| Titel: | Verfahren, das Eigelb lange Zeit in frischem und flüssigem Zustande zu erhalten, so daß es in der Weißgerberei verwendbar bleibt; von Hrn. A. Mosselmann. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XCI., S. 392 | 
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                        XCI.
                        Verfahren, das Eigelb lange Zeit in frischem und
                           								flüssigem Zustande zu erhalten, so daß es in der Weißgerberei verwendbar bleibt; von
                           								Hrn. A.
                              								Mosselmann.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1856, Nr.
                              								2060.
                        Moselmann's Verfahren, das Eigelb lange Zeit in frischem Zustande
                           								zu erhalten.
                        
                     
                        
                           Das Ei wird nicht bloß als Nahrungsmittel benutzt, sondern findet auch zahlreiche
                              									Anwendungen in der Industrie. Bekanntlich wendet man zum Vergolden auf Holz, auf
                              									Leder, Papier und Zeugen das Eiweiß an; dasselbe wird ferner zum Klären oder Schönen
                              									der Weine benutzt; die wichtigste und bedeutendste Anwendung wird aber jetzt
                              									einerseits vom Weißen des Eies, als getrocknetes Albumin, in den Zeugdruckereien
                              									gemacht, andererseits vom Eigelb in der Weißgerberei, zur Bereitung des
                              									Handschuhleders und zum Lederfärben.
                           Das Eigelb veranlaßt wegen seiner zarten Natur bei seiner Anwendung häufig Störungen
                              									im Geschäftsbetrieb; man muß es nämlich an demselben Tage, wo es geliefert wurde,
                              									schon verwenden, weil es sich nicht hält, sondern außerordentlich schnell zersetzt.
                              									Dazu kommen noch große Schwankungen im Preise der Eier, welcher bedeutend steigt,
                              									wenn sie selten werden. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, war ich bemüht, ein
                              									Mittel zu finden, wodurch sich das Eigelb sehr lange Zeit im frischen und flüssigen
                              									Zustande erhalten läßt, so daß den Weißgerbern und Lederfärbern ein haltbares
                              									Material von gleichbleibender Güte geliefert werden kann, welches sie nach Maaßgabe
                              									des Bedarfs verwenden können.
                           Dieses Mittel habe ich gefunden, und meine bereits bedeutenden Versendungen von
                              									Eigelb nach England beweisen, daß meine Bemühungen ein praktisches Resultat
                              									lieferten, welches eine wahre Wohlthat für die Industrie werden wird. Das nach
                              									meiner Methode behandelte Eigelb behält seine Klarheit, seine Farbe, und bekommt
                              									keinen Geruch; zum Gerbebrei verwendet, ertheilt es den Fellen eben so gut die
                              									Nahrung und die Geschmeidigkeit, wie das gewöhnliche Eigelb. Die Weißgerber und
                              									Lederfärber in England, namentlich diejenigen in Yeovil, welchen ich früher die
                              									ganzen Eier verkaufte, wollen nur noch dieses Product.
                           Das Verfahren, wodurch es mir gelungen ist das Eigelb in flüssigem Zustande zu
                              									conserviren, besteht darin, dieser Flüssigkeit höchstens fünf Procent ihres Gewichts
                              										neutrales schwefligsaures Natron zuzusetzen, entweder
                              									als Pulver oder als concentrirte Auflösung.