| Titel: | Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München. | 
| Autor: | Carl Kuhn [GND] | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XI., S. 35 | 
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                        XI.
                        Ueber die Benützung von elektrischen und
                           Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor
                           Carl Kuhn in
                           München.
                        (Fortsetzung von S. 411 des vorhergehenden Bandes.)
                        Kuhn, über die Benützung von elektrischen Apparaten zum Zünden von
                           Sprengladungen.
                        
                     
                        
                           II.
                              Vergleichung der verschiedenen elektrischen
                                 Zündungs-Methoden unter sich.
                           In dem Vorhergehenden wurden in Kürze die Fortschritte dargestellt, welche die
                              elektrischen Zündungsmethoden in den letzten drei Jahrzehnten erfahren haben; es
                              wurde ferner gezeigt, wie jede dieser Methoden bei der Ausführung von Zündungen in
                              Anwendung zu kommen hat, und daß durch dieselben die gewöhnlichen und mechanischen
                              Zündungsmittel allmählich verdrängt, und diese höchstens nur noch auf geringfügige
                              Fälle ihre Anwendung finden dürften, die hier gar nicht in Rücksicht zu ziehen
                              sind.
                           Es wurden aber dabei auch die Grundsätze systematisch zu entwickeln gesucht, auf
                              welchen die Zündungen mit Hülfe elektrischer Apparate beruhen, und deßhalb dürfte es
                              vielleicht auch möglich seyn, mit Hülfe jener Grundsätze einige Betrachtungen über
                              den relativen Werth der einzelnen, bis jetzt bekannt gewordenen elektrischen
                              Zündungsmethoden vorzunehmen. Auf die Entscheidung der Frage: „welche unter
                                 den bekannten Zündungsmethoden die vortheilhafteste sey?“ haben so
                              viele Umstände Einfluß, daß es nicht möglich ist, mit einem Schlage dieselbe
                              abzufertigen, wenn man nicht geradezu ganz besondere Fälle im Auge haben will, für
                              welche allerdings die eine Methode vor einer andern den Vorzug verdienen könnte.
                              Unter den vielen zu berücksichtigenden Umständen sind bei Beurtheilung dieser Frage
                              insbesondere die nachstehenden in Betracht zu ziehen:
                           
                              1. Die Art und Weise der Ausstattung des Apparates, der Raum, den
                                 er sowohl beim Transporte, als auch beim Gebrauche erfordert, die
                                 Behandlungsweise desselben etc.
                              2. Die Anschaffung- und die Unterhaltungskosten des
                                 Apparates.
                              3. Der specielle Zweck, für welchen die Zündung mittelst des
                                 Apparates vorgenommen werden soll, und die Anforderungen, welche in Bezug auf
                                 die Zündfähigkeit, sowie bezüglich der besonderen Verwendbarkeit desselben für
                                 Zündzwecke gemacht werden.
                              4. Die relative Größe der Leistungen der einzelnen
                                 Zündapparate.
                              5. Die besonderen Einrichtungen und Anordnungen, welche der
                                 Apparat in Bezug auf die Leitung oder etwa bezüglich, des Zündmittels
                                 erfordert.
                              6. Die etwaige besondere Verwendbarkeit, welche der Apparat noch
                                 zuläßt, und wobei er für den praktischen Dienst eine erhöhte Brauchbarkeit
                                 erhalten könnte.
                              
                           In Beziehung auf diese Umstände wollen wir nun in Kürze die einzelnen
                              Minen-Zündapparate betrachten, und sogleich mit dem „elektrischen Zündapparate“ den Anfang
                              machen.
                           Der elektrische Zündapparat hat unter allen übrigen die einfachste Einrichtung.
                              Derselbe besteht gewöhnlich in einer Elektrisirmaschine, die mit einer Leidner
                              Flasche verbunden seyn kann oder nicht, und ist daher aus lauter gleichartigen
                              Apparaten zusammengesetzt. Solche Zündapparate kann man in kleineren und größeren
                              Dimensionen, für geringere und kräftigere Leistungen anfertigen lassen; sie sind für
                              die vorliegenden Zwecke nicht sehr ausgedehnt, und können so compendiös ausfallen,
                              daß sie leicht transportabel werden, und nur geringen Raum einnehmen.
                           In Oesterreich ist für den Kriegsgebrauch die Elektrisirmaschine schon seit ungefähr
                              vier Jahren zum Zünden von Minen etc. eingeführt. Man hat dort Apparate von
                              zweierlei Größe, von welchen jeder aus einer Elektrisirmaschine mit zwei Scheiben
                              und einer Leidner Flasche besteht.
                           Der größere dieser Apparate nimmt, obgleich in dem Kasten der Maschine noch alle
                              Utensilien und Werkzeuge angebracht sind, die zur Instandsetzung des Apparates, zu
                              einer allenfalls vorzunehmenden geringfügigen Reparatur etc. nöthig sind, dennoch
                              keinen so großen Raum ein, daß derselbe nicht in den meisten Fällen leicht
                              untergebracht oder aufgestellt werden könnte. Die Kiste, in welcher der Apparat
                              transportirt wird, ist 2,58 Fuß lang, 1,58 Fuß breit und 2,54 Fuß hoch, und enthält
                              am Boden noch außerdem zwei Reservescheiben verpackt; der Apparat selbst, der auch
                              ohne Kiste leicht und ohne Beschädigung transportirt werden kann, könnte noch auf
                              kurze Strecken von einem Manne getragen werden, und nimmt, wenn er ganz aufgestellt
                              wird, eine Höhe von beiläufig 3 Fuß und eine Breite von ungefähr 2,3 Fuß in
                              Anspruch; unmittelbar auf den Boden aufgesetzt, nimmt er in verticaler Beziehung
                              einen Raum von kaum mehr als 1 Fuß Höhe ein, so daß also im Maximum der zum
                              vollständigen Aufstellen der Maschine erforderliche Raum etwa 3,5 Quadratfuß
                              Grundfläche und 3 Fuß Höhe beträgt. Der Apparat. der kleineren Gattung wiegt bloß 17
                              Pfund, und nimmt in horizontaler Beziehung einen weit geringeren Raum ein, wie jener
                              der größerengrößten.
                           Die Behandlung, welche die Elektrisirmaschine für den Zündgebrauch erfordert, ist
                              zwar sehr einfach, jedoch kann dieselbe dennoch nur einem zuverlässigen Manne, der
                              mit Apparaten dieser Art umzugehen gelernt hat, anvertraut werden. Der Apparat kann
                              sowohl beim Reinigen der Scheiben, beim Herrichten der Reibzeuge etc., als auch beim
                              Drehen der Scheiben beschädiget werden, und solche Beschädigungen dabei erhalten,
                              daß derselbe auf längere oder kürzere Zeit unbrauchbar werden kann; bei nicht
                              sorgfältiger Behandlung kann derselbe, ohne daß dabei ein mangelhafter Zustand
                              desselben eintritt, momentan wirkungsunfähig werden.
                           Wenn entweder durch die Behandlung des Apparates beim Reinigen desselben etc., beim
                              Aufstellen, während des Transportes, allenfalls Mängel sich einstellen, so können
                              diese von dem hiezu abgerichteten Arbeiter, wenn das hiezu erforderliche Material
                              vorhanden ist, wieder beseitiget werden, wenn sie gewisse Gränzen nicht
                              überschreiten. Zur Ausbesserung wird selbst bei kleinen Beschädigungen eine längere
                              Zeit erforderlich seyn.
                           Die diesseits angestellten Versuche haben dargethan, daß der Ebner'sche Zündapparat so solid eingerichtet ist, daß er sehr leicht,
                              selbst ohne verpackt zu seyn, sowohl durch Tragen als mittelst Wagen, ohne
                              Beschädigungen zu erleiden, transportirt werden kann.
                           Sollten übrigens Beschädigungen größerer Art vorkommen, so kann in manchen Fällen die
                              Wiederherstellung des Apparates ohne Zuziehung eines sachkundigen Mechanikers nicht
                              vorgenommen werden; außerdem ist das Ausbessern einer Elektrisirmaschine wohl nur
                              dann möglich, wenn hiezu die Umstände günstig genug sind; für Kriegszwecke wird beim
                              Feldgebrauche eine solche
                              Ausbesserung nicht immer vorgenommen werden können.
                           Die Anschaffungskosten eines elektrischen Zündapparates nach der v. Ebner'schen Einrichtung sind im Allgemeinen nicht groß.
                              Ein Apparat der größeren Gattung kann mit vollständiger Ausrüstung – jedoch
                              ohne Leitungs-Leitung und Zündmaterial – gegen 120 fl. kosten, wobei die nöthigen
                              Reservematerialien etc. eingerechnet sind, während ein Apparat der kleineren Gattung
                              etwa 80 fl. kosten dürfte. – Ist der Apparat zweckmäßig eingerichtet, und
                              wird die sorgfältige Behandlung beobachtet, so kann derselbe lange Zeit in
                              brauchbarem Zustande erhalten werden, ohne daß die Unterhaltungskosten in Anschlag
                              gebracht werden können. Diese betragen bei hundertmaligem Gebrauche kaum einen
                              Gulden.
                           Da man mittelst einer Elektrisirmaschine auf weit größere Distanzen, als dieselben in
                              der Anwendung je vorkommen [v. Ebner hat mit seiner
                              Maschine noch in einer Entfernung von vier Meilen eine Patrone mittelst sehr
                              schwacher Ladung der Leidner Flasche gezündet], zu zünden vermag, da ferner unter
                              allen Umständen eine große Anzahl mehrfacher Zündungen mit derselben ausgeführt
                              werden kann, so ist der elektrische Zündapparat zum Zünden von Sprengladungen und
                              Minenöfen für alle Zwecke vollkommen brauchbar. Ihre Anwendung bleibt aber auf das
                              Zünden von Minen etc. beschränkt; anderweitige Anwendungen mit derselben
                              vorzunehmen, ist bis jetzt noch nicht gelungen.
                           Nicht viel zusammengesetzter als der genannte, ist der elektromagnetische Inductionsapparat, wie er für Zündzwecke eingerichtet
                              seyn muß. Dieser besteht aus zwei unter sich verschiedenen, jedoch von einander abhängigen Apparaten, nämlich aus dem Inductionsapparate
                              selbst und der hiezu nöthigen Volta'schen Batterie; jedoch ist der Raum, den er
                              erfordert, im Allgemeinen weit geringer als der, den selbst eine Elektrisirmaschine
                              der kleineren Gattung einnimmt, indem derselbe in einem parallelepipedischen Kasten,
                              der im Maximum 1 Fuß lang, 3/4 Fuß breit und hoch ist, leicht angebracht werden
                              kann. Seine Behandlung ist eine sehr einfache, es erstreckt sich die ganze Bedienung
                              des Apparates nur auf die Instandhaltung der damit verbundenen Volta'schen Batterie,
                              und diese erfordert wenig Arbeit, weil dieselbe selten aus mehr als zwei Elementen
                              zusammengesetzt ist. Eine Beschädigung während der Benützung sowohl, wie während des
                              Transportes kann nicht leicht eintreten, wenn nicht eine solche auf gewaltsame Weise
                              herbeigeführt wird. Sollten übrigens ohne äußere Einwirkung einzelne Mängel im
                              Apparate sich einstellen, so können dieselben in einer eingetretenen Unterbrechung
                              der zu den primären und secundären Spulen verwendeten Drähte bestehen, oder in einer
                              Ablösung des Isolirungsmateriales der einzelnen Windungen etc., und können dann nur von einem
                              mit derartigen Arbeiten vertrauten Mechaniker wieder beseitiget werden.
                           Es ist zwar nicht anzunehmen, daß unter gewöhnlichen Umständen derlei Beschädigungen
                              vorkommen werden, wenn der Apparat nach den von dem betreffenden Verfertiger
                              angegebenen Regeln behandelt wird, und es steht daher aus diesem Grunde seiner
                              Anwendung eigentlich nichts Erhebliches im Wege; bei seinem Gebrauche im Kriege für
                              den Felddienst kann derselbe aber allerdings unverbesserliche Mangel erhalten.
                           Ein Inductionsapparat dieser Art ist im Allgemeinen nicht theuer; ein Apparat der
                              kleineren Gattung für einfache oder mehrfache – jedoch nicht gleichzeitige
                              – Zündungen kann gegen 50, ein solcher der größeren Gattung, für
                              gleichzeitige Zündungen eingerichtet, wird etwa 70 fl. kosten. Die Kosten der
                              Unterhaltung sind so gering, daß bei hundertmaligem Gebrauche desselben kaum ein
                              Aufwand von mehr als 3 oder 4 fl. nöthig ist, selbst wenn für jede einzelne Zündung
                              die Füllung der Batterie von Neuem vorgenommen wird.
                           Seine Anwendungen erstrecken sich für technische Zwecke bei seiner gegenwärtigen
                              Anordnung nur auf das Zünden von Sprengladungen.
                           Zusammengesetzter als die vorigen ist die Volta'sche
                                 Batterie; jedoch ist dieselbe nur aus gleichartigen Bestandtheilen
                              zusammengesetzt, von denen jeder in derselben Weise behandelt wird. – Unter
                              den bekannten Volta'schen Batterien sind für Minenzündungen die Kohlenzink-
                              und die Kupferzinkkette entweder als constante oder inconstante Ketten zu benützen.
                              In beiden Fällen reicht es aus, einer einzigen Anregungsflüssigkeit sich zu
                              bedienen; nur wird diese bei der konstanten Kette in den beiden Zellen von
                              verschiedenem Concentrationsgrade seyn.
                           Um über den Raum, den eine für Zündzwecke anzuwendende Batterie einnehmen könnte,
                              einige Anhaltspunkte zu geben, wollen wir annehmen, daß hiezu die Kupferzinkkette
                              verwendet werde. Es wurde aber nachgewiesen, daß man eine Kupferzinkkette so
                              einrichten kann, daß für alle unter gewöhnlichen Umständen vorkommenden Fälle eine
                              Batterie aus 10 Elementen vollständig ausreicht, um sowohl einfache als mehrfache
                              und gleichzeitige Zündungen vornehmen zu können. Eine solche Batterie muß nun mit
                              allen etwa nöthigen Utensilien, Reservemateriale etc. ausgestattet werden, wenn sie
                              für den praktischen Dienst ihre Verwendung finden soll. Mit einer vollständigen
                              Ausstattung, die auf lange Zeit die Batterie in dem brauchbaren Zustande erhalten
                              kann, kann dieselbe mindestens von einem würfelförmigen Kasten aufgenommen werden,
                              dessen Seite nur 1 Fuß lang ist.
                           
                           Die Behandlung einer Volta'schen Batterie kann jeder Arbeiter erlernen, mag derselbe
                              mit mechanischen Arbeiten vertraut seyn oder nicht, und wenn derselbe nur einige
                              Fertigkeit im Löthen, Feilen etc. besitzt, so ist er sogar im Stande eine Batterie
                              vollständig zu construiren, wenn ihm das hiezu nöthige Material gegeben wird.
                              – Die Instandsetzung der Batterie erfordert jedoch mehr Zeitaufwand, als
                              jeder der beiden vorigen Apparate, und diese Erneuerungen müssen nach jedesmaligem,
                              etwa 24-stündigen unausgesetzten Gebrauche wieder vollständig vorgenommen
                              werden, wenn, während die Batterie im Dienste ist, die festen Erreger stets mit den
                              Anregungsflüssigkeiten in Berührung bleiben. Ist letzteres nicht der Fall, so ist
                              ein längerer unausgesetzter Gebrauch der Batterie zulässig, ohne daß eine Erneuerung
                              der Flüssigkeiten etc. nöthig wird.
                           Ein anderer Umstand, welcher der Anwendung Volta'scher Batterien für Zündzwecke
                              entgegensteht, besteht darin, daß bei denselben immer mehrere Bestandtheile während
                              der Thätigkeit der Batterie so verändert werden, daß sie nach längerer oder kürzerer
                              Zeit einer vollständigen Erneuerung bedürfen. Während nämlich bei der
                              Elektrisirmaschine durch längeren Gebrauch derselben nur eine unerhebliche Abnützung
                              stattfindet, so erfordert die Batterie eine zeitweise Erneuerung der Diaphragmen (im
                              Falle sie constant ist), des Zinkes, und bei Kohlenbatterien sogar der
                              Kohlencylinder, während das Kupfer der Kupferzinkketten bei gehöriger Behandlung
                              viele Jahre hindurch keiner Erneuerung bedarf.
                           Jedoch wiederholen sich jene Erneuerungen durchaus nicht so oft, als es hier scheinen
                              möchte. Wenn die Diaphragmen behutsam während des Auslaugens und beim Zusammensetzen
                              der Batterie behandelt werden, so kann ein solcher Thoncylinder lange Zeit in
                              brauchbarem Zustande erhalten bleiben, während die zu den Batterien erforderlichen
                              Zinkstücke viele Jahre, ohne unbrauchbar zu werden, benützt werden können.
                           Sollten übrigens einzelne Bestandtheile einer Batterie wirklich unbrauchbar werden,
                              so kann man die zur Instandsetzung derselben nöthigen Materialien sehr leicht sich
                              wieder verschaffen, was durchaus nicht so leicht bei der Construction einer
                              Elektrisirmaschine, sowie eines Inductionsapparates der Fall ist.
                           Die Kosten einer Kupferzinkbatterie mit der ganzen hiezu nöthigen Ausrüstung und den
                              erforderlichen Reservematerialien betragen kaum 33 Gulden, jedoch ist die
                              Unterhaltung derselben theurer, als jene der vorher genannten Apparate. Nehmen wir
                              an, daß für jeden 24stündigen unausgesetzten Gebrauch eine neue Amalgamation der
                              positiven Elektromotoren vorgenommen und frisch bereitete Erregungsflüssigkeiten
                              benützt werden, den, so
                              werden die Kosten nach 100maligem Gebrauche für die Unterhaltung der Batterie etwa
                              11 Gulden betragen.
                           Daß man die Volta'sche Batterie sowohl für technische als auch für militärische
                              Zwecke zum Zünden von Minen bei einfachen und mehrfachen – gleichzeitigen
                              Zündungen verwenden kann, wurde schon oben ausreichend nachgewiesen. Jedoch wird
                              man, da bei gleichzeitiger Zündung von mehr als sechs Objecten auf Distanzen von
                              etwa 2000 Fuß schon größere Batterien nöthig sind, in solchen, jedoch seltenen
                              Fällen, wenn die Umstände es erlauben, nur die
                              Elektrisirmaschine benützen, da nur diese in solchen extremen Fällen der
                              compendiöseste Apparat ist, durch den ein sicherer Erfolg mit großer
                              Wahrscheinlichkeit erlangt werden kann.
                           Die Anwendung der Volta'schen Batterie bietet aber für den vorliegenden Zweck noch
                              einen andern Vortheil außer den erwähnten dar, den außer dem magnetoelektrischen
                              Apparate kein anderer darbieten kann. Nimmt man Sprengungen für technische Zwecke
                              vor, und es gelingt ein oder das andere Mal die Zündung nicht, so kann man
                              unmittelbar nach dem vorgenommenen Versuche dem Objecte sich nähern, die Leitung,
                              sowie das Zündobject untersuchen, und den Mangel, welcher den Erfolg verhinderte,
                              beseitigen, sodann die beabsichtigte Sprengung vornehmen. Außerdem wird gewöhnlich
                              bei derartigen Sprengungen die Zündung unmittelbar, nachdem die ganze Einrichtung
                              hiefür angelegt und vollendet worden ist, vorgenommen, und es wird daher, wenn die
                              Arbeiten mit der gehörigen Sorgfalt ausgeführt worden sind, nicht leicht ein
                              erfolgloser Versuch vorkommen. – Manche Zwecke erfordern es aber, daß die
                              ganze Zündeinrichtung längere oder kürzere Zeit vor der vorzunehmenden Sprengung
                              angelegt werden muß, um dann gerade denjenigen Moment für die Zündung benützen zu
                              können, in welchem ein Erfolg von derselben erwartet werden kann. Bei der Zündung
                              von Minenöfen für Kriegszwecke wird dieses immer der Fall seyn; es wird dann die
                              Ladung der Mine, sowie das Anlegen der Leitung immer eine gewisse Zeit vor dem
                              unbekannten Augenblicke der Sprengung ausgeführt, und dieser Zeitpunkt abgewartet
                              werden müssen. In diesem Falle muß es aber möglich gemacht werden, sich zu jeder
                              beliebigen Zeit überzeugen zu können, ob die Zündungseinrichtung sich in dem
                              gehörigen Zustande befindet, ob nämlich die Leitung an keiner Stelle unterbrochen
                              und ob das Zündobject nicht mangelhaft, etwa feucht geworden ist. Eine derartige
                              Untersuchung kann man aber nur mit Hülfe einer Volta'schen Kette oder mittelst eines
                              magnetoelektrischen Apparates vornehmen. Für diesen Zweck allein aber einen Apparat
                              der letzteren Art anzuschaffen, möchte unnöthig seyn, da man hiezu eine Volta'sche
                              Batterie von nur wenigen Elementen, und zwar jede beliebige Batterie verwenden kann, denn es
                              reicht hier aus, wenn man nur einige Kupferplatten und mehrere Zinkstäbe in
                              geeigneten Gefäßen zu einer Batterie zusammensetzt, die etwa durch verdünnte
                              Schwefelsäure oder durch Kochsalzlösung angeregt werden kann, wenn man nicht einige
                              Elemente der Zündbatterie oder diese selbst hiefür verwenden will. – Die
                              Untersuchung selbst kann dann etwa in folgender Weise vorgenommen werden. Man nimmt
                              zuerst den Zündapparat aus der Kette, schaltet statt desselben eine sehr schwache
                              Batterie, sowie ein Galvanoskop der einfachsten Art – ein sogenanntes
                              Galvanometer für technische Zwecke – in die Kette ein, und man wird dann
                              sogleich erkennen, nachdem die Kette geschlossen worden ist, ob dieselbe an irgend
                              einer Stelle mangelhaft geworden ist, oder nicht. Wäre dieses der Fall, so würde man
                              die Kette so einrichten, daß nur die Leitung allein in dieselbe eingeschaltet, das
                              Zündobject selbst aber ausgeschlossen ist, und so sich überzeugen, ob jene
                              mangelhaft ist. Hätte man dann den stattgehabten Mangel beseitiget, oder die
                              Ueberzeugung gewonnen, daß die Leitung in dem gehörigen Zustande sich befindet, so
                              würde man die ganze Kette unter Einschaltung des Zündobjectes schließen, und man
                              wird sich dann durch die Angaben des Galvanometers überzeugen können, ob das
                              Zündobject in dem gehörigen Zustande ist oder nicht. Wäre letzteres der Fall, so
                              müßte man die ganze Verdämmung wieder wegnehmen, das Zündobject durch ein neues
                              ersetzen, und hierauf die ganze Einrichtung in den geeigneten Zustand bringen.
                           Ist das Zündobject ein für die Volta'sche Zündungsmethode geeignetes, wie ein solches
                              früher (Bd. CXLV S. 402) beschrieben wurde, so ist zur Untersuchung der Güte der
                              Leitung etc. in manchen Fällen nicht einmal die Anwendung einer Volta'schen Batterie
                              nöthig. Schaltet man nämlich, nachdem der Zündapparat ausgeschlossen wurde, nur das
                              Galvanometer in die Kette ein, so wird, wenn der Meßapparat die gehörige
                              Empfindlichkeit besitzt, selbst durch Einwirkung des sogenannten tellurischen
                              StromesUeber die Benutzung des Erdreichs als Leiter Volta'scher Ströme und einige
                                    andere damit zusammenhängende Erscheinungen, polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 81. die Galvanometernadel eine Ablenkung erfahren, wenn die Leitung an keiner
                              Stelle unterbrochen ist. Jedoch ist diese Methode zur Untersuchung der Leitung nur
                              dann anwendbar, wenn die Erde selbst einen Theil des Schließungsleiters bildet.
                           Diese Methoden zur Untersuchung der Zündungseinrichtung können aber nicht bloß dazu
                              dienen, um sich zu überzeugen, ob die ganze Leitung an keiner Stelle unterbrochen
                              ist, sondern man kann dieselben sogar dazu benützen, um erkennen zu können, ob die Zündmasse in der
                              Patrone feucht geworden ist. Wenn man nämlich unmittelbar, nachdem die ganze
                              Zündungseinrichtung angelegt worden und vollendet ist, die Ablenkung, welche die
                              Nadel des eingeschalteten Galvanometers durch Einwirkung der hiezu benützten
                              Stromquelle erfährt, beobachtet, und diese Beobachtungen von Zeit zu Zeit fortsetzt,
                              jedoch dafür sorgt, daß die Hülfsbatterie eine nahezu sich gleichbleibende
                              Stromstärke liefert, so darf in keinem Falle eine beträchtliche Vergrößerung der
                              Ablenkung mit der Zeit eintreten. Wäre nämlich dieses der Fall, so müßte –
                              vorausgesetzt, daß die Leitung keine Aenderung erfahren hat – die
                              Leitungsfähigkeit des Zündobjects stärker geworden seyn, als dieselbe am Anfange
                              war. Da aber der Widerstand des Zündobjectes nur dadurch kleiner geworden seyn
                              könnte, daß entweder der Zünddraht dicker oder kürzer geworden ist, oder eine
                              bedeutend niedrigere Temperatur angenommen hat als beim Einlegen in den Minenofen,
                              oder endlich dadurch, daß das Zündmaterial selbst eine ausreichende
                              Leitungsfähigkeit für den Volta'schen Strom erhalten hat, so würde man, da doch wohl
                              eine Aenderung in dem Zünddrahte, wie die zuerst genannten, nicht eintreten kann,
                              hieraus schließen dürfen, daß die Zündpatrone feucht geworden ist, sohin in
                              unbrauchbarem Zustande sich befindet.
                           Es gibt übrigens noch einfachere Mittel, um die Untersuchung der Zündungseinrichtung
                              vornehmen zu können, und ich werde das Nothwendigste hierüber später noch in
                              Erwähnung bringen.
                           Hat das Zündobject diejenige Einrichtung, welche zum Zünden mittelst des elektrischen
                              Entladungsstromes oder des Inductionsstromes erforderlich ist, so läßt sich die
                              Leitung nur dann untersuchen, wenn zur Füllung der Patrone ein dem Varrentrapp'schen Zündmaterial ähnliches oder dieses
                              selbst benützt worden ist. – Bei dieser Untersuchung verfährt man in
                              ähnlicher Weise, wie vorher angegeben wurde; jedoch ist hiefür gewöhnlich eine
                              starke Volta'sche Batterie erforderlich, da bei einer elektrischen
                              Zündungseinrichtung die Kette nur allein durch das Zündmaterial geschlossen ist,
                              dieses aber im Allgemeinen eine nur sehr geringe Leitungsfähigkeit der Elektricität
                              besitzt (Bd. CXLV S. 199), eine Batterie von solcher Stärke, die ein für Volta'sche
                              Zündungen geeignetes Object jedenfalls zünden würde, wenn man an einem gewöhnlichen
                              Galvanometer für technische Zwecke auch nur einen geringen Ausschlag der
                              Galvanometernadel erkennen will.
                           
                              „Man ersieht also aus diesen Erörterungen, daß man bei vielen
                                 Gelegenheiten die Volta'sche Batterie trotz der Uebelstände, welche ihre
                                 Anwendung begleiten, wenigstens nicht entbehren kann, wenn die
                                 Zündungseinrichtung ihrem Zwecke vollkommen entsprechen soll.“
                              
                           
                           Uebrigens gibt es bei der Anwendung der Sprengungen auf militärische Zwecke einzelne
                              sehr wichtige Fälle, in welchen die Benützung der Elektrisirmaschine sowohl, wie
                              auch des Inductionsapparates ganz und gar unmöglich und unzulässig ist, und wo man
                              nur Volta'sche Batterien anwenden kann, um in einem wichtigen und entscheidenden
                              Momente eine beabsichtigte Zündung zu bewirken. Will man z.B. einzelne Punkte, die
                              dem Feinde nach und nach zugänglich werden könnten, und die verlassen werden müssen,
                              zerstören, ohne daß die Einlegung einer besonderen Leitung und das Zünden von einem
                              entfernten Punkte aus möglich ist, der Eroberung entziehen, oder will man in
                              demselben Augenblicke, in welchem der Feind eine Brücke einzunehmen Willens ist, den
                              Flußübergang unmöglich machen, so können schon längere Zeit vorher alle hiezu
                              nöthigen Einrichtungen angelegt werden. – Eine solche Anordnung wird man
                              dadurch machen, daß man an den betreffenden Stellen in verborgener Weise eine
                              Volta'sche Batterie oder deren mehrere anbringt, etwa durch Eingraben der Batterie
                              in den Boden etc., die beiden Polardrähte aber an einer verdeckten Stelle, die vom
                              Feinde betreten werden muß, mittelst einer eigenen mechanischen Vorrichtung von
                              einander getrennt erhält, und diese Vorrichtung so einrichtet, daß sie bei etwaiger
                              Berührung und durch einen nicht zu starken Druck die Kette schließt. Sind dann in
                              die Kette mehrere Ladungen eingeschaltet, so werden diese beim Schließen der Kette,
                              wenn sie mit den geeigneten Zündobjecten versehen sind, die gehörige Wirkung
                              hervorbringen.
                           Es ist begreiflich, daß man derartige gefährliche Zerstörungsmittel auch im Seekriege
                              (und überhaupt im Kriege zu Wasser) anwenden kann, und man kann auf diese Weise
                              nicht bloß ganze Werke durch die Selbstentzündung der Batterie, sondern sogar
                              Schiffe, Schiffbrücken etc. zerstören, und so dem Feinde noch in den letzten
                              Augenblicken, in welchen er der Eroberung sicher zu seyn glaubt, seine Pläne
                              entweder ganz oder theilweise vereiteln. Da es sich bei der Erreichung irgend eines
                              Kriegszweckes nicht um den Kostenaufwand handeln darf, so kann man für solche Zwecke
                              immer die Batterie so einrichten, daß dieselbe, wenn sie auch längere Zeit an einer
                              verborgenen Stelle aufbewahrt und sich selbst überlassen bleiben muß, zu jeder
                              beliebigen Zeit die zum Zünden erforderliche Stromstärke liefert; es wird dieß auch
                              um so leichter zu erreichen seyn, da bei derartigen Anwendungen die zum Sprengen
                              nöthigen Leitungen im Allgemeinen nicht lang sind, und so dem Strome keinen so
                              beträchtlichen Widerstand darbieten, wie dieß bei gewöhnlichen Zündungen der Fall
                              ist.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)