| Titel: | Mittheilungen über mehrere Gegenstände der Pariser Industrie-Ausstellung; von Hrn. Peter Rittinger, k. k. Sectionsrath. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LV., S. 265 | 
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                        LV.
                        Mittheilungen über mehrere Gegenstände der
                           								Pariser Industrie-Ausstellung; von Hrn. Peter Rittinger, k. k.
                           								Sectionsrath.
                        Nachtrag zu der Abhandlung in diesem Bande des
                           								polytechn. Journals S. 96. – Aus der Zeitschrift des österreichischen
                                 										Ingenieur-Vereins. 1855, Nr. 24.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Rittinger, Mittheilungen über mehrere Gegenstände der Pariser
                           								Industrie-Ausstellung.
                        
                     
                        
                           17. Metallschere von Richmond zu
                                 										Boston.
                           Das dieser Schere zu Grunde liegende Princip ist am besten in einer zum Schneiden von Papier bestimmten Schere Fig. 24 u.
                              										25, zu
                              									erkennen. Der schneidende Theil der Schere besteht aus der runden Stahlscheibe a, die an der horizontalen Spindel b befestigt ist und mit dieser zugleich sich umdreht.
                              									Die Spindel b steckt in einem Griffe c, der nach oben die Schere zum Theil umgibt. Dieser
                              									obere Theil d ist bei f
                              									durchbohrt und gleitet an einer Stange h, die von den
                              									zweien an die Platte p befestigten Stützen k getragen wird. An der Platte p ist der zweite Theil der Schere, nämlich die Stahlleiste in befestigt.
                              									Um während des Verschiebens der Handhabe c (und mit ihr
                              									der Stahlscheibe a) längs der Stange h eine Umdrehung der Stahlscheibe zu bewirken, ist mit
                              									letzterer eine Rolle r in Verbindung gebracht, um welche
                              									die gespannte Saite g geschlungen ist, die mit ihren
                              									beiden Enden an die Stützen k befestigt ist. Da die
                              									Peripherie der Rolle r kleiner ist als die Peripherie
                              									der Schneide, so folgt, daß die Bewegung der Scheibe längs der Leiste m keine streng rollende ist; sondern daß die
                              									Geschwindigkeit an der Peripherie der Scheibe größer sey, als die Geschwindigkeit, mit welcher ihr
                              									Mittelpunkt nach vorwärts vorschreitet. Dadurch wird ein sanftes Zuschieben des
                              									Papieres bewirkt, welches man auf die Platte p zum
                              									Zuschneiden hinlegt. Durch die runde Form der Leitstange h erreicht man den Vortheil, daß sich die Scheibe a an die Kante des Lineals m stets anlegt. Das
                              									Schneiden geht mit großer Leichtigkeit vor sich. Der Durchmesser der Stahlscheibe
                              									beträgt etwa 3 1/2 Zoll.
                           Bei der Schere welche zum Schneiden dünner Bleche bestimmt
                              									ist, erscheint genau dasselbe Princip, jedoch auf eine andere Weise durchgeführt.
                              									Diese Schere ist in Fig. 26 im Durchschnitt, in Fig. 27 in der
                              									Vorderansicht abgebildet. Die Scheibe a, von etwa 4''
                              									Durchmesser, dreht sich gleichfalls um eine Spindel b,
                              									die im Handgriffe c steckt, der mit dem Gehäuse d, welches die Scheibe umgibt, ein Ganzes bildet. Statt
                              									einer Leitstange ist aber hier ein gußeiserner Steg
                              									h, angebracht, an welchem das Gehäuse h verschiebbar ist, und statt der Rolle dient zur
                              									Umdrehung der Scheibe das damit verbundene Zahnrädchen r. Dieses wird durch das Zahnrädchen p' getrieben,
                              									mit welchem ein drittes p, an derselben Achse
                              									befindliches in Verbindung steht, welches in den gezahnten Rand bei q eingreift. Die Achse der beiden Rädchen p und p' ist an dem Gehäuse
                              										d befestigt. Durch das Verschieben des Gehäuses d mittelst der Handhabe c
                              									wird das Rädchen p und durch dieses das Rädchen p' in Bewegung versetzt, welches sodann die Scheibe a durch den Eingriff in r
                              									etwas schneller herumdreht, als das Gehäuse nach Vorwärts schreitet. Spannt man ein
                              									Blechstück zwischen zwei Scheiben m, die mit dem Gehäuse
                              										d durch einen Bügel in Verbindung stehen und um eine
                              									verticale Achse drehbar sind, so schneidet die Schere runde Scheiben von dem
                              									Durchmesser ma.
                           Für starke Eisenbleche bis zu 3/4 Zoll Dicke sind die
                              									einzelnen Bestandtheile der Maschine in großen Dimensionen ausgeführt. Der Bau des
                              									mit der Schere beweglichen Kastens ist aus Fig. 28, dem
                              									Durchschnitt, und Fig. 29, der Seitenansicht, zu entnehmen. Darin ist a der Kasten mit der Scheibe b, die sich bis etwa auf 2 Linien der horizontalen Schneide c nähert. Mit der Scheibe b
                              									steht das Zahnrad d in Verbindung, welches die
                              									horizontale Verschiebung des Kastens längs dem Gestelle g zum Zwecke hat, zu welchem Behufe dasselbe in die Zahnstange e eingreift. Mit b und d auf derselben Spindel sitzt das Zahnrad i, welches zur Umdrehung der Spindel bestimmt ist. In
                              									dasselbe greift das Zahnrad k ein, dessen Spindel durch
                              									das Winkelrad l getrieben wird. Mit letzterem stehen in
                              									Eingriff die beiden Winkelräder m und n, die auf der Spindel p
                              									sitzen und durch die Verschiebungsmutter o abwechselnd
                              									in Umlauf gesetzt werden
                              									können. Zu dieser Aus- und Einrückung dient der Hebel r, der vom Bügel s getragen wird. Die fixen
                              									Lager der Spindel p befinden sich an den äußersten Enden
                              									des Gestelles g; an dieselbe ist dort eine feste und
                              									eine lose Riemenrolle angesteckt, wodurch die Maschine mit der Transmission in
                              									Verbindung gesetzt wird. In dem ausgestellten Exemplare scheinen statt der zwei
                              									Räder k und i vier
                              									angebracht zu seyn (Fig. 30), obwohl es scheint, daß selbst die zwei entbehrt werden könnten,
                              									wenn man das Winkelrad l unmittelbar an die Spindel der
                              									Scheibe b anbringt. Die Scheibe d hat etwa 10 Zoll im Durchmesser und ist 3/4'' dick; ihre Schneide ist
                              									cylindrisch. Die Ansicht der Schere gibt die Skizze Fig. 31.
                           Der Kraftaufwand scheint bei dieser Schere auffallend gering zu seyn.
                           
                        
                           18. Profilograph von Dumolin in
                                 										Paris.
                           Der Zweck dieses Instrumentes ist, die Terrainsprofile zu verzeichnen. Dasselbe
                              									besteht der Hauptsache nach aus zwei an einem gemeinschaftlichen Gestelle
                              									angebrachten, etwa 15'' im Durchmesser haltenden Rädern, die gewissermaßen einen
                              									zweirädrigen Wagen bilden, mit dem man das Terrainsprofil, welches zu entwerfen ist,
                              									befährt, indem man das Instrument durch einen Gehülfen ziehen läßt. Die Bewegung der
                              									einen Radachse wird auf ein, auf Walzen aufgewundenes Papier übertragen, welches
                              									über den oberen tischförmigen Theil des Instrumentes sich sehr langsam hinzieht. Ein
                              									darüber angebrachter Stift verzeichnet die Länge der Bewegung, aus welcher sich die
                              									durchlaufene Länge beurtheilen läßt. Außerdem hängt ein schwerer Senkel am
                              									Instrument, welcher dem schreibenden Stifte eine Bewegung in die Quere ertheilt, je
                              									nachdem das Terrain mehr oder weniger ansteigt. Die Uebertragung dieser Bewegungen
                              									auf den Stift sowie die gleichzeitige Reduction der durchlaufenen Längen auf den
                              									Horizont läßt sich nur durch complicirte Mittel erzielen, die hier nicht näher
                              									angegeben werden können.
                           
                        
                           19. Schüttboden zur Aufspeicherung
                                 										großer Getreidemengen in möglich kleinstem Raume, wo dieselben dennoch
                                 										entsprechend gelüftet werden können; von Coninck zu Havre.
                           In dem Fußboden einer jeden Etage sind quer zu den Längenmauern des Gebäudes Schlitze
                              									von vielleicht 1/2 bis 1 Zoll Breite angebracht, und zwischen je zwei Schlitzen, die
                              									etwa 2 bis 3 Fuß von einander abstehen mögen, wird der Fußboden prismatisch
                              									gebildet, wie dieß im Durchschnitte 
                              									Fig. 33 durch
                              										m angedeutet ist. Wird nun die oberste Etage I gefüllt, so füllen sich durch die Schlitze nach und
                              									nach alle unteren Etagen. Die Füllung der tieferen Kammern ist jedoch nicht
                              									vollständig, sondern es bilden sich unter jedem Fußboden zwischen je zwei Schlitzen
                              									unausgefüllte Räume b von verkehrt prismatischer
                              									Gestalt. Werden nun, diesen Räumen entsprechend, in den Längenwänden des Gebäudes,
                              									wie die Seitenansicht Fig. 34 zeigt, Fenster
                              										f angebracht und diese mit Sieben geschlossen, deren
                              									Maschen das Getreide nicht durchrollen lassen, so wird hierdurch eine
                              									Luftcirculation durch das Innere des Getreidevorrathes bewerkstelligt. Wird nun eine
                              									kleine Partie Getreides aus der untersten Abtheilung V
                              									abgelassen und mittelst eines Paternosterwerkes wieder hinaufgeschafft, so kommen
                              									neue Getreidekörner auf die Oberfläche der offenen Räume unter dem Fußboden und
                              									werden von der Luft bestrichen. Auf diese Art kann man durch die Entleerung der
                              									untersten Abtheilung in der kürzesten Zeit das Getreide aller Abtheilungen an dem
                              									frischen Luftzuge Theil nehmen lassen. Die Schlitze sind übrigens mit einem groben
                              									Blechsiebe belegt, um das Durchrollen des Getreides etwas zu verzögern.
                           
                        
                           20. Continuirlich wirkender Ziegelofen
                                 										von Demimuid zu Commercy.
                           Den Ofen, Fig.
                                 										35 und 36, bildet ein langer, gegen den Horizont etwas geneigter Canal A, B, durch welchen eine Eisenbahn führt. Auf dieser
                              									stehen, aneinander anstoßend, einfache gußeiserne Tafelwägen, deren obere Tafel mit
                              									feuerfestem Thone belegt ist und die Zwischenräume an den Canalwänden und an den
                              									anstoßenden Wägen möglichst beschränkt sind, um die Hitze von dem darunter
                              									befindlichen eisernen Wagen möglichst abzuhalten. Ueber der Thonplatte werden die
                              									Ziegel aufgeschichtet. An diesen Canal stoßen in der Mitte der Länge beiderseitig
                              									Heizöfen a an, von denen Schläuche b zum Hauptcanal führen. Bei D ist eine Esse und der Canal ist an beiden Enden mit Kammern, für die
                              									Aufnahme je zweier Wagen geeignet, versehen, die mittelst Schuberthoren beiderseits
                              									sowohl mit dem Canale in Verbindung gesetzt werden können, als auch nach außen hin
                              									nach Bedarf geöffnet und geschlossen werden. So oft am tieferen Ende des Canals bei
                              										D nach geöffnetem Schuber ein Wagen herausgenommen
                              									wird, rücken die oberhalb stehenden nach, und es wird bei C ein Wagen mit den lufttrockenen Ziegeln beladen eingeschoben; durch
                              									dieses Spiel rücken sämmtliche Wagen allmählich nach abwärts gegen den Feuerraum, wo
                              									sie gar gebrannt werden; und von da weiter unter den Heizraum A, wo sie allmählich abkühlen. Je zwei derselben sind lösbar
                              									zusammengekuppelt. Am
                              									Ein- und Ausgange des Canals sind zur sicheren und leichteren Ausführung des
                              									Ein- und Ausführens der Wagen und zur Vermeidung von Wärmeverlusten und
                              									anderer Unzukömmlichkeiten durch angebrachte, von außen zu regierende Schuber, die
                              									oben bemerkten Vorkammern gebildet. Bei dieser Einrichtung wird es möglich, den Ofen
                              									continuirlich im Betriebe zu erhalten, und die Wärme bestmöglich zu benützen.
                           Ein zweites Modell von einem ähnlichen Ofen ist von Guevel
                              									zu Nancy ausgestellt, jedoch mit nachstehenden Modificationen: der Canal A, B ist ganz horizontal; die Heizung erfolgt durch
                              									Oefen o, Fig. 37, welche ober dem Canal angebracht sind; zwischen dem Heizofen und
                              									der Hauptesse sind mehrere Abzugsessen angebracht, durch welche man die zu starke
                              									Hitze oder die Dämpfe in die Hauptesse unmittelbar leiten kann. Es ist zwar auch auf
                              									dem Demimuid'schen Ofen ober dem Hauptcanale ein
                              									Abzugscanal angebracht, dessen Zweck jedoch nicht ganz klar ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
