| Titel: | Ueber den grünen und blauen Ultramarin; von J. G. Gentele. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. L., S. 223 | 
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                        L.
                        Ueber den grünen und blauen Ultramarin; von
                           									J. G.
                              								Gentele.
                        Gentele, über den grünen und blauen Ultramarin,
                        
                     
                        
                           C. Gmelins Analysen des Lasursteines und seine darauf hin
                              									angestellten Versuche zur künstlichen Darstellung des blauen Ultramarins sind
                              									bekannt; sie liefern ein glänzendes Beispiel, welchen praktischen Werth bisweilen
                              									ganz einfache Untersuchungen erlangen können. Seitdem ist nämlich die Darstellung
                              									des Ultramarins ein nicht unwichtiger chemischer Industriezweig geworden; man muß
                              									sich jedoch gestehen, daß dieser Industriezweig seitdem von der Wissenschaft wenig
                              									mehr unterstützt worden ist; nur empirische Versuche haben ihn ausgebildet, obgleich
                              									Versuche angestellt worden sind um auszumitteln, was das Färbende in der Verbindung
                              									sey, die aber keine hinreichende Gewißheit geben, ob dasselbe eine Schwefelverbindung, eine Schwefeloxyd-Schwefelverbindung, oder
                              									wie Elsner vermuthete Schwefeleisen sey. Ohne daß diese Frage entschieden ist, fabricirt man
                              									gleichwohl Farben von der höchsten Intensität. Es ist aber anzunehmen, daß, sowie
                              										Gmelin's Versuche den
                              									ersten Anlaß zur künstlichen Darstellung des Ultramarins gaben, auch die Aufklärung
                              									über die chemische Konstitution der Farbe, die Wege sicherer zeigen würde, welche
                              									man bei der Fabrication zu verfolgen hat, und daß sie zu ganz unerwarteten
                              									Verbesserungen führen könnte.
                           Bei der Betrachtung der bisherigen Analysen, z.B. von Elsner, zeigt es sich, daß die grüne Verbindung
                              									aus einem Silicate Al₂O₃, SiO₃ +
                              										NaO, FeO, SiO₃ besteht mit wenig
                              									überschüssigem Natron, welches in der Verbindung als NaS
                              									enthalten seyn muß, da sie mit Säuren Schwefelwasserstoffgas entwickelt; es wird
                              									dabei ein wenig Schwefel gefällt, und eine geringe Menge
                              										Schwefelsäure ist noch in dem Producte enthalten.
                              									Würde kein Schwefel gefällt werden, so wäre offenbar bloß NaS vorhanden; der gefällte Schwefel zeigt aber entweder ein Mehrfach-Schwefelmetall
                              									an, oder das Vorhandenseyn eines Schwefeloxyds, welches
                              									sich durch Abscheidung mittelst einer Säure mit dem Schwefelwasserstoff in Wasser
                              									und Schwefel zersetzte. Die Fällung von Schwefel schließt die Annahme ganz aus, daß
                              									der färbende Körper etwa NaS, SiS₂ sey, denn bei
                              									der Zersetzung dieser Verbindung dürfte sich nur Schwefelwasserstoffgas
                              									entwickeln.
                           Die Analysen des blauen Ultramarins von denselben Chemikern, welche in Gmelin's Handbuch der Chemie
                              									aufgeführt sind, ergeben wieder dieselbe Verbindung Al₂O₃, SiO₂ + FeO, NaO,
                                 										SiO₂,
                              									nebst einem kleinen
                              									Natronüberschuß. Die Verbindung entwickelt aber weniger Hydrothion, läßt dagegen mehr Schwefel fallen; hinsichtlich ihres
                              									Schwefelgehalts gelten dieselben Bemerkungen wie für den grünen Ultramarin, nur ist
                              									entweder mehr von dem Mehrfach-Schwefelmetall vorhanden, oder mehr von dem Schwefeloxyde, welches, wie erwähnt, die Fällung des
                              									Schwefels verursachen könnte. Zu diesen Schlüssen gelangt man durch die vorhandenen
                              									Untersuchungen. Ich theile nun die Versuche mit, welche ich selbst über diesen
                              									Gegenstand anstellte; sollten dieselben ihn nicht genügend aufklären, so dürften sie ihn wenigstens noch interessanter machen, als
                                 										er es bisher schon war.
                           
                        
                           I. Grüner Ultramarin.
                           Kocht man grünen Ultramarin mit Kalilauge, so verändert er
                              									sich nicht; es wird weder Kieselerde, noch Alaunerde, noch Schwefel vom
                              									Alkali aufgenommen. Dampft man aber zur Trockne ein, so färbt sich die Masse
                              									röthlich durch Bildung von Hepar; bleibt sie einige Tage stehen, so daß sie
                              									Feuchtigkeit anzieht, so wird sie grünlich. Letztere Farbe rührt von etwas Schwefeleisen her, welches sich in diesem Falle bildet.
                              									Löst man in Kalilauge Bleioxyd aus, und kocht damit den grünen Ultramarin, so wirkt
                              									auch dieses nicht ein, es bildet sich kein Schwefelblei. Ammoniak wirkt ebensowenig
                              									auf den grünen Ultramarin.
                           Kocht man den grünen Ultramarin mit einer Lösung von neutralem
                                 										essigsaurem Bleioxyd, so verändert sich seine Farbe nicht; es bildet sich
                              									kein Schwefelblei; selbst nicht, wenn bis zum Schmelzen im
                                 										Krystallisationswasser abgedampft wird. Enthält die Bleizuckerlösung
                              									dagegen freie Essigsäure, so bildet sich Schwefelblei,
                              									weil die freie Essigsäure den Ultramarin zersetzt und Schwefelwasserstoff frei
                              									macht.
                           Alle löslichen schwefelsauren Metallsalze zersetzen ihn
                              									unter Bildung von Schwefelmetall, wenn das Metalloxyd sonst sich mit
                              									Schwefelwasserstoff in Schwefelmetall zersetzt. Beim Alaun wird das
                              									Schwefelwasserstoffgas frei.
                           Bei einem Versuche, den Schwefelgehalt durchs Glühen mit
                                 										Salpeter und kohlensaurem Natron, oder durchs Glühen mit chlorsaurem Kali und kohlensaurem Natron zu bestimmen, ergab es sich,
                              									daß in beiden Fällen kaum eine Einwirkung beim heftigsten Glühen statt findet, es
                              									mag über der Berzelius'schen Lampe oder zwischen
                              									Kohlenfeuer bewerkstelligt werden, selbst dann nicht, wenn fein gepulverte Kohle zugesetzt
                              									wird, welche eine heftige Hitze im Tiegel hervorbringt. Offenbar ist dieses
                              									Verhalten eines Schwefelmetalles wie Schwefelnatrium, ein höchst abnormes, es deutet
                              									auf eine unbekannte feste Verbindungsweise, wodurch es vor diesen höchst oxydirenden
                              									Einflüssen geschützt bleibt.
                           Wird dagegen mit dem chlorsauren Kali zugleich Aetzkali
                                 										angewendet, und damit zur Trockne abgedunstet, somit auf eine Temperatur
                              									erhitzt, welche nicht einmal volle Rothglühhitze beträgt, so ist der Erfolg ein
                              									anderer. Aller Schwefel wird oxydirt, die Farbe zerstört und Chlorkalium gebildet.
                              										Nur auf diese Weise war mir die Bestimmung des
                                 										Schwefelgehaltes möglich.
                           Uebergang der grünen Farbe in die blaue. – Während
                              									die vorstehenden Reactionen nicht viel mehr Aufschluß über die grüne Färbung geben,
                              									als daß die Schwefelverbindung eine merkwürdig feste ist, dürften die folgenden
                              									Reactionen einiges Licht über den Hergang bei der Umänderung der grünen Farbe in die
                              									blaue verbreiten, wozu dann meine Analysen Belege liefern werden.
                           Bringt man in einen Porzellantiegel grünen Ultramarin mit einer Salmiaklösung, und dunstet zur Trockne ein, bis Salmiak verdampft, gießt
                              									dann wieder Wasser auf die Masse und dampft wiederholt auf angegebene Weise ein, so
                              									riecht die Masse stets auffallend hepatisch und es
                              									entsteht ein heller blauer Ultramarin, welcher bei weitem
                              									nicht so dunkel ist, als wenn man denselben grünen Ultramarin einigemal mit Schwefel
                              									abbrennt. Laugt man ihn aus, so fällt Ammoniak aus der erhaltenen Flüssigkeit Eisenoxyd, und sie hinterläßt beim Eindampfen Kochsalz. Die grüne Verbindung ist zerstört worden, die blaue
                                 										ist geblieben. Es wurde dem grünen Ultramarin Natron entzogen und der ihm
                              									angehörende Schwefel als Schwefelammonium verflüchtigt; als Rückstand verblieb der
                              									wenige (im grünen Ultramarin enthaltene) blaue Ultramarin, von
                                 										welchem die Fällung des Schwefels beim Säuern herrührt, und dieser
                              									veranlaßt die helle blaue Färbung des Restes.
                           Wird derselbe grüne Ultramarin in einem Tiegel mit Schwefel
                                 										etlichemal behandelt, so verändert er seine Farbe kaum; er thut es aber
                              									leicht in einer flachen Schale, wo die Verbrennung auf der Oberfläche des
                              									Ultramarins so statt hat, daß er selbst erglüht. Wo er glüht, tritt die Färbung ein.
                              									Hierbei nimmt derselbe an Gewicht zu. Laugt man ihn nun aus, so fällt Ammoniak aus
                              									der Auflösung Eisenoxydhydrat, und die abgedampfte Flüssigkeit
                              									gibt Glaubersalz, es ist also auch Natron entzogen
                              									worden.
                           Der Umstand, daß die Bläuung bloß da statt hat, wo die
                                 										brennende Flamme den Ultramarin berührt, führte auf den Schluß, daß etwa schweflige Säure die Wirkung hervorbringe; dieß
                              									bestätigte sich alsbald. Wird in eine Glasröhre grüner Ultramarin gebracht, und über
                              									denselben vermittelst eines Aspirators, während die Röhre mit einer Weingeistlampe
                              									gelinde erhitzt wird, schweflige Säure (durch Verbrennen von Schwefel erzeugt)
                              									geleitet, so wird die Farbe alsbald blau, ein sehr schönes Experiment. Man sollte
                              									hieraus schließen können, daß schweflige Säure in Verbindung
                                 										gehe, daß diese das gesuchte Schwefeloxyd ist; allein folgender Versuch
                              									zeigt aufs Bestimmteste, daß dieses nicht der Fall ist, daß ein Schwefeloxyd nicht
                              									die blaue Färbung hervorbringt und nicht die größere Menge gefällten Schwefels
                              									veranlaßt, welcher in der grünen Verbindung wegen der Entwickelung beinahe allen
                              									Schwefels als Schwefelwasserstoffgas nur Einfach-Schwefelmetall seyn kann, mit
                              									Ausnahme der geringen Schwefelmenge in dem darin vorhandenen blauen Ultramarin.
                           Leitet man nämlich trocknes und salzsäurefreies Chlorgas über
                                 										den erhitzten grünen Ultramarin, so wird derselbe in wenigen Augenblicken
                                 										intensiv blau, und noch dunkler als durchs Abbrennen mit Schwefel. Es entweicht kein Chlorschwefel, es bildet sich bloß
                                 										Chlornatrium; hier wird also bloß Natrium entzogen, aller Schwefel bleibt
                              									in der Verbindung; das Einfach-Schwefelmetall geht in Mehrfach-Schwefelmetall über. Dieser
                              									Versuch klärt die Wirkung der schwefligen Säure und des brennenden Schwefels
                              									vollkommen auf. Die schweflige Säure zersetzt sich dabei unter
                                 										Bildung von Schwefelsäure und Schwefel, welcher wieder verbrennt, und das
                              									Natrium oxydirt sich, so daß nur dieses entzogen wird.
                           Da alle wässerigen Säuren Schwefelwasserstoffgas entwickeln,
                                 										so unterscheidet sich die erwähnte Einwirkung von jener, und es ist sicher, daß
                                 										zur Erzeugung einer tiefen Farbe bei diesem Processe alle Feuchtigkeit
                                 										ausgeschlossen seyn sollte. Wendet man salzsäurehaltiges Chlorgas an, so
                              									wird der gebildete blaue Ultramarin zum Theil wieder zersetzt und daher nicht so
                              									dunkel.
                           Aus dem Vorhergehenden läßt sich mit Sicherheit schließen: 1) daß das färbende
                              									Princip im grünen Ultramarin eine kleine Menge blauer Ultramarin und ein Einfach-Schwefelmetall
                              									ist, daher wird bei seiner Zersetzung durch Säuren beinahe aller, nur nicht der dem
                              									beigemischten blauen Ultramarin angehörige Schwefel als Hydrothion entwickelt; 2)
                              									daß das Färbende im blauen Ultramarin ein Mehrfach-Schwefelmetall ist, welches aus
                              									dem Einfach-Schwefelmetall durch Entziehung von Natrium entsteht; daher wird
                              									auch bei der Zersetzung des blauen Ultramarins durch Säuren der meiste Schwefel
                              									gefällt. Die beiden Schwefelmetalle sind offenbar mit Kieselerde verbunden und
                              									widerstehen daher den oxydirenden Agentien in höherem Grade als im isolirten
                              									Zustande.
                           Bezüglich der Frage, ob der Schwefel nicht theilweise doch als Schwefeloxyd in der
                              									Verbindung enthalten seyn könne, stellte ich zwei Versuche an, und erhielt das
                              									Resultat, daß, wenn man Wasserstoffgas über glühenden grünen
                                 										Ultramarin leitet, derselbe in der Röhre gelb aussieht. Es entweicht dabei
                              									etwas Wasser, nebst Schwefel. Ich glaube behaupten zu können, daß dieses Wasser von
                              									reducirter Schwefelsäure herrührt, wovon eine kleine Menge im Ultramarin enthalten
                              									ist. Schwefelwasserstoff und Schwefel entwickeln sich nur spurenweise und am
                              									Anfange; aber in größerer Menge, wenn das Wasserstoffgas nicht gehörig gewaschen
                              									wurde. Die gelbe Farbe des heißen Ultramarins geht beim Erkalten wieder in die grüne
                              									über.
                           Schwefelwasserstoffgas, über grünen Ultramarin geleitet,
                              									bildet ein wenig Wasser aus dem oben angegebenen Grunde; der Ultramarin wird etwas
                              									entfärbt und blaugrau-grün, und es scheidet sich Schwefel aus dem durch die
                              									Hitze zersetzten Schwefelwasserstoff ab.
                           Meine später mitzutheilenden quantitativen Versuche werden nachweisen, daß die
                              									geringen Mengen des hierbei sich abscheidenden Wassers theils von aufgenommener
                              									Feuchtigkeit, theils von reducirter Schwefelsäure herrühren.
                           
                        
                           II. Blauer Ultramarin.
                           Derselbe zeigt in jeder Beziehung gegen sämmtliche Reagentien dasselbe Verhalten, nur
                              									entwickelt er mit Säuren weniger Schwefelwasserstoffgas
                              									und läßt dabei den meisten Schwefel fallen. – Mit Salmiak ebenso behandelt
                              									wie der grüne Ultramarin, wird er jedesmal noch dunkler blau und verliert den Stich
                              									ins Grünliche, weil hierbei der ihm noch beigemischte grüne Ultramarin zerstört
                              									wird. Er büßt aber etwas an Lebhaftigkeit ein, die ihm wahrscheinlich die
                              									Beimischung von Grün ertheilt.
                           
                           Wie bemerkt, habe ich zur Ermittelung der Zusammensetzung der Ultramarine, nämlich
                              									des blauen, des grünen und der nach verschiedenen Methoden aus dem grünen
                              									dargestellten blauen Ultramarine, quantitative Analysen gemacht, auch das Natron
                              									bestimmt, welches dem grünen Ultramarin bei seiner Umsetzung in blauen als
                              									schwefelsaures Salz oder Chlorid entzogen wird. Diese Versuche bedürfen nur noch der
                              									Wiederholung, worauf ich sie mittheilen werde. Bei der Analyse des auf gewöhnliche
                              									Weise bereiteten blauen und grünen Ultramarins erhielt ich Resultate, welche mit
                              										Elsner's Analyse sehr nahe
                              									übereinstimmen, worüber ich mich verwunderte, da die zur Untersuchung verwendeten
                              									Producte so verschiedenen Ursprungs waren.
                           Die im Vorstehenden mitgetheilten Reactionen sind nicht nur in wissenschaftlicher
                              									Hinsicht interessant, sondern scheinen mir auch für die Fabrication des Ultramarins
                              									wichtig zu seyn. Die Wirkung der schwefligen Säure dürfte z.B. die Frage
                              									entscheiden, ob die deutsche (Nürnberger) Abbrennungsweise des Schwefels in
                              									Cylindern, oder die französische auf Herden vorzuziehen ist. Bei letzterer Methode,
                              									wo der grüne Ultramarin in einer Art Backofen, dessen Herd man von unten heizt,
                              									erhitzt und dann mit Schwefel verbrannt wird, muß die Wirkung weit rascher seyn,
                              									weil viel größere Berührungsflächen vorhanden sind als bei ersterer Methode. Aber
                              									bei jeder dieser Arbeitsmethoden geht noch eine sehr große Menge schwefliger Säure
                              									verloren; sie ist so bedeutend, daß die Ultramarinfabriken durch geeignete
                              									Verbindung ihrer Röstöfen mit Bleikammern, ohne besondern Schwefelaufwand große
                              									Mengen von Schwefelsäure erzeugen könnten, während bis jetzt die entweichende
                              									schweflige Säure den Fabriken selbst und der Umgegend eine große Last ist. Mit der
                              									so gewonnenen Schwefelsäure könnten die Ultramarinfabriken sämmtliches Glaubersalz
                              									darstellen, dessen sie bedürfen.
                           Welche praktische Anwendung von der Wirkung des Chlors gemacht werden kann, das bei
                              									geringer Hitze vom grünen Ultramarin rasch absorbirt wird und schnell wirkt, muß die
                              									Zukunft lehren; da aber dem grünen Ultramarin nur einige Procente Natrium entzogen
                              									zu werden brauchen, so scheint diese Methode bei billigen Preisen der Salzsäure
                              									Vortheile zu gewähren, weil dabei auch Brennmaterialersparniß zu erwarten ist.
                           Es bleibt noch zu untersuchen, ob das Verhältniß zwischen Al₂O₃, SiO₂ und NaO,
                                 										SiO₂ bei allen Ultramarinen dasselbe ist; wäre dem nicht so, so wird
                              									man offenbar an Natron ersparen, wenn man Thone anwendet, welche mehr Alaunerde und
                              									weniger Kieselerde enthalten, weil dann nicht so viel Natron als kieselsaures Natron
                              										(NaO, SiO₂) gebunden wird. Die Analysen des
                              									Lasursteins ergeben nicht die Zusammensetzung des künstlichen Ultramarins; in ihm
                              									ist die Kieselerde-Verbindung Al₂O₃, 2 SiO₂ und NaO, 2 SiO₂, so daß
                              									es scheint, die färbende kieselsaure Schwefelverbindung sey nur mit Silicaten gemengt. Wenn dieses der Fall wäre, so müßte sich durch
                              									einfache Mengung von Kieselsaure mit Schwefelnatrium, Glühen und Behandeln mit Chlor
                              									– welches durch Entziehung von Natrium Mehrfach-Schwefelmetall erzeugen könnte
                              									– die reine Farbe ohne Alaunerdesilicat herstellen lassen, worüber ich bis
                              									jetzt noch keine Versuche angestellt habe.
                           ––––––––––
                           Seitdem ich dieses niederschrieb, kamen mir die Arbeiten von C. Stölzel und E. Breunlin zu Gesicht; ich finde
                              									daß ersterer für Chlor, schweflige Säure, Salpeter,
                                 										chlorsaures Kali und Wasserstoff andere
                              									Reactionen angibt als ich erhalten habe; ich habe jedoch meine Versuche mit den oben
                              									erwähnten Resultaten wiederholt; auch habe ich schöne blaue Ultramarine in
                              									Untersuchung, die ich aus grünen auf angegebene Weise erhielt, nämlich mit
                              									schwefliger Säure und Chlor. Hr. Stölzel hat mit grünem Ultramarin die blaue Farbe mittelst
                              									schwefliger Säure ebenfalls erhalten, jedoch sie wieder zerstört bei längerer
                              									Einwirkung; ferner erhielt er mit Wasserstoffgas andere Endresultate, für welche
                              									vielleicht bei mir die Zeit der Einwirkung zu kurz war. Ich habe, wie bemerkt, auf
                              									meiner Berzelius'schen Lampe mit Soda und chlorsaurem
                              									Kali oder Salpeter, selbst im Kohlenfeuer, die Zerstörung der Ultramarinfarben nicht
                              									zu wege bringen können. Jedenfalls ist aber die Langsamkeit dieser Zersetzung,
                              									gegenüber der Leichtigkeit, womit sie bei Anwesenheit von freiem Kali stattfindet,
                              									sehr bemerkenswerth.