| Titel: | Ventilator oder Wetterrad auf den Abercarn-Steinkohlenwerken, entworfen von Ebenezer Rogers. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXVIII., S. 274 | 
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                        LXVIII.
                        Ventilator oder Wetterrad auf den
                           Abercarn-Steinkohlenwerken, entworfen von Ebenezer Rogers.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, August
                              1857, S. 261.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Rogers' Ventilator für Steinkohlengruben.
                        
                     
                        
                           Die Wetterhaltung bei den brittischen Bergwerken wird größtentheils noch durch Oefen
                              bewirkt, indem der Wetterzug durch die Gruben dadurch erhalten wird, daß man die
                              ausziehende Wettersäule in dem Wetterschacht durch ein auf der Schachtsohle
                              unterhaltenes Feuer verdünnt. In Deutschland, Belgien und Frankreich gibt man den
                              Wettermaschinen den Vorzug, da die Wetteröfen, obgleich sie die wichtigen Vortheile
                              großer Einfachheit und geringer Reparaturbedürftigkeit haben, einige wesentliche Nachtheile besitzen und
                              in gewissen Fällen so ungenügend sind, daß sie nothwendig durch Maschinen ersetzt
                              werden müssen.
                           Bei der Wetterversorgung der erst neuerlich in Betrieb gesetzten Gruben zu Abercarn
                              in Südwales, welche auf einigen sehr viel schlagende Wetter entwickelnden Flötzen
                              bauen, wobei Wetteröfen also nicht angewendet werden konnten, fand sich Hr. Rogers veranlaßt, nachdem er sich nach den besten
                              Wetterhaltungsapparaten in Britannien und auf dem Festlande umgesehen hatte, bei
                              einem Ventilator stehen zu bleiben, den Hr. James Nasmyth
                              erfunden hatteWir haben aus dem Mechanics' Magzine eine kurze
                                    Beschreibung des Nasmyth'schen Ventilators im
                                    polytechn. Journal Bd. CXXV S. 241
                                    mitgetheilt. Dieser Apparat war damals (1852) an einer Kohlengrube des
                                    Grafen Fitzwilliam in Thätigkeit. A. d. Red.; Rogers ließ ihn zu Patricroft von Nasmyth ausführen und zu Abercarn aufstellen.
                           Die allgemeinen Vorrichtungen am und im obern Theile des Schachtes sind in Fig. 12 bis
                              14
                              dargestellt. Fig.
                                 12 und 13 sind senkrechte Durchschnitte, welche die Wetterventile an der
                              Schachtöffnung und die Verbindung des Ventilators mit dem Schacht darstellen. Fig. 14 ist
                              ein söhliger Querdurchschnitt des Schachtes und des Ventilators. Fig. 15 ist ein
                              Seitenaufriß des Ventilators und der Treibmaschine, und Fig. 16 ein senkrechter
                              Durchschnitt des Ventilators.
                           Der Ventilator A, A, Fig. 16, hat 13 1/2 Fuß
                              im Durchmesser und ist mit acht Flügeln versehen, von denen jeder 3 1/2 Fuß breit
                              und 3 Fuß lang ist. Diese Flügel sind an einer horizontalen Welle B von 8 Fuß 7 Zoll Länge (von Mitte zu Mitte der Lager)
                              befestigt; die Zapfen sind 9 Zoll lang und haben 4 1/2 Zoll im Durchmesser. Die
                              Flügel bestehen aus dünnem Eisenblech und sind an gabelförmigen, schmiedeisernen
                              Armen befestigt, und diese an einer auf der Welle B
                              angebrachten Scheibe C. Diese Flügel sind von einem
                              Gehäuse D, D umgeben, welches aus zwei blechernen
                              Seitenwänden besteht, die durch Stehbolzen auseinander und zusammengehalten werden;
                              an dem Umfange ist dieses Gehäuse überall offen und in der Mute hat es auf jeder
                              Seite eine kreisrunde Oeffnung von 6 Fuß. Durchmesser. Von diesen Oeffnungen gehen
                              blecherne Canäle E, E ab, durch welche die Wetter aus
                              dem Schacht einströmen; die Außenwände dieser Canäle sind durch gußeiserne
                              senkrechte Ständer F, F verstärkt, welche unten auf dem
                              steinernen Fundament G stehen und mit dem Gehäuse
                              verbunden sind. Diese Ständer bilden zugleich die Zapfenlager für die
                              Ventilatorwelle; die Kanten der Flügel sind von den Gehäusewänden 3 Zoll entfernt,
                              so daß ein hinreichender Spielraum bleibt. Die beiden Wetterlutten oder Canäle E, E vereinigen sich unter dem Ventilator, wie Fig. 12 zeigt,
                              und sind mit dem Schacht durch eine söhlige Wetterstrecke I verbunden, welche 21 Fuß
                              unter Tage liegt.
                           Der Ventilator wird durch eine kleine, direct wirkende Hochdruckdampfmaschine K in Betrieb gesetzt, welche an der vordern Seite von
                              einem der gußeisernen Ständer F angebracht und deren
                              Lenkstange mit einer Kurbel an dem einen Ende der Ventilatorwelle B verbunden ist. Der Dampfcylinder hat 12 Zoll
                              Durchmesser und 12 Zoll Hub, und wird mit Dampf aus den Kesseln der
                              Förderungsdampfmaschine des Schachtes gespeist, der mit einem Druck von 13 Pfund auf
                              den Quadratzoll arbeitet. Das Excentricum L für das
                              Schieberventil ist in der einen Wetterlutte E angebracht
                              und bewegt das Ventil mittelst einer kurzen Welle M, die
                              an den Enden mit entsprechenden Hebeln versehen ist.
                           Der Schacht H, Fig. 14, ist ein Oval von
                              18 Fuß Länge und 10 Fuß Weite, und hat fast in der Mitte einen Scheider N von Zimmerung, so daß durch das eine Schachttrumm die
                              Wetter einfallen und durch das andere ausziehen können. Zur Förderung dienen beide
                              Trumme und zwar erfolgt sie mittelst Gestellen 0, in welche die Förderungen
                              eingefahren werden und die wie gewöhnlich zwischen Leitungen laufen. Die Kunstsätze
                              P sind in dem einfallenden Schachte angebracht.
                           Damit das Schachttrumm, durch welches die Wetter ausziehen, zur Förderung benutzt
                              werden kann, ist die obere Oeffnung durch eine Wetterklappe oder ein Ventil R verschlossen. Dasselbe besteht aus Bretern,
                              verschließt die Oeffnung möglichst luftdicht und läßt nur eine Oeffnung in der Mitte
                              zum Durchgange des Förderseils. Sobald das Fördergestell O zur Oeffnung gelangt, werden die Klappen R,
                              gehoben, so daß jenes Passiren kann, und wenn alsdann das Gestell wieder in den
                              Schacht eingeht, wie Fig. 13 zeigt, so fallen
                              die Klappen nieder und verschließen die Schachtöffnung. Während der Zeit ihrer
                              Hebung vertritt der ziemlich an das Schachttrumm anschließende dichte Boden des
                              Fördergestelles ihre Stelle. Auf diese Weise bleibt die Schachtöffnung stets
                              verschlossen und der ausziehende Wetterstrom wird nicht unterbrochen, sondern bleibt
                              möglichst gleichförmig. Die Wetter welche während des Oeffnens und des Verschließens
                              der Wetterklappe und durch den geringen, stets offen bleibenden Theil einfallen
                              könnten, sind so unwesentlich, daß sie um so eher unberücksichtigt bleiben können,
                              da die überflüssige Saugkraft des Ventilators mehr als hinreicht, um die
                              Gegenströmung aufzuheben.
                           Bei der Aufstellung des Apparats hielt man einen noch dichtern Verschluß für
                              nothwendig, und es wurden dazu die geneigten Klappen 
                              S, S, welche über der Wetterstrecke I angebracht sind, benutzt; dieselben schließen genau
                              aneinander und lassen nur eine kleine Oeffnung in der Mitte zum Durchgange des
                              Seiles; das aufgehende Fördergestell öffnete sie, und nachdem dasselbe
                              hindurchgegangen und ehe noch die Klappen an der Tageöffnung des Schachtes geöffnet
                              worden, wurden sie durch Gegengewichte sogleich wieder verschlossen. Beim
                              Niedergange des Fördergestelles wurden sie durch einen Hebel von Tage aus wieder
                              geöffnet. Man fand aber durch Versuche, daß die Klappen R an der Tageöffnung vollkommen hinreichend sind, und es wurden dann die
                              Klappen S gar nicht mehr benutzt.
                           Die ganze Teufe des Schachtes beträgt fast 300 Yards (à 3 engl. Fuß), und in einer Teufe von 120 Yards wird ein Theil der
                              frischen Wetter durch Hangende Baue geleitet, auf denen man Steinkohlen und
                              feuerfesten Thon gewinnt; der größere Theil der Wetter fällt dem Schachttiefsten zu
                              und verbreitet sich in die Baue auf zwei verschiedenen Kohlen- und einem
                              Eisenstein-Flötze. Die Gesammtlänge der mit Platten oder Schienen belegten
                              Förderbahnen beträgt ungefähr 7 engl. Meilen (1 1/2 deutsche) und die Länge der
                              Abbaufronten beträgt wohl das Doppelte. Die längste Entfernung, welche von einem
                              einzigen Wetterstrome vom einfallenden bis zum ausziehenden Schachttrumme
                              zurückgelegt wird, beträgt etwa 2 engl. Meilen (eine sehr knappe halbe deutsche
                              Meile). Die Menge der täglich geförderten Materialien beträgt ungefähr 500
                              Gewichtstonnen (etwa 2500 preuß. Gemäßtonnen à 7
                              1/9 Kubikfuß).
                           Die Geschwindigkeit, womit der Ventilator gewöhnlich betrieben wird, beträgt
                              beiläufig 60 Umgänge in der Minute, somit die Peripheriegeschwindigkeit der Flügel
                              2545 Fuß in der Minute; es strömen daher in der Minute beiläufig 45,000 Kubikfuß
                              frische Wetter durch die Grube, wovon etwa ein Drittel die oberen und der Rest die
                              unteren Baue ventilirt.
                           Die unten mitgetheilte Tabelle I. enthält die Resultate
                              einer Reihe von Versuchen, welche mit diesem Wetterventilator unter Leitung des Hrn.
                              Rogers angestellt wurden. Es geht aus diesen
                              Resultaten hervor, daß die ganze Wettermasse, welche bei den Geschwindigkeiten des
                              Ventilators von 60 bis 80 Umläufen in der Minute geliefert wird, 45,000 bis 56,000
                              Kubikfuß in derselben Zeit beträgt, mit einer Geschwindigkeit des Stromes von
                              respect. 782 und 1037 laufenden Fußen in der Minute oder von 9 bis 12 engl. (2 bis 2
                              3/4 deutschen) Meilen in der Stunde; dabei beträgt der Grad der Luftverdünnung in
                              dem ausziehenden Schachttrumme respective 0,5 und 0,9 Zoll Wassersäule.
                           
                           Tabelle I. – Uebersicht der
                                 Versuche mit dem Wetterventilator.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 146, S. 277
                              
                           Barometerhöhe; Temperatur nach
                              Fahrenheit; Ueber Tage; Im Tiefsten; Tageöffnung d. einfallenden Trummes; Sohle des
                              einfallenden Trummes; Sohle des ausziehenden Trummes; Zehn Yards von der
                              Tageöffnung; Umläufe d. Ventilators per Minute; Wassermanometer; Geschwindigkeit der
                              Wetter in Fußen in der Minute; Kubikfuß Wetter in der Minute; Dampfmesser am
                              Ventilator; Theoretischer Kohlen verbrauch in d. Stunde; Mittel von zwölf Versuchen;
                              Natürlicher Wetterzug; Mittel von vier Versuchen; Wetterhalt. mit dem Ventilator;
                              Mittel von fünf Versuchen
                           
                           Bei diesen Versuchen bestimmte man die Geschwindigkeit der Wetterströme durch
                              Berechnung aus der Differenz des Druckes, welcher mittelst eines sorgfältig
                              construirten Vacuummessers beobachtet worden war; die Resultate controlirte man aber
                              noch durch das Anemometer und durch die Zeit in welcher der Rauch von Pulver durch
                              den Ventilator strömte, das an bestimmten Distanzen durch Drähte entzündet wurde,
                              die von einer Volta'schen Batterie an der Schachtöffnung
                              abliefen.
                           Die Umtriebsgeschwindigkeit des Ventilators wird leicht und augenblicklich durch ein
                              Drosselventil in der Dampfröhre der Maschine regulirt; dasselbe steht unter Aufsicht
                              des Grubeningenieurs und wird nach der erforderlichen Wetterhaltung adjustirt, die
                              von den Veränderungen des atmosphärischen Drucks und von dem mehr oder minder
                              häufigen Vorkommen brennbarer Gase in den Bauen abhängt. Man hat gefunden, daß eine
                              Geschwindigkeit von etwa 50 bis 60 Umdrehungen in der Minute die zweckmäßigste
                              Wetterströmung gibt, während bei 80 Umdrehungen der Strom so bedeutend ist, daß die
                              Lampen kaum brennen können.
                           Dieser Ventilator ist jetzt seit zwei Jahren Tag und Nacht in ununterbrochenem
                              Betriebe gewesen, ohne daß man ihn jemals wegen irgend einer Reparatur still stehen
                              lassen mußte, und er ist heute noch in demselben guten Gange als zur Zeit seines
                              Inbetriebsetzens. Offenbar kann also bei demselben kein Theil außer Ordnung kommen,
                              in Folge seiner einfachen Construction; die der Abnutzung ausgesetzten Flächen sind
                              nämlich groß und dauerhaft hergestellt, und der Dampfcylinder hat einen massiven
                              Metallkolben. Der Dampfverbrauch für den Betrieb des Ventilators ist so unbedeutend,
                              daß ein geringer Verlust desselben durch die Fugen ganz unwesentlich ist.
                           Zu einer vollkommenen Wetterhaltung ist noch ein zweiter Ventilator erforderlich,
                              welcher jeden Augenblick in Betrieb gesetzt werden kann, sobald der erste aus irgend
                              einem Grunde stillstehen muß, oder zugleich mit ihm wirkt, wenn eine stärkere
                              Wetterführung als gewöhnlich nothwendig ist.
                           Der Constructeur will bei Herstellung eines andern Ventilators demselben einen
                              größern Durchmesser geben, nämlich von etwa 21 Fuß, ihn aber langsamer umgehen
                              lassen, was seiner Meinung nach zweckmäßiger und kraftsparender ist. Das Gehäuse
                              würde er dann einfacher und wohlfeiler machen, nämlich es aus Ziegelsteinen
                              aufführen und eben so die Wetterlutten. Die Gesammtkosten für zwei Ventilatoren
                              würden dadurch bedeutend vermindert werden.
                           Die Wetterhaltung mittelst des Ventilators hat besonders dadurch einen wesentlichen
                              Vorzug gegen die mittelst Oefen, daß man den Zug plötzlich und bedeutend steigern
                              kann, was bei Oefen nur langsam und im beschränkten Maaß ausführbar ist und auch
                              nicht von Tage aus bewirkt werden kann.
                           Ein anderer Vortheil besteht darin, daß die Wetter in dem ausziehenden Schacht der
                              Art sind, daß er zur Fahrung eben so gut wie der einfallende benutzt werden kann, da
                              er frei von der Hitze und dem Rauch ist, die ein Wetterofen auf der Sohle
                              veranlaßt.
                           Bei einer Maschine fällt auch die Gefahr der Explosionen weg, die durch Hinzuströmen
                              von Gas zum Ofen veranlaßt werden; beim ersten Anhieb eines Flötzes, welches viel
                              brennbares Gas enthält, wie es zu Abercarn der Fall war, kann ein Ofen mit
                              Sicherheit gar nicht eher gefeuert werden, als bis das Gas großentheils abgeleitet
                              worden ist, und auch dann ist es immer noch mit Gefahr verbunden. Mit Hülfe eines
                              Ventilators erleidet der Betrieb gar keinen Verzug und alle Gefahr wird
                              vermieden.
                           Ein mit einem breternen Scheider versehener Schacht war in dem vorliegenden Falle
                              wesentliche Bedingung, da das Abteufen in dem harten Gestein sehr kostbar ist und
                              mehrere Schächte daher vermieden werden mußten. Bei einer solchen Verdohnung ist
                              aber ein Wetterofen sehr nachtheilig, da das Holz des Scheiders durch die Wärme
                              fortwährend austrocknet und Undichtheiten veranlaßt, der Rauch auch Schwefeldämpfe
                              enthält und das Eisenwerk angreift.
                           Wenn man saugende statt blasender Ventilatoren anwendet und dieselben einen großen
                              Durchmesser haben, so erlangt man schon bei mäßiger Geschwindigkeit eine bedeutende
                              Luftverdünnung. Da das Ventilatorgebläse an der ganzen Peripherie offen ist, so
                              können die Wetter ringsum frei entweichen; und wegen der mittleren Scheiderplatte an
                              der Ventilatorwelle können die Wetterströme zu beiden Seiten sich gegenseitig nicht
                              hindern. Der einfache Betrieb mittelst einer direct wirkenden Dampfmaschine, deren
                              Kurbelstange unmittelbar auf die Kurbel an dem einen Ende der Wetterradwelle
                              einwirkt, ist sehr zweckmäßig und es wird dadurch jede Mittheilungsmaschinerie
                              entbehrlich.Hr. R. v. Carnall machte zur Beschreibung eines
                                    Nasmyth'schen direct in Betrieb gesetzten
                                    Wetterrades in der „Zeitschrift für das Berg-,
                                       Hütten- und Salinenwesen in dem Preußischen Staate“
                                    Bd. I, Abth. B, S. 64 nachstehende Bemerkungen:
                                    „In Betracht, daß es bei einem Wetterzuge ganz besonders
                                       darauf anzukommen pflegt eine jede, wenn auch noch so kurze Störung zu
                                       verhüten, daß bei Zahnrad-Verbindungen durch das Auslaufen der
                                       Kämme oder durch das Brechen einzelner Zähne Auswechselungen
                                       unvermeidlich sind und, auch wenn man Reservestücke zur Hand hat,
                                       dennoch die Auswechselung Zeit verlangt, sowie daß selbst beieiner Bewegung
                                       durch Riemen ohne Ende, ganz abgesehen von den Unterhaltungskosten, die
                                       Auflegung neuer Riemen nicht immer rasch genug geht: unterliegt es
                                       keinem Zweifel, daß eine directe Verbindung des Wetterrades mit der
                                       Dampfmaschine vor Zahn- und Riemenverbindungen den Vorzug
                                       verdient .... Am allereinfachsten wäre aber die Anwendung eines Dampfreactionsrades auf der Flügelwelle, wie
                                       man dergleichen z.B. zum Betriebe von Circularsägen in Walzhütten
                                       angewendet findet. Der Dampf strömt durch die – hohle –
                                       Welle ein und entweicht aus den in Curven gebogenen vier Armen des
                                       Rades, welches mit einem Blechkasten umgeben ist, aus dem der Dampf in
                                       einer Röhre abzieht. Die Geschwindigkeit der Umdrehung ergibt sich durch
                                       das Dampfzulaßventil.“ H. Da ferner das Wetterrad über Tage angebracht ist, so hat man dasselbe und seinen
                              Betrieb stets unter Augen, und es ist auch gegen Benachtheiligung durch Explosionen,
                              wenn solche vorkommen sollten, geschützt.
                           In der Abercarn-Grube sind schlagende Wetter so häufig, daß jetzt in allen
                              Bauen nur Sicherheitslampen angewendet werden und niemals ein bloßes Licht erlaubt
                              ist, ausgenommen an zwei Stellen in der Nähe des Schachtes, wo die Sicherheitslampen
                              angezündet und verschlossen werden. Sehr schwache Explosionen sind mehrere
                              vorgekommen, aber nicht eine einzige derselben hatte nachtheilige Folgen. Eine
                              stärkere Explosion führen wir als Beispiel an, um zu zeigen wie wichtig es ist,
                              plötzlich einen sehr verstärkten Wetterzug herstellen zu können, um Verlust von
                              Menschenleben zu verhindern. In diesem Falle, welcher sich im October 1855
                              ereignete, nahm ein Arbeiter ein gewöhnliches Licht in einen Abbau, wo sich
                              schlagende Wetter angehäuft hatten; dieser Bau befand sich im Tiefsten und etwa 150
                              Yards von dem Schacht entfernt. Es erfolgte eine Explosion, die Hr. Rogers vernahm, da er sich in der Nähe der Schachtöffnung
                              befand; er ließ sofort vollen Dampf in den Cylinder der Maschine strömen, so daß das
                              Wetterrad augenblicklich etwa doppelt so rasch umging als gewöhnlich; dadurch wurde
                              nun die Geschwindigkeit des Wetterzuges so erhöht, daß der sogen. after-damp, welcher das Product der Explosionen
                              ist, so rasch von der Belegungsmannschaft der Grube weggeführt wurde, daß sie den
                              Wirkungen desselben nur momentan und ohne alle Übeln Folgen ausgesetzt war.
                              Bei der gewöhnlichen Geschwindigkeit des Wetterzuges würden gewiß mehrere von den
                              Arbeitern das Leben verloren haben. Der Mann, welcher die Explosion veranlaßt hatte,
                              war stark verbrannt, erholte sich aber wieder von seinen Beschädigungen.
                           Fast sogleich, nachdem das Wetterrad in eine schnellere Bewegung gesetzt worden war,
                              trat aus demselben ein Schauer von schwarzen Theilchen, welche aus Kohlenstoff
                              bestanden, der bei der Zersetzung des Kohlenwasserstoffes durch die Explosion als
                              leichter Ruß frei wurde. Nach Rogers' Meinung ist dieser
                              Kohlenstoff die Ursache der nachtheiligen Wirkung des after-damp indem sich die feinen Theilchen desselben auf der Lunge
                              anhäufen, während man bisher die schädliche Wirkung dieses Dampfes der Kohlensäure
                              und dem Stickstoff zuschrieb, welche durch Verbrennung des Gases und der Luft
                              entstehen. Rogers fand seine Ansicht bei Untersuchung der
                              Lungen durch schlagende Wetter Getödteter bestätigt, indem dieselben mit diesen
                              schwarzen festen Theilchen angefüllt waren. Man hat oft beobachtet, daß Menschen in
                              dem after-damp, welcher auf die Explosion
                              schlagender Wetter folgt, eine Zeit lang leben können, wenn sie die Vorsicht
                              anwenden, Mund und Nasenlöcher mit einem Tuch zu bedecken, so daß die einzuathmende
                              Luft durch dasselbe dringen muß und die in der Luft schwebenden Kohlenstofftheilchen
                              also nicht in die Lunge gelangen können. Hr. Rogers
                              theilt einen Fall mit, wo ein Bergmann Namens John Hall,
                              der jetzt in Abercarn lebt, eine Strecke von einer halben Meile Länge, die mit after-damp erfüllt war, fahren konnte, indem er
                              jene Vorsicht anwendete, und glücklich zum Schacht gelangte.
                           Eine der explodirbarsten Mischungen, welche in einer Steinkohlengrube entstehen
                              können, besteht aus 5 Volumen Kohlenwasserstoff (Sumpfluft) und 40 Volumen
                              atmosphärischer Luft. Wenn dieses Gemisch explodirt, so entstehen 2 Volume
                              Kohlenstoffdampf, 3 Vol. kohlensaures Gas, 10 Vol. Wasserdampf und 32 Vol.
                              Stickstoffgas. Nach der Explosion nimmt der Kohlenstoff die Form von leichtem,
                              flockrigem Ruße an, welcher sehr fein in der ganzen Luft vertheilt ist. Tabelle II
                              erläutert die Ansicht von Rogers hinsichtlich der bei der
                              Explosion erfolgenden Zersetzung und der dadurch entstehenden Verbindungen.
                           Ein ähnliches Wetterrad, wie das beschriebene, hat Hr. Nasmyth auf dem Skiar-Spring Steinkohlenwerke bei Elsecar
                              aufgestellt und dasselbe wird mit vollständigem Erfolge betrieben. Es ist größer als
                              dasjenige zu Abercarn, indem es 15 Fuß im Durchmesser hat und die Flügel 4 1/4 Fuß
                              breit sind. Es wird von dem Dampf der Dampfkunst betrieben, der eine Pressung von 15
                              Pfund auf den Quadratzoll hat, und macht 80 Umgänge in der Minute; es liefert eine
                              vollkommen genügende Wetterführung in den Bauen, die über Tage genau controlirt
                              werden kann, und wird durch einen Brennmaterialaufwand im Betriebe erhalten, der
                              sehr gering im Verhältniß zu dem ist, welchen ein Wetterofen erfordert.
                           
                           Tabelle II. – Tabellarische
                                 Uebersicht der Explosion schlagender Wetter.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 146, S. 282
                              Vor der Explosion; Nach der
                                 Explosion; 5 Vol. Kohlenwasserstoff. 5 CH₂; 40 Vol. atmosphäriche Luft. 8
                                 O + 32 N; 2 Vol. Kohlenstoffdampf. 2 C; 3 Vol. kohlensaures Gas. 3 CO₂;
                                 10 Vol. Wasserdampf. 10 HO; 32 Vol. Stickstoffgas. 32 N; C 1 Vol.; O 1/2 Vol.;
                                 CO₂ 1 Vol.; H 1; HO 1 Vol.; N 32 Vol.; Bemerkung. – Da das
                                 chemische Aequivalent des Sauerstoffes dem Volum nach, oder das Verbindungsvolum
                                 des Sauerstoffes ein halbes Volum ist, so repräsentiren die 8 Vol. Sauerstoff,
                                 welche in der Luft vor der Explosion im freien Zustande enthalten sind, die 16
                                 Aequivalente (oder 16 halbe Vol), welche nach der Explosion mit dem Kohlenstoff
                                 und Wasserstoff chemisch verbunden sind.
                              
                           
                        
                           Besprechung dieser Abhandlung im Verein der mechanischen
                                 Ingenieure.
                           Hr. Lloyd, der Vorsitzende, dankte Hrn. Rogers für seinen interessanten und wichtigen Vortrag, da
                              eine wirksame Wetterführung bekanntlich sehr wesentlich für den Steinkohlenbergbau
                              sey, indem davon die Sicherheit und das Leben vieler Menschen abhängen. Erst wenige
                              Monate vorher hatten sich in Wales schlagende Wetter entzündet, wodurch mehr als
                              hundert Menschen in einer Grube getödtet wurden. Die Nothwendigkeit einer sichern
                              und guten Wetterführung, welche nicht durch zufällige Ursachen in Unordnung gebracht werden könne,
                              liege daher klar vor, und der beschriebene Ventilator, um die Aufgabe durch
                              mechanische Mittel zu lösen, scheine im höchsten Grade zweckmäßig zu seyn. Es seyen
                              zwar schon früher Versuche mit Wettermaschinen gemacht worden, sie lieferten aber
                              nicht den guten Erfolg der Nasmyth'schen. Mechanische
                              Mittel seyen seines Wissens in Wales mehr als in andern Kohlendistricten angewendet
                              worden, weil dort häufiger schlagende Wetter vorkommen; er frage, worin die
                              wesentlichen Unterschiede zwischen den früheren Methoden der Wetterführung und der
                              jetzt beschriebenen bestehen?
                           Hr. Rogers antwortete, daß die mechanische Wetterhaltung
                              nicht neu, sondern schon seit Jahrhunderten angewendet worden sey, wovon der alte
                              Harzer Wettersatz den Beweis gebe, den man in der neuesten Zeit verbessert habe.
                              Auch rotirende Maschinen verschiedener Art, unter diesen der Ventilator, seyen mit
                              mehr oder weniger gutem Erfolge benutzt worden. Die zweckmäßige und einfache
                              Construction, wodurch sich das Nasmyth'sche Wetterrad
                              auszeichnet, habe ihn veranlaßt dessen Beschreibung dem Verein vorzulegen. Die zweit
                              erwähnte Maschine zu Skiar-Spring sey noch besser als die beschriebene, und
                              er zweifle nicht, daß die Erfahrung zu noch weitern Verbesserungen dieses
                              Ventilators führen werde, wohin hauptsächlich die Vergrößerung seines Durchmessers
                              gehöre. Früher habe man die Ventilatoren häufig blasend wirken lassen und sie durch
                              Räderwerk oder Riemen in Bewegung gesetzt, wogegen dieser Wetterbläser mit der
                              direct wirkenden Dampfmaschine' nicht nur ein sehr einfacher, sondern auch ein sehr
                              dauerhafter Apparat sey, da er nach zweijährigem unausgesetztem Betrieb noch keiner
                              Reparatur bedurft habe. Die Betriebskosten seyen gegen die von den Wetteröfen
                              veranlaßten gering, denn es würden durch den Wetterbläser sicher neun Zehntheile des
                              Brennmaterialaufwandes gespart.
                           Auch die von Gurney vorgeschlagenen Dampfströme kamen zur
                              Sprache, wobei Hr. Rogers deren ungenügende Wirkung
                              nachwies.
                           In Beantwortung der Frage, ob die Entfernung des Wetterrades von der Schachtöffnung
                              und deren gegenseitige Stellung auf die Leistung des Apparates von Einfluß sey,
                              bemerkte Hr. Rogers, daß die Entfernung der Maschine von
                              der Schachtöffnung gar keinen Einfluß habe, vorausgesetzt, daß die zwischen beiden
                              befindlichen Canäle (Wetterstraßen) weit genug und frei von Verengungen und Knieen
                              seyen. Das Haupterforderniß bestehe darin, das Wetterrad groß genug zu machen, um
                              bei geringer Geschwindigkeit einen hinreichenden Wetterzug zu bewirken; seiner
                              Erfahrung nach müsse er Windräder von 21 Fuß Durchmesser empfehlen.
                           
                           Er bemerkt ferner, daß ein sehr wesentlicher Vortheil der Wetterräder gegen die
                              Wetteröfen darin bestehe, daß die Leistung jener sehr leicht gesteigert werden kann,
                              was bei einer Explosion vom größten Werthe ist, da die meisten Tödtungen nicht
                              sowohl durch die Explosion selbst, als durch die erstickende Wirkung des after-damp veranlaßt werden dürften. Diese können
                              aber durch einen plötzlich gesteigerten Wetterzug sehr vermindert werden, da die
                              Erfahrung zu Abercarne gezeigt habe, daß dieß von 50,000 auf 70,000 oder 80,000
                              Kubikfuß thunlich ist, so daß der durch die Baue getriebene Wetterstrom einem Orkan
                              gleicht und alle durch die Zersetzung des Kohlenwasserstoffes frei werdenden
                              Kohlenstofftheilchen aufnimmt und aus der Grube zieht. Wetteröfen können aber den
                              Wetterzug nur langsam steigern und selbst durch die Explosionen leicht zerstört oder
                              in Unordnung gebracht werden.
                           Einen andern Vorzug der mechanischen Wetterhaltung sieht Hr. Lloyd darin, daß sie ununterbrochen gleichartig wirkt und daher die Baue
                              stets mit frischen Wettern versieht, wodurch ein besserer Gesundheitszustand der
                              Belegschaft erzielt wird.
                           Schließlich empfahl Hr. Ramsbottom, um die Leistung der
                              Maschine zu sichern, am andern Ende der Welle einen zweiten Cylinder anzubringen,
                              der das Wetterrad dann betreibt, wenn an dem ersten Reparaturen erforderlich
                              sind.
                           
                        
                     
                  
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