| Titel: | Goldprobirverfahren, welches fortan auf allen deutschen Münzstätten als Richtschnur zu gelten hat. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XVI., S. 42 | 
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                        XVI.
                        Goldprobirverfahren, welches fortan auf allen
                           								deutschen Münzstätten als Richtschnur zu gelten hat.
                        Hervorgegangen aus den gemeinsamen Berathungen der Münzdirectoren,
                              									welche bei der allgemeinen Münz-Conferenz in Wien anwesend
                              								waren.
                        Aus dem bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, 1857, S. 139.
                        Goldprobirverfahren für die deutschen Münzstätten.
                        
                     
                        
                           §. 1. Probirgewicht.
                           Als Probirgewicht kommt fortan das Tausendtheil des Münzpfundes (= 1/2 Gramm = 500
                              									Milligrammen) in Anwendung, welche Einheit wiederum in 1000 Theile zerfällt. Der kleinste
                              									Gewichtstheil bei der Goldgehalts-Bestimmung ist ein Tausendtheil dieser Probirgewichts-Einheit.
                           Die genaue Uebereinstimmung der Gewichtstheile unter sich und mit dem Ganzen ist
                              									Sorge des Probirers und öfter zu controliren.
                           
                        
                           §. 2. Form des Probemetalls
                              										(Probe).
                           Die Schöpfprobe bildet die Regel, da sie den Gehalt der ganzen Schmelzmasse am
                              									richtigsten angibt. Sie besteht entweder aus Granalien, im Wasser mit der Ruthe
                              									bereitet, oder aus einem kleinen Barren oder Zain, in einem kleinen Einguß gegossen.
                              									Jene haben den Vorzug, da bei einem kleinen Barren oder Zain viel leichter
                              									Veränderungen der Mischung durch die verschiedenen
                              									Krystallisations-Verhältnisse der mit einander legirten Metalle zum Vorschein
                              									kommen. Aus den gut getrockneten Granalien werden die geeignetsten ausgewählt und
                              									auf dem rein gehaltenen Amboß, behufs des Einwägens, platt geschlagen.
                           Wird die Gehalt-Angabe von einem Goldbarren verlangt, der nicht geschmolzen
                              									werden kann, so sind die Aushiebe aus der obern und untern Fläche des Barrens (nicht
                              									von den Kanten oder Ecken) zu nehmen und für das Einwägen getrennt zu halten.
                           Bei dem oben bezeichneten Probirgewicht ist in der Regel 1 Gramm Probemetall für eine
                              									Goldprobe mit vorzubehaltender Wiederholung ausreichend.
                           
                        
                           §. 3. Vorprobe.
                           Der ungefähre Gehalt des zu prüfenden Goldes muß wegen des Blei- und
                              									Silberzusatzes bekannt seyn. Hat der Probirer davon keine Kenntniß, so wird eine
                              									Vorprobe nöthig. Der Probirstein gibt selten den Gehalt nahe genug zu erkennen; man
                              									wägt daher 1/2 Probir-Gewichts-Einheit = 1/4 Gramm oder 250
                              									Milligramme ein und treibt diese mit ausreichend erachtetem Blei in hoher Hitze ab.
                              									Aus dem Gewicht und der Farbe des erhaltenen Goldkorns beurtheilt man in den meisten
                              									Fällen annähernd genug (bis auf 50 Tausendtheile) den zu erwartenden Goldgehalt, um
                              									darnach das anzuwendende Treibblei und Beschickungssilber genügend bestimmen zu
                              									können. Soll der Silbergehalt im Golde auch angezeigt werden, so kann man denselben
                              									aus der Differenz zwischen dem doppelt zu rechnenden Gewicht dieses Korns und dem
                              									der später erhaltenen Goldröllchen entnehmen. Das Goldkorn selbst wird zurückgelegt
                              									und nicht zur Untersuchung auf den Goldgehalt (der zu arm ausfallen würde)
                              									verwendet; es sey denn, daß man es, um den Goldgehalt bis auf einige Tausendtheile
                              										für genaue
                              									Silberbeschickung kennen zu lernen, als Vorprobe
                              									quartirte und als ein Röllchen in Salpetersäure einmal kochen wollte.
                           
                        
                           §. 4. Einwägen der
                                 									Probe.
                           Von jeder anzustellenden Goldprobe sind zweimal 250 Milligramme, d. i. 500
                              									Tausendtheile der Probir-Gewichts-Einheit einzuwägen, damit man für
                              									jede Probe zwei Goldröllchen erhält und in deren Uebereinstimmung beim Auswiegen
                              									eine Gewahr gegen zufällige Unregelmäßigkeiten oder Verluste findet. Obgleich
                              									vorausgesetzt wird, daß die Goldprobirwaagen, bei der Belastung von einer
                              									Probirgewichts-Einheit oder 500 Milligrammen auf jeder Schale, wenigstens 1/4
                              									Tausendtheil sehr deutlich anzeigen, so ist doch das Umschalen der eingewogenen
                              									Portionen sehr anzurathen, da die Waagen, je empfindlicher sie sind, um so leichter
                              									durch Staub, Zugluft, ungleiche Erwärmung oder elektrische und magnetische
                              									Einwirkungen einer Veränderung des Gleichgewichts ausgesetzt bleiben. Hat man zwei
                              									Aushiebe aus einem Barren vor sich, so wägt man von jedem, dem obern wie dem untern Aushieb, 500 Tausendtheile ab, damit aus der
                              									Vergleichung beider Röllchen beim Auswägen die Gehalts-Differenzen im Barren
                              									erkannt werden können. Die eingewogenen Probehälften werden in ein Tütchen von nicht
                              									zu starkem, auf dem Bleibade ruhig verbrennendem Papier geschüttet und vorläufig
                              									lose eingewickelt.
                           Will man, bei mehreren anzustellenden Goldproben, noch mehr Sicherheit in das
                              									Verfahren und das Resultat bringen, so behandelt man eine jede der zu einer Probe
                              									gehörenden beiden Gewichtshälften in verschiedenen Treiben und kocht sie, gesondert,
                              									in verschiedenen Kolben, woraus sie mit übereinstimmendem Gewicht hervorgehen
                              									müssen.
                           
                        
                           §. 5. Silberbeschickung.
                           Zu den beiden eingewogenen Probirgewichts-Hälften des Goldes setzt man 2 1/2
                              									Theile des zu erwartenden Goldgehalts von durchaus goldfreiem feinem Silber, welche
                              									man, ohne nachtheiligen Einfluß, eher etwas reichlich als knapp nehmen kann. Zur
                              									Erleichterung kann man folgende Tafel zur Hand legen:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 144, S. 44
                              Goldgehalt in Tausendtheilen;
                                 										Silberbeschickung für 500 Tausendtheile der Probirgewichts-Einheit;
                                 										Theile Tausendtheil
                              
                           Das hiernach ohne weitere Berechnung einzuwägende Silberquantum erleidet natürlich
                              									eine Modification, wenn das zu probirende Gold selbst Silber bei sich führt, welches
                              									dabei in Abzug zu bringen ist. Man öffnet vorsichtig das Papiertütchen, worin die
                              									eingewogene Portion Gold eingewickelt ist, und schüttet das Silber hinzu, worauf man
                              									das Tütchen wieder schließt. Dieses Verfahren ist demjenigen vorzuziehen, wo man
                              									Gold und Silber, jedes in ein besonderes Tütchen gewickelt, nach einander in das
                              									Bleibad der Kapelle einträgt. Hat man häufig Gold von einem bestimmten Gehalt zu
                              									Probiren, z.B. die Tiegel- und Stockproben von Goldmünzen, so kann die
                              									Silberbeschickung, in Tütchen gewickelt, vorräthig gehalten und dann die Portion des
                              									Goldes dieser hinzugefügt werden, wodurch während der Arbeit an Zeit gewonnen
                              									wird.
                           
                        
                           §. 6. Bleischweren.
                           Zum Abtreiben des Goldes bedarf man in der Regel doppelt so viel reines Blei als zum
                              									Abtreiben eines gleichhaltigen Silbers. Hiernach stellen sich die anzuwendenden
                              									Bleischweren also:
                           
                              
                                 feines Gold
                                   8 Schweren
                                    											  (4000/1000)
                                 
                              
                                 980 bis 920
                                    											Tausendtheile    
                                 12
                                    											        „        (6000/1000)
                                 
                              
                                 920  
                                    											„  875          „
                                 16
                                    											        „        (8000/1000)
                                 
                              
                                 875  
                                    											„  750          „
                                 20
                                    											        „      (10000/1000)
                                 
                              
                                 750 bis 600
                                    											Tausendtheile    
                                 24 Schweren (12000/1000)
                                 
                              
                                 600  „  350          „
                                 28        „      
                                    											(14000/1000)
                                 
                              
                                 350  „    
                                    											0          
                                    											„
                                 32        „      
                                    											(16000/1000)
                                 
                              
                           Diese sieben Bleigewichte, am besten in Kugelform gegossen und vorräthig gehalten,
                              									sind genügend für die Praxis.
                           
                        
                           §. 7. Abtreiben.
                           Das Blei wird zuerst in die Kapelle gelegt und die eingewickelte, mit Silber
                              									beschickte Probe in das Bleibad eingetragen, sobald dasselbe zu treiben angefangen
                              									hat. Nachdem das Wert wieder zum Treiben gebracht ist, zieht man die Kapellen vor
                              									auf die Stelle, wo Silber abzublicken pflegt, und schiebt sie wieder hinten in die
                              									Muffel, wenn 2/3 des Bleies abgetrieben ist, so daß der Blick vollständig erfolgt,
                              									dann aber, nach Beendigung des letzten Feinbrennens, das Korn auch gleich erstarrt.
                              									Mit dem Herausnehmen der Kapellen muß man noch langsamer zu Werke gehen als beim
                              									Silber, denn wenn auch das sogenannte Spritzen seltener bei Goldproben vorkommt, so
                              									ist für die Dehnbarkeit des Korns eine zu schnelle Abkühlung oft von nachtheiligen
                              									Folgen.
                           
                        
                           §. 8. Laminiren oder
                                 										Strecken.
                           Die mittelst einer inwendig glatten Drahtzange aus der Kapelle gehobenen Körner
                              									werden von dem etwa anhaftenden Herd durch leises Zusammendrücken und Bürsten
                              									gereinigt. Das gleichmäßige Andrücken des Randes ist überhaupt zu empfehlen, damit
                              									die Plättchen nach dem Schlagen oder Strecken nicht zackig werden. Man glüht die
                              									gereinigten Körner, ehe man sie mit dem sauber gehaltenen Laminirhammer auf reinem
                              									Amboß platt schlägt, glüht dann die Plättchen zum zweitenmal und fährt entweder
                              									fort, mit dem Laminirhammer sie bis zu einem kreisförmigen Plättchen von ungefähr 18
                              									Millimeter Durchmesser gleichmäßig dünn auszuhämmern, oder besser, man streckt sie
                              									auf einem kleinen Streckwerk zu einem ovalen Plättchen von ungefähr 25 Millimeter
                              									Länge und 12 Millimeter Breite. Es ist mit diesem Maaß, das hier für ein
                              									Probirgewicht von 500 Milligrammen und für feines Gold angegeben, übrigens von der
                              									Masse abhängig ist, nicht so genau zu nehmen, indem es nur darauf ankommt, wie weit
                              									man darin gehen kann, ohne ein Zerbrechen befürchten zu dürfen. Die geschlagenen
                              									Plättchen macht man gewöhnlich so dünn, daß sie sich, schüsselförmig gehalten,
                              									leicht mit den Fingern durchbiegen lassen. Vor dem Aufwickeln über eine geeignete
                              									Spitzzange zwischen den trockenen Fingern werden die Goldröllchen mit Zahlenpunzen
                              									und Hammer numerirt und
                              									dann noch einmal durchgeglüht, jedoch nicht an zu heißer Stelle in der Muffel, damit
                              									keine Blasen entstehen. Das Aufwickeln muß nicht zu fest geschehen; das
                              									Dazwischenlegen von Papier oder Kartenblättchen ist dabei überflüssig.
                           
                        
                           §. 9. Kochung in
                                 										Salpetersäure.
                           Man übergießt eine einfache Probe von zwei Röllchen mit dem 12- bis 16fachen
                              									Gewicht reiner Salpetersäure von 1,20 spec. Gewicht in einem Glaskolben von solcher
                              									Größe, daß der Bauch damit reichlich zur Hälfte angefüllt wird, und stellt den
                              									Kolben auf ein Kohlenfeuer oder auch über eine Gasflamme, auf einen siebartig
                              									durchlöcherten Teller oder Träger. Will man mehrere Röllchen in einem Kolben kochen,
                              									so hat es weiter keinen Anstand, als daß man die Fertigkeit besitzen muß, die leicht
                              									zerbrechlichen Goldröllchen nach beendigtem Kochen unverletzt aus dem Kolben zu
                              									bringen, wobei das Quantum Salpetersäure verhältnißmäßig verringert werden kann.
                              									Dieser erste Aufguß kocht mit dem Röllchen so lange, bis alle rothen Dämpfe aus dem
                              									Hals des Kolbens verschwunden sind. Gleich nachdem man die Röllchen auf das Feuer
                              									gebracht hat, gießt man eine gleiche Quantität starker, reiner Salpetersäure von
                              									1,30 spec. Gewicht in ein anderes Kölbchen mit engem, zum Ausgießen gut geformten
                              									Hals und stellt dasselbe ebenfalls, zum allmählichen Erwärmen, auf Kohlenfeuer, so,
                              									daß diese stärkere Säure nach beendigter erster Kochung ebenfalls siedend heiß
                              									geworden ist. Man nimmt nun den von den rothen Dämpfen befreiten Kolben mit den
                              									Goldröllchen mittelst Papier-, Zeug- oder Lederlappen vom Feuer, gießt
                              									die kochende, salpetersaure Silberauflösung rasch und geschickt ab, ergreift den
                              									zweiten Kolben mit siedender, stärkerer Säure auf dieselbe Weise mit der rechten
                              									Hand, indem man den erstern der linken übergibt, und gießt rasch, aber vorsichtig,
                              									die starke Salpetersäure auf die Goldröllchen, die man nun sogleich wieder aufs
                              									Feuer stellt. Das Kochen wird alsbald seinen Fortgang nehmen und 10 Minuten lang
                              									fortgesetzt. Ist der zu erwartende Goldgehalt über 750 Tausendtheile, so bereitet
                              									man auf dieselbe Weise die zweite Kochung mit starker Säure von ebenfalls 1,30 spec.
                              									Gewicht vor, die man dann abermals wenigstens 10 Minuten lang fortsetzen läßt.
                           Bei unregelmäßigem Kochen erleichtert ein hineingeworfenes Stückchen Kohle die
                              									Dampfentwickelung und verhindert heftiges Aufwerfen der Flüssigkeit. In Schweden hat
                              									man dieser oft eintretenden Erscheinung dadurch vorzubeugen gesucht, daß man die
                              									einzelnen Röllchen an Platindrähten in der Salpetersäure aufhing. Diese
                              									Vorsichtsmaßregel erscheint aber nicht nothwendig.
                           
                        
                           
                           §. 10. Abspülen.
                           Nach Beendigung der letzten Kochung wird die Salpetersäure abgegossen und mit
                              									erwärmtem destillirtem Wasser der Kolben ausgewaschen. Man läßt das Wasser langsam,
                              									unter beständigem Umdrehen des Kolbens, einfließen, bis der Bauch desselben zu 2/3
                              									des Raumes angefüllt ist, und wiederholt dieses, nach dem Abgießen des
                              									Abspülwassers, noch zweimal, damit nicht bloß die Röllchen, sondern auch die Wände
                              									des Kolbens ganz vom salpetersauren Silber befreit werden. Zum viertenmal gießt man
                              									den Kolben ganz voll Wasser und indem man einen Thonscherben auf die Mündung hält,
                              									kehrt man denselben langsam um, damit die Goldröllchen allmählich in den Scherben
                              									gleiten. Ist das Abspülen auf diese Weise ausgeführt, dann wird das nach dem Abheben
                              									des Kolbens in demselben bleibende Wasser nicht mehr auf Silber reagiren, welcher
                              									Zweck erreicht werden muß.
                           
                        
                           §. 11. Ausglühen der
                                 										Goldröllchen.
                           Der unverglaste, das Wasser aufsaugende Thonscherben, worauf sich die Goldröllchen
                              									befinden, hat am besten auf der einen Hälfte des flachen Bodens einige Rinnen, in
                              									die man die Röllchen, ohne sie mit einer Klufe berühren zu müssen, unter Wasser
                              									einrüttelt, so daß sie getrennt liegen und nicht in Berührung gerathen können. Auf
                              									diese Weise sind sie am wenigsten einer Beschädigung und beim Glühen dem
                              									Aneinandersintern ausgesetzt. Das Ausglühen erfolgt nach vorhergegangener völliger
                              									Abtrocknung vor der Muffel, an deren hinterer Wand, und wird bis zum Weißglühen der
                              									Röllchen fortgesetzt.
                           
                        
                           §. 12. Auswägen der
                                 										Goldröllchen.
                           Nachdem man den Scherben hat aus der Muffel genommen und verglühen lassen, werden die
                              									Goldröllchen, insofern mehrere auf einem Scherben liegen, nach der Nummer ausgesucht
                              									und paarweise geordnet. Die beiden zu einer Probe gehörenden prüft man zunächst auf
                              									das übereinstimmende Gewicht, welches bei gelungener Arbeit sich bestätigen wird.
                              									Hiernach gibt das Gewicht beider Röllchen zusammen den Goldgehalt.
                           
                        
                           §. 13. Controlprobe.
                           Wenn nun auch eine nach dieser Vorschrift gemachte Goldprobe den richtigen Gehalt
                              									erwarten läßt, so darf doch der Probirer niemals die Aufmerksamkeit weder auf die
                              									zur Anwendung kommenden Mittel, als: Kapellen, Blei, Silber, Säuren, noch auf das
                              									Verfahren selbst verlieren und muß deßhalb von Zeit zu Zeit Controlproben mit genau gekannten Goldlegirungen
                              									oder mit chemisch reinem Golde anstellen, wie auch solche bei Prüfungen von
                              									besonderer Wichtigkeit, als z.B. schiedsrichterlichen Proben, unerläßlich sind.
                              									Diese bestehen gewöhnlich nur aus einer halben Gewichtseinheit = 250 Milligrammen
                              									und begleiten die Probe durch alle Operationen.
                           Es ist wiederholt vorgekommen, daß ungenaue Gehaltsangaben von der Anwendung eines
                              									nicht völlig reinen Goldes zur Controlprobe herrühren, und es ist daher hier auch
                              									anzudeuten, was man für die Bereitung eines reinen Goldes zu beachten hat.
                           
                        
                           §. 14. Bereitung reinen
                                 										Goldes.
                           Die Fehler, welche bei Bereitung eines chemisch reinen Goldes gemacht werden, liegen
                              									entweder in der Wahl des Goldes zur Auflösung oder in der Art und Weise, wie die
                              									Auflösung bewerkstelligt wird. Man muß dazu Gold von dem höchsten Feingehalt, das
                              									namentlich kein Kupfer enthält, wählen. Hat man daher nicht feine Röllchen oder
                              									anderes Scheidegold oder auch sehr feine Münzen, z.B. Zechinen, Medaillen, Ducaten,
                              									so muß man das Gold entweder vorher abtreiben oder durch vorläufige Auflösung und
                              									Fällung reinigen, damit das in Arbeit zu nehmende Gold möglichst vom Kupfer befreit
                              									wird und nur silberhaltig bleibt. Ein solches Gold streckt oder hämmert man zu
                              									dünnen Platten und übergießt es mit Königswasser, am besten aus 2 Theilen
                              									Chlorwasserstoffsäure und 1 Theil Salpetersäure bestehend, da ein Ueberschuß der
                              									letzteren nachtheilig werden kann, welche Mischung man bei dem gewöhnlichen
                              									specifischen Gewicht beider Säuren mit einer gleichen Menge destillirten Wassers
                              									verdünnt. Die Auflösung muß nicht durch Wärme unterstützt werden, vielmehr an einen
                              									kühlen Ort gestellt ruhig sich selbst überlassen bleiben. Man sucht es auch so
                              									einzurichten, daß keine Säure in der beendigten Auflösung überschüssig bleibt, und
                              									gießt zu dem Zweck Anfangs nicht zu viel Königswasser auf, sondern setzt nach und
                              									nach mehr hinzu, wenn die Einwirkung auf das Gold aufgehört hat, woher denn auch
                              									mehrere Tage dazu erfordert werden. Die Auflösung in der Kälte ist eine nothwendige
                              									Bedingung; geschieht sie mit Hülfe des Feuers, so löst sich eine kleine Quantität
                              									Chlorsilber mit auf, und man erhält kein reines Gold. Die auf diese Weise bereitete
                              									Goldauflösung wird filtrirt, um das am Boden des Gefäßes sich zeigende Chlorsilber
                              									zu trennen, und (da eine Abdampfung der Goldauflösung bis zur Verjagung der
                              									überflüssigen Salpetersäure bei diesem Verfahren selten nöthig ist) mit dem
                              									mehrfachen Gewichte destillirten Wassers versetzt, in welcher Verdünnung sie mehrere
                              									Tage ruhig stehen bleibt,
                              									wo sich am Boden bisweilen noch ein schwacher Niederschlag sammelt, den man durch
                              									abermaliges Filtriren absondert. Die filtrirte schon verdünnte Goldauflösung wird
                              									nun noch weiter mit vielem destillirten Wasser versetzt und das Gold daraus mittelst
                              									einer Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxydul (Eisenvitriol) in destillirtem Wasser
                              									gefällt. Diese Eisenvitriol-Auflösung muß frisch bereitet und vor dem Zusatz
                              									filtrirt werden, um sie klar und frei von Eisenoxyd zu erhalten. Wenn kein
                              									Niederschlag mehr erfolgt, läßt man die ganze Flüssigkeit an einem warmen Orte
                              									einige Zeit stehen, wodurch die gänzliche Fällung befördert wird, und zieht mittelst
                              									eines Hebers die Flüssigkeit von dem fest am Boden liegenden Golde ab. An den Wänden
                              									des zur Fällung gebrauchten Gefäßes (am besten ein hinlänglich großer Glascylinder)
                              									bemerkt man häufig einen feinen Goldüberzug; dieser wird am leichtesten gesammelt,
                              									wenn man, ehe er angetrocknet ist, den nassen Goldniederschlag, den Cylinder
                              									drehend, an den Wänden herumgleiten läßt, wo er diese feinen Goldtheile mitaufnimmt.
                              									Hiernach bringt man das gefällte Gold in eine Porzellanschale und digerirt es darin,
                              									wegen einiger etwa vorhandenen Kupfer- und Eisentheilchen, mit verdünnter
                              									Salzsäure. Das Gold wird gehörig ausgewaschen, getrocknet und mit etwas Borax und
                              									Salpeter in einem reinen Tiegel zusammengeschmolzen, woraus ein chemisch reiner
                              									Goldkönig hervorgeht.
                           
                        
                           Anhang.
                           Zum Schluß erscheint es zweckmäßig, die Aufmerksamkeit der Münzprobirer noch auf die
                              										Legirungen des Goldes mit Platin, Rhodium und Iridium
                              									zu lenken.
                           Was das Platin betrifft, so hat man es bei einiger Aufmerksamkeit nicht zu fürchten,
                              									da es glücklicherweise die Eigenschaft besitzt, in Verbindung mit vielem Silber sich
                              									in der Salpetersäure aufzulösen. Ist es also in einem kleinen Antheil mit dem Golde
                              									verbunden, so löst es sich mit dem Silber leicht auf; wäre es aber in solcher Menge
                              									im Golde enthalten, daß die Silberbeschickung nicht zu seiner vollständigen
                              									Auflösung hinreicht, so würde man sein Daseyn schon vorher an den abgetriebenen
                              									Körnern bemerken, die bei einigen Tausendtheilen Platin an der Oberfläche
                              									krystallinisch oder rauh, bei großer Menge grau, nicht abgegangen, platt gedrückt
                              									oder gar formlos ausgebreitet erscheinen. Die Röllchen, welche noch etwas Platin
                              									enthalten, haben keine goldgelbe, sondern eine blasse und gelbgraue Farbe. Bei
                              									solchen untrüglichen Anzeigen von der Gegenwart des Platins hat man die Goldröllchen
                              									abermals mit Silber zu beschicken, zu kochen und zu glühen, und sie überhaupt so oft
                              									dem Probirverfahren aufs Neue zu unterwerfen, bis die Röllchen keine ungewöhnliche
                              									Gewichtsabnahme mehr zeigen, wo man dann sicher seyn kann, daß kein Platin mehr
                              									darin enthalten ist. Die Auflösung der Platin-Silberverbindung in
                              									Salpetersäure ist wasserhell; sie erhält aber bisweilen eine gelbliche Färbung durch
                              									das in Salpetersäure lösliche, das Platin öfters begleitende Palladium, oder eine
                              									braune, wenn in übermäßiger Silberlegirung das Gold zerfällt, wo einiges Gold und
                              									ein nicht auflöslicher Theil des Platins in so feine Theilchen zerrissen werden, daß
                              									sie in der Flüssigkeit schwimmen bleiben und ohne Filtrum nicht zu sammeln sind.
                              									Dieses Zerfallen einer Platingoldprobe muß man zu verhüten suchen, entweder durch
                              									verminderte Silberbeschickung oder durch Zusatz von chemisch reinem Golde, welches
                              									von dem Resultat dann wieder in Abzug zu bringen ist. Ein Zusatz von feinem Golde
                              									und feinem Silber wird auch dann nöthig, wenn der Platingehalt so bedeutend ist, daß
                              									die mit Salpetersäure behandelten, aus Gold, Platin und Silber bestehenden Röllchen
                              									gar nicht von derselben angegriffen werden. Das zur Auflösung des Platins
                              									erforderliche genaue Verhältniß an Silber ist noch nicht durch Versuche
                              									festgestellt.
                           Die beiden andern Metalle, Iridium und Rhodium, sind für das gewöhnliche Verfahren
                              									die schlimmsten Feinde. Sie sind in keiner Säure auflöslich und daher nicht anders
                              									vom Golde zu trennen, als durch Auflösung des Goldes selbst in Königswasser und
                              									Fällung desselben mit frisch bereiteter, reiner Eisenvitriolauflösung, nachdem die
                              									beiden genannten Metalle, als unauflöslicher Rückstand, vorher durchs Filtriren
                              									davon abgesondert worden sind. Chaudet gibt (L'art de l'essayeur, p. 181) ein anderes Verfahren an,
                              									um der Auflösung des Goldes zu entgehen; es scheint aber noch nicht ausgemacht, ob
                              									dadurch eine sichere Abscheidung ohne Goldverlust bewirkt wird. Die Beimischung
                              									dieser Metalle erkennt man an den schwarzen Flecken auf der Oberfläche der
                              									abgetriebenen Körner und der Goldröllchen (mit Hülfe eines Vergrößerungsglases),
                              									welche bisweilen sogar aufgeplatzt erscheint und ein schwarzes Pulver unter der
                              									Auflösung erblicken läßt. Man findet unter den aus Rußland kommenden Ducaten diese
                              									Metalle in kleinen Blättchen und Körnern bisweilen eingestreut, die von der Feile
                              									nicht angegriffen werden und eine Verarbeitung solchen Goldes fast unmöglich
                              									machen.
                           Wien, am 5. Juni 1856.
                           
                        
                           
                           Begründung des Goldprobirverfahrens und der bei dessen
                                 										Anwendung zu beachtenden Vorsichtsmaßregeln.
                           Das Verfahren, den Gehalt des Goldes in seinen Verbindungen mit andern Metallen zu
                              									bestimmen, beruht hauptsächlich auf der Anwendung der Kapelle, der Silberbeschickung
                              									und der Behandlung mit Salpetersäure, und ist seit Jahrhunderten bei den Münzstätten
                              									schon in Ausübung gekommen. Wenn auch auf diesem Wege ein durchaus reines,
                              									namentlich silberfreies Gold nicht erzielt werden kann, ist doch dieses
                              									Goldprobirverfahren in Folge der Untersuchungen wissenschaftlich gebildeter Probirer
                              									auf solche Regeln gestellt worden, daß bei deren sorgfältiger Beobachtung die
                              									Resultate an Genauigkeit und Sicherheit den aus Analysen hervorgehenden nicht
                              									nachstehen, worüber Chemiker, die dieses Verfahren selbst ausgeübt und mit Analysen
                              									in Vergleichung gebracht haben, nicht zweifelhaft geblieben sind. Es hat dasselbe
                              									aber in der Technik vor der Analyse den großen Vorzug, daß es leicht und in kurzer
                              									Zeit ausführbar ist, daher, so sehr in neuerer Zeit die Bestrebungen der Chemiker
                              									darauf gerichtet gewesen sind, es doch bis jetzt nicht gelingen wollte, ein anderes
                              									zur Darstellung des Goldes in völliger Reinheit führendes, dabei aber sicheres und
                              									praktisch anwendbares aufzufinden. Obgleich nun dieses Goldprobirverfahren bei den
                              									Münzstätten als das zweckmäßigste so lange in Anwendung bleiben muß, bis ein neues
                              									besseres an die Stelle treten kann, darf man indessen doch die Mängel desselben
                              									nicht verhehlen, um deren Einwirkung auf die jedesmaligen Resultate auf das
                              									möglichst geringste Maaß zurückzuführen.
                           Das Abtreiben des Goldes auf der Kapelle mit Hülfe des Bleies führt allemal, je nach
                              									dem Verhältniß des Goldes in der Masse und nach der Natur der damit verbundenen
                              									Metalle, einen größern oder geringern Goldverlust mit sich, nicht bloß wegen der
                              									durch das Blei beförderten Oxydation oder Verschlackung der leicht oxydirbaren
                              									Metalle und Aufsaugung dieser dünnflüssigen Schlacke durch den porösen Körper der
                              									Kapelle, wobei nach Plattner's Ermittlungen das Gold mehr
                              									mechanisch mit fortgeführt werden soll, sondern auch möglicherweise wegen der erst
                              									in neuerer Zeit erkannten, wenn auch nur geringen Oxydirbarkeit und Verflüchtigung
                              									des Goldes, welches man früher für durchaus feuerbeständig ansah. Andererseits
                              									bleibt bei jeder Scheidung des Goldes mittelst Silberbeschickung und Behandlung in
                              									Salpetersäure je nach dem Silberverhältniß ein mehr oder minder bedeutender Rückhalt
                              									an Silber bei dem in Form von Röllchen, Stücken oder Staub daraus hervorgehenden
                              									Golde, welcher Silberrückhalt wiederum von dem Verfahren selbst abhängig ist und
                              									auch zu der Masse des
                              									Goldes in einem gewissen Verhältnisse steht, so daß er bei reichen Goldgehalten mit
                              									ins Gewicht fallen kann, während er bei geringen Goldgehalten zu klein wird, um für
                              									die Probirwaage noch einen wägbaren Gewichtstheil zu bilden und auf die
                              									Gehaltsangabe einen Einfluß zu üben. Diese Verhältnisse – der Kapellenraub,
                              									wie der Silberrückhalt – sind selbst von Chemikern außer Acht gelassen
                              									worden, wenn sie bei Versuchen mit chemisch reinem Golde oder genau gekannten
                              									Goldlegirungen auf dem Wege des Abtreibens und Silberbeschickens daraus, daß sie das
                              									in die Probirung gegebene Gewicht an feinem Golde wieder
                              									fanden, folgerten, das Silber aus dem Golde völlig ausgeschieden zu haben. Mag auch
                              									die Schwefelsäure auf die gänzliche Auflösung des mit dem Golde verbundenen Silbers
                              									mehr einwirken, als die SalpetersäureSalpetersäre, der Goldverlust auf der Kapelle ist nicht wegzuläugnen; es müßte daher
                              									bei Anwendung von Schwefelsäure, wenn letztere wirklich alles Silber aus dem Golde
                              									zu ziehen vermag, der Goldgehalt um den Betrag des Kapellenraubs ärmer ausfallen,
                              									das Gold mit Verlust aus der Probirung hervorgehen, insofern wirklich chemisch
                              									reines und nicht etwa platinhaltiges zu den Versuchen verwendet worden, in welchem
                              									letzteren Falle der Platingehalt den Kapellenraub ersetzen kann.
                           Schon in früheren Jahrhunderten war, zumal bei der damals üblichen einfachen
                              									Abkochung der mit drei Theilen Silber beschickten Goldröllchen, aufmerksamen
                              									Probirern der darin verbleibende Silberrückhalt nicht entgangen und hatte diese
                              									Beobachtung Veranlassung gegeben, den Silberrückhalt durch syntethische Gegenproben
                              									zu bestimmen und von dem Gewicht der Goldröllchen in Abzug zu bringen, wie denn noch
                              									jetzt in England der Goldgehalt nach dem Ergebniß des zur Gegenprobe benutzten
                              									Standardgoldes bestimmt, sogar mit „besser“ oder
                              										„schlechter als Standard“ auf den Probescheinen angegeben
                              									wird. Wenn man jedoch erwägt, daß der Goldverlust auf der Kapelle sowie der
                              									Silberrückhalt von den mit dem Golde verbundenen Metallen und deren Verhältniß zur
                              									Masse, wie auch von der Operation selbst abhängig ist, und wie sehr insbesondere die
                              									in neueren Zeiten häufig bemerkten Beimischungen von Platin, Palladium, Iridium,
                              									Rhodium, Nickel, Zink u.s.w., zumal bei einmaligem Kochen mit Salpetersäure, auf
                              									Kapellenraub und Silberrückhalt einwirken, so kann man ein derartiges
                              									Probirverfahren nicht für sicher genug ansehen. Aeltere französische Chemiker haben
                              									daher zuerst diese Art der Goldgehaltsbestimmung ganz verworfen und sind durch
                              									Versuche zu der Ansicht geleitet worden, daß man durch sorgfältige Silberbeschickung
                              									und wiederholte Abkochung der Röllchen in schwacher und starker Salpetersäure das
                              									Silber zu entfernen suchen müsse, was ihnen auch so weit gelungen war, daß durch das absolute Gewicht
                              									der Goldröllchen, ohne Abzug für Silberrückhalt, der Goldgehalt mit größerer
                              									Sicherheit bestimmt werden konnte. Das von Vauquelin, d'Arcet,
                                 										Gay-Lussac, Chaudet u.a. ausgeübte und empfohlene
                              									Goldprobirverfahren ist demnach auch jetzt noch mit einigen Modificationen maßgebend
                              									geblieben. Es bedarf jedoch immer großer Aufmerksamkeit von Seiten des Probirers, um
                              									nicht – was eben oft genug vorgekommen ist – in fehlerhafte Angaben zu
                              									verfallen, die von mancherlei Ursachen herbeigeführt werden können. Indem diese nun
                              									zunächst ausgesucht und beleuchtet werden, ergeben sich daraus die Bedingungen für
                              									das Probirverfahren.
                           In den meisten Fällen treten Fehler in zu hohen
                              									Gehaltsangaben hervor, welche gewöhnlich daher rühren, daß der in den Goldröllchen
                              									verbleibende kleine Silberantheil nicht bis zum Grade der Unwägbarkeit oder auch
                              									nicht so weit abgeschieden wird, daß er nur den Kapellenraub compensirt. Eine zu
                              									hohe Gehaltsangabe kann aber entstehen:
                           1. Aus einem unverhältnißmäßigen Probirgewicht.
                           2. Aus einem Mißverhältniß der Silberbeschickung.
                           3. Aus Anwendung nicht völlig goldfreien Bleies und Silbers.
                           4. Aus Anwendung unreiner nicht gehörig abgestimmter Säure.
                           5. Aus unregelmäßiger Kochung mit den Säuren.
                           6. Aus unzureichendem Abwaschen und Glühen der Goldröllchen.
                           7. Aus der Beimischung von Platin, Rhodium und Iridium.
                           Seltener findet man dagegen den Goldgehalt zu gering
                              									angegeben. Wenn dieses vorkommt, kann es – abgesehen von Fehlern beim
                              									Ein- und Auswägen, Verlusten an Goldtheilchen durch Abstoßen, Wegspülen
                              									u.s.w. – seinen Grund haben:
                           
                              a. In zu heißem Treiben oder
                                 										unverhältnißmäßigem Bleizusatz.
                              b. In Benutzung der ohne Silberzusatz
                                 										abgetriebenen Körner.
                              c. In Anwendung unreiner Säure,
                                 										namentlich mit Beimischung von Chlor oder salpetriger Säure.
                              
                           Ueber diese Punkte ist nun folgendes zu bemerken:
                           Ad. 1. Das Probirgewicht muß sowohl beim Silber als auch
                              									beim Golde in einem angemessenen Verhältnisse zu dem ganzen Probirapparat stehen.
                              									Wie beim Abtreiben auf der Kapelle eine Veränderung des Probirgewichts schon deßhalb
                              									auch auf die Resultate einwirkt, weil der Ofen, der Hitzgrad, die Kapelle etc. für
                              									ein bestimmtes Quantum der Metalllegirung eingerichtet sind, und darüber hinaus der
                              									Proceß unvollkommen von Statten geht und unrichtige Ergebnisse liefert, so kann beim
                              									Golde ein zu schweres Probirgewicht oft auch die selbstständige Ursache eines
                              									stärkeren Silberrückhalts und zwar um so leichter seyn, wenn es Jemand gar einfallen sollte, bald
                              									größere, bald kleinere Mengen des zu probirenden Metalles zu verwenden. Man thut
                              									deßhalb wohl, das Probirgewicht constant und nicht schwerer als nöthig zu nehmen,
                              									damit eine gute Probirwaage im Stande ist, den kleinsten Gewichtstheil mit sehr
                              									deutlichem Ausschlag anzugeben. Nach den bisherigen Erfahrungen sollte die
                              									Gewichtseinheit (Probirmark) für Gold nicht schwerer als 400 bis höchstens 500
                              									Milligr. gewählt und daher für ein Röllchen immer
                                 										gleichmäßig 200 bis höchstens 250 Milligramme vom Probemetall eingewogen
                              									werden, wonach dann auch die Größe und Dicke des Plättchens, welches man durch
                              									Aushämmern oder Auswalzen des mit Silber beschickten Goldkorns zum Aufwickeln in ein
                              									Röllchen bereitet, sich zu richten hat. Eine solche Gleichmäßigkeit in der Anwendung
                              									des Probirgewichts ist aber um so wünschenswerther, wenn man Uebereinstimmung der
                              									Gehaltsangaben an verschiedenen Orten und von verschiedenen Personen erstreben will.
                              									Die Engländer pflegen 12 Grains = 777 Milligrammen, in neueren Zeiten auch 10 Grains
                              									= 648 Milligrammen für ein Goldröllchen vom Probemetall einzuwiegen und diese
                              									Goldröllchen sind sehr viel dicker gehalten, als irgendwo. Hierin mag, obgleich jene
                              									ein abweichendes Probirverfahren befolgen, – wie oben angedeutet worden
                              									– zum Theil auch wohl der Grund liegen, daß die Feingehalte im Auslande
                              									durchweg in den einzelnen Sovereigns, in deren Masse und in den aus England
                              									kommenden Barren so arm, in jenen 1/2 bis 1 Tausendtheil zu gering und im Minder
                              									mehr abweichend, als an anderen Goldmünzen gefunden worden.
                           Ad. 2. Die Silberbeschickung ist für die richtige
                              									Gehaltsangabe von der größten Wichtigkeit und unumgänglich nöthig, um das in allen
                              									Goldlegirungen vorkommende Silber abscheiden zu können, sogar bei silberfreiem Golde
                              									deßhalb nicht zu entbehren, weil dieses ohne Silberzusatz auf der Kapelle
                              									abgetrieben, einen zu starken Verlust erleidet. Unzählige Versuche haben ergeben,
                              									daß der Feingehalt des Goldes am richtigsten und gleichmäßigsten auskommt, wenn man
                              									zwei und einhalbmal so viel Silber als das Gold in der zu prüfenden Goldlegirung
                              									beträgt, mit dieser auf der Kapelle abtreibt, indem alsdann unter Anwendung einer
                              									dreifachen Kochung in Salpetersäure der Kapellenverlust am vollständigsten durch den
                              									Silberrückhalt der Röllchen ausgeglichen wird. Eine geringere Silberbeschickung,
                              									etwa zu 2 Theilen, obgleich hierbei der Kapellenraub größer ist, sowie eine stärkere
                              									Silberbeschickung etwa von 3 Theilen, welche beiden von verschiedenen Seiten in
                              									Vorschlag gebracht worden sind, geben schon dem Silberrückhalt das Uebergewicht,
                              									veranlassen mithin eine zu hohe Gehaltsangabe. Wird die Silberbeschickung noch mehr
                              									erhöht, d.h. setzt man Silber in vier- bis fünffachem Betrage des Goldgehaltes zu, so vermehrt
                              									sich der Silberrückhalt und macht die Gehaltsangaben noch unrichtiger. Eine
                              									Verminderung dieses Silberrückhalts tritt zwar dann wieder ein, wenn man so viel
                              									Silber, etwa 8 Theile, zusetzt, daß die Goldröllchen beim Kochen in Salpetersäure zu
                              									Staub zerfallen; die Behandlung einer so stark mit Silber beschickten Probe wird
                              									aber unbequemer, zeitraubender und unsicherer, weil das Kochen, vorzüglich in
                              									starker Salpetersäure, oftmals mit plötzlicher Dampfentwicklung oder Aufstoßen vor
                              									sich geht und das Abspülen des Goldstaubes viel sorgfältiger ausgeführt werden
                              									muß.
                           Die von Alters her üblich gewesene Beschickung von 3 Theilen Silber auf ein Theil
                              									Gold (Quartation), welche in den meisten Lehrbüchern der Chemie und Docimasie als
                              									die geeignetste empfohlen und auch in Frankreich bis in die neueste Zeit
                              									festgehalten worden ist, kann daher, nach so vielfachen Erfahrungen, nicht mehr als
                              									die richtigsten Resultate liefernd anerkannt werden. Man könnte zwar glauben, daß
                              									die in Frankreich in Anwendung kommende Beinaschen-Kapelle mehr Gold raube,
                              									als Kapellen aus Holzasche mit Zusatz von 1/3 oder 1/4 Beinasche oder etwas Thon,
                              									wie sie in Deutschland fast allenthalben im Gebrauche sind, daß daher für jene
                              									Beinaschen-Kapelle eine dreitheilige Silberbeschickung angemessener sey;
                              									allein aus Vergleichung der französischen Gehaltsangaben mit den diesseitigen hat
                              									sich dieses nicht ergeben und es haben auch in neuester Zeit französische Chemiker
                              									und Probirer schon angefangen, einer 2 1/2theiligen Silberbeschickung den Vorzug
                              									einzuräumen.
                           Einige Probirer haben es in Abrede gestellt, daß ihre Goldröllchen Silber enthalten
                              									und dieses durch deren, in einem Kolben über dem Feuer bewirkte Auflösung in
                              									Königswasser, wobei kein Chlorsilber im Rückstand verblieben, beweisen wollen. Es
                              									ist aber bekannt, wenn auch in Lehrbüchern oft übergangen, daß etwas Chlorsilber im
                              									erwärmten und noch mehr im kochenden Königswasser auflöslich ist, geringe
                              									Quantitäten Silber im Golde daher nur aufgefunden werden können, wenn man die
                              									Auflösung in verdünntem Königswasser in der Kälte langsam vor sich gehen läßt.
                              									Hierbei wird sich in allen Goldröllchen mehr oder weniger Silber bemerkbar machen.
                              									Beachtet man dieses Verfahren nicht, so kann man den Silbergehalt der Goldröllchen
                              									leicht übersehen, überhaupt auch chemisch reines Gold nicht darstellen, dessen man
                              									für synthetische Proben immer bedarf. Vielleicht hat dieser oft anzutreffende Mangel
                              									an Vorsicht auch zu der Ansicht geleitet, daß die aus der Kochung mit concentrirter
                              									Schwefelsäure hervorgegangenen Goldröllchen keine Spur von Silber enthalten.
                           Ad. 3. Eine dritte Ursache zu hoher Goldgehaltsangabe
                              									kann in der Anwendung nicht vollkommen goldfreien Bleies zum Abtreiben, sowie nicht vollkommen
                              									goldfreien Silbers zur Beschickung liegen. Der erste Fall ist selten; das reinste
                              									Blei hat meistens eine Spur Silber bei sich, aber kein Gold. Der Probirer muß jedoch
                              									auch hierauf seine Aufmerksamkeit gerichtet halten. Oefter findet sich dagegen in
                              									dem zur Beschickung benutzten feinen Silber eine Spur Gold, selbst dann, wenn man es
                              									sich selbst bereitet hat. Daß das Silber chemisch rein sey, ist nicht erforderlich;
                              									es kann ohne Schaden etwas Kupfer und Blei enthalten, nur
                                 										kein Gold.
                           Einige Probirer nehmen das Silber, welches sie aus den salpetersauren
                              									Silberauflösungen von Gold- und Güldischproben als Chlorsilber gefällt und
                              									mit Flüssen reducirt haben, ohne vorherige Prüfung auf Gold in Gebrauch, indem sie
                              									dabei völlig sicher vor einem Goldgehalte zu seyn glauben. Es kommt aber häufig vor,
                              									daß der Zufall oder auch die Schmelzflüsse in solches Silber Gold bringen. Andere
                              									nehmen sogar Silber aus gewissen Hütten ohne besondere Prüfung für goldfrei an, weil
                              									die vorkommenden und die verarbeiteten Erze kein Gold enthalten sollen. Es ist
                              									genug, wenn solches Silber nur eine unwägbare Spur von Gold zeigt; man legirt ja zu
                              									einer Probirmark (Gewichtseinheit) 2 1/2, hat also das 2 1/2fache jener Spur und
                              									dieses zu dem unwägbaren Silberrückhalt in den Röllchen addirt, gibt schon 1/4 oder
                              									1/2 Tausendtheil Zuwachs oder trägt doch zur Ergänzung desselben bei. Das
                              									Beschickungssilber muß also in einer wenigstens mit 3 Probirmark anzustellenden
                              									Vorprüfung durchaus frei von Gold erscheinen.
                           Ad. 4. Eben so nöthig ist es, auf die Reinheit und den
                              									Stärkegrad der zur Scheidung zu verwendenden Säuren zu achten.
                           Gewöhnlich bedient man sich zur Scheidung der Salpetersäure und man betrachtet diese
                              									häufig als hinlänglich rein, wenn sie keine Beimischung von Chlor zu erkennen gibt.
                              									Es ist dieses aber nicht genug; sie darf auch keine Schwefelsäure und keine
                              									salpetrige Säure enthalten. Die Schwefelsäure soll nach Chaudet's Erfahrungen (L'art de l'essayeur p.
                              									145) in dieser Verbindung dahin wirken, den Silberrückhalt zu vermehren, und ist
                              									also deren Beimischung, die man daran erkennt, daß, nachdem man die Salpetersäure
                              									mit destillirtem Wasser stark verdünnt hat, salpetersaurer Baryt einen weißen
                              									Niederschlag bewirkt, hier besonders herauszuheben. Die Wirkung des Chlors und der
                              									salpetrigen Säure gehört, wie weiter unten dargethan werden wird, unter die Ursachen
                              									einer Verminderung des Goldgehalts.
                           Die Abstimmung der Stärke der Salpetersäure ist wesentlich nothwendig; sie geschieht
                              									am leichtesten mit Hülfe eines Aräometers nach spec. Gewicht oder nach Baumé'schen Graden. Zu dem ersten Abkochen wird
                              									eine Salpetersäure von 1,20 spec. Gewicht, zu dem zweiten und dritten Abkochen eine von 1,30 spec.
                              									Gewicht in Anwendung gebracht und nach den gewöhnlichen Regeln der
                              									Alligationsrechnung legirt. Chaudet empfiehlt für das
                              									erste Kochen eine Salpetersäure von 22 Graden Baumé, = 1,18 spec. Gewicht und für das zweite und dritte eine von
                              									32 Graden Baumé, = 1,29 spec. Gewicht. Auf eine
                              									genaue Abstimmung kommt es bei der schwachen Säure weniger an; bei der stärkern muß
                              									man jedoch dahin sehen, daß sie nicht unter 1,29 spec. Gewicht kommt, es zeigt sich
                              									alsdann ein stärkerer Silberrückhalt; dagegen können einige Grade mehr hiebei gar
                              									nicht schaden, denn Gold ist in starker, aber reiner Salpetersäure durchaus nicht
                              									auflöslich. Die Säuremischungen müssen in deutlich bezeichneten, mit Glasstöpseln
                              									verschlossenen Flaschen aufbewahrt werden, damit man nicht Gefahr läuft, die starke
                              									Säure zum ersten Kochen zu nehmen und die schwache zu dem zweiten und dritten. Eine
                              									solche Verwechslung wird nicht immer an der zerstörenden Einwirkung auf die Röllchen
                              									bemerkt und hat die unausbleibliche Folge, daß die schwache Säure die letzten
                              									Silberantheile nicht wegzuschaffen vermag und somit eine zu hohe Gehaltsangabe zum
                              									Vorschein kommt. – Die Anwendung der Schwefelsäure, die hier nur beiläufige
                              									Erwähnung verdient, bedingt ebenfalls Aufmerksamkeit auf deren Reinheit und Stärke.
                              									Sie ist nur im concentrirten Zustande mit wenigstens 1,85 specifischem Gewicht und
                              									– obgleich unbequem wegen des hohen Hitzegrades von 260° R. beim
                              									Kochen – auch nur bei Goldlegirungen, die frei von Platin sind oder, da nach
                              										Pettenkofer's Untersuchungen jede Goldlegirung etwas
                              									Platin bei sich führen soll, eigentlich gar nicht zu gebrauchen, es sey denn um in
                              									Vergleichung mit der Goldprobe durch Salpetersäure den Platingehalt zu
                              									ermitteln.
                           Ad. 5. Nicht minder als der Stärkegrad der zum Scheiden
                              									des Goldes verwendeten Säuren ist die Dauer der Einwirkung der Säuren zu
                              									berücksichtigen, um den Silberrückhalt möglichst zu vermindern.
                           Eine einfache Kochung der mit 2 1/2 Theilen Silber beschickten Goldröllchen in
                              									Salpetersäure gibt bedeutenden Silberrückhalt und wäre überhaupt nur in solchem Fall
                              									anwendbar, wo man denselben nach einer Gegenprobe bestimmen und in Abzug bringen
                              									wollte, was jedoch im Allgemeinen, wie oben bereits gesagt, zu unzuverlässig
                              									erscheint. Man muß daher, wenn das absolute Gewicht der Goldröllchen den Gehalt
                              									geben soll, die Kochung- und zwar mit stärkerer Salpetersäure, wie sie oben
                              									angegeben, wiederholen. Ist der Goldgehalt unter 750 TausendtheilenTansendtheilen, so ist gewöhnlich ein einmaliges Kochen in schwacher und darauf in
                              									stärkerer Salpetersäure ausreichend; geht er jedoch über 750 Tausendtheile hinaus
                              									(wie bei den Goldmünzen), so muß man die Röllchen in einem zweiten Aufguß von stärkerer
                              									Salpetersäure zum drittenmal kochen lassen. Es ist eine durch Gegenproben genugsam
                              									bestätigte Erfahrung, daß, je höher die Gehalte des Goldes auskommen, desto mehr die
                              									Silberantheile auf das Gewicht Einfluß üben, und man daher am häufigsten in den
                              									höchsten Goldlegirungen den Gehalt zu hoch angegeben findet. So kam auch in der
                              									Prüfung der üblichen alten Probirmethoden bei dem chemisch reinen Golde ein Resultat
                              									von 1001 bis 1003 Millièmes zum Vorschein. Der Grund davon ist bei einem
                              									zweckmäßigen Verfahren wieder hauptsächlich der, daß, wenn die zu untersuchende
                              									Goldlegirung wenig oder gar kein Kupfer enthält, der Kapellenverlust an Gold weit
                              									geringer erscheint als bei dem kupferhaltigen Golde, während der Silberrückhalt sich
                              									nicht vermindert, wozu auch noch die größere Masse mitwirkt, die weder
                              									verhältnißmäßig so viel auf den Kapellen einbüßt, noch auch so leicht vom Silber zu
                              									befreien ist, als eine kleinere. Die Zeit einer jeden Kochung nimmt man gewöhnlich
                              									zu 10 Minuten an, so daß also das feinere Gold bei dreimaligem Aufguß eine halbe
                              									Stunde lang in der Salpetersäure kochend erhalten werden muß. Das erste Kochen kann
                              									man allenfalls so viel abkürzen, daß man das Verschwinden der rothen Dämpfe
                              									abwartet, darnach die salpetersaure Silberauflösung ab- und neue, stärkere
                              									Säure aufgießt. Bei dem zweiten und dritten Kochen darf man aber, obgleich nur
                              									einige Tausendtheile Silber noch fortzuschaffen sind, an der Zeit nichts abkürzen,
                              									selbst dann nicht, wenn ein Aufstoßen im Kolben entsteht, welches am besten dadurch
                              									unschädlich gemacht wird, daß man ein kleines Stückchen Kohle in die Flüssigkeit
                              									wirft, die darauf schwimmt und an welcher die Dampfentwicklung leichter vor sich
                              									geht.
                           Viele Probirer, die sich einer sonst guten Methode bedienen, halten es für
                              									überflüssig und auch für zu umständlich, einen zweiten Aufguß mit starker
                              									Salpetersäure, die dritte Kochung, vorzunehmen, und darin liegt häufig allein der
                              									Grund, daß sie zu hohe Gehalte anzeigen. So ist es namentlich mit denen in
                              									Frankreich, obgleich sie durch d'Arcet, Gay-Lussac
                              									und Chaudet aufmerksam gemacht worden sind. Sie machen
                              									hierin einen Unterschied zwischen dem gewöhnlichen und einem genauem Verfahren, und
                              									es möchten wohl auch Andere darin einstimmen, daß dreimaliges Kochen zu weitläufig
                              									sey. Tausende von Goldproben sämmtlich in dreifacher Kochung behandelt, haben
                              									indessen gezeigt, daß es ausführbar ist und wenig mehr Zeitaufwand erfordert, da man
                              									bis zu 12 Röllchen, welche alle numerirt seyn müssen, ohne Nachtheil in einem Kolben
                              									zusammen kochen und die zum zweiten und dritten Aufguß erforderliche Salpetersäure
                              									vorher in einem andern Kolben nebenbei bis zum Kochen erwärmen kann.
                           
                           Ad. 6. Das Abwaschen und Glühen der Goldröllchen ist
                              									einfach und wird wohl selten zu hohe Gehaltsangaben herbeiführen. Man glaubt aber
                              									dennoch darauf aufmerksam machen zu müssen, daß dieses bisweilen sehr nachlässignächlässig betrieben wird. Als Abspülwasser ist erwärmtes destillirtes Wasser zu
                              									empfehlen, was man in neueren Zeiten an vielen Orten wohlfeil kaufen oder auch in
                              									den Münzwerkstätten durch Mitbenutzung eines Feuers leicht gewinnen kann. Erwärmtes
                              									Wasser ist bei den meisten Aussüßungen und Abwaschungen wirksamer als kaltes, und
                              									destillirtes Wasser sichert gegen Niederschläge der im gewöhnlichen, oft auch im
                              									gesammelten Regenwasser aufgelöst enthaltenen Stoffe. Unter diesen ist wiederum das
                              									Chlor, und bei Anwendung von Schwefelsäure auch noch der Kalk als nachtheilig
                              									herauszuheben, welche sich durch eine milchige Trübung beim Abspülen zu erkennen
                              									geben. Das Chlorsilber legt sich in die Poren der Röllchen an und ist nicht
                              									wegzuwaschen, es vereinigt sich mit denselben natürlich beim Glühen noch mehr, kann
                              									also das Gewicht erhöhen. Man muß aber auch bei reinem Wasser sorgfältig alles
                              									salpetersaure Silber, von dem die Poren der Röllchen durchdrungen sind, auswaschen,
                              									denn dieses kann ebenfalls das Gewicht vermehren; es wird dieses Auswaschen leichter
                              									erfolgen, wenn das Wasser erwärmt ist. Um sich zu überzeugen, daß die angenommene
                              									Abspülungsmanipulation genügend ist, wird man wohl thun, dann und wann das zuletzt
                              									im Kolben bleibende Abspülwasser, woraus die Röllchen gefällt sind, mit einigen
                              									Tropfen Kochsalzauflösung zu versetzen, ob etwa noch eine Trübung entstehen möchte.
                              									Sollte sich diese einstellen, dann muß man die Manipulation des Abspülens so lange
                              									fortsetzen, bis sie nicht mehr erscheint.
                           Das Glühen der Goldröllchen hat den Zweck, das in den Poren enthaltene und durch
                              									bloßes Trocknen nicht mit Sicherheit zu entfernende Wasser zu verjagen. Daher
                              									verlieren bloß getrocknete und noch braungefärbte Röllchen durchs Glühen noch am
                              									Gewichte, weßhalb es nöthig ist darauf zu achten, daß dieses vollständig geschieht
                              									und daß die Röllchen nach demselben nicht bräunlich, sondern schön goldgelb
                              									erscheinen.
                           Ad. 7. Zu diesen auf zu hohe Gehaltsangabe des Goldes
                              									einwirkenden Ursachen kommt nun endlich noch die Beimischung von Metallen, die weder
                              									durch die Kapelle, noch durch die Salpetersäure oder Schwefelsäure von dem Golde bei
                              									den gewöhnlichen Verfahren abgeschieden werden, und sind dahin vorzüglich Platin,
                              									Rhodium und Iridium zu rechnen (siehe den Anhang zum Probir-Verfahren).
                           Nachdem die Ursachen, welche mehr oder weniger eine zu hohe Angabe des Goldgehalts veranlassen können, näher entwickelt worden
                              									sind, wendet man sich zu denen die zum Gegentheil, einer zu
                                 										geringen Angabe des Goldgehalts führen. Es kann hierbei nicht von eigentlichen Fehlern
                              									oder mechanischen Verlusten, als z.B. durch fehlerhaftes Einwägen, ungeschicktes
                              									Eintragen in die Kapelle, Verletzungen der abgetriebenen Körner mit der Zange oder
                              									dem Hammer, Zerbrechen der Röllchen in Folge ungeschickten Laminirens oder
                              									Abwaschens u.s.w. die Rede seyn, die sich aus einem Mangel an
                              									Gewichtsübereinstimmung der beiden, zu jeder Goldprobe gehörigen Röllchen beim
                              									Auswiegen, wenn nicht schon während der Arbeit selbst entdecken lassen; sondern von
                              									solchen Goldverlusten, die unbemerkt und durch den chemischen Proceß entstehen
                              									können. Diese Goldverluste können daher nur auf der Kapelle durchs Abtreiben oder im
                              									Kolben durch die Auflösung verursacht werden und sind oben in drei Abtheilungen
                              									unterschieden.
                           Ad. a. Da, wie bereits ausgeführt worden, die Kapelle
                              									etwas Gold raubt, wovon jeder Probirer durch analytische und synthetische Versuche
                              									sich überzeugen wird, so folgt auch, daß dieser Goldraub mehr oder minder starken
                              									Einwirkungen der zum Abtreiben verwendeten Mittel unterworfen seyn kann. Er wird
                              									demnach durch die Beschaffenheit der Kapelle, durch die Reinheit und das Verhältniß
                              									des Bleies und des Silbers, dann aber auch durch den Grad der Hitze vermehrt oder
                              									vermindert. Eine Kapelle, die beim Treiben des Silbers einen starken Kapellenraub
                              									bewirkt, sey es durch zu starkes Einsaugen, weil sie zu porös, oder durch Erzeugung
                              									von Bleiglas in der Spur, weil sie zu fest ist oder Alkalien, zu viel Thon etc.
                              									enthält, ist auch für das Gold nicht anwendbar. Der Probirer hat also auf gut
                              									treibende Kapellen beim Golde zu achten. Dieses nun, wie auch die Reinheit des
                              									Bleies und des Silbers vorausgesetzt, ist es vornehmlich ein erhebliches Uebermaaß
                              									von Blei und von Treibhitze, welche den Goldraub auf der Kapelle vermehren können.
                              									Man pflegt gewöhnlich, um die oxydirbaren Metalle vom Golde zu trennen und weil das
                              									Kupfer eine größere Affinität zum Golde als zum Silber besitzt, mithin schwerer von
                              									jenem als von diesem sich abscheidet, das Doppelte der zum Silber für gleiche
                              									Gehalte erforderlichen Bleimengen anzuwenden, was am einfachsten mit einem
                              									Gold-Probirgewicht, halb so schwer als das Silber-Probirgewicht,
                              									erreicht wird. Es kommt darauf besonders an, das Kupfer vom Golde gänzlich
                              									abzuscheiden und man nimmt daher gern die Bleimengen in jenem Verhältniß. Ob eine
                              									Bleischwere mehr oder weniger in Anwendung kommt, ist zwar weniger als beim Silber
                              									von Einfluß, nur ist dabei der Gehalt zu beachten und das feinere Gold nicht mit
                              									eben so viel Blei abzutreiben, als das geringhaltige bedarf, in welchem Falle
                              									Goldverluste um so mehr zu erwarten seyn werden, als das Gold schon zum Treiben und
                              									mehr noch zum Abblicken eine viel größere Hitze nöthig hat. In der ersten Hälfte des
                              									Treibens ist wenig mehr Hitze erforderlich, als beim Silber; man läßt aber immer etwas
                              									wärmer gehen, damit die Oxyde recht dünnflüssig erhalten, von der Kapelle leicht
                              									aufgenommen werden und nicht an der Oberfläche der Kapellenspur sich anlegen können,
                              									wodurch dieselbe ein glasiges Ansehen erhält. Eine solche, bei guter Kapelle auch
                              									aus zu kaltem Treiben entspringende Verglasung der Kapellenspur dringt größern
                              									Gold- und Silberraub hervor. In der zweiten Hälfte des Abtreibens hat man die
                              									Kapelle allmählich wärmer zu stellen, so daß das Abblicken der Perlen vollständig
                              									und nach demselben bald die Erstarrung erfolgt. Bleibt
                              									die Perle nach dem Blick noch längere Zeit flüssig, so ist man nicht sicher vor
                              									einigem Verlust, den man jedoch bei vergleichenden Versuchen auf der
                              									Holzaschenkapelle nicht immer gefunden hat.
                           Ad. b. Bei diesem Abtreiben des Goldes für die Probe ist
                              									vorausgesetzt, daß die Silberbeschickung gleich im Anfang dem Golde zugesetzt worden
                              									ist, denn ein alleiniges Abtreiben des Goldes für sich ist immer Verlust bringend.
                              									In neue en Zeiten wird auch bei den Goldgehalten häufig der Gehalt des in den
                              									Goldbarren befindlichen Silbers verlangt, und dadurch haben sich einige Probirer
                              									veranlaßt gefunden, die eingewogene Goldprobe vorerst ohne Silberzusatz abzutreiben,
                              									um das Gewicht des Goldes und Silbers zusammen zu erhalten, dann aber diese
                              									Goldkörner mit 3 Theilen Silber zu beschicken und noch einmal mit wenigem Blei auf
                              									der Kapelle abzutreiben, um die quartirten Körner zu bekommen. Dieses Verfahren ist
                              									ganz unzulässig. Setzt man zu solchen Goldkörnern 2 Theile Silber, so erhält man
                              									wohl, wegen eines größern Silberrückstandes in den Röllchen, bisweilen ein richtiges
                              									Resultat; öfter aber ein zu armes und daher jedenfalls ein unzuverlässiges. Chemisch
                              									reines Gold für sich allein abgetrieben, gibt häufig einen Gewichtsüberschuß; nach
                              									der Quartirung und Abkochung zeigen aber die Röllchen doch einen Verlust; es hat
                              									daher jener Ueberschuß beim ersten Abtreiben seinen Grund in dem Bleirückstand der
                              									abgetriebenen Körner. Soll der Silbergehalt beim Golde mit angegeben werden, so muß
                              									man ganz besonders dafür einwägen und abtreiben, wobei, beiläufig gesagt, der
                              									Silbergehalt wegen des starken Bleirückhaltes in den Goldkörnern häufig zu hoch zum
                              									Vorschein kommt; welches synthetische Proben darthun.
                           Ad. c. Es ist bereits oben darauf hingedeutet, daß die
                              									zum Kochen zu verwendende Salpetersäure, außer Schwefelsäure, auch leicht durch
                              									Chlorgehalt und Beimischung von salpetriger Säure verunreinigt vorkommt und die
                              									letzteren beiden Bestandtheile eine zu geringe Angabe des Goldgehalts zur Folge
                              									haben können. Nur selten ist die Salpetersäure, selbst die für chemisch rein
                              									ausgegebene, so ganz frei von Chlor, daß nicht beim Zusatz von salpetersaurem Silber, wenn auch nicht
                              									gleich, doch nach einigen Stunden oder am folgenden Tage, eine kleine Trübung zum
                              									Vorschein kommen sollte. Der Probirer muß daher die neu in Gebrauch zu nehmende
                              									Salpetersäure allemal prüfen, und nachdem sie auf das gehörige specifische Gewicht
                              									abgestimmt worden, auch wenn keine Chlorwasserstoffsäure sich gleich zu erkennen
                              									gegeben, einige Tropfen salpetersaures Silber, die ganz unschädlich sind,
                              									hineinschütten, damit er ganz sicher vor dem Chlor seyn kann. Wollte man
                              									chlorhaltige Salpetersäure anwenden, so würde ein Theil Gold sich auflösen und
                              									dieses um so mehr zu spüren seyn, als die Röllchen dreimal in frische Salpetersäure
                              									gebracht werden. Das auf dem Boden der Flaschen oft nach mehreren Tagen sich
                              									anlegende Chlorsilber sondert man durch Filtriren von der Säure, damit kein
                              									Chlorsilber in die Kolben kommt und sich an die Goldröllchen anlegt. Eine geringe
                              									Fähigkeit zur Auflösung des Goldes hat ebenso auch die salpetrige Säure, die bei der
                              									frisch bereiteten, insbesondere der concentrirten Salpetersäure ebenfalls häufig zu
                              									finden ist und sich durch eine gelbliche Färbung der Flüssigkeit, so wie durch
                              									Entwicklung rother Dämpfe aus derselben zu erkennen gibt. Wenn man Zeit hat, braucht
                              									man nur die gelbliche Salpetersäure einige Wochen in einem offenen Gefäße stehen zu
                              									lassen, wobei sich durch Verdunstung und Wasseranziehung aus der Luft die salpetrige
                              									Säure von selbst verliert; will man aber bald davon Gebrauch machen, so kann man sie
                              									durch Kochen in offenen Gefäßen oder auch durch Zusatz von destillirtem Wasser davon
                              									befreien. Jedenfalls ist es anzurathen, die Flaschen, worin frische Salpetersäure
                              									eingegossen ist, längere Zeit unverschlossen stehen zu lassen.