| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 140, Jahrgang 1856, Nr. , S. 73 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Bericht über die photographisch-chemische Lehranstalt
                              									in Jena.
                           Dieses Unternehmen fand bei seiner Bekanntwerdung eine freundliche Aufnahme, wie aus
                              									den Berichten einer Anzahl wissenschaftlicher Zeitschriften hervorging. Auch dem
                              									engeren Kreis des photographischen Publicums schwanden die anfänglichen Vorurtheile.
                              									Das beste Zeugniß von dem wachsenden Vertrauen desselben ist die steigende Frequenz
                              									dieses Institutes. Seit seiner Eröffnung am 1. Mai vorigen Jahres haben im Ganzen
                              									zwölf ordentliche Mitglieder daran Theil genommen. Der Eintritt fand meist zu
                              									verschiedenen Zeiten und auf verschiedene Dauer statt, wie es dem Einzelnen passend
                              									war. Im Laufe der Monate Januar, Februar und März sind allein sechs neue Mitglieder
                              									eingetreten, und es war nur zu bedauern, daß Unterzeichneter durch eine
                              									mehrwöchentliche Krankheit im Januar einige sehr pressante Anmeldungen, die keinen
                              									Aufschub möglich machten, ablehnen mußte.
                           Um den vielen Anfragen einigermaßen zu begegnen, mußte es an der Zeit seyn, etwas
                              									über die Bestimmung des Honorares zu veröffentlichen. Je nach der Dauer und
                              									Vollständigkeit des Unterrichtes beträgt das Honorar 10 bis 50 Rthlr. – Das
                              									Erlernen und Einüben einzelner praktischer Methoden, namentlich des jetzt so
                              									beliebten Collodium-Verfahrens: 20 bis 25 Rthlr. Besonders empfehlenswerth für die
                              									Einübung im Sommersemester ist das Verfahren auf trockenem Collodium zur Aufnahme
                              									von Ansichten. Diesem steht würdig zur Seite das Verfahren zu gleichem Zweck auf
                              									Albumin und auf trockenem Wachspapier nach Le Gray.
                           Jena, im März 1856.
                           Dr. J. Schnauß.
                           
                        
                           Ueber neue Goldgewinnung-Apparate; von Oscar M. Lieber zu Columbia, Süd-Carolina.
                           Die vielen neuen Entdeckungen von Goldvorkommen und der verhältnißmäßig geringe
                              									Fortschritt in den Gewinnungsmethoden dieses Metalles haben viele Leute in den
                              									Vereinigten Staaten bewogen, sich damit zu beschäftigen, neue Apparate zu diesem
                              									Zwecke zu erfinden. Da aber viele das Erfinden sich zu einem Geschäfte machen und
                              									dabei ganz und gar nichts von der Sache verstehen, und bis jetzt leider unser
                              									amerikanischer Bergbau fast nur auf der einen Seite aus Raubbau und auf der anderen
                              									aus den tollsten Actien-Speculationen besteht, so taugen diese Erfindungen
                              									meistens gar nichts.
                           Gewöhnlich gehen sie alle von der Ansicht aus, das Gold müsse durch Amalgamation gewonnen werden, während alle, die sich
                              									einigermaßen mit der Goldgewinnung beschäftigt haben, bald eingesehen haben müssen,
                              									daß die Amalgamation sehr viele und bedeutende üble Folgen hat. Diese Nachtheile
                              									sind:
                           1) Die Ausgabe im Ankaufe des Quecksilbers und die damit verbundenen Transportkosten
                              									sowohl, als auch, obgleich weniger wichtig, die persönlichen Nachtheile bei
                              									unvorsichtiger Verdunstung dieses Metalles in freier Luft ohne Condensation, wie es
                              									gewöhnlich bei uns geschieht, sowie der Verlust des Quecksilbers dabei.
                           2) Die Unfähigkeit des Quecksilbers, sich augenblicklich mit allem Golde zu
                              									amalgamiren, denn der Contact ist stets nur momentan.
                           3) Die Unmöglichkeit seiner Vereinigung mit kleinen flachen Goldplättchen, die vom
                              									Wasser weggeschwemmt werden.
                           4) Die Unmöglichkeit, daß es sich mit solchem Golde vereinigen kann, welches von
                              									Kiesen bedeckt ist, da eine ordentliche Röstung nie vorgenommen wird.
                           Alle diese Umstände werden ganz von den unwissenden Erfindern dieser Maschinen
                              									übersehen. Gewöhnlich sind damit auch derartige Poch- und
                              									Zermalmungs-Vorrichtungen angebracht, daß durch Verreibung des Goldes an
                              									eisernen Rollen etc. viel verloren geht.
                           Unter allen neuen amerikanischen Erfindungen für die Gewinnung des Goldes ragt nur
                              									eine einzige hervor, welche durch ganz neue Principien sich ausgezeichnet hat. Ich
                              									spreche von dem Apparat des Hrn. Seymour.
                           Hr. Seymour war viele Jahre in verschiedenen
                              									Bergwerksgegenden Europa's und Sibiriens beschäftigt, und als er nach Amerika kam,
                              									konnte er seine Erfahrungen in Benutzung ziehen. Der Siebproceß mag auf die
                              									russische Siebmaschine weisen.Siehe Zerrenner's Gold-, Platin- und
                                    											Diamanten-Waschen
                              								
                           Der Apparat besteht aus einem Cylinder, dessen oberer Theil in eine Esse mündet und
                              									woran außen ein Blasebalg befestigt ist, der einen starken aber stoßenden Luftstrom
                              									ins Innere leitet. Der obere Theil des Cylinders kann auf kleinen Schienen, zur
                              									Einsicht, verschoben werden. Hinten am Cylinder wird auf einer schiefen Ebene der
                              									Goldsand, zerpochtes Erz etc. eingeworfen. Der Cylinder enthält Siebe, die oben
                              									grob, unten feiner sind. Auf dem untersten, feinsten Siebe liegt sein Regulator, wie
                              									er es nennt – eine Substanz, die ein specifisches Gewicht zwischen den beiden
                              									zu trennenden Mineralkörpern hat, also wenn Gold und Quarz zu scheiden sind –
                              									Blei. Er legt also den allerfeinsten Schrot auf das unterste Sieb und dieser muß so seyn, daß ein
                              									jegliches Schrotkorn ein Löchelchen in dem Siebe ausfüllt.
                           Der Grund, daß er Luft, statt Wasser, gebraucht, liegt in dem geringeren specifischen
                              									Gewichte der ersteren, und darin, daß folglich kein Mittel existirt, wodurch das
                              									Gold leicht weggetragen werden kann. Zwei ganz neue Ideen sind hier also benutzt
                              									worden. Die Scheidung durch ein Medium von mittlerer Schwere und der Gebrauch der
                              									Luft statt des Wassers.
                           Wird nun der Goldsand eingegeben und das Gebläse in Arbeit gesetzt, so werden erstens
                              									die Theile sich nach dem Sieben vertheilen, das Gold, schwerer als das Blei, wird
                              									unter dieses durchfallen und sich in einer dort angebrachten Schublade sammeln,
                              									indem Sand nur in einzelnen, leicht nachher mit dem Munde wegzublasenden Körnern
                              									mitgeht, während der feinste Staub mit der Luft durch die hohe Esse abgeht, mit
                              									einem Getöse, das uns an eine Hochdruck-Dampfmaschine erinnert. – Es
                              									möchte nöthig seyn die gröberen Stücke Quarz nachher noch ein Mal zu pochen und
                              									wieder durchgehen zu lassen. Hr Seymour sagte mir, er
                              									habe eine Unze Gold mit vielem Sande gemengt und alles wieder erhalten; auch habe er
                              									einen Golddollar zerschnitten und gleiches Resultat erhalten.
                           Besonders ist dieser Apparat dort wohl anwendbar, wo goldhaltige Sandlager in
                              									Flußbetten existiren oder wo alte verwaschene, aber ihrer verwitterten Kiese wegen
                              									noch goldreiche Haldensände zu finden sind, welches letztere in unseren südlichen
                              									Staaten sehr oft der Fall ist.
                           Beim Gebrauche der Luft müssen die Sande natürlich trocken seyn. Da aber der
                              									Blasebalg aus Kautschuk besteht, so kann auch, obgleich es nicht vortheilhaft.
                              									Wasser angewendet werden. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1855, Nr.
                              									47.)
                           
                        
                           Einfluß der Temperatur beim Schmelzen des Reichbleies auf die
                              									Vertheilung des Silbers.
                           In diesem Betreff hat Hr. Franz Markus sorgfältige
                              									Untersuchungen angestellt und in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg-
                              									und Hüttenwesen, 1856. Nr. 13 mitgetheilt.
                           Aus Allem ergibt sich, daß die Vertheilung des Silbers im Reichbleie im Saigertiegel
                              									von der Temperatur des Bleies in selbem abhängt Diese ist
                              									wieder durch die beim Saigerprocesse selbst angewendete Wärmemenge bedingt, so wie
                              									von der Zeitdauer, während welcher das Blei im Tiegel bleibt.
                           Da unter so schwierigen Umständen zunächst der ganze Erfolg der weiteren Untersuchung
                              									von der Richtigkeit der Verjüngung abhängt, so wendet Hr.
                              										Markus nunmehr folgendes Verfahren an.
                           Von dem flüssigern Bleie im Saigertiegel wird beim Ausschöpfen aus jedem Löffel,
                              									abwechselnd oben, mitten und unten, eine kleine, immer gleiche Menge in einen Inguß
                              									gegossen. Diese Gußproben werden in einem Graphittiegel bei jener Temperatur, die
                              									nöthig ist, um alle Silberverbindungen gleichmäßig zu lösen, eingeschmolzen. Nach
                              									genügendem Mengen wird hievon mit einem kleinen mit Thon überzogenen Löffel eine
                              									Durchschnitts-Schöpfprobe genommen und der Rest des geschmolzenen Bleies auf
                              									der Granulirtafel zerkleinert. Die Schöpfprobe wird gewogen und ganz abgetrieben.
                              									Zur Controle wird außerdem von der Granulirprobe – nach Maaßgabe des
                              									Silberhaltes im Reichbleie – ein Quantum von 4 bis 20 Probircentnern
                              									eingewogen und ebenfalls abgetrieben. Die von beiden Proben erhaltenen und
                              									berechneten Körner sollen übereinstimmend genau den wirklichen Silbergehalt in 100
                              									Pfunden angeben.
                           
                        
                           
                           Verfahren zum Versilbern des Glases; von L. Hill.
                           L. Hill zu Westhill, im Staate New-York,
                              									Nordamerika, ließ sich am 14. Mai 1855 folgendes Verfahren zum Versilbern des Glases
                              									(mit reinem Silber vermittelst Anwendung des Kautschuks) für England patentiren.
                           Das Glas wird mit der Silberlösung in einem Kautschukgefäß, welches seiner Größe und
                              									Gestalt entspricht, behandelt. Soll z.B. eine Glastafel versilbert werden, so
                              									verwendet man einen Rahmen von Holz, der so breit ist, daß ein Rand von zwei Zoll um
                              									das ganze Glas herum bleibt; diesen Rahmen bekleidet man innerlich mit einer
                              									Kautschukplatte, so daß sie einen ebenen Boden bildet und an den Seiten bis an den
                              									ganzen obern Rand des Rahmens hinaufreicht, über welchen sie umgeboben wird, wobei
                              									man sie an den Ecken darüber faltet, ohne diese abzuschneiden; man spannt dann ein
                              									Stück Baumwollenzeug äußerlich über den Kautschukboden und über die Seiten des
                              									Rahmens. Nun werden auf dem Rahmen zwei Leisten befestigt, je eine gerade über jedem
                              									Ende der Glastafel, welche Leisten mit Schwanzschrauben versehen sind, die bis auf
                              									die Ecken des Glases hinabreichen, um das Glas auf der Kautschukplatte
                              									festzuhalten.
                           Das Glas muß vollkommen gereinigt seyn, bevor man es in das Kautschukkästchen legt,
                              									und sich in demselben unter Wasser befinden, bis es an seiner Stelle befestigt ist;
                              									dann gießt man das Wasser ab, und die Silberlösung auf das Glas. Das
                              									Kautschukkästchen wird hierauf in ein auf 80° Reaumur erhitztes Wasserbad
                              									gestellt und in demselben ihm fortwährend eine schaukelnde Bewegung ertheilt, bis
                              									das Glas versilbert ist, was in 10 bis 15 Minuten der Fall seyn wird; alsdann wascht
                              									man das Glas vollständig in kaltem Wasser und läßt es aufrecht stehend trocknen.
                              									Endlich wird das Glas mit einem das Silber schützenden Firniß überzogen, damit man
                              									es ohne Benachtheiligung der Versilberung anfassen und handhaben kann Der beste
                              									Ueberzug zu diesem Zweck ist eine Auflösung von Dammarharz in Schwefeläther, von
                              									solcher Consistenz, daß sie rasch und eben über die Silberfläche fließt.
                           Versilberungsflüssigkeit. – Zur Darstellung
                              									derselben bereitet man zuerst salpetersaures Silberoxyd-Ammoniak, indem man 1
                              									Unze reines salpetersaures Silber in 2 Unzen Wasser auflöst und der Lösung so lange
                              									wässeriges Ammoniak beimischt, bis der zuerst entstandene Niederschlag wieder
                              									aufgelöst ist, wobei man einen Ueberschuß von Ammoniak vermeiden muß; dann setzt man
                              									20 bis 30 Gran salpetersaures Silber zu, nämlich so viel als erforderlich ist um
                              									einen schwachen Theergeruch hervorzubringen. Dieser Geruch ist ein sicheres
                              									Kennzeichen, daß die Flüssigkeit in einem zur Versilberung geeigneten Zustande ist.
                              									Dieselbe wird nun mit 62 Unzen Wasser versetzt, worin 5 Gran Mannit, 1. Drachme
                              									concentrirter Schwefeläther und 1 Unze sogenannter „gesäuerter
                                 										Zucker“ aufgelöst worden sind. – Um den „gesäuerten
                                 										Zucker“ zu bereiten, löst man 5 Pfd. des besten raffinirten Zuckers
                              									in 8 Pfd. Wasser auf und läßt in diese Flüssigkeit den eilften Theil ihres Volumens
                              									chemisch reiner Schwefelsäure in einem dünnen Strome laufen, indem man sie
                              									sorgfältig umrührt; dann bringt man die Lösung in eine Porzellanschale und erwärmt
                              									sie unter beständigem Umrühren mit einem Glasstabe so, daß sie in 15 bis 20 Minuten
                              									die Temperatur von 55° Reaumur (156° F.) erreicht; hierauf schüttet
                              									man die Lösung in ein weites irdenes Gefäß und versetzt sie mit gepulverter Kreide,
                              									bis alle Säure neutralisirt ist, so daß die Flüssigkeit das Lackmuspapier nicht mehr
                              									röthet. Dann seiht man die Flüssigkeit durch einen Sack von dickem Baumwollenzeug,
                              									dampft sie zu einem dünnen Syrup ab und filtrirt sie hierauf wiederholt durch frisch
                              									gebrannte Knochenkohle, alsdann dampft man sie zu einem dicken Syrup ab und läßt sie
                              									abkühlen In diesem Zustande ist sie aber zu dem beabsichtigten Zweck noch nicht
                              									brauchbar, sondern man muß sie jetzt so lange umrühren oder bearbeiten, bis sie sehr
                              									hell gefärbt wird, wo sie dann stets gute Resultate liefert. (Repertory of Patent-Inventions, März 1856, S. 231.)
                           
                        
                           
                           Ueber die mangansauren und übermangansauren Salze; von P. Thenard.
                           Hr. Paul Thenard (der Sohn des berühmten Chemikers) hat
                              									Untersuchungen über die Oxyde und Säuren des Mangans, die mangansauren und
                              									übermangansauren Salze angestellt; wir müssen uns darauf beschranken die Folgerungen
                              									mitzutheilen, welche er aus seinen Versuchen zieht:
                           
                              „Daß sich die Auflösungen der mangansauren Salze in übermangansaure
                                 										verwandeln, ist in zahlreichen Fällen bloß der Gegenwart von freiem
                                 										Mangansuperoxyd zuzuschreiben, welches sich in der Auflösung selbst bilden kann.
                                 										Andere pulverförmige und hoch oxydirte Körper besitzen dieselbe Eigenschaft,
                                 										obgleich in geringerem Grade.
                              
                           
                              Die Umwandlung des übermangansauren Kalis in mangansaures, bei Gegenwart einer
                                 										Kalilösung, erfolgt durch fünf verschiedene Ursachen:
                              
                           
                              1) unter dem Einfluß der organischen Substanzen welche das Kali gewöhnlich
                                 										enthält, und die als reducirende Stoffe wirken;
                              
                           
                              2) durch eine Erhöhung der Temperatur über 130° C. in sehr concentrirten
                                 										Lösungen; es entwickelt sich dann 1 Aequiv. Sauerstoff;
                              
                           
                              3) unter dem Einfluß des Mangansuperoxyds, welches als desoxydirender Körper
                                 										wirkt und sich so in Mangansäure, dann in mangansaures Salz umwandelt;
                              
                           
                              4) unter dem Einfluß des Mangansuperoxyds, welches (indem es sich unvollständig
                                 										oxydirt, und bisweilen gar nicht, falls es sehr cohärent ist) durch seine bloße
                                 										Gegenwart die Abscheidung von 1 Aequiv. Sauerstoff veranlaßt: die zwei
                                 										vorhergehenden Wirkungen finden gewöhnlich gleichzeitig statt;
                              
                           
                              5) unter dem Einfluß und durch die bloße Gegenwart hoch oxydirter Körper, jedoch
                                 										mit geringerer Intensität.
                              
                           
                              Setzt man das übermangansaure Kali einer andauernden Wärme von 240° C.
                                 										aus, so zersetzt es sich in mangansaures Kali und Mangansuperoxyd, welche als
                                 										Rückstand verbleiben, während sich Sauerstoff entbindet. Befeuchtet man diesen
                                 										Rückstand mit Wasser, so entwickelt er in der Kälte mit Aufbrausen
                                 										Sauerstoffgas.
                              
                           Die wasserfreie übermangansaure ist ein dunkel olivengrüner Körper, von ähnlichem
                                 										Geruch wie gewisse Chlorverbindungen und der active Sauerstoff. Zwischen 30 und
                                 										40°C. zersetzt sie sich mit Explosion in Mangansuperoxyd und Sauerstoff.
                                 										Sie zersetzt sich auch in der Kälte in Berührung mit Silberoxyd, Quecksilberoxyd
                                 										und besonders mit Mangansuperoxyd in ähnlicher Weise wie das oxydirte
                                 										Wasser.“ (Comptes rendus, Februar 1856,
                              									Nr. 8.)
                           
                        
                           Ueber das in Paris käufliche Aluminium.
                           Hr. Dr. Heeren hat bekanntlich
                              									in einem zu Paris gekauften Aluminium den bedeutenden Eisengehalt von 4,6 Proc.
                              									gefunden (polytechn. Journal Bd. CXXXIX S.
                                 										207).
                           Prof. Salvetat fand in einem von Hrn. Deville selbst dargestellten Aluminium bei der
                              									Analyse:
                           
                              
                                 Silicium
                                     2,87
                                 
                              
                                 Eisen
                                     2,40
                                 
                              
                                 Kupfer
                                     6,38
                                 
                              
                                 Blei
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Aluminium (durch Differenz
                                    											bestimmt)    
                                   88,35
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           (Annales de Chimie et de Physique,
                              									März 1856, S. 265.)
                           
                        
                           
                           Ueber Permanent-Weiß; von S. Gombertz in Köln.
                           Schwefelsaurer Baryt, als Farbe, unter dem Namen Blanc-fix, Permanent-Weiß wird in
                              									Berlin, Schweinfurt. Mannheim, Mainz, Köln und verschiedenen anderen Orten des
                              									Zollvereins fabricirt und findet das Fabricat als Wasserfarbe bei Tapeten-,
                              									Buntpapier-, Kartenfabrikanten u.s.w. täglich größere Aufnahme. Das blendende
                              									Schneeweiß dieser Farbe ist durch kein anderes Ingredienz zu ersetzen; es ist
                              									indifferent gegen jede Einwirkung der Luft, Sonne und Temperatur, wird nicht
                              									gedunkelt durch Einfluß von Schwefelwasserstoff oder andere Gase, und hat in
                              									mehreren Schichten dünn mit Leimlösung aufgetragen, eine Deckkraft, welche der des
                              									reinsten Kremserweißes am nächsten steht. Bei über 50 Procent niedrigeren
                              									Erstehungskosten, und bei dem geringeren specifischen Gewichte ist, bei Anwendung
                              									desselben, der Preis kaum ein Drittel gegen den des Bleiweißes.
                           Dem Tapetenfabrikanten bietet dieses Weiß den wesentlichen Vortheil. daß es sowohl
                              									mit, als ohne Glanzpräparat oder Talk, – durch die Bürste – einen
                              									sonst unerreichbaren Satinglanz annimmt, welcher der Feuchtigkeit widersteht.
                              									Blendend weiße Satintapeten, zu erstaunlich billigen Preisen, welche jetzt im Handel
                              									vorkommen, sind mit dieser Farbe gestrichen. – Zu Farbenmischungen endlich
                              									ist sie eben so sehr durch ihre Neutralität und Unzersetzbarkeit geeignet, als durch
                              									ihre besondere Eigenschaft, die Primitiv-Farbentöne durchaus unverändert zu
                              									lassen. Mit lebhaft rothem Lack versetzt, gibt sie das schönste Rosa, – mit
                              									Berlinerblau das lebhafteste Hellblau. Jeder, der sonst mit Farbenmischungen sich
                              									beschäftigt, kennt die Schwierigkeit, lebhaft hellrosa und blaue Töne zu
                              									erzielen.
                           Dieses Barytweiß wird theils aus Schwerspath selbst gewonnen, welcher als Mineral
                              									vielfältig in Deutschland, namentlich in Bayern bricht, indem man denselben fein
                              									gepulvert durch Kohle zu Schwefelbaryum reducirt, dieses durch Salzsäure in
                              									Chlorbaryum und Schwefelwasserstoff zersetzt, und aus der Lösung des Chlorbaryums
                              									durch verdünnte Schwefelsäure, oder durch ein schwefelsaures, in Wasser gelöstes
                              									Salz, etwa Glaubersalz, das fragliche Barytweiß fällt, – theils aus Witherit
                              									(natürlichem kohlensauren Baryt. gefertigt, welcher bis jetzt nur aus England
                              									bezogen wurde, in welchem Falle das zerkleinerte Mineral gleich direct durch
                              									verdünnte Salzsäure in Chlorbaryum umgewandelt und dann wie vorher verfahren wird.
                              									Die Fabrikation des Blank-fix aus letzterem
                              									Mineral berechnet sich theuerer als die aus ersterem, wenn gleich diese im Ganzen
                              									einfacher ist, und wird auch wirklich die Farbe, aus Witherit gewonnen, höher im
                              									Preise gehalten. Sie besitzt hierfür aber auch gegen die andere wesentliche Vorzüge.
                              									Sie ist schöner glänzender weiß, – bedarf weniger Leimung, und ist und bleibt
                              									durchaus säurefrei, – während der aus Schwerspath gewonnene Farbstoff stets
                              									säurehaltig ist, beim Stehen noch Säure entwickelt, und hierdurch das Bindemittel
                              									zersetzt.
                           Theoretisch haben wir in beiden Produkten chemisch reinen schwefelsauren Baryt, einen
                              									durchaus neutralen Körper. Untersucht man indeß das aus Schwerspath gewonnene Blanc-fix, so findet man stets noch in 100
                              									Gewichtstheilen 1/4 bis 1 Procent feinst vertheilten reinen Schwefel darin
                              									enthalten, welcher bei der Fällung des Weißes zugleich mit niederschlägt und wohl
                              									eine Folge von theilweise höheren Schwefelungsstufen des Schwefelbaryums ist oder
                              									auch von zersetztem Schwefelwasserstoffgas herrühren dürfte.
                           Diese Beimischung von Schwefel, welcher in seinem fein zertheilten Zustande in
                              									gegenwärtigem Falle durch die Luft leicht schweflige Säure, eventuel Schwefelsäure
                              									bildet, macht das Fabricat stets säurehaltig, und bildet sich Säure so lange stets
                              									von neuem, ungeachtet der fleißigsten Aussüßungen, – als noch Schwefel
                              									ungebunden darin enthalten ist.
                           In England, Frankreich und Amerika wird Blanc-fix
                              									aus Witherit gefertigt, und in Deutschland, aus demselben
                              									Material, meines Wissens nur allein in Köln. – Das hiesige Fabricat, wenn
                              									gleich höher im Preise, verdient gegen viele andere den Vorzug. Es ist blendend
                              									weiß, säurefrei, und enthält nur eben so viel Wasser, als nöthig ist, dasselbe
                              									später mit größerem Wasserzusatz leicht verdünnen zu können. Der Preis desselben
                              									wird hierdurch auch wieder gegen andere Fabricate, welche gewöhnlich mehr Wasser
                              									enthalten, in etwas ermäßigt.
                           Ein gewisser Grad der Entwässerung darf bei dem Weiß nicht überschritten werden; es
                              									mischt sich dann schwierig wieder mit Wasser und verliert sowohl an Deckkraft, als an Feinheit.
                              									– Sobald beim ruhigen Stehen Risse in der klebrigen teigartigen Masse
                              									entstehen, ist der äußerste Grad der Entwässerung überschritten und es muß sofort
                              									neues Wasser zugeknetet werden.
                           Das Blanc-fix wird gewiß mit der Zeit eine noch
                              									größere Anwendung finden, wenn erst die Vorzüge desselben gehörig erkannt und
                              									gewürdigt sind. In der Papierfabrication zur Färbung des gebleichten Stoffes,
                              									– für Anstreicher, Zimmermaler, Stuccaturarbeiter u.s.w. ist es ein
                              									schätzbares, noch wenig gekanntes Material. So z.B. auf glatter Kalk- oder
                              									Gypswand, mit leichter Leimung, einige Mal dünn aufgetragen, alsdann mit einer
                              									dichten Bürste oder einem Leinenballen abgerieben, entsteht eine haltbare, brillante
                              									Glanzfläche in schneeweißer Farbe, welche mit jedem Lackanstriche auf Holz
                              									concurriren kann.
                           Ein neues Product, welchen reellen Werth und welche Vorzüge es auch besitze, hat
                              									größtentheils vorab die Concurrenz mit dem Alterthümlichen, Gewohnten zu bestehen,
                              									– es hat Vorurtheile zu überwinden; – sind aber die Vorzüge einmal
                              									erkannt und erprobt, so bleiben Anerkennung und Verbrauch nicht aus; und so steht zu
                              									erwarten, daß auch Blanc-fix, im säurefreien
                              									reinen Zustande, eine der beliebtesten und angewendetsten weißen Wasserfarben werde.
                              									(Monatsschr. d. Gewerbev. zu Köln. 1856, S. 34.)
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung der Ameisensäure; von Hrn. Berthelot.
                           Die Oxalsäure zersetzt sich bekanntlich beim Erhitzen in Kohlensäure, Wasser und
                              									Kohlenoxyd (C⁴H²O = C²O⁴ + C²O² + H²O²). Da im Augenblicke dieser
                              									Zersetzung das Wasser und Kohlenoxyd im status nascens
                              									mit einander in Berührung sind, so genügt die Dazwischenkunft des Glycerins, um
                              									diese beiden Körper zu verbinden und unmittelbar die Ameisensäure (C²H²O⁴ zu erhalten. Man verfährt folgendermaßen:
                           In eine Retorte von 2 Liter Inhalt gibt man 1 Kilogr. käufliche Oxalsäure, 1 Kilogr.
                              									syrupartiges Glycerin und 100 bis 200 Gramme Wasser: nachdem man die Retorte mit
                              									einer Vorlage verbunden hat, erhitzt man sie sehr gelinde, die Temperatur darf
                              									nämlich 100° C. nur wenig überschreiten. Es tritt bald ein lebhaftes
                              									Aufbrausen ein, indem sich reine Kohlensäure entwickelt. Nach Verlauf von 12 bis 15
                              									Stunden ist alle Oxalsäure zersetzt, die Hälfte ihres Kohlenstoffs und ihres
                              									Sauerstoffs haben sich als kohlensaures Gas entbunden; eine kleine Menge mit
                              									Ameisensäure geschwängerten Wassers ist überdestillirt und in der Retorte bleibt das
                              									Glycerin, in welchem fast alle Ameisensäure aufgelöst ist.
                           Um die Ameisensäure von dem Glycerin abzusondern, gießt man in die Retorte einen
                              									halben Liter Wasser und destillirt; man ergänzt das Wasser in dem Maaße als es
                              									überdestillirt, und setzt die Operation fort, bis man 6 bis 7 Liter destillirte
                              									Flüssigkeit gesammelt hat. Alsdann ist fast alle Ameisensäure mit dem Wasser
                              									verflüchtigt, und das Glycerin bleibt allein in der Retorte. Man kann es anwenden um
                              									ein zweites Kilogramm Oxalsäure zu zersetzen, dann ein drittes etc.
                           Drei Kilogr. käufliche Oxalsäure lieferten nach diesem Verfahren 1 Kilogr. und 50
                              									Gramme Ameisensäure. Nach der Theorie hätte man 1 Kilogr. und 90 Grm. erhalten
                              									müssen; der Unterschied zwischen dem erhaltenen und dem berechneten Resultat ist
                              									daher so gering als möglich, und erklärt sich überdieß durch die in der käuflichen
                              									Oxalsäure enthaltenen Unreinigkeiten (100 Theile der angewandten Säure hinterließen
                              									2,7 Theile fixen Rückstand).
                           Mittelst des beschriebenen Verfahrens lassen sich ohne Schwierigkeit beliebige
                              									Quantitäten von Ameisensäure darstellen und dasselbe erfordert fast keine
                              									Ueberwachung. Wesentlich ist es, daß man die Zersetzung der Oxalsäure nicht
                              									übertreibt, denn wenn die Temperatur übermäßig gesteigert würde, so könnte sich die
                              									bereits gebildete Ameisensäure wieder in Kohlenoxyd und Wasser zersetzen. –
                              									Die so bereitete Ameisensäure ist sehr rein und ganz frei von Oxalsäure; mit
                              									kohlensaurem Kalk, Baryt oder Bleioxyd gesättigt, liefert sie schon bei der ersten
                              									Krystallisation reine ameisensaure Salze dieser Basen. (Comptes rendus, März 1856, Nr. 9.)
                           
                        
                           
                           Ein Pulver zum Vorzeichnen von Stickmustern auf schwarzem
                              									Grund.
                           Dieses, von den Fabriken von Stickereien aus Paris ziemlich theuer bezogene Pulver
                              									wurde auf seine Zusammensetzung geprüft und aus 1/3 eines harzigen Stoffes und 2/3
                              									aus Bleiweiß bestehend erkannt, Ein Versuch der Nachbildung desselben lieferte ein
                              									vollkommen entsprechendes Präparat. Man nehme zu dem Ende 1 Theil möglichst fein
                              									gedeuteltes Colophoniumpulver, 1 Theil eben so feines Copalpulver und 4 Theile sehr
                              									feines Bleiweiß und menge das Ganze innig. Da die Gebrauchsart des Pulvers darin
                              									besteht, daß das die Zeichnung als Reihen feiner Löcher enthaltende Papier auf den
                              									schwarzen Seidenuntergrund gelegt wird und gleichsam wie ein Sieb das darüber
                              									gebeutelte Pulver durchfallen läßt, welches nachher durch Erwärmung befestigt wird,
                              									so können Abweichungen von obiger Vorschrift in verschiedener Absicht zulässig
                              									werden. Mehr Colophonium gegen Copal macht es bei geringerer, mehr Copal gegen
                              									Colophonium bei höherer Erwärmung kleben. Die Zunahme des Harzes gegen das Bleiweiß
                              									liefert fester haftende, dagegen weniger deutliche Zeichnung, und umgekehrt.
                              									(Schweizerische polytechn. Zeitschrift Bd. I S. 14.)
                           
                        
                           Ueber die Vertilgung des Geruchs von gekochtem
                              									Stockfisch.
                           Wie unangenehm, wie widerlich ist nicht der Geruch, der alle Räume jedes Hauses
                              									durchdringt, in welchem Stockfisch gekocht wird, und noch die Luft des Speisezimmers
                              									erfüllt! Und doch ist nichts leichter, als diesen Geruch, ohne alle Kosten, gänzlich
                              									zu vermeiden. Man darf zu dem Ende bloß frisch ausgeglühte Holzkohlen, von welchen man die Asche abgesiebt oder weggeblasen hat. in
                              									das Wasser bringen, mit welchem der Stockfisch oder Laberdan beigesetzt wird. Man
                              									kann die Kohlen, etwa eine Hand voll auf so viel Stockfisch, als für eine Familie
                              									gewöhnlich gekocht zu werden pflegt, unmittelbar aus dem Feuer nehmen und noch
                              									glühend in das Wasser werfen nur muß man darauf sehen, daß sie nicht mehr mit Flammen brennen. Da die Kohlen auf dem Wasser schwimmen,
                              									so lassen sie sich vor dem Anrichten leicht mit dem Schaumlöffel wegnehmen. (Das
                              									Neueste und Nützlichste für Haus- und Landwirthschaft, 1856. S. 54.)
                           
                        
                           Ueber die officinellen und technisch wichtigen Pflanzen
                              									unserer Gärten.
                           Unter diesem Titel erscheint eine kleine Schrift von Hrn. Professor Goeppert zu Breslau, über deren Inhalt derselbe in der
                              									Sitzung der schlesichen Gesellschaft für vaterländische Cultur vom 12. März d. J.
                              									Folgendes sprach:
                           
                              „Eine möglichst vollständige Sammlung von Pflanzen, die zu irgend einem
                                 										Zweck benutzt werden, ist nicht bloß von botanischem, sondern auch von
                                 										culturhistorischem Interesse. Die Angaben dieser Art vermehren die Liebe zu den
                                 										schönen Bürgern der Pflanzenwelt und gewähren zugleich einen tiefen Blick in die
                                 										inneren Verhältnisse der Völker, denen sie zu irgend einem Gebrauch dienen. Wir
                                 										sehen, wie verschiedene Pflanzenarten einer und derselben Gattung oder Familie
                                 										in den entlegensten Gegenden der Erde, also bei Völkern der mannichfaltigsten
                                 										Culturstufen, ihrer verwandten chemischen Beschaffenheit wegen zu gleichen
                                 										medicinischen oder technischen Zwecken benutzt werden.Cichoraceen, mehr oder minder ähnlich unserem Salat, werden in ganz
                                       												Europa, von Lappland bis Italien, in Asien und Nordamerika, deßgleichen
                                       												Distelköpfe und Disteln der verschiedensten Art in denselben Gegenden
                                       												als Salat oder Gemüse benutzt etc. Wir erhalten dadurch neue Bestätigung dieses von der Wissenschaft längst
                                 										anerkannten Satzes, zugleich aber mannichfaltige Winke über die Verwendung
                                 										vieler bisher unbenutzt gebliebenen Gewächse, wodurch auch in praktischer
                                 										Beziehung wichtige Gesichtspunkte eröffnet werden. Die Zahl solcher in
                                 										europäischen Gärten cultivirten Arten dürfte sich, so viel ich es gegenwärtig
                                 										von meinem freilich, wie ich nicht läugnen mag, nur beschränkten Standpunkt aus
                                 										etwa schätzen kann, nicht über 2400–2500 belaufen, von denen ich bis
                                 										jetzt im hiesigen botanischen Garten 2200 zusammengebracht habe, die in der
                                 										besagten Schrift mit noch andern in unserm Garten nicht vorhandenen, in Summa
                                 										2300 Arten, in systematischer Ordnung mit kurzer Angabe der Benutzung und des
                                 										Vaterlandes aufgeführt werden. Wie hoch sich die Menge sämmtlicher auf der
                                 										ganzen Erde benutzten Vegetabilien beläuft, wage ich kaum annäherungsweise zu
                                 										schätzen, obschon ich diese Richtung seit langen Jahren mit Aufmerksamkeit
                                 										verfolgt habe. Vielleicht ist sie geringer als man glaubt. Nach einer
                                 										vorläufigen Schätzung, die wegen des häufig doppelten und mannichfaltigen
                                 										Gebrauchs der einen oder der anderen Pflanze nur annäherungsweise möglich ist,
                                 										dienen von jenen 2300 Pflanzen die bei weitem größte Menge (an 1140) zu
                                 										verschiedenen medicinischen Zwecken etc., 283 liefern eßbare Früchte und Samen;
                                 										117 Gemüse; 100 eßbare Wurzeln, Knollen und Zwiebeln; 40 Getreidearten; an 20
                                 										geben Sago; etwa eben so viel Zucker und Honig; 6 Wein; 30 fette Oele; also
                                 										dienen mit Ausschluß der zahllosen Varietäten der Culturpflanzen an 600
                                 										wirkliche Pflanzenarten zur Nahrung, 8 Arten liefern Wachs; 76 Farbestoffe, 16
                                 										Salz (Natron-Salze etc.), 40 werden als Futtergewächse cultivirt und etwa
                                 										200 werden zu verschiedenen technischen und gewerblichen Zwecken benutzt.
                                 										Letztere Rubrik, welche unter andern die verschiedenen Bau- und
                                 										Brennmaterialien in sich schließt, wird selbstverständlich stets an einer
                                 										gewissen Unbestimmtheit leiden, wie auch die der Futterpflanzen, wenn man sie
                                 										nicht, wie dieß von mir eben geschehen ist, auf die Zahl der zu diesem Zwecke
                                 										wirklich cultivirten Arten beschränkt. Giftige Pflanzen (d.h. eben solche, deren
                                 										schädliche Wirkung wir aus Erfahrungen kennen, nicht etwa solche, deren
                                 										Giftigkeit wegen ihrer natürlichen Verwandtschaft sich erwarten läßt) cultiviren
                                 										wir an 250. unter ihnen nur etwa 66 narkotische oder zum geringeren Theil
                                 										narkotisch scharfe; die übrigen gehören zu den scharfen giftigen Pflanzen, die
                                 										unbedingt überhaupt in überwiegender Zahl auf der Erde vorhanden sind. Ich
                                 										glaube, daß eine gedrängte, nur wenige Bogen umfassende Zusammenstellung dieser
                                 										Arten, wie wir selbe zur Zeit noch nicht besitzen, nicht bloß für Botaniker und
                                 										Handelsgärtner, sondern auch für jeden Pflanzenfreund nicht ohne Interesse seyn
                                 										dürfte. Vielleicht gelingt es hierdurch, dieser Richtung mehr Neigung
                                 										zuzuwenden, insbesondere bei Reisenden und Handelsgärtnern, damit Pflanzen,
                                 										deren Producte wir schon so lange benutzen, häufiger in unsere Gärten kommen,
                                 										als dieß bisher der Fall war, wo viele von ihnen entweder zu den größten
                                 										Seltenheiten gehören oder auch wohl noch nie in Europa lebend gesehen wurden,
                                 										was um so mehr zu bedauern ist, da so viele unter ihnen auch zu den wahren
                                 										Schmuckpflanzen gehören. Aus allen Gegenden der Erde werden Rhododendren
                                 										herbeigeholt, aus Californien, Sikkim, Bhotan und Assam, aber das für die
                                 										Medicin allein wichtige und sehr zierliche Rhododendron
                                    											chrysanthum sucht man vergebens in den Katalogen. Beispiele dieser Art
                                 										ließen sich leicht noch mehr anführen.“