| Titel: | Verfahren, positive Copien von Lichtbildern auf Papier, auf lithographischem Stein oder auf Stahl ohne Anwendung eines Silbersalzes darzustellen; von den HHrn. Emil Rousseau und Masson. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. X., S. 50 | 
| Download: | XML | 
                     
                        X.
                        Verfahren, positive Copien von Lichtbildern auf
                           								Papier, auf lithographischem Stein oder auf Stahl ohne Anwendung eines Silbersalzes
                           								darzustellen; von den HHrn. Emil
                              									Rousseau und Masson.
                        Aus dem Bulletin de la Société française
                                 										de photographie durch den Cosmos Februar 1856, S. 115 und
                              								150.
                        Rousseau's Verfahren, positive Copien von Lichtbildern auf Papier
                           								etc. ohne Anwendung eines Silbersalzes darzustellen.
                        
                     
                        
                           Darstellung der positiven Copien ohne Silbersalze auf
                                 										Papier. – Dieses Verfahren beruht auf der Wirkung welche das Licht
                              									bei Gegenwart gewisser organischer Stoffe auf die chromsauren Salze ausübt, von denen
                              									vorzugsweise das zweifach-chromsaure Ammoniak benutzt wird. Man wendet
                              									dasselbe als gesättigte kalte Lösung in destillirtem Wasser an. Die organische
                              									Substanz, welche als Unterlage für die empfindliche Schicht dient, ist entweder
                              									farbloser Leim, in dem 10fachen Gewicht warmen Wassers aufgelöst, oder arabisches
                              									Gummi, wovon 15 Theile in 100 Thln. kalten Wassers aufgelöst werden. Das Verfahren
                              									ist folgendes:
                           Man überzieht das Papier mit einer Schicht von bloßer Gummilösung, indem man entweder
                              									diese in eine Schale gibt und das Papier auf ihrer Oberfläche schwimmen läßt, oder
                              									indem man sie mit dem Pinsel auf das Papier aufträgt. Nachdem diese Schicht
                              									getrocknet ist, überzieht man das Papier mit einer Mischung von 2 Raumtheilen
                              									gesättigter Lösung von zweifach-chromsaurem Ammoniak und 1 Raumtheil
                              									Gummilösung, welcher man auf je 10 bis 15 Gramme 5 oder 6 Tropfen einer Lösung von 1
                              									Th. Milchzucker in 10 Th. Wasser zugesetzt hat. Wenn der mit dieser Mischung
                              									gemachte Ueberzug getrocknet ist, gibt man dem Papier noch einen zweiten Ueberzug
                              									von derselben Mischung, womit die Zubereitung desselben, welche im Dunkeln
                              									vorgenommen werden muß, beendigt ist. Das so präparirte Papier bleibt lange
                              									brauchbar, vorausgesetzt daß es gegen die Einwirkung des Lichts und einer zu starken
                              									Wärme geschützt wird. Wenn man es anwenden will, haucht man gelinde darauf, um es
                              									ein wenig feucht zu machen. Man bringt es unter dem negativen Bild im Copirrahmen an
                              									und setzt es, wie gewöhnlich, kürzere oder längere Zeit dem Lichte aus. Nach
                              									hinreichender Exposition zeigt das Papier auf seiner Oberfläche das Bild, stark mit
                              									rothbrauner Farbe hervortretend. Man bringt es in eine Schale mit Wasser oder unter
                              									einen Wasserhahn, und wascht es, bis das Wasser sich nicht mehr gelblich färbt und
                              									die weißen Stellen ganz rein erscheinen.
                           Das Wasser nimmt denjenigen Theil des Ueberzuges weg, auf welchen das Licht nicht
                              									gewirkt hat, wogegen der Theil, auf welchen das Licht wirkte, zurückbleibt; nach
                              									20–30 Minuten ist nur das sehr schwach gewordene und veränderliche Bild von
                              									röthlichgelber Farbe übrig, welches vorerst fixirt werden muß. Zu diesem Behufe legt
                              									man es in eine Schale und gießt eine Lösung von 2 Grm. Gallussäure und 2 Grm.
                              									Pyrogallussäure in 100 Grm. Wasser, welche mit 5 Grm. concentrirter Essigsäure
                              									versetzt wurde, darauf. Mit dem Aufgießen fährt man fort, so lange der Ton noch
                              									dunkler wird, was höchstens 1 Minute dauert; dann taucht man das Bild in Wasser und
                              									wascht es, bis es von der überschüssigen Säure befreit ist. Es ist nun zwar fixirt,
                              									besitzt aber noch nicht
                              									die nöthige Kraft; um ihm den schwarzen Ton der gewöhnlichen Bilder zu geben, legt
                              									man es in eine Schale und gießt rasch eine ganz neutrale Lösung von 1 Th.
                              									salpetersaurem Kupferoxyd in 100 Th. Wasser darüber, worauf man es ein- oder
                              									zweimal wascht. Diese Operation hat hauptsächlich den Zweck, die auf den weißen
                              									Stellen etwa noch verbliebenen Antheile von Gallussäure wegzunehmen. Man bedeckt
                              									hierauf das Bild ganz mit einer Lösung von 1 Th. citronensaurem Eisenoxyd in 5 Th.
                              									Wasser; dadurch gewinnt es sichtlich an Kraft; wenn man annehmen kann, daß es bis zu
                              									dem gewünschten Punkte gelangt ist, gießt man sehr vorsichtig eine Lösung von 1 Th.
                              									schwefelsaurem Eisenoxydul in 20 Th. Wasser hinzu, welche die schwarzen Stellen
                              									vollends kräftig macht, während sie das Weiß unverändert läßt – ein Beweis
                              									daß das citronensaure Eisen im Verhältniß zum schwefelsauren immer ein wenig in
                              									Ueberschuß bleibt. Sollte man die gewünschte Intensität noch nicht ganz erreicht
                              									haben, so wascht man das Bild sehr sorgfältig, bringt es wieder in die Mischung von
                              									Gallussäure und Pyrogallussäure, und macht es durch ein letztes Waschen fertig.
                           Will man die Bilder von schwach blauem Ton erhalten, so gießt man auf das Bild (statt
                              									die Gallussäure und Pyrogallussäure darauf wirken zu lassen) eine sehr schwache
                              									Lösung von Eisensalz, wascht es und bedeckt es dann mit einer ebenfalls schwachen
                              									Lösung von gelbem Blutlaugensalz; es bildet sich Berlinerblau, welches das Bild blau
                              									färbt. Nimmt man statt des Eisensalzes ein Kupfersalz, so erhält man ein dunkles
                              									Kastanienbraun; mit essigsaurem Blei (anstatt des Eisensalzes) erhält man Gelb, und
                              									wenn man zugleich ein Eisensalz anwendet, erhält man durch Blutlaugensalz Grün. Um
                              									schöne Töne zu erhalten, muß nothwendig die Schicht der organischen Substanz eine
                              									hinreichende Dicke haben.Hr. Teftud von Beauregard. welcher
                                    											zweifach-chromsaures Kali anwandte, erhielt schon längst vor Hrn. Rousseau, ohne Silbersalze zu gebrauchen,
                                    											schwarze oder verschieden gefärbte positive Bilder, welche sehr schön und
                                    											vollkommen fixirt waren.
                              								
                           Verfahren der Photolithographie. – Man überzieht
                              									den lithographischen Stein mit einer Schicht einer weniger concentrirten Lösung von
                              									Leim oder Gummi, und bringt dann nach einander zwei Schichten der Mischung von
                              									zweifach-chromsaurem Ammoniak und Leim in den oben für das Papier angegebenen
                              									Verhältnissen darauf an. Nachdem diese Schichten gut getrocknet sind, bedeckt man
                              									den Stein mit dem negativen Bilde und setzt dem Lichte aus; wenn das Licht
                              									hinreichende Zeit
                              									eingewirkt hat, wascht man den Stein rasch, indem man an einer Seite einen
                              									Wasserstrahl darauf fließen läßt, bis alles chromsaure Salz, auf welches das Licht
                              									nicht gewirkt hat, entfernt ist, was in einigen Minuten erreicht wird. Man breitet
                              									dann auf der Oberfläche des Steines die Lösung von Gallussäure und Pyrogallussäure
                              									aus, welcher man bloß 3 bis 4 Tropfen Essigsäure zugesetzt hat, um keine Kohlensäure
                              									zu entwickeln. Man wascht wieder zwei oder dreimal, und breitet dann eine filtrirte
                              									Lösung von weißer Seife auf dem Steine aus, welche man 2 bis 3 Minuten mit demselben
                              									in Berührung läßt. Die Seife wird durch die in dem Bilde fixirten Säuren zersetzt
                              									und die frei gewordenen Fettsäuren bleiben auf den Strichen des Bildes zurück. Um
                              									diese Wirkung und folglich das Relief zu verstärken, kann man nach dem Waschen eine
                              									Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd oder von essigsaurem Blei auf dem Steine
                              									ausbreiten; man wascht dann wieder, behandelt wieder mit Seifenwasser, und wascht
                              									zuletzt nochmals gründlich, bis die auf den weißen Stellen abgelagerte Schicht von
                              									organischer Substanz gänzlich entfernt ist. Das Bild besteht dann aus einem festen
                              									Relief von fettiger Natur; man läßt trocknen, damit die Feuchtigkeit aus dem Innern
                              									des Bildes vertrieben wird, worauf der Stein in gewöhnlicher Manier geschwärzt und
                              									abgedruckt werden kann.
                           Lichtbilder auf Stahl. – Auf einer für die
                              									Gravirung zugerichteten Stahlplatte breitet man zuerst eine Schicht Leim aus, und,
                              									wenn diese trocken ist, zwei Schichten der Lösung von zweifach-chromsaurem
                              									Ammoniak und Leim. Nachdem hernach die Exposition stattgefunden hat, entfernt man
                              									durch Waschen das vom Licht nicht angegriffene chromsaure Salz, behandelt die Platte
                              									dann rasch mit der Gallussäurelösung und wascht sie nochmals rasch. Nachdem die
                              									Platte getrocknet ist, gibt man ihr einen Wachsrand und gießt eine hinreichend
                              									verdünnte Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd darauf, welche in diesem Falle
                              									schwach sauer seyn muß. Nach einigen Augenblicken bedeckt sich die Zeichnung mit
                              									einer sehr gleichförmigen Kupferschicht, während der übrige Theil der Platte bloß
                              									bleibt. Sobald diese Kupferschicht eine hinreichende Dicke erlangt hat und minder
                              									rein zu werden anfängt, entfernt man die Kupferlösung, wascht und entblößt die
                              									Platte. Das Bild ist dann vertieft auf den Stahl copirt.