| Titel: | Ueber den Waschapparat des Dr. Bénet; Bericht von Hrn. Silbermann. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XXV., S. 83 | 
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                        XXV.
                        Ueber den Waschapparat des Dr. Bénet; Bericht von Hrn. Silbermann.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Febr. 1857, S. 82.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Ueber Bénet's Waschapparat.
                        
                     
                        
                           Wegen der ernstlichen Nachtheile, welche das Waschen des Verbandleinens verursachen
                              									kann, hat der Arzt Bénet (rue Saint-Louis, 97, au Marais in
                              									Paris) ein Reinigungsverfahren zu ermitteln gesucht, bei welchem die mit der Arbeit
                              									beauftragten Wäscherinnen gegen jeden Nachtheil und jede Gefahr gesichert sind.
                              									Sein, der Société d'Encouragement zur
                              									Prüfung übergebener Apparat entspricht allen Anforderungen und kann zum Reinigen der
                              									Wäsche überhaupt angewendet werden; er eignet sich daher sehr gut für Haushaltungen,
                              									weßhalb ihn auch der Erfinder laveuse
                                 										ménagère – Sparwaschapparat – benannte. Um
                              									seinen Apparat noch zweckmäßiger zu machen, hat er die Beuche mit demselben
                              									verbunden; das Waschverfahren bildet jedoch den wesentlichen Theil der Erfindung, da
                              									eine gute Beuche auf verschiedenartige Weise bewirkt werden kann.
                           Dieser Waschapparat ist ein länglich viereckiger Trog von verzinktem Eisenblech, der
                              									den eigentlichen Wascher aufnimmt, welcher aus zwei Preßschlägern (batteurs compresseurs) besteht, zwischen die man das zu
                              									reinigende Leinen legt. Beide Schläger bestehen aus starken büchenen Bohlen von 0,45
                              									Meter Breite und 0,80 Meter Länge.
                           Einer der Druckschläger ist unter einer geneigten Stellung von 45° an der
                              									Hinterwand des Troges befestigt; der andere wird zwischen zwei parallelen Stäben
                              									gehalten, welche an ihren beiden Enden durch horizontale Traversen verbunden sind,
                              									um deren untere er sich drehen kann. Die beiden Enden dieser untern Traverse sind in
                              									bronzenen Pfannen, die etwas über dem Boden des Troges angebracht sind, drehbar.
                           Die obere Traverse, welche die beiden Stangen verbindet, ist mit einem hölzernen
                              									Cylinder bedeckt, der einen Griff bildet, mit dessen Hülfe man den beweglichen
                              									Schläger handhabt. Die Stangen sind außerdem nach dem Arbeiter zu gebogen, so daß
                              									der Griff bequemer steht und die Arbeit erleichtert.
                           Der Trog muß Seifenlauge in hinreichender Menge enthalten, um die Wäsche darin
                              									einweichen zu können. Diese Flüssigkeit wird auf 64° R. (80° C.) erhitzt,
                              									entweder durch einen kleinen innern Herd, wie ihn die Abbildungen zeigen, oder auf
                              									irgend eine andere Weise, z.B. indem man die Ueberhitze einer andern Feuerung
                              									mittelst blecherner Röhren durch die Flüssigkeit in dem Troge führt.
                           Die Wäsche wird nicht frei der Einwirkung des Druckes unterworfen; um sie zu schonen,
                              									wird sie nämlich auf ein Geflecht von starken Gurten gebracht, welches so angeordnet
                              									ist, daß die Wäsche nach jeder Pressung eingetaucht werden kann. Dieses Geflecht
                              									wird einerseits von dem Kopf des beweglichen Schlägers oder Drückers festgehalten,
                              									und indem es alsdann längs des festen Drückers hinabgleitet, hängt es andererseits
                              									an einem Seile, welches über eine, oben an dem Apparate angebrachte Rolle läuft und
                              									an seinem andern Ende ein Gegengewicht trägt, das hinter dem Troge längs des die
                              									Rolle tragenden Gestelles auf- und niedergehen kann. Dieses Gegengewicht ist
                              									zugleich an einem Laufseil befestigt, welches über dieselbe Rolle geht und mit dem
                              									Griffe des beweglichen Drückers fest verbunden ist.
                           Das Spiel dieses Apparates ist folgendes: Wir wollen annehmen, daß die beiden Drücker
                              									von einander getrennt seyen, und daß der bewegliche von dem Arbeiter gegen die
                              									vordere Wand des Troges zurückgezogen wurde. In dieser Stellung ist das Gewicht
                              									aufgezogen und es stecken folglich das Geflecht und die auf demselben liegende
                              									Wäsche im Wasser; wenn aber die Drücker an einander gebracht werden, um das Schlagen
                              									zu veranlassen, so geht das Gewicht nieder, während das Geflecht mit der Wäsche in
                              									die Höhe geht, um dem Druck und dem Schlagen unterworfen zu werden. Man hebt daraus
                              									den Schläger in die Höhe und die Wäsche kommt neuerdings unter das Wasser u.s.f.
                              									Diese Arbeit wiederholt man mehrmals, so daß nach jedem Drücken oder Schlagen die
                              									Wäsche wieder ins Wasser getaucht wird.
                           Damit das Wasser während des Drückens und Schlagens ablaufen kann, ist jeder Schläger
                              									mit Löchern versehen; der bewegliche ist überdieß auf der Seite des Arbeiters mit
                              									einem leinenen Tuche bekleidet, welches den Durchgang des Wassers gestattet, aber
                              									ein Spritzen desselben verhindert.
                           Die Wäsche wird zuerst in der Nähe des Apparates gebeucht, und da sie nun kochend
                              									ist, so faßt man sie mit hölzernen Rechen und legt sie auf das Geflecht.
                           Nach beendigtem Waschen zieht der Arbeiter den beweglichen Schläger gegen sich und
                              									befestigt ihn mittelst eines Hakens an die vordere Wand des Troges; darauf hebt er
                              									das Gurtengeflecht mit dem vordern Rande empor und hängt es an einen Nagel außerhalb
                              									des Troges. Auf diese Weise ist die Wäsche aus dem Wasser genommen und kann nun leicht von dem Geflecht
                              									weg in Körbe geworfen werden. Darauf wird die Wäsche in warmem oder kaltem Wasser
                              									eingeweicht; aus demselben genommen, läßt man sie abtropfen, um sie dann
                              									auszuringen, zu trocknen und zu plätten.
                           Ein Arbeiter, der in 4 Minuten 60 Schläge mit dem Schläger oder Drücker gibt, kann in
                              									dieser kurzen Zeit 5 Kilogramme Wäsche, z.B. 30 Servietten (trocken gewogen)
                              									waschen; daher in der Stunde 10 bis 12 solcher Partien, oder in einem Tagewerk von
                              									10 Arbeitsstunden wenigstens 100 Partien oder Trachten, d.h. es können 3000
                              									Servietten oder 500 Kilogr. trocken gewogene Wäsche gereinigt werden. Es wird daher
                              									bei diesem Wäschereinigungsverfahren sowohl an Zeit als an Kosten gespart; wendet
                              									man es auf Wäsche an, deren Reinigung mit den Händen für die Gesundheit gefährlich
                              									wäre, so wird dadurch vollständige Sicherheit für die Wäscherinnen erlangt.
                           Der Waschapparat des Dr. Bénet war sechs Monate lang an mehreren Orten versuchsweise im
                              									Betriebe, und es ist erwiesen, daß die feinste Wäsche ohne Nachtheil damit gereinigt
                              									werden kann und selbst die unreinste vollkommen rein wird.
                           
                        
                           Beschreibung der Abbildungen.
                           Fig. 26 ist
                              									ein senkrechter Durchschnitt des Apparates, nach einer Ebene welche senkrecht auf
                              									der langen Achse des Troges steht.
                           Fig. 27 ist
                              									der Durchschnitt des Apparates nach einer Ebene, welche durch die Linie XY in Fig. 26, senkrecht auf
                              									der kurzen Achse des Troges geführt ist.
                           A, B, C, D länglich viereckiger Trog, aus verzinktem
                              									Eisenblech angefertigt; seine Wände sind mit einander durch Winkeleisen verbunden.
                              									An den kurzen Seiten sind die Wände durch Breter erhöhet, deren obere Kanten nach
                              									der Linie abc (Fig. 26) profilirt
                              									sind.
                           R Hahn zur Entleerung des Troges. An einigen Modellen
                              									des Apparates hat der Erfinder noch einen zweiten Hahn in solcher Höhe angebracht,
                              									daß dem Wasser im Troge der geeignete Stand ertheilt wird.
                           F innerer Herd, welcher gänzlich von Wasser bedeckt
                              									ist.
                           P Thür des Herdes F.
                           G Zugesse des Herdes, deren senkrechte Stellung durch
                              									den Bügel d (Fig. 27) gesichert
                              									ist.
                           H fester und H' beweglicher
                              									Drücker. Die Figuren weisen nach, daß die Oeffnungen in denselben senkrecht auf den
                              									Flächen und nach parallelen Linien eingebohrt sind.
                           
                           tt, t't' eiserne Stangen, zwischen denen der bewegliche
                              									Drücker oder Schläger H' festgehalten wird. Sie sind
                              									oben gekrümmt, wie Fig. 26 zeigt.
                           p, p hölzerner Griff zum Handhaben des Schlagers H'. Er umgibt die eiserne Traverse, welche am obern
                              									Theil die Stangen tt, t't' verbindet, indem diese mit
                              									Löchern versehen sind, durch die jene Traverse geht, welche an beiden Enden durch
                              									Mutterschrauben festgehalten wird.
                           o, o Drehungsachse des Schlägers H'.
                           K Seil, welches an dem Schläger befestigt ist, über die
                              									Rolle J läuft, an dem Gestell N,
                                 										N derselben hinabgeht und am Ende mit einem Gegengewicht versehen ist.
                           N, N, Gestell auf welchem die Rolle J in Zapfenlöchern läuft.
                           S, S Geflecht von Gurten, auf welches die Wäsche gelegt
                              									wird; es wird einerseits oben an dem beweglichen Drücker H' und andererseits an einem Seile befestigt, das über die Rolle J geht und an welchem das Gegengewicht M hängt.
                           Fig. 26 zeigt
                              									in punktirten Linien die Stellung des Schlägers H', wenn
                              									derselbe von dem Arbeiter an die Wand des Troges angelegt ist. Das Gewicht M ist alsdann in die Höhe gezogen, und da das Geflecht
                              										S, S längs des festen Drückers H niederging, so ist es mit der Wäsche im Wasser
                              									eingetaucht. Um das Schlagen zu veranlassen, stößt man den Drücker H' zurück, und in dem Augenblick wo er gegen den Drücker
                              										H gelangt, werden das Geflecht und die Wäsche, durch
                              									das niedergehende Gewicht in die Höhe gezogen, zwischen diese Drücker gebracht, um
                              									die ganze Wirkung der Compression zu empfangen. Um den Schlägen eine größere Wirkung
                              									zu geben, ist der Drücker H' im Innern mit
                              									Gußeisenmassen beschwert, welche in der Dicke des Holzes eingelassen sind. Die
                              									einzige Anstrengung des Arbeiters besteht im Emporheben des beweglichen Drückers, da
                              									das Gewicht M durch dasjenige der Wäsche nahezu
                              									ausgeglichen ist.
                           Um die Wäsche herauszunehmen, zieht der Arbeiter den Schläger H' an sich und hängt ihn mittelst des Hakens v
                              									fest; dann hebt er das Geflecht S, S in die Höhe und
                              									schüttet dessen Inhalt in Körbe aus.
                           Z sind zwei an der vordern Seite des Troges angebrachte
                              									Consolen, auf welche die Wäschekörbe gesetzt werden.
                           Das in 10 Arbeitsstunden zum Reinigen von 3000 Servietten erforderliche Brennmaterial
                              									kostet in Paris etwa 1 Franc.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
