| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. , S. 394 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Amerikanische Maschine zum Schneiden der Holzschrauben.
                           Eine Maschine von nicht geringem Werthe, Holzschrauben zu fertigen, wurde kürzlich
                              									durch George F. Wilson in Providence und James M. Wiley in Olneysville,
                              									R. J., gebaut, die, wenn gleich noch nicht in vollständiger Thätigkeit, die anderen
                              									in dieser Fabrikation verwendeten weit zu übertreffen verspricht. Die in Providence,
                              									dem Orte, auf welchen bisher dieser Zweig der Industrie fast ausschließlich
                              									beschränkt war, verwendeten Maschinen schneiden 7 oder 8 Schrauben in der Minute,
                              									während die bedeutend größere und schwerere von Wilson
                              									und Wiley 32 Schrauben in derselben Zeit liefern kann.
                              									Diese Maschine kann in der That in einer Hinsicht als eine vierfache betrachtet
                              									werden, denn es finden sich hier vier Stellen zur Aufnahme der rohen Schafte, vier
                              									Stellen, aus denen die fertigen Schrauben herausfallen, und vier Schrauben werden in
                              									oder ungefähr in demselben Augenblicke geschnitten. Die Maschine ist sehr
                              									vereinfacht und die Dauer der Schneidewerkzeuge wird sehr durch diese Erfindung
                              									erhöht, indem das Gewinde einer jeden Schraube anstatt durch einen durch eine
                              									Reihenfolge von acht Schnitzern erzeugt wird.
                           Die Darstellung einer Holzschraube erfordert drei besondere Arbeiten. Der Draht muß
                              									in Längen geschnitten und aus jedem dieser Stücke ein runder Stift mit sanftem
                              									kegelförmigem Kopfe gebildet werden. Der Kopf muß hierauf quer eingesägt werden,
                              									damit der Schraubenzieher einwirken kann, während der Schaft auf vielleicht der
                              									Hälfte seiner Länge zu einer sanften, scharf geschnittenen Schraube verwandelt wird.
                              									Dieß letztere wird einzig dadurch bewerkstelligt, daß man das Metall zwischen den
                              									Gewinden heraushebt, und diese Arbeit ist allein großer Aufmerksamkeit werth. Das
                              									gewöhnliche Verfahren besteht darin, den Schaft mit dem Kopfe in einer Art Drehbank
                              									zu befestigen, in der man ihn sich schnell drehen läßt, während ein
                              									Schneidewerkzeug, in einen solchen Winkel zugespitzt, daß es das gewünschte Gewinde
                              									bilden kann, von einer Seite auf denselben gepreßt und der Länge nach mit solcher
                              									Geschwindigkeit bewegt wird, daß dadurch die gewünschte Wirkung entsteht. Da aber
                              									ein Gewinde nicht auf einmal hinlänglich tief geschnitten werden kann, so wird
                              									dasselbe Schneidewerkzeug zu verschiedenen Malen vorwärts und rückwärts geschoben,
                              									was einen sehr verwickelten Mechanismus erfordert und das einzige Werkzeug einer
                              									sehr bedeutenden Abnutzung unterwirft. In der neuen Maschine fällt diese
                              									wechselweise Bewegung ganz weg, indem vier Reihen Schneidewerkzeuge, durch ein sich
                              									langsam drehendes Rad bewegt, an die Stelle des einzelnen treten. Der Schaft wird
                              									durch Maschinerie aufgenommen, mit einer Zange gehalten und gedreht. Eine Klammer
                              									wird dann auf einer Seite niedergedrückt, um den Stift zu befestigen, während auf
                              									der anderen die acht Schneidewerkzeuge, sich in regelmäßigen Zwischenräumen folgend,
                              									ihre Einschnitte bilden, jedes den seines Vorgängers mehr vertiefend, bis durch das
                              									letzte das Gewinde vollendet ist, wornach die Schraube herausfällt. Die
                              									Schneidewerkzeuge bewegen sich ohne Unterbrechung fort, um den nächsten Schaft zu
                              									erfassen. Während ein anderer Schaft aus dem Speisekasten herbeigeschafft wird, kommt
                              									die Seitenklammer wieder in Thätigkeit und die nächsten Schneidewerkzeuge folgen
                              									sich über der Oberfläche des Metalls regelmäßig auf einander. Diese Werkzeuge sind
                              									nicht starr und steif an das sich langsam drehende waagerechte Rad befestigt,
                              									sondern sind in solcher Art mit demselben verbunden, daß sie durch ein Muschelrad
                              									oder eine Daumenwelle in dem gehörigen Grade der Berührung mit jedem Schafte
                              									vorwärts gedrängt werden. Die Schrauben sind von gleichem Durchmesser oder spitzen
                              									sich zu jeder beliebigen Länge zu, je nach der Gestalt des verwendeten Muschelrades.
                              									Das Patent wurde in letztvergangenem April verabfolgt und die Erfindung auch in
                              									Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern patentirt. Die vollständige
                              									Holzschraubenmaschine ist ungefähr 4 Fuß hoch und deckt einen Flächenraum von etwa 4
                              									Quadratfuß. (Deutsche Gewerbezeitung, 1856, S. 30.)
                           
                        
                           Ueber den patentirten Kohks-Ofen der Gebrüder Appolt zu Sulzbach bei Saarbrück;
                              									vom Ingenieur E.
                                 									Röhrig.
                           Der jetzige bedeutende Verbrauch an Kohks, welche die große Entwickelung der
                              									Eisenbahnen und metallurgischen Etablissements veranlaßt hat, begründet das in
                              									letzterer Zeit sich kundgegebene Streben nach Vervollkommnung der bis jetzt
                              									allgemein üblichen und als unvollkommen zu bezeichnenden Fabricationsweise des
                              									genannten Brennmaterials und erregt mit Recht das Interesse der technischen
                              									Welt.
                           Unter den vorgeschlagenen Verbesserungen zeichnet sich die von den Gebrüdern Appolt in Sulzbach gemachte aus, und wird bereits mit
                              									großem Erfolge von den Erfindern in ihrem Etablissement zu S. Apold a. d. Mosel
                              									ausgeführt. Die Erfinder haben als Besitzer bedeutender chemischen Fabriken
                              									Gelegenheit zu vielfacher Erfahrung in Construction von Oefen gehabt und sind
                              									hierdurch befähigt gewesen, durch den von ihnen eingerichteten Kohks-Ofen das
                              									Problem zu lösen, die Verkohkung der Steinkohlen lediglich durch die aus letztern
                              									sich entwickelten Gase zu bewerkstelligen und auf diese Weise das höchste erzielbare
                              									Kohks-Ausbringen zu erreichen.
                           Es haben hierbei die folgenden Principe zum Anhalten gedient:
                           1) Die Kohlen in kleineren Quantitäten zu verkohlen als es in gewöhnlichen Oefen
                              									geschieht.
                           2) Eine große Erhitzungsfläche im Innern des Ofens zu bilden, um eine rasche
                              									Erwärmung der Kohlen zu erreichen.
                           3) Die große Erhitzungsoberfläche durch im Ofen angebrachte verticale, doppelte und
                              									im Innern leere Räume enthaltende Scheidewände zu erlangen, so daß die entweichenden
                              									Gase frei im Innern der Wände circuliren und verbrennen können.
                           4) Die Gase am untern Theile der Ofenabtheilungen ausströmen zu lassen, so daß sie
                              									durch ihre natürliche, aufsteigende Tendenz sämmtliche Theile des Ofens gleichmäßig
                              									erhitzen.
                           5) Die Außenflächen des Ofens verhältnißmäßig zu verkleinern und die zur Füllung und
                              									Entladung dienenden Thüren wirksamer gegen Wärmeverlust zu verwahren.
                           Der nach diesen Principien construirte Ofen ist von rectangulärer Form, 4,38 Meter
                              									hoch, 8,58 Meter lang und 6,65 Meter breit und durch eine der Länge nach
                              									hindurchgehende, verticale Scheidewand und durch fünf solche der Breite nach
                              									angebrachte Wände in zwölf oblonge Abtheilungen getrennt, welche zur Aufnahme der zu
                              									verkohlenden Steinkohlen bestimmt sind. Jene Scheidewände sind durch doppelte Mauern
                              									mit dazwischen liegendem leeren Raume gebildet. Der letztere dient zur Aufnahme und
                              									zum Verbrennen der aus den Steinkohlen sich entwickelnden Gase, welche ihm am untern
                              									Theile der Ofenabtheilungen zugeführt werden. Ferner communiciren sämmtliche leere
                              									Räume im Innern der Scheidungswände unter sich, münden am obern Theile in einen
                              									Schornstein zur Abführung der verbrannten Gase und erhalten die zum Verbrennen der
                              									letztern erforderliche atmosphärische Luft durch eine am untern Theile der Wände
                              									angebrachte Oeffnung. Die Füllung der Ofenabtheilungen geschieht durch einen an
                              									deren oberm Theile befindlichen, hermetisch verschließbaren Deckel, und die Entladung
                              									derselben durch den zu öffnenden und ebenfalls hermetisch verschließbaren Boden,
                              									welcher außerdem so hoch über dem Erdboden liegt, daß zur Aufnahme der fabricirten
                              									Kohks ein Wagen untergeschoben werden kann.
                           Als Hauptvortheile, welche ein so construirter Ofen ergibt, sind folgende
                              									anzuführen:
                           1) Er ergibt, ohne Beeinträchtigung der Qualität, das größte Kohks-Ausbringen,
                              									da die Verkohkung der Steinkohlen im geschlossenen Raume (en
                                 										rase clos) ohne die geringste Einführung von atmosphärischer Luft auf die
                              									zu verkohlende Masse geschieht.
                           Mit Sulzbacher Steinkohlen angestellte Versuche haben das folgende
                              									Kohks-Ausbringen ergeben:
                           
                              
                                 a. in den ältern Oefen
                                 50–55 Proc,
                                 
                              
                                 b. in den später verbesserten
                                 60–62   „
                                 
                              
                                 c. im Appolt'schen
                                    											Ofen    
                                 67–68   „
                                 
                              
                           Außerdem dürfte eine größere Dichtigkeit der im letztern Ofen erzeugten Kohks zu
                              									erwarten seyn, da die Kohlen in diesem Ofen zu 3,71 Meter Höhe aufgeschichtet
                              									werden, während die Schichthöhe in gewöhnlichen Oefen kaum 0,75 Met. beträgt, und
                              									daher die Kohks unter größerem Druck sich bilden
                           2) Die Productionsfähigkeit dieses Ofens ist so groß, daß damit in 24 Stunden 15,000
                              									Kilogr. Steinkohlen verkohkt werden können.
                           3) Das Füllen und Entladen des Ofens geschieht mit großer Leichtigkeit und ohne
                              									Unbequemlichkeit für die Arbeiter und veranlaßt bedeutende Ersparung an
                              									Arbeitslohn.
                           4) Der Ofen soll, ohne höhere Anlagekosten zu bedingen, die gewöhnlichen Oefen an
                              									Dauerhaftigkeit übertreffen. (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und
                              									Ingenieurvereins 1855, Bd. I Heft 4.)
                           
                        
                           Mittel zur Bestimmung hoher Temperaturgrade für technische
                              									Zwecke, von den Gebrüdern Appolt.
                           Die Gebrüder Appolt.
                              									Fabrikanten chemischer Producte zu Sulzbach (Rheinpreußen) und im französischen
                              									Mosel-Departement, benutzen zum Messen der hohen Temperaturen an den Wänden
                              									der Abtheilungen ihres KohksofensMoniteur industriel, 1856, Nro. 2030. folgendes (dem Princip nach auch sonst schon mehrfaltig vorgeschlagene und
                              									angewendete) Verfahren, welches für technische Zwecke genügende Vergleichungszahlen liefert.
                           Sie setzen eine Reihe von mehr und weniger schmelzbaren Metallmischungen zusammen,
                              									deren Schmelzpunkte auf unten angegebene Weise mittelst der spezifischen Wärme
                              									ermittelt wurden. Beispielweise werden nachstehende sieben Nummern aus dieser
                              									Temperaturen-Scale mitgetheilt:
                           
                              
                                 Nr. 3–1
                                 Theil Zinn
                                 mit    4 Thln.
                                 Kupfer
                                 1050° C.
                                   (840° R.)
                                 
                              
                                   „  
                                    											4–1
                                     „      „
                                   „     5
                                    											   „
                                    „
                                 1100   „
                                   (880  
                                    											„  )
                                 
                              
                                   „  
                                    											5–1
                                     „      „
                                   „     6
                                    											   „
                                    „
                                 1130   „
                                   (904  
                                    											„  )
                                 
                              
                                   „  
                                    											6–1
                                     „      „
                                   „     8
                                    											   „
                                    „
                                 1160   „
                                   (928  
                                    											„  )
                                 
                              
                                   „  
                                    											7–1
                                     „      „
                                   „   10
                                    											   „
                                    „
                                 
                                 
                                 
                              
                                   „  
                                    											8–1
                                     „      „
                                   „   12
                                    											   „
                                    „
                                 1230   „
                                   (984  
                                    											„  )
                                 
                              
                                   „  
                                    											9–1
                                     „      „
                                   „   20
                                    											   „
                                    „
                                 1300   „
                                 (1040   „  )
                                 
                              
                           Um diese Mischungen anzuwenden, geht man auf folgende Weise zu Werke: Auf einer
                              									Eisenstange, ein Paar Zoll vom Ende derselben entfernt, sind mehrere
                              									halbkugelförmige Vertiefungen, ähnlich jenen einer Form zum Gießen der Gewehrkugeln,
                              									angebracht. In jedes dieser Löcher legt man ein erbsengroßes Korn von den
                              									verschiedenen Metallmischungen, deren Schmelzpunkt dem Hitzegrad des zu
                              									untersuchenden Ofens
                              									nahe kommt. Einige Uebung führt bald dahin, daß man in dieser Beziehung die richtige
                              									Wahl trifft. Man bedeckt diese Körner mit einer Eisenplatte, um sie vor Oxydation zu
                              									schützen, und bringt die Stange in den Ofenraum, dessen Temperatur gemessen werden
                              									soll. Hierin darf, damit der Versuch einen Schluß gestattet, nur ein Theil der
                              									Metallkörner zum Schmelzen kommen, und der gesuchte Temperaturgrad wird in
                              									obenstehender Tabelle angezeigt durch die höchste derjenigen Nummern, welche
                              									geflossen sind. Hätte man z.B. Körner von Nr. 4, 5 und 6 angewendet, und wären von
                              									diesen nur Nr. 4 und 5 geschmolzen, so läge die Temperatur, welcher der Apparat
                              									ausgesetzt war, zwischen 904 und 928° R.
                           Um die Schmelzpunkte der verschiedenen Legirungen zu finden und somit die
                              									Temperaturen-Scale zu bilden, nimmt man eine Schmiedeisenplatte von ungefähr
                              									2 Kilogr. Gewicht, welche 0,20 Meter lang, 0,10 Met. breit, 15 bis 20 Millimet. dick
                              									ist, und ein oder zwei halbkugelige Löcher enthält, wie die vorhin erwähnte Stange.
                              									Man erhitzt diese Platte stark und zwar bis zu einem solchen Grade, daß –
                              									nachdem man sie aus dem Feuer gezogen und in die Löcher ein oder zwei Körner der zu
                              									untersuchenden Metallmischung gelegt hat – diese letzteren vollständig
                              									schmelzen können. Man verhindert die Oxydation der Metallkörner durch Bedeckung der
                              									Löcher mit kleinen dünnen Stückchen Holzkohle In dem Augenblicke, wo die Körner zu
                              									erstarren anfangen (d.h. aus dem flüssigen Zustand in den festen übergehen), taucht
                              									man die Platte in ein hölzernes Gefäß, welches eine genau gemessene, ungefähr 12
                              									Liter betragende Menge Wasser von nicht mehr als 10 bis 12° C. (8 bis 9
                              									1/2° R.) enthält. Man rührt das Wasser mit der Platte gut um, damit es
                              									überall einerlei Temperatur annimmt, und bestimmt diese schließlich mittelst eines
                              									hineingetauchten Thermometers. Sodann wiegt man die Platte genau (welche durch den
                              									abgefallenen Glühspan etwas an ihrem Gewichte verloren Hai).
                           Angenommen das Gewicht der Platte sey = 2000 Gram. und jenes des Wassers 12000 Gram.
                              									(12 Liter) Die specifische Wärme des Eisens, im Verhältnisse zu der des Wassers als
                              									Einheit, ist noch nicht genau für hohe Temperaturen bestimmt; aber nach den
                              									Erfahrungen Regnault's und
                              									anderer Physiker kann man sie auf 0,125 oder 1/8 nahezu schätzen. Das in das Wasser
                              									getauchte erhitzte Eisen hat also zur Erwärmung des Wassers eine Wirkung ausgeübt,
                              									welche von dem achten Theile seines Gewichtes (250 Gr.) Wasser würde hervorgebracht
                              									worden seyn. Das Verhältniß von 12000 zu 250 ist = 48:1. Das Resultat ist demnach
                              									so, als ob 1 Theil Wasser 48 andere Theile Wasser auf die schließliche Temperatur
                              									erwärmt hätte, welche wir beispielweise = 32° C. setzen, während die
                              									Temperatur des Wassers vor dem Eintauchen der Eisenplatte 10° C. gewesen ist:
                              									d.h. 1 Theil Wasser hätte 48 Theile Wasser um 22° C. erwärmt, und wäre nach
                              									Abgabe seines Wärmeüberschusses ebenfalls 32 warm geblieben. Hieraus ist die
                              									Temperatur, welche die Platte im Augenblicke des Eintauchens hatte, abzuleiten,
                              									indem man 48 mit 22 multiplicirt und zum Producte 32 addirt, was 1088° C.
                              									ergibt.
                           Allgemein kann diese Berechnung durch die Formel
                           T = P/pc (t' – t)
                              									+ t'
                           ausgedrückt werden, worin T die
                              									gesuchte Temperatur des Schmelzpunkts der Legirung, P
                              									das Gewicht des angewendeten Wassers, p das Gewicht der
                              									Eisenplatte, c die specifische Wärme des Eisens gegen
                              									jene des Wassers als Einheit, t die Temperatur des
                              									Wassers vor dem Eintauchen und t' dessen Temperatur nach
                              									dem Eintauchen des Eisens bedeutet.
                           Indem man mit 12 Liter Wasser von nur 10° C. operirt, und eine nicht dicke
                              									Eisenplatte von 2 Kilogr. Gewicht anwendet, entsteht der Vortheil, daß die
                              									schließliche Temperatur des Wassers nicht über 30 bis 40° C. beträgt, obschon
                              									die Platte zu starkem Rothglühen erhitzt ist. Deßhalb ist auch eine merkliche
                              									Abkühlung des Wassers durch Verdunstung nicht zu befürchten, zumal der Versuch nur
                              									kurze Zeit dauert Das hölzerne Wassergefäß, als schlechter Wärmeleiter, verhindert
                              									die Ableitung der Wärme aus dem Wasser, während im Gegentheil das Eisen schnell
                              									seine Wärme an das Wasser überläßt. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              									1855, Heft 6)
                           
                        
                           
                           Sang's Normalgewicht.
                           Hr. E. Sang. Mitglied der k.
                              									Gesellschaft der Wissenschaften zu Edinburg, übergab unlängst der Society of Arts ein Normal-Pfundgewicht, welches
                              									er schon vor zwanzig Jahren hergestellt hatte. Es besteht aus einer Quantität
                              									Quecksilber, welches in einer starken Glaskugel enthalten ist, deren Hals durch
                              									Schmelzen geschlossen wurde. Die Vortheile eines solchen Normalgewichts sind Dichtigkeit, Härte und Widerstand gegen chemische
                                 										Veränderung. Die wichtigste Eigenthümlichkeit desselben besteht aber darin,
                              									daß eine Abnutzung, welche durch häufigen Gebrauch veranlaßt wurde, sowie eine
                              									absichtliche Verminderung seines Gewichts nothwendig von einer Aenderung des specifischen Gewichts begleitet seyn muß, man kann daher
                              									jederzeit durch Vergleichung des specifischen Gewichts dieses Pfundes mit seinem
                              									ursprünglichen specifischen Gewicht, die Daten zur Berechnung des Gewichtsverlusts
                              									erhalten. (Civil Engineer's Journal, Febr. 1856, S.
                              									66)
                           
                        
                           Bearbeitung des Marmors.
                           Ueber die Art und Weise, wie Marmor in seiner Fabrik gedreht und polirt wird, theilte
                              									Hr. J. T. Hall in Derby
                              									(England) bei Gelegenheit der Londoner Ausstellung Folgendes mit:
                           Ein Stück von der – für den zu fertigenden Gegenstand erforderlichen Größe,
                              									frei von Adern, Löchern etc., welche namentlich im schwarzen Marmor häufig sich
                              									finden, wird zunächst auf einer Seite glatt gemacht, sofort zieht man auf dieser mit
                              									einem Zirkel einen Kreis um die äußere Kante und arbeitet nach diesem mit Hammer und
                              									spitzigem Meißel das Stück rund. So für die Drehbank zubereitet wird es mit einem
                              									harzigen Cement in das Klemmfutter befestigt, auf die Spindel geschraubt und langsam
                              									umgedreht. Das einzige Werkzeug, welches dabei in Anwendung kommt, ist ein feiner,
                              									zugespitzter und gut gehärteter Drehstahl, ungefähr 30''
                              									lang, 3/4'' im Querschnitt; derselbe wird stark an den
                              									Marmor gedrückt, welcher unter langsamem Abdrehen die erforderliche Form erhält.
                              									Hiedurch ist das Marmorstück für den Proceß des Schleifens zubereitet und es wird
                              									nun zunächst ein grober und harter Sandstein mit Wasser so lange unter rascher
                              									Umdrehung der Spindel angewendet, bis die Spuren des Drehstahls ganz verschwunden
                              									sind. Sodann kommt ein feinerer Sandstein in Anwendung, um die Spuren des gröberen
                              									zu beseitigen, und so wird mit immer feineren Steinen fortgefahren, bis der Marmor
                              									gehörig rein geschliffen und politurfähig ist. Nun wird mit einem rein gewaschenen
                              									Baumwolltuch, das mit Schmirgelstaub wohl eingerieben ist, bis zu einem gewissen
                              									Grade polirt und darauf noch ein anderes mit Zinnasche (weißem Zinnoxyd) versehenes
                              									Tuch, welches eine sehr feine Politur gibt, angewendet.
                           Nach dieser Methode werden, mit ganz unbedeutenden Abweichungen, alle Arten von
                              									Marmor gedreht und polirt.
                           Flußspath erhält beinahe die gleiche Behandlung,
                              									erfordert aber viel größere Sorgfalt und Geschicklichkeit von Seiten des Arbeiters,
                              									da derselbe, aus einer Menge Krystalle zusammengesetzt, die nach verschiedenen
                              									Richtungen absplittern, schwieriger als beinahe jeder andere Stein zu behandeln
                              									ist.
                           Alabaster kann als ein weicher Stein mit der gewöhnlichen
                              									Zahnsäge gesägt werden, gedreht und polirt wird er in ähnlicher Weise wie Marmor.
                              										(Reports of the Juries p. 561. –
                              									Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 10.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Verhalten des gebrannten Kalks an der Luft; nach
                              										Wittstein.Im Auszug aus Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd.
                                    											V, S. 60.
                              								
                           Fuchs hatte gefunden, daß gebrannter Kalk, der Luft
                              									dargeboten, während einiger Monate an Gewicht zunehme und dabei in eine Verbindung
                              									von einfachkohlensaurem Kalk und Kalkhydrat übergehe, ohne bei längerem Verweilen an
                              									der Luft vollständig zu einfach-kohlensaurem Kalk zu werden. Wittstein fand,
                              									daß gewöhnlicher (unreiner) Aetzkalk, welcher der Luft dargeboten und von Zeit zu
                              										Zeit fein zerrieben wurde, während 40 Monaten
                              									fortdauernd an Gewicht zunahm, während weiterer 8 Monate nicht mehr. Die Masse ergab
                              									nun die procentische Zusammensetzung:
                           
                              
                                 48,800
                                 Kalk,
                                 
                              
                                   6,228
                                 Magnesia,
                                 
                              
                                 40,828
                                 Kohlensäure,
                                 
                              
                                   0,286
                                 Eisenoxyd nebst phosphorsaurem Kalk,
                                 
                              
                                   0,143
                                 kohlensaures Kali und Natron,
                                 
                              
                                   2,885
                                 Wasser, welches erst über 100° C.
                                    											entwich,
                                 
                              
                                   0,830
                                 Wasser, welches bis zu 100° C. entwich.
                                 
                              
                           48,800 Kalk bedürfen zur Bildung von einfach-kohlensaurem Kalk 38,342
                              									Kohlensäure; die übrigbleibende Kohlensäure reicht nur hin, ein Drittheil der
                              									gefundenen Magnesia in einfach-kohlensaures Salz umzuwandeln. Nach Wittstein
                              									befördert die Gegenwart der Magnesia im Aetzkalk, durch feinere Zertheilung des
                              									letztern, die vollständige Sättigung desselben mit Kohlensäure; er betrachtet es als
                              									bewiesen, daß der Aetzkalk, eben so wie beim Stehen seiner wässerigen Lösung an der
                              									Luft, auch beim trockenen freien Liegen an der Luft allmählich vollständig in
                              									wasserfreien einfach-kohlensauren Kalk übergeht. (Annalen der Chemie und
                              									Pharmacie, Februar 1856, S. 224.)
                           
                        
                           Anleitung zum Schwarzfärben mit chromsaurem Kali; von C. C.
                              										Neunhöffer, praktischem
                              									Kunst- und Schönfärber.
                           Früher war man gewohnt, bei Schwarz, anstatt des chromsauren Kalis, Eisen- und
                              									Cypervitriol oder statt dessen den sogenannten Salzburger Vitriol anzuwenden. Ein
                              									Schwarz aus chromsaurem Kali verdient insonderlich auf Garne und Stoffe den Vorzug;
                              									man erhält damit nicht nur ein tiefes Schwarz, sondern es kommt auch ungleich
                              									billiger, und hat noch den Vortheil, daß es nicht abfärbt, was namentlich auf Garne,
                              									die zu bunten Artikeln verwendet werden, welche nach der Anfertigung einer Wäsche
                              									mit Seife unterliegen, sehr zu beachten ist, weil selbe keinen Schmutz. der die
                              									anderen Farben benachtheiligt, fahren lassen. Auch bleiben die Garne sehr weich und
                              									offen. Um also ein Schwarz mit chromsaurem Kali herzustellen, operirt man
                              									folgendermaßen: Ein kupferner Kessel mit Wasser wird ins Kochen gebracht und diesem
                              									auf 30 Pfd. Streichgarn zugegeben:
                           
                              
                                     1 3/4
                                    											Pfd.
                                 Weinstein,
                                 
                              
                                     1
                                    											3/4   „
                                 chromsaures Kalt,
                                 
                              
                                        3/4  
                                    											„
                                 Cypervitriol,
                                 
                              
                                 und nachdem dieß Alles gut
                                    											verkocht, noch
                                 
                              
                                     3/4
                                    											Pfd.
                                 englische Schwefelsäure.
                                 
                              
                           Wenn der Kessel etwas mit Wasser abgekühlt, geht man mit der Waare ein und läßt diese
                              									bei bekanntem Bearbeiten 1 1/2 Stunde kochen. So können nun auf diese Weise mehrere
                              									Partien Garne auf derselben Flotte behandelt werden Nach diesem wird der Kessel
                              									wieder mit frischem Wasser angefüllt und diesem zugegeben:
                           
                              
                                     12
                                    											Pfd.
                                 Blauholz,
                                 
                              
                                 
                                    											      1  „
                                 Gelbholz.
                                 
                              
                           
                           Ist dasselbe gehörig ausgekocht, so werden die Garne, welche vorher etwas gespült
                              									worden, hineingebracht, und nachdem diese 1/2–3/4 Stunden gekocht, wird das
                              									Schwarz nichts zu wünschen übrig lassen. (Württembergisches Gewerbeblatt 1855. Nr.
                              									46.)
                           
                        
                           Anleitung zum Scharlachfärben mit Lack-dye; von Demselben.
                           So bekannt das Färben mit Lack-dye jetzt ist, so kommt zwar ungemein viel auf
                              									die Güte des Lacks, ebenso viel aber auch auf eine richtige Behandlung an, denn man
                              									kann alle Sorgfalt auf die richtige Auswahl der Farbmaterialien legen und doch eine
                              									weniger gute Farbe damit erzielen. Nach des Verfassers vielfältig erprobten
                              									Erfahrungen wird man ein gewiß ausgezeichnetes Resultat erhalten, wenn man die Garne
                              									nach der hier beschriebenen Methode behandelt.
                           Früher wendete man lange Zeit zum Färben mit Lack-dye salpetersalzsaures Zinn
                              									an, das, wenn es von gehöriger Beschaffenheit war, immerhin eine gute Farbe
                              									lieferte. Eine sichtbar bessere Wirkung aber macht anstatt des salpetersalzsauren
                              									Zinns das flüssige Chlorzinn. Der Verfasser bedient sich dessen von 65° nach
                              										Stoppani, während salpetersalzsaures Zinn
                              									45–50° St. stark ist. Auf 30 Pfd. Streichgarn gibt man auf einen Zinnkessel, wenn er zum Kochen gebracht
                              									ist,
                           3 1/4 Pfd. Weinsteinkrystall,
                           oder auch bloß gewöhnlichen guten Weinstein und einige Hände
                              									voll Weizenkleie, und, wenn der Weinstein gut verkocht und die Flotte etwas mit
                              									kaltem Wasser abgekühlt ist,
                           1 1/4 Pfd. flüssiges Chlorzinn (Zinnchlorid),
                           rührt Alles gut um und gibt die Garne in den Kessel, läßt sie
                              									1/2 Stunde kochen, alsdann man sie herausnimmt und der Flotte einen halben Topf
                              									angesetzten Lack-dye zugibt.
                           Hat dieser einige Minuten aufgekocht und ist der Kessel wieder etwas abgekühlt, so
                              									schüttet man noch
                           1 1/4 Pfd. flüssiges Chlorzinn
                           hinzu, rührt gut um und bringt die Garne abermals auf 1/2
                              									Stunde in den Kessel ohne sie kochen zu lassen.
                           Dieß geschieht erst, nachdem diese einen abermaligen Zusatz von 1/2 Topf angesetzten
                              									Lack-dye, also den Rest des angegriffenen Topfes
                              									Lack-dye-Ansatzes und 1 1/4 Pfd. flüssiges Chlorzinn, wie
                              									vorhergehend, erhalten haben. Haben nun die Garne 1/2 bis 3/4 Stunden sehr gut
                              									gekocht, so wird das Scharlach nichts zu wünschen übrig lassen.
                           Es versteht sich übrigens von selbst, daß, wenn dasselbe noch etwas voller und satter
                              									gewünscht wird, dieß durch einen Zusatz von angesetztem Lack-dye erreicht
                              									wird, oder wenn das Roth etwas weniger satt ausfallen darf, man am Lack-dye
                              									etwas abbricht, und daß nach dem Färben die Garne sehr gut im fließenden Wasser
                              									gespült werden müssen. Hat man mehrere Partien Garne zu färben, so thut man am
                              									besten, gleich zwei Partien nach einander, wie hier vorgeschrieben, jede 1/2 Stunde
                              									einzusieden und dann erst sie auszufärben.
                           Die Flotte wird sonach geeigneter, die Farbe bei dem Lack-dye-Zusatz
                              									schneller, gleichförmiger und feuriger zu machen.
                           Ansatz des Lack-dye. In einen Topf gibt man
                           
                              
                                 6 Pfund
                                 Lack-dye,
                                 
                              
                                 5    „
                                 salzsaures Zinn (Zinnchlorür),
                                 
                              
                                 6    „
                                 Wasser,
                                 
                              
                           rührt hierauf Alles gut unter einander, was man mehrere Tage
                              									nach einander wiederholt, wonach der Lack zum Färben geeignet ist. Je länger der
                              									Lack angesetzt ist, desto besser ist es bekanntlich.
                           Ansatz des salzsauren Zinns. In einen Topf gibt man
                           
                              
                                 24 Pfund
                                 Salzsäure und gibt auf einmal hinzu
                                 
                              
                                   3   „ 
                                 geraspeltes oder geschmolzenes englisches Zinn;
                                 
                              
                           über Nacht an einem warmen Orte stehen gelassen, wird sich das
                              									Zinn aufgelöst haben. (Gewerbeblatt aus Württemberg, 1855, Nr. 46.)
                           
                        
                           
                           Erneuerung der Appretur an getragenen Seidenstoffen.
                           Man löst ein Quentchen Mastix in sechs Unzen Weingeist auf, legt den glatten oder
                              									broschirten Seidenstoff, welchem Appretur gegeben werden soll, auf eine Bügeldecke
                              									und befeuchtet mittelst eines Schwämmchens einen Theil des Stoffes mit der
                              									Mastix-Auflösung; hierauf wird diese Stelle mit einem mäßig heißen Bügeleisen
                              									trocken gebügelt, was wegen des Harzes einige Schwierigkeiten bietet, die aber durch
                              									Uebung und Geschick zu überwinden sind. Durch diese gleichmäßig fortgesetzte
                              									Operation erhält der ganze Stoff wieder Glanz, der durch Wasser (Regen) nicht zu
                              									Verlust geht, wie dieses bei der sonst gebräuchlichen Art (vermittelst einer
                              									Auflösung von Traganth) der Fall ist. (Würzburger Wochenschrift.)
                           
                        
                           Gerbsäuregehalt verschiedener Materialien.
                           Nach den Untersuchungen des Hrn. Professor Dr. Fehling (polytechn. Journal Bd. CXXX S. 53) enthalten
                           
                              
                                 Fichtenrinde
                                   5–  7
                                 Proc.
                                 Gerbsäure,
                                 
                              
                                 alte Eichenrinde
                                   9
                                   „
                                       „
                                 
                              
                                 bessere    „
                                 12–46
                                   „
                                       „
                                 
                              
                                 beste Spiegelrinde
                                 19–21
                                   „
                                       „
                                 
                              
                                 Knoppern
                                 30–33
                                   „
                                       „
                                 
                              
                                 inländische Galläpfel
                                   6–  8
                                   „
                                       „
                                 
                              
                                 Aleppo-Galläpfel
                                 60–66
                                   „
                                       „
                                 
                              
                                 chinesische
                                    											Galläpfel     
                                 70
                                   „
                                       „
                                 
                              
                           Bei Untersuchung einer Sorte Catechu fanden sich 20 Proc. Gerbsäure. In den letzten
                              									Jahren wurden verschiedene Materialien als Gerbmaterialien empfohlen und dadurch
                              									Untersuchungen derselben veranlaßt. Hiebei fanden sich aber nur
                           
                              
                                 in frischer Tormentillwurzel
                                 5 1/2 Proc. Gerbsäure,
                                 
                              
                                  „ Wiesenknopfwurzel (Sanguisorba
                                       											officinalis),    bei 100° C.
                                    											getrocknet
                                 5,9      
                                    											„          
                                    											„
                                 
                              
                                  „ Hopfenranken, etwas
                                    											getrocknet
                                 2          „          
                                    											„
                                 
                              
                           (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856. Nr. 10.)
                           
                        
                           Benützung der Sonnenblumen für die Industrie.
                           Die Sonnenblume gibt bekanntlich durch ihre Menge von Samenblüthen den Bienen eine
                              									reiche Ausbeute und ihre Samen liefern vieles und sehr gutes Oel. Dieses ist nicht
                              									nur als Speiseöl empfehlenswerth, sondern leistet auch für die Malerei und
                              									Seifenfabrication gute Dienste. Die Maler suchen es namentlich für blaue und grüne
                              									Farben, die Seife aus diesem Oel aber ist geschätzt, weil sie die Haut weich, zart
                              									und weiß macht und eine vorzügliche Bartseife ist.
                           Der Rückstand der behufs der Oelgewinnung ausgepreßten Körner ist ein vorzügliches
                              									Futter, kann aber auch, dem Teig zu Brod und feinem Backwerk beigemischt, eine gute
                              									Verwendung finden. Die Staude liefert feine Fasern mit seidenartigem Glanz und
                              									verdient gegenwärtig, wo vielfach Artikel aus sogenannter vegetabilischer Seide
                              									gefertigt und gesucht werden, ganz besondere Beachtung. (Würzburger Wochenschrift
                              									Nr. 43.)