| Titel: | Ueber rauchverbrennende Feuereinrichtungen bei feststehenden Dampfkesseln und Locomotivkesseln in den Vereinigten Staaten Nordamerika's; von B. Hager. | 
| Autor: | B. Hager | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XXIV., S. 83 | 
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                        XXIV.
                        Ueber rauchverbrennende Feuereinrichtungen bei
                           feststehenden Dampfkesseln und Locomotivkesseln in den Vereinigten Staaten
                           Nordamerika's; von B. Hager.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Hager, über rauchverbrennende Feuereinrichtungen bei
                           Dampfkesseln.
                        
                     
                        
                           1) Feststehende Dampfkessel von Lase und
                                 Soule.
                           Der erste Apparat, welchen Lase und Soule zu Amsterdam im Staate New-York zur Verbrennung des Rauches
                              construirten, bestand aus einer Feuerkammer, von welcher ein fünf Fuß langes und
                              fünf Zoll starkes Ofenrohr den Rauch nach einer Rauchkammer führte. Dort wurde er
                              durch ein geneigtes Blech nach unten gewiesen, während über diesem Blech ein
                              Ventilator in der Rauchkammer arbeitete, welcher einen Theil des Rauches durch ein
                              anderes eben so starkes Rohr zurück unter die Feuerung blies. Ein zweiter Ventilator
                              an derselben Welle schaffte atmosphärische Luft unter den Herd. Diese Einrichtung
                              entsprach jedoch den Erwartungen dieser Mechaniker nicht und sie verbanden deßhalb
                              die Feuer- und Rauchkammer durch acht, je drei Zoll starke Röhren, von denen
                              vier den Rauch fortführten und die vier anderen ihn wieder über das Feuer
                              zurückbrachten. Hierdurch bezweckten sie eine Theilung des Rauches in der
                              Rauchkammer, so daß der schwerere Theil, die Kohlensäure, nach unten geht, während
                              das leichtere Kohlenoxydgas und der Flatterruß nach oben steigt und durch den
                              Ventilator zurück über das Feuer getrieben wird, sich dort mit atmosphärischer Luft
                              mengt und vollständig verbrennt. Dieses Experiment fiel vollkommen befriedigend aus,
                              indem nicht bloß der Rauch größtentheils verbrannte, sondern auch Oel, welches auf
                              die Röhren getröpfelt wurde, eben so schnell auf den rückwärts- als den
                              vorwärtsführenden Röhren verdampfte, ein Beweis, daß bei gewöhnlichen Röhrenkesseln
                              beiläufig die Hälfte der erzeugten Wärme durch den Schornstein unbenutzt entweicht.
                              Auf diese vorläufigen Versuche gestützt, bauten sie einen Kessel, wie ihn Fig. 4 im
                              Durchschnitt durch die Längenansicht des Kessels, Fig. 5 im Durchschnitt
                              durch die Rauchkammer und die Ventilatoren darstellt.
                           Die Feuerkammer B ist, wie bei Phleger's LocomotivkesselPolytechn. Journal Bd. CXLVI S. 5., von allen Seiten mit Wasser
                              umgeben; an ihr ist ein Kohlenbehälter A mit zwei
                              Schiebern M und N zum
                              Einfüllen der Kohlen angebracht, so daß man einfeuern kann, ohne atmosphärische Luft
                              eintreten zu lassen. Unter dem Rost ist zum Herausnehmen der Asche und
                              Feueranbrennen eine luftdicht zu verschließende Oeffnung D angebracht. Der Rauch geht durch die Röhren E nach der Rauchkammer C, wo er durch das sich
                              neigende Blech L nach unten getrieben wird und der
                              schwerere Theil durch die Oeffnung G nach dem
                              Schornstein entweicht, während der leichtere durch den Ventilator H in die Röhren F zurück
                              über das Feuer geblasen wird. Dort wird er mit atmosphärischer Luft, die aus der
                              Röhre I strömt, gemischt und verbrannt.
                           An der Welle des Rauchventilators H sind gleichzeitig
                              zwei kleinere Ventilatoren K angebracht, welche durch
                              die Röhren I und J den
                              Kohlen über und unter dem Herde die zur Verbrennung nöthige atmosphärische Luft
                              zuführen. Um die Rauchkammer ist zum Vorwärmen des Wassers eine doppelte Wand
                              angebracht, so daß auch auf diese Weise der größtmögliche Nutzeffekt erzielt wird.
                              Diese Art Kessel haben den Vorzug, daß sie nicht so lang als solche Kessel gemacht
                              zu werden brauchen, bei denen der Rauch gleich aus der Rauchkammer in den
                              Schornstein entweicht; auch bedürfen sie keines so langen Schornsteins zur
                              Herstellung des Zuges und ergeben durch die Rauchverbrennung eine bedeutende
                              Ersparniß an Brennmaterial.
                           
                        
                           2) Millholland's rauchverbrennender
                                 Locomotivkessel.
                           Um das baldige Ausbrennen der Feuerkasten bei Steinkohlenfeuer zu vermeiden, setzt
                              Millholland einen starken gußeisernen Rahmen als Rostkranz ein, welcher an
                              der Heizröhrenwand 16 Zoll, an den übrigen drei Wänden 9 Zoll breit ist; auf diesem
                              liegen die Roststäbe. Auf diese Weise wird den an den Wänden liegenden Kohlen wenig
                              Luft zugeführt und sie geben deßhalb eine weniger intensive Hitze.
                           Der Kessel Fig.
                                 6 ist, um den Rauch zu verbrennen, in zwei Abtheilungen, D und E, getheilt. Der
                              hintere, dem Feuerkasten A zunächst gelegene Theil D ist 3 Fuß lang und enthält 125 Heizröhren von 2 1/4
                              Zoll Durchmesser; der vordere, an die Rauchkammer C
                              angränzende Theil E ist 6 Fuß 10 Zoll lang und hat 262
                              Heizröhren von 1 1/4 Zoll Stärke. Zwischen diesen beiden Kesselabtheilungen ist eine
                              Rauchverbrennungskammer B von 2 Fuß 2 Zoll Länge
                              angebracht, um welche rundherum ein Wasserraum zur Verbindung des Kessels gelassen
                              ist. Die zum Verbrennen des Rauches nöthige erwärmte atmosphärische Luft wird durch
                              Röhren F zugeführt, welche im breitern Theile des
                              Rostkranzes beginnen und durch die Rohrwand auf dem Boden des Kessels bis in die
                              Rauchverbrennungskammer fortlaufen. Größere Kohlenstückchen, welche durch die Röhren
                              der hintern Abtheilung stiegen, bleiben auf dem Boden der Kammer B liegen, von wo sie durch eine Thür G entfernt werden können. Diese Thür ist so groß, daß
                              ein Mann durch sie steigen und etwa nöthige Reparaturen an den Rohrwänden der
                              Rauchverbrennungskammer B vornehmen kann.
                           Bei diesen Kesseln hat sich eine Brennmaterialersparniß von 25 Proc.
                              herausgestellt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
