| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. , S. 75 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neue Versuche über die Festigkeit der Feuerröhren bei den
                              									Dampfkesseln mit innerer Heizung; von Hrn. W. Fairbairn.
                           Ich habe bisher mit anderen Ingenieuren der Annahme gehuldigt, daß vollkommen
                              									cylindrische Röhren, wenn sie einem gleichförmigen äußern Drucke ausgesetzt sind,
                              									welcher gegen ihr Centrum gerichtet ist, auch einen gleichen Widerstand darbieten,
                              									ohne Rücksicht auf ihre Länge. Nachdem mir aber mehrere Beobachtungen diese Annahme
                              									als zweifelhaft erscheinen ließen, entschloß ich mich die Frage durch Versuche zu
                              									entscheiden; die Royal Society und die British Association for the Advancement of Science
                              									stellten die erforderlichen Mittel zu meiner Verfügung, und es wurde eine lange
                              									Reihe von Versuchen unternommen, welche bald veröffentlicht werden können.
                           Ich halte es aber für nützlich, schon jetzt bekannt zu geben, daß die bisherige
                              									Ansicht eine irrige war, und daß die Feuer- oder Rauchröhren der Kessel nicht
                              									durchaus von gleichförmiger Festigkeit sind, sondern am schwächsten in der Mitte,
                              									und daß, wenn man ihre Länge vergrößert, ihre Festigkeit im Verhältniß der
                              									Verlängerung vermindert wird; mit anderen Worten: die Festigkeit der
                              									Feuer-Röhren steht in umgekehrtem Verhältniß zu ihrer Länge; so wird z.B. die
                              									10 Fuß lange innere Feuerröhre eines Kessels den doppelten Druck einer ähnlichen
                              									Röhre von 20 Fuß Länge aushalten.
                           Ich hoffe bald auch zeigen zu können, nach welchem Princip die durch den Kessel
                              									gehenden Feuerröhren construirt werden müssen, um eine gleichförmige Festigkeit in
                              									allen Theilen des Kessels zu erzielen. (Aus der kürzlich erschienenen zweiten
                              									Auflage von Fairbairn's
                              									Useful information for Engineers, being a series of Lectures
                                 										etc., durch das Civil Engineer and Architect's
                                 										Journal, Februar 1857, S. 38.)
                           
                        
                           Ueber das Verhalten Krupp'scher
                              									Gußstahlbandagen
                           liegen jetzt mehrere Urtheile vor, wovon wir in Nachfolgendem
                              									anszüglich das Wesentlichste mittheilen.
                           
                           1. Bayerische Staatsbahn. Von 2 Paar dem königl.
                              									Oberbahnamt Augsburg zur Verwendung und Probe übergebenen Krupp'schen Gußstahlbandagen wurde 1 Paar unterm 23. April 1855 der
                              									Maschine „Rosenheim,“ das andere unterm 17. Mai v. J. der
                              									Maschine „Friedberg“ unterstellt. Bis April 1856 hatte die
                              									Maschine „Rosenheim“ einen Weg von 6422 Stunden durchlaufen,
                              									während an den Gußstahlbandagen weder am Reife noch am Spurkranze die geringste
                              									Abnutzung bemerkbar war; es befand sich das Räderpaar noch im selben Zustande, wie
                              									es vor einem Jahre der Maschine unterstellt worden war. Das zweite Räderpaar an der
                              									Maschine „Friedberg,“ welches auf der Strecke zwischen Lindau
                              									und Kempten in den strengen Curven läuft, wurde während der Zeit zwar einmal, jedoch
                              									unbedeutend abgedreht. Diese Abdrehung geschah nicht wegen Abnutzung des Reifes oder
                              									Spurkranzes, sondern es mußten die Räder, weil die Höhlung des Spurkranzes dem
                              									Schienensystem nicht entsprach, auf der Fläche mehr conisch gerichtet werden. Seit
                              									17. Mai 1855 hatten dieselben 6400 Wegstunden zurückgelegt.
                           2. Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn. Auf 4 Stück 4
                              									1/2 im Durchmesser haltende Räder der Gütermaschine „Düssel“
                              									wurden in 1855 vier Gußstahlbandagen gezogen Die Räder sind verkuppelt, liegen vor
                              									der Feuerbüchse und sind mit circa 400 Ctr. belastet. Nachdem die Maschine mit
                              									diesen Rädern eine Wegestrecke von 3144 Meilen durchlaufen hatte, waren die Bandagen
                              									circa 0,10'' rhein. eingelaufen; die Abnutzung war überall ganz gleichmäßig. Die
                              									Spurkränze zeigten eine beinahe unmeßbare Abnutzung. Die Räder wurden abgedreht und
                              									erschienen nach dem Abdrehen vollkommen rein und fehlerlos.
                           3. Wilhelmsbahn. Auf dieser Bahn befinden sich drei Achsen
                              									mit Gußstahlbandagen im Betriebe, und zwar ist eine derselben Vorderachse einer
                              									Schnellzugmaschine (nach Crampton'schem Princip), die
                              									andern beiden sind Triebachsen einer gekuppelten Maschine. Die Motive für
                              									Beschaffung der erwähnten Stahlreifen waren folgende: Die Vorderachse der in Rede
                              									stehenden Schnellzugmaschine trägt 230 Zollctr. Last, und hat bei der
                              									Fahrgeschwindigkeit von 8 Minuten pro Meile 6 Umdrehungen in der Secunde zu machen.
                              									Unter diesen Umständen zeigten die eisernen Radbandagen eine außergewöhnlich große
                              									Abnutzung, mußten nach etwa 600 zurückgelegten Meilen des Spurkranzes wegen
                              									abgedreht werden, und wenn die Dicke der Bandage, welche neu 2 1/4'' betrug, bis auf
                              									1 3/4'' reducirt war (was bei dreimaligem Abdrehen gewöhnlich eintrat, zeigte sich
                              									die bedenkliche Erscheinung des Auswalzens durch Verbreiterung und Losewerden an,
                              									und bedingte ohne Weiteres die Anschaffung von neuen Reifen. Die Dauer eines
                              									Bandagenpaares für eine Schnellzugs-Vorderachse war auf der Wilhelmsbahn 8
                              									bis 9 Monate mit ungefähr 1800 zurückgelegten Meilen. Für den Versuch mit
                              									Stahlbandagen auf gekuppelten Achsen bestimmte die Schwierigkeit, 4 Räder auf
                              									gleichem Durchmesser zu erhalten, was doch für die Leistungsfähigkeit und
                              									Conservirung des gehenden Werkes so nothwendig ist. Um das Resultat des Versuches
                              									maßgebend für alle anderen Fälle zu machen, wurden die Räder derjenigen
                              									Lastzugmaschine mit Stahlbandagen versehen, welche täglich die Interimsbahn (mit
                              									Steigung von 1/45 und Curve von 70 Ruthen Radius) befährt. Die Vorderachse der
                              									Schnellzugmaschine hat nun seit December 1856 mit Stahlbandagen 1200 Meilen
                              									zurückgelegt und ist an der Kronfläche (welche die Schienen berührt) unverändert und
                              									so glatt gelaufen, wie es kaum der Drehbankstichel herzustellen im Stande wäre. Die
                              									Flantschen derselben sind sehr wenig angelaufen, und die Achse kann unbedenklich
                              									nochmals 200 Meilen laufen, ehe ein Abdrehen von höchstens 1/8'' nöthig seyn wird.
                              									Die Lastzugmaschine durchlief mit Stahlbandagen 1500 Meilen, wobei die Reifen
                              									durchaus glatt und dicht wurden, ohne sonst die mindeste Abnutzung zu zeigen.
                           4. Braunschweigische Staatsbahn. Für dieselbe wurden im
                              									Jahr 1855 zwölf Stück ungeschweifte Gußstahlreifen, welche zu einer mit 2
                              									gekuppelten Triebachsen versehenen Lastzugmaschine von 491 Zollctr. Gewicht im
                              									fahrbaren Zustande und zu einem Tender von 265 Zollctr. Gewicht bei mittlerer
                              									Belastung mit Wasser und Kohks verwandt sind, geliefert. Diese Reifen haben nach
                              									einer beträchtlichen Leistung eine unerhebliche und durchaus gleichmäßige Abnutzung
                              									erlitten, aus welchen Umständen sowohl auf eine bedeutende, als auf eine
                              									gleichmäßige Härte des Materials zu schließen ist. Von rissigen oder unganzen
                              									Stellen zeigen die Reifen nicht einmal eine Spur. Nach einer Benutzung auf 4454
                              									Fahrmeilen wurden die fraglichen Reifen allerdings nachgedreht, jedoch nicht gerade aus einem
                              									deßfallsigen Bedürfnisse, sondern weil die Maschine nebst Tender in andern Theilen
                              									einer durchgreifenden Reparatur unterworfen war.
                           5. Die mit Krupp'schen Gußstahlbandagen versehene Maschine
                              										„Wien-Raab,“ zur Industrie-Ausstellung nach
                              									Paris bestimmt, hatte bei ihrer Probefahrt von Wien auf den Semmering bei einer
                              									Steigung von 1 : 40, inclusive ihres eigenen Gewichtes, 2900 Ctr. über Stellen mit
                              									feuchten Schienen gezogen, wobei ihre Tyres eine eben so große Adhäsion, als wie mit
                              									den schmiedeeisernen Tyres gezeigt haben.
                           6. Lombardisch-Venezianische Eisenbahn. An der
                              									Locomotive „Piave,“ welche von der Maschinenfabrik der
                              									Wien-Raaber Eisenbahn mit Ende des Jahres 1854 geliefert wurde, sind vier
                              									gekuppelte Räder von 1,78 Meter Durchmesser mit Stahlreifen versehen. Vom 26.
                              									October 1854 bis 4. Februar 1856 durchlief diese Locomotive 4227 Meilen, und nach
                              									solchem Dienste fand sich an den Reifen des einen Räderpaars eine Abnützung von 1
                              									1/2 Millimeter, an denen des andern von 2 Millimetern. Hierauf wurden die Reifen
                              									abgedreht und alle vier genau auf einen gleichen Durchmesser gebracht. Seit jener
                              									Zeit bis Ende October 1856 durchlief die Locomotive weitere 2792 Meilen, ohne daß
                              									ein merklicher Verbrauch an den Reifen bemerkt wurde
                           7. Oesterreichische Staatsbahnen. Auf den Bahnen der
                              									österreichischen Staatseisenbahn-Gesellschaft sind 12 Locomotiven vorhanden,
                              									deren sämmtliche Räder mit Krupp'schen Gußstahlreifen
                              									versehen sind. Diese Maschinen hatten damit bis October 1856 von 811 bis 2625 Meilen
                              									zurückgelegt und es betrug die Abnutzung von 1/2 bis 2 Linien, war aber so
                              									gleichförmig, daß man noch für längere Zeit kein Abdrehen für nöthig erachtete. Ein
                              									Ausdrücken in Folge weicher Stellen war noch nicht vorgekommen.
                           8. Sächsische Staatsbahnen. Ueber das Verhalten der
                              									Gußstahlbandagen auf dieser Bahn vergleiche die Mittheilung in Nr. 50 der
                              									Eisenbahnzeitung vom vorigen Jahr.
                           9. Württembergische Staatsbahn. Mehrere für die schweren
                              									Locomotiven auf der schwäbischen Alp angeschaffte Gußstahlbandagen sind seit einigen
                              									Monaten in Benützung, ohne eine Spur von Abnützung zu zeigen, während alle für diese
                              									Maschinen bis jetzt angewendeten eisernen und Puddelstahl-Bandagen von ganz
                              									kurzer Dauer waren.
                           Wir lassen ein Preisverzeichniß der Krupp'schen
                              									Gußstahlbandagen ohne Schweißung folgen, mit dem Anfügen, daß für Waggonräder eine
                              									Stärke der Bandagen von 1 1/4 Zoll, für Tender und Locomotiven von 1 1/2 Zoll, und
                              									für die allerschwersten Maschinen von 1 3/4 Zoll genügt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 144, S. 77
                              Preis pro 100 Pfd. preuß. Gewicht für Wagenbandagen bis zu 3 Fuß innerem
                                 										Durchmesser; Locomotiv- und Tenderbandagen bis zu 6 Fuß innerem
                                 										Durchmesser; Nur gewalzt mit der üblichen Zugabe fürs Reindrehen 35 Thlr. 40
                                 										Thlr.; Von innen genau ausgerundet und von außen rein gedreht Aufgezogen und
                                 										fertig abgedreht mit den Gußstahlschrauben und Muttern gewogen; auch von innen
                                 										auf Maaß gedreht
                              
                           (Eisenbahnzeitung, 1857, Nr. 7.)
                           
                        
                           
                           Anwendung von Leinsamenschleim als Verdickungsmittel beim
                              									Zeugdruck, nach A. D. Schratz, Chemiker in St.
                              									Denis.
                           Der Genannte empfiehlt die Benutzung des Leinsamenschleims als Verdickungsmittel beim
                              									Zeugdruck (insbesondere für Wollenstoffe) und hat darauf am 24. April 1856 in
                              									England ein Patent erhalten. Er theilt zwei Vorschriften zur Erzeugung von Farben
                              									auf Barège als Beispiele der Anwendung desselben mit, die wir indeß ihrer
                              									Unbestimmtheit wegen hier nicht wieder geben. Die Druckfarbe wird mit dem ganzen
                              									Leinsamen gekocht und nachher durchgesiebt; ein anderes Verdickungsmittel wird nicht
                              									zugesetzt. Der Leinsamenschleim darf mit einer sauren Mischung, so lange diese heiß
                              									ist, nicht zusammengebracht werden, wahrscheinlich weil er dadurch zu dünn gemacht
                              									wird. Die Anwendung des Leinsamenschleims gewahrt den Vortheil, daß die Druckfarbe
                              									wohlfeiler zu stehen kommt, als wenn man Gummi benutzt, daß die Farbe leicht zu
                              									drucken ist und beim Trocknen nicht spröde und rissig wird, wie es bei Gummi und
                              									Stärke der Fall seyn kann, und daß das Verdickungsmittel ganz farblos ist, während
                              									Dextrin immer eine gelbliche Farbe hat, weßhalb die mit Leinsamenschleim verdickten
                              									Farben auch recht rein und lebhaft werden. Für gewisse Farben, namentlich für
                              									Schwarz, wird zugleich Stärke angewendet. Der Leinsamenschleim kann auch für
                              									Tapetendruck angewendet werden. (Aus Repertory of
                                 										Patent-Inventions, Januar 1857, durch polytechn. CentralblattCentrablatt, 1857, S. 478.)
                           
                        
                           Verfahren, das Bier zu klären.
                           Der Brauer muß eigentlich nur klares Bier, Bier mit Glanz, brauen, aber unklares,
                              									trübes, doch sonst gutes Bier will man doch auch nicht weggießen, daher in solchen
                              									Fällen folgendes Verfahren nützlich seyn mag.
                           Ungeklärtes Bier enthält fremdartige, für die Gesundheit nachtheilige Stoffe, auch
                              									hat es einen schlechten Geschmack und hält sich nicht. Demnach erfordert es des
                              									Brauers eigener Vortheil, nur vollkommen abgeklärtes Bier zu liefern. Zum Klären des
                              									Biers bedient man sich verschiedener Stoffe, wie der Hausenblase, Kalbsfüße, des
                              									Caragheen-Mooses. Die erstere wird gewöhnlich zu diesem Zwecke angewendet,
                              									ist aber natürlich sehr theuer. Die Kalbsfüße müssen, wie sich von selbst versteht,
                              									frisch angewendet werden und erfüllen dann vollkommen den Zweck. Im Frühjahr, wenn
                              									die Kälber nicht selten sind, bedient man sich in den kleinen Brauereien der Dörfer
                              									dieses Mittels, um das Sommerbier zu klären, aber in den großen Städten wäre es
                              									unmöglich, sich genug Kalbsfüße zu diesem Zwecke zu verschaffen. Was endlich das
                              									Caragheenmoos betrifft, so hat die Erfahrung gelehrt, daß es theilweise die
                              									Eigenschaften der Hefe zerstört und sie demnach zur Brodbäckerei unbrauchbar macht.
                              									Den diesen drei Abklärungsmitteln anhängenden Uebelständen zu begegnen, schlägt man
                              									ein anderes vor, das die Eigenschaften der Kalbsfüße, als Klärungsmittel zu dienen,
                              									besitzt, weniger kostet und allen Anforderungen entspricht. Dieß Mittel besteht in
                              									einem Leinsamenabsud, der auf folgende Art bereitet wird.
                              									Auf 300 Liter Bier nimmt man 1/2 Liter Leinsamen, den man mit etwas kaltem Wasser
                              									abwäscht und dann mit 6 bis 7 Liter Wasser eine Stunde kochen läßt, während man von
                              									Zeit zu Zeit das verdunstende Wasser durch Zugießen ersetzt. So entsteht eine dicke
                              									schleimige Brühe, die nach einer viertelstündigen Abkochung von den Samenkörnern
                              									getrennt wird.
                           Eine halbe Stunde bevor man dem Gebräu den Hopfen beimischt, wird der Leinsamenabsud
                              									bei fortwährendem Umrühren hineingegossen und die Flüssigkeit in kochendem Zustande
                              									erhalten. Darnach fügt man den Hopfen bei. Der zusammenziehende Hopfenabsud besitzt
                              									die Eigenschaft, den Eiweißstoff des Leinsamens gerinnen zu machen, der in diesem
                              									gallertartigen Zustande die das Bier trübenden fremdartigen Stoffe einhüllt und mit
                              									sich auf den Boden des Gefäßes zieht. Ein so bereitetes Bier klärt sich in sehr
                              									kurzer Zeit ab.
                           Da eine Beimischung von Leinsamenabsud in keiner Weise der Flüssigkeit schadet oder
                              									einen schlechten Geschmack gibt, so stellt sich der Ausübung dieses Verfahrens auch
                              									kein Hinderniß entgegen. (Deutsche Gewerbezeitung, 1857, S. 60.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Anwendung des Amylens als anästhesirendes Mittel;
                              									von Dr. Giraldes.
                           Nach den Versuchen welche in einem Londoner Hospital von Dr. John Snow gemacht worden sind, nahm ich
                              									keinen Anstand, dieses neue Agens in einem Falle zu probiren, wo die Anästhesie
                              									angewendet werden mußte Seit dem 24. Januar habe ich mich desselben anstatt des
                              									Chloroforms im Hospital der Findelkinder und Waisen zu Paris bei 25 Kindern
                              									verschiedenen Alters bedient; aus meinen Beobachtungen glaube ich folgende Schlüsse
                              									ziehen zu können: 1) das Amylen läßt sich leichter, mit mehr Ruhe und weniger
                              									Anstrengung einathmen, als das Chloroform; 2) die Anästhesie tritt sehr rasch ein;
                              									3) der anästhesische Schlaf ist ruhiger, natürlicher, ohne Schnarchen; 4) die
                              									anästhesirten Kranken kommen schnell in den Normalzustand zurück; 5) das Einathmen
                              									des Amylens verursacht weder Ekel, noch Brechen, noch Congestionen gegen den Kopf;
                              									6) die Kranken leiden nicht; nach der Anästhesie bekommen sie wieder ihre
                              									Munterkeit. Wenn weitere Versuche diese Beobachtungen bestätigen, kann das Amylen
                              									mit großem Vortheil das Chloroform ersetzen. (Comptes
                                 										rendus, März 1857, Nr. 9.)
                           
                        
                           Ueber den Sodagyps; von F. Stohmann.
                           Vor einiger Zeit wurde unter diesem Namen ein Düngemittel in den Handel gebracht, von
                              									welchem man für die Landwirthschaft große Hoffnungen hegte, trotzdem ist es bis
                              									jetzt nur wenig angewandt, da die Resultate nicht dem entsprachen, was man von ihm
                              									erwartete. Dieses beruht jedenfalls darauf, daß das Präparat einestheils nicht
                              									richtig zubereitet war, anderntheils aber auch darauf, daß von den Producenten ein
                              									Preis dafür gefordert wurde, der eine allgemeinere Verwendung unmöglich machte. Bei
                              									den enormen Massen, welche von dem Abfall in den Sodafabriken erzeugt werden, und
                              									die dem Sodafabrikanten nur zur Last fallen, muß es diesem lieb seyn, wenn er die
                              									Abfälle zu irgend einem Preise verwerthet, da er dann
                              									jedenfalls die Kosten des Wegschaffens spart und die Grundstücke, auf denen die
                              									Halden aufgespeichert liegen, besser verwenden kann.
                           Bei der Analyse der Abfalle der SodafabricationSadafabrication findet man: ein Calciumoxysulfuret (Kalk-Schwefelcalcium) in
                              									vorwiegender Menge, außerdem kohlensauren Kalk, eine geringe Menge kohlensaures
                              									Natron und ziemlich viel Natron – 3 bis 5 Proc. – in unlöslicher
                              									Verbindung wahrscheinlich als Silicat, Kieselerde, Sand, Thonerde, Eisenoxyd mit
                              									etwas Phosphorsäure und Kohle.
                           Bei einer solchen Zusammensetzung läßt sich denken, daß die Abfälle. auf richtige
                              									Weise behandelt, leicht in ein gutes Düngematerial übergeführt werden könnten. Ich
                              									unternahm daher vor einiger Zeit, auf Veranlassung des Hrn. Professor Wöhler, Versuche im großen Maaßstabe, um dieses wo
                              									möglich zu erreichen, und ging dabei von dem Grundsatz aus, das Calciumoxysulfuret
                              									durch Aufnahme von Sauerstoff und Kohlensäure in schwefelsauren und kohlensauren
                              									Kalk zu verwandeln.
                           Ich versuchte dieses zuerst auf die Weise daß ich die Abfälle in einer Schicht von 2
                              									bis 3 Zoll an der Luft ausbreitete, sie häufig umschaufeln ließ und sie bei
                              									anhaltend trockenem Wetter auch noch mit Wasser von Zeit zu Zeit anfeuchtete,
                              									Nachdem die Masse so 8 bis 10 Wochen gelegen hatte, wurde sie untersucht: es fand
                              									sich darin zwar eine bedeutende Quantität Gyps, die größte Menge bestand aber aus
                              									unterschwefligsaurem Kalk. Die Zersetzung war daher auf diese Weise nicht
                              									ausführbar. Der unterschwefligsaure Kalk ist eine sehr stabile Verbindung, und wird
                              									bei gewöhnlicher Temperatur erst nach langer Zeit in das schwefelsaure Salz
                              									übergeführt.
                           Das Präparat, welches von einer Münchener Fabrik in den Handel gebracht ist, scheint
                              									weiter nichts als ein Abfall gewesen zu seyn, der lange Zeit an der Luft gelegen
                              									hat. Wegen seines bedeutenden Gehaltes an Schwefelcalcium ist von ihm kein großer
                              									Nutzen für die Landwirthschaft zu erwarten.
                           Schon früher bemerkte ich häufig, daß die Halden der frischen Abfälle, namentlich bei
                              									windigem Wetter, sich von selbst entzündeten. Sie geriethen dabei, vom Innern
                              									ausgehend, in heftiges Glühen, ein Theil des Schwefels wurde zu schwefliger Säure
                              									verbrannt, ein anderer sublimirte unzersetzt. Nach dem Erkalten war das Ansehen
                              									völlig verändert, die grünlich schwarze Farbe war verschwunden und hatte sich in ein röthliches
                              									Weiß verwandelt. Beim Uebergießen mit Säuren konnte weder Schwefelwasserstoff noch
                              									schweflige Säure entdeckt werden, es fand nur ein Aufbrausen von entweichender
                              									Kohlensäure statt. Mein Zweck war also erreicht, ich hatte hier reinen
                              									schwefelsauren und kohlensauren Kalk. Leider hat man diesen Proceß nicht in seiner
                              									Gewalt Die Halden entzünden sich manchmal, manchmal nicht, je nach der Witterung, je
                              									nach ihrer Festigkeit und wahrscheinlich je nach ihrer Zusammensetzung.
                           Die Verbrennung konnte aber auch künstlich eingeleitet werden – durch Glühen
                              									bei Luftzutritt. – Dieses Verfahren möchte im ersten Augenblicke als zu
                              									kostspielig erscheinen, dieses ist aber nicht der Fall, wie ich gleich zeigen werde.
                              										Ich brachte die Abfälle im frischen Zustande, wie sie aus
                                 										den Auslaugegefäßen kommen, in einen großen Flammenofen und erhitzte sie dabei
                                 										rasch zum Glühen, unterhielt dieses so lange, als noch ein sichtbares Verbrennen
                                 										von Schwefel stattfand, und gewann so ein Product. welches alle oben erwähnten
                                 										Eigenschaften hatte.
                           In 24 Stunden konnten mit Leichtigkeit 4000 Pfd. des so präparirten Sodagypses
                              									dargestellt werden, mit folgenden Unkosten:
                           
                              
                                 20 Scheffel Steinkohlen à 6 1/2 Ggr.
                                   5 Thlr. 10 Ggr.
                                 
                              
                                 Arbeitslohn
                                   1    „    14  
                                    											„
                                 
                              
                                 Für Abnutzung des Ofens, der Utensilien und
                                    											Gebäude
                                   3    „    
                                    											–    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 10
                                    											Thlr.  –  Ggr.
                                 
                              
                           Die Kosten sind dabei möglichst hoch gegriffen, trotzdem kann der Fabrikant den
                              									Sodagyps zu einem Preise von 6 Ggr. für 100 Pfd. in den Handel bringen, spart dabei
                              									die Unkosten des Wegbringend und leistet dem Landwirth einen großen Dienst, indem er
                              									ihm ein Präparat liefert, welches so fein wie Staub ist. jeden Vortheil des Gypses
                              									und kohlensauren Kalkes vereinigt, einen bedeutenden Gehalt an Alkalien hat, und
                              									dabei in den meisten Fällen doch nicht theurer zu stehen kommt als der natürliche
                              									Gyps, namentlich wenn man die Kosten des Brennens oder Pulverns in Anschlag bringt.
                              									Häufig wird er sogar noch billiger zu liefern seyn als dieser, denn der Preis des
                              									Gypses in Lüneburg beträgt pro Tonne von circa 3 Centner 1 Thlr.
                           Bei den billigen Frachtsätzen und der großen Verbreitung der Sodafabriken würde jeder
                              									Landmann im Stande seyn sich des künstlichen Gypses zu bedienen. Hoffentlich werden
                              									die Fabrikanten diesen Vorschlag ergreifen und Landwirthe ihre Versuche wiederholen.
                              										(Henneberg's Journal für Landwirthschaft, 1857, Heft
                              									2.)
                           
                        
                           Gesammelte Schriften des Joh. Nep. v. Fuchs.
                           Der Central-Verwaltungs-Ausschuß des polytechnischen Vereins für das
                              									Königreich Bayern hat beschlossen, seinem ehemaligen Vorstande, dem berühmten
                              									Mineralogen und Chemiker Joh. Nep. v. Fuchs, welcher sich
                              									durch seine wissenschaftlichen Forschungen sowie durch seine großartigen Leistungen
                              									in der Technik verewigte, ein würdiges Denkmal durch Herausgabe seiner sämmtlichen
                              									Abhandlungen in Einem Bande zu setzen. Die Erscheinung
                              									dieses Werkes wird den Technikern überhaupt (wir erinnern an die Abhandlungen über
                              									die Eigenschaften und chemische Verbindung der hydraulischen Mörtel, über die
                              									Bereitung und Nutzanwendung des Wasserglases mit Einschluß der Stereochromie, das
                              									Verfahren den Gehalt der Eisenerze zu bestimmen, die Methode zur Untersuchung des
                              									Bieres auf seine wesentlichen Bestandtheile), insbesondere aber den zahlreichen
                              									Schülern des geehrten Lehrers, wie den Anhängern des scharfsinnigen Naturforschers
                              									höchst willkommen seyn. Der Nekrolog des Verewigten, verfaßt von seinem Schüler und
                              									vormaligen Assistenten, Hrn. Prof. Dr. C. G. Kaiser, ist dem Werke vorgedruckt. Mit dem Bildnisse des
                              									Verewigten versehen und bei vorzüglicher Ausstattung kommt dasselbe nur auf 4 fl.
                              									rhein zu stehen. (In Commission der Literarisch-artistischen Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in München.)