| Titel: | Neue Probirmethode für Schwefelblei und Schwefelantimon; von Hrn. A. Levol. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. LXXXV., S. 362 | 
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                        LXXXV.
                        Neue Probirmethode für Schwefelblei und
                           								Schwefelantimon; von Hrn. A.
                              									Levol.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, April 1856,
                              									S. 472.
                        Levol's Probirmethoden für Schwefelblei und
                           								Schwefelantimon.
                        
                     
                        
                           Das Probiren der Erze geschah ehedem fast ausschließlich durch Methoden auf trockenem
                              									Wege, und obgleich man jetzt geneigt zu seyn scheint dieselben durch
                              									Verfahrungsarten auf nassem Wege zu ersetzen, weil letztere genauere Resultate
                              									geben, so werden erstere dennoch in zahlreichen Fällen fortwährend angewendet und
                              									zwar aus triftigen Gründen: die Probirmethoden auf trockenem Wege sind nämlich
                              									schnell und leicht ausführbar, selbst von gewöhnlichen Arbeitern, und überdieß
                              									gewähren sie den Vortheil, daß man durch sie unmittelbar nicht nur die Menge,
                              									sondern auch die physischen Eigenschaften des erzielbaren Products, also dessen
                              									Qualität erfährt. Eine Analyse auf nassem Wege ist zwar hinsichtlich der Genauigkeit
                              									des Resultats vorzuziehen, sie wird aber beim Probiren von Eisen, Kupfer, Blei,
                              									Antimon etc. niemals die Aufklärungen verschaffen, welche die Probe auf trockenem
                              									Wege liefert; dazu kommt noch, hinsichtlich des Gehalts des Erzes, daß das auf
                              									trockenem Wege erhaltene Resultat offenbar der erzielbaren technischen Ausbeute sich
                              									mehr nähert. Viele der bisherigen Probirmethoden auf trockenem Wege bedürfen jedoch
                              									wesentlicher Verbesserungen; so beträgt z.B. nach Berthier beim Bleiglanz nach der alten Probirmethode der Verlust (wegen
                              									der Flüchtigkeit sowohl des Schwefelbleies als des aus ihm abgeschiedenen Bleies)
                              									nicht weniger als 15 bis 20 Procent, und ungeachtet der von diesem Chemiker
                              									eingeführten Verbesserungen jener Methode, erreicht er noch 6 bis 12 Procent.
                           Unter den Abänderungen, welche an der früheren Probirmethode des Bleiglanzes gemacht
                              									wurden, bestehen die zweckmäßigsten in der gleichzeitigen Anwendung metallischen
                              									Eisens und eines alkalischen Flusses; sie sind aber in zweifacher Hinsicht noch
                              									mangelhaft; einerseits ist es nämlich schwierig, die zur vollständigen Reduction des
                              									Bleiglanzes erforderliche Eisenmenge genau zu schätzen, welche seinem Gehalt
                              									angemessen seyn muß (nimmt man nämlich zu wenig Eisen, so wird der Schwefel nicht
                              									vollständig abgeschieden, wogegen man bei einem Ueberschuß von Eisen den Bleikönig
                              									mit Eisen verunreinigt erhält); andererseits ist man genöthigt, damit die Reaction
                              									vollständig erfolgt und das Blei sich zu einem Regulus vereinigt, eine sehr hohe Temperatur anzuwenden,
                              									wobei sich ein Theil des Products verflüchtigt. Allerdings läßt sich die erstere
                              									Schwierigkeit dadurch beseitigen, daß man eiserne Tiegel anwendet; solche werden
                              									aber bald unbrauchbar, und man ist dabei genöthigt, nach vollendeter Schmelzung den
                              									Inhalt (in einen Einguß oder eine Kelle) auszugießen, wodurch leicht Bleikörner in
                              									die Schlacke kommen, welche mühsam zu sammeln sind, was die Benutzung eiserner
                              									Tiegel in der Praxis unbequem macht.
                           In der Absicht, ein von allen diesen Mängeln freies Verfahren zu ermitteln, versuchte
                              									ich die Anwendung der Alkalicyanüre; bekanntlich reduciren diese Salze viele Oxyde
                              									und Schwefelmetalle mit Leichtigkeit schon bei einer nicht hohen Temperatur; auch
                              									ist das (weiße) Cyankalium, seitdem es in der Industrie angewendet wird, im Handel
                              									zu einem sehr mäßigen Preise zu haben; ich überzeugte mich jedoch bald, daß wenn man
                              									letzteres Salz für sich allein anwendet, ein beträchtlicher Theil des
                              									Schwefelmetalls in der Schlacke zurückbleibt, wahrscheinlich als Doppelsulfurid
                              									(Schwefelblei mit Schwefelkalium), und ich erhielt daher bei meinen Proben nur 50
                              									bis 58 Procent Blei, anstatt 86,55, obgleich ich 1 bis 2 Theile Cyankalium auf 1
                              									Thl. Bleiglanz anwandte.
                           Ich kam nun auf den Gedanken, anstatt des Cyankaliums das Kaliumeisencyanür
                              									(Blutlaugensalz) anzuwenden, welches durch seinen Eisengehalt sich der Bildung des
                              									Doppelsulfurids widersetzen mußte, und erhielt mit 1 Theil dieses Salzes beiläufig
                              									66 Proc. Blei; die geschmolzene Masse blieb aber teigig und die Schlacke enthielt
                              									viele Bleikörner.
                           Nun schien es mir zweckmäßig, ein Gemenge der beiden Salze anzuwenden, womit ich den
                              									gewünschten Erfolg erzielte, wie man aus den hier folgenden Versuchen ersehen
                              									wird.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Erhaltenes    Blei
                                 Bleiverlust.
                                 
                              
                                 1.
                                 
                                    
                                    
                                 Reiner BleiglanzZu diesen Versuchen verwendete ich ein künstlich auf trockenem Wege
                                          													bereitetes Schwefelblei. Damit dessen Darstellung gelingt, muß man
                                          													den Schwefel schmelzen, dann kurze Zeit das Feuer verstärken und das
                                          													gewalzte Blei zusetzen. Indem ich so verfuhr und einen Ueberschuß
                                          													von Schwefel anwendete, lieferten 86,55 Blei genau 100
                                          													Schwefelblei.
                                    											wasserfreies gelbes Blutlaugensalzweißes Cyankalium
                                 100  50  50
                                 
                                    
                                    
                                 Das Ganze gemengt und  bei d.
                                    											Kirschrothgluth        geschmolzen.
                                 
                                    
                                    
                                    80,0
                                     6,55
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                                 
                                 
                                   Erhaltenes      
                                    											Blei
                                 Bleiverlust.
                                 
                              
                                 2.
                                 
                                    
                                    
                                 Reiner Bleiglanzwasserfreies gelbes
                                    											Blutlaugensalzweißes Cyankalium
                                 100100  50
                                 
                                    
                                    
                                 Deßgl.
                                 
                                    
                                    
                                 1. Probe 84,02.    
                                    											„    84,53.    
                                    											„    84,04.    
                                    											„    84,5
                                     2,55    2,00    2,55    2,00
                                 
                              
                                 3.
                                 
                                    
                                    
                                 Reiner Bleiglanzwasserfreies gelbes
                                    											Blutlaugensalzweißes Cyankalium
                                 100100100
                                 
                                    
                                    
                                 Lebhafte Blasenbildung.Verfehlter
                                    											Versuch.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 4.
                                 
                                    
                                    
                                 Reiner Bleiglanzwasserfreies gelbes
                                    											Blutlaugensalzweißes Cyankalium
                                 100150  50
                                 
                                    
                                    
                                 Deßgleichen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 5.
                                 
                                    
                                    
                                 Reiner Bleiglanzwasserfreies gelbes Blutlaugensalz
                                    											beigemengtes
                                    											weißes    CyankaliumDas Cyankalium nicht
                                    											    beigemengt,
                                    											sondern auf    das Gemenge gebracht
                                 100  50
                                    											  50
                                    											
                                    											  50
                                 
                                    
                                    
                                 Deßgleichen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Aus diesen Resultaten ergibt sich, daß die Verhältnisse des zweiten Gemenges die
                              									geeignetsten sind; dasselbe bläht sich nur wenig auf und liefert eine Ausbeute,
                              									welche man mittelst der jetzt gebräuchlichen Probirmethoden auf trockenem Wege nicht
                              									zu erreichen vermag; der Bleiverlust beträgt nämlich für 100 Thle. Bleiglanz nur 2
                              									bis 2 1/2 Thle. Metall. Die günstigere Ausbeute bei diesem Verfahren ist
                              									wahrscheinlich der außerordentlichen Zertheilung des Eisens zuzuschreiben, welches
                              									in Form von Cyaneisenkalium zugesetzt wird. – Ich probirte einen Bleiglanz
                              									nach der Vorschrift, welche seit vielen Jahren in der Pariser Münze gebräuchlich
                              									ist, wornach ich anwandte:
                           
                              
                                 Bleiglanz
                                 100
                                 
                              
                                 schwarzen
                                    											Fluß    
                                 100
                                 
                              
                                 Eisenfeile
                                   12
                                 
                              
                           und erhielt nur 71,8 reducirtes Blei; nach der oben
                              									beschriebenen Methode erhielt ich hingegen 80.
                           
                           Um zu ermitteln, welchen Einfluß die Gegenwart gewisser Schwefelmetalle äußert,
                              									welche im Mineralreich häufig mit dem Bleiglanz vorkommen, schmolz ich folgendes
                              									Gemenge:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 140, S. 365
                              Erhaltenes Blei von 100 Bleiglanz;
                                 										Bleiverlust; reiner Bleiglanz; Blende; wasserfreies gelbes Blutlaugensalz;
                                 										weißes Cyankalium; Es entstanden keine Blasen, der Regulus war gut gebildet
                              
                           Man sieht, daß die Operation in diesem Falle noch gut von statten geht; die Gegenwart
                              									der Blende veranlaßt jedoch einen größern Bleiverlust; es ist aber auch bekannt, daß
                              									das Zink die Verflüchtigung des Bleies begünstigt.
                           Ein Gemenge von:
                           
                              
                                 reinem Bleiglanz
                                 100
                                 
                              
                                 rohem Antimon (Schwefelantimon)
                                   50
                                 
                              
                                 wasserfreiem gelbem
                                    											Blutlaugensalz    
                                 100
                                 
                              
                                 weißem Cyankalium 
                                   50
                                 
                              
                           gab einen gut gebildeten, jedoch spröden Regulus; derselbe
                              									betrug 92 auf 100 Bleiglanz, und mußte also wenigstens 7 Proc. Antimon
                              									enthalten.
                           Dieses Resultat war leicht vorauszusehen; ich erhielt das nämliche, als ich das weiße
                              									Cyankalium durch entwässertes kohlensaures Natron ersetzte.
                           Das neue Verfahren wäre also bei antimonhaltigem Bleiglanz nicht anwendbar;
                              									bekanntlich muß man auch beim Probiren eines solchen (nach Berthier) auf den Eisenzusatz verzichten und lediglich ein kohlensaures
                              									Alkali anwenden.
                           Schwefelantimon. – Da die Verfahrungsarten,
                              									mittelst deren man den Bleiglanz auf trockenem Wege probirt, die größte Analogie mit
                              									den zur Gehaltsbestimmung des Schwefelantimons gebräuchlichen haben, so wendete ich
                              									die neue Methode auch zum Probiren dieses Schwefelmetalles an.
                           Es ergab sich hierbei, daß dieselben Einflüsse, welche die vollständige Reduction des
                              									Bleiglanzes bei ausschließlicher Anwendung von Cyankalium verhindern, sich auch
                              									derjenigen des Schwefelantimons widersetzen.
                           
                              
                                 100
                                 Schwefelantimon,
                                 
                              
                                 200
                                 weißes Cyankalium
                                 
                              
                           
                           lieferten nur 52 Antimon (Gehalt 72,77). Aber durch Anwendung
                              									von Blutlaugensalz und Cyankalium konnte ich bis 72 Proc. Metall erhalten, indem ich
                              									folgendes Gemenge schmolz:
                           
                              
                                 rohes Antimon (Schwefelantimon)
                                 100
                                 
                              
                                 wasserfreies gelbes Blutlaugensalz
                                 200
                                 
                              
                                 bedeckt mit gepulvertem weißem
                                    											Cyankalium    
                                   50
                                 
                              
                           Ich muß jedoch bemerken, daß man bei diesem Verfahren – eben so wie bei den
                              									gewöhnlichen Probirmethoden wo man metallisches Eisen anwendet, um die Bildung des
                              									Doppelsulfurids zu verhindern – Antimonkönige erhält, welche, obgleich sie
                              									auf die Magnetnadel nicht einwirken, doch stets eine gewisse Menge Eisen enthalten;
                              									ich fand davon bis 3 Procent.
                           Die außerordentliche Zertheilung, in welcher das Eisen bei meinen Verfahrungsarten
                              									den Sulfuriden dargeboten wird, in Verbindung mit dem Umstand, daß die Reaction bei
                              									nicht hoher Temperatur vollständig stattfindet, erklären hinreichend die größere
                              									Ausbeute in Vergleich mit den gewöhnlichen Probirmethoden.