| Titel: | Neues Verfahren, geschwefelten Hopfen von nicht geschwefeltem zu unterscheiden; von Prof. Dr. Rud. Wagner. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XXXII., S. 135 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXXII.
                        Neues Verfahren, geschwefelten Hopfen von nicht
                           								geschwefeltem zu unterscheiden; von Prof. Dr. Rud. Wagner.
                        Aus dem Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern,
                              									1855, S. 699.
                        Wagner's Verfahren, geschwefelten Hopfen von nicht geschwefeltem zu
                           								unterscheiden.
                        
                     
                        
                           Die Frage, ob ein Hopfen mit schwefliger Säure behandelt worden sey oder nicht, ist
                              									außerordentlich schwierig zu entscheiden. Unsere Brauer sind der Ansicht, daß wenn
                              									man eine kleine Handvoll des zu untersuchenden Hopfens mit Wasser übergießt und in
                              									das Gemenge einen silbernen Löffel legt, auf dem Silber sich zeigende schwarzbraune
                              									Flecken die Behandlung des Hopfens mit schwefliger Säure anzuzeigen vermögen. Diese
                              									Probe ist eine sehr unzuverlässige und gelingt in zehn Fällen wohl kaum einmal.
                              									Damit nämlich Schwefelsilber auf der Oberfläche des Silbers sich bilde, ist eine
                              									verhältnißmäßig große Menge schwefliger Säure in dem Hopfen nothwendig, die, wenn
                              									sie in der That vorhanden, durch den Geruch besser, als auf chemischem Wege
                              									nachgewiesen werden kann. Zieht man nun in Betracht, daß man gewöhnlich zum
                              									Schwefeln von etwa 2 Zollcentnern Hopfen ungefähr 1 Pfund Schwefel anzuwenden
                              									pflegt, von welcher Menge reichlich ein Viertel unverbrannt zurückbleibt, mehr als
                              									die Hälfte aber bei der gebräuchlichen Schwefelungsmethode in die Luft entweicht, so
                              									sieht man, wie wenig schweflige Säure in der That zur Realisation gelangt.
                           Diese geringe Menge schwefliger Säure läßt sich durch die Silberprobe nur nachweisen,
                              									wenn der Hopfen kurze Zeit vorher (8 bis 14 Tage) geschwefelt worden war. Und auch
                              									in diesem Falle tritt eine wahrnehmbare Bildung von Schwefelsilber nur dann ein,
                              									wenn das Gemenge des Hopfens mit dem Wasser mehrere Tage lang an einem temperirten
                              									Orte sich selbst überlassen geblieben, wo in Folge einer entstehenden Gährung des
                              									Hopfens die schweflige Säure zu Schwefel reducirt worden war. Einer in neuerer Zeit
                              									ausgesprochenen Ansicht, das metallische Silber sey hierbei, ohne daß organisirte
                              									Substanz in Betracht komme, im Stande, schweflige Säure in Schwefelsäure und
                              									Schwefel zu zersetzen, kann ich nicht beipflichten, indem Versuche mir zeigten, daß
                              									metallisches Silber in einer sehr verdünnten wässerigen Lösung von schwefliger Säure
                              									selbst nach zweiwöchentlichem Verweilen keine Spur eines braunen Fleckens auf seiner
                              									Oberfläche erkennen ließ.
                           Eine Prüfung des Hopfens durch die Loupe, um aus dem Aussehen des Lupulins, was Form
                              									und Farbe betrifft, einen Schluß daraus ziehen zu können, ob der vorliegende Hopfen geschwefelt
                              									worden sey oder nicht, ist bei dem jetzigen Stande des Hopfenhandels im Königreiche
                              									Bayern, wo man den Hopfen keineswegs, wie man in Norddeutschland anzunehmen geneigt
                              									scheint, in unredlicher Absicht, sondern allein, um ihn haltbarer und für den Export geeigneter zu
                              									machen, schwefelt, nicht mehr möglich.
                           Die von Dr.
                              									Heidenreich in Ansbach vorgeschlagene Methode der Prüfung
                              									des Hopfens, nach welcher 15 bis 20 Dolden des verdächtigen Hopfens mit etwas Zink
                              									und Salzsäure in einen Kolben gebracht werden und das sich entwickelnde
                              									Wasserstoffgas, welches, wenn der Hopfen schweflige Säure enthielt, mit
                              									Schwefelwasserstoffgas gemengt ist, in Bleiessig geleitet wird, wo sich vorhandener
                              									Schwefelwasserstoff durch Bildung von schwarzbraunem Schwefelblei zu erkennen gibt,
                              									ist von mir bereits vor länger als drei Jahren geprüft und in zahlreichen Fällen
                              									gerichtlicher Untersuchung angewendet worden.Man s. polytechn. Journal Bd. CXXVIII S.
                                       												218. Diese Probe ist gut, wenn der Hopfen erst vor einigen (3 bis 4 Wochen)
                              									geschwefelt worden war, sie ist aber nicht empfindlich genug, wenn es sich darum
                              									handelt, geringe Spuren schwefliger Säure nachzuweisen.
                           Ich war deßhalb bemüht, das Heidenreich'sche Verfahren zu
                              									verbessern, und mache hiemit die Resultate meiner Versuche bekannt, da dieselben nun
                              									nicht nur das Mittel liefern, schweflige Säure in dem Hopfen, sondern überhaupt
                              									schweflige Säure in allen anderen Substanzen und Flüssigkeiten, wie Weinen,
                              									gebleichter Seide u.s.w. nachzuweisen selbst wenn diese Säure in Spuren vorhanden
                              									seyn sollte, deren Gegenwart durch andere Reagentien nicht mehr angegeben wird.
                           Meine Probe gründet sich darauf, daß eine Lösung von Nitroprussidnatrium durch die geringste Menge eines Alkalischwefelmetalls,
                              									wie Schwefelkalium oder Schwefelammonium, prächtig purpurroth gefärbt wird.
                           Bei der Ausführung der Probe gießt man eine Lösung von Nitroprussidnatrium, die so verdünnt ist, daß sie nur noch schwach
                              									bräunlich gefärbt erscheint, in ein kleines Becherglas und versetzt die Flüssigkeit
                              										mit einigen Tropfen Kalilauge. Im Uebrigen verfährt
                              									man wie bei Heidenreich's Methode; man bringt den zu
                              									prüfenden Hopfen mit einigen Stückchen Zinkblech in den Kolben, übergießt mit
                              									verdünnter Salzsäure und leitet das sich entwickelnde Gas in die alkalisch gemachte
                              									Nitroprussidnatriumlösung. Ist dem Wasserstoffgas auch nur ein Minimum von Schwefelwasserstoffgas
                              									beigemengt, so verursacht schon die erste Gasblase in der Flüssigkeit ein violettes
                              									Wölkchen; nach kurzem Hindurchleiten hat die Lösung die prächtige Färbung des
                              									übermangansauren Kalis angenommen. Die mit dem Gas hinübergerissenen Salzsäuredämpfe
                              									beeinträchtigen die Reaction nicht, wenn man das Hindurchleiten des Gases durch die
                              									Flüssigkeit nicht zu lange fortsetzt. Daß man das Gas nicht waschen kann und darf,
                              									ist leicht einzusehen) höchstens darf man es durch einen lockeren Baumwollpfropfen
                              									filtriren.
                           In absichtlich geschwefeltem Hopfen ließ sich nach einigen Monaten keine schweflige
                              									Säure mehr nachweisen.
                           Meine Probe auf schweflige Säure ist nicht nur eine der empfindlichsten in der
                              									analysirenden Chemie, sie ist auch eine der schönsten und einfachsten.