| Titel: | Zur Farbenfabrication. Von G. E. Habich in Veckerhagen. | 
| Autor: | G. E. Habich | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XXVIII., S. 119 | 
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                        XXVIII.
                        Zur Farbenfabrication. Von G. E. Habich in
                           								Veckerhagen.
                        (Schluß der Abhandlung in Bd. CXXXIX S.
                           								28.)
                        Habich, über Farbenfabrication.
                        
                     
                        
                           V. Rothe Lacke aus
                                 									Farbhölzern.
                           Die verschiedenen rothen Farbstoffe, welche die Fernambuk-, Bimas u.s.w.
                              									-Hölzer zu so schätzbarem Farbmaterial machen, sind in reinem Wasser
                              									auflöslich. Werden die besagten Hölzer mit kochendem Wasser extrahirt, so treten die
                              									Farbstoffe in Verbindung mit Ammoniak in Auflösung. Ob
                              									das Ammoniak im Farbholze präexistirte oder ob es ein Zersetzungsproduct des
                              									vegetabilischen Eiweißstoffs ist, muß ich zur Zeit unentschieden lassen. Dieser
                              									Ammoniakgehalt aber hat den für die Zwecke der Färberei und Farbenfabrication
                              									unangenehmen Umstand im Gefolge, daß dadurch auch einige huminartige, braune
                              									Bestandtheile des Holzes mit in Auflösung gerathen und der Farbe allen Glanz nehmen.
                              									Da nun aber diese huminartigen Substanzen in ammoniakfreiem
                                 										Wasser nicht löslich sind, so findet eine Ausscheidung behufs Reinigung
                              									oder Klärung der Farbbrühen leicht Statt. Zu dem Ende pflegte man früher in den
                              									Farbenfabriken die frischen Abkochungen längere Zeit stehen zu lassen, wobei der
                              									geringe Zuckergehalt derselben in geistiger Gährung zersetzt und schließlich in
                              									Essigsäure verwandelt wurde, die dann ihrerseits das Ammoniak neutralisirte unter
                              									gleichzeitiger Fällung des braunen Farbstoffs. Der zur Fabrication der rothen Lacke
                              									dienende Farbstoff bleibt dann mit hochgelber Farbe aufgelöst und wird diese
                              									Auflösung nach vollständiger Klärung über dem Bodensatz abgezapft. Diese Procedur ist indessen sehr zeitraubend – sie
                              									erfordert mehrere Wochen – und ich habe mich deßhalb zur Erreichung desselben
                              									Zwecks der chemisch reinen Salzsäure bedient.
                           Man verfährt dabei folgendermaßen. Die Salzsäure wird mit etwa ihrem gleichen Volum
                              									Wasser verdünnt und dann in einem strohhalmdicken Strahle unter fleißigem Umrühren
                              									in die Brühe laufen gelassen. Der Zusatz ist genügend, sobald die Farbe einer
                              									abfiltrirten Probe entschieden gelb ist. Man hält dann
                              									mit fernerm Zusatz inne und überläßt das Gemenge nach halbstündigem Umrühren der
                              									Ruhe. Die Klärung findet in der Regel erst nach mehreren Tagen in ausreichender
                              									Weise Statt. Man zapft dann das Klare ab und bringt den Bodensatz, um alle
                              									Flüssigkeit zu gewinnen, auf ein Leinwandfilter.
                           Diese Brühen dienen nun bekanntlich zur Darstellung der rothen Lacke, welche den
                              									Farbstoff entweder an Thonerde oder an Zinnoxyd gebunden enthalten. Von den
                              									Thonerdelacken, die unter den Namen Carmoisin-, Kugel-, Wiener
                              									etc.-Lack im Handel bekannt sind, soll hier Umgang genommen werden, da die
                              									dazu führende Fabrications-Methode bekannt ist und stets zu gutem Resultate
                              									führt, wenn das verwendete Thonerdesalz frei von Eisen
                              									war. Ich will vielmehr den besonders von Buntpapierfabriken gesuchten
                              									Florentinerlack oder Rothlack, von brillantem Carminroth, hier des Weitern
                              									besprechen.
                           Diese schöne, aber leider nicht lichtbeständige Farbe ist eine Verbindung des
                              									Farbstoffs mit Zinnoxyd. Auch mit dem Zinnoxydul geht der Farbstoff eine Verbindung ein, die
                              									aber ein durchaus glanzloses Carmoisin bietet. Der Farbenfabrikant hat deßhalb seine
                              									ganze Aufmerksamkeit und Sorgfalt auf die Anfertigung der Zinnauflösung zu richten.
                              									Dieselbe darf durchaus kein Oxydul (oder dem
                              									entsprechendes Chlorür) enthalten, sondern bloß Oxyd (oder Chlorid). Um bei der
                              									Bereitung ganz sicher zu gehen, kann man sich folgender Anhaltspunkte bedienen.
                           Das im Handel vorkommende Zinnsalz ist häufig sehr unrein, und es bleibt deßhalb am
                              									gerathensten, sich die Zinnauflösung selbst zu bereiten. Zu dem Ende wird reinstes
                              									englisches Zinn geschmolzen und auf bekannte Weise durch Eingießen von einer Höhe
                              									von 5 bis 6 Fuß in kreisförmig bewegtes Wasser in dünne unregelmäßige Blättchen
                              									verwandelt. Mit diesem
                              									viel Fläche darbietenden Zinn werden nun zwei oder noch mehr Steinzeug-Töpfe
                              									angefüllt und nach und nach eisenfreie Salzsäure von 20
                              									bis 25° B. darauf gegossen. Nach 24 Stunden gießt man die Flüssigkeit ab und
                              									in den zweiten Topf, während der erste Topf ungefüllt bleibt und der Inhalt
                              									desselben dem atmosphärischen Sauerstoff zur Oxydation dargeboten wird. Kommt die
                              									Flüssigkeit nun nach 24 Stunden wieder vom zweiten in den ersten Topf, so ist sie
                              									alsbald mit Zinn gesättigt.
                           Um dieses Zinnchlorür (salzsaures Zinnoxydul) nun in Zinnchlorid (salzsaures
                              									Zinnoxyd) umzuwandeln, wird die Lösung zunächst mit einem gleichen Volum derselben Salzsäure versetzt und
                              									in einen sehr geräumigen Steinzeugtopf (den die Flüssigkeit nur bis höchstens zu 1/6
                              									anfüllen darf) gebracht, der in ein Bad von sehr heißem Wasser eingesenkt ist. Gießt
                              									man nun kleine Portionen Salpetersäure hinzu, so geht der
                              									Zersetzungsproceß unter stürmischer Entwicklung von rothen Dämpfen von Statten. Man
                              									warte den Erfolg des Salpetersäure-Zusatzes jedesmal ab, ehe man eine neue
                              									Portion Säure hinzubringt, – die Zersetzung tritt oft erst nach mehreren
                              									Minuten ein, und wenn sich die Wirkungen mehrerer Zusätze summiren, so kann leicht
                              									ein Ueberwallen der Flüssigkeit eintreten. Man hat übrigens auf einen solchen Unfall
                              									von Haus aus Rücksicht zu nehmen, indem man auf Sauberkeit des Gefäßes, in welchem
                              									das heiße Wasser enthalten ist, Bedacht nimmt und also die etwa überschäumenden
                              									Mengen nicht verloren sind, sondern lediglich vom heißen Wasser verdünnt werden.
                           Diese Salpetersäure-Zusätze werden so oft wiederholt, als sich noch lebhaftes
                              									Aufschäumen zeigt. Wird dieses mäßiger, so hat man durch Prüfung mit Reagentien den
                              									Punkt der vollständigen Umwandlung festzustellen. Vor einer jeden solchen Probe muß
                              									aber die Entwickelung von rothen Dämpfen beendigt
                              									seyn.
                           Als Reagens kann man benutzen: Schwefelwasserstoffwasser, welches mit einer Probe der
                              									Flüssigkeit keinen braunen, sondern entweder gar keinen
                              									(in der Kälte) oder einen hellgelben (in der Wärme) Niederschlag erzeugen muß,
                              									– schweflige Säure, welche gar keinen Niederschlag bilden darf u.s.w.
                           Ist der Punkt erreicht, wo man alles Zinn als Chlorid in Auflösung hat, so läßt man
                              									die Flüssigkeit sich klären und schreitet dann zur Fällung des Farbstoffs, indem man
                              									unter fortwährendem Umrühren von dieser Zinnauflösung so lange zusetzt, bis in einer
                              									abfiltrirten Probe durch einen Tropfen Zinnchlorid nur noch eine rosenfarbne Trübung
                              									entsteht, – wornach man das Umrühren der Flüssigkeit noch eine halbe Stunde lang
                              									fortsetzt.
                           Die im Ganzen erforderliche Menge des Zinnchlorids ist natürlich abhängig vom
                              									Farbstoffgehalte des Holzes. Hat man dieselbe einmal genau ermittelt, so gibt man
                              									bei späteren Fällungen das erforderliche Quantum gleich zur Farbbrühe und macht dann
                              									nach einer halben Stunde bloß die Schlußprobe.
                           Man zapft die überstehende Flüssigkeit ab und wäscht die Farbe einmal mit Wasser aus. Ist das Wasser kalkhaltig, so setzt man ein wenig
                              									reine Salzsäure zu bis zur schwach sauren Reaction.
                              									Versäumt man dieses, so kann das Feuer der Farbe durchs Auswaschen gefährdet
                              									werden.
                           Soll die Farbe für die Buntpapierfabriken en pâte
                              									geliefert werden, so läßt man sie entweder ganz ohne
                              									erdige Beimengungen oder gibt davon doch nur in ganz geringer Menge zu. Will man
                              									dagegen eine feste Anstrichfarbe produciren, so setzt man eine Quantität feinst
                              									geschlämmten, weißen, eisenfreien Gyps oder Alabaster zu. Mancher Gyps enthält
                              									kleine Mengen kohlensauren Kalks, die dem Glanze der Farbe Eintrag thun, –
                              									man hilft da ebenfalls durch Zusatz von etwas Salzsäure vor dem Schlämmen ab.
                           
                        
                           VI. Chromgelb.
                           Die Chromgelb-Fabriken, denen es auf eine besondere Schönheit und eine genau
                              									voraus zu bestimmende Nuance ihrer Producte ankommt, werden stets darauf angewiesen
                              									seyn, auflösliche Bleisalze anzuwenden. Es ist richtig,
                              									daß schwefelsaures Bleioxyd, welches man in den Kattunfabriken hier und da in
                              									wechselnden Mengen erhalten kann, ein etwas billigeres Chromgelb liefert. Allein
                              									weder die Nuance desselben ist stets dieselbe, noch genügt das Feuer dieser Farbe,
                              									um mit anderm Chromgelb den Vergleich auszuhalten. Zur Herstellung grüner
                              									Mengefarben (grüner Zinnober, Chromgrün etc.) dagegen qualificirt sich ein solches
                              									Chromgelb ganz gut.
                           Wir werden uns zunächst mit der Herstellung einer
                                 										Bleiauflösung zu befassen haben.
                           Dazu bedient man sich kleiner Holzbottiche von etwa 1 1/2 Fuß Höhe und 3 Fuß
                              									Durchmesser, die terrassenförmig geordnet sind, so daß man den Inhalt des einen
                              									durch einen am Boden angebrachten Hahn leicht in den nächstfolgenden tiefer
                              									stehenden Bottich ablassen kann. Durch diesen Apparat, den man bis auf 4 Bottiche
                              									ausdehnt, erreicht man also leicht, daß eine in den höchst stehenden Bottich
                              									gegossene Flüssigkeit bei offenem Hahnen die sämmtlichen tiefern Bottiche passiren
                              									kann und schließlich in einem entsprechend größern Sammelbottich am Fuße der Terrassen anlangt.
                           Diese Bottiche nun werden mit gekörntem Blei gefüllt. Das Körnen des Bleies geschieht
                              									dadurch, daß man das in einem eisernen Topfe geschmolzene Blei mit einem Gießlöffel
                              									ausfüllt und in einem feinen Strahle in Wasser gießt, welches durch einen Besen in
                              									kreisförmiger Bewegung erhalten wird. Das Blei muß dadurch in möglichst dünne
                              									Lamellen verwandelt werden, was Sache der Uebung ist, – man muß die richtige
                              									Höhe, in welcher der Gießlöffel über dem Wasserspiegel gehalten werden muß, so wie
                              									die genügende Feinheit des Bleistrahles ausprobiren.
                           Sind die Bottiche sämmtlich mit Blei gefüllt, so werden die Hahnen am Boden
                              									geschlossen und der oberste erhält eine Füllung von starkem Branntweinessig, der
                              									möglichst frei von Farbstoff, Extractivstoff, Gummi, Zucker etc. ist. Nach einigen
                              									Minuten öffnet man den Hahn am Boden und läßt die Flüssigkeit in den zweiten, von da
                              									in den dritten und vierten Bottich ablaufen. Der Essig kommt im Sammelbottich an,
                              									ohne auf dieser ersten Rundreise erhebliche Bleimengen aufgenommen zu haben. Es soll
                              									auch durch diese erste Operation das Blei nur völlig benetzt und dadurch zur
                              									Oxydation geneigt gemacht werden. Den Eintritt dieser Oxydbildung erkennt man daran,
                              									daß sich die Bleiblättchen mit einem bläulich weißen Häutchen bedecken; – bis
                              									zu diesem Momente bleiben die Bottiche ohne Essigfüllung stehen, dann aber wird die
                              									Auflösung des Bleioxyds in folgender Weise eingeleitet. Der oberste Bottich erhält
                              									seine Essigladung und bleibt damit 1/2 bis 1 Stunde in Berührung, worauf die
                              									Entleerung in den zweiten u.s.w. erfolgt, bis die gesättigte Bleilösung unten im
                              									Sammelbottich anlangt. Hat man die Oxydbildung genügend weit vorschreiten lassen, so
                              									enthält die Flüssigkeit im Sammelbottich basisch
                              									essigsaures Bleioxyd und bildet an der Luft durch Aufnahme von Kohlensäure alsbald
                              									eine weiße Decke von Bleiweiß. Für den Zweck der Chromgelbfabrication wird diese
                              									Lauge mit soviel Essig versetzt, daß blaues Lackmuspapier darin sehr schwach
                              									geröthet wird, und dann zum Klären durch Absetzen in einen größern Laugenbottich
                              									gebracht, wo sie stets in genügender Menge vorräthig gehalten wird.
                           In einem zweiten Laugenbottich hält man sich ebenso eine Auflösung von rothem chromsaurem Kali vorräthig, indem man 50 Pfd.
                              									dieses Salzes in etwa dem 10fachen Gewichte Wassers durch Erwärmen in einem
                              									kupfernen Kessel auflöst und dann im Laugenbottich mit so viel Wasser verdünnt, daß
                              									das Ganze den Raum von 1000 Pfunden Wasser einnimmt.
                           
                           Um nun den Chromgelb-Niederschlag aus den beiden Laugen rasch und sauber
                              									herstellen zu können, bedarf man folgender Apparate. 1) Einen Bottich von Kienholz,
                              									4 Fuß tief und 4 Fuß weit, mit Zapflöchern in verschiedener Höhe, – 2) einen
                              									kleinen Bottich von Tannenholz, etwa 350 Pfund Wasser Inhalt gewährend, mit Krahn am
                              									Boden; – 3) zwei Handeimer von je 25 Pfund Wasser Inhalt; – 4) eine
                              									graduirte Glasröhre, 5) ein Filtrirfaß mit Filtrirsack und 6) Farbebretter mit
                              									aufrechtstehenden Leisten rundum.
                           Ehe man nun zum Werke schreiten kann, muß die von der sehr wechselnden Concentration
                              									des Essigs abhängige Concentration der Bleilauge festgestellt werden, indem man
                              									durch einen Versuch erforscht, wie viel Raumtheile Bleilauge erforderlich sind, um
                              									10 gleichgroße Raumtheile Chromlauge ihres Chromsäuregehalts vollständig zu
                              									berauben, so daß dann die überstehende Flüssigkeit weder Bleioxyd noch Chromsäure
                              									enthält. Diese Probe ist einfach.
                           Man mißt mit der unter 4) erwähnten graduirten Glasröhre 10 Raumtheile unserer
                              									Auflösung von rothem chroms. Kali ab und bringt sie in ein etwas Wasser enthaltendes
                              									Glas, reinigt dann die Röhre und füllt sie bis zu einem beliebigen Theilstriche mit
                              									Bleilauge, von der man nun so lange in die Chromlauge tröpfelt, als sich noch ein
                              									Niederschlag bildet. Die verbrauchte Menge Bleilauge notirt man, sie entspricht dem
                              									Gehalte des dermaligen Vorraths von Bleilauge.
                           Um nun die verschiedenen Nuancen von Chromgelb herzustellen, bedient man sich
                              									verschiedener, von einander abweichender Methoden, die in dem chemischen Bestand der verschiedenen Chromgelbfarben begründet sind. Es
                              									ist nothwendig sich dieselben völlig klar zu machen, um mit Erfolg operiren zu
                              									können.
                           Wenn man eine Bleiauflösung mit einer Auflösung von rothem (saurem) oder gelbem
                              									(neutralem) chromsauren Kali fällt, so erhält man einen Niederschlag von
                              									dunkelcitrongelber Nuance, der in beiden Fällen dieselbe
                              									Farbe und dieselbe chemische Zusammensetzung hat. Es ist
                              									neutrales chromsaures Bleioxyd, welches auf 112 Thle. Bleioxyd 52 Thle. Chromsäure
                              									enthält.
                           Eine andere Verbindung ist das sogen. Chromroth (auf
                              									dessen Darstellung ich weiterhin zurückkomme); diese enthält nur halb so viel
                              									Chromsäure d.h. auf 112 Bleioxyd nur 26 Chromsäure. Enthält eine Chromlauge freies
                              									Kali, so wird dadurch eine entsprechend größere Menge Bleioxyd ausgeschieden und
                              									dadurch eine Beimengung dieses Chromroths veranlaßt, wodurch dann die Farbe mehr ins
                              									Orange zieht. Ist man nun im Stande, die Menge dieser
                              									Beimengung genau zu beherrschen, so wird man dadurch auch jede
                              									zwischen dem dunkeln Citrongelb und dem Zinnoberroth des Chromroths liegende Nuance
                              									produciren können. Das Mittel bietet der Zusatz einer ätzenden Kalilauge (von
                              									bekannter Stärke) zum wohl ausgewaschenen Farbniederschlage.
                           Unendlich wichtiger noch sind zwei Doppelverbindungen von neutralem chromsaurem mit
                              									schwefelsaurem Bleioxyd, die den Formeln
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 140, S. 125
                              
                           entsprechen.
                           Die erstere derselben bildet sich, wenn die Chromlauge mit der entsprechenden Menge
                              									Schwefelsäure versetzt und mit Bleilauge gefällt wird. Eine Chromlauge unserer
                              									Concentration enthält im Handeimer 0,86 Pfd. Chromsäure und bedarf also für dieses
                              									Quantum eines Zusatzes von 0,78 Pfund englischer Schwefelsäure. Der so gebildete und
                              									abfiltrirte Niederschlag vergrößert sein Volum alsbald
                              									bedeutend und bildet nach dem Trocknen eine höchst
                                 										lockere Farbe von ungemeiner Schönheit in hell citrongelber Nuance.
                           Die zweite Verbindung bildet sich, wenn der Schwefelsäure-Zusatz bis 1,46
                              									Pfund auf den Handeimer voll Chromlauge gesteigert wird. Sie zeigt dieses Aufquellen
                              									im feuchten Zustande nicht, sondern bildet nach dem
                              									Trocknen eine feurige, fast schwefelgelbe Farbe von
                              									glattem Bruche.
                           Die erstere dieser Verbindungen dient hauptsächlich zur Anfertigung der ordinären mit
                              									Schwerspath, Gyps etc. vermengten Chromgelbsorten und zeichnet sich durch große
                              									Deckkraft aus, Während die zweite Farbe zur Herstellung brillanter Menggrüne (aus
                              									Berlinerblau und Chromgelb) besonders qualifizirt ist.
                           Da die Nuancen beider Verbindungen so bedeutend auseinander liegen, so ist es klar,
                              									wie leicht man durch entsprechende Abänderung im Schwefelsäure-Zusatz jede
                              									beliebige Aenderung der Nuance zwischen Hellcitron und Schwefelgelb herbeiführen
                              									kann.
                           Auf einige Handgriffe, die für die Darstellung gewisser Chromgelbsorten von
                              									Wichtigkeit sind, muß ich hier noch hinweisen.
                           Die helle lockere Verbindung b r + b  stellt man dar,
                              									indem man den Bottich bis zu 2/3 mit Wasser füllt, dann die zur Zersetzung von 10
                              									Handeimern Chromlauge (= 12 1/2 Pfd. s. chroms. Kali) erforderliche Bleilauge
                              									hineinbringt, während dieses Quantum Chromlauge in dem kleinen Bottich 2) mit 7 Pfd.
                              									27 Lth. Schwefelsäure versetzt, gut umgerührt und dann durch den geöffneten Krahn in
                              									dünnem Strahle in die gehörig umgerührte Bleiauflösung abgelassen wird. Man läßt die
                              									Farbe sich absehen, zapft die überstehende (viel Essigsäure
                                 										haltende) Lauge
                              									ab und wäscht die Farbe noch zweimal durch Umrühren mit Wasser aus, worauf man sie
                              									aufs Filter und von da gleich nach vollendetem Ablaufen des Wassers auf die
                              									Farbebretter bringt. Diese gesammte Operation des Auswaschens und Filtrirens muß
                              									möglichst rasch geschehen, damit das Aufquellen der Farbe
                              									nicht etwa auf dem Filter, sondern auf den Farbbrettern geschieht, – die auf
                              									dem Filter gequollene Farbe würde beim Aufklecksen auf die Trockenbretter wieder dichter werden und dadurch die den Handelswerth zum Theil
                              									bedingende Lockerheit mehr oder weniger einbüßen. Hat man aber überall die nöthige
                              									Eile beobachtet, hat man ferner den Farbbrei auf den Brettern so lange ruhig an einem möglichst
                                 										kühlen Orte stehen lassen, bis das Aufquellen
                                 										vollendet und der Farbebrei dadurch fest geworden ist: so kann man sich
                              									eines guten Erfolges versichert halten. Man schneidet die Masse dann mit einem
                              									dünnen Messingblech in große quadratische Stücke und stellt diese aufgekantet in die
                              									Sonne zum völligen Austrocknen. Die Kruste der Stücke enthält meistens etwas
                              									chromsaures Kali, welches beim Niederschlagen mechanisch mit zu Boden gerissen und
                              									bei. dem beschleunigten Auswaschen nicht entfernt war. Dieser Salzgehalt gibt den
                              									Stücken ein unansehnliches Aeußere und muß durch Abbürsten (bei wohl verbundenen
                              									Nasenlöchern!) entfernt werden. Der abgebürstete Staub dient zu ordinären Sorten
                              									oder zu grünem Zinnober.
                           Die zweite Verbindung (von schwefelgelber Nuance) wird in derselben Weise, aber mit mehr
                              									Schwefelsäure (14 3/5 Pfd. auf 10 Eimer Chromlauge) versetzt, niedergeschlagen, rasch ausgewaschen, filtrirt und dann schleunigst und so scharf als möglich gepreßt, in Stücke
                              									geschnitten und an einem luftigen Orte im Schatten getrocknet. – Beeilt man
                              									die Arbeit hierbei nicht, so passirt es leicht, daß eine
                              									geringe Beimengung der ersten, zum Aufquellen neigenden
                              									Verbindung (deren Entstehung doch nicht immer ganz zu hindern ist) durch eben dieses Aufquellen den hier im Handel verlangten glatten
                                 										Bruch zerstört und eine schiefrige Absonderung herbeiführt.
                           Eine andere Farbe, deren Darstellung eng mit der Chromgelbfabrication verbunden ist,
                              									soll hier gleich folgen. Es ist das
                           
                        
                           VII. Chromroth.
                           Dieses basisch chromsaure Bleioxyd in möglichst dunkler Waare herzustellen, ist
                              									weniger schwierig als man allgemein glaubt.
                           Alle Chromrothe, von dem dunkelsten Zinnoberroth bis zur matten Mennigfarbe
                              									unterscheiden sich bloß durch die Größe der Krystalle,
                              										welche die
                              									Hauptmasse des krystallinischen Pulvers bildet, – ein Unterschied, der durch
                              									die einfachste mikroskopische Beobachtung zu constatiren ist. Zerreibt man Chromroth
                              									von der verschiedensten Dunkelheit zu gleichförmig feinem
                              									Pulver, so resultirt bei allen ein Product von gleicher
                              									Dunkelheit, – die brillante, mit dem Zinnober wetteifernde Farbentiefe ist
                              									verschwunden.
                           Will man also ein Chromroth von großer Farbentiefe bereiten, so hat man die
                              									Bedingungen zu erforschen, welche der Krystallbildung am
                              									meisten Vorschub leisten. Unter ihnen steht bekanntlich
                              									oben an: Vermeidung jeder Störung durch Umrühren etc.
                           Darauf hin habe ich folgendes Verfahren gestützt und bewährt gefunden.
                           Der Chromgelb-Niederschlag wird – natürlich ohne Schwefelsäure-Zusatz – gemacht und mit Wasser gut
                              									ausgewaschen. Nach Ablassen des letzten Wassers mißt man 6–8 gleich große Portionen der wohl durch einander gerührten
                              									Farbmasse ab und bringt solche in neben einander gestellte Gläser von gleicher Größe
                              									und Glaswanddicke. Hier versetzt man diese Proben nun mit mannigfach variirenden
                              									Mengen einer ätzenden Kali- oder Natronlauge von etwa 20° B., d.h. man
                              									versetzt z.B. 5 Raumtheile des Farbschlammes mit 2 oder 2 1/2 oder 3, 3 1/2, 4, 5
                              									u.s.w. Raumtheilen Aetzlauge, rührt dann rasch um, und
                              									läßt die chemische Zersetzung in der größten Ruhe vor sich gehen. Dann beobachtet
                              									man die Qualität des Productes, – wo das dunkelste
                                 										erhalten ist, da läßt man sich das Verhältniß zwischen Farbe und Aetzlauge als
                                 										Norm dienen.Man glaube ja nicht, daß man durch bedeutende Steigerung des
                                    											Aetzlaugen-Zusatzes die Farbentiefe forciren könne. In einem großen
                                    											Ueberschusse von Aetzlauge ist das Chromroth völlig
                                       												löslich, und schießt daraus in nadelförmigen Krystallen an, wenn
                                    											die Aetzlauge an der Luft Kohlensäure anzieht. Die
                                       												Krystalle enthalten wohl Kali? Hat man einen Lauge-Vorrath von bekanntem
                              									Gehalt, so braucht man diese Probe natürlich nur einmal
                              									für allemal zu machen.
                           In dem Farbebottich wird nun die Mischung aus Farbebrei und Aetzlauge nach dem
                              									empirisch gefundenen Verhältniß bewirkt, aber das Umrühren
                                 										gleich eingestellt, sobald die Mischung geschehen ist. Man wird dann
                              									urplötzlich die Umsetzung der Bestandtheile, die Bildung der Farbe an der rasch
                              									hervortretenden Röthe wahrnehmen. Man läßt diesen Proceß ungehindert fortgehen, bis
                              									man nach etwa 12 Stunden zum Abzapfen der Lauge schreitet (die ein viel Chromsäure enthaltendes Alkali
                              									ist). Sorgfältiges Auswaschen mit sehr reinem Wasser ist nöthig, – man thut
                              									aber wohl, wenn man in dem Bottich nur einmal unter
                              									leisem Umrühren auswäscht und die Beendigung dieser Operation auf dem Filter durch
                              									kleine Wasseraufgüsse vornimmt, weil dadurch weniger Reibung der Krystallpartikel an
                              									einander stattfindet und somit die Farbe dunkler bleibt.
                           Daß man an ein sehr dunkles, also sehr krystallinisches Chromroth bezüglich der
                              									Deckkraft keine großen Anforderungen machen darf, versteht sich wohl von selbst.
                           
                        
                           VIII. Grüne Mengefarben (grüner
                              									Zinnober, Chromgrün).
                           Dieser aller Orten fleißig cultivirte Zweig der Farbenfabrication bietet im Ganzen
                              									wenig Interessantes.
                           Mancher hat sich vielleicht schon damit herumgeplagt, aus Pariserblau und Chromgelb
                              									(ohne erdige Beimengungen) ein fein glattbrüchiges
                              									sogenanntes „Chromgrün“
                              									herzustellen, ohne sein Ziel allzu häufig zu erreichen. Bedient man sich dabei des
                              									hellen glattbrechenden Chromgelbs und beeilt, nachdem die Mischung mit dem Pariserblau
                              									geschehen ist, das Pressen der Farbe, so wird man ein gutes Product zuwege
                              									bringen.
                           Außerdem kann man ein solches glattbrüchiges Chromgrün auch durch Beimengung von
                              									frisch gefälltem Thonerdehydrat herstellen. Zu dem Ende löst man (25 Pfd.) ganz
                              									eisenfreien Alaun mit heißem Wasser auf und zersetzt diese Lösung mit einer klaren
                              									Soda-Auflösung. Den Niederschlag wässert man gut aus, schlämmt dann
                              									allenfalls noch (etwa 10 Pfund) Alabaster hinzu und mengt ihn schließlich mit dem
                              									Niederschlage von 10 Eimern Chromlauge nebst dem beliebigen Quantum Pariserblau.
                           Für die Zinnoberfabrication ist der Zusatz einer geringen
                              									Menge einer Indigocarmin-Lösung wichtig. Die Farbe wird dadurch freilich
                              									etwas ins Bläuliche nuancirt, gewinnt aber ungemein an Feuer. Dieses Verfahren
                              									bietet wohl den besten Weg zur Herstellung eines recht brillanten sogenannten Seidengrün. In den Buntpapierfabriken hat man sich längst
                              									dieser Eigenschaft des Indigocarmins bedient, um Zinnoberaufstriche durch dünnes
                              									Ueberstreichen mit einer solchen Lösung zu lasiren und ihnen so ein auffallendes
                              									Feuer zu ertheilen.