| Titel: | Ueber das in den englischen Färbereien und Druckereien gebräuchliche arsensäurehaltige zinnsaure Natron. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LXIII., S. 290 | 
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                        LXIII.
                        Ueber das in den englischen Färbereien und
                           								Druckereien gebräuchliche arsensäurehaltige zinnsaure Natron.
                        Ueber das in den englischen Färbereien und Zeugdruckereien
                           								gebräuchliche arsensäurehaltige zinnsaure Natron.
                        
                     
                        
                           In der letzten Zeit ist in England zu den Färbeoperationen ein Doppelsalz von Natron
                              									mit Arsensäure und Zinnsäure (Zinnoxyd) in Gebrauch gekommen. Die Anwendung dieses
                              									giftigen Doppelsalzes, anstatt des reinen zinnsauren Natrons
                              									(Zinnoxyd-Natrons), welche nur durch die damit verbundene Ersparniß veranlaßt
                              									wurde, ist aber durchaus nicht zu rechtfertigen. Ueber die chemische Constitution
                              									und praktische Anwendung jenes Doppelsalzes hat Hr. Ed. Haeffely aus Mülhausen Untersuchungen angestellt und der
                              									Versammlung brittischer Naturforscher zu Glasgow, im September 1855 vorgetragenPhilosophical
                                          													Magazine, October 1855, S. 290.; wir lassen sie hier im Wesentlichen folgen:
                           
                              „Wenn man einen Ueberschuß von Salpetersäure in eine Auflösung von
                                 										zinnsaurem Natron und arsensaurem Natron gießt, worin das arsensaure Alkali
                                 										vorwaltet, und diese Mischung zum Sieden bringt, so entsteht ein weißer
                                 										gallertartiger Niederschlag, welcher aus einer constanten Verbindung von
                                 										Arsensäure, Zinnoxyd (Zinnsäure) und Wasser besteht; ausgewaschen und getrocknet
                                 										bildet er durchscheinende Stücke.
                              
                           
                              Um diese Verbindung zu analysiren, wurde Levol's Verfahren angewendet, nämlich
                                 										dieselbe in wasserfreiem Zustande in einer Glasröhre zum Rothglühen erhitzt und
                                 										ein Strom von Wasserstoffgas darüber geleitet, wobei das Arsenik sublimirt und
                                 										metallisches Zinn zurückbleibt. Die Analyse ergab für 100 Thle. derselben:
                              
                           
                              
                                 
                                    Zinn
                                    45
                                    46,3
                                    
                                 
                                    Arsenik    
                                    27,2    
                                    26,3
                                    
                                 
                              
                           
                              entsprechend der Formel 2 SnO₂, AsO₅.
                              
                           
                              Die wasserhaltige Verbindung, bei 120º C. getrocknet, verliert 25,3
                                 										Procent Wasser = 10 Aequivalenten.
                              
                           
                              Dieses wasserhaltige arsensaure Zinnoxyd wird durch
                                 										überschüssiges Natron zersetzt, wobei zwei Salze entstehen, wovon das eine alle
                                 										Arsensäure enthält und zuerst in seidenglänzenden Nadeln krystallisirt, während
                                 										die Mutterlauge aus gewöhnlichem zinnsaurem Natron besteht.
                              
                           
                              Die Zusammensetzung des seidenglänzenden Salzes ergab sich bei der Analyse
                                 										entsprechend der Formel
                              
                           
                              6 SnO₂, NaO, 2 AsO₅ + 5 HO
                                 									
                              
                           
                              Ich habe zahlreiche Versuche in großem Maaßstab angestellt, um die Frage zu
                                 										entscheiden, ob beim Drucken und Färben der Baumwollenzeuge bloßes
                                 										Zinnoxydhydrat als Beizmittel einem arsensauren Zinnoxyd vorzuziehen ist.Das heißt: wie der Niederschlag, welchen Säuren oder Salmiak in den mit
                                       												reinem zinnsaurem Natron getränkten Zeugen hervorbringen, sich gegen die Pigmente im Vergleich mit dem
                                       												Niederschlag verhält, welcher in den mit dem Doppelsalz von arsensaurem
                                       												und zinnsaurem Natron getränkten Zeugen entsteht. A. d. Red. Das Ergebniß war, daß man mit Zinnoxydhydrat allein die verschiedenen Nüancen
                                 											lebhafter und sicherer gleichförmig bekommt, als
                                 										wenn dasselbe Arsensäure enthält. Man sollte daher um so mehr nur reines
                                 										zinnsaures Natron anwenden, da das arsensaure Doppelsalz wegen seiner giftigen
                                 										Natur den Arbeitern gefährlich werden kann.“