| Titel: | Röhrenverbindung für Wasser- und Gasleitungen, von Hrn. H. Petit zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXXIX., S. 330 | 
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                        LXXIX.
                        Röhrenverbindung für Wasser- und
                           								Gasleitungen, von Hrn. H.
                              									Petit zu Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, August 1856 und Februar
                              									1857, S. 62.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Petit's Röhrenverbindung für Wasser- und
                           								Gasleitungen.
                        
                     
                        
                           Die von Hrn. Petit erfundene Röhrenverbindung, welche in
                              									den Fig. 22
                              									bis 25
                              									dargestellt ist, hat gegen das gewöhnlich bei Wasserleitungen etc. angewendete
                              									System wesentliche Vorzüge, weil sie sich leicht montiren und repariren läßt und die
                              									Herstellungskosten gering sind.
                           Die Verbindung besteht aus einem doppelten oder dreifachen Falz am Ende der
                              									Röhrenstücke, welcher zur Aufnahme einer Scheibe von vulcanisirtem Kautschuk dient,
                              									die durch die beiden Röhren zusammengedrückt erhalten wird. Diese, von dem Erfinder Druck- und Hebel-Verbindung (à pression et levier) benannte Vorrichtung läßt sich in
                              									verschiedener Weise ausführen.
                           Fig. 22
                              									stellt im senkrechten Durchschnitt zwei durch die Vorrichtung verbundene Röhren
                              									dar;
                           Fig. 23 ist
                              									ein ähnlicher Durchschnitt, welcher die Verbindung halb geöffnet zeigt;
                           Fig. 24 ist
                              									ein Grundriß derselben Anordnung;
                           Fig. 25 ist
                              									der Querdurchschnitt derselben.
                           Aus diesen Figuren ersieht man, daß das eine Ende einer jeden Röhre mit einem
                              									vertieften Rande B und das andere mit einem
                              									hervortretenden Rande A gegossen ist; auf dem Rande A wird die Kautschukscheibe r am zweckmäßigsten angebracht. Den Kautschuk kann man durch andere
                              									zusammendrückbare Substanzen, z.B. Gutta-percha, Leder, Holz, Kartenpappe,
                              									Hanfwerg oder Hanfschnüre (mit oder ohne Ueberzug), einen Kitt etc. ersetzen.
                           Angenommen diese Scheibe bestehe aus Kautschuk, so nimmt dieselbe in ihrem
                              									Normalzustand ein gewisses Volum ein, welches vermindert werden muß, um die nöthige
                              									Dichtung zu erzielen. Zu diesem Zweck sind an jeden: Ende einer Röhre zwei Ohren
                              									oder Lappen a und a'
                              									angegossen, mit denen die Riegel b und b', welche aus Guß- oder Stabeisen bestehen
                              									können, durch Bolzen oder Nägel c und c' verbunden werden.
                           Sollen zwei Röhren mit einander verbunden werden, so legt man die Scheibe r auf die Leiste e (Fig. 23); dann
                              									hebt man die Röhre C so hoch, daß die Punkte c durch den Riegel b
                              									vermittelst Nägeln vereinigt werden können; hernach drückt man die Röhre nieder, bis
                              									die Scheibe zusammengepreßt ist und die beiden Ohren a',
                                 										a' durch den zweiten Riegel b' und die Nägel
                              										c', c' mit einander verbunden sind. Da die Röhre C selbst als Hebel wirkt und ihr Gewicht den
                              									erforderlichen Druck hervorbringt, so läßt sich diese Operation ohne alle
                              									Anstrengung bewerkstelligen. Wenn die Verbindung noch mehr Festigkeit erhalten soll,
                              									so können drei und selbst vier Riegel angebracht werden.
                           
                        
                           Erläuternde Bemerkungen.
                           Für Leitungen von Wasser, welches unter Druck steht, für Gas- und
                              									Dampfleitungen, müssen die Verbindungen vollkommen dicht seyn; sie müssen aber auch
                              									von solcher Beschaffenheit seyn, daß sie durch die Benutzung nicht Schaden leiden,
                              									was bis jetzt noch nicht erreicht wurde. Durch das Petit'sche System dürfte diese Aufgabe gelöst seyn, indem man statt der
                              									starren Verbindungen elastische anwendet. Ganz starre Verbindungen machen eine lange Röhrenleitung
                              									zu einem zusammenhängenden Ganzen, bei welchem sowohl die einzelnen Röhren, als die
                              									Verbindungen, in Folge der Ausdehnung des Gußeisens, der Senkungen des Bodens, oder
                              									von Erschütterungen, z.B. beim Uebergang von Wagen, zerbrochen oder zerrissen werden
                              									können. Das zu starre System der durch Flantschen verbundenen Röhren, in deren Fugen
                              									sich Leder- oder Bleischeiben befinden, hat man schon längst aufgeben müssen,
                              									weil dabei sehr oft Brüche vorkamen. Die Verbindung durch Büchsen, mit Verdichtungen
                              									von getheertem Hanf und von eingetriebenem Blei, hat die Brüche nur auf Kosten der
                              									Dichtigkeit in den Wechseln vermieden, aus welchen bei Ausdehnungen, Biegungen und
                              									Erschütterungen der Röhren das Blei herausfällt.
                           Die wesentliche Bedingung einer guten Verbindung ist daher Elasticität, welche ohne
                              									jeden Nachtheil alle durch Ausdehnung, Bodensenkungen oder Erschütterung veranlaßten
                              									Bewegungen der Röhren gestattet. Der vulcanisirte Kautschuk, welcher eine große
                              									Elasticität besitzt, durch Wasser und Säuren aber nicht verändert wird, ist
                              									vielleicht die einzige Substanz, welche die Lösung dieser Aufgabe ermöglichte, und
                              									sie ist von Hrn. Petit in zweckmäßigster Weise angewendet
                              									worden. Eine zwischen zwei Röhren gebrachte und stark zusammengepreßte
                              									Kautschukscheibe bildet einen Verschluß, welcher einem Druck von 70 Atmosphären
                              									widersteht. Damit die Verbindung ihre ganze Elasticität behält, sind die Röhren so
                              									gelegt, daß sie in ihrer Länge gar keinen Berührungspunkt haben, außer durch
                              									Vermittelung des Kautschuks; die Stifte haben nämlich einen geringern Durchmesser
                              									als die Löcher der Lappen und der Riegel, und lassen daher der Elasticität der
                              									Verbindung den ganzen nöthigen Spielraum; wenn sich die Röhren ausdehnen, so können
                              									folglich ihre Enden weiter in einander treten und dann in ihre frühere Stellung
                              									zurückkommen; sie können ferner, wenn Bodensenkungen statt finden, ganz bedeutende
                              									Curven bilden und Erschütterungen, durch überfahrende Wagen veranlaßt, unterhalten
                              									nur die Elasticität der Verbindung.
                           Die Anwendung der Röhre als Hebel ist ein sehr einfaches Mittel, um eine große Kraft
                              									auszuüben; sie erleichtert das Legen sehr, so daß man mit zwei oder vier Arbeitern
                              									in einem Tage mehr als 1 Kilometer (1/7 deutsche Meile) Röhren von 0,040 bis 0,135
                              									Meter Durchmesser zu legen im Stande ist.
                           Ein anderer Vortheil welchen dieses System gewährt, ist das leichte Auswechseln einer
                              									Röhre an irgend einer Stelle der Leitung. Auch läßt sich eine Leitung leicht
                              									aufnehmen und an einem andern Ort wieder legen, ohne daß dieß andere Kosten als die
                              									der Arbeitslöhne veranlaßt. Die geringe Länge der Muffe am Ende der Röhren veranlaßt
                              									überdieß eine bedeutende Gewichtsersparung an den Röhren im Vergleich gegen das
                              									ältere System.
                           Ein anderer wesentlicher, durch dieses System erlangter Vortheil besteht darin, daß
                              									dabei weder Wasser- noch Gasverlust stattfindet, während die Gasanstalten den
                              									Verlust durch die Röhrenfugen bisher auf 16 bis 35 Proc. veranschlagten.
                           Für Gas- und Dampfleitungen wird ein besonders präparirter Kautschuk
                              									angewendet, welcher durch die Berührung mit diesen Substanzen durchaus nicht
                              									verändert wird; gewöhnlicher vulcanisirter Kautschuk wird vom kalten Wasser nicht
                              									verändert.
                           Seit mehr als drei Jahren sind Leitungen dieser Art für kaltes und heißes Wasser, Gas
                              									und Dampf mit dem besten Erfolg angewendet worden, daher über ihre Zweckmäßigkeit
                              									und Brauchbarkeit nicht die geringsten Zweifel bestehen.
                           Tabelle über das Gewicht gußeiserner Röhren von verschiedenem
                                 										Durchmesser nach den Petit'schen System, nebst
                                 										Preisangabe ihrer Hebelverbindungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 144, S. 332
                              Innerer Durchmesser; Länge der
                                 										Röhre nebst Büchsern; Gewicht der Röhre; Preis einer Verbindungsgarnitur;
                                 										Berechnung auf 1 Meter Röhre; Gewicht v. 1 Meter Röhre; Preis der Verbind. per Meter Röhre; Bemerkungen; Meter; Kubikmet.;
                                 										Kilogr.; Fr. Ct.; Der Preis der Röhren selbst ist nothwendig verschieden, weil
                                 										er von den Roheisenpreis. abhängt, die bekanntlich sehr bedeutend schwanken.
                                 										– Uebrigens kann man immer leicht den Werth des laufenden Meters jeder
                                 										Röhrensorte nach den jedesmaligen Roheisenpreisen berechnen; Jede
                                 										Verbindungsgarnitur besteht aus zwei Theilen, aus vier schmiedeisern. Stiften u.
                                 										aus einer Scheibe v. vulcanis. Kautschuk
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
