| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 139, Jahrgang 1856, Nr. , S. 459 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Der Treppenrost als rauchverzehrender Feuerungsapparat und zur
                              									Anwendung der Steinkohlenfeuerung bei Locomotiven.
                           In der Versammlung des Vereins der Civilingenieure in Paris am 17. August v. J. wurde
                              									ein Vortrag des Ingenieurs Chobrzynski über die Anwendung
                              									der Treppenroste für Steinkohlenfeuerung verlesen, aus
                              									welchem Folgendes ein kurzer Auszug ist: Bekanntlich hat die Regierung die
                              									Fabrikbesitzer aufgefordert, rauchverzehrende Feuerungsanlagen für Steinkohlen
                              									einzurichten oder Kohks zur Feuerung zu verwenden. In Folge hiervon wurden
                              									zahlreiche Versuche mit verschiedenen Einrichtungen angestellt, welche zu günstigen
                              									Resultaten bei Anwendung eines sogenannten Treppenrostes (grille à gradnis) führten, dessen flache breite Stäbe nach Art der
                              									Treppenstufen disponirt sind, sich gegenseitig überdecken, und hinter welchen einige
                              									Stäbe auf die gewöhnliche Art gelegt sich befinden. Zahl und Abstand dieser Stäbe
                              									richten sich nach der Beschaffenheit und Reinheit des angewendeten
                              										Brennmaterials.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CXXXVI S.
                                       												447. Der fragliche Rost ist anwendbar für Dampfkessel, Locomotiven, überhaupt für alle
                              									Feuerungen, welche eine bedeutende Hitzeentwickelung verlangen. Zahlreiche Versuche
                              									mit Dampfkesselfeuerungen unter Anwendung des genannten Rostes gaben ein sehr
                              									günstiges Resultat und gestatteten die Aufstellung praktischer Regeln für die
                              									Einrichtung dieser Roste.
                           Insbesondere sind über die Anwendung des Treppenrostes bei Locomotiven Versuche in
                              									großem Maaßstabe auf der französischen Nordbahn angestellt worden, deren Ergebnisse
                              									die vollkommene Anwendbarkeit der Steinkohlenfeuerung bei Maschinen mit großen
                              									Feuerbüchsen herausstellten. Es zeigte sich auch, daß die gleichen Maschinen mit dem
                              									neuen Roste weniger Brennmaterial verbrauchten, als mit dem gewöhnlichen Roste. Alle
                              									Maschinen mit großer Feuerbüchse verzehrten bei Anwendung des Treppenrostes ihren
                              									Rauch vollständig. Die Furcht, daß durch die Steinkohlenfeuerung die Röhren und
                              									Feuerbüchsen mehr angegriffen werden könnten, als bei der Kohksfeuerung, erwies sich
                              									als ungegründet.
                           Der Treppenrost zeigt sich besonders vortheilhaft für die Verwendung von trocknen
                              									mageren Steinkohlen; bei sehr fetten und sehr bituminösen Kohlen ist die
                              									Rauchverzehrung nicht vollständig; es bedarf in diesem Falle noch der directen
                              									Zuführung von erwärmter Luft. (Polytechnisches Centralblatt, 1856, S. 186.)
                           
                        
                           Ueber gespaltene Lampencylinder, von Hrn. Jobard.
                           Die Idee, die Zuggläser für Lampen mit einem Längsspalt zu versehen, ist nicht neu:
                              									man hat stets eingesehen, daß die partielle Erhitzung und der rasche
                              									Temperaturwechsel, welchen sie ausgesetzt sind, die Hauptursachen ihres so häufigen
                              									Zerspringens bilden, und man hatte empfohlen, sie am unteren Ende mittelst des
                              									Diamants zu ritzen, um dadurch die Richtung des bei ihrer Benutzung etwa
                              									entstehenden Risses zu bestimmen. Nachdem zahlreiche Versuche die Unsicherheit
                              									dieses Verfahrens gezeigt hatten, suchte Jobard die
                              									Wirkungen der ungleichmäßigen Ausdehnung bei den Lampencylindern dadurch zu
                              									beseitigen, daß an denselben der ganzen Länge nach ein Spalt oder Sprung angebracht
                              									wird, so daß die Continuität der Glasmasse dadurch ganz aufgehoben wird (polytechn.
                              									Journal Bd. CXXXVII S. 235). Den Spalt oder
                              									Sprung kann man nach demselben durch folgende Mittel, die einzeln oder combinirt
                              									angewendet werden können, hervorbringen:
                           1) Durch plötzliche Erhitzung, indem man den Cylinder im Innern mit einer glühenden
                              									Eisenstange berührt und dieselbe über der Linie, längs deren der Spalt entstehen
                              									soll, hinführt, wie man es beim Spalten der Cylinder für die Anfertigung von
                              									Tafelglas macht. Diese Manier veranlaßt aber unvertilgbare Roststecken und ist für
                              									enge Röhren von wechselndem Durchmesser nicht anwendbar.
                           2) Durch plötzliche Abkühlung, indem man den noch rothglühenden Glascylinder auf
                              									einen kalten Eisencylinder legt. Das Spalten nach dieser Manier ergab dem Verfasser
                              									indeß bei Versuchen in der Glashütte zu Herbatte 55 Proc. Abgang. Besser gelang die
                              									Arbeit durch Einführung einer kalten Eisenstange in den heißen Cylinder; der beste
                              									Erfolg wurde aber durch Anwendung einer Art Kamm mit eisernen Zähnen, die zwischen
                              									zwei Leisten beweglich sind, so daß sie sich allen Ungleichmäßigkeiten des Glases
                              									anschmiegen, erlangt,
                           3) Durch Sprengkohle; dieses bekannte Mittel fördert nicht schnell genug und ist
                              									deßhalb für die technische Anwendung nicht brauchbar.
                           4) Durch den Diamant, aber es ist schwer, ihn ohne Schleifen das Glas gleichmäßig
                              									angreifen zu lassen, und es ist unmöglich, einen wirklichen Spalt, in welchem das
                              									Glas ganz getrennt ist, damit hervorzubringen, wenn der Cylinder dick im Glase und
                              									von geringem Durchmesser ist.
                           5) Man bedeckt den Cylinder mit einer ziemlich dicken Schicht von mit Wasser zu einem
                              									Schlamm angerührtem Thon. legt, wenn der Ueberzug trocken ist, mittelst einer Nadel
                              									oder eines spitzen Stiftes die Linien, nach denen der Sprung entstehen soll, bloß,
                              									und bringt den Cylinder dann auf ein Bad von geschmolzenem Blei, welches, indem es
                              									mit den entblößten Stellen des Glases in Berührung kommt, hier die beabsichtigten
                              									Sprünge hervorbringt.
                           
                           6) Durch Anzünden eines mit einer geeigneten brennbaren Substanz imprägnirten Fadens;
                              									dieses bekannte Verfahren gelingt aber selten.
                           7) Durch Anwendung eines Platindrahtes, den man durch den Strom einer starken
                              									galvanischen Batterie glühend hält.
                           8) Durch anhaltendes Reiben eines Holzes oder Bindfadens auf der Linie, längs welcher
                              									der Sprung entstehen soll.
                           9) Durch ein Zerreißen des Glases, hervorgebracht mittelst einer Schraube, welche ein
                              									in den Cylinder geführtes Ausweitungsinstrument (élargissoir) ausdehnt, wobei die Stelle des Sprunges durch einen
                              									schwachen Feil- oder Diamantstrich bestimmt wird.
                           Man sieht, daß nichts versäumt wurde, um die Theorie in der Praxis sich realisiren zu
                              									lassen. Die gespaltenen oder vielmehr gesprengten Lampencylinder kommen gegenwärtig
                              									im Handel vor: eine Bestellung von 40,000 solcher Cylinder wurde in Belgien für ein
                              									Haus in Havanna gemacht, die Firma Beudot et Comp., Faubourg St. Denis 103 in Paris, läßt täglich 1500
                              									Lampencylinder zur Ausfuhr nach allen Ländern spalten, ohne weiteren Abgang als 1
                              									oder 2 von 1000, welche Form und Dicke die Gläser auch haben mögen.
                           Die Reinigung der gespaltenen Lampencylinder geschieht ganz gefahrlos mittelst eines
                              									aus runden Lederscheiben gebildeten Cylinders, den man, indem man den Lampencylinder
                              									mit der linken Hand hält, ebenso anwendet, wie die gewöhnlichen runden
                              									Lampencylinderbürsten. Die Anwendung der gespaltenen Lampencylinder wird, wie Jobard meint, das Zerspringen der Lampencylinder um 9/10
                              									vermindern und manchen Schaden durch fortgeschleuderte Scherben derselben verhüten.
                              									(Polytechnisches Centralblatt. 1856, S. 187).
                           
                        
                           Ueber die Dehnbarkeit des Zinks.
                           Die Dehnbarkeit des Zinks soll bekanntlich am größten seyn in einer Temperatur
                              									zwischen 100 bis 150° Cels., unter und über dieser Temperatur ist es spröde.
                              									Indessen ist nach Prof. Bolley
                              									(Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. XCV S. 294) die Temperatur, bei welcher dieses
                              									Metall verarbeitet wird, keineswegs der einzige Grund für Dehnbarkeit oder
                              									Sprödigkeit, wie dieß ja auch aus dem Verfahren auf guten Zinkhütten einleuchtet.
                              									Nach Menßel wird das in großen Kesseln geschmolzene Zink
                              									vor dem Ausgießen mit einigen Stücken festen Zinks
                              									versetzt und das dann erhaltene Gußstück ist weich und
                              										dehnbar, ohne vorher noch einmal bis 100° oder
                              									150° C. erwärmt werden zu müssen. Prof. Bolley überzeugte sich durch directe Versuche,
                              									daß die Dehnbarkeit des Zinks wesentlich von der Temperatur abhängt, die es beim
                              									Ausgießen hatte. Er goß Wieslocher Zink eben über der Schmelzhitze auf eine
                              									Steinplatte, erhitzte den andern Theil desselben bis zum Glühen und goß ihn
                              									ebenfalls aus; die erstere Probe war dehnbar, die zweite nicht. Eine gleiche Ursache
                              									der Sprödigkeit mag bei sonst sehr dehnbaren Metallen in manchen Fällen zu Grunde
                              									liegen, denn das reine ostindische Zinn kann oft nicht zu Stanniol gebraucht werden,
                              									und jeder Goldarbeiter weiß, daß manchmal das Arbeitsgold aus unbekannten Gründen
                              									beim Umschmelzen spröde wird.
                           
                        
                           Zur Geschichte der Gußstahl-Glocken.
                           Das 1. Heft des Jahrgangs 1855 der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins hat
                              									(S. 58–61) verschiedene Nachrichten in Betreff der von Mayer und Kühne auf ihrem Stahlwerke bei Bochum in Westphalen fabricirten Gußstahl-Glocken
                              									gebracht. Man kann aus den dort abgedruckten Actenstücken ersehen, welchen
                              									Anzweiflungen die Natur dieser Glocken unterliegen mußte indem von scheinbar völlig
                              									kompetenter Seite ihr Material kurzweg für Gußeisen
                              									erklärt wurde; wie aber durch entscheidende Versuche diese Angabe widerlegt worden
                              									ist.
                           
                           Bevor ich weiter gehe, erlaube man mir die Bemerkung einzuschalten, daß mir die
                              									Besitzer und Leiter des Bochumer Stahlwerks persönlich völlig fremd sind, daß ich in
                              									keinerlei Weise bei dem Rufe dieses Werkes anders interessirt bin, als wie jeder
                              									Freund industrieller Fortschritte und jeder Verfechter der Wahrheit es seyn
                              									kann.
                           Als Mitglied der Preis-Jury bei der Pariser allgemeinen
                              									Industrie-Ausstellung fand ich durch die von Bochum ausgestellten
                              									gußstählernen Thurmglocken meine besondere Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, und
                              									es wird mir für alle Zeit eine angenehme Erinnerung seyn, daß ich in meiner eben
                              									genannten Eigenschaft Gelegenheit gehabt habe, zu der dem Bochumer Werke gewordenen
                              									wohlverdienten AuszeichnungDieses Werk erhielt die goldene Medaille; der
                                    											Director Jacob Mayer
                                    											außerdem das Ehrenlegionskreuz. meine geringe Stimme mit geben zu können. Als Jury-Mitglied habe ich
                              									aber auch einige interessante Thatsachen erfahren, welche ich nicht gerne verloren
                              									gehen lassen möchte, da sie in ihrem Endergebnisse zu der unzweifelhaftesten
                              									Gewißheit über eine vielbesprochene technische Frage geführt haben.
                           Die verdächtigende Nachrede, daß die Bochumer Glocken aus Eisen und nicht aus Stahl
                              									gegossen seyen, hatte ihren Weg auch nach Paris gefunden, und suchte dort an
                              									einflußreicher Stelle sich Geltung zu verschaffen, ungeachtet sie am deutschem Boden
                              									bereits genugsam widerlegt zu seyn schien. Ich meines Orts wenigstens erachtete
                              									durch die veröffentlichten praktischen Versuche verschiedener zuverlässiger
                              									Sachkenner den Beweis vollgültig geführt, daß das Material der fraglichen Glocken
                              									wirklich Stahl sey, und mußte – übereinstimmend
                              									mit den übrigen (deutschen, französischen und belgischen) Mitgliedern meiner
                              									Jury-Classe in der Herstellung dieser Glocken einen Fortschritt erkennen,
                              									würdig, zur höchsten Auszeichnung empfohlen zu werden. Indessen wurde von außen her
                              									(zu meinem Bedauern muß ich sagen: aus Deutschland!) eine Summe von 2000 Franken zu
                              									dem Zwecke angeboten, daß die Jury dafür eine der Bochumer Glocken ankaufe, dieselbe
                              									zerschlage, und die Schmiedbarkeit der Bruchstücke untersuche. Diese erneuerte
                              									Prüfung, an sich schon überflüssig, wurde noch mehr entbehrlich, als im September
                              									1855 eine fernere Glocke von Bochum ankam, woran sich noch der Anguß befand, welcher
                              									zur Hälfte ausgestreckt, gehärtet und abgeschlagen war, und guten Stahlbruch
                              									zeigte.
                           Der immer mehr in seinen letzten Verschanzungen bedrängte Unglaube der Gegenpartei
                              									dachte nun einen Hauptschlag auszuführen; man brachte einen etwa 2 1/2 Fuß langen, 3
                              									Zoll breiten und 1 1/2 Zoll dicken Stab zum Vorschein; an einem Ende graues
                              									Roheisen, am andern Ende ausgeschmiedeter feiner Stahl, in der Mitte vom Stahl ins
                              									Roheisen übergehend. Zugleich wurde behauptet, die neue Bochumer Glocke sey wieder
                              									nur Gußeisen, beim Gießen derselben aber zuletzt ein Tiegel voll Stahl in den Anguß
                              									geschüttet. Daß Stahl und Gußeisen auf solche Weise sich verbinden lassen, war nun
                              									allerdings durch das erwähnte Probestück bewiesen, daneben aber das Bochumer
                              									Stahlwerk auf unzweideutige Weise des Betruges angeklagt. Hr. Mayer aus Bochum war sofort bereit, die
                              									letzteingesandte Glocke, den unmittelbaren Gegenstand der Beschuldigung, zur
                              									Untersuchung zu opfern. Diese Glocke wurde von der Ausstellung
                                 										in eine benachbarte Werkstätte gebracht, in Gegenwart des königl.
                                 										würtembergischen Hrn. Ober-Reg.-Raths Dr. v. Steinbeis (Präsidenten der XVI. Jury-Classe) so wie anderer Zeugen zerschlagen, und auf die Schmiedbarkeit
                                 										des Materials geprüft: alle Bruchstücke konnte man mit der größten Leichtigkeit
                                 										schmieden, und dann nach dem Härten weiter abgeschlagen, boten dieselben den
                                 										vollkommensten Gußstahlbruch dar.
                           So endete die hartnäckige Verfolgung mit dem Triumph der neidisch angefochtenen
                              									Sache.
                           Zwar wurde zu allerletzt noch das Anerbieten gemacht, 6000 Fr. zum Ankauf der übrigen
                              									ausgestellten Glocken zu widmen, damit diese ebenfalls amtlich zerbrochen und
                              									geschmiedet werden sollten; auf die Anheimgabe jedoch, den Kauf und die Prüfung
                              									selbst zu bewerkstelligen, fand der Proponent es am gerathensten, das Geld in der
                              									Tasche zu behalten.
                           
                           So handeln Deutsche gegen ihre eigenen Landsleute, wenn sie denselben auf fremdem
                              									Boden begegnen; erfreuliches Zeichen nationalen Gemeinsinus, und vortreffliches
                              									Mittel, den deutschen Namen im Auslande geachtet zu machen.
                           K. Karmarsch.
                           (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856, Heft 1. S.
                              									60.)
                           
                              Nachschrift.
                              Die in der Kölnischen Zeitung und anderen öffentlichen Blättern bezüglich der
                                 										Gußstahl-Glocken der HHrn. Mayer und Kühne zu Bochum erschienenen Artikel, wurden bekanntlich dadurch
                                 										hervorgerufen, daß der ausgezeichnete Gußstahl-Fabrikant Hr. Alfred Krupp, Chef der Firma
                                 											„Friedrich Krupp“ in Essen, das Material jener Glocken
                                 										(im August 1854) als Roheisen erklärte.
                              Ich habe unter den Miscellen des polytechn. Journals, Bd. CXXXIII S. 397, einen Artikel über
                                 										Gußstahl-Glocken mitgetheilt, zunächst veranlaßt durch ein mir behufs der
                                 										Prüfung des Materials zugekommenes ansehnliches Stück einer von der Bochumer
                                 										Fabrik gekauften kleinen Gußstahl-Glocke (sie wog mit dem Klöppel nach
                                 										der Original-Rechnung 45 1/4 Pfd.). Die Versuche, welche in der hiesigen
                                 										Maschinenfabrik nach dem üblichen Verfahren des Glühens und Hämmerns angestellt
                                 										wurden, erwiesen das fragliche Material nicht im geringsten schmiedbar; in
                                 										seinem Verhalten und in seinen Eigenschaften stimmte es mit Roheisen vollkommen
                                 										überein.
                              In dem erwähnten Artikel habe ich auseinandergesetzt, daß der Gußstahl gemäß
                                 										seiner (jedem Techniker bekannten Natur als ein für den Glockenguß nicht
                                 										geeignetes Material zu betrachten ist; ich sagte daselbst:
                              
                                 „kein Cylinder, kein Körper von abwechselnden
                                       												Dimensionen kann aus Gußstahl compact
                                       												gegossen werden; nur in massiven einförmigen Blöcken gießt man ihn
                                    											compact und brauchbar, und das Fabricat ist erst dann verwendbar, wenn es
                                    											durch Schmieden oder Walzen die erforderliche innige Verbindung und Verdichtung erlangt
                                    											hat.“
                                 
                              Wie man aus vorstehendem Aufsaß ersieht, erwiesen sich die in Paris von der
                                 										Bochumer Fabrik ausgestellten Glocken als aus schmiedbarem
                                    											Stahl gegossen. Die Prüfungs-Commission scheint aber nicht
                                 										untersucht zu haben, ob der Guß compact (nicht
                                 										stellenweise blasig oder schwammig) ist, denn der Hr. Verfasser sagt über diesen
                                 										Punkt nichts.
                              Niemand wird bestreiten, daß ungewöhnliche Erfahrung und Geschicklichkeit
                                 										erforderlich sind, um aus Stahl haltbare und dauerhafte Glocken zu gießen; aber
                                 										den Leistungen selbst des geschicktesten Fabrikanten sind durch die Natur des
                                 										Materials, welches er verarbeitet, bestimmte Gränzen gesetzt, die er nicht zu
                                 										überschreiten vermag. Es ist einleuchtend, daß ein schmiedbarer Stahl, aus
                                 										welchem sich Glocken oder überhaupt nicht massive Gegenstände compact (in allen ihren Theilen) gießen ließen, nicht derselbe Körper seyn könnte, welchen man bisher
                                 										mit dem Namen „Gußstahl“ bezeichnet hat.
                              E. Dingler.
                              
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Phosphorsäure als Löthmittel; von Dr. Alexander Müller.
                           Das allgemeinst angewendete Löthmittel (für Weichloth) ist das sogenannte Löthsalz,
                              									die Verbindung des Chlorzinks mit Salmiak; in ziemlicher Ausdehnung wird auch bloß
                              									Salzsäure zum Löthen benutzt – beiderlei Substanzen sind aber nur dann
                              									anwendbar, wenn entweder die zu verbindenden Metalle durch Salzsäuredämpfe nicht
                              									angegriffen werden oder wenn eine nachfolgende Waschung statthaft ist. Sie sind
                              									deßhalb unbrauchbar bei Herstellung der eisernen Weberblatter und ähnlicher
                              									Gegenstände. In diesem Falle kenne ich kein besseres Mittel, als weingeistige Phosphorsäurelösung.
                           
                           Man löse in bekannter Weise Phosphor in Salpetersäure, verdampfe die Flüssigkeit bis
                              									zur starken Syrupsconsistenz und vermische je nach Bedarf mit einem bis zwei Volumen
                              									Alkohol von 80 Procent. Für manche Gegenstände genügt einfaches Eintauchen in die
                              									Phosphorsäurelösung; den Weberblättern dagegen gibt man vortheilhafter mittelst
                              									eines Pinsels einen dünnen Ueberzug an den freistehenden Enden der Eisenrohre,
                              									worauf die Blätter einen Augenblick in das geschmolzene Weichloth eingesenkt
                              									werden.
                           Die Löthung ist eine vollkommen gute; sie nimmt, ohne Dämpfe zu verbreiten, Platz und
                              									läßt ohne nachfolgende Reinigung die Eisenrohre so blank und rein, als ob sie von
                              									jeder Berührung mit einer Säure frei geblieben wären. (Polytechnisches Centralblatt,
                              									1856. S. 321.)
                           
                        
                           Mittel zum Aufeinanderkitten kleiner dünner
                              									Blechplättchen.
                           Hr. Professor Altmütter in Wien
                              									theilt mit, daß in einem Falle, wo es sich darum handelte, kleine Blechflächen
                              									haltbar und unkenntlich auf einander zu befestigen, er sich mit gutem Erfolge einer
                              									Hausenblase-Auflösung bediente, der etwas Salpetersäure beigemischt war.
                              									Dieser Leim, welcher an den (mittelst seines Säuregehalts oxydirten) Metallflächen
                              									fest haftet, trocknet indessen langsam. Um ihn zu bereiten, wird die geklopfte und
                              									klein zerschnittene Hausenblase mit wenig Wasser bei gelinder Wärme (ohne Kochen)
                              									aufgelöst, dann die Salpetersäure (doppeltes Scheidewasser) zugesetzt. Von letzterer
                              									muß man die richtige Menge durch Versuche treffen; zu viel macht, daß der Leim
                              									Wochen zum Trocknen erfordert; zu wenig, daß er nicht gut haftet. Hausenblase ohne
                              									Säurezusatz trennt sich beim Trocknen ohne Weiteres wieder von den blanken
                              									Blechoberflächen. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1856, Heft
                              									1.)
                           
                        
                           Legirung zu Kolbenringen bei Locomotiven.
                           Ein Stück eines Kolbenringes von einer in Newcastle von R. Stephenson gebauten Locomotive, das Hr. Merbach, Ingenieur an der
                              									Chemnitz-Riesaer Eisenbahn, aus England mitgebracht und dessen Metall sich
                              									für Kolbenringe als ganz besonders geeignet bewährt hat, ist in Schnedermann's Laboratorium zu
                              									Chemnitz von dem Assistenten Mittenzwei analysirt worden.
                              									Es gab die Analyse:
                           
                              
                                 Zinn
                                   2,94
                                 
                              
                                 Blei
                                   4,31
                                 
                              
                                 Kupfer    
                                 84,01
                                 
                              
                                 Zink
                                   8,29
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,35
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,90
                                 
                              
                           (Polytechnisches Centralblatt, 1856, S. 256.)
                           
                        
                           Ueber eine Art der Anfertigung von Smirgelpapier.
                           Um die allerfeinsten, auch zum Poliren anwendbaren Sorten von Smirgelpapier zu
                              									erhalten, verfährt man in England auf folgende Weise: In einem verschließbaren
                              									Zimmer werden die mit Leimwasser bestrichenen Papierbogen auf Bindfäden gehängt, die
                              									in verschiedenen Höhen ausgespannt sind, in der Art, wie die Buchbinder ihre
                              									Papierbogen zum Trocknen aufhängen. Ist so das Zimmer von unten bis oben angefüllt
                              									und darauf verschlossen, so wird der zermahlene Smirgel mittelst eines kleinen
                              									Ventilators in das Zimmer hineingeblasen. Der Staub verbreitet sich nun im ganzen Raume des
                              									Gemachs, die schwereren, also gröberen Theile steigen aber nicht so hoch wie die
                              									feineren, und die nahe an der Decke aufgehängten Bogen werden nur mit dem
                              									allerfeinsten Staube des Smirgels bedeckt. Nach dem Trocknen nimmt man sie ab und
                              									erhält so viele Sorten, wie die Bogen in verschiedenen Höhen aufgehängt werden.
                              									(Polytechnisches Centralblatt, 1856, S. 255.)
                           
                        
                           Verfahren, die Baumwolle der gemischten Gewebe zu zerstören,
                              									um die Wolle oder thierische Faser abzusondern; von Felix Leloup, Ingenieur zu Paris.
                           Ein Bad, welches aus einem Theil Salzsäure auf drei bis vier Theile Wasser besteht,
                              									gibt man in ein (hölzernes) Gefäß, welches von der Säure nicht angegriffen wird.
                              									Diese Flüssigkeit wird (am besten mittelst Dampf, welcher in ein in diesem Gefäße
                              									angebrachtes kupfernes Gehäuse strömt) auf 72° R. (90° C.) erwärmt und
                              									die Temperatur so regulirt, daß sie niemals den Siedepunkt erreicht. Das zu
                              									behandelnde Material wird nun in das Bad getaucht und darin beiläufig 25 Minuten
                              									(bis 1 Stunde) gelassen, nämlich so lange, bis die Baumwollfasern zerstört und die
                              									thierischen Fasern (Wolle oder Seide) in einem solchen Zustand sind, daß sie leicht,
                              									ohne Kraft anzuwenden, von einander getrennt werden können. Letztere werden dann aus
                              									dem sauren Bad genommen und in eine Presse gebracht, um die Flüssigkeit
                              									auszudrücken, welche man in das Bad zurückgießen und wieder anwenden kann Die
                              									erhaltenen faserigen Substanzen werden nun in ein alkalisches Bad getaucht, bis die
                              									zurückgebliebene Säure vollständig gesättigt ist. Hierauf bringt man sie in einen
                              									hölzernen Bottich, durch welchen man beständig fließendes Wasser laufen läßt und
                              									worin sie durch eine Rührvorrichtung in Bewegung erhalten werden. In sehr kurzer
                              									Zeit können die ziemlich langen Fasern herausgenommen werden, von Schmutz und
                              									fremdartigen Substanzen ganz gereinigt; sie werden zunächst in lauwarmes
                              									Seifenwasser getaucht, um sie zu erweichen, und endlich getrocknet.
                           Bei dieser Methode die thierischen Fasern von den vegetabilischen zu trennen, werden
                              									viele Uebelstände des frühern Verfahrens (polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 74) vermieden, z.B. das
                              									Trocknen der mit Säure imprägnirten Gewebe, wobei jedes besonders in einer
                              									Trockenkammer ausgebreitet werden mußte. Bei meiner Methode werden sämmtliche im
                              									Zeug enthaltenen Baumwollfasern in einer einzigen Operation zerstört und die
                              									Ausbeute an nutzbaren Fasern ist eine bei weitem größere.
                           Das Wesentliche meiner Methode besteht darin, die zu behandelnden Fabrikate einer dem Siedepunkt nahe kommenden Temperatur
                              									auszusetzen, wobei die Salzsäure bloß die Baumwollfasern angreift. – Als
                              									Mittheilung in England patentirt am 14. Juni 1855. (Repertory
                                 										of Patent-Inventions, Februar 1856, S. 165.)
                           
                        
                           Ueber die Bereitung eines vorzüglichen Essigs; von Dr. C. F. Haenle.
                           Die Selbstbereitung des Essigs geschieht bei mir schon seit 30 Jahren und habe ich
                              									während dieser Zeit manchen Versuch der Verbesserung und manchen Apparat dazu
                              									gemacht, bis ich endlich auf das einfachste Verfahren gekommen bin, dessen ich mich
                              									nun schon seit 10 Jahren bediene und das mir den feinsten Essig liefert, den man dem
                              									Geruch nach für den besten Weinessig hält.
                           Man verwende hierzu zwei Fäßchen, das eine zur Bereitung, das andere zur
                              									Aufbewahrung. Beide müssen von Buchen- oder Eichenholz seyn und sind mit
                              									Eisen beschlagen. Das erste erhält auf der vorderen Seite, oberhalb in gerader
                              									Richtung über dem Hahn, 1 bis 1 1/2 Zoll vom Rande entfernt eine Oeffnung, die als
                              									Luftloch dient und so gebohrt ist, daß sie 1/2, Zoll Durchmesser hat. Beide Fässer
                              									werden in einem Keller, der des Winters warm gehalten werden kann, fest gelagert.
                              									Zuerst füllt man das
                              									erste mit einem recht guten Essig bis an das Luftloch, wozu etwa 10 Maaß = 15 Liter
                              									erforderlich sind. Dieser Essig darf jedoch keinen gereinigten Holzessig enthalten,
                              									wie man ihn jetzt häufig damit versetzt findet, denn dieser ist der Essigbildung
                              									hinderlich. Man läßt ihn 14 Tage ruhig liegen, damit die Poren des Holzes recht
                              									davon durchdrungen werden, dann zieht man 3 Maaß davon ab, die man in das zweite
                              									oder Vorrathsfäßchen bringt und ersetzt diese 3 Maaß mit eben so viel kochendem
                              									Wasser, dem man 12 Unzen fuselfreien Weingeist zugesetzt
                              									hat Nach Verlauf von 14 Tagen bis drei Wochen nimmt man wieder 3 Maaß davon, welche
                              									man zu dem im dem Vorrathsfäßchen befindlichen bringt und ersetzt diese auf gleiche
                              									Weise mit kochendem Wasser und Weingeist. Man fährt so fort alle 14 Tage die
                              									Operation zu wiederholen. Die größere Masse von Essig befördert die Umwandlung des
                              									Weingeists, ohne daß es nöthig ist, auf eine höhere Temperatur Rücksicht nehmen zu
                              									müssen, wie es die Essigfabrikanten nöthig haben. Mein jetziger Essigsatz besteht
                              									nun schon seit 5 Jahren, ohne daß ich nöthig gehabt hätte irgend etwas daran zu
                              									ändern. Will man diesen Essig dem Weinessig vollkommen gleich machen, so darf man
                              									nur etwas Weinstein darin auflösen und ihn mit gebranntem Zucker oder Malven färben.
                              									(Neues Repertorium für Pharmacie, Bd. IV S. 557.)
                           
                        
                           Ueber Granat-Guano; von Dr.
                              									W. Wicke.
                           Die unter dem Namen Granat oder Garnälen bekannten kleinen Seekrebse werden an der
                              									Nordseeküste, namentlich im Oldenburgischen, in großer Menge gefangen und zum
                              									Verkauf nach Oldenburg, Bremen, Hamburg verfahren. Gekocht sind sie eine delicate
                              									Speise. Doch nur die größeren Thiere, die durch Siebe von den kleineren getrennt
                              									werden, kommen in den Handel. Der Abfall wird zum Düngen benutzt oder den Schweinen
                              									gegeben. Im erstern Falle säet man die Thiere mit dem Getreide aus. Auch
                              									Kartoffelfelder werden damit bedüngt. – Der Fabrikant Dencker in Varel ist nun auf den Gedanken gekommen, die Granat zu einem
                              									sogenannten künstlichen Guano zu Präpariren und diesen in den Handel zu bringen. Zu
                              									dem Ende werden die Thiere gedörrt, gepulvert und verpackt. Es möchte die
                              									wohlfeilste und zweckmäßigste Art seyn so zu verfahren. Deckt der Fang den Bedarf,
                              									so kann das Unternehmen von großer Bedeutung werden.
                           Von dem genannten Herrn wurde mir 1 Pfund des neuen Dungstoffes zur Analyse und
                              									Werthbestimmung zugestellt. Der Granat-Guano ist ein hellgelbes Pulver, etwas
                              									faserig, wie ausgedörrtes Fleisch, mit eingestreuten flimmernden Partikelchen, die
                              									von den zerstörten Schalen herrühren. Er hat einen Fischgeruch an sich, ist übrigens
                              									von durchaus für den Transport und das Ausstreuen zweckmäßiger Beschaffenheit.
                           Die Analyse, welche ich von Hrn. Hanstein im landwirtschaftlich-chemischen Laboratorium zu
                              									Göttingen ausführen ließ, hat folgendes Ergebniß geliefert.
                           Anhaltend bei 100° C. getrocknet, verlor die Substanz nur noch sehr wenig an
                              									Gewicht.
                           
                              
                                 StickstoffSonstige organische
                                    											Substanzen    
                                 11,23457,971
                                 
                                    
                                    
                                 69,205 organ. Substanz
                                 
                              
                                 Sand
                                 13,643
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensauren Kalk
                                   6,317
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Phosphorsaure Erden
                                   5,263
                                 
                                    
                                    
                                 4,345 phosphors.
                                    											Kalk0,918      
                                    											„        
                                    											Magnesia
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                   2,117
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                   2,102
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                   1,079
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,227
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,953
                                 
                                 
                                 
                              
                           Vergleichen wir mit diesen Zahlen die durchschnittliche Zusammensetzung des guten
                              									peruanischen Guano, so enthält dieser:
                           
                           
                              
                                 StickstoffSonstige organische
                                    											Stoffe    
                                 10–1549–44
                                 
                                    
                                    
                                 59 Proc.
                                 
                              
                                 Sand
                                       
                                    											2
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Phosphorsaure Erden
                                      25
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kali- und Natronsalze
                                       
                                    											4
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                      10
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                   100.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Der Granat-Guano kömmt also in seinem Stickstoffgehalt dem besseren
                              									peruanischen Guano gleich. Der Gehalt an phosphorsauren Salzen ist weit geringer,
                              									ein Mangel, der sich am besten durch Knochenmehl wird ausgleichen lassen. Die große
                              									Menge Sand erklärt sich aus dem Fange der Thiere am Strande.
                           Der Preis des Granat-Guano würde sich nach der von Stöckhardt aufgestellten Taxe für die agricultur-chemischen
                              									Dungmittel auf circa 3 Thlr. 7 Ggr. berechnen. Dabei ist für den Stickstoff der
                              									höchste Werth, den Hr. Stöckhardt sonst nur den fertig gebildeten Ammoniaksalzen beilegt,
                              									gesetzt. Ich glaube, daß dieß durch die rasche Fäulniß, deren der
                              									Granat-Guano fähig, motivirt ist. Folgender Versuch zeigt dieß. Uebergießt
                              									man eine Probe mit Wasser und läßt solche bei mäßiger Zimmerwärme acht Tage lang
                              									stehen, so reagirt das Wasser stark ammoniakalisch. Es entwickelt dann einen
                              									stechenden Geruch nach Ammoniak.
                           Ein Vortheil möchte noch für den Granat-Guano ins Gewicht fallen. Er ist nicht
                              									mit dem urinösen penetranten Geruch des gewöhnlichen Guano behaftet, und er kann,
                              									wenn trocken aufbewahrt, nicht durch Verlust an Ammoniak sich verschlechtern.
                              									(Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1856, S. 344.)
                           
                        
                           Beiträge zur Statistik des Hopfenbaues im Königreiche Bayern
                              									in den Jahren 1854 und 1855; von Dr. Rudolph Wagner.
                           Gegenwärtige Arbeit schließt sich unmittelbar an eine frühere, im polytechn. Journal
                              										Bd. CXXXII S. 151 über denselben
                              									Gegenstand erschienene und ist als deren Fortsetzung zu betrachten.
                           
                              Production des Jahres 1854.
                              In Bayern wurden producirt 38,000 Cntr., davon kamen:
                              
                                 
                                      8,000 Cntr. auf
                                    Spalt und Umgegend,
                                    
                                 
                                    18,000    „      „
                                    das übrige Mittelfranken,
                                    
                                 
                                    12,000    „      „
                                    die oder- und niederbayerischen
                                       												Hopfenbezirke.
                                    
                                 
                                    –––––––––––––
                                    
                                    
                                 
                                    38,000 Cntr.
                                    
                                    
                                 
                              Die Preise variirten von 125 bis 230 st. Die Consumtion überstieg die Production
                                 										um ein Bedeutendes, so daß alle Vorräthe alten, selbst mehr als zehnjährigen Hopfens verbraucht und der bei Weitem
                                 										größte Theil desselben nach England ausgeführt wurde, wo der jährliche Bedarf
                                 										von etwa 300,000 Cntr. kaum zum dritten Theile mit eigenem Producte gedeckt
                                 										werden konnte.
                              In den übrigen Hopfen producirenden Ländern betrug die Gesammtmenge des erbauten
                                 										Hopfens:
                              
                                 
                                    in Böhmen
                                    25,000 Cntr.
                                    
                                 
                                    in Baden und Württemberg
                                      8,000    „
                                    
                                 
                                    in Braunschweig und der Mark
                                      2,000    „
                                    
                                 
                                    in Elsaß und Lothringen
                                      6,000    „
                                    
                                 
                                    in anderen kleineren Bezirken
                                       												Deutschlands    
                                      5,000    „
                                    
                                 
                                    in Belgien
                                    15,000    „
                                    
                                 
                                    in England
                                    90,000    „
                                    
                                 
                              
                           
                              
                              Production des Jahres
                                 										1855.
                              Die Hopfenproduction Bayerns betrug 75,000 Cntr. davon kamen:
                              
                                 
                                    15,000 Cntr. auf
                                    Spalt und Umgegend,
                                    
                                 
                                    40,000    „    
                                       												„
                                    das übrige Mittelfranken.
                                    
                                 
                                    20,000    „    
                                       												„
                                    die ober- und niederbayerischen
                                       												Hopfenbezirke.
                                    
                                 
                                    –––––––––––––
                                    
                                    
                                 
                                    75,000 Cntr.
                                    
                                    
                                 
                              Die Preise des Hopfens bewegten sich zwischen 80 und 20 fl., je nach der Qualität
                                 										und Sorte ohne besondere Schwankungen. Der überseeische Export war unbedeutend,
                                 										da fast überall volle Ernten stattgefunden hatten und der Hopfen allenthalben im
                                 										Ueberflusse vorhanden war.
                              In den übrigen Ländern betrug die Hopfenproduction:
                              
                                 
                                    in Böhmen
                                      40,000 Cntr.
                                    
                                 
                                    in Baden und Württemberg
                                      25,000  
                                       												„
                                    
                                 
                                    in Braunschweig und der Mark
                                      25,000  
                                       												„
                                    
                                 
                                    in den übrigen kleineren deutschen
                                       												Bezirken     
                                      10,000  
                                       												„
                                    
                                 
                                    in Elsaß und Lothringen
                                      90,000  
                                       												„
                                    
                                 
                                    in England
                                    500,000   „
                                    
                                 
                              (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1856, S. 82.)
                              
                           
                        
                           Warnung vor dem Ankauf eines absichtlich verfälschten
                              									Traubenzuckers; von Dr. Ludwig Gall.
                           Ich bin neuen Umtrieben auf der Spur, welche den schändlichen Zweck haben, die
                              										„Weinverbesserung“, durch einen Zucker- und
                              									Wasserzusatz, zu untergraben. Zu dem Ende wird durch Geschäftsreisende, angeblich im
                              									Auftrag einer renommirten Traubenzuckerfabrik, eine Sorte solchen Zuckers von
                              									schönem Ansehen und gutem Geschmack, frei ab Mainz zu 8 Thlr. = 14 fl. per Zollcentner, circa 20
                              									Procent unter dem laufenden Preis, angeboten. Die Bezahlung behält der Reisende sich
                              									vor auf der nächsten Rundreise selber in Empfang zu nehmen. Dieser Traubenzucker nun
                              									stammt schwerlich aus einer der bekannten Fabriken, jedenfalls ist er umgeschmolzen
                              									und absichtlich mit einer Substanz versetzt, welche dem
                              									Weine einen übeln Geschmack mittheilt. Glücklicherweise
                              									gibt es ein einfaches Mittel, diese bübische Absicht zu vereiteln und empfindlichen
                              									Schaden abzuwenden. Man darf bloß, in einem mit einem paffenden Deckel versehenen
                              									Gefäße, einige Loth des zu prüfenden Zuckers bei gelinder Wärme in Wasser auflösen,
                              									dann das Gefäß gut verschließen und darauf die Lösung rasch bis fast zum Sieden
                              									erhitzen. Hebt man dann den Deckel ab, so entwickelt sich aus dem eingeschlossenen
                              									Dampf ein sehr widerlicher Geruch, während, wie man sich durch Vergleichungen leicht
                              									überzeugen kann, die kochenden Lösungen von reinem Traubenzucker die Geruchsnerven
                              									auf keine Weise afficiren.
                           Da man nicht wissen kann, was nach Vereitlung dieses bübischen Anschlags die Gegner
                              									der Verbreitung ihrer Weinverbesserungsmethoden noch
                              									alles versuchen werden, so ist überhaupt zu empfehlen, keinerlei Zucker zur
                              									Most- oder Weinverbesserung zu verwenden, welcher bei seiner Lösung in der
                              									Wärme auch nur eine Spur von unangenehmem Geruch verbreitet.
                           Die Redactionen der in den deutschen Weindistricten erscheinenden Blätter werden um
                              									die weitere Verbreitung dieser Warnung gebeten. (Böttger's polytechn. Notizblatt,
                              									1856, Nr. 4.)