| Titel: | Verbesserungen in der Eisen- und Stahlfabrication, von Robert Mushet, Hütteningenieur zu Coleford in Gloucestershire. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XLVII., S. 204 | 
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                        XLVII.
                        Verbesserungen in der Eisen- und
                           Stahlfabrication, von Robert
                              Mushet, Hütteningenieur zu Coleford in Gloucestershire.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, August
                              1857, S. 155.
                        Mushet's Verbesserungen in der Eisen- und
                           Stahlfabrication.
                        
                     
                        
                           Der Erfinder hat zwei Patente auf die nachstehend zu beschreibenden Verbesserungen
                              genommen, das erste unter dem 16. und das zweite unter dem 22. September 1856; wir
                              beschreiben hier, wie es auch in unserer Quelle geschehen, das letztere zuerst.
                           Wenn Roheisen (nach Martien's oder Bessemer's Verfahren) durch Einblasen von Luft in dessen flüssige Masse
                              gefeint oder entkohlt worden ist, so wird es zwar, wenn auch nicht gänzlich, von dem
                              Silicium (oder dessen Oxyd, der Kieselerde) und einigen andern Stoffen befreit, es
                              hält aber schwer, dasselbe in Eisen oder Stahl zu verwandeln. Durch Gießen in
                              verschiedene Formen gebracht, kann dieses gefeinte Roheisen manchmal durch Schmieden
                              oder Walzen gestreckt werden; aber wenn dieses auch der Fall ist, so haben die aus
                              diese Weise dargestellten Stäbe so viele Quer- und Längenrisse, daß sie gar
                              nicht verwendbar sind. In anderen Fällen läßt sich solches Eisen zu Stäben ausschmieden und auswalzen,
                              welche ein ganz gutes Aeußere haben und schweißbar, hingegen oft rothbrüchig sind;
                              in manchen Fällen sind sie dadurch charakterisirt, daß sie einen krystallinischen,
                              aber weder körnigen noch fadigen Bruch haben, und kaltbrüchig sind. Die aus so
                              gefeintem Roheisen gegossenen Zaine oder Stäbe haben gewöhnlich eine blasige und
                              poröse Structur, welche sich auf den Bruchflächen zeigt, wodurch nicht allein die
                              Tendenz dieser Zaine, Risse zu bekommen, gesteigert, sondern auch die Festigkeit und
                              Dichtigkeit derselben sehr beeinträchtigt wird.
                           Um nun diese Mängel des, mittelst Einwirkung der Luft gefeinten Eisens zu verbessern
                              und dasselbe in schmiedbares Eisen und schmiedbaren Stahl zu verwandeln, setzt Mushet demselben eine dreifache Verbindung, bestehend aus
                              Eisen, Mangan und Kohlenstoff, zu, und ändert diese Verbindung ab, um entweder
                              Stabeisen oder Stahl darzustellen. Nachdem dieselbe in einem Ofen geschmolzen worden
                              ist, setzt man sie dem gefeinten Roheisen in seinem flüssigen Zustande zu, worauf
                              das Ganze in Formen ausgegossen wird.
                           Mushet hat durch Erfahrung gefunden, daß es hinreichend
                              ist, dem gefeinten Roheisen etwa 1/50 bis 1/93 seines Gewichts von der Verbindung
                              zuzusetzen, d.h. etwa 2 bis 3 Proc., wenn man Stabeisen erzeugen will; man setzt
                              1/33 bis 1/20, d.h. 3 bis 5 Proc. vom Gewicht des gefeinten Roheisens zu, wenn man
                              Halbstahl, und etwa 1/20 bis 1/5, d.h. 5 bis 20 Proc., wenn man weichen, halbharten
                              und harten Stahl darstellen will.
                           Diese dreifache Verbindung von Eisen, Kohlenstoff und Mangan kann wohlfeil dadurch
                              erlangt werden, daß man Roheisen in einem Schachtofen mit Spatheisenstein
                              (manganhaltigem Eisenerz) mittelst Kohks oder Holzkohlen zusammenschmelzt. Mushet wendet am liebsten Siegensches Spiegeleisen an,
                              welches sehr manganhaltig ist und sich durch seine Reinheit auszeichnet, indem es
                              nur sehr geringe Menge von Schwefel, Phosphor und Silicium enthält.
                           Der Erfinder bemerkt hinsichtlich seines Verfahrens folgendes: Wenn das zu
                              behandelnde Roheisen in dem Ofen oder Herd mittelst der durch seine flüssige Masse
                              getriebenen Gebläseluft gänzlich oder fast gänzlich entkohlt ist, so wird es in
                              einen vorher erhitzten Ofen oder ein Gefäß abgelassen, worin sich die Verbindung von
                              Eisen, Kohlenstoff und Mangan im geschmolzenen Zustande befindet, mit welcher es
                              sich nun ebenfalls verbindet. Die entstandene Verbindung wird alsdann in zweckmäßige
                              Formen abgestochen.
                           
                           Die Mischung von Eisen, Kohlenstoff und Mangan wird am zweckmäßigsten in Kupolöfen
                              oder Flammöfen mittelst Holzkohlen oder ganz schwefelfreier Steinkohlen, oder auch
                              in Tiegeln zusammengeschmolzen. Zur Beförderung der Mischung ist in allen Fällen ein
                              Umrühren mit eisernen Haken nothwendig.
                           Das erstgenommene Patent unterscheidet sich von dem letztgenommenen, welches wir im
                              Obigen beschrieben haben, im Wesentlichen nur dadurch, daß er als Zusatz zum
                              gefeinten Roheisen ein Kohlenstoff und Mangan enthaltendes Gemenge anwendet, welches
                              er auf die Art bereitet, daß er in einem eisernen Kessel über Feuer Pech zum
                              Schmelzen bringt, demselben dann fein gepulverten Braunstein einverleibt und die
                              flüssige Masse behufs des Erkaltens auf einen Stein ausgießt.