| Titel: | Hohle Metallwalzen, von den Ingenieuren Thomas und Laurens zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. II., S. 5 | 
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                        II.
                        Hohle Metallwalzen, von den Ingenieuren Thomas und Laurens zu Paris.
                        Aus Armengaud's Publication industrielle, t. X p.
                              								333.
                        Thomas' und Laurens' hohle Metallwalzen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich kühlt man, wenn man Eisen in einer hohen Temperatur auswalzen will, die
                              									Walzenoberflächen durch darauf geführte Wasserstrahlen ab, damit sie sich nicht zu
                              									sehr erhitzen und an Härte verlieren. Wenn man andere harte Metalle verwalzt, die
                              									man nicht benetzen darf, so betreibt man das Walzwerk zur Vermeidung der Erwärmung
                              									sehr langsam.
                           Die Abkühlung durch Benetzung hat den Nachtheil, das Eisen während seines Auswalzens
                              									abzukühlen; außerdem oxydirt sich dasselbe und nutzt die Arbeitsoberflächen ab. Das
                              									Benetzen der Zapfen ist sehr unvollkommen, und wenn viel Wasser auf dieselben
                              									geführt wird, so nimmt es die Schmiere von der Oberfläche mit weg und es wird daher
                              									in diesem Falle eine bedeutende Kraft verbraucht, welche von der Triebkraft
                              									abgeht.
                           Die HHrn. Thomas und Laurens
                              									sind auf die Idee gekommen, zur Erlangung eines guten Schmierens und um zu gleicher
                              									Zeit die Zapfen vollkommen abzukühlen, die Walzen hohl zu gießen und einen
                              									Wasser- oder frischen Luftstrom durch dieselben zu leiten. Auf diese Weise
                              									war das Modell eingerichtet, welches sie im Jahr 1855 zu Paris ausgestellt
                              									hatten.
                           Wenn die Walzen langsam umgehen, so kann das Wasser in den Höhlungen derselben
                              									circuliren, indem es auf der einen Seite ein- und auf der andern Seite wieder
                              									ausströmt; durch die in einer Linie liegenden Walzen stellt man die Circulation des
                              									Wassers dadurch her, daß man auf der einen Seite eine Röhre in den hohlen
                              									Angriffszapfen führt und an dem andern Ende in die darauf folgende, ebenfalls hohle
                              									Verlängerung.
                           Diese Wasserröhren sind enge genug, daß die Walzen und ihre Verlängerungen sie bei
                              									ihrer Drehung nicht berühren. Ist der Train zu lang, so daß man auf die
                              									Unbiegsamkeit der Röhren nicht rechnen darf, so werden sie auf ihrem Durchgange
                              									durch die Zapfen getragen. Zu dem Ende nimmt die Höhlung eine Scheibe auf, durch
                              									welche die Röhre geht; das
                              									Loch in diesem Futter oder Lager der Röhre ist ausgebohrt und das Aeußere der
                              									letztern abgedreht, um die Reibungen zu vermindern.
                           Die Erfinder gießen ihre hohlen Walzen mit Hülfe innerer und äußerer metallener
                              									Kapseln oder Schalen, welche nicht allein die Länge des Walzenkörpers, der Tafel,
                              									sondern auch die der Zapfen und der Angriffszapfen umfassen, dabei auch einen hohen
                              									verlornen Kopf gestatten. Die ganze Form wird senkrecht gestellt. Die innere Schale
                              									wird mit trockenem Sand ausgestampft und auch der Raum zwischen der äußern Schale
                              									oder Kapsel und den Formkasten wird auf dieselbe Weise ausgefüllt. Man trocknet den
                              									Mantel der Form wie gewöhnlich und stellt die innere Schale wie einen gewöhnlichen
                              									Kern, nachdem er getrocknet worden, hinein.
                           Obgleich hohl, haben die Walzen bei gleichem Durchmesser eine größere Festigkeit als
                              									massiv gegossene. Auch die Verlängerungen und alle Wellen, welche zur Uebertragung
                              									der Bewegung dienen, können hohl gegossen werden.
                           In einem Zusatz zu ihrem Patente vom 13. April 1847 bemerken Thomas und Laurens, daß man auch ohne Anwendung
                              									eines besondern Apparates den innern hohlen Raum der Walzen gänzlich oder theilweis
                              									mit Wasser ausfüllen kann. Diese Füllung wird, wenn die Walzen im Gerüst liegen,
                              									entweder dadurch bewirkt, daß man das Wasser, nachdem der Muff zurückgeschoben ist,
                              									durch das eine Ende einführt, oder dieß durch ein Loch bewerkstelligt, welches zu
                              									dem Ende an einen Punkt des Umfanges von dem Angriffszapfen oder des Zapfens selbst,
                              									außerhalb des Gerüstes, eingebohrt ist.
                           Die Unzusammendrückbarkeit des Wassers gestattet bei gewissen Walzarbeiten die hohlen
                              									Walzen mit Wasser gefüllt zu erhalten. Füllt man eine hohle Walze gänzlich mit
                              									Wasser an und verschließt ihre Enden mit Schrauben, so hat man also im Innern starre
                              									Walzen, in denen das Wasser mittelst eines kleinen Kolbens, der mit einer Druckfeder
                              									belastet ist, oder durch Einwirkung der Wärme, in einer gewissen Spannung erhalten
                              									wird. Da das Wasser eine geringere specifische Wärme hat als Roheisen und Stahl, so
                              									ist es einleuchtend, daß unter diesen Verhältnissen die Walzen sich weniger erhitzen
                              									können.