ausgestellten Proben von gekochten Lumpen, welche einen Schluß auf die
                                 										Vorzüglichkeit der von ihnen angewandten rotirenden Donkin'schen Kochapparate gestatten. Die Aussteller befassen sich
                                 										sowohl mit der Lieferung solcher Kessel, als auch sämmtlicher Apparate für
                                 										Anfertigung von Stroh- und Holzpapier. Ein sehr günstiges Zeugniß der
                                 										renommirten Papierfabrik an der Sihl bei Zürich, welches dem Ausschuß im Original
                                 										vorgelegt ward, bestätigt unter anderm deren vollkommene Zufriedenheit sowohl
                                 										mit den Leistungen der von Völter's Söhnen bezogenen
                                 										Maschine für Bereitung der Holzmasse, als auch mit der Verwendung dieses
                                 										Surrogats zu ordinären und mittelfeinen Schreib-, Druck- und
                                 										Tapetenpapieren.
                              
                           
                              Die Völter'schen Fortschritte verdienen im höchsten Grade die allgemeine Aufmerksamkeit aller
                                 										Gewerbsgenossen.“
                              
                           
                        
                           Verfahren um zerbrochene Kautschukkämme wieder zu kitten; von
                              									C. Burnitz, Kammmacher in Stuttgart.
                           Es kommt öfters vor, daß Kautschukkämme ihrer gerühmten Elasticität ungeachtet
                              									zerbrechen. Diese Kämme, die sehr theuer bezahlt werden, sind dann zum Gebrauch
                              									untauglich.
                           Ich kann nun folgendes Verfahren um die nach Goodyear's MethodeBeschrieben im polytechn. Journal Bd.
                                       												CXXXVII S. 448. gehärteten Kautschukkämme zu kitten, besonders empfehlen. – Nachdem
                              									die abgebrochenen Enden abgeschrägt und genau aufeinander gepaßt worden sind, tauche
                              									ich sie in eine Lösung von Gutta-percha in Schwefelkohlenstoff von
                              									möglichster Reinheit und von der Consistenz des Syrups, und dann in eine Mischung
                              									von 1 Theil Chlorschwefel und 10 Theilen Schwefelkohlenstoff. Durch die Aufnahme des
                              									Chlorschwefels wird die Gutta-percha hornartig. Die abgeschrägten Flächen
                              									werden zusammengepreßt und getrocknet. Zuletzt wird die gekittete Stelle gefirnißt
                              									mit dem gebräuchlichen Gummilack. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 2.)
                           
                        
                           Ueber die Ursache des Wundwerdens der Hände bei
                              									Wäscherinnen.
                           Es waren mehrfach Fälle vorgekommen, daß Wäscherinnen durch Abätzen der Epidermis
                              									über große Flächen der Haut sehr erheblich wunde Hände bekamen. Eine genaue
                              									Untersuchung der Umstände und der angewendeten Seife stellte heraus, daß dieses
                              									Wundwerden in den meisten Fällen nicht der Beschaffenheit der angewendeten Seife
                              									oder Lauge, sondern dem Umstande zuzuschreiben war, daß die betreffenden Personen
                              									bei Großwäschen in Privathäusern übermäßig lange Zeit
                                 										ununterbrochen ihre Hände der Seifenbrühe und Lauge ausgesetzt hatten, da
                              									jede Seifenbrühe ihrer Natur nach etwas ätzend wirken,
                              									und in allzulanger Zeit die Epidermis der Hände angreifen muß. Bei dieser
                              									Gelegenheit ergab die Untersuchung einiger Seifensorten nachfolgende Resultate:
                           100 Theile lufttrockner Seife enthielten, das Alkali als Natron berechnet:
                           
                              
                                 
                                 Fettsäuren.
                                 Alkali.
                                 Wasser u.
                                    											unwesentliche        Bestandtheile
                                 
                              
                                 a) Kernseife eines Mannheimer
                                    											Seifensieders
                                     77,4
                                   8,9
                                             
                                    											13,7
                                 
                              
                                 b) Eine Fabrikseife, wie sie im Handel
                                    											vorkömmt
                                     52,5
                                   8,0
                                             
                                    											39,5
                                 
                              
                                 c) Eine weiße Toilettenseife
                                    											(Cocosnußseife)
                                     75,2
                                   7,9
                                             
                                    											16,8
                                 
                              
                           Die Cocosnußöl-Toilettenseife erzeugt auf der Zunge, oder als Rasirseife
                              									angewendet, auf der Haut ein lebhaftes Brennen, und ist so ätzend, daß sie zum
                              									Waschen offenbar gar nicht angewendet werden könnte. Es ist bemerkenswerth, daß gerade diese Seife die
                              									kleinste Menge Alkali enthält, was offenbar durch das hohe Atomgewicht der
                              									Fettsäuren, welche darin enthalten sind, seine Erklärung findet. (Briefliche
                              									Mittheilung von Prof. Dr. H. Schröder in Mannheim.)
                           
                        
                           Ueber Aufbewahrung des Getreides.
                           In Folge der neuesten Vorschläge zum Conserviren des Getreides im Großen erinnert
                              									Léon Dufour die französische Akademie der
                              									Wissenschaften daran, daß er schon vor Jahren ein einfaches und wohlfeiles Verfahren
                              									bekannt gemacht habe, um das Getreide vor dem Kornwurm, der Kornmotte, gegen jeden
                              									Verlust zu verwahren. Dieses Verfahren (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 229), welches sich nun schon 20
                              									Jahre bewährte, besteht darin, das reine und trockene Korn sogleich nach der Ernte
                              									in Fässer zu füllen, deren herausgeschlagener oberer Boden durch einen gut
                              									passenden, mit einem großen Stein zu beschwerenden Deckel ersetzt wird. Auch ein
                              									Schiebdeckel könnte dessen Stelle vertreten. Diese Fässer sind ebenso viele
                              									Getreidesäulen und der Raum des Kornspeichers wird dadurch verdreifacht. Daß
                              									letzterer trocken seyn muß, versteht sich, er muß aber auch finster seyn, daher man
                              									seine Läden geschlossen zu halten hat. Hr. Dufour hält es durchaus nicht für nothwendig,
                              									daß das Getreide vom Luftzug berührt werde. Die Luft führt demselben allerlei
                              									zerstörende Agentien zu und das Licht begünstigt die Entwickelung mehrerer
                              									Keime.
                           „Mein Getreide, sagt er, blieb 20 Jahre von Wurm und Motte verschont,
                                 										während es früher, auf einem dem Licht und der Luft zugänglichen Boden
                                 										aufgeschüttet, jährlich von jenen heimgesucht war. Niemals zeigte sich in den
                                 										Fässern eine Erhitzung und das Getreide, vor Staub, Schmutz und jedem Verlust
                                 										durch Vögel und Ratten geschützt, erhielt sich immer rein, gutfärbig und zur
                                 										Brodbereitung wie zur Saat gleich gut geeignet. Die Getreidehändler zogen es
                                 										stets einem Getreide von gleicher Güte, welches auf andern Böden aufgeschüttet
                                 										worden war, vor.“ (Comptes rendus, Oct.
                              									1855, Nr. 14.)
                           
                        
                           Ueber die Cultur des Weinstocks und der Kartoffeln im Jahr
                              									1855; von Prof. A.
                                 									Payen.
                           Nach allgemeinen Beobachtungen ist in Frankreich der Wein noch niemals kräftiger
                              									gewachsen, als an den Stöcken, welche dieses Jahr von der Krankheit nicht befallen
                              									wurden, selbst wenn dieselben seit mehreren Jahren vom Schimmelpilz (Oïdium) heimgesucht worden waren – ein
                              									Beweis, daß die Krankheit immer nur äußere Ursachen hatte und eine Entartung der
                              									Pflanze nie eingetreten ist. Man fahre daher fort, den Schwefel als das beste Mittel
                              									zu benutzen, um den Pilz zu zerstören; dabei muß man aber die von Hrn. Marès gegebenen Vorschriften
                              									(polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 218)
                              									beobachten.
                           Eines eben so kräftigen Wuchses erfreute sich die Kartoffel, welche äußerst
                              									mehlreiche Knollen trug, auf allen Feldern, die von der Botrytis infestans verschont geblieben sind. Also auch hier keine
                              									Entartung! Vielmehr ist zu hoffen, daß einige meteorische Veränderungen und
                              									besonders mehrere so strenge Winter, wie der letzte, die Kartoffelkrankheit sehr
                              									beschränken werden. (Comptes rendus, September 1855, Nr.
                              									11.)
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung zweier Abfälle der
                              									Zuckerfabrication; von C. Marx.
                           In neuerer Zeit finden die künstlichen Düngungsmittel immer allgemeinere Anwendung,
                              									und namentlich sind diejenigen sehr geschätzt, die reich sind an stickstoffhaltiger
                              										Substanz und
                              									phosphorsauren Salzen, so daß solche Dünger, wie z.B. der Guano, aus fernen Gegenden
                              									eingeführt werden. Um so mehr erscheint es passend, aufmerksam zu machen auf manche
                              									einheimische Producte, welche bis jetzt unserer Landwirthschaft noch nicht zu gute
                              									kommen.
                           Durch Hrn. Prof. v. Fehling
                              									wurden mir zwei Abfälle aus der Zuckerfabrik Heilbronn zur chemischen Untersuchung
                              									übergeben, welche bei uns noch nicht die Anerkennung als Dünger erlangt haben, die
                              									sie verdienen, so daß sie zum Theil sogar bis nach Frankreich versendet werden.
                           Beim Waschen der aus den Filtern kommenden Knochenkohle bleibt ein feines Pulver,
                              									welches nicht wieder zum Entfärben des Zuckersafts verwendet wird. Ein solches
                              									Pulver enthält im lufttrockenen Zustand 61 Proc. phosphorsauren Kalk und 3 1/2 bis 4
                              									Proc. stickstoffhaltiger Substanz.
                           Der andere Abfall ist der Schaum, der bei der Läuterung des Rübensaftes entsteht. Der
                              									Schaum wurde abgepreßt, um die festen Theile von den flüssigen zu trennen. Der
                              									Preßrückstand war noch sehr feucht, sein Wassergehalt betrug 61 Proc., die trockene
                              									Masse enthielt 45 Proc. stickstoffhaltige Substanz und gegen 8 Procent
                              									phosphorsauren Kalk, so daß die Masse im feuchten Zustand 17 Proc.
                              									stickstoffhaltende organische Substanz und 3 Proc. phosphorsauren Kalk enthält.
                           Zur Vergleichung geben wir die Analyse mehrerer Guanosorten. Nach Smith enthalten verschiedene Arten von südamerikanischem
                              									Guano in 100 Theilen:
                           
                              
                                 14,9 Phosphorsäure,
                                 11,0 Stickstoff,
                                 
                              
                                 16,3          „
                                   5,2    
                                    											„
                                 
                              
                                 11,7          „
                                   4,2    
                                    											„
                                 
                              
                                 39,7          „
                                   0,1    
                                    											„
                                 
                              
                                   9,9          „
                                   0,8    
                                    											„
                                 
                              
                           Obiger Preßrückstand enthält im getrockneten Zustand:
                           
                              
                                 
                                   3,6 Proc. Phosphorsäure,
                                 7,4 Proc Stickstoff.
                                 
                              
                                 Abfall der Knochenkohle
                                 28,2 Proc. Phosphorsäure,
                                 0,6 Proc. Stickstoff.
                                 
                              
                                 Reine Knochenasche enthält
                                    38 Proc. Phosphorsäure.
                                 
                                 
                              
                           (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 1.)
                           
                        
                           Das Färben der Kaffeebohnen; von Dr. G. C. Wittstein.
                           Auf größeren Handelsplätzen bedient man sich verschiedener Kunstgriffe, geringeren
                              									Sorten Kaffee ein besseres, den feinen Sorten ähnliches, mehr ins Grünliche
                              									ziehendes Ansehen zu geben. Wie ich aus sicherer Quelle weiß, besteht eines dieser
                              									Mittel darin, daß man zu den Bohnen in einem Fasse eine Anzahl Bleikugeln gibt und
                              									hierauf das Faß eine Zeit lang hin und her rollt, wodurch sich von dem Blei fo viel
                              									ab- und an die Bohnen reibt, daß jene Absicht wirklich erreicht wird. Ob der
                              									Genuß so zugerichteten Kaffees schädlich ist oder nicht, das kümmert die Verfälscher
                              									nicht.
                           Wie Löhr im Archiv der Pharmacie Bd. LXXXI S. 271
                              									mittheilt, wendet man zur Färbung von Kaffeebohnen auch ein grünes Pulver an,
                              									welches seiner Analyse zufolge, in 100 Theilen aus 15 Thln. Berlinerblau, 35 Thln.
                              									chromsaurem Bleioxyd (Chromgelb), 35 Thln. eines Gemenges von Gyps und Thon und l5
                              									flüchtigen Bestandtheilen nebst Feuchtigkeit zusammengesetzt ist. (Aus des
                              									Verfassers Vierteljahresschrift für prakt. Pharmacie Bd. IV S. 457.)