| Titel: | Beschreibung der neuen Buchdruckerpresse von J. Tarbox in Providence, Rhode Island. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. VI., S. 10 | 
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                        VI.
                        Beschreibung der neuen Buchdruckerpresse von J.
                              Tarbox in Providence, Rhode Island.
                        Mittheilung aus den Vereinigten
                           Staaten.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Tarbox, neue Buchdruckerpresse.
                        
                     
                        
                           Die Buchdruckerpressen zerfallen in drei Hauptclassen: 1) solche, bei denen das
                              Drucken zwischen zwei flachen Platten geschieht; 2) solche, bei denen die Lettern
                              auf einer flachen Platte sitzen und das Papier durch einen Cylinder gegen dieselben
                              gedrückt wird; und 3) solche, wobei sowohl die Lettern (Form) als das Papier auf
                              Cylindern sitzen.
                           Die hier zu beschreibende Presse gehört zu der ersten Classe. Derartige
                              Buchdruckerpressen werden gewöhnlich durch einen Hebel bewegt, und es ist ziemliche Gewandtheit
                              und Kraft erforderlich, um den dabei nöthigen Druck hervorzubringen. Die älteren
                              Pressen dieses Systems erheischten auch eine besondere Person welche das Schwärzen
                              bewerkstelligte. Die neue Presse wird durch ein Schwungrad getrieben, welches durch
                              verschiedene Hebel die Preßplatte und die Schwärzwalzen in Bewegung setzt.
                           Fig. 15
                              stellt einen Längendurchschnitt der neuen Presse dar, worin die Linie xx, Fig. 16, die
                              Schnittfläche bezeichnet.
                           Fig. 16
                              stellt eine obere Ansicht oder einen Grundriß derselben dar.
                           Gleiche Buchstaben bezeichnen in beiden Figuren gleiche Theile.
                           Auf einer passenden Grundlage A sind zwei Paar Ständer,
                              B u. F, durch Schrauben
                              befestigt. Die Ständer B tragen die Lager der
                              Schwungradachse C; diese Achse theilt mittelst einer
                              Kurbel J und einer Lenkstange I einem Hebel H eine oscillirende Bewegung
                              mit. Die Drehungsachse G dieses Hebels ruht auf den
                              Ständern F. Von diesem Hebel aus wird die Preßplatte M durch eine Lenkstange N,
                              und der Kasten O durch zwei Lenkstangen 6, welche
                              letztere auf der gemeinschaftlichen Achse f aufgesteckt
                              sind, in Bewegung gesetzt. Die Preßplatte und der Schwärzapparat sind an einem
                              Ständer K angebracht, welcher ebenfalls auf der
                              Grundlage A befestigt ist.
                           Die Preßplatte M hängt mit dem Ständer K durch ein Scharnier u
                              zusammen und kann somit auf und ab bewegt werden. Sie besteht aus zwei verschiedenen
                              Platten, von denen die untere fest mit M verbunden, die
                              obere k aber lose ist, und mittelst der Stellschrauben
                              l, l und j verschoben
                              und festgestellt werden kann. Auf der Platte k ist ein
                              Querstück m (das Lineal) angebracht, welches durch in
                              Schlitzen o laufende Schrauben n der Länge nach verschoben werden kann, und das ferner die Federn p trägt, welche das auf die Platte k gegen das Lineal m
                              angelegte Papier während des Auf- und Abbewegens der Preßplatte M am Herabfallen hindern. Ein Kasten U ist in dem Ständer K so
                              angebracht, daß die in jenem Kasten aufgestellten Lettern V in der für die Preßplatte M passenden Lage
                              sind. – Der obere Theil des Ständers K bildet
                              eine Fläche, auf welcher das Vertheilen der Schwärze stattfindet.
                           Der Schwärzapparat besteht aus einem Kasten O, welcher
                              mittelst passender Lappen b und zugehöriger Stifte mit
                              den beiden Lenkstangen e verbunden ist, und die
                              Schwärzwalzen P und Q, Q
                              sowie die Vertheilungswalze R trägt. Am obern Theile des
                              Ständers K ist die Schwärzpfanne S, in welcher sich die Walze T so dreht, daß
                              diese von der Schwärze aufnimmt und den Walzen Q, Q
                              mittheilt. Das Drehen der
                              Walze T und somit das Aufnehmen von Schwärze kann
                              mittelst eines an derselben Achse angebrachten Sperrrades h und eines darin eingreifenden Sperrhakens i
                              eingestellt werden, wenn die Walzen Q genug Schwärze
                              aufgenommen haben. Die Walze T wird gedreht, indem ein
                              Vorsprung c an den Seitenstücken b des Kastens O, die sich in einem Schlitz auf
                              und ab bewegende Achse d des Sperrkegels i trifft. Wenn der Sperrkegel zurückgeschlagen ist,
                              erfolgt keine Drehung der Walze T. Die Walzen Q nehmen die Schwärze von der Walze T ab, und während sie über den flachen Theil des
                              Ständers K hingezogen werden, nehmen sie durch die
                              Reibung eine rollende Bewegung an, welche sich auch der Vertheilungswalze R mittheilt. Die Achse der Walze R ist auf einem Ende mit einem Gewinde g
                              versehen und erlangt dadurch während der Drehung eine Bewegung in der Richtung der
                              Achse, wodurch die Schwärze auf der Oberfläche der Walzen Q und somit auf der Fläche des Ständers K
                              vertheilt wird. Die Walze P nimmt beim Auf- und
                              Abgehen etwas von der so vertheilten Schwärze auf, und führt sie über die Lettern
                              V.
                           Wenn das Schwungrad D gedreht wird, so wird der Kasten
                              O mit seinen Walzen hinaufgezogen und zugleich die
                              Preßplatte M gegen die Lettern angedrückt, wie dieß in
                              punktirten Linien in Fig. 15 gezeigt ist. Der
                              Druck ist sehr kräftig, da die Hebel so angeordnet sind, daß sie im Augenblick des
                              Drückens wie ein Kniehebel auf dem Punkte wirken, wo die Kraft am größten ist.
                           Diese Presse kann durch Wasser- oder Dampfkraft in Bewegung gesetzt oder durch
                              Menschenhände getrieben werden. Bei kleinen Pressen, z. B. für Karten, kann das Drucken mittelst Hin- und Herbewegens des
                              Hebels H allein geschehen; zu dem Ende ist dieser Hebel
                              mit einem Handgriff versehen.
                           Eine solche Presse kann ohne viel Mühe und Kosten hergestellt werden; sie erfordert
                              keine große Kraft zum Treiben, und liefert einen ebenso guten Druck, wie die besten
                              Plattenpressen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
