| Titel: | Verbesserung der Zinkkohlenkette; von Chr. Bergeat zu Passau. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXIV., S. 260 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXIV.
                        Verbesserung der Zinkkohlenkette; von Chr. Bergeat zu
                           								Passau.
                        Aus der Zeitschrift des deutsch-österreichischen
                                 										Telegraphen-Vereins, 1856, S. 257.
                        Bergeat's Verbesserung der Zinkkohlenkette.
                        
                     
                        
                           Der Metallreif, welcher in der Zinkkohlenkette das negative Element umschließt, wird
                              									bekanntlich in Folge der Porosität der Kohle von den in der Kette befindlichen
                              									Säuren und sauren Dämpfen an den Berührungsstellen verändert, und hierdurch geht der
                              									metallische Contact zwischen Kohle und Schließungsbogen, also auch die
                              									Leitungsfähigkeit in hohem Grade verloren.
                           Bei der Zinkkohlenkette, welche auf Seite der Kohle mit Salpetersäure in Thätigkeit
                              									gebracht und gewöhnlich nicht fortwährend im Gebrauche ist, muß der Metallring nach
                              									jedem Versuch herabgenommen und bei wiederholtem Gebrauche von neuem gereinigt
                              									aufgesetzt werden, außerdem findet man denselben nach einiger Zeit dergestalt
                              									zerfressen, daß der Apparat alle Wirkungen versagt, welche ein gutes
                              									Leitungsvermögen der Kette voraussetzen. Und eben diese machen die Mehrzahl aus.
                           Wird aber die galvanische Zinkkohlenkette mit verdünnter Schwefelsäure in Wirksamkeit
                              									gebracht, so entsteht zwischen der Kohle und dem Metallreif ein schwefelsaures Salz,
                              									welches sich, wenn derselbe Kupfer ist, in die Flüssigkeit zieht und Veranlassung
                              									gibt, daß sich die Kohle mit Kupfer beschlägt, und in diesem Zustande nur zu einer
                              									höchst unbeständigen Spannung von geringem Werthe befähigt ist. Dabei bleiben jene
                              									im käuflichen Kupfer vorhandenen Unreinigkeiten, welche in der Schwefelsäure nicht
                              									gelöst werden, an der Berührungsstelle zwischen Kohle und Kupferring zurück, und
                              									hindern durch ihren großen Leitungswiderstand den freien Uebergang des elektrischen
                              									Stromes.
                           Besteht der Metallring aus Blei, so ist zwar der erste Uebelstand, wenn das
                              									angewandte Zink nicht Kupfer enthält, beseitigt, allein das an den Berührungspunkten
                              									entstehende schwefelsaure Bleioxyd bleibt wegen seiner Unlöslichkeit sitzen und
                              									bietet, wie die Erfahrung lehrt, dem galvanischen Strome bald einen größeren
                              									Widerstand dar, als Ketten mit einem Kupferringe, die schon Jahre lang im Gebrauche
                              									sind,
                           Um aller Unannehmlichkeiten, welche aus dergleichen Ursachen entspringen, bei meinen
                              									Versuchen mit galvanischen Ketten ein für allemal überhoben zu seyn, habe ich schon
                              									vor längerer Zeit 30 becher- und walzenförmige Kohlencylinder auf die
                              									nachstehende Art mit einem Kupferringe beschlagen, wobei die Berührungsstellen der
                              									Einwirkung schädlicher Flüssigkeiten und Dämpfe absolut unzugänglich sind, und somit
                              									die von der metallischen Berührung des Schließungsdrahtes mit der Kohle abhängige
                              									Wirtungsgröße der Kette nicht nur stets die gleiche, sondern auch die größte ist,
                              									indem bei dieser Verbindungsweise des Kupferringes mit der Kohle die absolut
                              									innigste Berührung zu Stande kommen muß.
                           Weil es jedoch hierbei vorzüglich nur auf die Erhaltung des erzielbaren Maximums der
                              									galvanischen Kraft der Kohle abgesehen war, so wurde versuchsweise ein Cylinder 30
                              									Wochen lang bis fast an den äußerlich geschützten Kupferring in Salpetersäure
                              									gestellt und von Zeit zu Zeit wieder geprüft, und da sich bei dieser harten Probe
                              									weder ein Fehler in der innigsten Berührung, noch die geringste Kraftabnahme
                              									nachweisen läßt, so halte ich mich von der Zweckmäßigkeit der Methode überzeugt und
                              									ihre Mittheilung zu allenfallsiger Anwendung oder Verbesserung um so mehr
                              									gerechtfertigt, als die Versuche, welche mit 28 dergleichen Kohlencylindern mit
                              									freundlicher Bewilligung des königl. Telegraphenamtes in München an hiesiger Station
                              									gemacht wurden, seit einem Jahre zu der Praxis geführt haben, diese für die
                              									Localbatterie, wo bekanntlich eine schlecht leitende Kette auch schlechte Wirkung
                              									hat, in Anwendung zu bringen.
                           Das Verfahren ist wesentlich folgendes:
                           Damit die Kohle an der Stelle, wo der Kupferring mit ihr in Berührung kommen soll,
                              									weder Flüssigkeit noch saure Dämpfe aufsaugen könne, verstopfe ich zuerst alle Poren
                              									auf das vollkommenste mit Harz; dann überziehe ich die mit Harz durchdrungene Zone
                              										galvanoplastisch
                              									 mit Kupfer, denn
                              									hierdurch wird die vollkommenste Berührung hergestellt. Der galvanoplastische
                              									Niederschlag wird nun mit dem Schließungsdraht zusammengelöthet und zum Schutze
                              									gegen äußere Einwirkungen überfirnißt.
                           Die Operation gelingt unfehlbar auf folgende Art:
                           In einem eisernen Gefäße schmelzt man Colophonium und stellt die trockenen 7–8
                              									Zoll hohen Cylinder hinein, so daß sie 1 1/2–2 Zoll tief in das flüssige Harz
                              									an dem Ende eintauchen, welches später mit Kupfer beschlagen werden soll. Erhält man
                              									binnen circa 2 Stunden das Harz sehr dünnflüssig, so
                              									werden die Cylinder 3–4 Linien tief davon durchdrungen und alle
                              									Kapillarwirkungen der porösen Kohle unmöglich gemacht. Hierbei ist aber die Vorsicht
                              									anzuwenden, das Harz, bevor die Cylinder hineingestellt werden, bis zum Aufsteigen
                              									weißer Dämpfe zu erhitzen, weil außerdem die aus den Poren vertriebene Luft und
                              									Feuchtigkeit ein starkes Aufschäumen und Verunreinigen der Kohle mit sich bringt.
                              									Ist dieser Fall etwa eingetreten, so löst concentrirte Schwefelsäure das Harz wieder
                              									ab.
                           Würde man ohne weitere Vorsicht den am einen Ende von Harz durchdrungenen Cylinder
                              									aus der dünnflüssigen Masse herausnehmen und abkühlen lassen, so würden jedoch
                              									keineswegs alle Poren hinreichend ausgefüllt seyn, weil das geschmolzene Harz sich
                              									beim Erkalten sehr stark zusammenzieht, wodurch natürlich wieder neue Poren
                              									entstehen würden. Deßhalb läßt man die Cylinder, bevor sie herausgenommen werden,
                              									mit dem geschmolzenen Colophonium langsam erkalten, bis dasselbe teigartig geworden
                              									ist. Begreiflicher Weise muß nun ihre äußere Fläche von dem Harzüberzug befreit
                              									werden, ehe man sie in den galvanoplastischen Apparat setzen kann. Dieß kann zwar
                              									häufig dadurch geschehen, daß man beim Herausziehen der Cylinder aus der noch warmen
                              									Harzmasse das Anhängende mit einem Messer scharf abstreicht, in den meisten Fällen
                              									wird aber noch ein leichtes Ueberraspeln nach dem Erkalten unvermeidlich seyn. Soll
                              									das vom Harz durchdrungene Ende ganz vorzüglich für den galvanoplastischen Proceß
                              									vorbereitet werden, so überpinselt man es mit Weingeist und reibt es sogleich mit
                              									feinem Sand, dann mit Wasser und Sand ab.
                           Diese Zubereitung der Kohle dürfte auch da ihre Vortheile haben, wo dieselbe nicht
                              									galvanoplastisch, sondern bloß wie gewöhnlich mit einem Kupferstreifen beschlagen
                              									werden soll, jedenfalls ist solche der ähnlichen Zubereitung mit Wachs oder Stearin
                              									vorzuziehen, weil Colophonium wegen seiner Sprödigkeit nicht an der inneren Seite
                              									des Kupferringes anhaften und hierdurch die Leitung schwächen kann.
                           
                           Um jetzt den Kohlencylinder galvanoplastisch mit einem Kupferringe zu versehen,
                              									verfährt man auf die allgemein bekannte Art gerade so, als ob derselbe von Metall
                              									wäre, wozu ich hier nur bemerken will, daß man durch Umbinden dünner
                              									Kautschukstreifen um diejenigen Zonen, welche von dem galvanoplastischen Proceß
                              									nicht getroffen werden sollen, auf die leichteste Weise den Kupferstreifen so breit
                              									oder schmal erhalten kann als man will. Es versteht sich von selbst, daß man die
                              									Cylinder nicht tiefer in die Kupfervitriollösung tauchen wird als nothwendig ist. Um
                              									das Innere eines Kohlenbechers vor dem galvanoplastischen Niederschlag zu schützen,
                              									nehme ich das Harz, welches sich innen und an der oberen Endfläche angesetzt hat,
                              									erst nach Beendigung des galvanischen Processes hinweg. Hohle Cylinder, welche als
                              									Bestandtheile einer Batterie in Thonzellen gestellt werden, die also bloß an ihrer
                              									Außenfläche wirken sollen, erhalten sehr zweckmäßig den Kupferniederschlag an ihrer
                              									inneren Fläche, weil hier vermittelst einer geeigneten Harzcomposition der
                              									Kupferüberzug am dauerhaftesten vor äußerlicher Zerstörung geschützt werden
                              									kann.
                           Beim Anlöthen des Leitungsdrahtes mit dem Löthkolben hat man vorzüglich darauf zu
                              									achten, daß der Ring nur an der Stelle heiß werde, wo das Loth ausgetragen wird;
                              									außerdem würde das Harz vielleicht ringsum schmelzen und bei seinem Austreten die
                              									Porosität der Kohle zum Theil wieder herstellen. Deßhalb nimmt man hiezu
                              									leichtflüssiges Zinnloth aus 63 Thln. Zinn und 37 Thln. Blei, sogenanntes
                              									Sickerloth.
                           Da galvanisch niedergeschlagenes Kupfer leichter als anderes angegriffen wird, so
                              									haben solche Cylinder, bei welchen der Kupferring äußerlich nicht vollkommen
                              									geschützt ist, die Eigenschaft, sich in Folge galvanischer Wirkung mit einem
                              									Kupferniederschlag zu bedecken, wenn sie beim Auswässern ganz unter Wasser gestellt
                              									werden. Da aber bloß der vom Harze nicht durchdrungene Theil des Auswässerns bedarf,
                              									so kann dieser Uebelstand mit einiger Aufmerksamkeit leicht vermieden werden.
                              									Kohlencylinder, welche sich während ihres langen Aufenthaltes in der Linienbatterie
                              									mit einem Kupferüberzuge bedeckt haben, werden jedoch besser, als durch Abkratzen,
                              									davon befreit, wenn man sie vor dem Auswässern einige Zeit an der Luft stehen läßt;
                              									denn hier wird das Kupfer oxydirt und dann von der noch anhängenden Säure
                              									gelöst.
                           Zum Schutze gegen äußerliche Zerstörung hat man früher den Kupferring mit
                              									Gutta-percha überzogen, was aber, da dieser Ueberzug mit der Zeit spröde wird
                              									und abfällt, wieder aufgegeben worden ist. Besser wird der beabsichtigte Zweck durch
                              									Kautschuk erreicht. Läßt man nämlich den etwa 3/4 Zoll breiten Kupferring um 1/4
                              									Zoll vom oberen Rande abstehen und bestreicht die obere Außenfläche des Cylinders 1
                              									1/2 Zoll breit mit einer Kautschuk-Asphaltlösung in leichtem Steinkohlentheeröl, so läßt sich mit
                              									Leichtigkeit ein 5/4 Zoll breiter Kautschukstreifen aufkleben, welcher den
                              									Kupferring hermetisch einschließt. Damit dieß aber gut von Statten gehe, darf der
                              									Firniß nicht mehr schlüpfrig seyn, und muß der Kautschukstreifen an einem warmen Ort
                              									seine Steifheit verloren haben.
                           Unter den Firnissen, welche ich zum Ueberziehen der Kupferringe angewendet habe,
                              									scheint eine Auflösung von Schellack in Weingeist sich am besten zu bewähren.
                           Es wurde bereits erwähnt, daß bei der hiesigen Telegraphenstation seit einem Jahre
                              									solche auf die eben beschriebene Art zubereitete Cylinder, besonders in der
                              									Localbatterie, gebraucht werden. Dieselben waren vorher zum allergrößten Theil
                              									solche, die wegen ihres allzugroßen Widerstandes als unbrauchbar bei Seite gestellt
                              									waren. Von den bei ihrer Behandlung gemachten Erfahrungen mögen folgende hier eine
                              									Stelle finden:
                           1. Das Leitungsvermögen der Kohlensubstanz an sich war ein auffallend verschiedenes.
                              									In Folge dieses Umstandes zeigten die mit verschiedenen, obgleich galvanisch
                              									beschlagenen Cylindern zusammengesetzten Ketten einen sehr ungleichen Widerstand, so
                              									zwar, daß die schlechtesten bis sechsmal schlechter leiteten als die besten. (Bei
                              									der Untersuchung wurde stets die gleiche Thonzelle und neben der Tangentenboussole
                              									ein Rheostat angewendet.)
                           2. Je besser die Kohle leitete, um so schneller und gleichförmiger erfolgte der
                              									Kupferniederschlag im galvanoplastischen Apparat.
                           3. Zwei Cylinder mit so geringem Leitungsvermögen, daß im galvanoplastischen Apparat
                              									kein Niederschlag mehr erfolgte, wurden, mit Kohlenpulver umgeben, in einem
                              									Töpferofen stark gebrannt; hierdurch wurde das Leitungsvermögen ein
                              									ausgezeichnetes.
                           4. Die elektromotorische Kraft war nicht bei allen Cylindern gleich, und scheint
                              									durch einen galvanisch aufgesetzten Leitungsring wenig oder nicht verstärkt zu
                              									werden. Deshalb kann auch die Wirkung einer beschlagenen Kohle in der
                              									Linienbatterie, wo der Effect hauptsächlich von der elektromotorischen Kraft
                              									abhängt, nicht merklich stärker seyn, als wenn sie mit einem Bleiring versehen
                              									wäre.
                           Es ist sehr wahrscheinlich, daß eine dauerhafte Verbindung des Leitungsdrahtes mit
                              									der Kohle zweckmäßiger dadurch hergestellt werden kann, daß man den galvanischen
                              									Niederschlag nur etwa 1/4 Zoll breit und nicht dicker als ein Kartenblatt werden
                              									läßt, dann beiderseits dieser kupfernen Zone ein 1/4 Zoll breites Kautschukband um
                              									den Cylinder legt, und nun über diese drei Zonen ein zollbreites Band aus gewalztem
                              									Kupfer (oder Hartblei?), welches aber bereits mit dem Leitungsdraht zusammengelöthet
                              										ist, recht stark
                              									anzieht. Würde man jedes der beiden Kautschukbänder circa 3/4 Zoll breit nehmen, so könnten sie nach dem Aufziehen des
                              									Kupferbandes umgebogen und auf letzteres aufgeklebt werden, wodurch dasselbe vor
                              									jeder äußeren Einwirkung geschützt seyn würde.