| Titel: | Verfahren, mittelst Elektricität Abbildungen von Medaillen, gravirten Metallplatten etc. anzufertigen; von Hrn. Morren. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXXXVII., S. 357 | 
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                        LXXXVII.
                        Verfahren, mittelst Elektricität Abbildungen von
                           								Medaillen, gravirten Metallplatten etc. anzufertigen; von Hrn. Morren.
                        Aus den Comptes rendus, Februar 1857, Nr.
                              								7.
                        Morren's Verf., mittelst Elektricität Abbildungen von Medaillen
                           								etc. anzufertigen.
                        
                     
                        
                           Ich theile im Folgenden die sicherste Methode mit, um nach dem von mir im J. 1845
                              									veröffentlichten Verfahren sowohl von kleinen Medaillen und Münzen, als von großen
                              									gravirten Platten sehr schöne Abbildungen zu erhalten.
                           Man nimmt eine Glasplatte von beiläufig 1 Millimeter Dicke, welche beträchtlich
                              									größer ist als der abzubildende Gegenstand, z.B. die Medaille. Auf die eine Seite
                              									derselben leimt man eine metallene Armatur, z.B. ein Blatt Zinnfolie, in solcher
                              									Weise, daß der Rand der Glasplatte ringsum in der Breite von mehreren Centimetern
                              									frei bleibt, nämlich nicht von der Armatur bedeckt ist. Man trocknet die freie Seite
                              									der Glasplatte, aber ohne sie zu elektrisiren; dann legt man die Glasplatte auf
                              									einen Tisch, so daß die Armatur, welche nach unten zu liegen kommt, mit dem Boden
                              									communicirt. Auf die Glasplatte legt man ein Blatt Papier, welches an der einen
                              									Seite mit einer Schicht Dextrin überzogen wurde; dasselbe muß trocken und ein
                              									schlechter Elektricitätsleiter seyn. Die Medaille überzieht man an der Seite, welche
                              									abgebildet werden soll, durch Reiben mittelst des Fingers mit einer dünnen Schicht
                              									eines fein pulverisirten, die Elektricität leitenden Körpers, welcher in allen
                              									Vertiefungen der Oberfläche der Medaille adhärirt; der Graphit ist hierzu sehr
                              									geeignet. Man reibt mit
                              									einem reinen Finger die vorspringenden Stellen der Oberfläche, welche dadurch
                              									gereinigt und bloß gelegt werden. Dann kehrt man die Medaille um, und schlägt sanft
                              									daran, so daß der lose anhängende Graphit abfällt. Die so vorbereitete Medaille legt
                              									man nun, die abzubildende Fläche nach unten, auf das auf der Glasplatte liegende
                              									Papierblatt, und nähert ihr dann eine geladene Leidner Flasche, so daß deren
                              									Entladung durch die Medaille hindurch stattfindet. Dabei wird der Graphit von der
                              									Medaille auf das Papier übergeführt, wodurch auf diesem ein scharfer und kräftiger
                              									Abdruck der Medaille entsteht. Nimmt man Seidenzeug statt des Papiers, so ist der
                              									Abdruck auf beiden Seiten desselben sichtbar. Um den Abdruck zu fixiren, hält man
                              									das Papier über ein Gefäß mit heißem Wasser, so daß es mit Wasserdampf in Berührung
                              									kommt, wobei das Dextrin feucht wird und den Graphit auf dem Papier befestigt.
                           Wenn man vor dem Fixiren mehrere Abdrücke mit Zwischenlegung von weißem Papier über
                              									einander aus die Glasplatte legt, das Ganze mit einer dünnen Metallplatte bedeckt
                              									und dann den Funken der Leidner Flasche überspringen läßt, so findet man nachher die
                              									Abdrücke in richtiger Stellung auf das Papier übertragen.
                           Wenn man die Medaille vorher mit Tripel, Bimsstein, Spanischweiß etc. abreibt, so
                              									werden die Abdrücke viel weniger schön, offenbar weil der Graphit dann nicht so gut
                              									adhärirt. Die Abdrücke fallen auch in dem Maaße weniger schön aus, als von derselben
                              									Medaille kurz zuvor schon eine Anzahl Abdrücke gemacht sind, was davon herzurühren
                              									scheint, daß durch die elektrische Entladung nicht bloß der Graphit, sondern auch
                              									eine, die Oberfläche aller nicht zuvor abgeriebener oder gereinigter Körper
                              									überziehende, wahrscheinlich organische Substanz übertragen wird, und diese Substanz
                              									(auf deren Entfernung der nachtheilige Einfluß des vorherigen Abreibens der Medaille
                              									auch mit beruht) nachher nicht mehr in genügender Menge auf der Medaille vorhanden
                              									ist.