| Titel: | Ueber die mit comprimirter Luft arbeitende Maschine bei den Govan-Steinkohlenwerken; von Hrn. W. C. Randolph zu Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXXV., S. 321 | 
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                        LXXV.
                        Ueber die mit comprimirter Luft arbeitende
                           								Maschine bei den Govan-Steinkohlenwerken; von Hrn. W. C. Randolph zu Glasgow.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1857, Nr.
                              								1748.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                        Randolph, über eine mit comprimirter Luft arbeitende
                           								Maschine.
                        
                     
                        
                           Diese Maschine wurde zu einem besondern Zweck beim Betriebe der Govangrube unweit
                              									Glasgow construirt, wozu eine gewöhnliche Dampfmaschine nicht angewendet werden
                              									konnte; und obgleich unter andern Umständen eine solche Kraftmaschine nicht
                              									ökonomisch wäre, entsprach sie in dem vorliegenden Falle allen Anforderungen.
                           Der Hauptschacht hat auf 176 Yards Tiefe sechs untereinander liegende
                              									Steinkohlenflötze durchsunken, von denen das hangendste 92 Yards unter Tage liegt.
                              									Von dem Schachttiefsten aus wurde eine querschlägige Strecke 706 Yards lang ins Feld
                              									getrieben und durchfuhr die in dem Verhältniß von etwa 1 : 11 abfallenden Flötze.
                              									Von deren Ende ab wurde zur Ausrichtung des dritten Flötzes und zur Vorrichtung der
                              									Baue auf demselben ein blinder Schacht abgesunken, welcher gegenwärtig eine Tiefe
                              									von 26 Yards erreicht hat.
                           Nun handelte es sich darum, die Förderung und Wasserhaltung in diesem blinden
                              									Schachte betreiben zu können, welcher fast eine halbe engl. Meile von dem
                              									Tageschacht entfernt ist. Ein Dampfkessel war daselbst nicht zulässig und vom Tage
                              									herein Dampf dorthin zu führen, ging auch nicht an. Die vorgeschlagene Benutzung von
                              									Wasserkraft hatte auch ihre Schwierigkeiten, und der Verfasser ging daher auf die
                              									Idee des Hrn. David Elder ein, nämlich comprimirte Luft
                              									anzuwenden, welche über Tage von einem Dampfmaschinengebläse erzeugt, zu dem blinden
                              									Schacht geleitet, dort
                              									wie nicht condensirter Dampf benutzt und dann in die Baue ausgelassen würde, um
                              									deren Wetterversorgung mit zu bewirken. Dieser Vorschlag wurde angenommen, und die
                              									vorliegende Maschine zu dem Ende von den HHrn. Randolph, Elliot und Comp. entworfen und erbaut. Sie ist
                              									nun auf dem erwähnten Steinkohlenwerke länger als sechs Jahre im Betriebe gewesen
                              									und entspricht ihrem Zweck vollkommen.
                           Der Hauptschacht enthält eine gewöhnliche Fördermaschine, und eine aus vier Sätzen
                              									bestehende Kunst, und dient zum Einziehen der frischen Wetter; er ist 18 Fuß lang, 8
                              									Fuß weit, an der Tageöffnung oval und unten länglich-viereckig. Er geht bis
                              									zur Sohle der Grundstrecke, welche 9 Fuß weit, 6 Fuß hoch und durch einen in der
                              									Mitte angebrachten Scheider in zwei Theile getheilt ist, um in dem einen die
                              									frischen Wetter ein- und durch den andern die Grubenwetter ausführen zu
                              									können. Der Wetterschacht hat 7 Fuß im Durchmesser, auf der Sohle einen Wetterofen,
                              									und enthält eine Fördermaschine. In einem dazu vorgerichteten Raume an der obern
                              									Oeffnung des blinden Schachtes ist die Luftmaschine, zur Bewirkung der Förderung und
                              									Wasserhaltung in demselben, aufgestellt. Die comprimirte Luft wird dieser Maschine
                              									durch eine 10 Zoll weite gußeiserne Röhre zugeführt, die von einer Dampfmaschine, in
                              									der Nähe der Tageöffnung des Hauptschachtes, ausgeht und durch den Hauptschacht und
                              									die Hauptstrecke führt.
                           Diese Compressionsmaschine ist in Fig. 7 im senkrechten
                              									Durchschnitt und theilweisen Aufriß dargestellt. Der Dampfcylinder H ist 15 Zoll weit, hat 3 Fuß Kolbenhub und treibt drei
                              									verdichtende Luftpumpen I, I, die abwechselnd zu beiden
                              									Seiten des Balancierzapfens arbeiten und die Luft dem Reservoir K in der Mitte zuführen, von wo sie in die Hauptröhre
                              										F gelangt. Das dem Dampfcylinder entgegengesetzte
                              									Ende des Balanciers ist mittelst eines Bleuels mit der Kurbel an der Welle des
                              									Schwungrades L verbunden, um die Bewegung auszugleichen.
                              									Die Luftpumpen I, I haben 21 Zoll im Durchmesser und
                              									einen Kolbenhub von 18 Zoll; die Kolbenstangen gehen durch Stopfbüchsen am Boden der
                              									Cylinder, indem dort die Stopfung der Einwirkung der comprimirten Luft nicht
                              									ausgesetzt ist. Die Kolbenstangen sind mit Kreuzköpfen verbunden, deren Enden in
                              									senkrechten Leitungen gerade geführt werden. Die Luftpumpen sind mit Kugelventilen
                              									versehen, jede Pumpe hat drei Sätze derselben und jeder Satz besteht aus 44
                              									messingenen Kugeln von 2 Zoll Durchmesser, die auf drei concentrischen Ringen
                              									vertheilt sind. Jede Kugel ist von Gittern umgeben und kann sich 1/2 Zoll heben.
                           Wegen des hohen Drucks der Luft, welcher bis 30 Pfd. per
                              									Quadratzoll beträgt, mußten Vorsichtsmaßregeln getroffen werden, um das Durchdringen durch die Ventile
                              									zu verhindern, wozu auf den Kolbenso wie auch auf den Einlaß- und
                              									Auslaß-Ventilen stets eine Schicht Wasser unterhalten wird, durch welche alle
                              									Luft gehen muß. Zur Herbeischaffung dieses Wassers dient eine kleine Pumpe M von 3 Zoll Durchmesser und 10 Zoll Hub; sie gießt das
                              									Wasser in den mittlern Behälter K aus, von wo ab es
                              									durch die engen Röhren N, während des
                              									Kolbenniederganges, in jede Luftpumpe abfließt; die Menge des einfließenden Wassers
                              									wird durch den Hahn O an jeder Röhre regulirt. Das
                              									überflüssige Wasser wird bei jedem Kolbenaufgange durch die Ausflußventile in den
                              									Centralbehälter K ausgegossen, wodurch jene auch mit
                              									Wasser bedeckt erhalten werden. Auf diese Weise wird die comprimirte Luft
                              									vollständig ausgedrückt und es entsteht kein Kraftverlust durch Expansion der Luft
                              									hinter dem Kolben, zu Anfang des Kolbenniederganges. Der Wasserstand im
                              									Centralbehälter wird durch einen gläsernen Wasserstandszeiger an der Seite desselben
                              									angegeben. Alles durch die Kolbenventile und den Kolben sickernde Wasser entweicht
                              									durch die Ein- und Auslaßventile, und wird durch eine Ueberfallröhre an dem
                              									Luftpumpengehäuse abgeführt.
                           Die Luftpumpencylinder sind mit Messing bekleidet, um jeden Angriff gesäuerten
                              									Wassers zu verhindern; dasselbe ist bei den Kolben der Fall, die übrigens keine
                              									Liederung haben, sondern nur so genau abgedreht sind, daß sie luft- und
                              									wasserdicht in die Cylinder passen. Die Pumpen sind sechs Jahre lang in fast
                              									ununterbrochenem Betriebe gewesen und haben fast gar keine Reparaturen erfordert;
                              									nur einige Ventilgitter, welche zerbrachen, mußten ausgewechselt werden.
                           Die gewöhnliche Geschwindigkeit dieser Maschine beträgt ungefähr 25 Umgänge in der
                              									Minute mit einem Dampfdruck von 18 Pfd. auf den Quadratzoll, wodurch ein Luftdruck
                              									von durchschnittlich 20 Pfd. per Quadratzoll
                              									hervorgebracht wird.
                           Die Luftmaschine am Blindschachte hat einen Cylinder von 10 Zoll Durchmesser und 18
                              									Zoll Hub, und macht ebenfalls etwa 25 Umdrehungen in der Minute. Sie ist eine alte
                              									Hochdruckmaschine. Zur Ableitung der beim Comprimiren der Luft erzeugten Wärme dient
                              									das Wasser auf den Ventilen der Compressionsmaschine, welches die Wärme absorbirt
                              									sobald sie entstand, daher ein Theil des Wassers als Dampf in der Hauptröhre
                              									aufsteigt. Derselbe wird in der Röhre condensirt und das dadurch entstandene Wasser
                              									von Zeit zu Zeit mittelst eines Hahns in den Sumpf des Schachtes abgelassen.
                           Der Druck der Luft bei der untern Maschine beträgt nur etwa 1 Pfd. per Quadratzoll weniger, als bei der
                              									Compressionsmaschine über Tage. Die Wärmeabsorption beim plötzlichen Austritt der
                              									comprimirten Luft bei jedem Kolbenhub der untern Maschine veranlaßt eine so
                              									bedeutende Kälte, daß im Winter die Maschine durch Eisbildung im Cylinder und
                              									Auslaßventile oft zum Stillstande kommt.
                           ––––––––––
                           Den Verhandlungen, welche nach dem Vortrage vorstehenden Aufsatzes im Vereine der
                              									mechanischen Ingenieure zu Glasgow in diesem Betreff statt fanden, entnehmen wir das
                              									Nachstehende: – Hr. Randolph bemerkte, daß die
                              									Temperatur der Luft in der Hauptröhre von 32 bis 60° C. schwanke, was von der
                              									Geschwindigkeit des Betriebes der Maschine und der Temperatur der Atmosphäre
                              									abhänge. Die drei Ventilsätze seyen behufs größtmöglicher Wirksamkeit der Pumpen
                              									angebracht worden.
                           Hr. Rogers machte darauf aufmerksam, daß die hier
                              									beschriebene Art der Kraft- oder Bewegungsmittheilung auch in vielen anderen
                              									Fällen sich vortheilhaft anwenden lassen dürfte. Seiner Meinung nach müsse die
                              									Temperatur der ausströmenden comprimirten Luft jederzeit unter dem Gefrierpunkte
                              									seyn und ihre Verbreitung in die Baue daher eine für die Arbeiter sehr wohlthätige
                              									Abkühlung hervorbringen, da die natürliche Temperatur tiefer Steinkohlengruben
                              									27° C. betrage, durch Arbeiter und Pferde aber häufig bis auf 32° C.
                              									gesteigert werde.
                           Hr. Harvey äußerte seine Verwunderung, daß bei einer so
                              									langen Röhre, in welcher die verdichtete Luft fortgeleitet werde, der Unterschied
                              									des Luftdruckes bei der Compressions- und bei der Verbrauchsmaschine nur 1
                              									oder 2 Pfd. betrage; ein großer Vortheil sey aber in dem vorliegenden Falle dadurch
                              									erlangt, daß die Hauptleitungsröhre gleichen Querschnitt mit dem arbeitenden
                              									Cylinder habe. Auch sey es jedenfalls ökonomischer, comprimirte Luft in die Grube zu
                              									treiben, als Hochdruckdämpfe, weil der Dampfverlust auf einer so großen Entfernung
                              									sehr bedeutend sey. Er habe in Fifeshire eine Grube befahren, in welcher die über
                              									Tage erzeugten Dämpfe durch den Schacht einer Maschine unter Tage zugeführt werden,
                              									um die letztere in Betrieb zu setzen, wozu jedoch Dämpfe von sehr hohem Druck
                              									erforderlich seyen.
                           Hr. Fairbairn bemerkte, daß es sehr wünschenswerth wäre,
                              									Versuche über die Temperatur- und Druckdifferenz, sowohl bei Dampf als Luft,
                              									welche in einen Schacht eingeführt werden, anzustellen. Er hoffe, Prof. Rankine werde die Sache in die Hand nehmen und den
                              									vorliegenden Fall zu Versuchen mit der Luft benutzen. Er habe in Konstantinopel eine Pulvermühle
                              									gesehen, die man mit comprimirter Luft betreibt, welche von 300 Yards hergeleitet
                              									wird; durch die Reibung in den Röhren verliere die Luft aber bedeutend an Druck,
                              									bevor sie die Maschine erreiche.
                           
                        
                     
                  
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