| Titel: | Ueber Glasfabrication; von Carl Kohn. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXVIII., S. 288 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber Glasfabrication; von Carl Kohn.
                        Kohn, über Glasfabrication.
                        
                     
                        
                           Die Abhandlung „über die Wirkung des Braunsteins als Entfärbungsmittel des
                                 										Glases“ von Prof. v. Liebig (polytechn.
                              									Journal Bd. CXXXII S. 376) veranlaßte mich,
                              									auf der Glasfabrik bei Gr. Konarzyn in Westpreußen Versuche anzustellen, um mich
                              									durch deren Resultat zu überzeugen, in wie weit die Ansicht des Hrn. v. Liebig über die gegenseitige Aufhebung der färbenden
                              									Kraft des Mangan- und Eisenoxyduls im Glase eine richtige ist. Meine Versuche
                              									ergaben nun folgende Resultate:
                           In größeren Quantitäten schmolz ich im Glasofen durch Manganoxydul dunkelviolett
                              									gefärbtes Glas, im entsprechenden Verhältniß mit durch Eisenoxydul dunkelgrün
                              									gefärbtem Glase zusammen. Das Resultat war ein lichtgrünes Glas, welches, nachdem
                              									ich dem noch im Hafen befindlichen Glase nach und nach manganhaltiges Glas zusetzte,
                              									immer heller wurde, d.h. das Glas nahm die Farbe eines schmutzig halbweißen Glases
                              									an. Ein zweiter Versuch, bei dessen Ausführung ich mich eines lichtviolett und
                              									lichtgrün gefärbten Glases bediente, gab ein helleres Product als das beim ersten
                              									Versuch erhaltene Glas) doch behielt dasselbe eine schmutzige, weißlichgraue Farbe.
                              									Bei dem folgenden Versuche nahm ich ein durch Nickel und Antimon hyacinthroth
                              									gefärbtes und ein durch Uran grün gefärbtes Glas im entsprechenden Verhältniß; es
                              									resultirte ein, man möchte sagen opalisirendes Glas, welches bei durchgehendem
                              									Lichte eine schwach gelbliche, auf dem Scherbenbruch betrachtet eine ins röthliche
                              									ziehende Farbe hatte.
                           Versuche, welche ich mit durch Chlorgold roth gefärbtem und durch Chromoxyd grün
                              									gefärbtem Glase anstellte, ergaben ein schmutzig gelbgrünes Glas, welches durchweg
                              									lebrig von reducirtem Golde war.
                           Die angestellten Versuche ergeben zur Genüge, daß die bisherige Annahme,
                              										„Manganoxyd wandle im Glase vorhandenes Eisenoxydul in Oxyd um, durch
                                 										welchen Proceß die grüne Farbe des letzteren weniger bemerklich sey,“
                              									eine irrige und deßhalb unhaltbar ist; denn würden die anderen sogenannten
                              									Entfärbungsmittel, wie Salpeter, Arsen, an und für sich dem Glase eine rothe Farbe
                              									ertheilen, wie dieß mit dem Mangan der Fall ist, so würde man auch mit dem zuvor
                              									genannten Material dieselben Resultate erzielen. v. Liebig's Annahme, die gegenseitige Aufhebung der sich einander ergänzenden
                              									Farben grün und roth, bedingt durch Zusammenschmelzen eines durch Eisenoxydul grün und
                              									durch Mangan roth gefärbten Glases, steht also unzweifelhaft fest.
                           Noch füge ich dem Gesagten hinzu, daß ich als Entfärbungsmittel, oder besser gesagt
                              									als Maskirungsmittel bei der Darstellung des weißen Glases, ein Gemisch von Nickel
                              									und Antimon anwende, durch welche Anwendung ich es ganz in meiner Gewalt habe dem
                              									Glase eine durch den ganzen Hafen gleichmäßige, ins Röthliche ziehende Färbung zu
                              									ertheilen. Die Farbe des, wie vorher erwähnt, dargestellten Glases ist eine
                              									angenehmere, als wenn als Entfärbungsmittel Mangan angewendet wurde, indem bei
                              									Anwendung des letzteren die Farbe des Glases nach dem Boden des Hafens zu immer
                              									dunkler, und wenn das Mangan eisenhaltig war, sogar braunviolett wird, ein
                              									Uebelstand – dessen ich bei Anwendung meines Entfärbungsmittels überhoben
                              									bin.
                           Beim Schmelzen farbiger Gläser verwende ich mit Vortheil, statt der verschiedenen
                              									Metalloxyde, die betreffenden Metalle in der Art, daß ich dieselben, wie z.B.
                              									Kobalt, in Salpetersäure löse, und diese salpetersaure Kobaltlösung dem Glassatze
                              									beimische, wodurch ich, bei der hier statthabenden höchst feinen Zertheilung des
                              									Kobalts, ein weit geringeres Quantum färbender Substanz als bei der Anwendung von
                              									Kobaltoxyd bedarf. Die auf diese Art erzeugten farbigen Gläser fallen reiner und
                              									schöner, als die mittelst Oxydes dargestellten Gläser, aus.
                           Ein sehr schönes Goldrubinglas stelle ich dar, indem ich folgende Materialien
                              									zusammenschmelze:
                           
                              
                                 12 Pfund
                                 Kiessand,
                                 
                              
                                 15    
                                    											„
                                 Mennige,
                                 
                              
                                   3     „
                                 Potasche,
                                 
                              
                                   2     „
                                 Salpeter.
                                 
                              
                           12 Gran Ducatengold, aufgelöst in einer halben Unze Königswasser, welches letztere,
                              									nachdem das Gold darin gelöst, bis auf 2 Unzen mit Wasser verdünnt, über den
                              									Kiessand gesprengt und untermischt, dem übrigen Material beigegeben und
                              									durchgemischt wird. Um ganz sicher zu gehen, wird dieß Glas bei nicht zu hoher
                              									Temperatur geschmolzen; bei richtiger Behandlung wird das geschmolzene Glas allemal
                              									sicher gelingen, sehr gut ausfallen und nicht klebrig werden. Da bei diesem Glase
                              									kein Zinnoxyd angewendet wird, so wird wohl hiermit deutlich erwiesen, daß die
                              									frühere Behauptung, der Goldpurpur bilde sich im Glase, eine irrige Meinung war.
                           Versuche, welche ich machte, Glas als Isolirschicht gegen das Weiterdringen von
                              									Feuchtigkeit bei Baulichkeiten (Pferdeställen u.s.w.) anzuwenden, ergaben sehr
                              									günstige Resultate. Zu dem Zwecke ließ ich, nachdem auf dem aus der Erde
                              									hervorragenden Fundament eine Mauersteinschicht, auf diese wiederum eine Kalkschicht
                              									aufgebracht war, doppeltstarke Glastafeln von 12 Zoll Höhe und der Steinschicht
                              									entsprechender Breite, dicht neben einander in die Kalkschicht eindrücken, auf diese
                              									Glasschicht wiederum eine Lage Kalk geben, und nun wie gewöhnlich die Steinschichten
                              									folgen. Gefugte Mauerwerke halten sich nach der eben angegebenen Methode durchaus
                              									trocken. Ein Weiterdringen von Feuchtigkeit ist nur bei mit Kalk berappten und
                              									geputzten Mauerwerken, und auch hier nur oberflächlich, möglich. Jedenfalls ist die
                              									eben angegebene Methode bei Aufführung von neuen Baulichkeiten, z.B.
                              									Cavallerie-Pferdeställen, in Betracht zu ziehen. (Aus Dr. L. Elsner's chemisch-technischen
                                    									Mittheilungen der Jahre 1854–1856.)