| Titel: | Ueber die Bereitung des zinnsauren Natrons; von Ed. Haeffely, Chemiker zu Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XX., S. 66 | 
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                        XX.
                        Ueber die Bereitung des zinnsauren Natrons; von
                           									Ed. Haeffely, Chemiker
                           								zu Manchester.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 										Mulhouse, 1856, Nr. 136.
                        Haeffely, über die Bereitung des zinnsauren Natrons.
                        
                     
                        
                           Bei dem früher von mir angegebenen Verfahren zur Darstellung des zinnsauren Natrons
                              									aus Bleioxyd, Aetznatron und Zinn (polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 216), habe ich zuerst das
                              									Bleioxyd in der Natronlauge aufgelöst und in das gebildete Bleioxyd-Natron
                              									dann granulirtes Zinn gebracht, wobei sich unter Abscheidung von metallischem Blei
                              									in schwammigem Zustande zinnsaures Natron bildet. Seitdem habe ich gefunden, daß es
                              									nicht nöthig ist, vorerst Bleioxyd-Natron herzustellen, sondern daß es genügt
                              									die Natronlauge sogleich mit Bleiglätte und granulirtem Zinn zusammenzubringen und
                              									dieses Gemisch im Kochen zu erhalten, bis alles Zinn gelöst ist. Die Reaction findet
                              									durch den bloßen Contact der nicht aufgelösten Bleiglätte mit dem Zinn vollkommen
                              									statt; denn die ersten Antheile von Blei, welche sich auf dem Zinn absetzen, bilden
                              									eine galvanische Kette von hinreichender Stärke, um eine vollständige Substitution
                              									zu veranlassen.
                           Die Flüssigkeit ist, nachdem sie klar geworden, sogleich in den Zeugdruckereien
                              									verwendbar. (Dieß ist das Präparat, welches ich als Mordant dem arsensäurehaltigen
                              									zinnsauren Natron von Mercer vorziehe; man sehe
                              									polytechn. Journal Bd. CXL S. 290.)
                           Das gefällte Blei, welches sich am Boden des Gefäßes sammelt, bildet ein schwarzes
                              									Pulver; es oxydirt sich rasch wieder, wenn man es auf einer glühenden Eisenplatte
                              									trocknet. Das immer wieder gebildete Bleioxyd wird stets wieder zur Bereitung neuer
                              									Portionen zinnsauren Natrons benutzt; so habe ich 800 Kilogr. Bleiglätte 43mal
                              									verwendet, um im Ganzen 8892 Kilogr. Zinn in Zinnsäure überzuführen.
                           Eigenschaften dieses zinnsauren Natrons. – Wenn
                              									man die auf angegebene Weise erhaltene Lösung von zinnsaurem Natron bis zu 1,3 spec.
                              									Gewicht abdampft, so scheiden sich während des Kochens perlmutterglänzende Krystalle
                              									aus, welche aus NaO, SnO² + 3 HO bestehen. Hört man dann mit dem Abdampfen
                              									auf, und läßt unter zeitweiligem Umrühren erkalten, so lösen diese Krystalle sich
                              									wieder auf, und man erhält eine Flüssigkeit, deren höchste Dichtigkeit bei
                              									25° C. = 1,35 ist;
                              									diese setzt in der Ruhe Krystalle ab, welche aus NaO, SnO² + 8 HO bestehen.
                              									Wenn man eine wässerige Lösung dieser Krystalle einige Wochen lang stehen läßt, so
                              									schlägt sich metazinnsaures Natron daraus nieder; in der Wärme findet diese
                              									Zersetzung sogleich statt, indem metazinnsaures Natron als krystallinisches Pulver
                              									sich ausscheidet. Das so gebildete metazinnsaure Natron, unter der Luftpumpe
                              									getrocknet, besteht aus NaO, Sn⁵O¹⁰ + 8 HO, während das von Fremy analysirte 4 HO enthielt. – Von dem
                              									gewöhnlichen zinnsauren Natron existirt außer den beiden vorerwähnten Verbindungen
                              									auch noch die Verbindung NaO, SnO² + 4 HO.
                           
                        
                           Bemerkungen von G. Schaeffer.
                           Ich habe über vorstehend beschriebene Bereitungsart des zinnsauren Natrons einen
                              									Versuch angestellt, indem ich
                            3/4 Liter Aetznatronlauge von 18° Baumé,
                           430 Gramme Bleiglätte und
                           245      „      
                              									granulirtes Zinn
                           zusammen kochte. Das Kochen dauerte ungefähr eine Stunde,
                              									worauf die Flüssigkeit durch Zusatz von Wasser auf 15° Baumé verdünnt
                              									wurde.
                           Das so dargestellte zinnsaure Natron enthielt kein Blei, denn der durch Salzsäure
                              									entstandene Niederschlag löste sich in einem Ueberschuß dieser Säure vollständig
                              									wieder auf. Chromsaures Kali zeigte darin ein wenig Zinnoxydul an. Als die
                              									Flüssigkeit bis zu 35° Baumé abgedampft wurde, erhielt man ein
                              									krystallinisches Pulver, worin kein Zinnoxydul mehr zu finden war. – Ich habe
                              									baumwollene und wollene Zeugstückchen mit dem nach diesem Verfahren dargestellten
                              									zinnsauren Natron gebeizt und dabei bessere Resultate erhalten, als mit dem im
                              									Handel vorkommenden zinnsauren Natron, welches bekanntlich durch Eintragen von Zinn
                              									in ein glühendes Gemisch von caustischem und salpetersaurem Natron bereitet
                              									wird.