| Titel: | Riot's Verfahren den unreinen Gerbstoff für die Seidenfärberei in reinen Gerbstoff umzuwandeln. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XCIV., S. 374 | 
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                        XCIV.
                        Riot's Verfahren den
                           unreinen Gerbstoff für die Seidenfärberei in reinen Gerbstoff umzuwandeln.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1857, S.
                              268.
                        Riot's Verfahren den unreinen Gerbstoff in reinen
                           umzuwandeln.
                        
                     
                        
                           Dieses Verfahren hat zum Zweck, unreinen Gerbstoff, als Extract oder Lösung, in ein
                              Extract oder eine Lösung von reinem Gerbstoff umzuwandeln.
                           Bekanntlich sind die Galläpfel eines derjenigen Pflanzenproducte, welche am meisten
                              Gerbstoff enthalten; außerdem enthalten sie Gallussäure, und auch gelben Farbstoff,
                              dessen Mengenverhältniß in den schwarzen, weißen etc. Galläpfeln verschieden
                              ist.
                           
                           In Folge des großen Verbrauchs, sowie der bedeutenden Kosten welche ihr Transport von
                              den Bezugsquellen aus verursacht, standen die Galläpfel immer in sehr hohem Preise;
                              von guten Sorten kostet nämlich das Kilogr. 2 3/4 bis 3 Francs.
                           1 Kilogr. Galläpfel enthält aber nur 650 Gramme (65 Procent) Gerbstoff; der Rest
                              besteht aus dem Mark, dem Farbstoff und einer kleinen Menge Gallussäure.
                           Man hat längst gesucht die Galläpfel, als Quelle chemisch reinen oder fast reinen
                              Gerbstoffs, durch einen wohlfeilern inländischen Gerbstoff zu ersetzen. So lieferten
                              die Eichenrinde, und hauptsächlich das Holz des Kastanienbaums, dem Seidenfärber ein
                              Gerbstoff-Extract von 14° Baumé, wovon das Kilogramm nur 40
                              Centimes kostet. Dieser Gerbstoff gibt auch wirklich mit einem Eisensalz ein
                              vortreffliches Schwarz.
                           Bei dem eigentlichen Schwarz wurden die Galläpfel nur zum Erschweren der Seide
                              angewendet; dieß geschah aber nicht mehr, nachdem man gefunden hatte daß das Extract
                              des Kastanienbaums denselben Zweck erfüllt. Da man jedoch für die Nähseide eine
                              ungeheure Quantität von Dunkelblau anwendet, und das Dunkelschwarz nur für die
                              Bortenwirkerei und die Zeuge angewendet wird, so sank der Preis der Galläpfel nicht,
                              indem ihr Verbrauch sich nicht verminderte.
                           Das Problem war daher durch das Eichen- oder Kastanienbaum-Extract
                              nicht vollständig gelöst; dieß gelang nun Hrn. Riot durch
                              ein sehr einfaches und dabei sehr ökonomisches Verfahren.
                           Die Aufgabe besteht darin, aus einem unreinen Gerbstoff reinen Gerbstoff zu machen,
                              d.h. jenem die Farbstoffe, welche beim Färben schädlich wären, gänzlich zu
                              entziehen; und da es die Gallussäure ist, welche den blauen Ton gibt, so muß man
                              diese wohlfeiler zu erhalten suchen, als bisher die Galläpfel sie lieferten.
                           Wenn man eine Lösung von Galläpfeln durch irgend ein Mittel in die geistige Gährung
                              überführt, so verwandelt sich bekanntlich der Gerbstoff zum Theil in
                              Gallussäure.
                           Wie man sieht, besteht also die Entdeckung darin, eine Auflösung oder ein Extract von
                              Kastanien- oder Eichenholz durch Zusatz von Fruchtzucker oder Bierhefe in
                              geistige Gährung überzuführen. Dazu muß die umgebende Luft eine Temperatur von 12
                              bis 15° C. (10 bis 12° R.) haben. Nach Verlauf von acht bis zehn Tagen
                              sind alle unreinen Producte gefällt und die Flüssigkeit hat nun einen sehr
                              angenehmen Geschmack. Sie enthält nun reinen Gerbstoff (nebst Gallussäure), welcher
                              die Galläpfel vollkommen ersetzt.