| Titel: | Apparat zum Erhitzen der Gebläseluft, von Hrn. Krafft, Ingenieur zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LVIII., S. 277 | 
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                        LVIII.
                        Apparat zum Erhitzen der Gebläseluft, von Hrn.
                           									Krafft, Ingenieur
                           								zu Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Januar
                              									1856, S. 52.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Krafft's Apparat zum Erhitzen der Gebläseluft
                        
                     
                        
                           Ueberhitzte atmosphärische Luft findet sehr nützliche Anwendungen in der Industrie,
                              									besonders im Hüttenwesen. Bis jetzt bestanden die Apparate, welche man zum Erhitzen des
                              									Gebläsewindes für Hohöfen, Cupolöfen etc. anwendet, in mehr oder weniger langen
                              									eisernen Röhren, die man rothglühend macht und durch welche man den zu erhitzenden
                              									Wind strömen läßt.
                           Mit den besten Apparaten dieser Art kann man aber die Luft auf höchstens 600°
                              									C. erwärmen; sie erfordern viel Brennmaterial und werden auch bald zerstört.
                           Das Verfahren des Hrn. Krafft
                              									besteht darin, die zu erhitzende Luft durch Muffeln von feuerfestem Thon zu leiten,
                              									die man mit einer großen Menge von Kugeln aus feuerfestem Thon, von höchstens 4 bis
                              									5 Centimeter Durchmesser, ganz anfüllt; letztere werden mehr oder weniger glühend
                              									gemacht, je nachdem die durchströmende Luft mehr oder weniger erhitzt werden
                              									soll.
                           Die größere Wirksamkeit dieses neuen Lufterhitzungsapparats ist einleuchtend, denn
                              									die Luft hat bekanntlich eine sehr geringe Wärmecapacität, ist folglich ein
                              									schlechter Wärmeleiter und daher nicht schnell mit wenig Brennmaterial auf eine hohe
                              									Temperatur zu bringen, als indem man sie durch viele und einander sehr nahe liegende
                              									Oberflächen rothglühend gemachter Körper strömen läßt. Dieß ist nun in den mit
                              									feuerfesten Thonkügelchen angefüllten Muffeln der Fall.
                           Die in diesen Kugeln und in den innern Oberflächen der Muffeln enthaltene Wärme
                              									dringt schnell in die Luft, deren Temperatur sich also mit derjenigen der Kugeln und
                              									Muffeln bald ins Gleichgewicht setzt.
                           Auf dieses Princip ist das neue Verfahren der Lufterwärmung begründet.
                           Nach Angabe des Erfinders kann mittelst dieses Apparates 1 Kilogr. Steinkohle 36
                              									Kubikmeter Luft auf 1000° C. erhitzen.
                           Fig. 20 bis
                              										23
                              									stellen als Beispiel einen Apparat dar, in welchem man die vollständige Verbrennung
                              									von Schwefel, oder Eisen- oder Kupferkies und Blende bewirken kann. Derselbe
                              									ist auch zum Rösten des Galmeys, der Eisenerze etc. anwendbar.
                           Fig. 20 ist
                              									ein Längendurchschnitt des Ofens.
                           Fig. 21 und
                              										22 sind
                              									Querdurchschnitte nach den Linien 1–2 und 3–4 der Fig. 23, die eine von
                              									hinten und die andere von vorne angesehen.
                           Fig. 23 ist
                              									ein horizontaler Durchschnitt.
                           Der Herd F hat eine nach unten ziehende, oder umgekehrte
                              									Flamme, wie man in Fig. 22 ersieht, in welcher der Zug der Flamme, welche die Muffeln C erhitzt, durch Pfeile angegeben ist; diese Muffeln bestehen aus
                              									feuerfestem Thon und sind mit einer sehr großen Anzahl kleiner Kugeln, ebenfalls aus
                              									feuerfestem Thon, gefüllt.
                           Die durch einen Ventilator, irgend ein Gebläse, eine Esse etc. eingeblasene oder
                              									angesaugte atmosphärische Luft gelangt zuvörderst in eine gußeiserne Röhre H, welche sich in einem Canal I befindet, der tiefer als der Herd und zu beiden Seiten desselben
                              									angebracht ist; dieser Canal wird durch die verlorne Wärme, welche durch den Canal
                              										K strömt, erwärmt. Der Rauch aus dem Herde F begibt sich, nachdem er den Canal I erwärmt hat, durch dessen Verlängerung Q in die Esse.
                           Aus den Röhren gelangt die schon erwärmte Luft in die Muffeln C, mittelst der in ihren Vorderwänden angebrachten Löcher, und erlangt in
                              									denselben sehr bedeutende Hitzgrade.
                           Aus der Muffel strömt die heiße Luft durch schräg gehende Löcher an deren Boden, Fig. 20, kommt
                              									dann mit Eisen- oder Kupferkies oder mit Blende in Berührung und verbrennt
                              									den Schwefel derselben zu schwefliger Säure, die sich mittelst der irdenen Röhren
                              										L in eine Bleikammer begibt, wo sie mit Hülfe von
                              									Salpetergas, atmosphärischer Luft und eingespritzten Wasserdampfes, in Schwefelsäure
                              									verwandelt wird.
                           Eine Röhre M, welche von dem obern Theil jeder Muffel
                              									ausgeht, mündet in dem obern Theil der Kammer R aus, in
                              									welche man durch die mit einem Deckel verschlossene Oeffnung N die Kiese einbringt, deren Schwefel man verbrennen will. Die Röhre M hat den Zweck, Luft herbeizuführen, welche die
                              									Verbrennung desjenigen Schwefels bewirkt, welcher sich bei der ersten Einwirkung der
                              									Wärme aus den Kiesen, ohne zu verbrennen, entwickelt hat.
                           In der Röhre M bringt man eine runde Oeffnung an, die mit
                              									einem Stöpsel von gebranntem Thone verschlossen wird, welchen man jedesmal wegnimmt,
                              									wenn man sich von dem Hitzgrad überzeugen will, den die durch die Muffeln strömende
                              									Luft erlangt hat. Dieser Stöpsel dient zugleich als Hahn, um nach Belieben mehr oder
                              									weniger von der heißen Luft in die Röhre M gelangen zu
                              									lassen.
                           Wenn es sich darum handelt, den Schwefel der Schwefelmetalle mittelst dieser Apparate
                              									zu verbrennen, so darf die Temperatur nicht so bedeutend seyn, daß die Masse
                              									schmelzen kann. Von Zeit zu Zeit nimmt man die Eisen-, Kupfer- und
                              									Zinkoxyde mittelst der beiden Oeffnungen P mit einer
                              									Kratze von zweckmäßiger Form heraus.
                           Nach dem Ausleeren wird sogleich durch die Oeffnung N
                              									eine neue Erzcharge, deren Schwefel verbrannt werden soll, eingebracht, so daß die
                              									Wirkung des Apparates eine ununterbrochene ist.
                           
                           Sehr wirksam ist dieser Apparat beim Rösten der Blenden, denn während der Schwefel
                              									als schweflige Säure entwickelt wird, erfolgt auch die Oxydation des Zinks, und da
                              									das Zinkoxyd nicht so flüchtig als das metallische Zink ist, so veranlaßt das Rösten
                              									gar keinen Metallverlust.
                           Aber auch zum Rösten des Galmeys und anderer Mineralien kann der Apparat mit gutem
                              									Erfolg angewendet werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
