| Titel: | Ueber den Schlamm der Bäche und Flüsse als Düngungsmittel; von Hrn. Herve Mangon. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XV., S. 56 | 
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                        XV.
                        Ueber den Schlamm der Bäche und Flüsse als
                           Düngungsmittel; von Hrn. Herve
                              Mangon.
                        Aus den Comptes rendus, August 1857, Nr.
                              9.
                        Mangon, über den Schlamm der Bäche und Flüsse als
                           Düngungsmittel.
                        
                     
                        
                           In Frankreich rechnet man beiläufig 200,000 Kilometer fließender Wässer, wovon
                              wenigstens das Viertel, also 50,000 Kilometer, jedes Jahr gereinigt werden sollte.
                              Wenn man das Volum des an der Luft getrockneten Schlammes, welchen man per laufenden Meter eines Baches ausheben könnte,
                              durchschnittlich nur zu 0,05 Kubikmeter annimmt, so ergibt sich das Product des
                              Ausschlämmens per Jahr zu 2,500000 Kubikmetern. Dieses
                              Schlammvolum enthält eine Quantität fruchtbar machender Stoffe, welche wenigstens 2
                              Millionen Tonnen gewöhnlichen Stallmistes äquivalent ist. Eine so bedeutende Duelle schätzbarer
                              Producte sollten die Landwirthe nicht vernachlässigen.
                           Im Interesse der Landwirthschaft im Allgemeinen und insbesondere der Angränzer
                              kleiner fließender Wasser, verdient also das Product des Ausschlämmens hinsichtlich
                              seines Werths als Dünger untersucht zu werden; ich habe eine solche Untersuchung
                              begonnen, wobei mit der Schlamm von einigen süßen Wässern und Salzwässern aus
                              mehreren Departements bereits interessante Resultate geliefert hat.
                           Der Schlamm ist nach dem Ausheben mehr oder weniger naß; der Luft oder der Sonne
                              ausgesetzt, verliert er rasch 50 bis 70 Proc. seines Wassergehalts. So getrocknet,
                              enthält er im Durchschnitt noch 3 bis 10 Proc. Wasser, welches er erst bei einer
                              Temperatur von beiläufig 105° C. fahren läßt.
                           Manchmal enthält dieser Schlamm kohlensauren Kalk in starkem Verhältniß, und er
                              bildet dann einen um so wirksameren Mergeldünger, je zertheilter der Kalkstein ist;
                              nicht selten enthält aber der Schlamm fast gar keinen Kalkstein.
                           Der Schlamm aus den fließenden Wässern gibt, wie das Ackerland, an kaltes Wasser
                              stets eine gewisse Menge löslicher Producte ab, welche zum Theil aus organischen und
                              zum Theil aus mineralischen Substanzen bestehen.
                           Nur sehr selten enthält der Schlamm eine beträchtliche Quantität phosphorsaurer
                              Salze, dagegen enthält er stets salpetersaures Salz in ziemlich starkem Verhältniß.
                              Dieses Verhältniß ist in verschiedenen Proben sehr wandelbar; man kann aber
                              annehmen, daß an der Luft getrockneter Schlamm von guter Qualität nahezu eben so
                              viel Stickstoff enthält wie der frische Stalldünger, nämlich 0,4 bis 0,5 Procent
                              seines Gewichts. Dieser Stickstoff ist nicht immer so unmittelbar durch die
                              Culturpflanzen assimilirbar wie derjenige des Mistes, aber er erhöht doch stets die
                              Fruchtbarkeit des Bodens im Verhältniß seines Gewichts. Man nimmt in der Regel den
                              Werth des Stallmistes zu 5 Francs die 1000 Kilogr. an; dieß ist, nach dem
                              Vorhergehenden, beiläufig der Werth des Schlammes von guter Qualität. Dieses Product
                              hat also im Allgemeinen für die Landwirthschaft einen Werth, welcher viel höher ist
                              als der Betrag der Kosten für sein Ausbringen, Trocknen und Vertheilen auf dem
                              Felde. Aus obigen Ziffern ergibt sich auch, wie wir schon bemerkt haben, daß durch
                              das Ausschlämmen der Bäche und Flüsse der Landwirthschaft (in Frankreich) jedes Jahr
                              so viel Stickstoff geliefert werden könnte, als zwei Millionen Tonnen Stallmist
                              enthalten.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 146, S. 58
                              Bezeichnung des Schlammes;
                                 Physische Constitution auf 100 Theile; Vom Wasser mitgerissene zarte Theile;
                                 Feiner Sand; Grauer Sand; Kies; Chemische Zusammensetzung auf 100 Thle.;
                                 Kieselerde u. Thon, in den Säuren unauflöslich; Thonerde und Eisenoxyd;
                                 Kohlensaurer Kalk; Organische Substanzen, gebundenes Wasser; Schwefelsäure in
                                 100 Theilen; Stickstoff in 100 Theilen; In Wasser lösliche Substanzen, auf 100
                                 Theile Schlamm; Organische; Löslich in Wasser nach dem Glühen. c); Unauflösl. in
                                 Wasser nach dem Glühen; Im Ganzen; Crouy- fur Ourcq; Boulayes; Gironde
                                 à Blaye;: Beauvoir; Aiguillon-sur-Mer; Port de la Rochelle;
                                 Port de Royan; Plage de Verdon; Port de Redon; St. Maurice Guidel; Port de
                                 Vannes; Port de Lorient; Bu Nenez-Guidel; Limon de la Loire; Limon de la
                                 Girond; a) Muschelnreste; b) sehr erdig; c) Die löslichen Salze des Schlammes
                                 von Meerwasser bestanden hauptsächlich aus Kochsalz