| Titel: | Versuche mit dem Bessemer'schen Proceß der Eisenfabrication. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LI., S. 182 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LI.
                        Versuche mit dem Bessemer'schen Proceß der
                           								Eisenfabrication.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1857, Nr.
                              								1746.
                        Versuche mit dem Bessemer'schen Proceß der
                           								Eisenfabrication.
                        
                     
                        
                           Dr. Stevenson Macadam hat in
                              									diesem Betreff der Royal Scottish Society of Arts
                              									folgenden Bericht erstattet:
                           
                              „Neuerlich sind verschiedene Versuche im Großen auf den Dundyvan
                                 										Eisenwerken und auf Coat's Stabeisenwerken bei
                                 										Glasgow mit Bessemer's Proceß angestellt worden. Der
                                 										zu Dundyvan angewendete Ofen bestand aus Eisen und war im Innern mit feuerfestem
                                 										Thon bekleidet; er wurde mit 13 (engl.) Ctrn. und 36 Pfd. Roheisen Nr. 2 besetzt
                                 										und der kalte Wind mit einer Pressung von 15 Pfd. auf den Quadratzoll
                                 										eingeblasen. Das Roheisen fing sogleich an aufzukochen, es folgten darauf Funken
                                 										so wie eine Flamme, und es entstanden viele Schlacken, so daß der Ofen zuweilen
                                 										überfloß. Das Blasen wurde 89 Minuten lang fortgesetzt, während welcher Zeit
                                 										sich Funken, Flamme, so wie Schlacke unaufhörlich entwickelten. Das Eisen wurde
                                 										alsdann aus dem Ofen abgelassen und floß in Formen. Das in den Formen erhaltene
                                 										Metall wog nur 3 Ctr. und 86 Pfd., welche mit dem während des Processes
                                 										ausgeflossenen Eisen, nämlich 1 Ctr. und 96 Pfd., zusammen 5 Ctr. und 70 Pfd.
                                 										als das ganze Gewicht des bei dem Versuch gewonnenen reinen Eisens ergeben.
                              
                           
                              „Es ist zu erwähnen, daß nach einer halben Stunde die Windpressung
                                 										allmählich bis auf 5 Pfd. abnahm, was von der Erweiterung der Formöffnungen
                                 										herrührte; jedoch erwies sich die letztere Pressung noch hinreichend, um die
                                 										geschmolzene Masse zu durchdringen. Die zu diesem Versuche verwendete Zeit war
                                 										unnöthig lang und sie war ohne Zweifel die Ursache, daß so viel von dem Eisen
                                 										verbrannt wurde. Der Verlust betrug zwei Drittel von dem eingesetzten Metall, er
                                 										belief sich in runder Zahl auf 8 Gewichtstheile von 13. Das erlangte Eisen war
                                 										sehr krystallinisch und spröde, und zeigte sich beim Walzen rothbrüchig. Es wurde nun ein Versuch gemacht, dieses
                                 										Eisen auszuglühen, indem man es rothglühend machte und dann langsam abkühlte;
                                 										bei einem andern Versuch wurde solches Eisen sechzig Stunden in der Rothgluth
                                 										erhalten und dann nach und nach abgekühlt. Beide Versuche mißlangen aber, indem
                                 										sie immer wieder das sehr krystallinische und spröde Product gaben.
                              
                           
                           
                              „Auf Coat's Stabeisenwerk wurde von feuerfesten
                                 										Ziegelsteinen ein runder Ofen zum Proceß hergestellt und mit 7 Ctr. Roheisen Nr.
                                 										1 besetzt. Die kalte Gebläseluft wurde unter einem Drucke von 12 Pfd., der
                                 										jedoch auf 5 Pfd. herabging, 30 Minuten lang durch das Metall getrieben. Es
                                 										zeigten sich die gewöhnlichen Erscheinungen der Funken, der Flamme und der
                                 										Schlacke, worauf das Eisen in Formen abgestochen wurde. Das Product oder die
                                 										Rohschiene (bloom) zeigte sich sehr krystallinisch
                                 										und spröde beim Glühen und Walzen, und selbst nachdem diese Processe wiederholt
                                 										worden waren, behielten die Stäbe den krystallinischen und spröden Charakter;
                                 										sie waren kaltbrüchig.
                              
                           
                              „Ein anderer Versuch mit Roheisen Nr. 1, welches 24 Minuten lang einem
                                 										Windstrom unterzogen wurde, gab ein ähnliches Resultat; das allmähliche
                                 										Auswalzen machte auch das Eisen nicht zähe und fadig. Es ist zu beachten, daß
                                 										die bei diesen Versuchen angewendeten Roheisensorten, bei Coat's Nr. 1 und zu Dundyvan Nr. 2 waren. Diese Sorten sind
                                 										leichtflüssiger als die anderen, enthalten mehr Kohlenstoff, haben einen höhern
                                 										Preis und werden von den Käufern zum Vergießen und nicht zum Verpuddeln benutzt.
                                 										Dagegen werden die Sorten Nr. 3 und 4 gewöhnlich zur Stabeisenfabrication
                                 										verwendet. Es wurde bei Coat's ein Versuch mit
                                 										Roheisen Nr. 4 gemacht, aber in 15 Minuten setzte sich das Metall in dem Ofen zu
                                 										Boden und obgleich der Abstich des Ofens sogleich geöffnet wurde, floß es doch
                                 										nicht ab, sondern mußte in einer Masse aus dem Ofen herausgebrochen werden.
                              
                           
                              „In gewisser Beziehung hat der gewöhnliche Feineisenherd dieselbe Leistung
                                 										wie der Bessemer'sche Ofen, da es mit Ausnahme des
                                 										Kohlenstoffes ganz unmöglich ist alle in dem Roheisen befindlichen fremdartigen
                                 										Substanzen in dem Herde abzuscheiden. Wird aber Roheisen eine kurze Zeit, statt
                                 										dem Feinen im Feineisenherde, dem Bessemer'schen
                                 										Proceß unterworfen und das Product dann in den Puddelofen gebracht, so erhält
                                 										man ein besonders gutes Stabeisen, wie ein Versuch, welcher im großen Maaßstabe
                                 										in Coat's Stabeisenwerk ausgeführt wurde, bewiesen
                                 										hat.“