| Titel: | Ueber Construction der Faßhahnen; von Fürstedler. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LX., S. 242 | 
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                        LX.
                        Ueber Construction der Faßhahnen; von Fürstedler.
                        Aus den Verhandlungen und Mittheil. des nieder-österr.
                                 Gewerbevereins, 1857, S. 84.
                        Mit einer Abbildung.
                        Fürstedler', über Construction der Faßhahnen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 146, S. 242
                              Die Construction der gegenwärtig bei uns noch allgemein vorkommenden Hahnen zur
                                 Regelung des Abflusses von Flüssigkeiten ist sehr mangelhaft. Bekanntlich wird
                                 bei derselben der Verschluß durch einen, entweder in der Richtung der Achse des
                                 Hahnens oder rechtwinkelig zu diesem durchbohrten Kern bewirkt, der sich mit
                                 starker Reibung in einem Futter dreht. Macht man durch genaues Einschleifen
                                 diese Reibung sehr stark, so braucht man einen bedeutenden Kraftaufwand um den
                                 Hahnen zu drehen, wodurch derselbe häufig an seiner Verbindung gelockert, oder
                                 auch gar aus derselben losgerissen wird. Bei schwacher Reibung ist der Verschluß
                                 unvollkommen und die Flüssigkeit entströmt tropfenweise aus dem Hahnen, wobei
                                 nach angestellten Versuchen in 24 Stunden 2 Maaß verloren gehen. Die Direction
                                 der Dianabad-Actien-Unternehmung in Wien hat, um diese Uebelstände
                                 zu vermeiden, seit dem Jahre 1854 in ihrer Anstalt die hier abgebildete
                                 Construction von Hahnen eingeführt, welche sich auch auf das Glänzendste bewährt
                                 haben.
                              
                           Der Verschluß wird bei diesen Hahnen durch ein Ventil a bewirkt, welches an seiner unteren Fläche ein
                              Blattchen von vulcanisirtem Kautschuk trägt, das durch ein darüber gelegtes
                              Messingscheibchen von weit kleinerem Durchmesser und eine Schraubenmutter in seiner
                              Lage erhalten wird. Diese elastische Fläche schließt sich bei b, b an einen Reif an, der durch die Erweiterung des Ausflußrohres
                              gebildet wird. Um das Ventil mit starker Pressung an den Reif zu drücken, hat
                              dasselbe einen Zapfen, der durch die Stopfbüchse d geht
                              und hier auf eine excentrische Scheibe e trifft, welche, wie man aus der
                              Zeichnung sieht, mittelst einer Handhabe um ihre Achse gedreht werden kann. Steht
                              die Handhabe so, wie es in der Zeichnung angedeutet ist, so ist das Ventil
                              verschlossen. Wird dagegen die Handhabe nach abwärts gedreht, so wird vor dem Zapfen
                              der früher durch das Excentricum eingenommene Raum frei, der Druck der Flüssigkeit
                              stößt das Ventil heraus und dieselbe entströmt durch f.
                              Solche Hahnen schließen vollkommen dicht, können mit dem geringsten Kraftaufwande
                              geöffnet und geschlossen werden und sind, wenn sie schadhaft werden sollten,
                              ungemein leicht wieder in Stand zu sehen. Man darf nämlich nur immer die elastischen
                              Plättchen auswechseln, was durch Aufschrauben der Stopfbüchse sehr schnell bewirkt
                              werden kann. Die Plättchen selbst können aus einer Kautschukplatte mittelst eines
                              passenden Locheisens und einer gewöhnlichen Presse billig hergestellt werden. Bei
                              den im Dianabade seit fast drei Jahren fortwährend im strengsten Betriebe
                              befindlichen Hahnen mußten bisher nur an einigen mit dem heißen Wasser (von 50 bis
                              60° R.) in Berührung stehenden Ventilen die Plättchen ausgewechselt werden.
                              Die Hahnen selbst werden von einem gewöhnlichen Gelbgießer um den Preis von 1 fl. 6
                              kr. per Pfund geliefert und wiegen 3 bis 3 1/2
                              Pfund.