| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. , S. 430 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber das Etablissement zu Seraing bei Lüttich in
                              Belgien.
                           Seraing ist eine Stadt des Eisens und des Feuers. Es ist nicht bloß eine Hütte,
                              sondern eine Vereinigung von Hütten, weit umfassender als die größten französischen
                              Werke, wie Creuzot, Indret, Decazeville etc. In den verschiedenen Hütten, welche
                              dieses ungeheure Etablissement umfaßt, sind etwa 6000 Arbeiter beschäftigt,
                              diejenigen nicht gerechnet, welche außerhalb der Werke der Compagnie Cockerill arbeiten.
                           Zu Seraing findet man im Halbmesser von einigen Kilometern, als zu diesem einzigen
                              Etablissement gehörig, Steinkohlengruben, Hohöfen, eine Gießerei, eine
                              Stabeisen- und eine Stahlfabrik, eine Maschinenfabrik, endlich Hütten zur
                              Gewinnung des Zinks und Bleies und zur Bereitung des Zinkweißes. Die nachstehenden
                              Notizen hierüber sind einem Berichte der Lütticher Handelskammer entnommen.
                           Steinkohlengruben. – Die gesammte Förderung dieser
                              Gruben belief sich im Jahre 1856 auf 2,493. 923 Hektoliter (1,122,600 preuß.
                              Tonnen). Die Anzahl der in den Gruben und am Tage beschäftigten Arbeiter war
                              durchschnittlich 1858.
                           Hohöfen. – Sechs Hohöfen, welche mit 5 Gebläsen
                              von einer Gesammtkraft von 415 Pferden betrieben werden, erzeugten 32,000,000
                              Kilogr. (640,000 Zollcentner) Gießerei- und Frischroheisen. Davon wurden 4
                              Millionen Kilogr. Frischroheisen ins Ausland, hingegen 2,100,000 Kil. Frisch-
                              und 2,000,000 Kil. Gießerei-Roheisen im Inlande verkauft. Die Hohöfen
                              verbrauchten circa 90,000,000 Kilogr. Eisenerze und beschäftigten beiläufig 1000
                              Arbeiter.
                           Gießerei. – Die Gießerei hat 6 Kupol- und 2
                              Flammöfen; die beiden Gebläse der erstern haben zusammen 55 Pferdekräfte. Das
                              Gesammtgewicht der im J. 1856 erzeugten Gußwaaren beträgt über 5 Millionen Kilogr.;
                              die Anzahl der beschäftigten Arbeiter fast 300.
                           Die Stabeisen- und die Stahlfabrik beschäftigte im
                              J. 1856 fast 1000 Arbeiter und producirte 11,500,000 Kil. verschiedener
                              Eisen- und Blechsorten, wovon 2,340,000 Kil. in Belgien selbst abgesetzt,
                              hingegen 4,200,000 Kil. exportirt wurden (hauptsächlich Eisenbahnschienen), während
                              das Uebrige in Seraing selbst weiter verarbeitet wurde. An Stahl wurden 580,000 Kil.
                              dargestellt, wovon 160,000 Kil. ins Ausland und 60,000 Kil. im Inlands verkauft wurden;
                              der Rest von 360,000 Kil. wurde in dem Etablissement selbst verbraucht.
                           Die Maschinenfabrik hat im Jahre 1856 folgende Maschinen
                              und Apparate geliefert: – 35 Locomotiven, 30 für das Ausland und 5 für
                              Belgiens – 20 feststehende Dampfmaschinen, 10 fürs Ausland, 10 für Belgien;
                              – 8 Schiffsmaschinen, 6 fürs Ausland, 2 für Belgien; – 3
                              Stempelhämmer, 1 für das Ausland und 2 für Belgien; – 3 hydropneumatische
                              Apparate, mit einer Locomotive, sämmtlich fürs Ausland; – 1
                              Wasserhaltungsmaschine für eine ausländische Steinkohlengrube und eine
                              Dampfsägemühle, ebenfalls für das Ausland; – eine Dampfmahlmühle für Belgien;
                              die Maschinen zu einer vollständigen Stabeisenfabrik im Auslande; – die
                              Maschinen und Apparate für eine belgische Reparatur – Werkstatt; – 44
                              Werkzeugmaschinen, 20 fürs Ausland und 24 fürs Inland; – 1 Gasometer für die
                              Hütten und eine bedeutende Anzahl verschiedener Apparate für Zuckersiedereien,
                              Papierfabriken, Fayence-, Steinzeug-Fabriken etc.
                           Zink, Zinkweiß, Blei. – Die Produktion des
                              Rohzinks belief sich im J. 1856 auf 19,582,062 Kil., wovon 15,857,425 Kil. aus
                              belgischen und 3. 724,637 aus preußischen Erzen gewonnen wurden. Daraus wurden in
                              den belgischen Hütten zu Angleur und Tilff 10,190,321 Kil. Blech ausgewalzt.
                              – Die Produktion von Zinkweiß verschiedener Sorten in der Hütte
                              Valentin-Coq betrug 1,656,675 Kilogr Der Rest der Zinkproduction wurde nach
                              Frankreich abgesetzt. – Georges d'Apremont. (Journal des mines, 1857, Nr. 31)
                           
                        
                           Ueber das Reinigen der Feilen mittelst Benzol.
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daß Feilen, welche viel gebraucht werden, bald nicht
                              mehr angreifen, indem sich in dem Hieb Unreinigkeiten festsetzen. Zum Reinigen
                              bedient man sich gewöhnlich einer Kratzbürste und bewerkstelligt so die Reinigung
                              auf rein mechanischem Wege. Da diese Unreinigkeiten auf der Feile vorzüglich haften,
                              so lag der Gedanke nahe, die mechanische Reinigung durch eine chemische zu
                              unterstützen. Das vortheilhafteste Lösungsmittel für Fette ist offenbar das jetzt
                              allgemein im Handel vorkommende Benzol (sogenanntes Fleckenwasser), welches in
                              großen Mengen zu billigen Preisen fabrikmäßig dargestellt wird. Der Versuch, das
                              Benzol zu diesem Zwecke in Anwendung zu bringen, gelang so vollkommen, daß diese
                              Methode zur Reinigung der Feilen bestens empfohlen werden kann. Das Verfahren, um
                              eine nicht mehr angreifende Feile zu reinigen, ist ein sehr einfaches. Man benetzt
                              die Kratzbürste mit Benzol oder bringt einige Tropfen Benzol auf die Feile und
                              reinigt wie gewöhnlich. Durch die Einwirkung des Benzols werden schon nach wenigen
                              Frictionen die durch Fett festgehaltenen Uneinigkeiten aus dem Hiebe der Feile
                              vollständig entfernt, welche nun wieder besser anzugreifen im Stande ist.
                              Vergleichende Versuche mit Weingeist haben gezeigt, daß das Benzol weit energischer
                              und schneller wirkt, als Weingeist, welchem es wegen seiner geringeren Flüchtigkeit
                              hierbei vorzuziehen ist. (Fürther Gewerbezeitung, 1857, S. 44)
                           
                        
                           Bestimmung des Jods in Jodalkalien.
                           J. Horsley schlägt zur Auffindung des Jods in Jodalkalien
                              das doppelt-chromsaure Kali unter Zusatz einer Säure vor, wodurch das Jod in
                              reinem krystallischen Zustande präcipitirt werde. Bei näherer Prüfung dieser
                              Reaction hat derselbe gefunden, daß auf jedes so präcipitirte Aequivalent Jod, ein
                              Aequivalent des mit einer freien Säure versetzten Chromsalzes kommt.
                           Löst man z.B. 12 Gran Jodkalium und 8 Gran doppelt-chromsaures Kali in 1 Unze
                              Wasser auf, fügt dann eine Lösung von 16 Gran Oralsäure in 1 Unze Wasser hinzu, und
                              rührt das Ganze mittelst eines Glasstabes 1 bis 2 Minuten lang um, so schlägt sich
                              sämmtliches Jod nieder, ohne eine merkliche Spur davon in der Flüssigkeit
                              zurückzulassen. Uebrigens läßt sich auch statt der Oralsäure, Schwefelsäure oder Salzsäure hierzu in
                              Anwendung bringen. Auf diese Weise entdeckt man nicht allein die Gegenwart von Jod,
                              sondern man erfahrt zugleich auch dessen Menge. (Pharm.
                                 Journ. and Transac., durch Böttger's polytechn. Notizblatt, 1858 Nr.
                              1.)
                           
                        
                           Ueber das Verhalten der mineralischen Schwefelmetalle zur
                              Salzsäure unter galvanischem Einfluß; von Prof. v. Kobell.
                           Befeuchtet man Kupferkies mit Salzsäure (gleiche Raumtheile concentrirte Säure und
                              Wasser), so zeigt sich am Kiese keine Veränderung. Sobald man aber die befeuchtete
                              Stelle mit Zink berührt, so entwickelt sich augenblicklich
                              Schwefel-Wasserstoffgas und der Kies läuft mit einer bräunlichen Farbe an.
                              Bei Anwendung von Eisen, statt des Zinks, stellt sich diese Reaction nur ein, wenn
                              man beide, das Eisen sowohl wie das schwefelhaltige Mineral, als feines Pulver
                              miteinander mengt und dann mit Salzsäure übergießt. Bei 2 Theilen Eisen auf 1 Theil
                              Kupferkies wird letzterer ohne weitere Mithülfe der Wärme leicht zersetzt und das
                              Kupfer ausgefällt, während er ohne Mitanwendung von Eisen selbst beim Kochen mit
                              Salzsäure nur langsam angegriffen wird. In ähnlicher Weise verhalten sich auch
                              andere Schwefelmetalle und man kann daher dieses Verhalten zur Entdeckung ihres
                              Schwefelgehaltes benutzen. Daß sich Schwefelwasserstoffgas entwickelt, läßt sich
                              leicht durch einen mit Bleizuckerlösung getränkten Papierstreifen, der durch einen
                              paffenden Kork mit in den Prüfungscylinder eingeklemmt wird, nachweisen. Kobell hat 42 Sulphurete (Erze) angeführt, bei denen der
                              Papierstreifen schon innerhalb einer Minute gelb, bräunlich oder grau anläuft.
                              Dagegen geben keine Reaction: Realgar, Operment und Schwefelmolybdän. Natürlich muß
                              das zu diesen Versuchen verwendete Eisenpulver durchaus frei von Schwefel seyn, d.h.
                              ein Eisenpulver benutzt werden, welches man leicht bei der Reduction des Eisenoxydes
                              mittelst getrockneten Wasserstoffgases bei etwas hoher Temperatur erhält. (Journal
                              für praktische Chemie, Bd. LXXI S. 146.)
                           
                        
                           Johnstone's photographische Platten.
                           Die Erfindung besteht darin, statt der Glasplatten, welche gewöhnlich für
                              Photographien angewendet werden, dünne Metallplatten, deren eine Seite mit schwarzem
                              Lack überzogen ist, zu benützen Die lackirte Oberfläche ist bestimmt, mit Collodium
                              überzogen zu werden, so wie es bei den Glasplatten geschieht. Der Vortheil dieser
                              lackirten Metallplatten liegt vorzüglich darin, daß wo sonst für positive Bilder auf
                              Glas der Rücken mit schwarzem Firniß gedeckt werden muß, um die Schatten
                              zurückzuwerfen, bei dieser Erfindung durch die schwarzlackirte Rückseite gleich
                              diesem Uebelstande abgeholfen wird. Die Metallplatten können ferner mit Leichtigkeit
                              in jede beliebige Form geschnitten werden.
                           Johnstone nimmt ein Stück Eisenblech, Eisenplatten
                              überhaupt und lackirt es nach dem bekannten Verfahren, doch gibt er Acht, daß auf
                              dieser lackirten Fläche keine fette Substanz haften bleibt. Die lackirten Bleche
                              werden in den Photographien angemessene Platte geschnitten. Die Platten werden vor
                              dem Gebrauche nach derselben Methode wie Glasplatten mit Collodium und den anderen
                              Substanzen behandelt. (Repertory of
                                 Patent-Inventions 1857, durch die Mittheilungen des
                              nieder-österreichischen Gewerbevereins, achtes Heft.)
                           
                        
                           Copirschwärze für den Druck; von John Underwood und F. V. Burt.
                           Diese Schwärze wird, nachdem sie für den Druck angewendet worden ist, auflöslich,
                              wenn man sie in ähnlicher Weise wie mit Copirtinte beschriebenes Papier befeuchtet
                              oder der Feuchtigkeit aussetzt. Man nimmt zu ihrer Bereitung:
                           
                           
                              
                                 Galläpfel
                                   7
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Eisenvitriol
                                   3
                                   „
                                 
                              
                                 arabisches
                                    Gummi      
                                   6
                                   „
                                 
                              
                                 Melasse
                                   3
                                   „
                                 
                              
                                 Seife
                                   1 1/2
                                   „
                                 
                              
                                 Kienruß
                                   3
                                   „
                                 
                              
                                 Berlinerblau
                                   1 1/2
                                   „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 70
                                   „
                                 
                              
                           Man pulverisirt zuerst die Galläpfel und läßt sie dann beiläufig zwei Stunden lang in
                              der Hälfte der angegebenen Wassermenge kochen; hernach wird die klare Flüssigkeit
                              abgezogen. Das arabische Gummi und der Eisenvitriol werden besonders in der übrig
                              bleibenden Wassermenge aufgelöst, das Ganze wird alsdann mit dem Galläpfelabsud
                              gemischt und beiläufig 21 Tage lang der Luft ausgesetzt; man zieht hierauf die über
                              dem Bodensatz stehende Flüssigkeit ab. Letzterer Flüssigkeit werden die Melasse und
                              die Seife zugesetzt, worauf man das Ganze bis zur Syrupsconsistenz abdampft und
                              hernach den Kienruß und das Berlinerblau beimischt. (Armengaud's Génie industriel, Septbr.
                              1857, S. 143.)
                           
                        
                           Verfahren, der Wolle, den Knochen, ölhaltigen Samen etc., die
                              Fette, Oele und Harze mittelst Schwefelkohlenstoff zu entziehen; von Eduard Deiß in Paris.
                           In einer der französischen Akademie der Wissenschaften eingereichten Abhandlung,
                              mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXL S.
                                 133, hat Hr. Deiß vorgeschlagen, Wolle,
                              Knochen, ölhaltige Samen etc. mit Schwefelkohlenstoff auszuziehen, um das darin
                              enthaltene Fett oder Oel zu gewinnen. Derselbe beschreibt folgendermaßen das dabei
                              anzuwendende Verfahren, welches ihm am 14. Februar 1856 für England patentirt wurde
                              Zur Extraction benutzt man einen stehenden Cylinder a
                              von Eisenblech, welcher oben durch einen Deckel verschließbar ist und unten sich
                              trichterförmig verengt. Der untere trichterförmige Theil mündet durch ein mit Hahn
                              versehenes Rohr in einen unter a stehenden Behälter b aus. Ist das zu behandelnde Material z.B. Wolle, so
                              wird diese in den Cylinder 2 gebracht und darin fest zusammen gedrückt, worauf man,
                              nachdem der Cylinder wieder geschlossen ist, Schwefelkohlenstoff dazu fließen läßt.
                              Dieß geschieht durch ein mit Hahn versehenes Rohr, welches in den unteren
                              trichterförmigen Theil von a ausmündet, außerhalb a in die Höhe steigt und mit einem über a aufgestellten, den Schwefelkohlenstoff enthaltenden
                              Behälter c in Verbindung steht. Der so von unten her
                              durch die Wolle aufsteigende Schwefelkohlenstoff löst das Fett daraus auf und fließt
                              durch ein Rohr d, welches in der Nähe des Deckels
                              seitlich an a angebracht ist, aus a wieder ab und in eine Destillirblase. Man läßt so lange langsam
                              Schwefelkohlenstoff nachfließen, bis die aus d
                              abfließende Flüssigkeit nicht merklich Fett mehr enthält; der nachfließende
                              Schwefelkohlenstoff drückt nämlich die Lösung des Fettes in Schwefelkohlenstoff,
                              welche specifisch leichter ist, nach oben hin vor sich her. Wenn aus d ziemlich reiner Schwefelkohlenstoff heraustritt,
                              schließt man den Hahn an dem Verbindungsrohr zwischen a
                              und c und öffnet den Hahn an dem Verbindungsrohr
                              zwischen a und b, worauf der
                              in a enthaltene Schwefelkohlenstoff nach b abfließt, von wo man ihn wieder nach c schafft, um ihn zu einer folgenden Operation zu
                              verwenden. In der Wolle bleibt natürlich noch Schwefelkohlenstoff zurück, welcher in
                              folgender Weise gewonnen wird: An jeder Seite von a ist
                              ein Luftbehälter oder Recipient angebracht, deren einer mit e, der andere mit f bezeichnet werden mag;
                              diese Recipienten können durch über Rollen laufende Seile mit Gewichten gehoben und
                              gesenkt und abwechselnd mit dem Behälter b und mit dem
                              Ende eines Schlangenrohrs, welches in einem Dampfkessel liegt und dadurch erhitzt
                              wird, in Verbindung gesetzt werden; das andere Ende des Schlangenrohrs mündet oben
                              in a aus. Gesetzt, e sey
                              luftleer gemacht und gehoben, f dagegen mit Luft gefüllt
                              und gesenkt, so wird e mit b, f dagegen mit dem
                              Schlangenrohr in Verbindung gesetzt. Die Folge davon ist, daß die Luft zum Theil aus
                              f entweicht, durch das Schlangenrohr geht, hier sich
                              erhitzt, nach a strömt, durch die Wolle von oben nach
                              unten hindurch zieht, dabei Schwefelkohlenstoff zur Verdampfung bringt, weiter nach
                              b strömt, hier den Schwefelkohlenstoff (in Folge der
                              äußerlich an b und an dem a
                              mit b verbindenden, nach Umständen schlangenförmig
                              gebogenen Rohr angebrachten Abkühlung) flüssig abgesetzt und endlich nach e gelangt. Nachdem dieß geschehen, wechseln die
                              Recipienten ihre Rolle, d.h. f wird nun gehoben und mit
                              b verbunden, e gesenkt
                              und mit dem Schlangenrohr in Verbindung gesetzt; f soll
                              nun in derselben Art saugend wirken, wie vorher e, d.h.
                              die Luft soll aus e durch das Schlangenrohr nach a gehen, wieder einen Antheil Schwefelkohlenstoff zum
                              Verdampfen bringen u.s.w., was aber doch wohl voraussetzt, daß f vorher luftleer gemacht oder in e Luft eingelassen wird oder beides zugleich geschieht. Diese Behandlung
                              wird fortgesetzt, bis die Wolle von Schwefelkohlenstoff befreit ist. Von der in der
                              Blase angesammelten Lösung des Fettes in Schwefelkohlenstoff wird der
                              Schwefelkohlenstoff abdestillirt, indem man einen Dampfstrom unter die Blase leitet;
                              eine Wärme von 40 bis 46° C. ist für die Destillation ausreichend; man kann
                              auch erwärmte Luft durch die in der Blase enthaltene Lösung leiten, um allen
                              Schwefelkohlenstoff daraus zu verdunsten. Das Fett bleibt in der Blase zurück und
                              wird zuletzt aus derselben abgelassen.
                           Um aus Knochen oder ölhaltigen Samen das Fett oder Oel auszuziehen, verfährt man
                              ebenso, nur daß die Knochen vorher zu einem gröblichen Pulver zertheilt und die
                              Samen gequetscht werden müssen, und daß man unten in a
                              eine mit Flanell bedeckte durchlöcherte Scheibe anbringt, auf welche das
                              Knochen- oder Samenmehl zu liegen kommt, sowie auch dieses sodann mit Flanell
                              und einer darauf gelegten Siebplatte bedeckt.
                           Der Schwefelkohlenstoff kann überhaupt allgemein benutzt werden, um Fette, Oele und
                              Harze aus den Substanzen, in denen sie enthalten sind, auszuziehen. (Nach dem Repertory of Patent Inventions, December 1856, durch
                              polytechn. Centralblatt, 1857 S. 205.)
                           
                        
                           Ueber Auffindung der Pikrinsäure im Biere; von Prof. Fr. Jul.
                                 Otto.
                           Zwei Eigenschaften der Pikrinsäure sind besonders bemerkenswert; die außerordentliche
                              färbende Kraft und die starke Bitterkeit.
                           Eine wässerige Lösung, welche ein Milliontel der Säure enthält, also ein Milligramm
                              im Liter, ein Quentchen in ungefähr 8000 Pfund Wasser, hat noch eine, in einer
                              Literflasche deutlich erkennbare gelbe Farbe. Eine so verdünnte Lösung schmeckt
                              nicht bitter, den bitteren Geschmack zeigt deutlich erst eine Lösung, welche fünf
                              Milliontel, also 1/200,000 der Säure enthält.
                           Die Pikrinsäure färbt bekanntlich Wolle leicht, schön und dauerhaft gelb. Legt man in
                              die Lösung, welche eine Milliontel der Säure enthält, ein 1 Pariser Zoll langes
                              Stück reinen, weißen Wollengarns (Bicognegarn). so wird dieß selbst in 24 Stunden
                              nicht gefärbt. Es färbt sich aber sehr bald gelb, wenn man der Lösung einige Tropfen
                              einer stärkeren Säure zusetzt, z.B. verdünnte Schwefelsäure.
                           Weißes Wollengarn ist nun auch das einfache und sichere Mittel zur Erkennung der
                              Pikrinsäure im Biere, wie es Vohl schon angegeben hat.
                              Man bringt das Wollengarn in das Bier, benetzt es gehörig mit dem Biere und läßt es
                              24 Stunden darin liegen. Dann nimmt man es heraus, spült es mit reinem Wasser, auch
                              wohl mit etwas Spiritus ab. und drückt es zwischen Fließpapier tüchtig aus. Der
                              wollene Fäden erscheint rein gelb gefärbt, wenn das Bier Pikrinsäure enthielt;
                              1/400,000 der Säure läßt sich auf diese Weise und mit aller Sicherheit im Biere
                              auffinden. Schwefelsäure braucht dem Biere nicht zugesetzt zu werden; es reagirt an
                              sich sauer genug, um die Färbung zu bewirken. Ich wurde eben durch den Umstand, daß
                              eine sehr verdünnte Auflösung der Pikrinsäure in Bier die Wolle färbte, während eine
                              gleich starke Auflösung der Säure in Wasser die Wolle nicht färbte, auf den Zusatz
                              von Schwefelsaure zum Wasser geführt.
                           
                           In reinem Biere nimmt das Wollengarn einen bräunlichgrauen Schein an. Diese schwache
                              Färbung ist ganz verschieden von der durch Pikrinsäure erzeugten Färbung und diese
                              letztere ist stets völlig rein gelb.
                           Ich kann nicht empfehlen, das Wollengarn in dem Biere zu erwärmen; die Färbung,
                              welche reines Bier hervorbringt, wird dann auffallender. Ebenso wenig hat es Nutzen,
                              das gefärbte Wollengarn in eine Lösung von Zinnchlorür und dann in verdünnte
                              Natronlauge zu legen, um die Entstehung der rothen, sogenannten Hämatinsalpetersäure
                              zu veranlassen. Die geringe unbestimmte Färbung, welche das Garn in reinem Biere
                              erhält, wird in Zinnchlorür rein gelb. Erwärmt man Wolle, die durch Pikrinsäure
                              nicht zu schwach gefärbt ist, mit Kalkwasser und gibt man dann einen Tropfen
                              Zinnchlorürlösung hinzu, so kann man einen röthlichen Niederschlag entstehen
                              sehen.
                           Das Lagerbier einer Brauerei der Stadt Braunschweig war verdächtigt worden seine
                              Bitterkeit nicht durch Hopfen, sondern durch Pikrinsäure erhalten zu haben, die
                              bekanntlich von Dumoulin als Surrogat für Hopfen
                              empfohlen worden ist. Dieses Bier erwies sich aber völlig frei von Pikrinsäure.
                              (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1857, Bd. CII S. 67.)
                           
                        
                           Umwandlung der Gerbsäure in Gallussäure.
                           Bei der Behandlung der Galläpfel mit verschiedenen verdünnten Säuren hat J. Horsley (Repert. of the Brit.
                                 Assoc. 1856. Not. and Abstr. p. 52) die
                              Beobachtung gemacht, daß vergleichsweise schnell und reichlich die Krystallisation
                              von Gallussäure eintritt, wenn verdünnte Schwefelsäure angewendet wird. Man
                              befeuchtet gepulverte Galläpfel mit der verdünnten Säure, setzt sie in einer Schale
                              dem Sonnenlichte aus und bemerkt schon in einigen Stunden Krystallbüschel an der
                              Oberfläche. Nach wiederholtem Befeuchten mit Säure und Eintrocknen vermehrt sich die
                              Masse der Krystalle und es scheint dieses Verfahren zur Gewinnung der Gallussäure
                              schneller zum Ziel zu führen, als das gewöhnliche der Gährung.
                           Auch reine Gerbsäure gibt bei derselben Behandlung in sehr kurzer Zeit weiße
                              Krystallbüschel von Gallussäure. (Journal für praktische Chemie, 1857, Bd. LXXII S.
                              192.)
                           
                        
                           Ueber Tabakpapier.
                           In Bezug auf die unter dieser Ueberschrift in diesem Bande des polytechnischen
                              Journals S. 240 enthaltene Notiz ist der Redaction folgende Mittheilung
                              zugegangen:
                           Auf die Idee der Herstellung eines solchen Blattes bin ich nicht allein schon lange
                              gekommen, sondern habe sie auch nach Ueberwindung unendlicher Schwierigkeiten
                              praktisch ausgeführt. Die Bindung meines Fabricates geschieht jedoch nicht unter
                              Beihülfe von Baumwollenfasern. wie Dr. H. vorschlägt,
                              sondern nachdem die Stengel auf meine Weise präparirt worden sind, geschieht die
                              Herstellung des Tabakblattes ohne Beimischung irgend eines fremden Stoffes.
                           Ueber die Schädlichkeit der Bindung eines solchen künstlichen Blattes durch fremde
                              Stoffe haben sich schon wissenschaftliche Autoritäten ausgesprochen und ich erlaubte
                              mit am 13. November d. J. in einer auf meine Erfindung bezüglichen Eingabe an das
                              königl. preuß. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten die
                              Aufmerksamkeit desselben gerade auf diese Schädlichkeit hinzuleiten.
                           Diese Existenz meines brauchbaren, künstlichen Tabakblattes ist auch schon ziemlich
                              allgemein bekannt gewesen, wenn auch mein Name dabei nicht öffentlich genannt werden
                              sollte. In Oesterreich erschien, auf das im August d. J. bei Er. Excell. dem Hrn.
                              Finanzminister v. Bruck persönlich angebrachte Gesuch,
                              mein Fabricat in die Kaiserstaaten als Papier einführen zu dürfen der officielle
                              Erlaß des k. k. Finanzministeriums, daß die Einfuhr desselben nur als Tabak, unter
                              den das Tabaksmonopol
                              schützenden Beschränkungen zu gestatten sey. Zur Herstellung dieser Blätter im
                              größeren Maaßstabe habe ich unterm 19 October d. J. mit einem der bedeutendsten
                              Fabrikanten im Zollverein notariell contrahirt und sind die nöthigen ersten Anlagen
                              ihrer Vollendung fast nahe. Die Veränderungen, die jedoch die bisherigen
                              Handels- und Geldverhältnisse wahrscheinlich erfahren werden, haben meine
                              Hoffnungen auf einen raschen und günstigen Erfolg meines Unternehmens vermindert.
                              Hamburg, den 19. December 1857.
                           Isidor von der Porten.
                           
                        
                           Wiederbelebung der Pflanzen durch Eisenvitriol.
                           Wie immer eine Pflanze, ein Strauch, ein Bäumchen dünn aufschießen, vergeilen mag,
                              braucht man nach Hrn. Gris zur Wiederbeledung dieser
                              Pflanze, und um ihren Blättern ihr gesundes frisches Grün wieder zu ertheilen, sie
                              nur mit einer Auflösung von 6 – 10 Gewichtstheilen Eisenvitriol in 1000
                              Theilen Wasser zu begießen. Die vortrefflichen Wirkungen dieses wohlfeilen Mittels
                              gewähren im Gartenbau sehr großen Vortheil. (Journal de
                                 Chimie médicale, November 1857, S. 690.)
                           
                        
                           Kaninchenhandel in Belgien.
                           Es ist fast unglaublich, wie wichtig dieser Handel seit 6–7 Jahren für
                              Flandern geworden ist. Wöchentlich werden 50,000, mithin jährlich mehr als 2 1/2
                              Millionen dieser Thierchen aus den Hauptzuchtgegenden Gent, Enkloo, Thielt,
                              Ruysselnde enthäutet nach England geschickt, wo sie bei den Verzehrern fortwährend
                              gute Aufnahme finden, während in Flandern bei dem Preis von 1 1/5–2 Franken
                              für das Stück Mancher sich den Genuß versagen muß. Die Zubereitung und das Färben
                              der Felle beschäftigt in Gent mehr als 2000 Arbeiter; die Ausfuhr der Felle ist seit
                              den wenigen Jahren, wo diese Industrie aufkam, sehr bedeutend geworden, namentlich
                              nach Amerika, Frankreich, Rußland. (Preuß. Handelsarchiv, 1857, Nr. 44.)
                           
                        
                           Das Blei durchbohrende Insecten.
                           Daß das Blei von gewissen Insecten angegriffen wird, ist eine nicht neue, aber auch
                              nicht allgemein bekannte Thatsache. In einer Sitzung des französischen Instituts
                              zeigte Marschall Vaillant ein Paket Patronen vor, deren
                              Kugeln von Insecten durchbohrt waren. Pouillet erinnerte
                              dabei an jene bleierne Terrasse, welche nach Verlauf einer gewissen Zeit von einer
                              Art Fliegen nach allen Richtungen durchfurcht war. Von Dumeril wurde vor etwa 50 Jahren schon eine Familie der Coleopteren
                              (Hartflügler) bezeichnet, deren kräftige Kiefer das Blei leicht angreifen. Audoin zeigte im Jahre 1833 von einem Insecte durchbohrte
                              Bleiplatten; eben solche fanden sich im Hafen von Rochelle. Desmarets fertigte im Jahre 1844 ein Verzeichniß aller Insecten an, welche
                              die Metalle zernagen. Zur selben Zeit fand Dubois in den
                              Stereotyptafeln einer Druckerei nicht nur Löcher, sondern ganze Gänge, die sich
                              nicht auf das Blei beschränkten, sondern sich auch durch die Legirung zogen. (Journal de Chimie médicale, November 1857, S.
                              688.)