| Titel: | Verfahren um dem Garancin die beim Färben schädlichen Unreinigkeiten (Pektin, Pektinsäure, Harze etc.) zu entziehen; von James Higgin zu Manchester. – Patentirt am 28. November 1856. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXXV., S. 142 | 
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                        XXXV.
                        Verfahren um dem Garancin die beim Färben
                           schädlichen Unreinigkeiten (Pektin, Pektinsäure, Harze etc.) zu entziehen; von James Higgin zu Manchester.
                           – Patentirt am 28. November
                              1856.
                        Aus dem London journal of arts, Septbr. 1857, S.
                              134.
                        Higgin's Verfahren um dem Garancin die beim Färben schädlichen
                           Unreinigkeiten zu entziehen.
                        
                     
                        
                           Der Krapp und die meisten im Handel vorkommenden Präparate desselben, wie Garancin,
                              Garanceux etc., enthalten außer dem Farbstoff noch gewisse Bestandtheile, wie
                              Pektin, Pektinsäure, Harze etc., welche nicht als eigentliche Farbstoffe wirken,
                              aber während des Färbeprocesses sich den Beizen anhängen, und auch Verbindungen mit
                              Farbstoff bilden, welche sich theilweise auf den weißen oder ungeheizten Stellen des
                              Zeuges befestigen, weßhalb weitere Operationen erforderlich sind, um lebhafte und
                              reine Farben nebst einem guten Weiß zu erhalten.P. Schützenberger fand im Garancin über 16 Proc.
                                    Pektinsäure, größtentheils frei, zum Theil an Kalk gebunden; man vergl.
                                    polytechn. Journal Bd. CXL. S. 55.
                                    A. d. Red. Ich nehme mit dem Krapp und dessen Präparaten eine Behandlung vor, wodurch
                              die schädlichen Wirkungen der erwähnten nachtheiligen Bestandtheile verhütet werden;
                              ich entferne dieselben nämlich ganz oder theilweise mittelst Substanzen welche sie
                              aufzulösen vermögen, oder die mit ihnen in Wasser unauflösliche Verbindungen bilden,
                              wo sie dann während des Färbens nicht mehr wirken können. Meine Verfahrungsarten
                              sind auf den Krapp anwendbar, wenigstens wenn derselbe mittelst Gährung gereinigt
                              worden ist; sie eignen sich aber vorzugsweise für die Präparate welche durch
                              Behandlung des Krapps mit Säuren dargestellt sind, nämlich für das Garancin,
                              Garanceux und sogenannte Krappextract.
                           Ich nehme Garancin oder Garanceux, welches auf bekannte Weise durch Kochen oder
                              Dämpfen des Krapps mit Schwefelsäure dargestellt worden ist, und wasche es mit
                              Wasser vollständig aus. Um Zeit zu ersparen, pflegt man die letzten Antheile von
                              Säure, welche im Garancin zurückbleiben, durch Waschen desselben mit schwach
                              alkalischem Wasser zu neutralisiren; ich ziehe es aber vor, dasselbe bloß mit Wasser
                              zu waschen, bis es von Säure befreit ist. Dann bringe ich das Garancin in ein Gefäß
                              welches erhitzt werden kann, gebe so viel Wasser zu, daß es in eine ziemlich
                              flüssige Masse verwandelt wird, setze hierauf die Substanz zu, welche ich mit seinen
                              Unreinigkeiten zu verbinden wünsche, und erhitze das Gemisch so stark und so lange
                              Zeit, als es für das angewendete Krapp-Präparat erforderlich ist; in der
                              Regel liefert eine dem Siedepunkt des Wassers entsprechende Temperatur und eine
                              zweistündige Dauer der Operation ein gutes Resultat; natürlich wechselt auch die
                              erforderliche Menge des Reinigungsmitttels bei verschiedenen Präparaten. Nach
                              beendigter Operation läßt man das Gemisch abkühlen, gibt es dann auf ein Filter und
                              wascht das Product mit Wasser, bis die löslichen Unreinigkeiten hinreichend
                              beseitigt sind. Das so gereinigte Garancin kann unmittelbar zum Färben verwendet
                              werden; oder es wird gepreßt, getrocknet und zu feinem Pulver gemahlen.
                           Als Reinigungsmittel des Garancins und der anderen Krapppräparate benutze ich
                              Alkalien, alkalische Erden oder solche Salze derselben, welche beim Kochen mit
                              Pektinsäure sich mit derselben vereinigen und mit ihr in Wasser lösliche oder
                              unlösliche Verbindungen bilden; dabei kommt in Betracht, daß diejenigen Substanzen
                              welche sich mit der Pektinsäure verbinden, sich in der Regel auch mit den gefärbten
                              Stoffen, welche keine wirklichen Farbstoffe sind, wie Harz etc., vereinigen. Es ist
                              jedoch rathsam, keine solchen Salze der Alkalien und alkalischen Erden zu benutzen,
                              welche leicht Sauerstoff abgeben, also oxydirend wirken. Ueberhaupt eignen sich zu
                              obigem Zweck alle Substanzen welche beim Kochen oder Erhitzen mit Pektinsäure sich
                              mit derselben verbinden, daher auch mehrere organische Körper, wie Pflanzenschleim,
                              Thierleim, Zucker etc.
                           Zum bessern Verständniß meines Verfahrens will ich die Methode beschreiben, welche
                              ich für türkischen Krapp bester Qualität anwende. Nachdem ich denselben in
                              gewöhnlicher Weise mittelst Schwefelsäure in Garancin verwandelt und die angewandte Säure sorgfältig
                              ausgewaschen habe, gebe ich von diesem eine Quantität, welche 5 Ctrn. Krapp
                              entspricht, in eine Kufe, setze beiläufig 200 Gallons (2000 Pfd.) Wasser und eine
                              Auflösung von arsenigsaurem Natron zu; dann lasse ich die Mischung eine Stunde lang
                              kochen; nach dem Erkalten bringe ich sie auf ein Filter und wasche den Rückstand mit
                              200 Gallons Wasser aus, oder so lange bis alles arsenigsaure Salz ausgezogen ist.
                              Das Garancin kann dann unmittelbar verbraucht, oder getrocknet und gemahlen werden.
                              Um die erwähnte Auflösung von arsenigsaurem Natron darzustellen, koche ich 17 Pfd.
                              krystallisirte Soda, in Wasser aufgelöst, mit überschüssiger arseniger Säure, eine
                              halbe Stunde lang, filtrire die unaufgelöste arsenige Säure ab und verwende nur die
                              klare Flüssigkeit.
                           Bei der Behandlung von Garanceux ist es rathsam nur beiläufig die Hälfte des für das
                              Garancin vorgeschriebenen Reinigungsmittels anzuwenden, übrigens in gleicher Weise
                              zu verfahren. – Bei Behandlung von sogenanntem Krappextract, welches keine
                              Pflanzenfaser enthält, reicht eine viel geringere Wassermenge hin.