| Titel: | Gebläse mit großer Geschwindigkeit und ununterbrochener Wirkung, von Archibald Slate in Redcar, Yorkshire. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XXXII., S. 120 | 
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                        XXXII.
                        Gebläse mit großer Geschwindigkeit und
                           								ununterbrochener Wirkung, von Archibald
                              									Slate in Redcar, Yorkshire.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Febr. 1857, S.
                              								83.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Slate's Gebläse mit großer Geschwindigkeit und ununterbrochener
                           								Wirkung.
                        
                     
                        
                           Die Hüttenwerke im Allgemeinen, besonders aber die Eisenhütten, bedürfen nicht allein
                              									kräftiger, sondern auch ununterbrochen wirkender Gebläse. Auch ist es wesentlich,
                              									daß diese Apparate so wenig Platz als möglich einnehmen, fest gebaut und mäßig in
                              									den Anlagekosten sind.
                           Bekanntlich ließen sich die HHrn. Thomas und Laurens, die sich schon sehr lange mit der Construction
                              									von Hüttenmaschinen beschäftigen, in Frankreich sehr geschwind gehende Gebläse
                              									patentiren. und gelangten auch durch stufenweise Verbesserungen dahin, sehr
                              									vollkommene und wohlfeile Maschinen dieser Art zu liefern. So übertragen sie z.B.
                              									die Bewegung des Dampfkolbens direct auf den Gebläsekolben; ferner haben sie die
                              									Klappenventile durch Schieberventile ersetzt, welche, wie bei den Dampfmaschinen,
                              									außen frei liegen und eine große Betriebsgeschwindigkeit gestatten. Auf der Pariser
                              									Gewerbeausstellung i. J. 1855 war ein solches Gebläse im Betriebe zu sehen, worüber
                              									im polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 352
                              									berichtet wurde. (Auf der Phönixhütte bei Ruhrort am Rhein ist schon seit mehreren
                              									Jahren ein solches Schiebergebläse im Betriebe. Die Schieber haben gegen die Ventile den
                              									Vortheil, daß auch bei der größten Kolbengeschwindigkeit das Schlagen umgangen wird,
                              									allein da das Oeffnen und Schließen der Schieber nicht so momentan und zeitgemäß,
                              									wie bei den Ventilen erfolgt, so verlieren die Schiebergebläse an Nutzeffect,
                              									obgleich sie, mit Metallliederung versehen, sehr schnell gehen können. Ein
                              									wesentlicher Vortheil dieser Gebläse ist aber ihre verhältnißmäßig bedeutende
                              									Leistung bei geringer Größe.)
                           Eine ähnliche Construction hat das von dem Engländer Slate
                              									construirte und zuerst im Practical Mechanic's Journal,
                              									Augustheft 1856, beschriebene Gebläse, welches wir hier mittheilen wollen. Es ist in
                              										Fig. 17
                              									bis 20
                              									abgebildet.
                           Fig. 17 ist
                              									ein senkrechter Durchschnitt des ganzen Mechanismus, der die verschiedenen
                              									wesentlichen Theile der Maschine zeigt.
                           Fig. 18 ist
                              									ein Grundriß oder horizontaler Durchschnitt durch eine Ebene über dem
                              									Treibcylinder.
                           Fig. 19 ist
                              									ein Grundriß des obern Theiles des Gebläses; die eine Hälfte davon zeigt sehr
                              									deutlich den Luft-Vertheilungsschieber.
                           Fig. 20
                              									endlich zeigt im senkrechten Durchschnitt den Dampfcylinder nebst dem Treibkolben
                              									und dem Dampfvertheilungsschieber.
                           Der Haupttheil des Apparates ist ein hohler gußeiserner Cylinder A, dessen Fuß auf einem hölzernen Schwellwerk befestigt
                              									ist, welches seinerseits auf einem gemauerten Fundamente ruht; auf und in diesem
                              									Cylinder sind die verschiedenen Maschinentheile angebracht.
                           Der Deckel a der cylindrischen Säule trägt den
                              									Dampfcylinder N, in welchem sich der Treibkolben bewegt,
                              									der die Bewegung auf die verschiedenen Theile der Maschine überträgt. Die
                              									Kolbenstange n ist durch eine Gabelung mit einem
                              									Kreuzkopf o verbunden, dessen Enden mit Gleitbacken
                              									versehen sind, die sich in parallelen Leitungen im Innern der Säule A auf und nieder bewegen können. An dem Kreuzkopf o ist ferner eine Kurbelstange B angebracht, welche auf die Welle C eine
                              									ununterbrochen rotirende Bewegung überträgt. An den beiden Enden dieser Welle C und außerhalb der Säule A
                              									sind zwei gußeiserne Schwungräder P angebracht, welche
                              									das Spiel des Gebläses reguliren.
                           Auf der Welle C ist auch ein Excentricum K angebracht, welches die empfangene Bewegung mittelst
                              									der Lenkstange K' einem Hebel mittheilt, der um einen im
                              									Innern der Säule angebrachten Drehpunkt schwingt. Das Ende dieses Hebels steht mit
                              									einer Lenkstange L in Verbindung, die ihrerseits
                              									mittelst des Hebels L' der Welle M eine wiederkehrend kreisförmige Bewegung ertheilt, von wo aus sie auf
                              									den Hebel l und folglich auch auf die Stange l' des Vertheilungsschiebers übertragen wird. Die Kolbenstange n geht, wie Fig. 17 zeigt, durch den
                              									metallenen Deckel a der cylindrischen Säule A, welcher mit einer Stopfbüchse versehen ist.
                           Dieser Deckel a trägt auch mittelst der vier kurzen
                              									Säulen H einen großen saugenden Luftbehälter oder
                              									Gebläsecylinder G, der oben und unten verschlossen und
                              									mit dem Dampfcylinder N verbunden ist; dieser
                              									Luftbehälter ist unten und oben ringsum mit einer Reihe länglich viereckiger
                              									Oeffnungen versehen.
                           In diesem gehörig ausgebohrten Cylinder bewegt sich ein metallener Kolben I, der aus zwei leichten Kränzen besteht und mit zwei
                              									Stangen J versehen ist, welche durch Stopfbüchsen im
                              									untern Deckel gehen und, so wie auch die Dampfkolbenstange n, mit dem Kreuzkopf o verbunden sind.
                           Der Gebläsecylinder G ist außerhalb abgedreht, so daß er
                              									einen dieser Maschine eigenthümlichen Theil aufnehmen kann. Dieser Theil F ist eine Art Ring von Gußeisen, welcher sich auf der
                              									äußern Oberfläche des Cylinders G auf und nieder bewegen
                              									kann und zwar mittelst der Kurbelstangen E, welche unten
                              									mit Warzen D an den Schwungrädern P verbunden sind.
                           Der Theil F, welchen man als ein Mittheilungsventil
                              									ansehen kann, führt die zusammengepreßte Luft, die er abwechselnd aufnimmt, einer
                              									gemeinschaftlichen Leitung R zu, von wo aus sie durch
                              									die Röhren O zu den Düsen der Oefen gelangt.
                           Man wird nun das Spiel des Apparates leicht einsehen; wenn der ringförmige Schieber
                              										F in die in Fig. 17 abgebildete
                              									Stellung gekommen ist, so steht die äußere Luft mit dem saugenden Behälter G in Verbindung, während jede Communication zwischen dem
                              									obern Theile desselben und dem Verbindungsventil in Folge des tiefen Standes dieses
                              									letzteren unterbrochen ist. Die Bewegung welche diesen Niedergang bewirkte, hat auch
                              									den Niedergang des Kolbens I zur Folge gehabt, daher die
                              									unter demselben befindliche Luft durch die Oeffnungen zu entweichen sucht, welche am
                              									untern Ende des Gebläsecylinders angebracht sind, um sich mittelst des Schiebers F in die Windröhre O zu
                              									begeben.
                           Bei der aufgehenden Bewegung gestatten die unteren Oeffnungen am Cylinder G das Einströmen der äußeren Luft in den frei gelassenen
                              									Raum desselben, und die in dem obern Theil über dem Kolben I befindliche Luft wird wieder verdichtet und in die Windröhre getrieben,
                              									indem der obere Schieberrand die oberen Oeffnungen bedeckt.
                           Bei Betrachtung der Abbildungen überzeugt man sich bald von der Einfachheit und dem
                              									leichten Betriebe dieses Gebläses, welches nur wenig Raum gegen die jetzt
                              									gebräuchlichen einnimmt.
                           
                           Der Dampfdruck im Cylinder beträgt etwa 22 bis 30 Kilogramme, denn der Dampf wirkt
                              									während zwei Dritteln des Kolbenlaufs durch Expansion.
                           Dieses Gebläse kann etwa 50 Kubikmeter (1625 rhein. Kubikfuß) verdichtete Luft per Minute ausblasen.
                           Ein sehr wesentlicher Vortheil dieses Apparates besteht darin, daß an den beiden
                              									Enden des Kolbenlaufes keine Zusammenpressung der Luft stattfindet, daher die
                              									Triebkraft bedeutend verringert werden kann; dieß bedingt auch eine große
                              									Brennmaterialersparung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
