| Titel: | Das Brennen von Steinkohlen in Locomotiven. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XCIII., S. 402 | 
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                        XCIII.
                        Das Brennen von Steinkohlen in
                           								Locomotiven.
                        Aus Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen, 1856, Heft
                              									3–6.
                        Ueber das Brennen von Steinkohlen in Locomotiven.
                        
                     
                        
                           In dem Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin (Sitzung vom 13. Nov. 1855) berichtete Hr.
                              										Veit-Meyer über das
                              									Brennen von Steinkohlen in Locomotiven Folgendes: Auf zwei der französischen
                              									Eisenbahnen, der Nordbahn (nach Belgien) und der Ostbahn (Paris-Straßburg) habe man der Ersparniß
                              									wegen seit einiger Zeit angefangen Steinkohlen direct anstatt der Kohks zu
                              									brennen- ein Fortschritt, dem bisher das Rauchen solcher Feuerungen, das die
                              									Anwendung derselben bei Personenzügen unmöglich gemacht, entgegengestanden habe. Die
                              									Mittel, durch welche man an den genannten Bahnen dieß zu vermeiden suche, seyen ganz
                              									verschiedener Art. Bei der Ostbahn habe man dazu eine mechanische Vorrichtung
                              									construirt, deren Zweck es sey die Kohlen stets von unten dem Roste zuzuführen, so
                              									daß stets das alte, schon flammende Material gehoben werde und der Rauch, der sich
                              									aus dem neu zugeführten entwickelt, die brennenden Kohlen durchstreichen muß. Zu
                              									diesem Zweck wären unter dem Feuerkasten in seiner Länge zwei Stück fast senkrechter
                              									Roste angebracht, die nur eine schmale Brücke zwischen ihren oberen Theilen ließen;
                              									an dem unteren Ende schlössen sich zu beiden Seiten halbcylindrische Blechkästen an,
                              									die sich trichterförmig an den Seiten der Feuerbüchse fortsetzten; in der Achse dieser Cylinder
                              									lagerte eine Welle, welche eine eiserne Harke mit sehr breiten Zinken trüge und
                              									durch den Maschinenführer rück- und vorwärts gedreht werden könnte. Bewege
                              									derselbe nun die Harte zurück bis an ihren höchsten Stand, so fielen aus dem
                              									Trichter die Kohlen unter die Harkenzinken und würden beim Vorwärtsbewegen derselben
                              									in die Höhe und unter das brennende Feuer gedrückt. Man rühmte den Effect dieser
                              									Vorrichtung sehr, obgleich erst eine Locomotive damit versehen, und diese eine nicht im Betriebe wäre. An den Feuerungen der
                              									stationären Werkstattmaschinen, welche ähnliche Apparate besäßen, sey allerdings
                              									beim Aufschütten kein Rauch wahrnehmbar gewesen. Die Güterzugmaschinen dieser Bahn
                              									brennen bereits Steinkohlen, aber auf gewöhnlichem Roste, und stoßen einen enormen
                              									Qualm aus. Die Versuche mit diesem (Dumery'schen) Apparat
                              									werden noch fortgesetzt. Auf der Nordbahn dagegen habe
                              									man zur Verhütung des Rauches einen gewöhnlichen Treppenrost in die Feuerbüchse gelegt, dessen Vorrost beweglich sey.
                              									Bereits fahren einige siebzig Güter- und Personenmaschinen so vorgerichtet,
                              									und es sey allerdings nur sehr unbedeutend Rauch zu verspüren, namentlich beim
                              									Aufschütten; während der Fahrt nicht, etwas mehr jedoch, wenn beim Anhalten
                              									aufgeschüttet würde. Die sich bildende Schlacke fließe
                              									reichlich während der Fahrt zwischen den Roststäben ab oder sammle sich auf dem
                              									Vorroste, von dem sie durch Drehen desselben abgeworfen werde. Die Dampfspannung werde leicht auf 5–6 Atmosphären
                              									erhalten. Das Kupfer des Feuerkastens und der Heizröhren sey in mehreren Monaten
                              									durchaus nicht wahrnehmbar angegriffen worden, und auch das Funkensprühen sey kaum
                              									vorhanden, wozu besonders der schwache Schlag der Maschine, also das weitgestellte
                              									Ausblaserohr, beitragen solle. Man habe nämlich behauptet, daß der Dampf sich schon
                              									im Schornsteine condensire, dabei sich an die etwa mitgerissenen Cinderstückchen
                              									ansetze und dieselben verlösche. Hr. Veit-Meyer ließ dahin gestellt seyn, ob sich jede Kohle für
                              									diese Art der Feuerung eigne, oder ob die günstigen Resultate, welche auf der
                              									Nordbahn erhalten worden, nur der Güte der dort verwendeten Kohle zuzuschreiben
                              									seyen.
                           Hr. Garcke ergänzt die obigen
                              									Mittheilungen durch Vorlegung einer Zeichnung von den Treppenrosten der
                              									französischen Nordbahn und durch Ueberreichung zweier Berichte des Ingenieurs der
                              									Betriebsmittel, Hrn. Chobrczynki zu La Chapelle, der erstere vom 10. Juli 1855, der
                              									andere vom 12. Juli 1855, in einer deutschen, auf preußisches Maaß- und
                              									Gewichtssystem umgerechneten Uebersetzung, von welchen die erste hier folgt:
                           
                        
                           
                           Bericht an den Betriebsdirector über die Verwendung der
                                 										Steinkohle statt der Kohks zur Heizung der Locomotiven.
                           Die immer größeren Schwierigkeiten einer regelmäßigen Kohksbeschaffung, das
                              									fortwährende Steigen des Preises derselben, ungeachtet der gleichzeitigen Abnahme
                              									ihrer Qualität, haben alle Eisenbahnverwaltungen veranlaßt, für eine Verwendung der
                              									rohen Steinkohle zur Locomotivfeuerung, entweder rein oder in einer Mischung mit
                              									anderen Brennmaterialien, die geeigneten Maßregeln aufzusuchen.
                           Die Versuche, welche zu diesem Behufe gemacht wurden, haben bisher keine für die
                              									Praxis günstigen Resultate geliefert. Die Verwendung von Steinkohlen allein gelang
                              									auf den gewöhnlichen Rosten der Locomotiven nicht, selbst bei großen Feuerbüchsen,
                              									wie die von Mac-Connel und Crampton (von 5 Fuß 5 Zoll Länge bei 3 Fuß 4 Zoll Breite) der
                              									North-Western Bahn. Die fetten und backenden verstopften die Roste und
                              									verlangten einen kräftigen Zug; die mageren fielen durch die Roste oder sie flogen
                              									noch brennend in die Rauchkästen und erhitzten die Wände derselben und der
                              									Schornsteine einigemale bis zum Rothwerden, wobei sie immer die Feuerröhren
                              									verunreinigten.
                           Die Anwendung eines Gemisches von Steinkohle und Kohks wurde seit einigen Monaten auf
                              									mehreren französischen, belgischen und englischen Eisenbahnen versucht, gelang aber
                              									noch weniger. Ungeachtet aller Mühe, die man sich bei der Besorgung des Feuers und
                              									bei der Auswahl der Steinkohlen gab, war der zur Verbrennung der Kohks nöthige Zug
                              									doch zu stark für die Steinkohle; sie flog in den Rauchkasten und verstopfte die
                              									Feuerröhren. Außerdem war die Verbrennung der Kohle sehr unvollständig, weil die
                              									Schicht des Feuerungsmaterials auf dem Roste beträchtlich hoch gehalten werden
                              									mußte, um die Kohks in dieser Mischung anwenden zu können. Fettkohle gab hierbei
                              									viel Rauch, magere zerfiel in Staub; man war daher gezwungen, den Verbrauch dieser
                              									Mischung wieder aufzugeben.
                           Auf der Nordbahn nahmen wir diese Versuche seit dem Monat November v. J. auf; sie
                              									gaben ein mittelmäßiges Resultat. Darauf versuchten wir es mit einem neuen
                              									Treppenroste, und dieß gelang vollständig; wir erhielten dadurch die genügendsten
                              									Beweise von der Möglichkeit einer Verwendung der Steinkohle statt der Kohks bei fast
                              									allen unseren Locomotiven. Zwei Maschinen, die mit diesen (vorstehend beschriebenen
                              										Crampton'schen) Rosten versehen wurden, unterhielten
                              									einen regelmäßigen
                              									Dienst, und die ersten Probeversuche abgerechnet, leisteten sie mehr, als mit den
                              									besten Kohks, welche auf der Nordbahn verwendet werden.
                           Die Gütermaschine Nr. 259 (mit außenliegenden Cylindern) machte 750 preuß. Meilen vom
                              									2. März bis zum 9. April und verbrauchte 1064 Zollcentner Steinkohlen,
                           
                              
                                 also für die preuß. Meile
                                 141,86 Zollpfund,
                                 
                              
                                 oder, da den Maschinisten für 100
                                    											Zollpfund
                                 
                                 
                              
                                 Steinkohlen 80 Pfd. Kohks angerechnet
                                    											werden    
                                 113,49      „      
                                    											Kohks.
                                 
                              
                           Dieselbe Maschine machte während der fünf vorhergehenden Monate mit dem gewöhnlichen
                              									Roste 1925 preuß. Meilen und verbrauchte:
                           
                              
                                 
                                 2819 Zollcentner Kohks,
                                 
                                 
                              
                                 
                                   354 Zollcentner
                                    											Steinkohlen,   
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 3173 Zollcentner,
                                 
                                 
                              
                                 also
                                 auf die Meile
                                 164,83 Zollpfund.
                                 
                              
                           Während des Monats März machten die 11 Maschinen desselben Systems aus dem Depot von
                              									La Chapelle 3872 preuß. Meilen und verbrauchten:
                           
                              
                                 
                                 5761 1/3 Zollcentner Kohks,
                                 
                                 
                              
                                 
                                 1162 Zollcentner Steinkohlen,  
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 6923 1/3 Zollcentner,
                                 
                                 
                              
                                 also
                                 für die preuß. Meile
                                 178,81 Zollpfund.
                                 
                              
                           Der für die frühesten Versuche angefertigte Rost dieser Maschine kann noch verbessert
                              									werden und ist demzufolge auch einer noch größeren Ersparung von Steinkohlen
                              									fähig.
                           Die Maschine Nr. 127, Crampton, machte vom 13. März bis zum 9. April d. J. 752 preuß.
                              									Meilen mit
                           
                              
                                 
                                 838     Zollcentner
                                    											Steinkohlen,
                                 
                              
                                 oder die preuß. Meile
                                    											mit         
                                 111,44 Zollpfd. Steinkohlen,
                                 
                              
                                 oder
                                   89,15    „        Kohks.
                                 
                              
                           Während der fünf vorhergehenden Monate durchlief sie 3350 Meilen mit:
                           
                              
                                 
                                 3606 1/2 Zollcentner Kohks,
                                 
                                 
                              
                                 
                                   614 Zollcentner
                                    											Steinkohlen,    
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 4220 1/2 Zollcentner,
                                 
                                 
                              
                                 also
                                 die preuß. Meile mit
                                 126,00 Zollpfund.
                                 
                              
                           Vier andere Maschinen desselben Systems aus dem Depot von La Chapelle durchliefen
                              									während des Monats März 2042 preuß. Meilen und verbrauchten:
                           
                              
                                 
                                 2060 Zollcentner
                                    											Kohks,          
                                 
                                 
                              
                                 
                                   521 Zollcentner Steinkohlen,
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 2581 Zollcentner,
                                 
                                 
                              
                                 also
                                 für die preuß. Meile
                                 126,40 Zollpfund.
                                 
                              
                           
                           Und während der sechs vorhergehenden Monate machten sie 10996 preuß. Meilen und
                              									verbrauchten:
                           
                              
                                 
                                 12620 Zollcentner Kohks,
                                 
                                 
                              
                                 
                                   2017 1/2 Zollcentner
                                    											Steinkohlen,
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 14637 1/2 Zollcentner,
                                 
                                 
                              
                                 Oder
                                 für die preuß. Meile
                                 133,12 Zollpfund.
                                 
                              
                           Auf der Straßburger Eisenbahn machte die Maschine Nr. 99 mit einem neuen Roste 26
                              									Fahrten zwischen Paris und Epernay, also 483 Meilen, und verbrauchte 840 Zollcentner
                              									Steinkohlen, oder für die Meile 173,91 Zollpfund.
                           Die anderen Maschinen mit gewöhnlichen Rosten, aus dem Depot von La Villette,
                              									verbrauchten während derselben Zeit ungefähr 194,33 Zollpfd. Kohks.
                           Seit letztem Freitag machte die Maschine Nr. 228 (große Creuzot) zwei vollständige
                              									Fahrten zwischen Paris und Amiens und verbrauchte dabei merklich weniger Steinkohlen
                              									als Kohks.
                           Aus allen diesen Versuchen, welche auf eine Länge von 2000 Meilen gemacht sind, geht
                              									hervor, daß die Steinkohlenfeuerung eine beträchtliche Ersparniß am Gewicht der
                              									Steinkohlen im Vergleich zu dem der Kohks mit sich bringen wird, und daß zugleich
                              									die Garantie für eine stete Versorgung aller Eisenbahnen mit Brennmaterial geboten
                              									ist.
                           Die Bedingungen für die Dampfentwickelung, und in Folge dessen die Erfordernisse des
                              									Dienstes, sind zugleich auf eine bisher unbekannte Weise erleichtert. Um die zu
                              									einer vollständigen Verbrennung erforderliche Luft herbeizuschaffen, genügte in den
                              									meisten Fällen das Maximum der Oeffnung der jetzigen Blasröhre. Mit den halbfetten
                              									Kohlen des Nord d'Anzin, mit denen des Bassin du Centre Belge und denen von
                              									Charleroy verbrennen wir in unseren gewöhnlichen Feuerbüchsen alle flüchtigen
                              									Substanzen, ohne während der Fahrt die geringste Spur von Rauch zu haben. Beim
                              									Stillstande, wenn der Maschinist die Thür geschlossen läßt, entwickelt sich ein
                              									wenig Rauch, doch ohne irgend eine Unannehmlichkeit zu bieten. Die Zutrittsöffnung
                              									der Luft zwischen den flachen Stäben kann beträchtlich groß gemacht werden; alsdann
                              									wird der Zug schwach seyn und die Röhren werden sich so weit rein halten, daß man
                              									sie nur selten auszuputzen braucht. Das Heizen mit Steinkohle, welche sich viel
                              									leichter als Kohks entzündet, vermindert durchaus nicht die Dampfspannung im Kessel.
                              									Die unmittelbare Entwicklung von flüchtigen Substanzen und deren Verbrennung bringt
                              									eine Hitze, ähnlich der in einem Reverberirofen, hervor. Der Maschinist muß nur oft
                              									nachfeuern und stets wenig auf einmal aufgeben; dann ist er sicher, daß er die
                              									gewünschte Spannung erhält. Bei unseren Versuchen mit halbfetten und zerbrechlichen Kohlen
                              									haben wir die Stücke zweckmäßig verbrauchen können, die in den Tendern entstehen.
                              									Man feuert mit ihnen dann, wenn man wenig Dampf mit dem Regulator gibt, indem man
                              									sie nahe an die Thür wirft; dort backen sie zusammen und werden nützlich
                              									verbraucht.
                           Im Allgemeinen erscheint daher, abgesehen davon, daß die Wirkung der kräftigen Flamme
                              									auf die Feuerbüchse noch unbekannt ist, sowie von der Abnutzung der flachen
                              									Gußeisenstäbe, die Anwendung des neuen Rostes bei den Locomotiven so vortheilhaft,
                              									daß ich glaube, Ihnen die allgemeine Anwendung derselben auf alle Gütermaschinen,
                              									gemischten (machines mixtes) und die nach dem Crampton'schen System erbauten Locomotiven vorschlagen zu
                              									müssen. Es würde nur eine kleine Anzahl von Personenzugmaschinen bleiben, die Nr. 17
                              									bis 121 und 171 bis 200, welche sie erst auf Grund weiterer Versuche erhalten
                              									würden.
                           Zugleich habe ich die Ehre Ihnen vorzuschlagen, die neuen Roste auf alle im Bau
                              									begriffenen Maschinen anzuwenden, die sich hierzu vermöge ihrer großen Feuerbüchsen
                              									vollkommen eignen.
                           La Chapelle, den 10. April 1855.
                           Der Ingenieur der Betriebsmittel. gez. Chobrczynski.      
                           In dem zweiten Bericht desselben Ingenieurs vom 12. Juli sind die in dem ersten
                              									besprochenen Thatsachen durch weitere Versuche bestätigt.
                           Hieran knüpfte Hr. Garcke einen
                              									Bericht über die Feuerung der Locomotiven mit böhmischen
                                 										Braunkohlen, welchen er den „Mittheilungen aus dem Gebiete der
                                 										Statistik; herausgegeben von der Direction der administrativen Statistik im k.
                                 										k. Handelsministerium“ III. Jahrgang, VIII. Heft, S. 223 und 224
                              									entlehnt.
                           Die Resultate der Untersuchungen, welche über diesen Gegenstand von einer aus
                              									Staatsbeamten und anderen Fachmännern bestehenden Commisston auf der nördlichen und
                              									südlichen österreichischen Bahn angestellt worden sind, werden in der genannten
                              									Schrift in Folgendem zusammengefaßt:
                           a) Die Anwendung der Braunkohlen, wie sie auf der
                              									nördlichen und südlichen Staatsbahn zu Gebote stehen, ist zur Locomotivheizung ohne
                              									Weiteres ausführbar und in ökonomischer Beziehung vorzugsweise auf der nördlichen
                              									Bahn auch empfehlenswerth.
                           b) Die zur Verwendung kommenden Kohlen sollen nicht
                              									feucht seyn; sie müssen daher in bedeckten trockenen Räumen so aufbewahrt werden,
                              									daß die grubenfeuchte Kohle trocknen kann, die trockene aber vor dem Einflusse der
                              									Witterung und dadurch zugleich gegen das zu viele Zerklüften geschützt ist. Die hier und da bestehende
                              									Uebung, die mineralische Kohle vor ihrer Verwendung anzufeuchten, hat sich bei der
                              									Locomotivfeuerung, die stets eine lebhafte Flamme liefern soll, als nachtheilig
                              									gezeigt.
                           c) Am vortheilhaftesten zeigt sich die Kohle in Stücken
                              									von der Größe einer Faust. Größere Stücke entzünden sich langsam und lassen leichter
                              									Rückstände, die den Rost verlegen und den Luftzug hemmen. Kleinere Stücke schwächen,
                              									indem sie wenig Zwischenräume lassen, ebenfalls den Luftzug, es fallen deren viele
                              									zum Theil unverbrannt durch den Rost, und es werden auch viele durch die Feuerröhren
                              									in den Rauchkasten, ja selbst durch den Schornstein in die freie Luft fortgerissen.
                              									Nebst dem Verluste für den Heizeffect ergibt sich auch eine nachtheilige und öfteres
                              									Ausputzen erfordernde Anhäufung von Kohlenlösche im Rauchkasten, sowie im
                              									Aschenkasten, und durch die im Schornsteine entfliehenden Stücke wird eine
                              									Beeinträchtigung der Feuersicherheit herbeigeführt.
                           d) Ist der Schwefelgehalt der Kohle nicht zu groß und
                              									die Feuerung zweckmäßig, so ist daraus eine nachtheilige Einwirkung auf die
                              									Locomotivbestandtheile nicht zu besorgen. Der Schwefelgehalt zeigt sich bei
                              									verschiedenen Kohlen in verschiedenem Maaße, er ist mehr oder weniger in Verbindung
                              									mit Eisen als Schwefeleisen und bildet beim Verbrennen durch seine Verbindung mit
                              									Sauerstoff schweflige Säure, welche aber nach den gemachten Erfahrungen von den
                              									metallischen Theilen der Locomotive nicht zersetzt wird, und eine Verbindung von
                              									Schwefelmetall tritt möglicherweise nur ein, wenn die Kohle sehr reich an
                              									Schwefelkies ist und bei fehlerhafter Heizung ein Theil des Schwefels als Sublimat
                              									sich mit dem heißen Metall verbindet.
                           e) Die Ausbeutung der absoluten Heizkraft wird
                              									gefördert, wenn die Schicht der Kohle auf dem Roste nur so hoch gehalten wird, daß
                              									die Flamme stets eine lichte Farbe behält und Stichflammen bildet, wobei der
                              									entweichende Rauch nur wenig sichtbar erscheint, außer in dem Momente der
                              									Nachfeuerung. Die Anwendung kleiner Mengen gut über den Rost verbreiteten
                              									Brennstoffes und öfter zu wiederholendes Nachfeuern ist daher als eine Regel zu
                              									betrachten.
                           f) Die Luft soll dem Feuer nur durch den Rost zuströmen,
                              									denn nur diese ist bei der Verbrennung wirksam und jede andere Luftströmung ist
                              									schädlich. Das Nachfeuern muß deßhalb mit Behendigkeit geschehen. Der Luftstrom muß
                              									sich nach der Qualität des Brennstoffes richten; je größer dessen absolute
                              									Heizkraft, eine desto größere Luftströmung bedarf er. Die entsprechende
                              									Feuerhaltung, im Vereine mit der zweckmäßigsten Anwendung des variabeln Blaserohres,
                              									sind von großer Wichtigkeit.
                           
                            g) Eigenthümliche Einrichtungen an den Locomotiven
                              									erfordert die Braunkohlenfeuerung nicht. Ein Rost, welcher je nach der
                              									Beschaffenheit der Kohle in seiner Höhenlage, dann in den Verhältnissen der Breite
                              									der Roststäbe zu den Luftspalten verändert werden kann, ferner ein Spritzrohr im
                              									Rauchkasten zum Verlöschen und eine bequeme Thüre zum Ausputzen der
                              									Kohlenabfälle-dieses ist Alles, was etwa als ein erhebliches Erforderniß zu
                              									bezeichnen wäre.