| Titel: | Ueber den Farbstoff des Wau; von Dr. Moldenhauer. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XXII., S. 71 | 
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                        XXII.
                        Ueber den Farbstoff des Wau; von Dr. Moldenhauer.
                        Moldenhauer, über den Farbstoff des Wau.
                        
                     
                        
                           Hr. Dr. Fr. Moldenhauer,
                              									Assistent am technisch-chemischen Laboratorium in Zürich, hat eine
                              									Untersuchung über den Farbstoff des Wau vorgenommen.Annalen der Chemie und Pharmacie, 1856, Bd. C. S. 180. Ueber die Darstellung des Luteolin machte er die Erfahrung, daß das folgende
                              									Verfahren das geeignetste sey. Zerschneiden des Wau, Uebergießen mit 80procentigem
                              									Weingeist, Erhitzen, Stehenlassen während zwei Tagen, Auspressen, Filtriren,
                              									Wiedergewinnen des Weingeists durch Destillation, Eindampfen des Rückstandes und
                              									Stehenlassen der concentrirten Lösung, Sammeln des grünlichen amorphen Absatzes,
                              									Kochen mit Essig, Filtriren und Erkaltenlassen, wobei sich ein noch nicht reines
                              									Luteolin abscheidet, das gesammelt und unter der Luftpumpe getrocknet wird; Ausziehen mit
                              									Aether, Verdampfen des Aether, wodurch sich graue Krusten abscheiden;
                              									Wiederaufnehmen derselben in Alkohol und Mischen der alkoholischen Lösung mit dem
                              									etwa 20fachen Volum Wasser; Kochen, Filtriren, Erkaltenlassen, Sammeln der
                              									ausgeschiedenen krystallinischen gelben Flocken und Wiederbehandeln auf gleiche
                              									Weise, von der Aufnahme in Aether anfangend.
                           Eigenschaften: Reingelb, aus der heißen Lösung in
                              									weingeisthaltigem Wasser, verdünnter Schwefelsäure oder Essigsäure krystallisirt es
                              									in vierseitigen sternförmig gruppirten Nadeln. Sublimirbar, über 32° C. unter
                              									theilweiser Zersetzung schmelzbar, geruchlos, schwach bitter, in 14,000 Theilen
                              									kalten und 5000 Theilen heißen Wassers, in 37 Theilen Alkohol und 625 Thln. Aether
                              									löslich, röthet Lackmus, bildet mit Metalloxyden Lacke.
                           Löslich in reinen und kohlensauren Alkalien, in Aetzammoniak gelöst nach dem
                              									Verdampfen rein zurückbleibend, in Schwefelsäure löslich, durch Wasser daraus
                              									abscheidbar; löslich in heißer Essigsäure, weniger in Salzsäure; mit chromsaurem
                              									Kali und Schwefelsäure destillirt liefert es Ameisensäure. Leimlösung wird nicht,
                              									Eisensalze werden grün gefärbt. Zusammensetzung entsprechend der Formel
                              									C⁴⁰H¹⁴O¹⁶. Das Aequivalent konnte nicht
                              									bestimmt werden.
                           Durch verdünnte Säure läßt es sich nicht spalten, es
                              									gehört nicht unter die mit Zucker gepaarten Stoffe (Glucoside).
                           An letztere Wahrnehmung anknüpfend, bemerkt Hr. Prof. P. Bolley in der schweizerischen polytechn. Zeitschrift (1857, S. 27):
                              										„Wenn Leeshing's AngabePolytechn. Journal Bd. CXXXIX S.
                                          													131. richtig ist, daß der Wau an Färbestoff gewinne durch Behandeln mit
                                 										wässeriger Schwefelsäure, so muß dieses in einer besondern Ursache liegen. Ein
                                 										Spaltungsprodukt, ähnlich dem Quercetin,Man sehe Schäffer's Mittheilung und A. Schlumberger's Bericht über die Behandlung
                                       												der Quercitronrinde mit Schwefelsäure, im polytechn. Journal Bd. CXLIII. S. 212. Die Versuche
                                       												über die Ergiebigkeit des Quercetins beim Färben, im Vergleich mit
                                       												Quercitronrinde, wurden offenbar mit Anwendung destillirten (kalkfreien)
                                       												Wassers gemacht, was nicht erwähnt ist.Schlumberger behauptet, daß auch der Sumach durch Behandeln mit Schwefelsäure,
                                       												Kochen und Auswaschen, ein größeres Färbevermögen gewinne, und zwar ein
                                       												um 400 Proc. gesteigertes; das Grau, Gelb und Schwarz soll dann viel
                                       												besser werden, er soll ferner die merkwürdige Eigenschaft erlangen,
                                       												neben Garancin angewendet, das Violett nicht so sehr zu beschädigen, wie
                                       												im frischen Zustande. Dazu macht Hr. Prof. Bolley folgende Bemerkung, welcher alle Sachverständigen
                                       												beistimmen werden: „Wir können uns nicht recht denken, daß das
                                          													Schwarz mit dem so behandelten Sumach besser werde; daß Gelb, und
                                          													alle Nüancen in welchen der gelbe Farbstoff des Sumach
                                          													hervorzutreten hat, klarer werde, ist nach Analogie mit dem
                                          													Quercetin zu glauben, aber bei Schwarz und Grau kommt doch die
                                          													Gerbsäure des Sumach wohl zumeist in Betracht, und diese wird
                                          													zerstört und die daraus gebildete Gallussäure, die auch schwarz
                                          													färbt, durch das Auswaschen weggeführt.“ A. d Red. wird nicht
                                 										gebildet, und Gerbsäure ist nach Moldenhauer's
                                 										Beobachtung sehr wenig im Wau, so daß deren Spaltung und Entfernung der
                                 										Spaltungsproducte auch nicht der Grund der Farbenverbesserung seyn kann. Ob die
                                 										Einwirkung der Säure auf die Holzfaser (der man bei der Garancinbereitung viele
                                 										der erzielten Vortheile zuschreibt), oder auf die eiweißartigen Substanzen den
                                 										Farbstoff mehr bloßlegt, sind Fragen, deren Entscheidung der Technik willkommen
                                 										seyn würde.“