| Titel: | Galvanische Verkupferung des Eisens; Verfahren der Gesellschaft J. B. Sorin und Comp. zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XLVII., S. 206 | 
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                        XLVII.
                        Galvanische Verkupferung des Eisens; Verfahren
                           								der Gesellschaft J. B.
                              									Sorin und Comp. zu Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, März 1856,
                              									S. 144.
                        Sorin's galvanische Verkupferung des Eisens.
                        
                     
                        
                           Auf der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris befanden sich zahlreiche
                              									Proben von eisernen Gegenständen, welche nach dem hier zu beschreibenden Verfahren
                              									mittelst Kupfervitriol auf galvanischem Wege verkupfert worden waren; dieses
                              									Verfahren ist Hrn. I. Tailfer
                              									patentirt und die Gesellschaft J. B. Sorin und Comp. hat die Anwendung desselben in großem Maaßstab
                              									begonnen, um schmiedeiserne Gegenstände aller Art, besonders Maschinentheile, durch einen solchen
                              									Ueberzug gegen Oxydation zu schützen.
                           Bekanntlich ist der Kupfervitriol das einzige Salz, womit sich auf metallischem Eisen
                              									(Schmiedeisen) in kurzer Zeit eine Kupferschicht von einiger Dicke ablagern läßt.
                              									Andererseits gelang die galvanische Verkupferung des Eisens bisher nur mittelst
                              									solcher Kupferlösungen, welche das Eisen gar nicht angreifen; denn im
                              									entgegengesetzten Falle bleibt zwischen der Oberfläche des Eisens und der
                              									Kupferschicht ein Oxyd zurück, welches alle Adhärenz zwischen diesen beiden Metallen
                              									aufhebt; versucht man z.B. einen eisernen Gegenstand mittelst Kupfervitriol mit
                              									Hülfe der galvanischen Batterie zu verkupfern, so setzt sich auf dessen Oberfläche
                              									nur pulverförmiges Kupfer ab, welches sich mit dem Finger abstreifen läßt.
                           Aus diesem Grunde hat man bisher zu diesem Zweck nur alkalische Auflösungen
                              									angewendet, z.B. Cyankupfer in Cyankalium aufgelöst. Aber mittelst dieser
                              									Kupferlösungen kann man nur eine sehr dünne Kupferschicht erlangen, welche das
                              									darunter befindliche Eisen gegen den Angriff der äußeren Agentien (Luft und
                              									Feuchtigkeit) nicht zu schützen vermag. Wollte man der Kupferschicht auf diesem Wege
                              									eine hinreichende Dicke ertheilen, so wäre dieses mit Zeitverlust und mit Kosten
                              									verbunden, welche den Werth des erzielten Products für die Industrie und den Handel
                              									weit überschreiten würden. Eine Dicke des Kupferüberzuges von einem Millimeter,
                              									welche für manche Gegenstände erforderlich ist, könnte man auf diese Weise gar nicht
                              									erhalten.
                           Um nun beim Verkupfern des Eisens den Kupfervitriol anwenden zu können, überzieht der
                              									Erfinder des neuen Verfahrens das Eisen vorher mit einer schwachen Kupferschicht
                              									durch die gewöhnlichen Verfahrungsarten, und setzt dann die Operation mit
                              									Kupfervitriol fort, da man mit diesem Salz, wie erwähnt, leicht und in kurzer Zeit
                              									eine beliebig dicke Kupferschicht erzeugen kann.
                           Vorbereitung der Gegenstände. – Die
                              									schmiedeisernen Gegenstände sind in der Regel durch einen Ueberzug verunreinigt,
                              									welcher nicht nur durch die Oxydation derselben bei dem erforderlichen wiederholten
                              									Anwärmen gebildet wird, sondern auch in einer mehr oder weniger dicken Schicht
                              									sogenannten Hammerschlags besteht.
                           Damit das Kupfer der Oberfläche des Eisens anhaften kann, müssen die zu verkupfernden
                              									Gegenstände (z.B. Schwarzbleche, Nägel, Schrauben etc.) von der sie überziehenden
                              									Kruste fremdartiger Körper befreit und vollkommen gereinigt werden.
                           Zu diesem Behufe läßt man auf die Gegenstände zuerst verdünnte Schwefelsäure
                              									einwirken, bis sie von ihrer Kruste befreit sind, dann wascht man sie in kaltem Wasser, und
                              									hernach behandelt man sie kurze Zeit mit kochendem Wasser. Letzteres dehnt die Poren
                              									des Eisens aus und entfernt daher alle in denselben enthaltene Schwefelsäure.
                           Hierauf taucht man diese Gegenstände in eine Lauge von Aetznatron, welche ihnen die
                              									etwa noch zurückgebliebenen Spuren von Säure entzieht. Zuletzt taucht man sie in
                              									eine Kalkmilch, worin man sie mehrere Wochen liegen läßt; ihre metallische
                              									Oberfläche ist dann vollkommen rein, nämlich frei von allen zwischengelagerten
                              									fremdartigen Körpern.
                           Erstes Bad. – Die auf angegebene Weise
                              									vorbereiteten Gegenstände taucht man in ein erstes Bad behufs der vorläufigen
                              									Verkupferung, welche das Eisen gegen die Einwirkung des (aus stark angesäuertem
                              									Kupfervitriol bestehenden) zweiten Bades schützen muß.
                           Um das erste Bad zu erhalten, löst man 40 bis 45 Gram. Cyankalium per Liter Wasser auf und in dieser Lösung dann
                              									Cyankupfer bis zur vollständigen Sättigung.
                           Die eisernen Gegenstände werden eine Stunde lang in diesem Bade der Wirkung einer
                              									galvanischen Batterie ausgesetzt, welche aus einer sehr großen Anzahl von Elementen
                              									besteht, die verhältnißmäßig sehr klein seyn können.
                           Der Erfinder hat sich überzeugt, daß es für das Gelingen und die Adhärenz des
                              									metallischen Ueberzugs nothwendig ist, daß eine beträchtliche Entbindung von
                              									Wasserstoffgas an der Oberfläche der Gegenstände erfolgt. Als er mehrmals einige
                              									hundert Gegenstände gleichzeitig verkupferte, war diese Entbindung so reichlich, daß
                              									das Bad lebhaft aufzubrausen schien; 24 bis 30 Elemente, wovon die Zinkplatten 5
                              									Centimeter breit und 15 hoch sind, können diese Wirkung auf Oberflächen von mehreren
                              									Quadratmetern hervorbringen, letztere mögen einem einzigen Stück angehören oder auf
                              									mehrere Stücke vertheilt seyn.
                           Kupfervitriol-Bad.
                              									– Man bereitet in der Wärme eine Kupfervitriol-Auflösung, welche nach
                              									dem Erkalten 24° Baumé zeigt.
                           Man verdünnt diese Lösung mit Wasser auf 20° B., dann setzt man so viel
                              									Schwefelsäure zu, daß sie auf 22° B. kommt. Das Bad ist alsdann fertig. Die
                              									aus dem ersten Bad genommenen Gegenstände, welche mit einer schwachen Kupferschicht
                              									überzogen sind, werden in Wasser gewaschen, dann in das zweite Bad getaucht, aber
                              									erst nachdem die Batterie dieses Bades in Thätigkeit gesetzt worden ist. Diese
                              									Apparate müssen so angeordnet werden, daß eine Reihe zu verkupfernder Gegenstände
                              									niemals mit dem sauren Bad in Berührung ist, ohne gleichzeitig der Wirkung der
                              									Batterie ausgesetzt zu seyn, welche auf ihrer Oberfläche in einigen Secunden genug
                              									Kupfer ablagert, um sie vollständig zu conserviren.
                           
                           Diese Vorsichtsmaßregel hat zum Zweck, die Leistung des ersten Bades rasch und sicher
                              									zu vervollständigen, falls in der (gegen das zweite Bad schützenden) Kupferschicht
                              									einige Zwischenräume verblieben seyn sollten.
                           Man läßt alsdann die Kupferfällung sich fortsetzen, und in einigen Stunden sind die
                              									Gegenstände mit einer dicken Kupferschicht überzogen, welche so stark anhaftet, daß
                              									sie nicht abgerieben werden kann und daß kein chemisches Agens, welches zwar das
                              									Eisen, aber nicht das Kupfer angreift, die Kupferschicht zu durchdringen vermag.
                           Behufs dieser zweiten Verkupferung werden die Batterien anders angeordnet; die
                              									Oberfläche der galvanischen Elemente muß nämlich so viel als möglich im Verhältniß
                              									mit derjenigen der zu verkupfernden Gegenstände stehen.
                           Abänderung des Verfahrens. – Bleioxyd-Bad. – Das oben
                              									beschriebene Verfahren um das Eisen für das Kupfervitriolbad mit einem schützenden
                              									Ueberzug zu versehen, ist ganz hinreichend, wenn die Operationen gut ausgeführt
                              									werden. Man ist aber nicht nur genöthigt einen verhältnißmäßig starken elektrischen
                              									Strom anzuwenden, sondern muß auch für manche Gegenstände sehr große
                              									Vorsichtsmaßregeln befolgen; dessenungeachtet zeigen sich nach dem Eintauchen in das
                              									zweite Bad manchmal dunkle Flecken auf dem Gegenstand, sichere Anzeichen daß die
                              									schützende Schicht porös ist, so daß man genöthigt ist nach einem neuen Reinigen der
                              									Gegenstände die Arbeit wieder zu beginnen.
                           Um diesem Nachtheil abzuhelfen, ersetzt der Erfinder jetzt die schützende erste
                              									Kupferschicht durch eine Bleischicht, welche denselben Zweck erfüllt und überdieß
                              									mehrere Vorzüge besitzt.
                           Aus der Auflösung des Bleioxyds in Aetzkali wird das Blei durch einen geringen
                              									Aufwand von Elektricität reducirt. Man kann überdieß den Ueberzug von beliebiger
                              									Dicke erhalten; da das Blei aber weich ist, so darf dieser Ueberzug nicht zu dick
                              									gemacht werden, weil sonst die Festigkeit des darauf anzubringenden Kupferüberzugs
                              									vermindert werden könnte. Endlich kommt jenes Bleibad wohlfeiler zu stehen als das
                              									alkalische Kupferbad und man erhält damit niemals mangelhafte Ueberzüge.
                           Zur Darstellung des Bleibades löst man das Bleioxyd (Glätte) in Wasser auf, welches
                              									10 Procent Aetzkali enthält. Die Sättigung des Bades wird durch eine Anode von Blei
                              									unterhalten, welche der Größe der im Bade zu behandelnden Gegenstände angemessen
                              									ist.
                           Dieses Bad gewährt im Vergleich mit dem oben beschriebenen alkalischen Kupferbad noch
                              									zwei wesentliche Vortheile: 1) es kann sich nicht, wie das Cyankalium, durch den
                              									Einfluß einer feuchten Atmosphäre zersetzen (wobei sich das Cyankalium in kohlensaures Kali
                              									verwandelt); 2) es erzeugt keine Ausdünstungen, welche der Gesundheit der Arbeiter
                              									schädlich sind. – Durch die Absorption von Kohlensäure aus der Luft wird das
                              									Bleioxyd-Kali nicht unbrauchbar.