| Titel: | Ueber die Locomotiven mit Steinkohlenfeuerung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika; von B. Hager, Ingenieur. | 
| Autor: | B. Hager | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Ueber die Locomotiven mit Steinkohlenfeuerung in
                           den Vereinigten Staaten von Nordamerika; von B. Hager, Ingenieur.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Hager, über die Locomotiven mit Steinkohlenfeuerung in den
                           Vereinigten Staaten von Nordamerika.
                        
                     
                        
                           1) Locomotive von Ross
                                 Winans.
                           Die Locomotiven von Ross Winans in Baltimore, unter dem
                              Namen camel-backs (Kameelrücken) dort bekannt,
                              sind seit dem Jahre 1847 auf der Philadelphia-Reading Eisenbahn als
                              Güterzugmaschinen zum Transport von Steinkohlen aus den
                              Schuyl-kill-Kohlenbergwerken nach Philadelphia angewendet worden. Es
                              waren dieß die ersten mit Kohlen geheizten Locomotiven, welche in Amerika überhaupt
                              gebaut wurden, und sie haben sich in ihrer eigenthümlichen Bauart bis jetzt so
                              bewährt, daß sie nach und nach auf den meisten Kohlenbahnen eingeführt wurden.
                           Das Eigenthümliche derselben besteht hauptsächlich in der Anordnung des Feuerkastens.
                              Derselbe ist 9 Fuß lang, 3 1/2 Fuß breit und bloß ungefähr 3 Fuß tief im Lichten
                              und, wie bei fast allen dortigen Locomotiven, von 1/4 Zoll starkem gehämmerten Eisen angefertigt, indem Kupfer für zu
                              kostspielig hierzu gehalten wird und wegen seiner Weichheit sich durch Steinkohlen
                              zu sehr abnutzt. Die Decke des Feuerkastens neigt sich vom Kessel nach dem Tender zu
                              flach ab und hat zwei Oeffnungen, auf denen zwei eiserne Kohlenbehälter mit
                              beweglichem Deckel und Boden angebracht sind. Wegen ihres Ansehens in Folge dieser
                              beiden Behälter erhielten die so construirten Maschinen den Namen Kameelrücken. Der
                              Wasserzwischenraum zwischen den Seiten und der Decke des Feuerkastens und seines
                              Mantels beträgt beiläufig 4 Zoll. Die Feuerkastenrückwand schließt hingegen keinen
                              Wasserraum ab, sondern es ist an ihr in ihrer ganzen Breite eine gußeiserne
                              Doppelthür angebracht, welche bis auf 6 Zoll über den Rost herabgeht und
                              Zugöffnungen und eine sich auf der innern Seite bewegende Platte zum Oeffnen und
                              Schließen auf jeder Thürhälfte hat. Vor dieser Doppelthür hängt innerhalb des
                              Feuerkastens eine gußeiserne Platte schräg herab, welche sich an einer horizontalen
                              Welle um ihre obere Kante bewegen läßt, jedoch in ihrer geneigten Lage auf beiden
                              Seiten auf Rippen innerhalb des Feuerkastens so luftdicht als möglich aufliegt.
                              Diese Klappe dient dazu, den Zug durch die Thür direct auf die Kohlen herabzuleiten
                              und hierdurch eine vollständigere Verbrennung der sich entwickelnden Gase zu
                              bewirken.
                           Beim Einfeuern, welches überdieß bloß vor dem Abgange durch die Doppelthür geschieht,
                              wird die Klappe hoch gestellt, um nicht im Wege zu hängen. Die späteren
                              Einfeuerungen werden durch die Kohlenbehälter bewerkstelligt, und zwar so, daß erst
                              dieselben mit Kohlen gefüllt und dann die Deckel geschlossen und hierauf die Böden
                              geöffnet werden, ohne Luft von Oben hineinströmen zu lassen.
                           Der Rost ist 7 Fuß lang und 3 1/2 Fuß breit und besteht aus sechs gußeisernen
                              Roststabpaaren, von denen jedes eigentlich zwei Stäbe bildet. Es sind nämlich, um
                              eine bessere Auflage auf dem Rostkranz zu bekommen, zwei Stäbe an beiden Enden
                              vereinigt gegossen, während sie im Uebrigen 1 1/4 Zoll Zwischenraum haben (Fig. 5). In dem
                              einen verlängerten Ende ist ein rundes Loch, um mittelst einer eisernen Stange jeden
                              der sechs Roststäbe während der Fahrt hin und her rütteln, auf diese Art die Kohlen
                              mehr vertheilen und Schlacke und Asche entfernen zu können. Die Roststäbe gehen
                              unter der Feuerthür mit ihren Oefen durch die Rückwand des Feuerkastens. Der
                              Feuerkasten ist um 2 Fuß in den Kessel hinein verlängert.
                           Der Kessel hat 4 Fuß Durchmesser und enthält 103 eiserne Heizröhren von 12 Fuß Länge
                              und 2 1/2 Zoll Durchmesser. Die Cylinder haben 19 Zoll Durchmesser und 22 Zoll
                              Kolbenhub, und die Maschine ruht auf acht gekuppelten Triebrädern von 43 Zoll
                              Durchmesser. Sämmtliche Achsen sind vor dem Feuerkasten angebracht.
                           Der Dom ist in der Mitte des Kessels angebracht, und der Führerstand, welcher wie bei
                              allen amerikanischen Maschinen mit einem kleinen Glassalon überbaut ist, vor den
                              beiden Kohlenbehältern, während der Heizer auf einer Plattform, die vor dem Tender
                              vorsteht, seinen Platz hat.
                           Der Aschentasten ist ungefähr 12 Zoll tief und bloß gegen den Tender zu offen; an
                              beiden Seiten sind Oeffnungen von 12 auf 8 Zoll angebracht, um Asche und Cinders
                              herausziehen zu können, vorzüglich auf den Stationen. Der Boden des Aschenkastens
                              ist immer mit 2 bis 3 Zoll Wasser bedeckt, welches durch einen zolligen Schlauch aus dem Tender herabfließt;
                              hierdurch wird bezweckt, die Roststäbe etwas längere Zeit gegen das Durchbrennen zu
                              schützen und die durch den Rost fallenden glühenden Kohlen auszulöschen.
                           Die Rauchkammer hat einen ebenen Boden, der jedoch 12 Zoll unter den Kesselboden
                              herabreicht, verticale Seitenwände und eine gebogene Decke; auf diesem Boden ist der
                              Ausgangsregulator (variable exhaust) befestigt. Dieser
                              besteht aus einem gußeisernen Kasten mit durch rechte und linke Schrauben zu
                              bewegenden Seiten, wodurch ein stärkerer oder schwächerer Dampfzug in den
                              Schornstein erzeugt wird; er hat eine 9 Zoll große Oeffnung, die gerade mit der
                              untern Heizröhrenreihe abschneidet; von hier aus reicht ein eben so starkes Rohr bis
                              an die untere Kante des Schornsteins und verschließt diesen bis auf eine 3 Zoll
                              breite ringförmige Oeffnung.
                           Der Schornstein und der damit verbundene Funkenfänger (spark
                                 arrester) besteht aus zwei Röhren, einer innern von 15 Zoll Durchmesser und
                              einer äußeren von ungefähr 3 Fuß Durchmesser; sie sind beide von gleicher Höhe. Das
                              äußere Rohr wird von einem in abgestumpfter Kegelform gebogenen Blech geschlossen,
                              dessen obere Seite ungefähr 15 Zoll Durchmesser hat und mit einem Rost von 1/8 Zoll
                              breiten Stäbchen, die 1/4 Zoll auseinander liegen, bedeckt ist. Das Blech zu dem
                              abgestumpften Kegel hat lauter rechteckige Oeffnungen von 3/8 bis 3/4 Zoll Weite;
                              jedoch sind diese Löcher bloß auf drei Seiten durchgeschlagen, während die vierte
                              nach der Achse des Kegels sich befindende 3/4 Zoll breite Seite nicht durchstoßen,
                              sondern um sie das Blechstreifchen rechtwinkelig herabgebogen ist. Es entstehen
                              hierdurch eine Masse Zacken, an denen die brennenden Kohlenstückchen abprallen und
                              in den Raum zwischen die äußere und innere Schornsteinröhre fallen, von wo sie durch
                              eine Thür entfernt werden können. Es sind so viele Löcher durch jenes Blech gestanzt
                              als es angeht, ohne die nöthige Steifheit zu beeinträchtigen.
                           Ein schwaches Röhrchen geht vom Kessel nach dem Schornstein, um nöthigenfalls
                              mittelst Dampf Zug hervorbringen zu können, wenn die Maschine still steht. Die
                              einzelnen Maschinentheile sind bloß in den Gelenken und Berührungsstellen, wo es
                              nöthig ist, genau bearbeitet, im Uebrigen aber roh gelassen und bloß grün
                              angestrichen.
                           Das Gewicht einer solchen Maschine beträgt ungefähr 58000 Pfd. und ist ganz
                              gleichmäßig auf die acht Triebräder vertheilt, wodurch die größtmögliche Adhäsion
                              erzielt wird und zugleich die Schienen nicht auf einer Stelle mehr als auf der
                              andern durch die Maschine belastet werden, wodurch die Bahn so viel als möglich
                              geschont wird.
                           
                           Die Philadelphia-Reading Eisenbahn ist 95 englische (ungefähr 20,7
                              geographische) Meilen lang, von denen 40 Meilen horizontal sind, während die
                              Steigungsverhältnisse der übrigen 55 Meilen sich in den Gränzen von 1:120 bis 1:270
                              befinden; der Brechpunkt ist 600 Fuß höher als der niedrigste. Die Kohlenzüge
                              bestehen durchschnittlich aus 100 Wagen mit 500 Tonnen Steinkohlen à 2240 Pfd. und kehren den nächsten Tag leer
                              zurück. Ein geladener Zug wiegt ungefähr 750 Tonnen, Locomotive, Tender und Wagen
                              mit eingerechnet, und gebraucht zur Hin- und Rückfahrt von 190 englischen
                              Meilen gegen 18000 Pfd. Steinkohlen und 115000 Pfd. Wasser bei einer
                              durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 bis 12 englischen Meilen in der Stunde. Zu
                              bemerken ist hierbei, daß die Locomotivenführer in Amerika weder Kohlen- noch
                              Oel-Prämie erhalten, weßhalb mit der Feuerung etwas verschwenderisch
                              umgegangen wird.
                           Gegenwärtig sind auf dieser Bahn 109 Fracht- und 3
                              Passagier-Locomotiven im Betriebe. Die Passagier-Maschinen haben folgende Dimensionen:
                           
                              
                                 Name der Maschine.
                                       Michigan.
                                   Celeste.
                                       
                                    Auburn.
                                 
                              
                                 Name des Maschinenbauers.
                                 Millholland.
                                 Winans.
                                 Millholland.
                                 
                              
                                 Cylinderdurchmesser in Zollen.
                                             17
                                       
                                    19
                                           
                                    18
                                 
                              
                                 Kolbenhub in Zollen.
                                             30
                                       
                                    22
                                           
                                    20
                                 
                              
                                 Triebraddurchmesser in Fußen.
                                               7
                                       5,5
                                           5,5
                                 
                              
                                 Zahl der Triebräder.
                                               4
                                          4
                                             
                                    4
                                 
                              
                                 Zahl der Laufräder. *
                                               4
                                          4
                                             
                                    4
                                 
                              
                                 Gewicht der gefüllten Maschinen in
                                    Pfunden.
                                       
                                    68400
                                   60450
                                       51681
                                 
                              
                                 Auf den Triebrädern ruhende Last in
                                    Pfunden.
                                       
                                    42600
                                   34550
                                       29879
                                 
                              
                                 Auf den Laufrädern ruhende Last in
                                    Pfunden.
                                       
                                    25800
                                   25850
                                       21802
                                 
                              
                                 Kesseldurchmesser in Zollen.
                                             
                                    48
                                         47
                                             46
                                 
                              
                                 Kessellänge in Fußen.
                                             
                                    20
                                         23
                                             24
                                 
                              
                                 Zahl der Heizröhren.
                                           
                                    125
                                       103
                                           136
                                 
                              
                                 Länge derselben in Fußen.
                                             
                                    12
                                         12
                                             15
                                 
                              
                                 Aeußerer Durchmesser derselben in
                                    Zollen.
                                          2
                                    1/4
                                     2 1/2
                                         2
                                    1/4
                                 
                              
                                 Rostfläche in Quadratfuß.
                                        18
                                    1/2
                                   24 1/2
                                             29
                                 
                              
                                 Feuerkastenfläche in Quadrats.
                                             
                                    66
                                         97
                                           107
                                 
                              
                                 Heizröhrenfläche in Quadrats.
                                           
                                    888
                                       817
                                         1202
                                 
                              
                                    * Die vier Laufräder
                                    gehen in einem beweglichen Untergestell (truck);
                                    bei den Frachtmaschinen sind keine Laufräder angebracht. Ein Fuß
                                    Heizröhre von 2 1/4 Zoll äußerem Durchmesser wiegt bloß 2 Pfund.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           2) Passagier-Locomotive von L.
                                 Phleger.
                           Der Feuerkasten dieser Maschinen auf der Little Schuyl-kill Eisenbahn im
                              Staate Pennsylvanien ist von allen Seiten von einem Wasserraum umgeben. Ein Paar
                              Zoll vor und parallel mit der Heizrohrwand geht durch den Feuerkasten eine
                              Wasserwand (water bridge), welche die vordere
                              Triebradachse in ihrer obern Hälfte umschließt und dann herab in die Heizrohrwand
                              geht, während die hintere Triebradachse unter den Führerstand und hinter dem
                              Feuerkasten läuft. Durch diese Wasserwand werden die Kohlen von der Rohrwand
                              geschieden, so daß es nicht nöthig ist den Kessel höher als den Rost zu legen, um
                              das Hineinfallen der Kohlen in die Heizröhren zu verhindern.
                           Die obere Seite des Kessels, welcher 42 Zoll im Durchmesser hat, ist nicht ganz 5 Fuß
                              über den Schienen. Die Roststäbe sind mit Wasser gefüllte Heizröhren, welche
                              mittelst gußeiserner Flantschen mit dem Feuerkasten wasserdicht verbunden sind und
                              mit demselben communiciren.
                           Auf dem Kessel ist ein Ventilator angebracht, welcher von zwei kleinen rotirenden
                              Dampfmaschinen zu seinen beiden Seiten getrieben wird und die nöthige Luft in den
                              Boden des Feuerkastens unter den Rost bläst.
                           Die Rauchkammer umschließt ein Vorwärmapparat, welcher sich zugleich über den obern
                              Theil des Kessels hinzieht. Die Cylinder haben 15 Zoll innern Durchmesser und 24
                              Zoll Kolbenhub. Die Maschine ruht auf vier Triebrädern von 6 Fuß Durchmesser und
                              einem beweglichen Untergestell mit vier Laufrädern von ungefähr 20 Zoll
                              Durchmesser.
                           Der Rost ist 44 Zoll lang und 33 Zoll breit, die Heizröhren sind bloß 9 Fuß lang.
                           Ein Vorzug dieser Maschinen besteht darin, daß man keinen Ausgangsregulator braucht,
                              durch welchen beim Hervorbringen von Zug stets ein Druck auf die Rückseite des
                              Kolbens hervorgebracht wird, der bei bedeutender Geschwindigkeit nicht unerheblich
                              und reiner Verlust ist. Der Zug kann zu jeder Zeit, sobald Dampf im Kessel ist, und
                              in jeder beliebigen Stärke hergestellt werden.
                           Durch die stoßweise Wirkung eines Exhaustors stiegen Kohlenstückchen gegen die
                              Heizrohrenden und in die Heizröhren, wodurch beide sehr abgenutzt werden, und oft
                              stiegen brennende Kohlen hierdurch aus dem Schornstein heraus; beide Uebelstände
                              sind durch den Ventilator beseitigt. Auch können keine brennenden Kohlen (cinders) aus dem Aschenkasten fallen, da dieser
                              verschlossen ist. Ferner bilden sich keine Schlacken, indem die Ueberreste der
                              verbrannten Steinkohle sich in eine erdige Masse umbilden.
                           
                           Der Kessel der Maschine hängt sehr niedrig und hierdurch kommt der Schwerpunkt den
                              Schienen viel näher.
                           
                        
                           3) Siederöhrenkessel von Fr. P.
                                 Dimpfel.
                           Dimpfel's Siederöhrenkessel werden auf der
                              New-York-Erie Eisenbahn zur Feuerung mit Steinkohlen angewendet. Fig. 6 ist ein
                              verticaler Durchschnitt durch die Mitte der Kessellänge; Fig. 7 ein Grundriß und
                              theilweise horizontaler Durchschnitt derselben. Der Feuerkasten besteht aus dem
                              gewöhnlichen vierseitigen Behältniß für das Feuer und einer großen eisernen
                              herzförmigen Feuerröhre D, D von ungefähr 26 Zoll
                              lichter Weite, welche von der vordern Feuerwand an im Kessel seiner Länge nach
                              liegt.
                           Diese Röhre ist mit einer großen Anzahl Siederöhren C
                              angefüllt, in denen das Wasser circulirt, während das Feuer um dieselben spielt. Die
                              Siederöhren münden mit ihrem einen gebogenen Ende in die Feuerkastendecke, das
                              andere Ende läuft in einem senkrechten 6 Zoll breiten Wasserzwischenraum E am vordern Kesselende nahe der Rauchkammer aus; sie
                              empfangen das zu heizende Wasser von dem oben erwähnten Räume E und entlassen es erhitzt durch ihr gebogenes Ende oberhalb der
                              Feuerkastendecke wieder in den Kessel.
                           Der Rauch entweicht größtentheils durch einen am vordern untern Ende des Kessels
                              angebrachten Kasten G, welcher in die Rauchkammer führt,
                              theils durch eine 4 Zoll breite längliche Oeffnung F,
                              welche mitten in der Kessel- und Rauchkammer-Wand vertical angebracht
                              ist und nach Belieben vom Führer verengert und erweitert werden kann.
                           Unter der Mitte des Kessels ist ein rundes Behältniß H
                              für das Auffangen von glühenden Kohlen und Asche angebracht, welches vom Wasser
                              umspielt wird. Auf den Stationen kann es durch Oeffnen eines Schiebers am untern
                              Ende gereinigt werden. Dieser Behälter ist jedoch nicht unbedingt nöthig, weil
                              hinreichender Raum für Abfälle in der Rauchkammer vorhanden ist; letztere wird aber
                              hierdurch gegen Verbrennung durch glühende Kohlen geschützt.
                           Die Feuerkastendecke A, wie gewöhnlich durch Anker B gesichert, ist flach nach unten gewölbt, wodurch nicht
                              bloß die Hälfte der Anker erspart und mehr Raum für die anzubringenden Siederöhren
                              gewonnen, sondern auch eine gleiche Steifigkeit erzielt wird. Die bedeutende
                              Circulation des Wassers verhindert die Ansammlung von nicht wärmeleitenden
                              Niederschlägen auf dieser hohlen Fläche.
                           Die Feuerröhre D, in welcher die Siederöhren
                              eingeschlossen sind, bietet schon an und für sich eine bedeutende dampferzeugende
                              Oberfläche dar, und da die Siederöhren eng und zahlreich sind und in den bei
                              gewöhnlichen Kesseln
                              offenen Feuerraum bedeutend hineinragen, so wird hierdurch die Heizfläche ansehnlich
                              vermehrt und ist beträchtlich größer, als bei einem gewöhnlichen Kessel von
                              demselben Umfange. Bei einem Kessel von 9 Fuß Länge mit einem fünffüßigen
                              Feuerkasten und 150 Heizröhren beträgt der Unterschied der Heizfläche eines
                              gewöhnlichen Locomotiv- und dieses Siederöhrenkessels gegen 300
                              Quadratfuß.
                           Da die zur Rauchentweichung bestimmte Oeffnung F auch
                              eine solche längs des ganzen Kessels zwischen den Siederöhren bedingt, so sind, um
                              ein zu schnelles Entweichen der Hitze durch diese Oeffnung zu verhindern, ohne die
                              Siederöhren in den Ecken zu berühren, durch F zwei
                              Klappen J eingesetzt, welche so eingerichtet sind, daß
                              sie verengert und erweitert werden können und auf diese Weise nach Belieben den Raum
                              zwischen den Siederöhren ausfüllen und die Hitze länger in der Feuerröhre
                              zurückhalten.
                           Diese Kessel bieten dem Feuer eine sehr bedeutende Heizfläche im Verhältniß zu ihrer
                              Größe dar, das Wasser muß in ihnen schneller circuliren, ja es ist gezwungen, nach
                              dem Feuer zu zu eilen, und wird immer das Bestreben haben, nach dem Theile
                              hinzufließen, wo die größte Hitze erzeugt wird, d. i. in die Biegung der
                              Siederöhren, während es in einem Heizröhrenkessel das Bestreben hat, vom Kesselboden
                              und den Heizröhren hinweg nach oben zu steigen, aber nicht zu fließen. Durch die
                              bedeutende Circulation ist eine Ansetzung von Kesselstein in den Siederöhren fast
                              unmöglich gemacht, während zwischen den Heizröhren eines Locomotivkessels sehr bald
                              der Kesselstein sich in großen Quantitäten ablagert, und nicht bloß deren Heizkraft
                              schwächt, sondern auch zu früherem Durchbrennen und Reparaturen derselben
                              Veranlassung gibt.
                           Das Laufen des Kessels in seinen Wänden ist vollständig beseitigt, da sich die
                              Siederöhren vermöge ihrer gebogenen Form ausdehnen und zusammenziehen können, ohne
                              in den Rohrwänden lose zu werden. Bei einem gewöhnlichen Locomotivkessel dehnen sich
                              hingegen durch Hitze die Heizröhren mehr aus als die runde Kesselwand, da die
                              ersteren innerhalb das Feuer durchstreicht und außerhalb das siedende Wasser
                              umspielt, während an der andern innerhalb heißes Wasser, außerhalb im günstigsten
                              Falle eine Verkleidung von Filz, Holz und Blech ist; in Folge dieser
                              Temperaturverschiedenheit werden die Siederöhren länger als die Kesselseitenwände,
                              und hierdurch entsteht das Laufen des Kessels an beiden Rohrwänden; gleichzeitig ist
                              die Feuerkastenrohrwand dem Feuer so ausgesetzt, daß sie stets der Reparatur am
                              ersten unterworfen ist und am frühesten ausbrennt, auch wenn man sie stärker als die
                              anderen Feuerkastenwände macht.
                           
                           Die erste dieser Siederöhrenkessel-Locomotiven,
                              „Anthracite“ genannt, ist seit October 1854 im Betrieb und
                              hat sich, wie ihre Nachfolger, sehr gut bewährt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
