| Titel: | Ueber die Affinirung des osmium-iridiumhaltigen Goldes; vom Stabscapitän Belozerow. Nach dem russischen Bergjournal bearbeitet von G. Wysocky. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XIII., S. 48 | 
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                        XIII.
                        Ueber die Affinirung des
                           osmium-iridiumhaltigen Goldes; vom Stabscapitän Belozerow. Nach dem russischen Bergjournal bearbeitet von G. Wysocky.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 Hüttenwesen, 1857, Nr. 26.
                        Belozerow, über die Affinirung des osmium-iridiumhaltigen
                           Goldes.
                        
                     
                        
                           Bei dem Affinir- und Scheidungsverfahren des Goldes vom Silber, wie es in den
                              Münzanstalten angewendet wird, wird das affinirte Gold zuweilen mit einem Gehalte
                              von Osmium-Iridium erhalten, welches den Werth des Goldes herabsetzt und
                              demselben sehr schlechte Eigenschaften mittheilt, oder es werden die Walzen zum
                              Auswalzen der Münzzaine durch solches Gold beschädigt und in Folge seiner
                              ungewöhnlichen Härte viele Prägestempel verbraucht; außerdem kann man ihm eine glänzende Polirfläche
                              nicht geben.Das Iridium legirt sich nicht mit dem Golde und findet sich darin in Form
                                    kleiner Körner, die an den Münzen und Schmuckwaaren fehlerhafte Stellen
                                    bilden.
                              
                           Das Scheidungsverfahren des Goldes vom Silber, welches in der Petersburger Münze nach
                              dem Vorschlage des Berg-Ingenieurs Sololewski
                              eingeführt und durch den am Ende des Jahres 1838 aus Frankreich berufenen Hrn. Poisat, Besitzer einer ähnlichen Anstalt in Paris,
                              vervollkommnet wurde, ist im ersten Theile des russischen Bergjournals von 1843
                              weitläufig beschrieben. Wir beschranken uns jedoch hier, mit kurzen Worten
                              anzudeuten, worin diese Methode besteht, und auf ihre früheren Mängel und späteren
                              Verbesserungen hinzuweisen.
                           Die Scheidung des Goldes vom Silber zerfällt in 1) die Quartirung und Granulirung des quartirten
                              Metalles; 2) die eigentliche Scheidung, d.h. die
                              Auflösung des quartirten Goldes in Schwefelsäure) 3) das Einschmelzen des Goldes und 4) das Fällen des
                              Silbers durch Kupfer und sein Einschmelzen.
                           Die in die Münze abgelieferten Barren von silberhaltigem
                                 Golde und goldhaltigem Silber
                              Silberhaltiges Gold heißt jenes, welches in einem
                                    Pfunde der Legirung nicht weniger als 5 Zolotnik Gold enthält, enthält es
                                    weniger als 5 Zolotnik Gold, so heißt es goldhaltiges
                                       Silber. werden nach dem gehörigen Probiren der Scheidung übergeben.
                           Das Schmelzen der Metalle (des silberhaltigen Goldes und des goldhaltigen und
                              zuweilen des reinen Silbers) behufs der Quartation geschieht in einem SumpfofenDieser Ofen wurde von Poisat zum Einschmelzen des
                                    quartirten Metalles statt der zu demselben Zwecke mit großem Nachtheil
                                    früher angewendeten Graphittiegel vorgeschlagen. Der Ofen hat das Ansehen
                                    eines Flammofens mit einer Sumpfsohle, welche aus einer Masse ausgestampft
                                    ist, die aus drei Theilen gewöhnlichen Holzharzes und 1 Theile Knochenasche
                                    besteht., welcher mit Holz betrieben wird, in Quantitäten von circa 40 Pud und in einem Verhältnisse von nahe dritthalb Theilen Silber
                              auf einen Theil GoldDieses Verhältniß wurde durch Versuche als zweckmäßig für die Einwirkung der
                                    Schwefelsäure gefunden, früher hatte man zum Quartiren auf 1 Theil Gold 3
                                    Theile Silber angewendet, wie schon der Name zeigt.; das eingeschmolzene Metall wird gut umgerührt, und wenn zum Quartiren
                              Altaisches (bleiisches) Silber angewendet wurde, so wird das geschmolzene Metall in
                              dem Ofen so lange gelassen, bis ein dünnes, zur Probe ausgegossenes Blättchen von
                              ihm, einigemal gebogen, nicht bricht. Dieß dient zum Zeichen, daß alles Blei aus dem quartirten Metall
                              abgeschieden ist, denn die geringste Spur von ihm macht das Gold spröde.
                           Poisat hatte zur Beseitigung dieser Ungelegenheit
                              vorgeschlagen, das bleiische Silber vor seiner Anwendung zur Quartation durch
                              Salpeter zu reinigen, zu dessen Behufe die Blicke dieses Silbers bis zur Rothgluth
                              erhitzt, zu kleinen Stücken zerschlagen und dann in gußeisernen Handmörsern gepocht
                              wurden, um dem Salpeter mehr Berührungspunkte darzubieten; das gepochte Silber wurde
                              mit Salpeter (auf 1 Pud Metall wurden 10–15 Pfund gevochten Salpeters
                              genommen) gemengt und zu einem Quantum von 2 Pud 30 Pfund in Graphittiegeln von 1
                              Pud mit Kohks eingeschmolzen. Nach dieser Operation war das Silber bleifrei.
                           In der Folge fand man dieses Verfahren unvortheilhaft, weßhalb man es aufgab und mit
                              der Schmelzung im Sumpfofen umtauschte, in welchem, wie wir oben sahen, unmittelbar
                              die Reinigung und Quartation. geschieht.
                           Das quartirte Metall wird nach gehöriger Reinigung granulirt, d.h. durch Ausgießen mit einer eisernen Kelle in ein kupfernes
                              Gefäß unter stetem Zuflusse kalten Wassers in kleine Körner verwandelt; das flüssige
                              (geschmolzene) Metall wird mit der Kelle ausgeschöpft und dünnströmend in das Wasser
                              gegossen, wobei man mit der Kelle eine krumme Linie beschreibt und mit einer
                              eisernen Brechstange das Metall in dem Gefäße in sehr kleine Körner zerschlägt, denn
                              die Auflösung des quartirten Metalles erfolgt desto schneller, je feiner es
                              granulirt war.
                           Von dem granulirten Metalle werden 35 Pud 10 Pfund in sechs gußeiserne Kessel, in
                              jeden 5 Pud 35 Pfund, eingetragen und der Auflösung mit 66 grädiger Schwefelsäure
                              unter Erwärmen durch 4 Stunden unterworfen. Die erhaltene Lösung von schwefelsaurem
                              Silber wird in gußeiserne transportable Kessel abgegossen, das zurückgebliebene
                              ungelöste Scheidegold (zernoe zoloto) in Blei-
                              oder Platinschalen gebracht und mit heißem Wasser von der Lösung ausgewaschen, wobei
                              man die Klumpen des fein zertheilten Goldes mit einer kleinen hölzernen Schaufel
                              reibt und umrührt. Zur vollständigen Abscheidung des Silbers wird das ausgewaschene
                              Scheidegold mit Schwefelsäure in Platinretorten bis dreimal gekocht, worauf man es
                              endlich mit heißem Wasser von der Lösung auswäscht, filtrirt und in einem Flammofen
                              mit einem Sumpfe einschmilzt.Poisat schmolz das Feingold in Graphittiegeln mit
                                    einer Capacität von 2 Pud Metall, allein es wurde zur Herabsetzung der
                                    Kosten für die Tiegel und des
                              
                           
                           Die durch das Eingießen in Eingüsse erhaltenen Barren von reinem Golde, jede von
                              circa 35 Pfd., werden mit Kupfer für die Goldmünzen und Goldmedaillen legirt. Das
                              Einschmelzen und die Ueberführung des Goldes in den gesetzlichen Feingehalt
                              geschieht in Graphittiegeln mit einer Capacität von circa 22 Pud des geschmolzenen Metalls, welches zu dünnen langen Zainen im
                              Gewichte von nahe 3–4 Pfd. abgegossen wird.
                           Diese Zaine müssen behufs der Darstellung von Münzen sehr vielen Anforderungen
                              genügen, so z.B. dürfen sie im Innern keine Blasen haben, nicht unganz seyn, sie
                              müssen im hohen Grade hämmerbar und geschmeidig seyn, d.h. beim Schlagen mit einem
                              Hammer sich gut schmieden und leicht auswalzen lassen; im entgegengesetzten Falle
                              veranlassen diese Mängel große Schwierigkeiten in der Arbeit und sind bei der
                              Vollkommenheit des Münzwesens, welche dasselbe in Rußland erreicht hat, nicht
                              zulässig.
                           Im Jahre 1843 wurde in dem Golde, welches von Bogoslowsk in die Münze von Petersburg
                              kam, zum erstenmale die Anwesenheit des osmiumhaltigen Iridiums in solcher Menge
                              bemerkt, daß an der unteren Fläche der Barren mit freiem Auge Blättchen oder Körner
                              dieses Metalls sichtbar waren. Dieser Umstand veranlaßte, daß man das Gold reinigen
                              mußte, welches auf nachstehende Weise erzielt wurde.
                           Es ist bekannt, daß sich das Osmium-Iridium mit Gold nicht legirt, denn es ist
                              so strengflüssig, daß es bei der Temperatur, bei welcher das Platin schmilzt, nicht
                              einmal weich wird; dagegen aber schwimmen die Körner oder Blättchen dieses Metalles
                              in dem geschmolzenen Golde und sammeln sich in dessen untern Schichten in Folge
                              ihres großen specifischen Gewichtes. Das specifische Gewicht des
                              Osmium-Iridiums beträgt 19 und zuweilen noch mehr. Außerdem löst es sich im
                              Königswasser nicht auf und kann somit von dem Golde leicht geschieden werden. Da
                              aber das Osmium-Iridium in einer beträchtlichen Masse Gold, in 19 1/2 Pud,
                              vertheilt war, so hätte die Trennung eines solchen Quantums mit
                              Königsunvermeidlichen Metallverlustes durch die Verzettelung und das größere
                              Schlackenquantum in der Folge ein Sumpfofen erbaut, ähnlich dem Ofen für die
                              Quartirung. – Das auf diese Art von dem Golde als schwefelsaure Lösung
                              geschiedene Silber wird in Fällkästen abgegossen, in welche früher Kupferplatten
                              (Kupfermünzen alter sibirischer Prägung, welche im Pud bis 32 Zolotnik 38 Dolja
                              Silber enthalten) gelegt werden. Zur schnelleren Fällung wird die Flüssigkeit mit
                              hölzernen Krücken gerührt. In einer Stunde ist die Zerlegung beendet) die
                              Flüssigkeiten läßt man sich abklären, worauf die Kupfervitriollösung in ein tiefer
                              liegendes Reservoir abgelassen und das Fällsilber (etwa 25 Pud) in einem
                              Aussüßkasten mit heißem Wasser ausgewaschen, unter einer hydraulischen Presse
                              gepreßt und im Sumpfofen eingeschmolzen wird. Wasser viel gekostet; es war somit nöthig, zuerst die
                              Masse Gold, in welcher das Osmium-Iridium eingeschlossen war, zu verringern,
                              dann erst aufzulösen. Dieses wurde durch einfaches Umschmelzen des Goldes in Tiegeln
                              erreicht, in Folge dessen sich Osmium-Iridium wegen seines bedeutenden
                              specifischen Gewichtes in dem unteren Theile des Schmelztiegels ansammelte. Diese
                              Operation wurde auf nachstehende Weise ausgeführt:
                           Das silberhaltige Gold, welches das Osmium-Iridium enthält, wurde in einem
                              großen Graphittiegel eingeschmolzen, gehörig umgerührt und dann einige Zeit in Ruhe
                              gelassen. Dadurch setzte sich das Osmium-Iridium durch seine Schwere am Boden
                              ab und sammelte sich in dem unteren Theile des Tiegels, während die obere Schichte
                              des geschmolzenen Goldes vollkommen rein blieb, so daß auf einen Abstand von 1 oder
                              1 1/2 Zoll vom Tiegelboden das Gold ziemlich rein war. Das Gold wurde oben behutsam
                              abgeschöpft und in Eingüsse ausgegossen, während im Tiegel ein etwa 5 Pfund schwerer
                              Klumpen zurückblieb.
                           Die auf diese Art von einigen Umschmelzungen erhaltenen Klumpen mit einem bedeutenden
                              Osmium-Iridiumgehalte wurden in einem kleinen Graphittiegel mit einem engen
                              Boden geschmolzen. Nach dem Erkalten des Metalls wurde der untere Theil desselben,
                              in welchem sich alles Osmium-Iridium angesammelt hatte, abgehauen und mit
                              Königswasser behandelt. Auf diese Weise wurde das wenige dem Osmium-Iridium
                              anhaftende Gold abgeschieden, während das erstere als unlöslicher Rückstand
                              zurückblieb.
                           Aus 19 Pud 18 Pfund 31 Zolotnik silberhaltigen Goldes, welches auf die beschriebene
                              Weise verarbeitet wurde, wurden 24 Pfund 75 Zolotnik und 42 Dolja
                              Osmium-Iridium ausgebracht. Dabei fand folgender Materialverbrauch statt:
                           
                              
                                 Salpetersäure
                                 2 Pud
                                 
                              
                                 Salzsäure
                                 4   „
                                 
                              
                                 Eisenvitriol
                                 8   „
                                 
                              
                                 Kiefer- und
                                    Fichtenholz            
                                 5 Klafter.
                                 
                              
                           Mit Zurechnung der Arbeiter und noch anderen unbedeutenden Materials wurden im Ganzen
                              82 Rubel 23 4/7 Kopeken aufgewendet.
                           Aus 65 Pud 13 Zolotnik silberhaltigen Goldes, welches 1845 von Bogoslowsk
                              eingeliefert wurde, gewann man durch Behandlung auf die in Rede stehende Welse 67
                              Pfund 68 Zolotnik Osmium-Iridium. Die Unkosten betrugen im Ganzen 98 Rubel 72
                              1/2 Kopeken.
                           Wenn in dem von der Hütte in Bogoslowsk und anderen Orten in die Münze von Petersburg
                              abzuliefernden Golde Osmium-Iridium vorhanden seyn sollte, und dieß in größerer Menge als
                              früher, so müßte es getrennt von den übrigen Partien zur Verkleinerung des
                              specifischen Gewichtes der Masse mit hochfeinem Silber quartirt werden und das
                              geschmolzene Metall müßte man im Ofen einige Zeit in Ruhe lassen, um dem
                              Osmium-Iridium Gelegenheit zu bieten, im Sumpfe des Ofens sich zu sammeln und
                              theils in die Sohle zu gehen, theils als König zurückzubleiben, welcher nach dem
                              beschriebenen Verfahren zu verarbeiten wäre.
                           Während in Rußland die Schwierigkeiten der Gewinnung des reinen Goldes nach der
                              gewöhnlichen Methode, wenn in ihm Osmium-Iridium enthalten ist, schon lange
                              bekannt waren und man sich mit seinen Reinigungsmethoden vertraut gemacht hatte,
                              wurde man in der Münze zu Philadelphia erst im Jahre 1850 auf diesen Umstand
                              aufmerksam, wie aus dem (im polytechn. Journal Bd.
                                 CXLI S. 109 mitgetheilten) Aufsatz von Dubois
                              „über Abscheidung des Iridiums aus dem californischen Golde“
                              hervorgeht.