| Titel: | Versuche über das Ausbringen der edlen Metalle aus den Erzen von Bodenmais im bayerischen Walde. Aus den nachgelassenen Papieren des Geheimen Rathes Dr. J. N. v. Fuchs in München. | 
| Autor: | Johann Nepomuk Fuchs [GND] | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XXXV., S. 129 | 
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                        XXXV.
                        Versuche über das Ausbringen der edlen Metalle
                           								aus den Erzen von Bodenmais im bayerischen Walde. Aus den nachgelassenen Papieren des
                           								Geheimen Rathes Dr. J. N. v. Fuchs in München.
                        v. Fuchs, über das Ausbringen der edlen Metalle aus den Erzen von
                           								Bodenmais.
                        
                     
                        
                           Ueber das Ausbringen der edlen Metalle aus den Bodenmaiser Erzen stellte ich in
                              									Verbindung mit Prof. Dr. Schafhäutl viele Versuche an, wozu theils Kiese vom Wolfgangstollen, theils die gerösteten Schwände aus den Rohlaugen-Karren, kurzweg Potté genannt, dienten.
                           Die Kiese vom Wolfgangstollen enthielten nach der Münzprobe in 100 Cntr. 3,7 Loth
                              									Gold nebst etwas Silber, die Potté gab von ebensoviel 64 Loth güldisches
                              									Silber, worin nicht mehr als 1,6 Loth Gold enthalten war.
                           1. Die Kiese vom Wolfgangstollen sind in der königlichen Münze ziemlich stark
                              									geröstet und dann auf der Glasurmühle eines Töpfers fein gemahlen worden. Das
                              									Feinmahlen ist eine Hauptbedingung zum Ausbringen des Goldes durch Amalgamation. Daß
                              									aus den Kiesen vom Mariahülfberge in der Lam, womit ich mich früher beschäftigte,
                              									nicht alles Gold ausgebracht wurde, konnte, wie ich jetzt überzeugt bin, nur darin
                              									seinen Grund haben, daß das geröstete Erzmehl nicht fein genug war.
                           2. Die Kiese vom Wolfgangstollen enthielten nebst den edlen Metallen viel Kupfer und noch mehr Blei,
                              									welche Metalle unter gewissen Umständen bei der Amalgamation sehr lästig und
                              									nachtheilig werden können, indem sie das Quecksilber schlierig machen, d. i. seine
                              									Fluidität vermindern, so daß es sich überall anhängt, beim Umgießen einen langen
                              									Schweif nach sich zieht,
                              									eine faltige Oberfläche bekommt und viel von seinem Glanze einbüßt. Ein nicht
                              									unbedeutender Quecksilberverlust ist eine Folge davon.
                           Der Bleigehalt war in diesem Kies ursprünglich schwerlich so groß, wie wir ihn
                              									gefunden haben, sondern ist wahrscheinlich erst durch das Mahlen auf der nicht
                              									gehörig gereinigten Glasurmühle hineingekommen. Als eines nicht unwichtigen
                              									Nebenbestandtheils muß ich der Kieselerde erwähnen,
                              									welche unter gewissen Umständen eine ähnliche Wirkung ausüben kann, wie die im
                              									gerösteten Kies ebenfalls vorhandene Schwefelsäure. Gyps
                              									findet sich darin ebenfalls ein, der als indifferent zu betrachten ist.
                           3. Wenn diese Kiese, nachdem sie durch starkes Rösten des Schwefels beraubt worden,
                              									mit 3 Proc. Kochsalz noch einmal gelinde geröstet werden, so kann ihnen dann durch
                              									schickliche Behandlung mit Quecksilber alles oder fast alles Silber und Gold
                              									entzogen werden, und kein unedles Metall verunreinigt das Quecksilber, was man daher
                              									so oft zur nämlichen Operation mit frischen Erzen gebrauchen kann, bis es soviel
                              									Silber und Gold aufgenommen hat, daß, wenn man es durch Zwillich oder Leder preßt,
                              									ein festes Amalgam zurückbleibt.
                           4. Das zu dieser Röstung anzuwendende Kochsalz wird in so viel Wasser gelöst, daß die
                              									ganze Röstpost damit durchnäßt werden kann. Diese kommt dann in den Röstofen, wo sie
                              									unter zeitweisem Umrühren allmählich erhitzt wird, aber nur so weit, daß ein durch
                              									sie bis auf den Herd eingesteckter Holzspan sich zu verkohlen anfängt, sie selbst
                              									aber nicht zum Glühen kommt. Hierauf läßt man das Feuer ausgehen und zieht die Masse
                              									aus dem Ofen. Hiebei und beim Umrühren darf kein eisernes Instrument gebraucht
                              									werden, es müßte denn eine starke Kruste von Eisenoxyd haben.
                           5. An gehörigem Rösten ist sehr viel, ja fast Alles gelegen. Der Vorgang dabei ist
                              									folgender:
                           Durch die zum Theil an Eisenoxyd, zum Theil an Thonerde gebundene Schwefelsäure,
                              									welche aber, wenn die erste Röstung sehr stark war, nur in sehr geringer Menge
                              									vorhanden seyn kann, wird aus dem Kochsalz unter Mitwirkung des Wassers Salzsäure
                              									frei, wozu auch die Kieselerde sehr viel beiträgt, welche bekanntlich in der Hitze
                              									auf das Kochsalz eben so wirkt wie die Schwefelsäure. Die freiwerdende Salzsäure
                              									wird durch einen Theil des Sauerstoffs des Eisenoxyds in Chlor verwandelt, was mit
                              									dem Silber und Gold Chloride bildet.
                           Dadurch entsteht zugleich auch salzsaures Eisenoxydul oder vielmehr Eisenchlorür, was
                              									später wieder, besonders wenn man, nachdem der vorhin bezeichnete Hitzgrad
                              									eingetreten ist, die Masse unter Umrühren noch einige Zeit, ohne sie weiter zu hitzen,
                              									im Ofen läßt, unter dem Zutritt der Luft wieder in salzsaures Eisenoxyd
                              									(Eisenchlorid) umgewandelt wird.
                           (Es hat Interesse zu erfahren, ob Eisenchlorür vorhanden ist oder
                              									nicht. Man überzeugt sich davon leicht, wenn man eine kleine Portion von der
                              									gerösteten Masse mit Wasser, wozu man etwas reine Salzsäure setzen kann, behandelt,
                              									filtrirt und zu der abfiltrirten Flüssigkeit einige Tropfen einer Lösung von
                              									Kalium-Eisencyanid (rothes Blutlaugensalz) setzt, wodurch, wenn Eisenchlorür
                              									vorhanden ist, sogleich ein blauer Niederschlag entsteht.)
                           Ist die Röstung zu schwach, so werden Silber und Gold nur zum Theil oder gar nicht in
                              									Chloride verwandelt; ist sie zu stark, so wird das Chlorgold ganz oder theilweise
                              									wieder zersetzt, wohl auch zum Theil verflüchtigt. Es wird daher einige Uebung
                              									erfordert, um das gehörige Maaß zu treffen.
                           6. Nach der Röstung wird das Erz der Amalgamation unterworfen. Auf 100 Theile Erz
                              									haben wir bei unseren Versuchen 20 Theile Quecksilber genommen. Man wird vielleicht
                              									im Großen mit weniger ausreichen; allein ein Ueberschuß kann nicht schaden; man ist
                              									eines guten Erfolges um so sicherer, und das Quecksilber bekommt man, wenn mit
                              									Sorgfalt zu Werk gegangen wird, bis auf weniges, was unvermeidlich untergeht,
                              									wieder. Das Erzmehl muß zu diesem Zweck mit Wasser zu einem dicklichen Brei, der
                              									ungefähr die Consistenz des zum Gebrauche fertigen Mörtels hat, angemacht
                              									werden.
                           7. Ob das Wasser vor oder nach dem Quecksilber vortheilhafter zugesetzt wird, wollen
                              									wir einstweilen noch unentschieden lassen; wir haben so und so meist gute Resultate
                              									erhalten. Die Einmengung desselben in das trockene Pulver hat jedenfalls den
                              									Vortheil, daß es sich darin durch rasches Umrühren und Rütteln weit besser
                              									vertheilen läßt als in der feuchten Masse, worin es meist schnell wieder
                              									zusammenfließt. Einen besondern Nutzen kann aber dieses Verfahren dann gewähren,
                              									wenn im Erz noch Eisenchlorür enthalten ist. Dieses verträgt sich nämlich, wenn
                              									Wasser hinzukommt, nicht mit dem Goldchlorid, sondern scheidet daraus regulinisches
                              									Gold ab, was sich so fein durch die ganze Masse vertheilt, daß ihm das Quecksilber
                              									nur schwer beikommen kann. Kommt aber dieses vor dem Wasser mit dem Goldchlorid
                              									zusammen, so wird dieses wahrscheinlich schon im trockenen Zustande ganz oder
                              									größtentheils reducirt und amalgamirt, und wenn auch beim Zusatz des Wassers, der
                              									erst nach Verlauf einiger Zeit und nach längerem Umrühren erfolgen dürfte, noch
                              									etwas regulinisches Gold abgeschieden wird, so stoßt es sogleich und in allen Punkten auf das vorher
                              									schon vorhandene und sehr fein vertheilte Quecksilber. – Das Eisenchlorür
                              									könnte übrigens auch durch etwas sehr verdünnte Chlorkalklösung in Eisenchlorid
                              									verwandelt werden.
                           Die Amalgamation würde wohl im Großen, am besten in Fässern, wie in Freyberg
                              									vorzunehmen seyn.
                           8. Auf diese Operation folgt das Verwaschen der Erzmasse, was auf bekannte Weise
                              									geschieht. Hiebei bekommt man fast alles Quecksilber wieder bis auf den Theil,
                              									welcher zur Reduction des Silbers und Goldes verwendet worden, der in Calomel
                              									verwandelt wird, was in den Rückständen bleibt. Das Quecksilber gibt nämlich bei
                              									diesem Verfahren nicht bloß das Auflösungsmittel, sondern auch das Reducirmittel der
                              									edlen Metalle ab, wie bei der amerikanischen Silberamalgamation, wobei fast immer 2
                              									Aequivalente Quecksilber für 1 Aequivalent gewonnenes Silber aufgeopfert werden
                              									müssen. Diesen Verlust kann man leicht ertragen, besonders wenn man es mit
                              									goldhaltigen Erzen zu thun hat und der Goldgehalt nicht gar zu gering ist und sonst
                              									Alles gut von Statten geht. Etwas Quecksilber wird überdieß immer verzettelt.
                           9. Ein anderes bewährtes aber etwas kostspieligeres Verfahren ist das mit
                              									Quecksilberoxyd-Vitriol und Kochsalz. Ich will hier das Wesentlichste davon
                              									mittheilen. – Die Kiese werden für dieses Verfahren nur einmal gut geröstet,
                              									dann fein gemahlen und hierauf mit einer sehr verdünnten Auflösung von dem genannten
                              									Vitriol in Kochsalzlösung getränkt, zu welcher wenigstens eben so viel Kochsalz
                              									genommen werden soll als Vitriol. Um diesen aufzulösen, wäre zwar schon die Hälfte
                              									Kochsalz hinreichend, da aber dieses noch eine andere Function zu machen hat,
                              									nämlich das Quecksilber aus dem beim folgenden Proceß sich bildenden Calomel
                              									leichter zur Reduction zu bringen, so muß ein größeres Quantum in Anwendung gebracht
                              									werden.
                           Auf 100 Theile geröstetes Erz haben wir 4 Theile Quecksilbervitriol, welcher
                              									50–54 Proc. Quecksilber enthielt, genommen. Im Großen würde man
                              									wahrscheinlich mit 3 Theilen, vielleicht auch noch mit weniger ausreichen. Das
                              									Kochsalz wird zuerst im Wasser gelöst, die Lösung mit ziemlich viel Wasser verdünnt
                              									und dann der Vitriol unter beständigem Umrühren allmählich eingetragen. Dieser
                              									Auflösung wird noch so viel Wasser zugesetzt als nöthig ist mit dem Erzmehl einen
                              									dicken Brei zu bilden. Diesen läßt man ungefähr 24 Stunden, am besten an einem
                              									warmen Orte stehen und bringt ihn hernach in einen Kessel von Gußeisen, unter
                              									welchem ein schwaches Feuer angemacht wird. Anfangs läßt man die Masse ruhig darin
                              									stehen bis sie durch und durch warm geworden; hernach wird 1/4 so viel
                              									Gußeisenpulver gut eingemengt, als Quecksilbervitriol genommen worden. Es können auch
                              									entsinterte Blechabschnitte gute Dienste leisten, wodurch viel Eisenpulver erspart
                              									werden kann, wovon nur zuletzt noch eine kleine Portion zugesetzt werden dürfte. Das
                              									Eisen des Kessels wirkt ebenfalls mit.
                           Die Masse im Kessel muß von Zeit zu Zeit gut umgerührt werden, und unter demselben
                              									ist immer ein schwaches Feuer zu unterhalten. Beständiges Umrühren ist nicht nöthig,
                              									möchte sogar nicht gut seyn. Wenn wegen Verdampfung des Wassers der Brei zu dick
                              									wird, so muß etwas warmes Wasser zugesetzt werden. Zu dünn darf man ihn nicht
                              									machen, weil sonst das Eisen und reducirte Quecksilber zu Boden gehen würden und
                              									daher nicht gehörig wirken könnten.
                           10. Der Vorgang bei diesem Verfahren ist folgender: Der in der Kochsalzlösung
                              									befindliche und zum Theil in Quecksilber-Chlorid umgewandelte
                              									Quecksilbervitriol durchdringt die ganze Erzmasse und kommt mit allen darin
                              									befindlichen Goldtheilchen in Berührung; kommt dann Eisen hinzu, wodurch das
                              									Quecksilber reducirt wird, so hat dieses Gelegenheit, das Gold auf allen Punkten zu
                              									fassen und in sich aufzunehmen. Da im Quecksilbervitriol immer überschüssige
                              									Schwefelsäure vorhanden ist, so wird dadurch aus dem Kochsalz Salzsäure frei
                              									gemacht, welche unter Mitwirkung des Eisenoxyds mit dem vorhandenen Silber
                              									Chlorsilber bildet, welches nachher durch das Eisen ebenfalls reducirt und vom
                              									Quecksilber aufgenommen wird. Anfangs wird vielleicht auch etwas Chlorgold
                              									erzeugt.
                           Wenn das Eisen eingemengt wird, so entsteht anfänglich auch etwas Calomel, woraus
                              									durch fortgesetzte Wirkung des Eisens das Quecksilber völlig hergestellt wird. Dazu
                              									trägt der Ueberschuß von Kochsalz, wodurch das Calomel etwas auflöslich gemacht
                              									wird, sehr viel bei.
                           11. Zu diesem Proceß sind kaum zwei Stunden erforderlich. Man überzeugt sich vom
                              									Ablauf desselben, wenn sich auf eine, ein Paar Minuten lang in die Masse gehaltene
                              									blanke eiserne Spatel kein Quecksilber mehr niederschlägt. Nun wird, um das
                              									gebildete Amalgam zu sammeln, metallisches Quecksilber, ungefähr 10 Theile auf 100
                              									Theile Erz, zugesetzt, und alles 1–1 1/2 Stunden lang gut umgerührt, während
                              									dem man das Feuer unter dem Kessel ausgehen läßt. Dann wird die Masse mit Wasser, am
                              									besten mit warmem, allmählich und unter beständigem Umrühren verdünnt und zuletzt
                              									der Kessel fast ganz mit Wasser angefüllt; worauf das Verwaschen folgt.
                           12. Wenn alles gut von statten gegangen ist, so erhält man das Quecksilber mit einem
                              									Zuwachs, welcher ungefähr der Hälfte des verbrauchten Quecksilbervitriols
                              									gleichkommt, der durch das Eisen vollkommen zersetzt worden seyn muß. Das Quecksilber enthält aber
                              									nicht bloß Silber und Gold, sondern auch Kupfer und Blei, welche Metalle unter den
                              									obwaltenden Umständen durch das Eisen ebenfalls hergestellt werden, nachdem sie
                              									vorher mit der freien Salzsäure in Verbindung getreten waren. Dadurch wird das
                              									Quecksilber immer mehr oder weniger schlierig, und will man es, ohne es destillirt
                              									zu haben, zu einer nachfolgenden Operation wieder gebrauchen, so muß man es durch
                              									Zwillich pressen. Der Rückstand, welcher dabei bleibt, kann für sich abgetrieben
                              									oder destillirt werden.
                           13. Wenn die gerösteten Kiese nur sehr wenig oder gar keine Schwefelsäure enthalten
                              									und auch nur wenig Kieselerde darin ist, so kann dadurch geholfen werden, daß man
                              									sie vor der Röstung mit Kochsalz, mit sehr verdünnter Schwefelsäure anfeuchtet,
                              									worin auf einen Theil concentrirter Säure 20–30 Theile Wasser kommen. Die
                              									weitere Behandlung ist übrigens dieselbe, wie das sub
                              									Nr. 3 etc. beschriebene Verfahren.
                           Stark und bis zur völligen Oxydation des Eisens auf das Maximum gerösteter
                              									Eisenvitriol würde ohne Zweifel als Zuschlag dasselbe leisten wie die Schwefelsäure;
                              									wir haben aber darüber keinen Versuch gemacht.
                           Ein Zuschlag von gut gerösteter Potté könnte auch die Schwefelsäure vertreten;
                              									sie dürfte aber nicht von der Beschaffenheit seyn, wie die war, womit wir uns in der
                              									letztern Zeit beschäftigten und von welcher im Nachfolgenden gesprochen werden wird.
                              									1 Theil davon mit 4 Theilen geröstetem Kies von Wolfgang-Stollen gemengt, mit
                              									Kochsalz geröstet etc. vereitelte beinahe ganz das Ausbringen des Goldes.
                           14. Nach allen übrigen, so eben beschriebenen Methoden haben wir aus den mehr
                              									genannten Kiesen vom Wolfgangstollen Gold und Silber ausgebracht, und das
                              									ausgebrachte Gold näherte sich immer sehr dem vom königl. unmittelbaren Hauptmünzamt
                              									angegebenen Goldgehalt, und bei einem, mittelst Quecksilbervitriol gemachten
                              									Versuche ist dieses Erz bis auf ein Minimum seines Goldgehalts beraubt worden; denn
                              									in den Rückständen fand dasselbe Amt nur mehr eine unwägbare Spur von Gold.
                           Wenn es bei anderen Versuchen nicht immer so weit gebracht wurde, so darf man daraus
                              									nicht schließen, daß überhaupt nicht der rechte Weg eingeschlagen worden, sondern
                              									daß bloß störende Nebenumstände, welche bei unseren, sehr im Kleinen und mit
                              									unvollkommenen Vorrichtungen gemachten Versuchen nicht alle leicht beseitigt werden
                              									konnten, Ursache waren, warum nicht immer das höchste Ziel erreicht werden
                              									konnte.
                           
                           Im Großen geht es bei dergleichen Dingen fast immer weit besser, besonders wenn
                              									einmal ein geregeltes Verfahren eingeführt ist, und man sich darin gut eingeübt hat.
                              									Anfangs stoßt man auch da nicht selten auf mancherlei Hindernisse und bisweilen
                              									stellen sich im Laufe der Zeit ganz unerwartete ein.
                           Das Quecksilber haben wir nach jedem Versuche destillirt und den Rückstand in der
                              									Retorte mit Salpetersäure behandelt, wo gewöhnlich eine wägbare Menge Goldes zurükbliebzurüblieb, obwohl wir meist nicht mehr als 3 Pfd. Med. Gew. des oft genannten Erzes
                              									in Arbeit nahmen. Das Silber wurde aus der sehr verdünnten Auflösung durch Salzsäure
                              									als Chorsilber gefällt.
                           15. Nachdem wir mit den Kiesen vom Wolfgangstollen so günstige Resultate erhalten
                              									hatten, glaubten wir, daß es keine Schwierigkeit haben würde, mit der Potté
                              									die nämlichen zu erlangen, und dieß um so mehr, weil sie weit feiner war, und mit
                              									Wasser einen zarten Schlamm bildete. Allein der Erfolg entsprach nicht der
                              									Erwartung. Wir manipulirten damit auf die mannichfaltigste Weise und wendeten fast
                              									alle erdenklichen Mittel an, wovon wir glaubten, daß sie zum Ziele führen könnten;
                              									allein es half nur wenig oder gar nichts; es wurden immer nur Spuren von Gold, oft
                              									gar keines, stets aber Silber ausgebracht.
                           16. Diese Potté war sehr schlecht ausgelaugt und geröstet, sie enthielt daher
                              									noch viel schwefelsaures Eisenoxydul, nebst schwefelsaurem Eisen- und
                              									Kupferoxyd und selbst noch unzersetztes Schwefelmetall. Diesem Uebelstande, auf den
                              									wir Anfangs nicht genug achteten, konnte aber durch nochmaliges Auslaugen und Rösten
                              									abgeholfen werden; allein es fruchtete wenig oder nichts, wir mochten sie stark oder
                              									schwach auslaugen, stark oder schwach rösten, mit wenig oder viel Kochsalz, oder
                              									dieses ganz weglassen.
                           17. Bei einem frühern Versuche mit anderer Potté hatten wir ein günstiges
                              									Resultat mit einem Ausbringen von 4/5 des ganzen Goldgehalts dadurch erhalten, daß
                              									wir derselben erst Quecksilber und dann Kochsalz zusetzten, wobei das Quecksilber
                              									zum Theil in Calomel sich verwandelte und eine so feine Vertheilung des übrigen
                              									veranlaßte, daß alles unsichtbar wurde. Diesem Umstande schrieben wir den guten
                              									Erfolg zu, und dieß gewiß mit Recht. Ein Uebelstand dabei war aber, daß das
                              									Quecksilber nur sehr schwer wieder hergestellt werden konnte. Seitdem haben wir aber
                              									gegen dieses Hinderniß ein Mittel darin gefunden, daß wir mehr Kochsalz, auf 100
                              									Theile Potté 10–12 Theile anwendeten, wodurch das Calomel etwas
                              									auflöslich und das Quecksilber daraus ungleich leichter reducirbar wird. Diese
                              									Operation wird am besten in einem eisernen Kessel über einem schwachen Feuer mit Zusatz des
                              									nöthigen Eisenpulvers nebst andern kleinen Eisentheilen vorgenommen, wobei die Masse
                              									immer in einem breiartigen Zustande erhalten werden muß. Sie ist beendigt, wenn das
                              									Quecksilber in großen Partien zum Vorschein gekommen und auf eine blanke eiserne
                              									Spatel sich kein Quecksilber mehr niederschlägt. Auf dieses Verfahren setzten wir
                              									vorzügliches Vertrauen und hofften mit Zuversicht der so widerspänstigen
                              									Potté alles Gold abgewinnen zu können. Allein wir bekamen davon bald gar
                              									nichts, bald nur schwache Spuren. – Uebrigens glauben wir, daß unter andern
                              									Umständen von diesem Verfahren mit Vortheil Gebrauch zu machen und dadurch der
                              									Quecksilbervitriol zu ersetzen seyn würde, welcher uns bei der in Rede stehenden
                              									Potté auch seine Dienste versagte.
                           18. Da alle angewandten Mittel nichts fruchteten und wir denn doch an dem angegebenen
                              									Goldgehalt dieser Potté nicht zweifeln konnten, so geriethen wir auf die
                              									Vermuthung, daß sie einen bedeutenden Zinngehalt haben müsse und das Gold mit
                              									Zinnoxyd zu Goldpurpur vereinigt sey, dem es sich bekanntlich durch Quecksilber
                              									nicht entziehen läßt. Bei genauer Nachforschung fanden wir dieses Metalloxyd
                              									wirklich in nicht unbedeutender Menge, worauf wir uns beinahe überzeugt hielten, daß
                              									dieses der Knoten sey, mit dessen Lösung wir uns so lange vergeblich geplagt hatten,
                              									und den wir auch jetzt noch nicht zu lösen vermögen. Wir versuchten zwar noch
                              									allerlei und versprachen uns insbesondere viel von der Leistung des Chlorkalks
                              									– in der Meinung, daß sich bei seiner Einwirkung werde zinnsaurer Kalk bilden
                              									und das Gold sich mit dem Chlor vereinigen. Allein wir bezweckten dabei nichts
                              									anderes, als daß wir durch dieses Agens etwas Gold auflöslich machten, was aber dem
                              									Goldgehalt der Potté nicht entsprach. Durch hierauf damit vorgenommene
                              									Amalgamation konnten wir ihr gar nichts abgewinnen. Mit Kochfalz und etwas
                              									Braunsteinpulver gelinde geröstet, verhielt sie sich ebenso.
                           Auch der galvanische Strom wurde mehrmals versucht, indem wir die mit Kochsalz
                              									geröstete und mit Wasser angemachte Masse längere Zeit demselben aussetzten. Es
                              									wurden aber auch dadurch nur Spuren von Gold erhalten.
                           19. Inzwischen machten wir auch mehrere Gegenversuche, indem wir 1 Gran Blattgold mit
                              									3000 Gran Potté durch längeres Abreiben genau mengten, das Gemeng mit
                              									Kochsalzlösung tränkten, unter beständigem Umrühren gelinde rösteten und dann wie
                              									die gerösteten Kiese vom Wolfsgangstollen theils mit, theils ohne Eisenpulver zu
                              									amalgamiren versuchten. Die Resultate fielen verschieden aus; bei einigen Versuchen
                              									erhielten wir nur sehr wenig Gold wieder, bei keinem alles, und das höchste Ausbringen war 0,7 Gran.
                              									Diese Ergebnisse ließen auch schließen, daß in dieser Potté eine Substanz
                              									vorhanden seyn müsse, die das Gold so bindet, daß es dem Quecksilber nicht
                              									zugänglich ist.
                           Bei einem dieser Versuche zeigte sich die merkwürdige Erscheinung, daß, als wir die
                              									geröstete und mit Wasser angemachte Masse auf ein Filtrum brachten, die Flüssigkeit
                              									mit purpurrother Farbe durchlief, wodurch die Gegenwart von Goldpurpur und mithin
                              									von Zinnoxyd deutlich angezeigt wurde.
                           20. Es ist zu bemerken, daß, wenn Blattgold mit reinem Eisenoxyd calcinirt wird, dann
                              									das Gold durch Amalgamation nicht mehr zu extrahiren sey: woraus ich schloß, daß das
                              									Gold in der Glühhitze mit dem Eisenoxyd auch eine ähnliche Verbindung eingehen könne
                              									wie mit dem Zinnoxyd. Dieses halte ich auch gegenwärtig noch nicht für
                              									unwahrscheinlich, um so mehr, da sich durch directe Amalgamation des mit feinem Gold
                              									versetzten und geglühten Eisenoxyds beinahe gar kein Gold erhalten läßt, glaube
                              									aber, daß diese Verbindung nicht so innig sey wie die zwischen Gold und Zinnoxyd,
                              									und durch Dazwischenkunft von Salzsäure nicht unschwer wieder aufgehoben werden
                              									könne; denn als ich unlängst diesen Versuch in der Art wieder machte, daß ich im
                              									Kochsalz aufgelösten Quecksilbervitriol anwendete, dann Eisenpulver und zuletzt
                              									regulinisches Quecksilber hinzubrachte, erhielt ich das Gold bis auf ein MinimumMinmum wieder. – Diese Erfahrung ist nicht unwichtig, indem sie jedenfalls
                              									so viel beweist, daß man sich vergeblich bemühen würde, wenn man dem gerösteten
                              									goldhaltigen Schwefel- oder Magnetkies, wäre er auch frei von Zinn, durch
                              									directe Amalgamation das Gold entziehen wollte.
                           Aus den angeführten Experimenten, die das Resultat zahlreicher, unter den
                              									mannichfaltigsten Umständen und Combinationen durchgeführten Versuche sind, geht die
                              									Gewißheit hervor:
                           a) daß allen unfern goldhaltigen Kiesen ihr ganzer
                              									Goldgehalt und mit verhältnißmäßig geringen Kosten entzogen werden kann, mit
                              									Ausnahme der zinnhaltigen, die überhaupt nur sehr wenig Gold enthalten möchten, und
                              									deren Verarbeitung auch ohne Gegenwart von Zinn die Kosten des Ausbringens nicht
                              									lohnen würde;
                           b) daß das vollkommene Ausbringen des Goldes nur dann
                              									stattfinde, wenn eine gehörige chemische Vorbereitung der Erze durch Zusatz von
                              									Quecksilbervitriol, oder eine Aufschließung durch Röstung mit Kochsalz, der
                              									Amalgamation vorangegangen ist.
                           München, den 30. Julius 1842.
                           
                           Aufgefordert, Anträge über ein angemessenes Verfahren zu stellen, wodurch die
                              									Zugutbringung der Bodenmaiser Erze im Großen ohne unverhältnißmäßige Kosten zu
                              									bewerkstelligen seyn möchte, hat sich Fuchs in einem
                              									Berichte an die k. General Bergwerks- und Salinen-Administration vom
                              									22. August 1842, wie folgt geäußert:
                           
                              „Vor allem ist auszumitteln, ob bei Bodenmais wirklich Erze von einem
                                 										solchen Goldgehalte nachhaltig brechen, daß ihre
                                 										Zugutmachung im Großen lohnend seyn kann. Wie groß der Goldgehalt zu diesem
                                 										Zwecke seyn müßte, wage ich nicht zu entscheiden; er dürfte aber, wenn man einen
                                 										Gewinn erwarten wollte, kaum weit unter 5 Loth in 100 Centnern herabsinken. Erze
                                 										von so geringem Gehalte, wie die in der letzten Zeit untersuchten waren, würden
                                 										schwerlich die Kosten des Ausbringens lohnen, wenn auch das Verfahren einfach
                                 										und nicht kostspielig wäre.“