| Titel: | Ueber die Pektinkörper welche im Krapp und den im Handel vorkommenden Producten desselben enthalten sind; von Dr. Paul Schützenberger, Lehrer an der Gewerbschule in Mülhausen (Elsaß). | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XII., S. 55 | 
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                        XII.
                        Ueber die Pektinkörper welche im Krapp und den im
                           								Handel vorkommenden Producten desselben enthalten sind; von Dr. Paul Schützenberger, Lehrer
                           								an der Gewerbschule in Mülhausen (Elsaß).
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 										Mulhouse, 1855, Nr. 132.
                        Schützenberger über die im Krapp
                           								erhaltenenPektinkörper.
                        
                     
                        
                           Die schleimige Substanz, welche nach den Untersuchungen von Robiquet und Heinrich Schlumberger im Krapp
                              									enthalten ist, war bisher noch nicht genau untersucht worden; Hr. Ed. Schwartz betrachtete sie als identisch mit der
                              									Pektinsäure. Ich habe diesen Schleim isolirt, um seine Eigenschaften studiren zu
                              									können.
                           Nachdem ich mich versichert hatte (wie man später sehen wird), daß die Gallerte,
                              									welche sich im Macerationswasser gewisser Krappsorten bildet, allerdings
                              										PektinsäureUnter dem Namen Pektinsäure faßt der Verfasser die
                                    											Pektosinsäure, Pektinsäure und Parapektinsäure zusammen; unter dem Namen Pektin das Pektin, Parapektin und Metapektin von
                                    												Fremy. ist, mußte ich untersuchen, in welchem Zustande die Pektinkörper im Krapp
                              									enthalten sind.
                           Ich behandelte 50 Gramme Avignon-Krapp mit 4 Theilen Wasser bei 15° C.;
                              									nachdem die Maceration 10 Minuten gedauert hatte, wurde die Masse durch Papier
                              									filtrirt. Die braunroth gefärbte Flüssigkeit gab mit Alkohol einen nicht starken
                              									stockigen Niederschlag. Ein anderer Theil der Flüssigkeit setzte beim Stehen eine
                              									nicht bedeutende Gallerte von Pektinsäure ab, die den Farbstoff mitgerissen
                              									hatte.
                           Der durch Alkohol bewirkte Niederschlag konnte entweder von Pektin, welches sich in
                              									Wasser aufgelöst hatte, oder von einem pektinsauren Alkali herrühren. Im erstem
                              									Falle war die freiwillige Bildung der Gallerte offenbar dem Umstand zuzuschreiben,
                              									daß das Pektin, unter dem Einfluß des stickstoffhaltigen Ferments (welches, wie
                              									meine Versuche beweisen, im Krapp enthalten ist) sich in Pektinsäure umgewandelt
                              									hatte. Im zweiten Falle läßt sie sich nur mittelst Verdrängung der Pektinsäure durch
                              									eine andere Säure erklären.
                           Um zu ermitteln, ob der unbedeutende Niederschlag welchen der Alkohol hervorgebracht
                              									hatte, Pektin oder pektinsaures Kali ist, versetzte ich das Macerationswasser des
                              									Krapps mit einigen Tropfen Salzsäure; es entstand nochmals ein flockiger
                              									Niederschlag, und die filtrirte Flüssigkeit wurde durch Alkohol nicht mehr gefällt;
                              									folglich war kein Pektin in der Auflösung, sondern pektinsaures Kali, denn das Pektin ist in säuerlichem Wasser löslich und
                              									wird daraus durch Alkohol gefällt.
                           Elsasser Krapp, eben so behandelt, führte zu demselben Ergebniß, er enthält aber viel
                              									mehr Pektinsäure als der Krapp von Avignon.
                           Es fragte sich nun, ob der Krapp etwa Pektose enthält. Ich ließ daher 100 Grm.
                              									Avignon-Krapp einige Minuten in 1 Liter Wasser, welches mit 50
                              									Kubikcentimeter Salzsäure versetzt war, kochen. Die Masse wurde grün; beim Filtriren
                              									erhielt ich eine bräunlichgrün gefärbte Flüssigkeit, welche beim Erkalten eine
                              									röthlichgelb gefärbte Substanz absetzte, die mit dem Farbstoff des Krapps identisch
                              									seyn muß. Die neuerdings filtrirte und mit einer hinreichenden Menge Alkohol oder
                              									Holzgeist versetzte Flüssigkeit lieferte einen voluminösen gallertartigen
                              									Niederschlag, der einen Theil der grünen Substanz einschloß, welche sich durch die
                              									Wirkung der Säure auf irgend einen löslichen Bestandtheil des Krapps gebildet
                              									hatte.
                           Der gallertartige Niederschlag ließ sich auf einem Filter mit Alkohol gut waschen,
                              									wobei er sich sehr zusammenzog. Indem ich ihn wieder in warmem Wasser auflöste und
                              									durch Alkohol fällte, erhielt ich ihn von einem Theil der grünen Substanz befreit;
                              									durch mehrmalige Wiederholung dieses Verfahrens bekam ich die Gallerte farblos; ihre
                              									Eigenschaften waren nun diejenigen des Pektins.
                           Da ich im Krapp an und für sich kein Pektin gefunden hatte, so muß man nothwendig
                              									annehmen daß derselbe Pektose enthält und daß aus diesem Körper das Pektin durch die
                              									Einwirkung der Salzsäure gebildet wurde.
                           Pektose wurde in dieser Weise im Elsasser Krapp, im Krapp
                              									von Avignon und in den Krappblumen gefunden, dagegen nicht im Garancin. Ich habe aus
                              									dem Gewicht des beim fünf Minuten langen Kochen des Krapps mit salzsäurehaltigem
                              									Wasser (50 Kubikcentimeter Salzsäure auf 1 Liter Wasser) erhaltenen, bei 100°
                              									C. getrockneten Pektins (welches ich als von gleicher Zusammensetzung mit Pektose
                              									annehme) den Gehalt des Krapps an Pektose bestimmt und dabei in dem Krapp von
                              									Avignon 2,3, in dem Elsasser Krapp 2,13, in den Krappblumen 1 bis 1,05 Proc. Pektose
                              									gefunden. Daß die Krappblumen weniger Pektose enthalten, erklärt sich daraus, daß
                              									bei der Darstellung derselben ein Theil der Pektose durch die Einwirkung des
                              									säurehaltigen Wassers in Pektin übergeht und als solches beim Waschen entfernt
                              									wird.
                           
                           Ich untersuchte ferner, ob der Krapp außer der geringen Menge Pektinsäure, welche mit
                              									Kali verbunden vorhanden ist, noch mehr Pektinsäure
                              									enthält, und behandelte zu diesem Zweck den mit salzsäurehaltigem Wasser
                              									ausgezogenen Krapp mit Natronlauge von 5° Baumé. Der alkalische Auszug
                              									gab mit Salzsäure einen reichlichen flockig-gallertartigen Niederschlag,
                              									welcher allen Farbstoff in sich aufnahm. Wenn man die Salzsäure ganz langsam mit der
                              									Flüssigkeit sich mischen ließ, indem man sie vorsichtig auf den Boden des Gefäßes
                              									goß, gestand die ganze Flüssigkeit durch die langsame Ausscheidung der Pektinsäure
                              									zu einer gallertartigen Masse, ganz ähnlich der Gallerte, die sich in dem
                              									Macerationswasser gewisser Krappsorten bildet. Die durch Salzsäure gefällte
                              									Pektinsäure wurde durch Ausziehen mit Holzgeist von Farbstoff befreit, war dann aber
                              									noch durch einen humusartigen Körper bräunlich gefärbt. Um diesen zu beseitigen,
                              									wurde die Pektinsäure bei gelinder Wärme in schwacher Ammoniakflüssigkeit gelöst,
                              									die Lösung filtrirt, und die Pektinsäure dann durch Salzsäure wieder gefällt, worauf
                              									sie ziemlich rein war. Der Krapp enthält also, ebenso wie die Krappblumen, außer
                              									Pektose auch Pektinsäure, die zum Theil als Pektosinsäure darin vorkommt.
                           Bei meinen Versuchen dem Krapp sämmtliche Pektinsäure zu entziehen, kam ich zu einem
                              									Resultat, welches über eine von den Praktikern längst beobachtete Thatsache Licht
                              									verbreitet. Wenn man nämlich Krapppulver bei 90° C. mit Natronlauge von
                              									5° Baumé behandelt und dasselbe wascht, bis das Waschwasser farblos
                              									abläuft und keine Pektinsäure mehr enthält, so ist der Rückstand noch stark
                              									violettroth gefärbt. Behandelt man diesen Rückstand dann in der Wärme mit
                              									salzsäurehaltigem Wasser und darauf nochmals mit Natronlauge, so zieht diese wieder
                              									eine reichliche Menge Farbstoff und Pektinsäure daraus aus, wodurch der Rückstand
                              									gänzlich von Farbstoff befreit wird und das Ansehen von Sägespänen erhält. Dieses
                              									Resultat läßt sich nur dadurch erklären, daß der Krapp eine gewisse Menge
                              									pektinsauren Kalt enthält. Dieser, und nicht, wie man bisher annahm, die Holzfaser,
                              									hält einen Theil des Farbstoffs zurück, so daß er durch Alkali nicht ausgezogen
                              									wird. Erst nachdem man den pektinsauren Kalk durch Salzsäure zersetzt hat, kann man
                              									mit der Pektinsäure den Farbstoff vollständig ausziehen.
                           Ich suchte nun die Pektinsäure im Krapp quantitativ zu bestimmen. Zu diesem Zweck
                              									wurde der Krapp erst mit Natronlauge, dann mit salzsäurehaltigem Wasser und darauf
                              									wieder mit Natronlauge behandelt. Aus den beiden alkalischen Auszügen wurde die
                              									Pektinsäure durch Salzsäure gefällt, worauf man dieselbe durch die angegebene
                              									Behandlung mit Holzgeist und Ammoniak reinigte und dann bei 100° C.
                              									trocknete. Bei 100° getrockneter Avignonkrapp gab nach diesem Verfahren im Mittel von sechs gut
                              									übereinstimmenden Versuchen 9,5 Proc. Pektinsäure. Zieht man hiervon die in dieser
                              									Krappsorte gefundenen 2,3 Proc. Pektose, welche bei dieser Behandlung auch in
                              									Pektinsäure übergingen, ab, so ergibt sich, daß der Avignonkrapp 7,2 Proc.
                              									Pektinsäure enthält, von denen etwa 2 Proc. an Kalk gebunden sind. In gleicher Weise
                              									fanden sich im Elsasser Krapp nach Abzug der Pektose 6,4 Proc. Pektinsäure, von
                              									denen ungefähr 1 Proc. an Kalk gebunden ist. Krappblumen ergaben im Mittel 10,5
                              									Proc. Pektinsäure. Die Menge der im Krapp mit Kali verbundenen Pektinsäure, welche
                              									bewirkt, daß der wässerige Krappauszug beim Stehen schleimig oder gallertartig wird,
                              									beträgt nicht mehr als 0,2 Proc.
                           Nach Auffindung dieser großen Menge von Pektinkörpern im Krapp, welche bisher mehr
                              									oder weniger als Holzfaser angesehen wurden, ging ich
                              									dazu über, den wirklichen Gehalt des Krapps an letzterer Substanz zu bestimmen. Dieß
                              									war mir sehr leicht gemacht, denn ich brauchte nur den Rückstand von der so eben
                              									erwähnten Behandlung mit Natronlauge und Salzsäure zu trocknen und zu wiegen;
                              									derselbe bestand nämlich aus reinem Holzstoff nebst der Kieselerde, deren Gewicht
                              									ich durch Einäscherung bestimmte und dann abzog. Sechs Analysen mit (100 Grm.)
                              									Avignonkrapp, lieferten mir stets, nach Abzug des Sandes, 19 bis 19,5 Proc. bei
                              									100° C. getrocknete Holzfaser, während nach früheren Analysen, bei denen man
                              									wahrscheinlich Pektinsäure und Pektose für Holzfaser nahm, 33 bis 35 Proc. von
                              									diesem Körper darin enthalten seyn sollten. Im Elsasser Krapp fand ich 23, in den
                              									Krappblumen 30 Proc. Holzfaser.
                           Um zu erfahren, wie weit die Holzfaser während der Bereitung des Garancins verändert wird, behandelte ich 100 Grm.
                              									Garancin eben so wie vorher den Krapp abwechselnd mit Natronlauge und Salzsäure; es
                              									ergab sich, daß das Garancin 16,5 Proc. Pektinsäure (größtentheils frei, zum Theil
                              									an Kalk gebunden) enthält, und 48 Proc. Holzfaser, die weniger verändert war, als
                              									man gewöhnlich glaubt. Nimmt man an, daß der Krapp 40 Proc. seines Gewichts Garancin
                              									liefert, so würde dieses, den Gehalt des Krapps an Holzfaser zu 20 Proc. angenommen,
                              									50 Proc. Holzfaser enthalten müssen. Die gefundene Zahl 48 deutet hiernach an, daß
                              									die Holzfaser bei der Garancinbereitung keinen beträchtlichen Gewichtsverlust
                              									erleidet. – Eine analoge Rechnung für Pektinsäure (mit Voraussetzung von
                              									Avignonkrapp, woraus das angewendete Garancin bereitet worden zu seyn scheint)
                              									ergibt, daß das Garancin von dieser 18 Proc. enthalten müßte, wenn kein Theil
                              									derselben bei der Darstellung des Garancins zerstört würde.
                           
                           Das in der neuesten Zeit unter dem Namen Alizarin im Handel vorkommende Produkt
                              									enthält auch theils freie, theils an Kalk gebundene Pektinsäure, deren Menge aber 5
                              									Proc. nicht übersteigt. Die daraus erhaltene Holzfaser war schwarz und viel mehr
                              									verändert, als die Holzfaser aus Garancin.
                           Behufs der Aschenanalysen wurden von dem Krapp und den im
                              									Handel vorkommenden Producten desselben, nachdem sie bei 100° C. getrocknet
                              									worden waren, jedesmal 10 Grm. in einer tarirten Platinschale vollständig
                              									eingeäschert; die Asche wurde gewogen, dann mit Wasser vollständig ausgezogen,
                              									hierauf der Rückstand gewogen, welcher mit Salzsäure behandelt, die Kieselerde
                              									hinterließ. Die salzsaure Flüssigkeit, mit Ammoniak versetzt, lieferte den
                              									phosphorsauren Kalk und die Thonerde. Nachdem die Flüssigkeit dann wieder filtrirt
                              									war, lieferte sie durch Fällen mit kleesaurem Ammoniak denjenigen Kalk welcher als
                              									kohlensaures Salz vorhanden war; die Bestimmung des letztern war hauptsächlich von
                              									Wichtigkeit.
                           10 Grm. Avignonkrapp gaben:
                           
                              
                                 1,363 Grm.
                                 Asche, von welcher
                                 
                              
                                 0,300    „
                                 in Wasser löslich waren, bestehend aus Chlorkalium
                                    											undsehr wenig kohlensaurem Kali, und
                                 
                              
                                 1,063    „
                                 in Wasser sich nicht lösten. In diesen wurden
                                    											gefunden:
                                 
                              
                                 0,290    „
                                 Kieselerde,
                                 
                              
                                 0,572    „
                                 kohlensaurer Kalk,
                                 
                              
                                 0,193    „
                                 phosphorsaurer Kalk.
                                 
                              
                           10 Grm. Krappblumen gaben:
                           
                              
                                 1,263 Grm.
                                 Asche, von welcher
                                 
                              
                                 0,077    „
                                 in Wasser löslich waren. Dieser Theil bestand
                                    											aus:
                                 
                              
                                 0,068    „
                                 schwefelsaurem Kalk und
                                 
                              
                                 0,009    „
                                 Chlorkalium;
                                 
                              
                                 1,185    „
                                 unlöslicher Theil, welcher enthielt:
                                 
                              
                                 0,328    „
                                 Kieselerde,
                                 
                              
                                 0,624    „
                                 kohlensauren Kalk,
                                 
                              
                                 0,170    „
                                 phosphorsauren Kalk.
                                 
                              
                           10 Grm. Garancin gaben:
                           
                              
                                 1,775 Grm.
                                 Asche, von welcher
                                 
                              
                                 0,106    „
                                 löslich waren und aus schwefelsaurem Kalk
                                    											bestanden.Der unlösliche Theil betrug
                                 
                              
                                 1,669    „
                                 und enthielt
                                 
                              
                                 1,020    „
                                 Kieselerde,
                                 
                              
                                 0,448    „
                                 kohlensauren Kalk,
                                 
                              
                                 0,190    „
                                 phosphorsauren Kalk.
                                 
                              
                           
                           10 Grm. des sogenannten im Handel vorkommenden Alizarins gaben:
                           
                              
                                 1,180 Grm.
                                 Asche, wovon
                                 
                              
                                 0,003    „
                                 löslich waren. Der unlösliche Theil enthielt:
                                 
                              
                                 0,814    „
                                 Kieselerde,
                                 
                              
                                 0,256    „
                                 kohlensauren Kalk,
                                 
                              
                                 0,103    „
                                 phosphorsauren Kalk.
                                 
                              
                           10 Grm. Krappcarmin gaben:
                           
                              
                                 1,200 Grm.
                                 Asche, wovon
                                 
                              
                                 0,195    „
                                 löslich waren und aus schwefelsaurem Kalk
                                    											bestanden.Der unlösliche Theil enthielt: 
                                 
                              
                                 0,450    „
                                 Kieselerde, 
                                 
                              
                                 0,550    „
                                 kohlensauren Kalk, mit Spuren von phosphorsaurem
                                    											Kalk.
                                 
                              
                           Andererseits bestimmte ich direct den Kohlensäuregehalt des Avignonkrapps. 10 Grm.
                              									dieses Krapps lieferten durch Kochen mit Wasser 18 Kubikcentimeter und darauf durch
                              									Erhitzen mit verdünnter Salzsäure noch 66 Kubikcentimeter Kohlensäure. Diese
                              									Kohlensäure ist in dem Krapp an Kalk gebunden; von der durch Kochen mit Wasser
                              									austreibbaren Kohlensäure muß man annehmen daß sie (in Folge seiner Gährung) als
                              									Kalk-Bicarbonat darin enthalten ist. Die 66 Kubikcentimeter Kohlensäure
                              									entsprechen 0,27 Grm. oder 2,7 Proc. vom Gewichte des Krapps kohlensauren Kalks. In
                              									der Asche desselben Krapps fanden sich 5,7 Procent kohlensaurer Kalk, wornach
                              									anzunehmen ist, daß eine 3 Proc. kohlensauren Kalks entsprechende Menge Kalk an
                              									organische Säuren und namentlich an Pektinsäure gebunden ist. Im Garancin und im
                              									Krappcarmin ist aller, und im käuflichen sogenannten Alizarin fast aller Kalk, den
                              									man in der Asche derselben findet, in dieser Weise gebunden.
                           Es ist merkwürdig, daß Garancin und Krappcarmin, obschon sie durch Behandlung des
                              									Krapps mit concentrirter Schwefelsäure dargestellt werden, noch Pektinsäure und
                              									pektinsauren Kalk enthalten. Dieß erklärt, warum es mir niemals gelang, den
                              									pektinsauren Kalk durch eine einzige Behandlung mit Säure zu zersetzen.
                           Es erübrigt mir noch, die Rolle zu bestimmen, welche die im Krapp enthaltenen
                              									Pektinkörper beim Färben spielen, was der Gegenstand einer nachfolgenden Abhandlung
                              									seyn wird. Im Allgemeinen kann ich sagen, daß die freie Pektinsäure eben so wenig
                              									wie die Holzfaser den Farbstoff des Krapps zurückzuhalten vermag. Dagegen scheinen
                              									mir die pektinsauren Salze eine wichtigere Rolle zu spielen. Dem vorhandenen
                              									pektinsauren Kali muß man die Löslichkeit des Krappfarbstoffs im kalten Wasser zuschreiben; die
                              									unauflöslichen pektinsauren Salze (der pektinsaure Kalk) scheinen hingegen den
                              									Farbstoff energisch zurückzuhalten. Wenn man direct pektinsauren Kalk durch doppelte
                              									Zersetzung aus einer alkalischen, Farbstoff enthaltenden Lösung fällt, so geht der
                              									Farbstoff in den gallertartigen Niederschlag über und kann weder durch Alkalien,
                              									noch durch Holzgeist daraus ausgezogen werden. Ich erinnere, daß Gerber und E. Dollfus, um den
                              									Krapp mittelst Holzgeist vollständig an Farbstoff zu erschöpfen, Säure zusetzen
                              									mußten, welche den pektinsauren Kalt zersetzte,Polytechn. Journal Bd. CXXXI S.
                                       											398. wie ich es selbst bei meinen Behandlungen mit Alkali thun mußte.
                           Um die Gegenwart der Pektase oder des stickstoffhaltigen Ferments im Krapp nachzuweisen, machte
                              									ich folgende Versuche:
                           Das Waschwasser des Krapps wurde im Wasserbad zur Trockne verdampft, dann mit
                              									gelöschtem Kalk versetzt; die Masse entwickelte beim Erwärmen kein Ammoniak. Der
                              									Krapp enthält folglich keine Ammoniaksalze. – Dasselbe Waschwasser, zur
                              									Trockne verdampft und mit Aetzkali erhitzt, lieferte deutlich erkennbares
                              									Ammoniakgas; die gewaschene Masse gab dasselbe Resultat; im Waschwasser und in der
                              									gewaschenen Masse befand sich folglich ein stickstoffhaltiger Bestandtheil.
                           Um zu beweisen, daß letzterer Pektase ist, machte ich eine Auflösung von Pektin, aus
                              									gelben Rüben dargestellt, welche ich in drei Portionen abtheilte. Die erste Portion
                              									versetzte ich mit Waschwasser des Krapps; die zweite mit ein wenig ausgewaschenem
                              									Krapp; die dritte blieb unberührt. Die zwei ersten Lösungen gestanden nach einigen
                              									Stunden zu einer Gallerte, weil sich das Pektin unter dem Einfluß des Ferments in
                              									Pektinsäure umwandelte; die dritte blieb flüssig. Die mit gewaschenem Krapppulver
                              									versetzte Portion gelatinirte am schnellsten; folglich ist die Pektase im Krapp,
                              									sowohl im löslichen als im unlöslichen Zustande enthalten, in letzterem jedoch in
                              									größerer Menge.