| Titel: | Methode zum Einsenken submariner Telegraphenleitungen, welche den Ingenieuren W. J. Macquorn Rankine und John Thomson am 23. Febr. 1855 für England patentirt wurde. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. XCVIII., S. 420 | 
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                        XCVIII.
                        Methode zum Einsenken submariner
                           								Telegraphenleitungen, welche den Ingenieuren W. J. Macquorn Rankine und John Thomson am 23. Febr. 1855 für England patentirt
                           								wurde.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Vol.
                              									XVIII p. 374, durch die Zeitschrift des deutsch-österreichischen
                                 										Telegraphen-Vereins, 1856, H. 1.
                        Rankine's Methode zum Einsenken submariner
                           								Telegraphenleitungen.
                        
                     
                        
                           Nach der gewöhnlichen und wohlbekannten Art des Einlegens submariner Leitungen zur
                              									telegraphischen Verbindung wird das Tau oder die Cabel, worin sich ein oder mehrere
                              									Leitungsdrähte befinden, auf ein Fahrzeug gebracht; dieses fährt die projectirte
                              									Telegraphen-Linie entlang, soweit dieselbe durch schiffbares Wasser führt,
                              									und während der Fahrt wird das Tau nach und nach ins Wasser hinabgelassen, in
                              									welchem es durch sein eigenes Gewicht niedersinkt und solcherweise auf dem Grunde festgelegt wird.
                           Während dieser Operation ist es nothwendig, die Schnelligkeit, mit welcher das
                              									Telegraphenseil vom Schiffe ins Wasser hinabsinkt, zu reguliren, weil dieselbe sonst
                              									bald außerordentlich groß, und weit größer als die des Schiffes selbst werden, und
                              									in Folge dessen das Tau sich in verschlungenen Ringen statt in einer geraden oder
                              									nahezu geraden Linie niederlegen, überdieß aber endlich durch die Reibung leiden und
                              									auch das Schiff beschädigen würde. Die bisher angewandte Art, die Schnelligkeit des
                              									Taues zu reguliren, besteht darin, daß man dasselbe auf seinem Wege aus dem
                              									Schiffsraum oder dem Innern des Schiffes nach dem Hintertheil, über welches es
                              									hinabsinkt, mehrere Male um eine oder mehrere Trommeln oder drehbare Cylinder laufen
                              									läßt, während die Drehgeschwindigkeit dieser Trommel oder Trommeln durch
                              									Frictionsbremsen von solidem Material regulirt wird, welche auf concentrische, mit
                              									der Trommel oder den Trommeln sich umdrehende Bremsräder wirken.
                           Nachdem das Tau die Trommel oder Trommeln passirt hat, läuft dasselbe über eine
                              									starke Eisenstange, welche an der Stelle des gewöhnlichen Hackbords befestigt ist,
                              									und senkt sich von dort ins Wasser. Die Kraft, mit welcher das Tau niederzusinken
                              									strebt, nimmt mit der Tiefe des Wassers zu, denn je tiefer das Wasser ist, um so
                              									größer ist das Gewicht des Theiles vom Tau, welches zeitweilig zwischen dem Hackbord
                              									und dem Grunde des Wassers hängt, und dieser Kraft muß mehr oder weniger Widerstand
                              									geleistet werden durch die Reibung des Taues gegen das eiserne Hackbord oder an der
                              									Oberfläche der Trommeln, vorzugsweise aber durch die Reibung der Bremsen, wodurch
                              									die Schnelligkeit der Trommeln gehemmt und geregelt wird. Diese Reibung des Taues,
                              									des Hackbords, der Trommeln, Bremsen und der Maschinerie überhaupt bewirkt eine
                              									starke Erhitzung, welche sehr gefährlich werden könnte, wenn jene Theile nicht durch
                              									fortwährendes Aufgießen von Wasser kühl gehalten würden.
                           Diese gewöhnliche, eben beschriebene Methode, die Schnelligkeit des ablaufenden Taues
                              									zu reguliren, ist äußerst mangelhaft, und zwar aus folgenden Gründen:
                           
                              1) das Tau schneidet in das eiserne Hackbord ein, nutzt dasselbe
                                 										schnell ab und wird selbst durch die Reibung an demselben sehr angegriffen und
                                 										beschädigt;
                              2) die Reibung des Taues an dem Hackbord und den Trommeln, und
                                 										der Bremsen an den Bremsrädern ist zeitweilig, wenn das Wasser tief ist,
                                 										ungenügend befunden, um die Schnelligkeit des Taues zu hemmen; diese Schnelligkeit
                                 										erreicht vielmehr zu Zeiten, trotz der äußersten Anstrengung, sie zu
                                 										beherrschen, eine gefährliche Höhe;
                              3) es ist viel Mühe und Aufmerksamkeit erforderlich, um es zu
                                 										verhindern, daß nicht die einzelnen Ringe des Taues auf den Trommeln sich über
                                 										einander legen, sich solchergestalt verschlingen und das Tau beschädigen, wenn
                                 										nicht gar zerstören;
                              4) bei großer Schnelligkeit, wie eben angeführt worden, ist die
                                 										durch die Reibung hervorgebrachte Hitze oft so groß, daß die Arbeit einer großen
                                 										Zahl von Leuten, oft von mehr als zwanzig, erforderlich ist, um Tau und
                                 										Maschinerie durch Wasseraufgießen kühl zu erhalten, so daß, da im Ganzen oft
                                 										nicht weniger als dreißig Mann zu diesem Zwecke und mit Beaufsichtigung der
                                 										Bremsvorrichtungen beschäftigt waren, die Sicherheit und der Erfolg der
                                 										Operation neben anderen Umständen von dem Eifer und der Thätigkeit einer so
                                 										großen Anzahl von Menschen abhängig war.
                              
                           Die in Folgendem beschriebene Erfindung besteht in Verbesserungen der zum Einsenken
                              									von Telegraphen-Cabeln zu unterseeischen Leitungen, insbesondere zum Hemmen
                              									und Reguliren der Schnelligkeit, mit welcher das Tau hinabgleitet, dienenden
                              									Maschinerie, vermöge welcher die bereits angeführten Uebelstände der gewöhnlichen
                              									Methode vermieden werden.
                           Zunächst umgeben die Erfinder, um zu verhindern, daß die einzelnen Ringe des Taues
                              									sich auf den Trommeln über einander legen, jede Trommel mit einem Bande von Stahl
                              									oder einem anderen geeigneten Material, welches Band spiralförmig so oft um die
                              									Trommel gelegt ist, daß für jeden Ring der Cabel ein besonderer Raum zwischen den
                              									Ringen des Spiralbandes vorhanden ist. Dieses letztere ist an dem Gestelle der
                              									Maschinerie oder irgend einem festen Theile des Schiffes mit seinen Enden, und wenn
                              									nöthig, mit einigen Zwischenpunkten fest verbunden, so daß es feststehen bleibt,
                              									während die Trommel sich innerhalb seiner Windungen umdreht.
                           Ferner lassen die Erfinder eine oder mehrere von den bisher angewendeten Trommeln
                              									fort und wenden statt einer jeden solchen freigelassenen Trommel ein Paar große
                              									starke Rollen an, deren Peripherie mit kreisförmigen, durch Zwischenwände von
                              									einander getrennten Canälen von einer zu der Dicke des einzulegenden Taues passenden
                              									Tiefe und Weite versehen sind. Das Innere dieser Canäle ist entweder glatt oder mit
                              									Querreifen versehen, je nachdem ein geringerer oder größerer Grad von Adhäsion
                              									erforderlich ist, um ein Durchgleiten des Taues zu verhüten. Die Rollen werden je
                              									zwei in derselben Verticalebene aufgestellt, so daß das Tau wechselweise halb um die
                              									eine und halb um die andere geführt werden kann, und zwar so viele Male, als Canäle
                              									in ihrer Peripherie vorhanden sind, ähnlich wie bei Windemaschinen auf geneigten Eisenbahnstrecken.
                              									Diese Einrichtung erzeugt gleichzeitig genügende Adhäsion, um ein Durchgleiten des
                              									Taues zu verhindern, und macht es unmöglich, daß die einzelnen Ringe desselben sich
                              									über einander legen.
                           Der Durchmesser der Rollen ist größer oder kleiner zu nehmen, je nachdem das mittelst
                              									derselben einzulegende Tau mehr oder weniger dick ist; eine allgemeine Regel läßt
                              									sich dafür nicht aufstellen, aber man kann annehmen, daß in den meisten Fällen 6 bis
                              									10 Fuß, je nach den Umständen, ein angemessener Durchmesser für diese Rollen ist.
                              									Jede Rolle und Trommel ist an einer starken Welle befestigt und jede der letzteren
                              									wieder durch ein solides Gerüst gehalten.
                           Zum Dritten lassen die Erfinder das eiserne Hackbord fort, und lassen die hinterste
                              									Rolle oder Trommel je nach den Umständen weit genug über den Stern des Schiffes
                              									hinausragen, um das Tau von jedem Theile desselben abzuhalten. So ist der
                              									Beschädigung, welche das Tau und das eiserne Hackbord sich gegenseitig zufügen,
                              									vorgebeugt.
                           Viertens hemmen und reguliren die Erfinder die Geschwindigkeit der Rollen und
                              									Trommeln und folglich des Taues auf folgende Weise: Eine oder mehrere oder jede
                              									Rolle und Trommel setzt durch Kurbeln oder auf andere Weise eine oder mehrere starke
                              									Pumpen in Thätigkeit, von denen jede Wasser oder Luft oder ein anderes liquides oder
                              									gasförmiges Fluidum durch eine Oeffnung drängt, deren Größe durch ein Schieberventil
                              									oder auf andere Weise regulirt wird. Dadurch, daß man jede Oeffnung genügend
                              									verengt, kann der Widerstand des hindurch getriebenen Fluidums und folglich die für
                              									den Betrieb der Pumpe erforderliche Kraft auf die nothwendige Höhe gebracht werden,
                              									so daß durch Aenderung der Größe der Oeffnung oder der Oeffnungen, durch welche jede
                              									Pumpe das Fluidum drängt, die Schnelligkeit der Rollen und des Taues durch eine
                              									einzige Person im erforderlichen Maaße regulirt und letzteres nöthigen Falles ganz
                              									angehalten werden kann. Da überdieß die durch die Reibung hervorgebrachte Hitze
                              									hauptsächlich in dem angewandten Fluidum erscheint, und da von diesem nach und nach
                              									Quantitäten, nachdem sie durch die mit dem Durchdrängen durch eine enge Oeffnung
                              									verbundene Reibung erhitzt worden sind, abgelassen werden können, so findet in den
                              									Maschinentheilen nur wenig Erhitzung statt. Man kann verschiedene Fluida zu dem
                              									Zwecke anwenden, aber die Erfinder ziehen das Wasser vor, in welchem das Schiff
                              									schwimmt.
                           Im Allgemeinen wird es rathsam seyn, wenigstens zwei Druckpumpen zum Reguliren der
                              									Geschwindigkeit der Maschinerie anzuwenden, und zwar geben die Erfinder
                              									doppelt-wirkenden den Vorzug.
                           
                           Ebenso ist es rathsam, die Kurbeln oder die andere Maschinerie, wodurch die Pumpen in
                              									Thätigkeit gesetzt werden, so einzurichten, daß, wenn der Kolben der einen Pumpe
                              									sich genau oder ungefähr am Ende seines Hubs befindet, der einer anderen Pumpe genau
                              									oder ungefähr in der Mitte desselben ist, eine bei Dampfmaschinen bekannte
                              									Einrichtung.
                           Für die Dimensionen der Pumpen kann eine bestimmte Regel nicht aufgestellt werden.
                              									Bevor die Maschinerie, welche für die Einlegung eines bestimmten Telegraphentaues
                              									angewendet werden soll, entworfen wird, sollte die größte Tiefe des Wassers so genau
                              									als möglich ausgemittelt werden; es kann dann, unter Berücksichtigung des Gewichts
                              									des einzulegenden Taues, die größte von der Maschinerie zu tragende Last durch
                              									Rechnung gefunden und die erforderliche Größe und Stärke der Pumpen nach den
                              									bekannten mechanischen und hydrodynamischen Grundsätzen festgesetzt werden.
                           Fünftens kann bei dieser Einrichtung das erforderliche Wasser zum Abkühlen der dessen
                              									bedürftigen Theile des Taues oder der Maschinerie entweder durch die schon
                              									angegebenen oder durch andere, mittelst der Rollen in Thätigkeit zu setzende Pumpen
                              									aufgespritzt oder aufgegossen werden.