| Titel: | Ueber die Untersuchung der in den Zuckerfabriken angewendeten Knochenkohle bezüglich ihres Kalkgehalts; von Dr. Renner. | 
| Autor: | Renner | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. XCII., S. 370 | 
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                        XCII.
                        Ueber die Untersuchung der in den Zuckerfabriken
                           								angewendeten Knochenkohle bezüglich ihres Kalkgehalts; von Dr. Renner.
                        Renner, über die Untersuchung der Knochenkohle bezüglich ihres
                           								Kalkgehalts.
                        
                     
                        
                           Die Untersuchung der in den Zuckerfabriken und Zuckerraffinerien angewendeten
                              									Knochenkohle in Bezug auf ihren Kalkgehalt, welchen sie durch die Filtration mit
                              									kalkhaltigen Zuckerlösungen erhält, geschieht in den Fabriken fast durchgängig auf
                              									die von Schatten angegebene WeisePolytechn. Journal Bd. XCV S.
                                       											127., welche darin besteht, daß eine bestimmte Quantität feingepulverte
                              									Knochenkohle mit dem Doppelten ihres Gewichtes reinem, verdünntem Essig (einem
                              									Gemisch von 9 Loth concentrirtem Essige der preuß. Apotheken und 40 Loth
                              									destillirtem Wasser), in einem geeigneten, genau taxirten Gefäße (unter Umrühren) so
                              									lange digerirt wird, bis das Aufbrausen durch Entweichen von Kohlensäuregas
                              									aufgehört hat, d.h. der kohlensaure und der Aetzkalk der Kohle durch den Essig
                              									ausgezogen, gelöst sind. Man läßt auf 30° R. erkalten, ersetzt den
                              									verflüchtigten Essig durch andern, rührt um, filtrirt und untersucht durch Einsenken
                              									der Schatten'schen Kalkwaage (Kalkaräometer) in das
                              									Filtrat, dasselbe auf seinen Kalkgehalt, welchen die Scala unmittelbar in Procenten
                              									am Niveau der Flüssigkeit anzeigt. Die Normaltemperatur bestimmte Schatten zu 15° R., doch hat er eine Tabelle
                              									entworfen, welche die Unrichtigkeiten des verschiedenen spec. Gewichts der
                              									Flüssigkeiten, das ein + oder – von jener Temperatur erzeugt, durch Addition
                              									oder Subtraction von Bruchprocenten berichtigt – und er glaubt auf diese
                              									Weise einen für den technischen Zweck der Untersuchung hinreichenden Grad von
                              									Genauigkeit in dem Verfahren und in dem Instrumente erzielt zu haben, welcher
                              									billigen Anforderungen entspricht.
                           Ich bedaure es lebhaft, eine solche Ansicht nicht theilen zu können. Vielfache, mit
                              									aller Sorgfalt angestellte Untersuchungen der Knochenkohle nach der Methode von Schatten im Vergleich mit der chemischen Analyse, haben
                              									mir solche Unterschiede im Resultate ergeben, daß ich das Schatten'sche Verfahren für die von mir zu untersuchende Knochenkohle als
                              									durchaus unzuverlässig, also unanwendbar finde. Die qualitative und quantitative
                              									chemische Analyse zeigt unter Anderm, auch in weiter unten folgenden Beispielen, daß
                              									durch Digestion der Knochenkohle mit verdünnter Essigsäure außer kohlensaurem Kalk
                              									und Aetzkalk auch andere Bestandtheile, die auf das spec. Gewicht der essigsauren
                              									Lösung Einfluß haben, der Kohle entzogen werden, deren aufgelöste Mengen abhängig
                              									sind einestheils von der Dauer der Digestion, anderntheils von der Temperatur, unter
                              									welcher dieselbe erfolgt. Dabei ist die Auflösung des kohlensauren und des
                              									Aetzkalkes keine vollständige, selbst wenn, wie Analyse Nr. III lehrt, die Kohle
                              									sechs Tage mit dem Essige in Berührung stand.
                           
                           Nr. I. Chemische Analyse einer wiederholt zur Raffination von
                              									Rohr-Rohzucker angewendeten Knochenkohle; einige Stunden nach dem bei der
                              									Wiederbelebung nöthigen Glühen der Untersuchung unterworfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 144, S. 371
                              Bestandtheile der Knochenkohle;
                                 										Gewichts-; Untersuchung der Kohle auf Kalk, nach Schatten; 4stündige
                                 										Digestion; 80° C; Procente; Procente wasserleer berechnet; Die
                                 										Schatten'sche Kalkwaage zeigte an; Die chemische Untersuchung der essigs.
                                 										Kalklösung nach Schatten ergab; Kohlenstoff; schwefelsaurer Kalk; kohlensaurer
                                 										Kalk (incl. Aetzkalk; basisch-phosphorsaurer Kalk; phosphorsaure
                                 										Magnesia; Spur; Chlornatrium; kohlensaures und phosphors. Natron; Kieselsäure;
                                 										Eisenoxyd-Oxydul (als Oxyd bestimmt); Wasser; Silicate (Verunreinigungen:
                                 										Sand etc.); Schwefel, an Calcium gebunden gewesen freies und kohlensaures
                                 										Ammoniak; organische Reste; Verlust; Knochenkohle; Proc.
                              
                           Nr. II. Chemische Analyse einer neuen, noch nicht gebrauchten
                              									käuflichen Knochenkohle, wie sie den Fässern entnommen wurde. – Sechsstündige
                              									Digestion bei 96° C. des Schatten'schen
                              									Digestions-Essigs.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 144, S. 371
                              Kohlenstoff; schwefelsaurer Kalk;
                                 										kohlensaurer Kalk (incl. Aetzkalk); basisch-phosphorsaurer Kalk;
                                 										phosphorsaure Magnesia; Chlornatrium; Eisenoxyd-Oxydul (als Oxyd
                                 										bestimmt); Spur; Wasser; Silicate, Sand etc.; kohlensaures und phosphors Natron;
                                 										Kieselsäure; Schwefel, an Calcium gebunden gewesen freies und kohlensaures
                                 										Ammoniak; organische Reste; Verlust; Knochenkohle; Proc.
                              
                           
                           Nr. III. Chemische Analyse einer neuen, noch nicht gebrauchten
                              									käuflichen Knochenkohle, wie sie den Fässern entnommen wurde. – Achtstündige
                              									Digestion bei 98° C. des Schatten'schen
                              									Digestions-Essigs; darauf sechs Tage stehen lassen unter Umschütteln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 144, S. 372
                              Bestandtheile der Knochenkohle;
                                 										Gewichts-; Untersuchung der Kohle auf Kalk, nach Schatten; 8stündige
                                 										Digestion; 98° C; Procente; Procente wasserleer berechnet; Die
                                 										Schatten'sche Kalkwaage zeigte an; Die chemische Untersuchung der essigs.
                                 										Kalklösung nach Schatten ergab; Kohlenstoff; schwefelsaurer Kalk; kohlensaurer
                                 										Kalk (incl. Aetzkalk); basisch-phosphorsaurer Kalk; phosphorsaure
                                 										Magnesia; Chlornatrium; Wasser; Silicate, Sand etc.; Eisenoxyd-Oxydul
                                 										(als Oxyd bestimmt); phosphorsaures und kohlens. Natron; Schwefel, an Calcium
                                 										gebunden gewesen Kieselsäure; freies und kohlensaures Ammoniak; organische
                                 										Reste; Verlust; Knochenkohle; Proc.
                              
                           In vorstehenden Analysen, zu welchen mir, bei neuer Knochenkohle, immer nur
                              									käufliche, also Handelswaare, zu Gebote stand, ist der Wassergehalt ein durch seine
                              									Höhe auffallender. Lufttrockne Kohle enthält, je nach dem Feuchtigkeitsgrade der
                              									Luft, nur 7 bis 10 Proc. Feuchtigkeit; für einen Mehrgehalt können daher die
                              									Fabrikanten den Absender verantwortlich machen, wenn ein entsprechendes Uebergewicht
                              									der Kohle nicht für jenen entschädigt.
                           Hamburg, den 1. Juni 1857.