| Titel: | Ueber Lampen und Oefen zur Erzeugung sehr hoher Temperaturen in chemischen Laboratorien; von Hrn. Sainte-Claire Deville. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. CI., S. 428 | 
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                        CI.
                        Ueber Lampen und Oefen zur Erzeugung sehr hoher
                           								Temperaturen in chemischen Laboratorien; von Hrn. Sainte-Claire Deville.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, Februar
                              									1856, S. 2.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Deville über Lampen und Oefen.
                        
                     
                        
                           Seit einigen Jahren war ich mit Versuchen beschäftigt um in meinem Laboratorium in
                              									der École normale (zu Paris) ohne große Kosten
                              									und mit leicht herzustellenden Apparaten die höchsten Temperaturen zu erzeugen,
                              									welche man durch Verbrennen der Kohle und der kohlenstoffhaltigen Oele in der Luft
                              									hervorbringen kann. Schon viele Personen interessirten sich für die Lampen, deren
                              									ich mich zu meinen Analysen bediene, und für die Oefen, in welchen Platin
                              									geschmolzen werden kann; ich veröffentliche nun eine Beschreibung dieser
                              									Vorrichtungen, in der Ueberzeugung dadurch den Chemikern einen nützlichen Dienst zu
                              									erweisen und ein neues Feld für wissenschaftliche Arbeiten zu eröffnen. Bekanntlich
                              									ändern sich die Verwandtschaften mit der Temperatur; so hat in den letzten Jahren
                              										Grove gezeigt, daß das Wasser sich durch bloße
                              									Anwendung einer sehr hohen Temperatur leicht zersetzen läßt, und ich bin überzeugt,
                              									daß der Punks der freiwilligen Zersetzung mehrerer anderer Körper, welche wir für
                              									beständige halten, nicht weit von jener Temperatur entfernt ist. Ich habe in diesem
                              									Betreff bereits mit Hrn. Debray eine Arbeit unternommen. Das Verhalten der verschiedenen
                              									Körper bei der hohen Temperatur, welche ich Blaugluht
                              										(chaleur bleue) nenne- bei der sich Platin
                              									verflüchtigt, Kieselerde schmilzt und bei welcher das Innere des Raums, wo sie
                              									herrscht, deutlich blau gefärbt erscheint- muß erst noch erforscht werden.
                              									Die galvanische Batterie und selbst das Löthrohr mit Knallgas bringen zwar eine
                              									intensivere Hitze hervor; aber die Nothwendigkeit, fast immer in Berührung mit der
                              									Luft zu operiren und leitende Gefäße (Tiegel) von fast unabänderlicher Form anwenden
                              									zu müssen, überdieß von einem Material welches, wie die Kohle, auf fast alle zu
                              									prüfenden Körper einen Einfluß ausübt, beschränkt die Benutzung der galvanischen
                              									Batterie bei den chemischen Operationen. Selbst das Löthrohr welches Hr. Gaudin anwendet, kann nur kleine
                              									Massen erhitzen, eignet sich daher zu unsern meisten Versuchen nicht.
                           
                           Wenn man sich, wie ich, der Kohks als Brennmaterial bedient, so sind die Temperatur
                              									und die Schlacken zwei Hauptursachen der Zerstörung der Tiegel. Man muß daher
                              									absolut unschmelzbare Gefäße (Tiegel) anwenden, für deren Masse ich die Vorschrift
                              									geben werde, und die so construirt sind, daß sie von der Schlacke nicht angegriffen
                              									werden können. Auch muß man eben so gut Röhren als Tiegel zu erhitzen im Stande
                              									seyn.
                           Da eine bestimmte Masse verbrennenden Wasserstoffs und Kohlenstoffs stets die gleiche
                              									Wärmemenge erzeugt, welche Temperatur sich dabei entwickeln mag, so muß man
                              									offenbar, um die höchste Erhitzung einer gegebenen Fläche zu erlangen,
                              									bewerkstelligen daß auf jedem Punkt die größtmögliche Menge von Kohlenstoff oder
                              									Wasserstoff in der kürzesten Zeit verbrannt wird. Man muß daher auf den Punkten der
                              									erhitzten Fläche, mit der zur Oxydation nothwendigen Luftmenge, möglichst viele
                              									brennbare Moleküle anzuhäufen trachten und sie alle, und nur an dieser Stelle,
                              									verbrennen.
                           Was die Flammen betrifft, so werden zu ihrer Erzeugung am zweckmäßigsten diejenigen
                              									flüchtigen Oele angewandt, deren Dampf die größte Dichtigkeit besitzt, und welche
                              									man bis zu dem Zeitpunkt wo die Verbrennung beginnen soll, kalt erhält. –
                              									Hinsichtlich der Oefen ist es am besten, die Kohlenstücke möglichst groß zu haben
                              									und die Verbrennung auf eine sehr kleine Höhe zu beschränken. – In diesem
                              									Sinne ließ ich die nun zu beschreibenden Apparate construiren.
                           
                        
                           I. Lampe.
                           Diese Lampe (Lampe-forge), zur Erzeugung hoher
                              									Temperaturen für chemische Analysen bestimmt, namentlich beim Aufschließen der
                              									Silicate mittelst Kalk oder bei den Versuchen welche mit kleinen Schmelztiegeln
                              									angestellt werden, gestattet einen Schmelztiegel von 10 bis 15 Kubikcentimetern
                              									Inhalt auf die Temperatur einer Eisenprobe zu bringen. Ein Platindraht von 1/2
                              									Millimeter Durchmesser, der als Triangel dient, schmilzt leicht in dieser Lampe,
                              									wenn man den Tiegel darauf zu stellen vergißt. Die Feldspathe und der Albit
                              									schmelzen und werden sehr flüssig. Sogar der Smaragd schmilzt in den untern Theilen
                              									eines kleinen Platintiegels. Daß ich nicht versucht habe den durch diese Lampe
                              									hervorgebrachten höchsten Hitzegrad durch Schmelzen verschiedener Metalle oder
                              									Legirungen zu bestimmen, wird man natürlich finden, weil sie den Platintiegel
                              									angegriffen hätten.
                           Als Brennmaterial bediene ich mich des käuflichen Terpenthinöls. Den Dampf dieses
                              									Oels muß ich verbrennen, und zwar indem ich ihn bei der möglich niedrigen
                              									Temperatur erzeuge. Da die Spannung dieses Oels bei 80° R. sehr stark ist, so
                              									braucht man nur diesen Dampf mittelst eines Gasstroms bis an den Punkt zu leiten, wo
                              									seine Verbrennung stattfinden soll.
                           Die Lampe, welche seit vier Jahren mit dem besten Erfolg in meinem Laboratorium
                              									angewendet wird, ist in Fig. 16 in 1/5 der
                              									wirklichen Größe abgebildet; sie besteht aus drei Hauptstücken: einer Flasche mit
                              									constantem Niveau D, welche durch eine Röhre H mit K, K', dem Behälter
                              									des Terpenthinöls oder der eigentlichen Lampe, in Verbindung steht; diese ist wieder
                              									durch die Röhren Q und Q'
                              									mit einem Luftvertheilungs-Apparat Z verbunden,
                              									der zugleich das Löthrohr P speist.
                           1) Einer Beschreibung der Flasche D bedarf es nicht. Nur
                              									empfehle ich, sobald die Stellung der Röhre E, D
                              									definitiv bestimmt ist, sie am Halse B mittelst Kitts zu
                              									befestigen, damit sie nicht mehr verrückt wird.
                           2) Die eigentliche Lampe ist complicirter und erfordert eine nähere Beschreibung. Der
                              									ringförmige Raum K, K' ist allenthalben, oben und an den
                              									Seiten durch eine dicke Platte von getriebenem Kupfer verschlossen, welcher man die
                              									Biegungen und überhaupt die Gestalt gibt, wie sie Fig. 17 (in 1/5 der
                              									wirklichen Größe gezeichnet) anzeigtWenn man dieselbe nicht aus einem Stück machen kann, so läßt man sie am obern
                                    											Theil im Niveau der Oeffnungen S zusammenlöthen.
                                    											Die Verlöthung bei P, welche das Löthrohr mit
                                    											der innern Wandung der Lampe vereinigt, muß ebenfalls mit
                                    											Messing-Schlagloth oder wenigstens mit Silberloth geschehen.; unten verschließt ihn ein Kupferblech I, I, das
                              									am Rande derart aufgebogen ist, daß es um die Lampe herum ein Schälchen bildet, in
                              									welches man Wasser gießt; dieses Blech I, I ist mit drei
                              									Löchern versehen, durch welche bei q die zwei Röhren Q, Q' gehen und bei p das
                              									Löthrohr P.
                           Die Röhre H geht zuerst durch die äußere Schale I und tritt von da ins Innere der Lampe durch die
                              									Löthung K'. An der innern Wand L,
                                 										L, welche in Form einer verlängerten Schale gebogen ist, befinden sich bei
                              										S, S Löcher von 3–4 Millimeter Durchmesser,
                              									acht an Zahl.
                           Ueber der Lampe befindet sich eine freie Kuppel R von
                              									Kupfer, welche in einer, im obern Theil der Lampe angebrachten Nuth steckt und oben
                              									offen ist, um die Flamme und den Löthrohrstrahl hindurch zu lassen; diese Oeffnung
                              									muß 23 Millimeter im Durchmesser haben. Ueber das Ganze stülpt man ein etwas
                              									conisches Zugrohr O, O; dasselbe muß mit breiten
                              									Oeffnungen O, O versehen werden, damit recht viel Luft
                              									einziehen kann. Dieses Zugrohr ist 75 Millimeter hoch. Auf dasselbe oder auf einen
                              									Träger setzt man einen Platintriangel mit dem zu erhitzenden Tiegel.
                           
                           Das obere Ende des Löthrohrs P, p muß mit einem
                              									beweglichen Kopf versehen seyn, welcher aufgeschraubt wird und eine 2 1/4 Millimeter
                              									weite Oeffnung hat. Die Oeffnung des Löthrohrs muß (in verticaler Entfernung)
                              									wenigstens 5 Millimeter unter den Löchern S, S
                              									angebracht seyn.
                           Die Röhren Q, q und Q', q,
                              									welche die Luft über der Oberfläche des Terpenthinöls in die Lampe führen müssen,
                              									vereinigen sich zu einer einzigen Röhre, welche mit einem Hahn U versehen ist und in ein Reservoir Z ausmündet. Letzteres ist mit einem Gebläse in
                              									Verbindung, welches Luft mit einem Druck von 7–8 Centimeter Quecksilber
                              									eintreiben kann. Ich habe mir ein kleines Gebläse mit cylindrischen Kolben nach
                              										Enfer's System verfertigen
                              									lassen, welches bei dieser Lampe vortreffliche Dienste leistet. Nachdem alle Theile
                              									des beschriebenen Apparats unter sich und mit dem Gebläse in Verbindung gebracht
                              									sind, so bedient man sich desselben wie folgt:
                           Die erste, sehr subtile Operation, ist die Herstellung des Niveaus der Röhre E, D, Fig. 16; ihr unteres Ende
                              										D muß sich genau 5 Millimeter unter dem Niveau der
                              									Oeffnungen S, S, Fig. 17 befinden. Sonst
                              									könnte das Terpenthinöl austreten oder in dem ringförmigen Raum K, K' sich entzünden; dieser Umstand wäre mit keiner
                              									Gefahr verbunden, würde aber der Operation schaden.
                           Man öffnet den Hahn G, Fig. 16, und schließt
                              									ihn, sobald sich das Niveau in der Flasche D und in der
                              									Lampe K, K' hergestellt hat. Nun gießt man Wasser in die
                              									Schale I, I, Fig. 17, welche diese
                              									Lampe umgibt, und läßt es eine Zeit lang sieden, indem man den Boden der Schale q, p, q mit einer kleinen Weingeistlampe erhitzt. Dann
                              									gibt man mittelst des Gebläses den Wind, und öffnet allmählich den Hahn U; zu gleicher Zeit nähert man die Flamme der
                              									Weingeistlampe den Oeffnungen O, O und sieht nun, wenn
                              									das Wasser in der Schale lange genug im Sieden erhalten worden ist, einen röthlichen
                              									und ruhigen Flammenstrahl sich entwickeln, welcher brennt ohne zu flackern; wo nicht, so schließt man den Hahn U und fährt fort das Wasser kochen zu lassen, bis das
                              									Terpenthinöl der Lampe auf die Temperatur von 80° R. gebracht ist. Nachdem
                              									man den Strahl entzündet hat, öffnet man den Hahn U nach
                              									und nach weiter und ändert die Geschwindigkeit des von dem Gebläse gelieferten
                              									Windes ab, bis man, bei voller Thätigkeit der Lampe, die zur Erzeugung der
                              									höchstmöglichen Temperatur erforderlichen Bedingungen gehörig ermittelt hat. Einige
                              									Augenblicke nach dem Anzünden der Lampe, öffnet man den Hahn G, Fig.
                                 										16. Man braucht nun bloß noch das Trittbret des Gebläses in Bewegung zu
                              									setzen; die Lampe bleibt in Thätigkeit, weil die von ihr entwickelte Wärme zur
                              									Erhitzung des Terpenthinöls hinreicht. Um die Lampe auszulöschen, braucht man nur den
                              									Hahn U, und dann den Hahn G
                              									zu schließen.
                           Dieser kleine Apparat functionirt folgendermaßen. Das in dem Reservoir K, K, Fig. 27Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht vorhanden., enthaltene Terpenthinöl wird von dem es
                              									in I, I umgebenden kochenden Wasser auf 80° R.
                              									erhitzt. Die aus dem Gebläse kommende, durch den Hahn U
                              									ziehende Luft beleckt die Oberfläche des Terpenthinöls, führt eine große Menge
                              									desselben in Dampfform mit fort, entweicht ohne zu brennen durch die Löcher S, S, und entzündet sich nur in Berührung mit der aus
                              									dem obern Ende des Löthrohrs ausströmenden Luft.
                           Die Spannung des Terpenthinöls bei 80° R. ist schon so stark, daß die mit
                              									diesem Dampf gesättigte Luft nur in Berührung mit einer neuen Menge Sauerstoff sich
                              									entzünden kann. Wenn die Temperatur zu niedrig ist, so fängt das Oel im Raume K, K' Feuer, in Folge der von dem Gebläse dahin
                              									gelieferten Luft, und kann sogar kleine Explosionen hervorbringen, die man aber kaum
                              									hört und welche nie mit Gefahr verbunden sind. Man muß alsdann das Wasser in der
                              									Schale I, I erhitzen, bis die Flamme sich erst von den
                              									Löchern S, S aus erzeugt, was man sogleich an den oben
                              									angegebenen Merkmalen erkennt. Von diesem Zeitpunkt an, wird die zur Erzeugung des
                              									Oeldampfes erforderliche Wärme von der Lampe selbst geliefert und das Wasser in der
                              									Schale I dient jetzt nur noch dazu, eine zu große
                              									Temperatur-Erhöhung zu verhindern: man muß daher die Schale mit Wasser
                              									gefüllt erhalten, indem man dieses nach Maaßgabe seiner Verdunstung ersetzt, welche
                              									jedoch nur sehr langsam stattfindet.
                           Dieser Apparat kommt nie in Unordnung und läßt sich ohne alle Gefahr anwenden,
                              									vorausgesetzt daß er sorgfältig construirt wurde.Hr. Wießnegg in Paris
                                    											hat schon eine Anzahl solcher Lampen verfertigt und kleine Verbesserungen
                                    											daran angebracht.
                              								
                           
                        
                           II. Ofen.
                           Ich habe schon gesagt, daß das Princip auf welchem die Erzeugung großer Hitze
                              									mittelst Kohle beruht, in der Vervielfältigung der Oberflächen des Brennmaterials
                              									besteht. Zugleich muß der Apparat oder Ofen (Forge)
                              									worin die Verbrennung vor sich gehen soll, diesem Brennmaterial und der Gestalt der
                              									hinein zu stellenden Gefäße angemessen seyn. Bei den meisten Operationen in der
                              									Metallurgie oder in Laboratorien, wo nicht mit der Flamme geheizt wird, ist die
                              									Anordnung so, daß die Hitze sich auf eine große Höhe im Verhältniß zur Breite des
                              									Feuerraums vertheilt. Für meine Versuche ist hingegen alles so vorgerichtet, daß auf
                              									eine sehr große Breite und auf eine sehr geringe Höhe erhitzt wird, daher meine
                              									großen Tiegel, Fig.
                                 										18, viel weiter als hoch sind.
                           Ein guter Schmiedeblasebalg wird mittelst seiner Düse mit einem halbkugelförmigen
                              									Raum B verbunden (in Fig. 18 in 1/8 wirklicher
                              									Größe gezeichnet); auf letzterem liegt ein gußeiserner Reif F, in welchem sich Oeffnungen O, O, O von etwa
                              									10 Millimeter Durchmesser befinden. Ein Cylinder aus gebrannter Erde E, von 18 Centimeter Durchmesser und von gleicher Breite
                              									wie der Reif F, vervollständigt den Apparat. Man kann,
                              									um den Verlust des durch den Wind des Gebläses aus dem Apparat geschleuderten
                              									Kohlenkleins zu vermeiden, eine Kuppel auf ihn setzen.Jede Art cylindrischen Feuerraums würde ebenfalls den Dienst thun. Sehr oft
                                    											bediene ich mich eines gewöhnlichen kleinen Ofens mit gußeisernem Rost und
                                    											zwei Aufsätzen. Man läßt den Wind durch die Thüre des Aschenraums mittelst
                                    											der Düse eines Blasebalgs eintreten. Der Rost wird durch die vom Winde des
                                    											Blasebalgs hervorgebrachte Abkühlung vor Oxydation geschützt; gut ist es,
                                    											vor der Düse ein Ziegelstück anzubringen, um die Luft nach allen Richtungen
                                    											zu zerstreuen.
                              								
                           Als Brennmaterial benutze ich das durch die Ofenroste abfallende Steinkohlenklein,
                              									von welchem zuerst die Asche abgesiebt wird; hernach werden mit der Hand die
                              									Schlacken ausgelesen und hierauf die größeren Stücke zerkleinert, um erbsen-
                              									bis haselnußgroße Stücke zu erhalten. Gaskohks in Stücken geben keine so große Hitze
                              									wie dieses Kohlenklein.
                           Nachdem der Tiegel in den cylindrischen Raum E eingesetzt
                              									ist, umgibt man ihn mit brennenden Holzkohlen, setzt auf 5–6 Centimeter Höhe
                              									nußgroße Kohksstücke zu und schüttet obendrauf das erwähnte Kohlenklein. Man gibt
                              									den Wind anfangs langsam, und bewirkt von Zeit zu Zeit mittelst eines geraden
                              									eisernen Hakens das Hinabfallen der Kohle welche den ganzen cylindrischen Raum E bis zur Beendigung des Versuchs ausfüllen muß. Alsdann
                              									fährt man fort zu blasen, bis alle Kohle verbrannt ist, was die Entleerung des Ofens
                              									erleichtert. Während der ganzen Dauer des Versuchs bleiben die oberen Kohlen kalt
                              									und man kann sich durch Einstecken einer Eisenstange in die verbrennende Masse
                              									überzeugen, daß die höchste Temperatur 2–3 Centimeter oberhalb der Platte F beginnt und dann sich auf eine Höhe von nur 7–8
                              									Centimetern erstreckt. Man findet dieses auch, wenn man in verschiedenen Höhen in
                              									der Ofenwand Löcher anbringt. Es zeigt sich dann, besonders wenn es dunkel ist,
                              									deutlich jene blaue Farbe welche ein Kennzeichen dieser hohen Temperaturen ist,
                              									wenigstens wenn solche durch Kohle erzeugt wurden.
                           Ueber dieser Zone nimmt der Hitzegrad äußerst rasch ab, in Folge der Verwandlung der
                              									Kohlensäure in Kohlenoxydgas. Dieses Gas verbrennt an der Luft mit einer Flamme
                              									welche bei meinen Apparaten eine Höhe von zwei Metern erreicht.
                           
                        
                           III. Gefäße (Tiegel und
                              									Röhren).
                           Bei dieser hohen Temperatur, der Blaugluht, werden die
                              									besten irdenen Schmelztiegel flüssig wie Glas. Dieß ist hauptsächlich den die
                              									Thonerde in dem Thon verunreinigenden Körpern zuzuschreiben, denn die
                              									Thonerde-Silicate, namentlich wenn darin die Thonerde vorwaltet, schmelzen
                              									nicht leicht. So blieb der Rückstand eines Topases, welchen ich in einer doppelten
                              									Hülle von Kalk und Platin zu schmelzen versuchte, unverändert auf dem kleinen
                              									Platinknopf zurück, zu welchem mein Tiegel zusammengeschmolzen war und der ihn vom
                              									Kalk trennte. Das Porzellan wird in der Blaugluht zu einem vollkommen geschmolzenen
                              									Email.
                           Die Gefäße, deren ich mich bediene, sind dreierlei Art:
                           1) Tiegel von gebranntem Kalk. Es sind dieß bloß Stücke gut gebrannten, schwach
                              									hydraulischen Kalks A, Fig. 18, die ich mit
                              									einer Säge oder einem Messer in Gestalt eines geraden quadratischen Prismas von
                              									8–10 Centimeter Seite und 12–15 Centimeter Höhe schneide. Die Kanten
                              									dieses Prismas rundet man gröblich ab und macht mittelst eines Bohrers ein Loch C von der erforderlichen Größe in dasselbe. Oft setze
                              									ich, bei Versuchen welche keine sehr starke Hitze erfordern, in diesen ersten Tiegel
                              									noch einen zweiten D, den ich auf der Drehbank oder von
                              									freier Hand aus einem Stück Kalk verfertige (dieser ist so leicht zu schneiden, daß
                              									solche Gefäße in einem Augenblick fertig sind und weniger kosten, als ein
                              									gewöhnlicher irdener Tiegel). Diese beiden concentrischen Tiegel haben jeder seinen
                              									Deckel, ebenfalls von Kalk, und der Boden des innern Tiegels muß sich 5–6
                              									Centimeter über dem Boden des äußern befinden. Man bringt das Ganze ohne Untersetzer
                              									in den Ofen. Ist der zu erhitzende Körper sehr strengflüssig, so wendet man nur
                              									einen Tiegel an nämlich den äußern, in welchen man ein Loch von 2 bis höchstens 3
                              									Centimeter Durchmesser bohrt, so daß die Tiegelwände noch 3–4 Centimeter dick
                              									bleiben; die untere Fläche dieses Tiegels muß ebenfalls 5–6 Centimeter vom
                              									Boden der Höhlung entfernt seyn.
                           Soll ein Kalktiegel erhitzt werden, so bringt man ihn in den Ofen (läßt dabei
                              									5–6 Centimeter Raum zwischen den Wänden des Tiegels und des Ofens), umgibt
                              									ihn mit rothglühenden, gut ausgetrockneten Holzkohlen, die man nach und nach zulegt,
                              									und deckt endlich den Tiegel zu. Man gibt dann den Wind behutsam, um den Tiegel nur
                              									sehr langsam zum Rothglühen zu bringen; ehe man hierauf das Kohlenklein in den Ofen
                              									bringt, beseitigt man die Holzkohlen und überzeugt sich, daß der Kalktiegel nicht
                              									gesprungen ist. Von diesem Zeitpunkt an kann man das Feuer verstärken.
                           2) Ich habe mich überzeugt, daß für gewisse Versuche das beste Material für Tiegel
                              									und Röhren die Kohle ist. Ich lasse solche auf der Drehbank verfertigen, indem ich
                              									Gaskohls verwende, die sehr hart sind und den Werkzeugen großen Widerstand leisten,
                              									aber auch Gefäße liefern welche alle Proben aushalten. Solche Tiegel müssen
                              									vollkommen cylindrisch seyn und dürfen, so weit sie auch seyn mögen, den Boden
                              									inbegriffen, nie über 1 Decimeter hoch seyn. Es ist dieß einleuchtend, wenn man sich
                              									erinnert, daß die Zone der höchsten Temperatur in meinen Apparaten kaum 8 Centimer
                              									Höhe hat.
                           Wenn es nothwendig ist diese Gefäße vor dem Gebrauch zu reinigen, so bringt man sie
                              									sammt ihren Deckeln in einen gewöhnlichen irdenen Tiegel, in dessen Boden eine
                              									Oeffnung gebohrt ist, durch welche ein Porzellanrohr gesteckt wird, das man an den
                              									Tiegel mit gut geknetetem und mit Kuhhaaren vermengtem Lehm kittet. Der, mit seinem
                              									Deckel versehene, irdene Tiegel wird zum lebhaften Rothglühen erhitzt und dann ein
                              									Strom Chlorgas eingelassen. Dieses Gas befreit die Kohle (Gaskohks) von dem
                              									Schwefel, dem Eisen, der Kieselerde und Thonerde, welche darin enthalten sind, und
                              									man hat nun, wenigstens für eine gewisse Dicke, ein vollkommen reines Material. Die
                              									Kohle verliert dabei oft einen guten Theil ihres Gewichts, behält aber ihre
                              									Festigkeit. Um solche Tiegel zu erhitzen, setzt man sie in einen Kalktiegel, der
                              									ihnen als Hülle dient (in Fig. 19 in 1/5 der
                              									wirklichen Größe abgebildet); oder man stellt sie in einen irdenen cylindrischen
                              									Tiegel A, worauf der zwischen beiden Tiegeln gelassene,
                              									wenigstens 1 Centimeter weite Raum C, mit Thonerde
                              									ausgefüllt wird, die man vorher der Weißgluht aussetzte. Die Kohle befindet sich so
                              									inmitten einer unschmelzbaren Hülle; man legt nun zuerst den Kohlendeckel des innern
                              									Tiegels B auf, füllt dann Thonerde auf, die man fest
                              									eindrückt, und legt endlich einen Deckel D aus
                              									gewöhnlichem Thon auf. Das Ganze wird auf einen irdenen Untersetzer gestellt. Im
                              									Feuer schmilzt die äußere Hülle ganz zusammen, die Kohle aber bleibt durch die
                              									Thonerde beschützt, welche von den Schlacken fast gar nicht angegriffen wird.
                           Röhren werden in gleicher Weise wie die Tiegel aus Gaskohks verfertigt und durch
                              									dasselbe Hüllensystem gegen die Einwirkung des Feuers geschützt. Der Ofen muß für die
                              									Röhren natürlich eine andere Form erhalten.
                           3) Tiegel von Thonerde. – Um diese zu verfertigen, muß die Masse aus einer
                              									plastischen Substanz und einem Cement zusammengesetzt werden.
                           Das plastische Material kann gallertartige Thonerde seyn; die Klümpchen derselben
                              									zertheilen sich jedoch so schwer unter der Keule, daß ich die durch schwaches Glühen
                              									des Ammoniakalauns erhaltene Thonerde bei weitem vorziehe. Die gehörig bereitete
                              									Thonerde bildet mit Wasser einen Teig, und besitzt alle Eigenschaften einer sehr
                              									bildbaren Masse. Durch das Trocknen und Brennen schrumpft sie aber so stark ein, daß
                              									sie für sich allein nicht verwendet werden kann.
                           Als Cement oder entfettendes Material kann man reine Thonerde anwenden, die aber
                              									lange Zeit bei sehr hoher Temperatur, bei der vollen Weißgluht gebrannt worden seyn
                              									muß; sie fühlt sich rauh an und ist äußerst hart; mit Wasser bildet sie keinen Teig
                              									mehr, ändert aber auch beim Brennen ihr Volum nicht mehr.
                           Als Cement benutze ich auch ein inniges Gemenge von gleichen Theilen Thonerde und
                              									Marmor, beide in gepulvertem Zustande. Man erhitzt dasselbe in einem guten Windofen
                              									so stark wie möglich. Das Product bildet oft eine durchscheinende, getrocknetem
                              									Kleister ähnliche Schlacke, und man findet darin kleine Höhlungen die mit Krystallen
                              									angefüllt sind, welche ein Spinell mit Kalkbasis seyn müssen, Al²O³, CaO. Das aus dem Tiegel genommene Präparat wird fein gepulvert und ist ein
                              									herrlicher Cement für Tiegel, welche nicht die höchsten Temperaturen auszuhalten
                              									haben, weil es der gebrannten Masse eine viel größere Härte ertheilt als diejenige
                              									des Porzellans, und selbst ein wenig Durchsichtigkeit. Man kann der Masse auch ein
                              									wenig Flußspath zusetzen, um ihr Schmelzbarkeit zu ertheilen.
                           Manchmal geht die Vereinigung der Thonerde und des Kalks nicht vollkommen vor sich;
                              									man kann das Präparat aber auch dann, nämlich unzureichend gebrannt, verwenden. Das
                              									Kalkaluminat ist in diesem Falle nicht geschmolzen, aber seine Bestandtheile sind
                              									derart verbunden, daß das Produkt mit Wasser wie Cement erhärtet. Wenn man dasselbe
                              									mit seinem doppelten Gewichte gut gebrannter Thonerde vermengt, so kann man daraus
                              									Gefäße formen, welche an der Luft sehr bald erhärten und ohne zu springen das
                              									Trocknen, das Bearbeiten und das Brennen vertragen.
                           Nachdem man sich plastische Thonerde, gebrannte Thonerde und Kalkaluminat verschafft
                              									hat, vermengt man sie zu einem Teig, der so weit bildbar ist, um die Bearbeitung zu
                              									vertragen. Nimmt man gleiche Theile von den drei Stoffen, so liefert die Masse Tiegel, welche
                              									bei der Temperatur wo das Platin schmilzt, etwas erweichen würden, die aber nach
                              									starkem Brennen eine merkwürdige Festigkeit erlangen. Für sehr hohe Temperaturen
                              									setzt man der Masse weniger Aluminat zu; doch ist es immer gut, wenn in derselben
                              									5–10 Proc. Kalk sind.
                           In den Fällen wo der Kalk wegen seiner alkalischen Reaction nicht anwendbar ist,
                              									macht man die Tiegel aus reiner Thonerde, indem man bei der Weißgluht gebrannte
                              									Thonerde mit plastischer oder schwach gebrannter vermengt; von letzterer nimmt man
                              									nur soviel als nothwendig ist um die Masse bearbeiten zu können.
                           In welcher Art man diese Tiegel auch verfertigt, so halten sie, einmal gebrannt, alle
                              									Proben aus; sie widerstehen der Hitze, dem raschen Erkalten, allen darin behandelten
                              									Metallen, selbst dem Natrium.
                           Die Kalktiegel müssen in allen Fällen angewendet werden wo eine alkalische Substanz
                              									den zu erhitzenden Körpern nicht schädlich ist. Man kann sich ihrer bei allen
                              									Hitzegraden bedienen. Die Kohkstiegel sind nur in sehr beschränkten Fällen
                              									anwendbar, weil es nur sehr wenige Körper gibt, deren Zusammensetzung durch die
                              									Kohle nicht verändert wird, oder mit denen sie sich nicht verbindet. Zum Schmelzen
                              									des Siliciums kann man sie brauchen.
                           Die Tiegel aus reiner Thonerde haben vor den aus Thon verfertigten einen großen
                              									Vorzug. Die Alkalimetalle reduciren sie nicht, während sie jedes kieselerdehaltige
                              									Material reduciren. Die gewöhnlichen Metalle nehmen aus dem Thon etwas Silicium
                              									durch die bloße Berührung auf; nicht aber aus den Thonerdetiegeln. Wo man keinen
                              									Kalktiegel brauchen kann, ist fast immer ein Thonerde-Tiegel anwendbar.
                           
                        
                           Darstellung geschmolzenen Platins, Mangans, Chroms, Nickels
                                 										und Kobalts; Schmelzen der Kieselerde.
                           Ich lasse einige Beispiele der Anwendung dieser Tiegel zum Schmelzen metallischer
                              									Substanzen folgen.
                           
                              Platin.
                              Das Platin schmilzt in einem Tiegel oder Prisma aus Kalk von 12 Centimet. Höhe
                                 										und 8–9 Centimet. Breite, in welches man ein cylindrisches Loch von
                                 										1–2 Centimet. Durchmesser und 5–6 Centimet. Tiefe gebohrt hat. Das
                                 										Platin verbindet sich zu einem einzigen Knopf und macht, wenn der Kalk ein wenig
                                 										zu hydraulisch ist, vermöge seines Gewichts in der erweichten Masse eine kleine
                                 										Vertiefung, in welche es sich setzt.
                              
                              Das geschmolzene Platin hat ganz andere Eigenschaften, als diesem Metall
                                 										gewöhnlich zugeschrieben werden. Das Platin, so wie wir es anwenden, ist nichts
                                 										als ein zusammengeschmiedeter Schwamm, dessen Poren leicht nachzuweisen sind.
                                 										Man hat versucht mit gewöhnlichem Platin das Kupfer dünn zu plattiren, dieß aber
                                 										wieder aufgegeben, weil die Salpetersäure das Kupfer durch die Poren des Platins
                                 										hindurch angreift. Die Platinbleche condensiren die Gase so leicht, daß sie die
                                 										Verbindung von Wasserstoff- und Sauerstoffgas langsam bewerkstelligen; es
                                 										wäre unnütz, hier alle Beweise für die Durchdringlichkeit des gewöhnlichen
                                 										Platins anzuführen.
                              Ganz anders verhält sich das geschmolzene Platin. Der Bijouterie-Fabrikant
                                 											Savard verfertigte in meinem Laboratorium aus
                                 										geschmolzenem Platin ein sehr dünn plattirtes Blech, auf welches die
                                 										Salpetersäure nicht reagirte. Ferner bewirkte ein Blech von geschmolzenem Platin
                                 										die Verbindung eines Gemenges von Sauerstoff- und Wasserstoffgas nicht
                                 										merklich, obwohl der Versuch mehrere Stunden dauerte.
                              Endlich besitzt das in Kalk geschmolzene Platin eine vollkommene Hämmerbarkeit
                                 										und Geschmeidigkeit. Die Platin-Fabrikanten Desmontis und Chapuis ließen mir einen
                                 										Tiegel von solchem Platin verfertigen, und versicherten, noch niemals ein so
                                 										hämmerbares Platin bearbeitet zu haben. Dieselben gaben gegossene Platintiegel
                                 										auf die Pariser Ausstellung.
                              Im Kohlentiegel gelingt die Darstellung geschmolzenen, hämmerbaren Platins nicht.
                                 										Es schmilzt darin sehr leicht, man erhält aber bloß eine Legirung von
                                 										Kohlenstoff, Silicium und Platin, welche sehr spröd ist.
                              Wenn man die Hitze etwas über den Schmelzpunkt des Platins treibt, so
                                 										verflüchtigt sich dieses Metall merkwürdig leicht. Wird der Versuch mittelst
                                 										zweier concentrischen Tiegel angestellt, welche beide hermetisch verschlossen
                                 										sind, so findet man außerhalb des innern und am Deckel des äußern Tiegels eine
                                 										Menge Platinkügelchen, einige von der Größe eines Stecknadelkopfs, während die
                                 										meisten nur durch die Loupe sichtbar sind. Aus dem bedeutenden Gewichtsverlust
                                 										des Platinknopfs und der Unzahl von Kügelchen muß man folgern, daß bei einigen
                                 										meiner Versuche das Platin während der kurzen Zeit wo die Temperatur auf dem
                                 										Maximum war, gekocht hat.
                              
                           
                              Mangan.
                              Man vermengt gewöhnliches Mangansuperoxyd mit der Hälfte seines Gewichts Salmiak,
                                 										und erhitzt zum Rothglühen. Man löst in Wasser auf und setzt der so erhaltenen,
                                 										oft farblosen Lösung Salpetersäure im Ueberschuß zu, verdampft sie in einer Porzellanschale
                                 										zur Trockne, und erhitzt den Rückstand im Platintiegel auf etwa 160° R.
                                 										(200° C.), bis sich keine salpetrigen Dämpfe mehr entwickeln. Das so
                                 										wiedererzeugte Mangansuperoxyd wird gepulvert, längere Zeit mit Salpetersäure in
                                 										der Wärme digerirt, dann ausgewaschen; es ist nun vollkommen rein. Man reducirt
                                 										es durch Glühen zu rothem Oxyd, welches man mit einer etwas geringeren Quantität
                                 										Zuckerkohle vermengt, als zur Reduction des Metalls erforderlich ist. Hierauf
                                 										gibt man das Ganze in einen kleinen Kalktiegel, welcher in einen andern, größern
                                 										gesteckt und nach obigen Angaben erhitzt wird. Man findet das Metall zu einem
                                 										Knopf vereinigt und mit einer violettrothen, krystallinischen Masse umgeben,
                                 										welche vielleicht ein Mangan-Spinell mit Kalkbasis, Mn²O³, CaO, ist.
                              Das Metall ist rein; Kohlenstoff kann es nicht enthalten, weil es in Gegenwart
                                 										eines Ueberschusses von Oxyd geschmolzen wurde; es hat einen rothen Reflex wie
                                 										Wismuth, und zerbricht eben so leicht, obwohl es sehr hart ist. Das Pulver
                                 										desselben zersetzt das Wasser bei einer, die gewöhnliche kaum überschreitenden
                                 										Temperatur.
                              
                           
                              Chrom.
                              Ich schmolz in einem Kalktiegel reines Chromoxyd mit einer zur gänzlichen
                                 										Reduction nicht hinreichenden Quantität Kohle. Das Metall war mit Oxyd und einer
                                 										geringen Menge von krystallisirtem chromigsaurem Kalk umgeben. Es war gut
                                 										geschmolzen, aber nicht zu einem Knopf vereinigt, obwohl die Hitze so stark war,
                                 										daß sie zum Schmelzen und Verflüchtigen des Platins hingereicht hätte. Nach
                                 										allen meinen Versuchen schmilzt ein von Silicium und Kohlenstoff ganz freies
                                 										Chrom schwerer als Platin.
                              Eine Chromspitze schneidet das Glas wie der Diamant und könnte, wenn das Metall
                                 										minder zerbrechlich wäre, den Diamant zu diesem Zweck ersetzen; bezüglich der
                                 										Härte kann es nur mit dem Corund verglichen werden, den es nicht ritzt, der es
                                 										aber auch nicht zu ritzen scheint. Das Chrom wird bei gewöhnlicher Temperatur
                                 										von der Salzsäure sehr leicht angegriffen, aber kaum von verdünnter
                                 										Schwefelsäure, und gar nicht von schwacher oder concentrirter Salpetersäure.
                              
                           
                              Nickel.
                              Man löst das käufliche Nickelmetall in Salpetersäure auf, und dampft die
                                 										Auflösung über einem Metallüberschuß ab, wodurch Eisenoxyd gefällt wird. Man
                                 										nimmt den Rückstand in Wasser auf, verdünnt die Lösung, leitet einen Strom
                                 										Schwefelwasserstoff in großem Ueberschuß hindurch, filtrirt ohne den
                                 										Niederschlag auszuwaschen, und läßt die Flüssigkeit kochen, um sie zu
                                 										concentriren. Man sondert den Schwefel ab, wenn sich solcher ausschied, und
                                 										setzt der concentrirten Salzlösung eine in der Wärme bereitete Lösung reiner
                                 										Oralsäure zu. Nachdem man einige Augenblicke kochen ließ, ist die Fällung
                                 										vollständig. Die Flüssigkeit muß stark sauer seyn, um das oxalsaure Nickel rein
                                 										zu erhalten, und dennoch ist sie kaum grünlichgelb gefärbt; so schwerlöslich ist
                                 										dieses oxalsaure Salz in überschüssiger Säure. Das bei ausgeschlossener Luft
                                 										geglühte Salz läßt man vorsichtig abkühlen und schmilzt es dann in einem
                                 										Doppeltiegel aus Kalk, wie das Mangan.
                              Das Nickel vereinigt sich zu einem sehr homogenen Knopf, welcher sich sehr leicht
                                 										schmieden läßt, ohne sich merklich zu oxydiren. Sein Hammerschlag ist
                                 										dunkelgrün. Es ist außerordentlich dehnbar und läßt sich zu dem feinsten Draht
                                 										ziehen. Es ist zäher als das Eisen; nach Wertheim's
                                 										Versuchen erforderte ein Nickeldraht 90 Kilogr. um zu zerreißen, während ein
                                 										Eisendraht von gleicher Dicke nur 60 Kilogr. erheischte.
                              Die chemischen Eigenschaften des Nickels sind bekannt. Ich bemerke nur (wie in
                                 										einer frühern Abhandlung), daß sich das Nickel wie das Eisen gegen concentrirte
                                 										Salpetersäure passiv verhält.
                              Das Nickel, welches ich erhielt, gab bei der Analyse:
                              
                                 
                                    Silicium    
                                        0,3
                                    
                                 
                                    Kupfer
                                        0,1
                                    
                                 
                                    Nickel
                                      99,6
                                    
                                 
                                    
                                    –––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,0
                                    
                                 
                              100 Thle. desselben lieferten 262 Thle. gelbes und wasserfreies schwefelsaures
                                 										Nickel, was nahezu das Aequivalent von Berzelius
                                 										bestätigt.
                              
                           
                              Kobalt.
                              Man bereitet mit dem käuflichen Kobaltoxyd nach dem für das Nickel angegebenen
                                 										Verfahren reines geschmolzenes Kobalt. Die physischen und chemischen
                                 										Eigenschaften dieser zwei Metalle sind fast identisch.
                              Das Kobalt ist eben so dehnbar wie das Nickel, aber noch zäher. Ein Kobaltdraht
                                 										von gleichem Durchmesser wie die obigen, erforderte 115 Kilogr. um zu zerreißen;
                                 										das Kobalt ist daher fast nocheinmal so zähe als das Eisen.
                              Dieses Kobalt war rein und es konnte darin durch die Analyse kein Nickelgehalt
                                 										nachgewiesen werden.
                              
                           
                              
                              Kieselerde.
                              Der strengflüssigste Körper, welchen ich zu schmelzen vermochte, ist die
                                 										Kieselerde. Ich schmolz 30 Gramme gereinigten Quarzsand in einem alten Tiegel
                                 										von beinahe reinem Graphit. In einem Kohkstiegel, der in einem Kalktiegel
                                 										steckte, schmolz der Quarz ebenfalls, wurde aber nicht ganz flüssig, weil die
                                 										Hitze die Doppelhülle nicht leicht genug durchdrang. Das Schmelzen der
                                 										Kieselerde ist sohin die Gränze, welche durch mein Verfahren zu erreichen ist,
                                 										aber nicht überschritten werden kann.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
