| Titel: | Beschreibung der mechanischen Vorrichtungen zum Drucken von Garnen für die Teppich-Weberei; von Hrn. Wedding. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. LXXXIII., S. 340 | 
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                        LXXXIII.
                        Beschreibung der mechanischen Vorrichtungen zum
                           Drucken von Garnen für die Teppich-Weberei; von Hrn. Wedding.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen, 1857 S. 176.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Wedding's, über mechanische Vorrichtungen zum Drucken von Garnen
                           für die Teppich-Weberei.
                        
                     
                        
                           Seit einer Reihe von Jahren werden wollene Teppiche, theils geschnitten, theils
                              ungeschnitten angefertigt, deren Muster aus einer großen Anzahl von Farben
                              zusammengesetzt sind. Die Kettenfäden zu denselben werden, abweichend von dem
                              sonstigen Verfahren, nach welchem jeder einzelne durchweg in einer Farbe ausgefärbt
                              war, so daß ein Muster selten aus mehr als 8 Farben zusammengesetzt werden konnte,
                              gedruckt, und hiezu eine, in Fig. 1 – 7 in
                              mehreren Ansichten, einem Längendurchschnitt und in einzelnen Theilen abgebildete
                              Maschine benutzt, die indessen nur in dem Falle zur Anwendung empfohlen werden kann,
                              wenn die Ausführung eines Musters von erheblichem Umfange ist.
                           Auf einem gußeisernen, durch Querwände gehörig verbundenen Gestelle wird eine Welle
                              a in 2 festen Lagern und in einem Halseisen
                              horizontal unterstützt. Sie ist an dem einen Ende mit einer Kurbel b zu ihrer Umdrehung, am andern Ende mit einer Schraube
                              ohne Ende c versehen, deren Gänge in ein Schraubenrad
                              d einsetzen und dasselbe mitnehmen. Die vordere
                              Seite des Schraubenrades ist am Umfange mit Theilung versehen, und ein fester, auf
                              einem zur Unterstützung dieses Rades dienenden Bolzen befestigter Zeiger e gestattet die Anzahl der Umdrehungen der Welle a abzulesen.
                           Zwischen den beiden festen Lagern für die Welle a ist auf
                              gußeisernen durch 6 Arme mit der Welle verbundenen Ringen f ein Holzmantel A befestigt, der genau
                              centrisch abgedreht wird. Da auf diesem Mantel das zu bedruckende Garn aufgewickelt
                              wird, nach der Bearbeitung aber schnell abgenommen werden soll, so ist zur
                              Erleichterung der Abnahme ein Sechstheil der Mantelfläche dergestalt beweglich
                              gemacht, daß es nach Innen geklappt werden kann. Die Ringe, auf welche der
                              Holzmantel befestigt ist, sind zu diesem Zweck ausgeschnitten und an einem Ende
                              scharnierartig verbunden, am anderen Ende dagegen durch Flügelschrauben h mit den festen Ringen verbunden. Werden die
                              Flügelschrauben h gelöst, und die mit Zähnen versehenen
                              Arme i durch Vermittelung kleiner an der Spindel 
                              k befestigter Getriebe nach Innen geschoben, so klappt
                              der Manteltheil auch dahin. Zum Drehen der Spindel dient das kleine Schwungrad l.
                           Wie schon bemerkt, dient die Mantelfläche der Trommel A
                              zur Aufnahme des zu bedruckenden kammgarnen Kettenfadens, und es muß derselbe
                              spiralförmig, dicht neben einander auf dieselbe aufgewickelt werden. Wollte man nur
                              einen einzigen Fäden nehmen und diesen so aufwickeln, so würde diese Arbeit einen
                              bedeutenden Zeitaufwand erheischen. Man nimmt daher mehrere einzelne Fäden, theilt
                              die Mantelfläche in eben so viele Theile, und heftet mit Heftzwecken die einzelnen
                              Fäden auf derselben fest, nachdem man die mit den Kettenfäden versehene eiserne
                              Spindel in die, an den Seitengestellen der Maschine befestigten Gabelhalter m eingelegt hat. Zur Führung der einzelnen Fäden nach
                              der Mantelfläche dient eine mit Glas- oder anderen Augen versehene Schiene,
                              welche ebenfalls in die Halter n eingelegt wird, und an
                              dem, der Mitte der Maschine zugekehrten Ende mit Schraubenzähnen versehen ist, in
                              welche eine Schraube ohne Ende einsetzt, welcher von den auf der Trommelwelle a befestigten Schnurscheiben o, durch Schnüre eine von der Stärke der Garne abhängige Bewegung
                              mitgetheilt wird. Schließen die Fäden an einander und erreichen sie die
                              Anfangsenden, so wird die Vereinigung derselben durch Anknüpfen bewirkt. Das
                              Umdrehen der Trommel zum Aufwickeln der Garne geschieht mit Hülfe der Kurbel b bei einiger Uebung ziemlich schnell.
                           Unter der Trommel A befindet sich eine aus zwei
                              Parallelschienen B bestehende Bahn, welche mit den
                              Stegen p versehen ist, die wieder durch Bolzen q dergestalt mit den Hauptgestellen der Maschine
                              verbunden sind, daß sie mit den Schienen gehoben und gesenkt werden können. Diese
                              Parallelschienen dienen zur Führung eines, durch vier kleine Rollen r unterstützten Wagens C,
                              der nebst einem Theile der Bahn B, Fig. 4, noch besonders
                              abgebildet ist. Aus den Abbildungen ergibt sich nun, daß über der Deckplatte s des Wagens eine Rahmplatte t angeordnet ist, welche durch 4 Bolzen u
                              geleitet und gehalten wird, wenn dieselbe durch die um 4 Stifte und in dem
                              Zwischenraume zwischen den beiden Platten s und t angebrachten Spiralfedern v gehoben wird. Die Rahmplatte t dient nämlich
                              als Unterstützung für das die Farbe enthaltende Kästchen, welches in dieselbe
                              eingehängt wird. In dem Kästchen und in der in dasselbe eingetragenen
                              Farbeflüssigkeit badet eine aus Holz gemachte Scheibe, welche mit Zapfen versehen
                              ist, zu deren Unterstützung Pfannen auf den Seitenwänden des Kästchens angebracht
                              sind.
                           Mit Hülfe der an den Bolzen q angebrachten Stellschrauben
                              ist man nun im Stande, die Schienen B mit dem Wagen C dergestalt zu erheben, daß die in dem Farbekästchen
                              eingelegte Scheibe mit ihrer Peripherie nicht nur die auf dem Trommelmantel A aufgewickelten Garne berührt, sondern noch durch die unter der
                              Rahmplatte t angebrachten Spiralfedern v angemessen angedrückt werden kann. An dem Wagen C sind die Enden eines Riemens w befestigt und dieser um die beiden Rollen D
                              und E geführt, von denen die erstere gegen die Schienen
                              B, die letztere aber auf der Welle x befestigt ist. Wird nun die Welle x, zu deren Unterstützung Lager an dem Maschinengestelle
                              angeordnet sind, bald rechts bald links gedreht, was mit Hülfe eines Riemens ohne
                              Ende geschieht, der um die beiden Riemenscheiben F und
                              G geschlagen ist, von denen die letztere an dem
                              Seitengestelle befestigt, und nach Fig. 5 mit einer Kurbel
                              versehen ist, erstere aber sich auf der Welle x
                              befindet, so erfolgt eine Hin- und Herbewegung des Wagens. Die in dem
                              Farbekasten gelagerte Scheibe würde durch ihre Berührung mit den auf die Trommel A aufgewickelten Garnfäden durch den Wagen zwar auch zu
                              Hin- und Herdrehungen veranlaßt werden; um indessen ihre Umdrehungen zu
                              sichern, ist folgende Anordnung getroffen.
                           Das eine quadratisch bearbeitete Zapfenende für die Farbscheibe wird in eine ebenso
                              gehaltene Kuppelungsbüchse einer kleinen Welle y
                              eingeschoben, und dadurch eine Verbindung der Scheibe mit der oben erwähnten Welle
                              bewirkt. Diese Welle wird durch zwei Lagerhälse unterstützt, welche auf das
                              Rahmstück t aufgeschraubt sind. Auf dem über das äußere
                              Lager vortretenden Wellenende befindet sich eine Schnurscheibe z, um deren Peripherie eine Schnur a' geschlungen ist, deren Enden an die gegen die eine
                              Bahnschiene B befestigten Stützen b' geknüpft sind. Wird nun der Wagen C
                              hin- und herbewegt, so muß in Folge der eben beschriebenen Schnur a' eine Mitnahme der Rolle z
                              und sofort der in der Farbe badenden Scheibe erfolgen. Die auf dem Rahmstück t befestigte Feder c'
                              sichert die Kuppelung der Welle y mit dem Zapfen der
                              Farbscheibe, und gestattet beim Zurückrücken eine Lösung, die stets nöthig ist, so
                              oft eine andere Farbe in einem anderen Kasten und mit anderer Farbscheibe zur
                              Anwendung kommen soll.
                           Vergegenwärtigt man sich nun die Anfertigung eines Teppichgewebes, so ergibt sich,
                              daß die Maschen oder Noppen aus der Poolkette in der Regel dadurch gebildet werden,
                              daß Drähte oder Nuthen von einer gewissen Höhe und Stärke eingewebt und später
                              entweder herausgeschnitten oder herausgezogen werden, je nachdem geschnittene oder
                              ungeschnittene Teppiche die Aufgabe sind. Die Länge des Kettenfadens, welcher, von
                              Bindung zu Bindung, zur Masche oder Noppe verwandt wird, muß von der dem Muster
                              entsprechenden Farbe seyn. In der ganzen Länge des Fadens kommt nun die Farbe so oft
                              wieder, als gleichnamige Noppen erscheinen sollen, und es muß nun bei Aufstellung des Musters auf
                              diese Wiederkehr Rücksicht genommen werden. Durchschnittlich beträgt die Länge des
                              zur Herstellung der Noppe und zu ihrer Verbindung mit der Grundkette dienenden
                              Fadens etc. 1/2 Zoll, und es würde daher die Aufgabe der vorliegenden Maschine in
                              der Färbung der auf die Trommel aufgewickelten Fäden in dieser Breite und an den
                              sich wiederholenden Stellen bestehen. Der Umfang der Trommel ist 154 Zoll, was daher
                              bei 1/2 Zoll 308 Farblängen gestattet.
                           Im Innern des der Mitte des Gestelles zugekehrten Theiles der Trommel ist ein mit
                              Zähnen versehener Ring H und außerdem ein in 308 Theile
                              eingetheilter Theilring f befestigt. In den ersteren
                              greifen die Zähne eines kleinen Getriebes d' ein,
                              welches durch die Kurbelscheibe e' gedreht werden kann.
                              Die Zusammensetzung des Getriebes mit der Kurbelscheibe und ihre Befestigung an dem
                              Maschinengestelle ergibt sich aus Fig. 6.
                           Die Feststellung der Trommel nach ihrer durch dieß kleine Getriebe d' bewirkten Drehung geschieht durch die
                              Sperrvorrichtung f', welche Fig. 7 besonders
                              abgebildet und hinter der Kurbelscheibe am Maschinengestelle befestigt ist.
                           Wäre die Trommel nun in ihrer ganzen Breite mit einem zusammenhängenden Garnfaden
                              bewickelt, und in einer durch 308 Parallellinien in eben so viele Theile
                              abgetheilten Zeichnung die verschiedenen Farben in ihren Wiederholungen angegeben,
                              so bedarf es zur Benutzung der Maschine nur des Einbringens des die Farbe und die
                              Farbscheibe enthaltenden Kästchens. Dasselbe wird, wie schon bemerkt, in den Rahmen
                              t eingehängt, die Achse der Farbscheibe mit der
                              Welle y gekuppelt, und die Bahnenscheiben B mit dem Wagen C so gehoben
                              und festgestellt, daß die Farbscheibe mit einer bestimmten, von den Federn v abhängigen Elasticität gegen die aufgewickelten
                              Garnfäden gedrückt wird. Die Trommel ist durch Einsetzen der Sperrvorrichtung f' festgestellt, und der Arbeiter hat nun durch
                              Hin- und Herdrehen der Scheibe G dem Wagen C eine hin- und hergehende Bewegung und so lange
                              zu geben, bis die Garnfäden von der Farbscheibe zureichende Farbe erhalten haben.
                              Die beiden gegen die Schienen B verschraubten Kloben g' begränzen hierbei den Lauf des Wagens.
                           Dieselbe Arbeit wird nun nach Anleitung der Zeichnung so oft wiederholt, als dieselbe
                              Farbe sich wiederholt, für diesen Zweck aber die Trommel mit Hülfe des kleinen
                              Getriebes a' in die richtige Stellung gebracht und
                              gesperrt. Sind die Theilpunkte im Theilringe f mit
                              Zahlen bezeichnet, so geht die Arbeit ohne Irrungen mit dem Austausch der Kästchen
                              mit anderen Farben rasch von Statten.
                           
                           Sind endlich alle Farben in halbzölligen Langen auf den Kettfaden aufgetragen, so
                              werden die Flügelmuttern h im Innern der Trommel gelöst,
                              ein Sechstheil des Trommelmantels durch den gezahnten Arm i nach Innen gewendet, und somit die Spannung des aufgewickelten
                              Kettfadens aufgehoben, um abgenommen werden zu können. Die Abnahme der gefärbten
                              Kette ist dadurch erleichtert, daß der linksseitige Endrahmen des
                              Maschinengestelles, auf welchem das Lager für die Welle a befestigt ist, nach dem Ausheben der, an beiden Seiten des Gestelles
                              angebrachten Haken h' um die Scharniere i' zurückgelegt werden kann.
                           Um die Farben zu fixiren, muß die Kette gedämpft werden. Zu diesem Zwecke wird jede
                              einzelne auf eine Horde gebracht, die aus feinem Bindfadengeflecht besteht, welches
                              vorher sorgfältig mit Haferspreu belegt worden ist. Die Rahmen dieser Horden sind
                              aus Holz, und es werden mehrere über einander in einen Dampfkasten eingesetzt.
                           Der aus Holz bestehende Trommelmantel ist vor dem Gebrauch mit Oelfarben bestrichen
                              oder wohl auch mit Wachstuch bezogen, um seine Reinigung mit Leichtigkeit bewirken
                              zu können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
